Die vorliegende Analyse behandelt die Forschungsfrage, wie es Europas kostengünstigste Discount-Fluggesellschaft Ryanair schafft, durch das Konzept eines einfachen Servicemodells seine Unternehmenskomplexität zu reduzieren und den Geschäftsaufwand möglichst niedrig zu halten.
Durch eine gesamtheitliche Sicht auf die Wertschöpfungsaktivitäten der Fluggesellschaft werden die erheblichen Einsparungspotentiale ersichtlich, die ausgenutzt werden können und einem Billigflieger im Vergleich zu einer traditionellen Service-Airline einen Gesamtkostenvorteil von bis zu 43 % einbringen.
Einsparungspotentiale ergeben sich durch Reduktion der Verwaltungskosten mit der Nutzung des Internets, ticketlosen Online-Buchungen, Beschränkung auf den Direktverkauf und der Zusammenarbeit mit Partnern. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Beschleunigung der Umschlagszeiten der Flugzeuge, die durch die Nutzung weniger frequentierter Flughäfen, Kurzstreckenflüge, freie Platzwahl, Verzicht auf Catering und das Vermeiden von Güterbeförderung sowie Verbindungsflügen begünstigt wird.
Weitere Einsparungen lassen sich durch einen einheitlichen Flugzeugtyp und eine optimale Sitzplatzauslastung realisieren. Wachstum verschafft Ryanair Einkaufsmacht in vielerlei Hinsicht, sei es bei Verhandlungen um günstige Konditionen mit Flughäfen oder dem Flugzeughersteller Boeing. Niedrige Personalkosten sowie Outsourcing-Strategien runden das Sparkonzept ab und erhöhen die Produktivität innerhalb der Fluggesellschaft. Die Reduktion von Vielschichtigkeit bringt daher entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Die Airline-Industrie
1.2. Ryanair
2. Analyse des Effizienzkonzeptes
2.1. Dynamische Flugpreise
2.2. Einsparungen bei Verwaltungskosten
2.2.1. Nutzung des Internets
2.2.2. Keine Tickets und „papierlose Geschäftsführung“
2.2.3. Einheitliche Tarife
2.3. Schnellere Umschlagszeiten
2.3.1. Kostengünstige Flughäfen
2.3.2. Kurzstrecken
2.3.3. Keine Platzkarten
2.3.4. Kein Catering
2.3.5. Keine Verbindungsflüge und keine Luftfracht
2.4. Einsparungen durch Einheitlichkeit
2.4.1. Einheitlicher Flugzeugtyp
2.4.2. Einheitliche Sitzklasse
2.5. Einsparungen durch Wachstum
2.5.1. Einkaufsmacht
2.5.2. Investitionen
2.6. Personalkosten
2.7. Outsourcing
3. Qualität
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
Executive Summary
Die vorliegende Analyse behandelt die Forschungsfrage, wie es Europas kostengünstigste Discount-Fluggesellschaft Ryanair schafft, durch das Konzept eines einfachen Servicemodells seine Unternehmenskomplexität zu reduzieren und den Geschäftsaufwand möglichst niedrig zu halten.
Durch eine gesamtheitliche Sicht auf die Wertschöpfungsaktivitäten der Fluggesellschaft werden die erheblichen Einsparungspotentiale ersichtlich, die ausgenutzt werden können und einem Billigflieger im Vergleich zu einer traditionellen Service-Airline einen Gesamtkostenvorteil von bis zu 43% einbringen.
Einsparungspotentiale ergeben sich durch Reduktion der Verwaltungskosten mit der Nutzung des Internets, ticketlosen OnlineBuchungen, Beschränkung auf den Direktverkauf und der Zusammenarbeit mit Partnern. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Beschleunigung der Umschlagszeiten der Flugzeuge, die durch die Nutzung weniger frequentierter Flughäfen, Kurzstreckenflüge, freie Platzwahl, Verzicht auf Catering und das Vermeiden von Güterbeförderung sowie Verbindungsflügen begünstigt wird.
