Weimar gilt heute als Kulturstadt Thüringens sowie Deutschlands. Die Stadt wird in Verbindung mit Goethe und Schiller betrachtet, sie gilt als „Stadt der Dichter und Denker“. Allerdings wird sie ebenso mit grausigen Verbrechen verbunden, welche auf dem Ettersberg, innerhalb des Konzentrationslager Buchenwald, stattfanden. Heute ist das ehemalige Konzentrationslager eine Gedenkstätte, welche besichtigt werden kann und ein ständiges Mahnmal darstellt.
Innerhalb dieser Arbeit „Das Konzentrationslager Buchenwald und die Stadt Weimar“ möchte ich darstellen, wie sich das Konzentrationslager in die Infrastruktur seiner Umwelt einbettet, wie sich Stadt und Lager gegenseitig durchdringen und wie das Lager innerhalb der Gesellschaft akzeptiert wird.
1 Einleitung
Weimar gilt heute als Kulturstadt Thüringens sowie Deutschlands. Die Stadt wird in Verbindung mit Goethe und Schiller betrachtet, sie gilt als „Stadt der Dichter und Denker“. Allerdings wird sie ebenso mit grausigen Verbrechen verbunden, welche auf dem Ettersberg, innerhalb des Konzentrationslager Buchenwald, stattfanden. Heute ist das ehemalige Konzentrationslager eine Gedenkstätte, welche besichtigt werden kann und ein ständiges Mahnmal darstellt.
Innerhalb dieser Arbeit „Das Konzentrationslager Buchenwald und die Stadt Weimar“ möchte ich darstellen, wie sich das Konzentrationslager in die Infrastruktur seiner Umwelt einbettet, wie sich Stadt und Lager gegenseitig durchdringen und wie das Lager innerhalb der Gesellschaft akzeptiert wird.
2 Die Geschichte Weimars zwischen 1920 und 1937
Innerhalb Weimars bildeten sich in den 1920er Jahren erste völkisch und nationalistisch agierende Gruppen. Als Gegenzug dazu entwickelte sich ein Ort für Intellektuelle aus ganz Deutschland, was nicht zuletzt daher rühmt, dass der Goethe – Kult seit 1885 blühte. Die Bürger und Besucher der Stadt sahen Weimar als einen „deutschen“ oder „germanischen“ Ort an. Nach den traumatischen Erlebnissen des Ersten Weltkrieges suchten die Bürger Weimars nach politischen Alternativen und Auswegen, welche sie aus der bedrohlich empfundenen Situation herausholen sollten. Dies führte dazu, dass eine breite Toleranz für konservative und völkische Ideologien entstand: „Weimar war zwischen 1918 und 1933 und darüber hinaus Bühne und Ort politischen Handelns zugleich“[1].
Die Integration nationalsozialistischen Gedankengutes innerhalb Weimars verlief reibungslos. Ab März 1930 wurden die ersten „Gleichschaltungsmaßnahmen“ unter Wilhelm Frick, Thüringer Innen- und Volksbildungsminister, begonnen, welche später Vorbild für die „Gleichschaltung“ im Reich dienen sollte.
Im Sommer 1932 fand in Weimar eine „vorgezogene Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten statt, welche innerhalb der Bevölkerung geduldet und akzeptiert wurde. Ab 1937 wurde Weimar zur nationalsozialistischen Kultstätte umgestaltet, selbst Hitler besuchte den Ort mehr als vierzig Mal. Das NS – Regime befand sich in Thüringen, als auch in Deutschland auf dem Höhepunkt der Integration, wodurch ein Umbau zum NS – Staat immer näher rückte.
Im selben Jahr nahm auch das Konzentrationslager Buchenwald seinen Betrieb auf. In ursprünglicher Form sollte dieses „K. L. Ettersberg“ genannt werden, jedoch wurde hiergegen Einspruch erhoben, weil „[...] Ettersberg mit dem Leben des Dichters Goethe im Zusammenhang steht“[2]. Am 28. Juli 1937 wurde das Lager aus diesem und anderen Gründen in „K. L. Buchenwald“ umbenannt. Dies allerdings blieb der einzige Einspruch von Seiten der Bevölkerung gegenüber der Inbetriebnahme des Lagers.
2.1 1937: Der Bau des Konzentrationslagers Buchenwald
Im Juli 1937 wurde die Rodung des Waldes am Nordhang des Ettersberges vorgenommen, um mit dem Bau des Lagers zu beginnen. Der Ettersberg war schon immer ein beliebtes Ausflugsziel der Weimarer Bürger; Herzogin Anna Amalia besaß dort einen Sommersitz, Jugendstücke von Goethe wurden an diesem Ort aufgeführt. Das Konzentrationslager Buchenwald wurde ebenfalls in diesem populären und beliebtem Stück Natur errichtet.
