Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit soll das (Menschen-) Recht auf Selbstbestimmung der Völker sein. Dieses hat in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren, wurde es doch von einem lediglich politisch-moralischen Prinzip in den internationalen Beziehungen zu einem anerkannten und kodifizierten Recht, für dessen Durchsetzung sich die Vereinten Nationen seit ihrem Bestehen mit beachtlichem Nachdruck einsetzen. Wurde das Recht in der Fachliteratur und im Rechtsverständnis zunächst nur als Anspruch auf politische Selbstbestimmung der von den europäischen Kolonialmächten unterdrückten Völker angesehen , änderte sich diese Auffassung in den siebziger Jahren nach dem Abschluss der Entkolonisierung dahingehend, dass nun auch andere Volksgruppen unter Umständen als Träger dieses Rechts gesehen werden, was jedoch zu einer Vielzahl von sicherheitspolitischen Problemen führt.
Es soll versucht werden, diesen Entwicklungsprozess einschließlich seines künftigen Verlaufes kurz zu skizzieren. Dabei werden auch die sich aus dem Verrechtlichungsprozess ergebenden Probleme, insbesondere im Hinblick auf Minderheiten, thematisiert und deren Lösungsansätze erfasst. Ausgangspunkt der Untersuchung wird dabei der vor dem Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen (IGH) verhandelte Ost-Timor-Fall zwischen Portugal und Australien sein, welcher zur weiteren Stärkung des Selbstbestimmungsrechts der Völker einen entscheidenden Beitrag leistete. Von ihm und von den mit ihm in Verbindung stehenden Rechtsfällen sowie von Meinungen renommierter Völkerrechtler ausgehend soll versucht werden, eine völkerrechtliche Tendenz bzgl. des Selbstbestimmungsrechts zu erkennen und diese zu bewerten. Damit stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich aus diesem Prozess ergeben und ob das eigentliche und ursprüngliche Ziel dieses Rechtsguts, nämlich die völlige Selbstbestimmung eines jeden Volkes, dadurch erreicht werden kann und vor allem, ob dies tatsächlich sinnvoll ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Selbstbestimmungsrecht der Völker
- Definition
- Der Ost-Timor-Fall vor dem IGH
- Bedeutung des Urteils im Kontext der bisherigen völkerrechtlichen Entwicklung
- Probleme des Selbstbestimmungsrechts und künftige Entwicklung
- Das äußere Selbstbestimmungsrecht
- Das innere Selbstbestimmungsrecht
- Konsequenz - Reformbedürftigkeit des IGH-Verfahrens?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Selbstbestimmungsrecht der Völker und analysiert dessen Bedeutung im internationalen Rechtssystem. Sie konzentriert sich auf den Ost-Timor-Fall vor dem Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen (IGH), der eine entscheidende Rolle bei der Stärkung dieses Rechts spielte.
- Entwicklung des Selbstbestimmungsrechts der Völker
- Der Ost-Timor-Fall vor dem IGH und seine Bedeutung für die völkerrechtliche Entwicklung
- Probleme des Selbstbestimmungsrechts, insbesondere im Hinblick auf Minderheiten
- Lösungsansätze und zukünftige Entwicklung des Selbstbestimmungsrechts
- Relevanz des IGH-Verfahrens für die Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Selbstbestimmungsrecht der Völker als Untersuchungsgegenstand vor und skizziert dessen Entwicklung von einem politischen Prinzip zu einem völkerrechtlich kodifizierten Recht. Dabei werden auch die sich aus der Verrechtlichung ergebenden Probleme, insbesondere im Hinblick auf Minderheiten, angesprochen.
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker
Definition
Dieser Abschnitt definiert das Selbstbestimmungsrecht der Völker als ein Gruppenrecht, das die Voraussetzungen für die Verwirklichung individueller Menschenrechte schafft.
Der Ost-Timor-Fall vor dem IGH
Dieser Abschnitt fasst den Sachverhalt des Ost-Timor-Falls vor dem IGH zusammen. Er beschreibt die Geschichte Ost-Timors als portugiesische Kolonie, den Einmarsch Indonesiens, die Resolutionen der Vereinten Nationen und die Annektierung Ost-Timors durch Indonesien.
Probleme des Selbstbestimmungsrechts und künftige Entwicklung
Das äußere Selbstbestimmungsrecht
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem äußeren Selbstbestimmungsrecht, das die Möglichkeit beinhaltet, einen eigenen Staat zu gründen.
Das innere Selbstbestimmungsrecht
Dieser Abschnitt diskutiert das innere Selbstbestimmungsrecht, das sich auf die Selbstverwaltung innerhalb eines Staates bezieht.
Konsequenz - Reformbedürftigkeit des IGH-Verfahrens?
Dieser Abschnitt analysiert die Konsequenzen der völkerrechtlichen Entwicklung des Selbstbestimmungsrechts und beleuchtet die Reformbedürftigkeit des IGH-Verfahrens.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, dem Ost-Timor-Fall, dem Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen (IGH), der UN-Charta, dem Völkerrecht, der Dekolonisierung, Minderheiten, der Selbstverwaltung und der Staatsbildung.
- Quote paper
- Sebastian Leuschner (Author), 2007, Das Selbstbestimmungsrecht der Völker unter besonderer Berücksichtigung des Ost-Timor-Falls vor dem Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93738