Weitere Einsparungen lassen sich durch einen einheitlichen Flugzeugtyp und eine optimale Sitzplatzauslastung realisieren. Wachstum verschafft Ryanair Einkaufsmacht in vielerlei Hinsicht, sei es bei Verhandlungen um günstige Konditionen mit Flughäfen oder dem Flugzeughersteller Boeing. Niedrige Personalkosten sowie Outsourcing- Strategien runden das Sparkonzept ab und erhöhen die Produktivität innerhalb der Fluggesellschaft. Die Reduktion von Vielschichtigkeit bringt daher entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Kostenvergleich
(Sutton, Oliver (2003): What makes low-cost carriers low-cost? In: Interavia Business & Technology, Mar/Apr 2003, Vol. 58, Issue 670, p14, 4p: 15)
Abbildung 2: Buchungsprofil eines LCC
(EasyJet: EasyJet Annual report and accounts 2003. In: http://www.easyjet.com/404asp?404;http://www.easyjet.com/en/ about/investorrelations.asp vom 11.05.2004)
Abbildung 3: Diagramm Kostenvorteile
(Sutton, Oliver (2003): What makes low-cost carriers low-cost? In: Interavia Business & Technology, Mar/Apr 2003, Vol. 58, Issue 670, p14, 4p:16)
Abbildung 4: Pünktlichkeitsstatistik
(Ryanair: Customer Service Statistics April 2004: Von 15.254 Ryanair-Flügen waren über 94 % „on time“. In:
http://www.ryanair.com/press/2004/may/cst-de-070504.html vom 07.05.2004)
Abbildung 5: Diagramm Prozentualer Vergleich
(Sutton, Oliver (2003): What makes low-cost carriers low-cost? In: Interavia Business & Technology, Mar/Apr 2003, Vol. 58, Issue 670, p14, 4p:17)
Abbildung 6: Vergleich verschiedener Airlines
(Sutton, Oliver (2003): What makes low-cost carriers low-cost? In: Interavia Business & Technology, Mar/Apr 2003, Vol. 58, Issue 670, p14, 4p:16)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die folgende Analyse behandelt die Forschungsfrage, wie es Europas kostengünstigster Discountflieger Ryanair schafft, durch das Konzept eines einfachen Servicemodells seine Komplexität zu reduzieren und den Geschäftsaufwand möglichst niedrig zu halten. In Zeiten steigender Komplexität kann die Reduktion gewisser Geschäftsabläufe einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz bringen und langfristig das Überleben einer Unternehmung sichern.
Die folgende Arbeit vermittelt eine ganzheitliche Sicht auf die Werterzeugung innerhalb der Niedrigpreis-Fluggesellschaft Ryanair. Auf die Fokussierung nur eines spezifischen Elementes der Wertschöpfungskette wird somit verzichtet. Dies einerseits aufgrund der Aktualität des Themas, denn nur eine Analyse aller Faktoren vermag das Phänomen Billigairline angemessen zu umschreiben. Andererseits wird sich im Folgenden zeigen, dass die Reduktion der Vielschichtigkeit eines Faktors der Wertschöpfungskette die Vereinfachung eines weiteren Faktors mit sich bringt. Insofern kann hier von weitreichenden Synergien zwischen den Wertschöpfungs-elementen gesprochen werden (Koreimann 1990: 283).
1.1. Die Airline-Industrie
Der Billigflieger-Boom in der Flugbranche wird immer stärker. Während traditionelle Airlines wie die Lufthansa, die im weiteren als Full Service Carriers (FSC) bezeichnet werden, mit enormen Einbussen kämpfen, expandieren die Low Cost Carriers (LCC) und nehmen kontinuierlich weitere Ziele in ganz Europa in ihre Flugpläne auf. Die LCC bieten niedrige Flugpreise und haben sämtliche unnötige Serviceleistungen eliminiert. Sie stellen für die FSC eine ernste Bedrohung dar, da diese weder im Preis noch in den Kosten mithalten können.