Das Konzentrationslager Buchenwald ist neben dem „Sammellager Nohra“ und dem Konzentrationslager Bad Sulza das dritte errichtete Konzentrationslager in Thüringen. Mitte Juli des Jahres 1937 wurden die ersten Häftlinge nach Buchenwald gebracht, es waren 149 Gefangene aus dem KL Sachsenhausen. Im August des selben Jahres befanden sich im Lager mehr als 1.000 Häftlinge, am Ende des Jahres waren es mehr als 2.500 Gefangene. Das Lager wurde ursprünglich für 8.000 Häftlinge errichtet.
Von Beginn an sollte das KZ Buchenwald den Wirtschaftsbestrebungen der SS dienen. Häftlinge mussten Arbeitseinsätze verrichten, was zu Anfang nur dazu diente, das Lager zu errichten oder in den SS – Lagerwerkstätten zu arbeiten. Doch ab Kriegsbeginn litten die Häftlinge unter dem Vernichtungsdruck des Aufsichts- und Wachpersonals im Lager.
Für die Bürger Weimars oder andere Besucher des Ettersberges war das Konzentrationslager Buchenwald nur in bestimmten Bereichen zugänglich. Vor allem der Stacheldrahtzaun war eine deutliche Grenze zwischen Lager und Umwelt, dieser war elektrisch geladen und alle 75 Meter erhob sich ein Wachturm, „[...] welcher mit einem schwenkbaren Maschinengewehr versehen war“[3]. Der Zugang in das Konzentrationslager wurde genau geregelt, nur in Ausnahmefällen und nur in Begleitung der SS wurde dieser gewährt.
3 Beziehungen zwischen der Stadt Weimar und dem Konzentrationslager Buchenwald
3.1 Der wirtschaftliche Sektor
Schon unmittelbar nach der Gründung des Konzentrationslagers Buchenwald bemühten sich Weimarer Firmen um Kontakt zum Lager, allerdings wurde darin nur der wirtschaftliche Nutzen gesehen und für viele Arbeitgeber war das KL Buchenwald nur ein weiterer Kunde. Jedoch gab es wenige Ausnahmefälle; einige Firmen wollten keine Geschäftsbeziehungen zum Lager aufbauen. Die Wirtschaft in Weimar beschränkte sich, anders als in umliegenden Städten wie etwa Jena oder Erfurt, lediglich auf bauliche Maßnahmen innerhalb der Stadt; der Fremdenverkehr erlebte einen Höhepunkt.
Die Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald wurden zum Arbeitseinsatz gezwungen, beispielsweise in der Rüstungsindustrie und innerhalb Weimarer Behörden. Berührungsängste seitens Weimarer Bürger existierten dabei nicht: „Sie erkannten bald die großen wirtschaftlichen Vorteile, die der Einsatz von Häftlingen mit sich brachte“[4], denn Arbeiter aus dem Lager waren billige Arbeitskräfte, welche nur einen geringen Lohn erhielten und keinerlei Nebenkosten, wie etwa Versicherungen für den Arbeitgeber verursachten. Man könnte als Fazit in Erwähnung ziehen, dass die Arbeitseinsätze der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald bis März 1945 für die Stadt Weimar von hoher wirtschaftlicher Bedeutung war. Nun lässt sich feststellen, dass innerhalb dieser Zwangarbeit soziale Kontakte zwischen Weimarer Bürgern und Häftlingen des Lagers entstanden sind, zumal Weimarer Arbeiter mit Häftlingen zusammen arbeiteten oder diese in ihre Arbeit einwiesen. Des weiteren konnten Bürger der Stadt die Gefangenen bei ihren Einsätzen innerhalb Weimars beobachten, dies war die erste direkte Konfrontation mit dem Konzentrationslager Buchenwald. Es ist aufzuzeigen, dass in keinem anderen Bereich der Beziehung zwischen der Stadt Weimar und dem Konzentrationslager Buchenwald eine größere gegenseitige Durchdringung erfolgte wie in diesem Sektor.
[...]
[1] Schley, Jens: Nachbar Buchenwald: die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937 – 1945 / Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 1999, S. 12
[2] Schley, Jens: Nachbar Buchenwald: die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937 – 1945 / Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 1999, S. 21
[3] Schley, Jens: Nachbar Buchenwald: die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937 – 1945 / Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 1999, S. 34
[4] Schley, Jens: Nachbar Buchenwald: die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937 – 1945 / Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 1999, S. 70
- Citation du texte
- Franziska Schau (Auteur), 2007, Das Konzentrationslager Buchenwald und die Stadt Weimar im Zeitraum zwischen 1937 - 1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93752
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