Was hat es mit diesem Leben auf sich, wenn Beziehungen zerbrechen, sich Zusammenhänge auflösen und der Einzelne mit Situationen konfrontiert wird, die ihm von Grund auf fremd sind? Immer dann, wenn diese Fragen nach dem eigenen Leben auftreten, kommt die Lebenskunst ins Spiel. Unabhängig von Zeit und Kultur fragen diejenigen nach Lebenskunst, für die sich das Leben nicht mehr von selbst versteht. Sobald der Orientierungsverlust eintritt, setzt die Sinnsuche ein. Bei einer Philosophie der Lebenskunst steht die theoretische Reflexion des Lebens, wie es bewusst gelebt werden könnte, im Mittelpunkt. „Unter Lebenskunst wird grundsätzlich die Möglichkeit und die Anstrengung verstanden, das Leben auf reflektierte Weise zu führen und es nicht unbewusst einfach nur dahingehen zu lassen.“ Dabei besteht die Aufgabe der Philosophie in erster Linie darin, durch Reflektiertheit Möglichkeiten zu eröffnen. Insofern ist die Philosophie der Lebenskunst eine Lebenshilfe. Wer die Frage nach dem Leben stellt, befindet sich auf der Suche nach einer Antwort, die das Lebenkönnen wieder ermöglicht. Die Frage „Was soll ich tun?“ hat hier keinen moralischen, sondern einen existenziellen Charakter. Die Kunst besteht in diesem Fall darin, mit der Fragwürdigkeit zu leben. Noch entscheidender als die Frage nach den Möglichkeiten der Lebensgestaltung ist die Frage, warum es überhaupt Sinn macht, das Leben zu gestalten? Über Sinn und Sinnlosigkeit entscheidet das Individuum selbst. Die antike Philosophie gibt eine Antwort auf die Frage, warum es Sinn macht, das eigene Leben zu gestalten. Der Sinn liegt in der Kürze des Lebens. Das ist das finale Argument der Lebenskunst. Es ist das finale Argument, weil es sich auf das Ende bezieht. Es ist zutiefst menschlich, über den Tod nachzudenken. Der Tod meint das Ende des Lebens, das durch das Sterben eintritt. Allerdings ist sowohl unser persönlicher, wie auch gesellschaftlicher Umgang mit dem Tod ambivalent und geprägt durch Tabuisierungen, Ängste und Verdrängungen. Der Philosophie der Lebenskunst geht es um ein Bewusstsein von der Begrenztheit des Lebens. In der folgenden Arbeit werde ich darstellen, welchen Sinn Wilhelm Schmid dem Tod zuschreibt und dem eine christliche Deutung des Todes gegenüberstellen.
Inhalt
1 Einleitung
2 Wilhelm Schmid und der Tod
2.1 Der Tod in der Bibel
2.2 Die christliche Deutung von Tod und Sterben
2.3 Kritische Würdigung Wilhelm Schmids
3 Abschließende Reflexion
4 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Was hat es mit diesem Leben auf sich, wenn Beziehungen zerbrechen, sich Zusammenhänge auflösen und der Einzelne mit Situationen konfrontiert wird, die ihm von Grund auf fremd sind? Immer dann, wenn diese Fragen nach dem eigenen Leben auftreten, kommt die Lebenskunst ins Spiel. Unabhängig von Zeit und Kultur fragen diejenigen nach Lebenskunst, für die sich das Leben nicht mehr von selbst versteht. Sobald der Orientierungsverlust eintritt, setzt die Sinnsuche ein. Bei einer Philosophie der Lebenskunst steht die theoretische Reflexion des Lebens, wie es bewusst gelebt werden könnte, im Mittelpunkt. „Unter Lebenskunst wird grundsätzlich die Möglichkeit und die Anstrengung verstanden, das Leben auf reflektierte Weise zu führen und es nicht unbewusst einfach nur dahingehen zu lassen.“[1] Dabei besteht die Aufgabe der Philosophie in erster Linie darin, durch Reflektiertheit Möglichkeiten zu eröffnen. Insofern ist die Philosophie der Lebenskunst eine Lebenshilfe. Wer die Frage nach dem Leben stellt, befindet sich auf der Suche nach einer Antwort, die das Lebenkönnen wieder ermöglicht. Die Frage „Was soll ich tun?“ hat hier keinen moralischen, sondern einen existenziellen Charakter. Die Kunst besteht in diesem Fall darin, mit der Fragwürdigkeit zu leben. Noch entscheidender als die Frage nach den Möglichkeiten der Lebensgestaltung ist die Frage, warum es überhaupt Sinn macht, das Leben zu gestalten? Über Sinn und Sinnlosigkeit entscheidet das Individuum selbst.[2] Die antike Philosophie gibt eine Antwort auf die Frage, warum es Sinn macht, das eigene Leben zu gestalten. Der Sinn liegt in der Kürze des Lebens. Das ist das finale Argument der Lebenskunst.[3] Es ist das finale Argument, weil es sich auf das Ende bezieht. Es ist zutiefst menschlich, über den Tod nachzudenken. Der Tod meint das Ende des Lebens, das durch das Sterben eintritt.[4] Allerdings ist sowohl unser persönlicher, wie auch gesellschaftlicher Umgang mit dem Tod ambivalent und geprägt durch Tabuisierungen, Ängste und Verdrängungen. Der Philosophie der Lebenskunst geht es um ein Bewusstsein von der Begrenztheit des Lebens. In der folgenden Arbeit werde ich darstellen, welchen Sinn Wilhelm Schmid dem Tod zuschreibt und dem eine christliche Deutung des Todes gegenüberstellen. Im Mittelpunkt der Untersuchung soll die Frage stehen, ob ein philosophischer Ansatz dazu in der Lage ist, dem Tod einen Sinn geben zu können. Ich werde zeigen, dass der Tod da, wo der Glaube verloren geht und wo die Religion keine Rolle mehr spielt, auch keinen Sinn bekommen kann.