Durch die LCC sind die europäischen Metropolen zusammengerückt. Fliegen ist nicht mehr nur elitär, sondern für jedermann möglich (T- Online-Studie, 12.05.2004).
Im Folgenden wird der günstigste LCC Ryanair genauer analysiert. Zu einzelnen Aspekten werden Vergleiche mit dem direkten Konkurrenten EasyJet angestellt, der dieselben Kosteneinsparungsmassnahmen verfolgt.
1.2. Ryanair
Ryanair war die erste europäische Fluggesellschaft, die sich auf preisgünstige Flüge auf innereuropäischen Kurzstrecken spezialisierte und hat damit die europäische Flugbranche revolutioniert. Gegründet 1985 in Irland, konnte Ryanair durch die Deregulierung des Flugverkehrs ab 1997 erstmals neue Strecken nach Kontinentaleuropa erschliessen. Eine Expansion nach Deutschland erfolgte im April 1999 mit dem Flughafen Frankfurt-Hahn. Ryanair operiert unter hoch kompetitiven Rahmenbedingungen, dabei sind ihre Preise durchschnittlich 80% niedriger als bei der Lufthansa und 50% niedriger als bei der direkten Konkurrenz EasyJet (Sparaco 2002: 62).
Durch die Kombination aus niedrigen Flugpreisen, hoher Flugfrequenz und bestem Service im Hinblick auf Pünktlichkeit, niedrige Anzahl verloren gegangener Gepäckstücke etc. erfreut sich Ryanair immer grösserer Beliebtheit und verzeichnet in einer außergewöhnlich schlechten Zeit für die Gesamtindustrie ein jährliches Wachstum von ca. 25% (Callaghan, 12.05.2004).
Das Credo „Kein Schnickschnack“ wurde von etablierten Fluggesellschaften zunächst belächelt, später bestaunt und heute oft kopiert. Aber was genau ist Ryanairs Erfolgsrezept? Welche Sparpotentiale nutzt die Airline?
2. Analyse des Effizienzkonzeptes
Bei der Analyse von Ryanairs Geschäftsmodell wird ersichtlich, dass die Fluggesellschaft eine strickte Niedrigkostenpolitik verfolgt. Gespart wird, wo immer es geht. Unnötige und kostenintensive Serviceleistungen wurden abgeschafft, um höchste Effizienz zu gewährleisten. Die Effizienzvorteile werden im Rahmen der niedrigen Flugpreise an die Kunden weitergegeben (Callaghan, 12.05.2004).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 veranschaulicht graphisch die wesentlichen Vorteile, die LCC gegenüber FSC haben anhand einer aktuellen Studie der European Cockpit Association (ECA).
2.1. Dynamische Flugpreise
Die Tarifstruktur ist sehr einfach: je früher man bucht, umso günstiger ist der Preis der Flugtickets, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Preise steigen an, sobald die ersten Sitzplätze verkauft sind. Aufgrund von Testbuchungen wurde ein Durchschnittspreis von 30,50 Euro errechnet (Abb. 2) (Ryanair1, 11.05.2004).
2.2. Einsparungen bei Verwaltungskosten
Verwaltungskosten machen einen enormen Anteil an den Gesamtkosten einer Airline aus. Die Reduktion dieser Kosten lässt sich in vielerlei Hinsicht ermöglichen und ist einer der Hauptwettbewerbsvorteile der LCC im Vergleich zu den FSC.
2.2.1. Nutzung des Internets
Die größte Innovation in der Flugindustrie ist die Distribution von Tickets über das Internet. Das Internet ist der kostengünstigste Vertriebskanal überhaupt. Passagiere können online auf einer zehnsprachigen Website die Flüge buchen. Durch die erweiterte Verfügbarkeit wurde der Ticketverkauf erheblich expandiert und die Distributionskosten gesenkt. Günstige Kurzstreckenflüge bieten sich für den Verkauf über das Internet an, da der Transaktionswert moderat und das Produkt einfach ist (Ghazvinian 2002: 30).
