Bildung ist in Deutschland in den Mittelpunkt des politischen und medialen Interesses gerückt, es werden jedoch meist die Schwachstellen des Bildungssystems thematisiert. Um diese besser zu begreifen und in den internationalen Vergleich zu stellen, wurde 2000 erstmals PISA (Programme for International Student Assessment) zur internationalen Evaluation und zum Vergleich von Bildung eingeführt. Da Deutschland bei dieser Studie unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, ist seitdem der Begriff „PISA“ ähnlich negativ konnotiert wie das Unwort des Jahres 2004 „Humankapital“ – ebenfalls ein Bildungsbegriff. Seitdem scheint es eine Inflation an Evaluationen von PISA-E (Vergleich der Bundesländer) über IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) zu TIMMS (Trends in Mathematics and Science Study) zu geben.
Wichtig ist nun, den Blick auf die Hintergründe und Ursachen des schlechten Abschneidens Deutschlands zu richten und die Frage nach der Verteilung von Bildungschancen aufzuwerfen. Trotz (oder gerade wegen) des dreigliedrigen Schulsystems in Deutschland herrscht eine Bildungsungleichheit unter deutschen Schülern vor. Die Frage der Rolle der sozialen Herkunft auf die Bildungsungleichheit ist noch nicht eindeutig geklärt. Wie diese zustande kommt und wo die Schwachstellen des deutschen Bildungssystems sind, haben Becker und Schubert in einer Längsschnittuntersuchung mit dem Titel Intergenerationale Transmission von ökonomischem, sozialem und kulturellen Kapital für den Schulerfolg analysiert. Ich werde die Kernaussagen dieser Untersuchung kurz zusammenfassen und davon ausgehend untersuchen, was sich im Hinblick auf PISA und IGLU 2003 geändert hat und ob Bildungsungleichheiten bzw. deren Ursachen abgebaut werden konnten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kernaussagen Becker und Schuberts
3. PISA und IGLU 2000/ 2003 – was hat sich geändert?
4. Fazit
5. Quellenverzeichnis
5.1 Literaturverzeichnis
5.2 Internetquellen:
1. Einleitung
Bildung ist in Deutschland in den Mittelpunkt des politischen und medialen Interesses gerückt, es werden jedoch meist die Schwachstellen des Bildungssystems thematisiert. Um diese besser zu begreifen und in den internationalen Vergleich zu stellen, wurde 2000 erstmals PISA (Programme for International Student Assessment) zur internationalen Evaluation und zum Vergleich von Bildung eingeführt. Da Deutschland bei dieser Studie unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, ist seitdem der Begriff „PISA“ ähnlich negativ konnotiert wie das Unwort des Jahres 2004 „Humankapital“ – ebenfalls ein Bildungsbegriff. Seitdem scheint es eine Inflation an Evaluationen von PISA-E (Vergleich der Bundesländer) über IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) zu TIMMS (Trends in Mathematics and Science Study) zu geben.
Wichtig ist nun, den Blick auf die Hintergründe und Ursachen des schlechten Abschneidens Deutschlands zu richten und die Frage nach der Verteilung von Bildungschancen aufzuwerfen. Trotz (oder gerade wegen) des dreigliedrigen Schulsystems in Deutschland herrscht eine Bildungsungleichheit unter deutschen Schülern vor. Die Frage der Rolle der sozialen Herkunft auf die Bildungsungleichheit ist noch nicht eindeutig geklärt. Wie diese zustande kommt und wo die Schwachstellen des deutschen Bildungssystems sind, haben Becker und Schubert in einer Längsschnittuntersuchung mit dem Titel Intergenerationale Transmission von ökonomischem, sozialem und kulturellen Kapital für den Schulerfolg[1] analysiert. Ich werde die Kernaussagen dieser Untersuchung kurz zusammenfassen und davon ausgehend untersuchen, was sich im Hinblick auf PISA und IGLU 2003 geändert hat und ob Bildungsungleichheiten bzw. deren Ursachen abgebaut werden konnten.
2. Kernaussagen Becker und Schuberts
Becker und Schubert stellen fest, dass es eine „soziale Selektivität der Lernvoraussetzungen bei der Einschulung“[2] gibt, die nach ethnischer Herkunft und ökonomischem (z. B. Einkommen der Eltern), kulturellem (z. B. Anzahl der Bücher im Haushalt (Anmerkung: diese Variablenausprägung d es k ulturellen Kapitals korreliert an sich mit ökonomischem Kapital) wie sozialem (z. B. Anzahl der Geschwister) Kapital (nach Bourdieu) stattfindet. Die soziale Herkunft spielt also bereits zum Einschulungsalter eine entscheidende Rolle. Benachteiligt sind Kinder mit Migrationshintergrund und einem geringen Zugang zu ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital. Die Grundschule steht also vor der Herausforderung, Kinder mit unterschiedlicher sozialer Herkunft und ungleichen Lernvoraussetzungen gleichermaßen zu fördern.