2 Wilhelm Schmid und der Tod
Für Wilhelm Schmid existiert der Tod nicht an sich. Er lebt nur in den Erfahrungen, die mit ihm gemacht wurden und in den Vorstellungen, die sich Menschen von ihm machen. Schmid sieht den Tod unter dem Aspekt der Lebenskunst als Grenze, die dem Leben erst Form und Bedeutung gibt. Ohne diese Grenze wäre das Leben bedeutungslos. Erst der Tod motiviert den Menschen, sich ein schönes und erfülltes Leben zu machen. Erst der Tod gibt dem Leben die existenzielle Form. Ohne den Tod wäre das Leben nicht unser eigenes. Gäbe es den Tod nicht, dann müssten wir selbst eine Grenze für unser Leben ziehen. Wäre da nicht der Tod, dann würden wir laut Schmid das Leben damit zubringen, auf das Leben zu warten, wir würden Dinge immer weiter aufschieben.
Ein weiterer Teil der Lebenskunst besteht darin, an den Tod zu denken. Hierbei geht es nicht darum, den Tod zu begreifen, sondern vielmehr darum, sich den Tod als Grenze bewusst zu machen und das Leben angesichts dieser Tatsache immer wieder neu zu orientieren. Durch das Denken an den Tod hält sich das Selbst den Tod vor Augen, gewöhnt sich an ihn, gewinnt Vertrautheit zu ihm und räumt dem Tod letztlich einen festen Platz im Leben ein. Das Ziel besteht darin, die Angst vor dem Tod zu verlieren und gelassener mit ihm umzugehen. Das Denken an den Tod ist unter dem Aspekt einer reflektierten Lebenskunst als Ermutigung zum Leben zu betrachten. Mit der Lebenskunst geht unabdingbar die Kunst des Sterbens einher. Der Tod gehört zum Leben dazu. Wir verdanken dem Tod unser Leben, so paradox das klingen mag. Erst der Tod macht das Leben fühlbar. Im Gegensatz zu dieser theoretischen Übung des Denken des Todes nennt Schmid als praktische Übung für den Umgang mit dem Tod das „Mitsterben mit Anderen“. Laut Schmid ist diese Erfahrung des Todes mehr, als eine Begleitung des Sterbenden. Es ist, als wäre es der eigene Tod. Das bloße Denken des Todes bleibt wirkungslos, wenn das Selbst den Tod nicht zu spüren bekommt, indem es sich in den anderen einfühlt. Dadurch ordnen sich die Dinge neu. Im Angesicht des Todes gewinnen oder verlieren die Dinge an Bedeutung. Angesichts des Todes stellt sich die Frage, ob es ein schönes und erfülltes Leben war. Dies ist nach Wilhelm Schmid die finale Frage. Der Tote hinterlässt ein Werk, das sein Leben ist. Er hat diese Welt mitgeprägt, selbst dann, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert. Die grundlegende Trias von Geburt, Tod und Erotik, die dazwischen ist, haben nach Schmid angesichts des Todes noch Bedeutung. Geld, Macht und Sex, also die Trias der modernen Gesellschaft, verlieren hingegen an Bedeutung. Der größte Trost angesichts des Todes ist die Geburt eines neuen Menschenlebens.[5] „Der moderne Mensch stirbt in entsetzlicher Einsamkeit, nur für ihn ist der Tod die Grenze des Lebens, nur für ihn markiert der eigene Tod die Eigentlichkeit“[6]. Damit plädiert Schmid an eine Veränderung der herrschenden Haltung, um Sterbende vor einem Tod in Einsamkeit zu bewahren.
[...]
[1] Vgl. Schmid, Wilhelm, Philosophie der Lebenskunst- Eine Grundlegung, 10.
[2] Schmid, Wilhelm, Schönes Leben?, 25.
[3] Ebd., 25.
[4] Oberhammer, Gerhard, Im Tod gewinnt der Mensch sein selbst, 14.
[5] Schmid, Wilhelm, Schönes Leben?, 62-70.
[6] Vgl. Schmid, Wilhelm, Schönes Leben?, 25.
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