Beschränkung auf Direktverkauf
Durch die Einführung von Internetbuchungen im Januar 2000 konnten Provisionen für Reisebüros und sonstige Absatzmittler umgangen werden. Ryanair hat sich auf den Direktverkauf über Internet und Call Center beschränkt. Der Internetverkauf macht heute 95% aus und spart geschätzte 20 Mio. Euro jährlich, das sind Kosteneinsparungen von 6% der totalen Kosten (Abb. 3).[1] Die günstigsten Flugpreise und Sonderaktionen sind nur über das Internet erhältlich, wodurch sich die Nutzung dieses Mediums noch weiter erhöht.[2] (Ghazvinian 2002: 32).
Zusammenarbeit mit Partnern
Ein weiterer positiver Aspekt der Online-Expansion ist die Zusammenarbeit mit Partnern, die sich die Anzahl der Besucher der Rya- nair.com-Webseite und deren spezielles Profil zu Nutze machen können. Autovermietungen, Reiseversicherungen und andere Firmen haben die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen über die Webseite anzubieten und Ryanairs spezifisches Ziel-Segment, die Budget-Urlauber, zu erreichen. Durch die Kooperationen und den Verkauf von Werbefläche auf der Webseite wird ein jährliches Zusatzeinkommen von fast 100 Mio. Euro generiert (Ray 2003: 19).
2.2.2. Keine Tickets und „papierlose Geschäftsführung“
Das Internet ermöglicht gleichzeitig eine ticketlose Buchung. Jeder Kunde bekommt ausschließlich eine Buchungsnummer, die beim Einchecken bereitgehalten werden muss. Diese Vorgehensweise spart Kosten für die Ausstellung, Versendung, Verarbeitung und Abstimmung sowie Zeit beim Check-In-Prozess.
Als eine Weiterführung der „papierlosen Strategie“ werden an Bord keine Gratiszeitungen verteilt. Informationsbroschüren gibt es ebenfalls nicht. Wer Informationen über die Airline sucht, kann diese ausschließlich über die Webseite beziehen (T-Online-Studie, 12.05.2004).
2.2.3. Einheitliche Tarife
Ryanair gewährt keine Studenten- oder Jugendtarife und reduziert somit die Vielschichtigkeit des Preissystems, was wiederum einen Synergieeffekt auf das Verwaltungssystem hat.
Ein Bonusmeilen-Programm wie bei den FSC üblich, gibt es bei den LCC nicht (T-Online-Studie, 12.05.2004).
2.3. Schnellere Umschlagszeiten
Schnelle Abfertigungen der Flugzeuge tragen erheblich zum effektiven Kostenmanagement bei. Die Umläufe, die ein LCC durch Schnelligkeit gewinnt, sind sehr entscheidend, denn hier werden teure Minuten gespart. Je öfter die Maschinen in der Luft sind, umso mehr Geld verdienen sie, jede Minute am Boden kostet nur. Je schneller die Umschlagzeiten sind, umso höher ist die Produktivität der Maschinen. Bei Ryanair stehen Flugzeuge in der Regel nicht länger als zwanzig Minuten am Gate (T-Online- Reisen, 11.05.2004).
[...]
[1] Bei der Buchung kommen Zusatzkosten auf den Passagier zu: das Call-Center ist kostenpflichtig und bei Buchung mit Kreditkarte, wie sie im Internet ausschließlich möglich ist, fällt eine Bearbeitungsgebühr an; die Flugpreise sind selbst bei Berücksichtigung der Gebühr immer noch die günstigsten.
[2] EasyJets Taktiken, um Buchungen im Internet zu fördern: Rabatte von € 7 bei Online-Buchung; Buchungen weit im voraus sind nur online möglich, Telefonbuchungen sind auf zwei Wochen vor Abflug limitiert (Ray 2003: 20).
- Quote paper
- Julia Hillebrandt (Author), 2004, Komplexitätsreduktion in internationalen Supply Chains, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94010
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