INHALT:
1 INHALT 3
2 Textkritik 4
3 Entstehungsgeschichte des Textes 9
3.1 Literarkritik 9
3.1.1 Kontextkritik 9
3.1.2 Kohärenzkritik 9
3.2 Überlieferungskritik 10
3.3 Quellen- und Redaktionskritik 10
3.3.1 Synoptischer Vergleich zur Matthäus-Parallele 10
3.3.2 Synoptischer Vergleich zur Markus-Parallele: 12
3.3.3 Insgesamt redaktionsgeschichtliche Aspekte 13
4 Formales und inhaltliches Vorgaben-Repertoire des Textes 14
4.1 Form- und Gattungskritik 14
4.1.1 Gliederung 14
4.1.2 Stilistische Merkmale 14
4.1.3 Sprachebene 14
4.1.4 Gattung 15
4.1.5 Gesamtformkritische Aspekte 15
4.2 Traditionskritik 16
4.2.1 Der Arzt und der Kranke 16
4.2.2 „Jesus als Gast“ 17
4.2.3 Tischgemeinschaft 17
5 Klärung von Einzelaspekten 19
5.1 Begriffe 19
5.1.1 Nachfolge 19
5.1.2 Umkehr 20
5.1.3 Murren 20
5.2 Sachfragen 21
5.2.1 Levi als „Zolleinnehmer“ 21
5.2.2 Pharisäer 21
5.2.3 Schriftgelehrte 22
6 Deutende Zusammenfassung der Ergebnisse der Exegese (Historische Sinnbestimmung) 22
6.1 Bestimmung der grundlegenden inhaltlichen Aussagen 22
6.2 Bestimmung der Intention des Textes 23
7 Literaturverzeichnis 26
1 INHALT
2 Textkritik
3 Entstehungsgeschichte des Textes
3.1 Literarkritik
3.1.1 Kontextkritik
3.1.2 Kohärenzkritik
3.2 Überlieferungskritik
3.3 Quellen- und Redaktionskritik
3.3.1 Synoptischer Vergleich zur Matthäus-Parallele
3.3.2 Synoptischer Vergleich zur Markus-Parallele:
3.3.3 Insgesamt redaktionsgeschichtliche Aspekte
4 Formales und inhaltliches Vorgaben-Repertoire des Textes
4.1 Form- und Gattungskritik
4.1.1 Gliederung
4.1.2 Stilistische Merkmale
4.1.3 Sprachebene
4.1.4 Gattung
4.1.5 Gesamtformkritische Aspekte
4.2 Traditionskritik
4.2.1 Der Arzt und der Kranke
4.2.2 „Jesus als Gast“
4.2.3 Tischgemeinschaft
5 Klärung von Einzelaspekten
5.1 Begriffe
5.1.1 Nachfolge
5.1.2 Umkehr
5.1.3 Murren
5.2 Sachfragen
5.2.1 Levi als „Zolleinnehmer“
5.2.2 Pharisäer
5.2.3 Schriftgelehrte
6 Deutende Zusammenfassung der Ergebnisse der Exegese (Historische Sinnbestimmung)
6.1 Bestimmung der grundlegenden inhaltlichen Aussagen
6.2 Bestimmung der Intention des Textes
7 Literaturverzeichnis
8 Hinweis in eigener Sache
2 Textkritik
Zur textkritischen Untersuchung von Lukas 5, 27-32 lagen folgende Übersetzungen vor:
- Luther-Übersetzung von 1984 (LU)
- Revidierte Elberfelder Bibel (EB)
- Übersetzung nach Walter Grundmann (WG)
- Übersetzung nach Adolf Schlatter (AS)
- Übersetzung nach Wilhelm Herbst (WH)
In den Übersetzungen kommt es zu einigen Unterschieden, die im Nachfolgenden versweise herausgearbeitet werden:
Die Berufung des Levi und das Mahl mit den Zöllnern (nach LU)
5,27 Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!
5,28 Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.
5,29 Und Levi richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Haus, und viele Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch.
5,30 Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum eßt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?
5,31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.
5,32 Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.
Vers 27:
Während der Text in den ersten drei Übersetzungen mit “Und danach...” beginnt, schreibt AS “Und hernach...”, was lediglich ein altes Wort für danach ist und keine andere Übersetzung darstellt.
LU und WG schreiben, daß Jesus Levi am “Zoll” sitzen sah, EB schreibt von “Zollhaus”, AS von “Zollhütte”. Nur bei AS heißt die nachfolgende Aufforderung kurz und prägnant: “Folge mir”, während LU, EB, WG von “Folge mir nach” sprechen.
Bei WH fehlt zu Beginn des Textes das “Und...”, welches in den anderen Übersetzungen die Überleitung von der Geschichte der Heilung eines Gelähmten verstärken läßt. WH fügt einen Relativsatz ein, „als er einmal ausging”, wobei dieser Zusatz einmal als erklärende Ergänzung in Klammern angefügt begegnet. WH spricht von einer Zollstätte und die Aufforderung ist mit AS identisch: “Folge mir”. WH bildet verstärkt kurze Sätze. Alle Übersetzungen schreiben in der Vergangenheitsform.