Doch auch während des Grundschulbesuchs werden die Lernbedingungen von den oben genannten Faktoren beeinflusst, da die Kinder den Großteil ihrer Zeit nicht in der Schule, sondern zuhause verbringen. Da dort ungleiche Lernbedingungen vorherrschen, sind schon während der Grundschulzeit Kinder mit Migrationshintergrund und einem geringen Zugang zu ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital benachteiligt und bedürfen einer stärkeren Förderung. Eine politische Reaktion ist die Einführung der Ganztagsgrundschule, da Kinder, die eine Ganztagsgrundschule besuchen, einen längeren Zeitraum in der Schule verbringen, in der die Lernbedingungen für alle Kinder gleich sind. Becker und Schubert haben dies im Bezug auf die Lesekompetenz (Schwerpunkt PISA 2000) festgestellt:
„Bei gleichen Lernbedingungen in der Grundschule tragen sozial ungleiche Lernvoraussetzungen sowie Verfügbarkeit von ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital des Elternhauses zur sozialen Ungleichheit der Lesekompetenzen bei.“ (ebd.)
Wenn diese Ungleichheit, die aus ungleichen Lernbedingungen resultiert, nicht von der Grundschule ausgeglichen werden kann, tragen die primären (sozial ungleiche Lernvoraussetzungen durch ungleiche familiäre Kommunikationsmuster) und sekundären (Bildungsentscheidung der Eltern aufgrund von Zugehörigkeit zu bestimmten Sozialschichten) Herkunftseffekte wie die Selektionsleistungen des dreigliedrigen Schulsystems zur sozial selektiven Verteilung der Schulkinder auf die Schullaufbahnen in der Sekundarstufe I bei.
Dadurch entstehen in der Sekundarstufe I sozial homogene Gruppen auf den jeweiligen weiterführenden Schulen. Soziale Homogenität ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Leistungshomogenität, welche das eigentliche Ziel der Selektion sein sollte. Laut Becker und Schubert gelingt es dem „deutschen Schulsystem (...) offensichtlich nicht, außerschulische Lernvoraussetzungen“[3] der Schüler auszugleichen. Dass dies ein deutsches Phänomen ist, zeigt sich bei einem Blick auf die europäischen Nachbarn, vor allem bei den skandinavischen Ländern. Die Ergebnisse von PISA lassen darauf schließen, dass es möglich ist, zugleich ein hohes Gesamtleistungsniveau und einheitliche Leistungsniveaus bei Schülern mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund zu sichern. Die Ergebnisse zeigen somit, dass Qualität und Chancengleichheit in der Bildung keine einander ausschließenden Politikziele sein müssen.
Zusammenfassend stellen Becker und Schubert fest, dass „neben den primären und sekundären Effekten der sozialen und nationalen Herkunft“[4] (Migrationshintergrund) die soziale Selektion am Ende der Grundschulzeit dafür verantwortlich ist, dass sich die Lesekompetenz deutlich verschlechtert.
[...]
[1] Becker, Rolf und Frank Schubert. Intergenerationale Transmission von ökonomischem, sozialem und kulturellen Kapital für den Schulerfolg. Eine Simulation mit Daten von PIRLS 2001 und PISA 2000. Vortrag auf der Frühjahrstagung der Sektion „Modelbildung und Simulation“ am 11. und 12. März 2005 im Bundesamt für Statistik in Neuchâtel.
[2] Becker, Rolf und Frank Schubert. Intergenerationale Transmission von ökonomischem, sozialem und kulturellen Kapital für den Schulerfolg. Eine Simulation mit Daten von PIRLS 2001 und PISA 2000. Vortrag auf der Frühjahrstagung der Sektion „Modelbildung und Simulation“ am 11. und 12. März 2005 im Bundesamt für Statistik in Neuchâtel: 16.
[3] Becker, Rolf und Frank Schubert. Intergenerationale Transmission von ökonomischem, sozialem und kulturellen Kapital für den Schulerfolg. Eine Simulation mit Daten von PIRLS 2001 und PISA 2000. Vortrag auf der Frühjahrstagung der Sektion „Modelbildung und Simulation“ am 11. und 12. März 2005 im Bundesamt für Statistik in Neuchâtel: 17.
[4] Becker, Rolf und Frank Schubert. Intergenerationale Transmission von ökonomischem, sozialem und kulturellen Kapital für den Schulerfolg. Eine Simulation mit Daten von PIRLS 2001 und PISA 2000. Vortrag auf der Frühjahrstagung der Sektion „Modelbildung und Simulation“ am 11. und 12. März 2005 im Bundesamt für Statistik in Neuchâtel: 16.
- Citar trabajo
- Katrin Schmidt (Autor), 2005, Was hat sich verändert zwischen PISA und IGLU 2000 und 2003?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93666
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