Vers 28:
Vers 28 ist in den Übersetzungen nach LU, EB, WG und AS identisch, bis auf den Unterschied, daß AS erneut nicht von nachfolgen spricht, sondern von folgen: “...und folgte ihm.”
WH verzichtet zu Satzbeginn erneut auf das verbindende “Und...”. Während er im Gegensatz zu den anderen Übersetzern im vorigen Vers ebenso wie AS nicht von “nachfolgen” spricht, übersetzt er hier jedoch wie LU, EB, WG und AS: “...und folgte ihm nach.”
Vers 29:
In allen fünf Übersetzungen wird am Satzbeginn das überleitende “Und...” verwendet. Die Übersetzungen hinsichtlich auf das Zubereiten des Mahles durch Levi ist different: LU übersetzt “ein großes Mahl zurichten”, EB übersetzt “ein großes Mahl machen”, WG bietet “ein großes Gastmahl bereiten”, AS übersetzt “ein großes Mahl machen”, ebenso wie EB, und WH übersetzen “ein großes Gastmahl veranstalten”. In allen untersuchten Übersetzungen wird “ihm”, also Jesus, das Mahl zubereitet und es wird im Haus des Levi zubereitet. Ebenfalls in allen Übersetzungen sind Zöllner anwesend, wobei die Menge der Anwesenden unterschiedlich angegeben wird. LU spricht von “vielen”, EB, WG und WH von einer “großen Menge”, während AS von einer “großen Schar” spricht. Bei LU und EB sind auch “andere(r)” dabei, während WG, WH und AS näher beschreiben mit “andere Leute”. LU, EB und WH sprechen im nachfolgenden im Singular, d.h. daß die Zöllner und anderen mit “ihm” zu Tisch saßen, bezugnehmend auf Jesus, während die anderen Übersetzungen von „mit ihnen zu Tisch saßen“ sprechen, somit auf Jesus und Levi Bezug genommen wird. In LU und WH wird an einem Tisch “gesessen”, in EB, WG und AS am Tisch “gelegen”, welches nicht unbedingt ein Widerspruch darstellen muß, denn man kann ja auch liegend essen.
Vers 30
In LU, EB und WG wird jeweils von den Pharisäern und “ihren” Schriftgelehrten gesprochen, während AS von Schriftgelehrten allgemein spricht und den Artikel nicht gebraucht. WH verwendet den Begriff der Schriftgelehrten ebenfalls allgemein, wobei er ein in Klammern gesetztes “besonders” voranstellt, also dadurch die Betonung auf die Schriftgelehrten legt, die sich hier gegen Jesus auflehnen.
WH spricht hier in einer älteren Sprache, die Pharisäer und (besonders) die Schriftgelehrten “hielten sich vor seinen Jüngern auf...”. Lediglich bei EB murrten die Pharisäer und Schriftgelehrten “gegen seine Jünger”; hier ist das gegen seine Jünger direkt hinter das Verb gesetzt, während in den anderen Übersetzungen die Personengruppe der Jünger, an die sie sich wenden, an das Ende des Satzes gesetzt ist, was dadurch nicht so eindrücklich erscheint.
Die nachfolgende wörtliche Rede “Warum eßt und trinkt ihr mit Zöllnern und Sündern?” ist in LU, EB, WG und AS identisch, wobei in WG “...und Sündern” in Klammern setzt. In diesen Übersetzungen ist sie als Frage formuliert, bei WH als Ausruf. In WH ist sie empörend formuliert, als könnten die Pharisäer und Schriftgelehrten es nicht fassen und es sei etwas völlig unmögliches: “Wie könnt ihr mit Zöllnern und Sündern essen und trinken!”; dies klingt in den anderen Übersetzungen nicht ganz so hart.
Vers 31
Dieser Vers ist in allen Übersetzungen nahezu identisch. Lediglich das “nicht” ist entweder im Satz eingebaut, steht am Anfang oder am Ende. AS spricht nicht von Kranken, sondern von denen, denen es „schlimm“ geht.
Vers 32
Auch der letzte Vers ist in allen Übersetzungen nahezu identisch. Außer in LU wird der Satz mit einer Negation begonnen „Nicht bin ich gekommen...; ich bin nicht gekommen...”. In allen Übersetzungen werden die Sünder zur Buße gerufen, bis in WG. In dieser Übersetzung wie in WH werden sie zur Umkehr gerufen.
Gesamtkritische Beurteilung
Die untersuchten Übersetzungen sind von ihrem Umfang annähernd identisch. Lediglich WH fügt an zwei Stellen Zusätze in Klammern ein. Es läßt sich daher im Rahmen des Kriteriums der kürzeren Lesart[1] somit nicht darauf schließen, bei einer der Übersetzungen näher an der Urgestalt zu sein.
Alle Übersetzungen sind auch im Hinblick der Texte, die die hier zu behandelnde Perikope nach vorne und nach hinten rahmen, und zwar der Heilungsgeschichten und was danach kommt, nämlich der Fastenfrage, identisch. So stehen alle in einem inhaltlichen kontextuellen Zusammenhang, so daß auch in diesem Kriterium des Zusammenhangs[2] keine Unterschiede zu erkennen sind.
Vielfach handelt es sich um Übersetzungsvarianten, wie z.B. die Unterschiede in den Übersetzungen an folgenden Stellen:
- Vers 27 „Und danach...“ / „Und hernach...“.
- Vers 27: „Zoll“ / „Zollhaus“ / „Zollhütte“.
- Vers 27: „Folge mir“ / „Folge mir nach“.
- Vers 28: Begriff des „Nachfolgens“ wie in Vers 27.
- Vers 29: „Mahl zurichten“ / „Mahl machen“ / „Gastmahl bereiten“ etc.
- Vers 29: „viele“ / „große Menge“ / „große Schar“.
- Vers 29: „am Tisch gelegen“ / „am Tisch gesessen“.
- Vers 31: „Nicht“ an verschiedener Stelle, Satzbau unterschiedlich.
- Vers 32: „µetanoia = metanoia“. Das griechische Wort kann mit Umkehr, Bekehrung, Buße übersetzt werden[3]. Wie in der verskritischen Untersuchung oben bereits angeführt, wird in WG und WH Umkehr übersetzt, in den anderen Übersetzungen mit Buße. Ich halte dies ebenfalls für eine Übersetzungsvariante, wobei in unserem Sprachverständnis „Umkehr“ wohl eher ganzheitlicher verstanden und „Buße“ manchmal als nur innerlich mißverstanden wird.
Die vorliegenden Übersetzungen lassen nicht in der Weise Unterschiede erkennen, die die eine oder andere Übersetzung näher an den Wortlaut des Urtextes herankommen lassen. Ich werde, auch aufgrund der fehlenden Griechischkenntnisse, für die Exegese die Elberfelder Übersetzung zugrunde legen, da sie bekanntlich besonders nah am Grundtext übersetzt wurde. Auch wenn in Vers 32 „metanoia“ mit „Buße“ übersetzt wird, werde ich in meinen Untersuchungen auch häufig den Begriff der „Umkehr“ verwenden.
3 Entstehungsgeschichte des Textes
3.1 Literarkritik
3.1.1 Kontextkritik
Ebenso wie Matthäus und Markus schließt sich die Erzählung der Berufung des Levi an die Wundergeschichte von der Heilung des Gelähmten an. Durch den überleitenden Wortlaut „Und danach ging er hinaus“ läßt sich schlüssig der Beginn eines neues Abschnitts, einer neuen Handlung ersehen. Die Erzähleinheiten sind eng miteinander verknüpft und lassen den Eindruck einer Ereignisabfolge entstehen. Das „danach“ zu Beginn der Perikope stellt eine Verbindung zu der vorigen Heilungsgeschichte dar[4]. Und nach hinten folgt eine weitere Streitfragenperikope, die Perikope der Frage nach dem Fasten und der Sabbatfrage.
3.1.2 Kohärenzkritik
Jeder Satz fängt mit „Und...“ an, so daß nicht nur am Anfang eine Überleitung zu der vorigen Geschichte stattfindet, sondern ebenso in jedem Satz zu dem vorigen. Es ist somit eine Einheitlichkeit zu erkennen. Der Text ist inhaltlich schlüssig. Es finden Dialoge statt, Fragen werden gestellt, und Antworten werden gegeben.
Man kann zu der Vermutung kommen, daß Levi dadurch, daß er in seinem Haus ein großes Mahl gibt, doch nicht alles aufgibt und Jesus vorbehaltlos nachfolgt und hierin ein Widerspruch begründet liegt. Denn dadurch, daß er „alles“ aufgibt, gibt er nicht nur den Ort seiner Berufsausübung auf, sondern prinzipiell seine bisherige Existenz. Nach Schneider liegt darin jedoch kein Widerspruch vor, da er der Ansicht ist, daß man das Mahl auch als Abschiedsmahl mit seinen Freunden auffassen kann[5].
Im Satzbau und Handlungsverlauf sind keine Brüche zu ersehen, der Sprachgebrauch ist einheitlich. Das bedeutet, daß eine in sich geschlossene Erzählung vorliegt, die man als in dieser Form tradiert annehmen kann.
[...]
[1] Vgl. Berg, Horst-Klaus, Ein Wort wie Feuer, Seite 45.
[2] A.a.O.
[3] Diesen Hinweis verdanke ich Prediger Dirk Arning, Hildesheim.
[4] Vgl. Ernst, Josef, Das Evangelium nach Lukas, S. 152 Abschn. I.
[5] Vgl. Schneider, Gerhard, Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum NT, S. 136.
- Citation du texte
- Jörg Peters (Auteur), 1997, Exegese zu Lukas 5, 27-32 (Berufung des Levi), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93734
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