Dieser Arbeit liegt die Fragestellung zu Grunde, ob die "Qualität" der Einrichtung an den Kindern und Jugendlichen und deren Partizipation gemessen werden kann und wenn ja, wie?
Schon seit einigen Jahren ist das Thema der kindlichen Entwicklung, Bildung, Betreuung und Erziehung nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in den öffentlichen Debatten sehr präsent. Eine Innovation in diesem Bereich ist die vermehrte Anwendung von Qualitätsmanagementsystemen in offenen Ganztagesschulen. Es scheint wohl so, dass diese Systeme zwar allgemein akzeptiert sind, jedoch kommt es im Rahmen der Einrichtung darauf an, wie Qualität definiert wird. Es kann unterschieden werden zwischen Qualität der Einrichtung, den zur Verfügung stehenden Mitteln bzw. Materialien und den Fachkräften.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Begriffsbestimmung
1.1. Qualitätsbegriff in der Sozialen Arbeit
1.2. Qualitätsmanagement
2. Einrichtungsbeschreibung der offenen Ganztagsschule „Schülerclub“
3 Prozesslandkarte
4. Aktuelle Prozessbeschreibung
5. Optimierung des Wünsche-und Anliegenprozesses anhand des PDCA-Zyklus
6. Partizipation verschiedener Akteure
7. Probleme und Potenziale
Literaturverzeichnis
Einleitung
Schon seit einigen Jahren ist das Thema der kindlichen Entwicklung, Bildung, Betreuung und Erziehung nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in den öffentlichen Debatten sehr präsent. Eine Innovation in diesem Bereich ist die vermehrte Anwendung von Qualitätsmanagementsystemen in offenen Ganztagesschulen. Es scheint wohl so, dass diese Systeme zwar allgemein akzeptiert sind, jedoch kommt es im Rahmen der Einrichtung darauf an, wie Qualität definiert wird. Es lässt sich unterscheiden zwischen Qualität der Einrichtung, der zur Verfügung stehenden Mittel bzw. Materialien und den Fachkräften. So stellt sich die Frage: Was ist Qualität in diesem Zusammenhang und wie lässt sich diese messen?
Die vorliegende Arbeit hat nicht den Anspruch diese Frage in Gänze zu beantworten, soll jedoch einen Überblick über das Thema „Qualitätsmanagement in der offenen Ganztagesschule“ schaffen. Hierbei wird eingangs kurz auf die Besonderheiten des Qualitätsbegriffes eingegangen, um eine Einordnung der Denkweisen zu ermöglichen. Anschließend folgt eine möglichst deutliche Darstellung der aktuellen Situation, um im weiteren Verlauf einen exemplarischen Qualitätsmanagementprozess aufzuzeigen. Abschließend sollen Chancen und Risiken des Prozesses evaluiert werden, um ein angemessenes Fazit ziehen zu können.
Dieser Arbeit liegt die Fragestellung zu Grunde, ob die „Qualität“ der Einrichtung an den Kindern und Jugendlichen und deren Partizipation gemessen werden kann und wenn ja, wie?
1. Begriffsbestimmung
Um einen effektiven Überblick der Begriffe des Qualitätsmanagements zu erhalten, ist es im Folgenden relevant diese zunächst zu definieren, um sie im weiteren Verlauf voneinander abgrenzen zu können und um diese für die Praxis handhabbar zu machen. Im Folgenden werden einige zentrale Aspekte des Qualitätsbegriffes, die für die Soziale Arbeit und für diese Arbeit von Relevanz sind, angesprochen.
1.1. Qualitätsbegriff in der Sozialen Arbeit
In der Literatur lassen sich für den Begriff der Qualität sehr unterschiedliche Definitionen finden. Im Wesentlichen lässt er sich als ein normatives Konstrukt erklären, welches durch die Verkopplung von Beschaffenheit und Bewertung zum Ausdruck gebracht wird (vgl. Merchel op. 2010, S. 34). Prinzipiell lassen sich der Qualität (lat. qualitas Beschaffenheit, Merkmal, Zustand) drei Bedeutungsdimensionen zuordnen:
a) neutral: die Summe aller Eigenschaften eines Objektes, Systems oder Prozesses
b) bewertet: die Güte aller Eigenschaften eines Objektes, Systems oder Prozesses
c) bewertet: die der Handlung und deren Ergebnissen vorgelagerten individuellen Werthaltungen (vgl. Zollondz 2002, S. 18).
Der Konstruktcharakter des Begriffes wird in der Sozialen Arbeit besonders deutlich, wenn sich vor Augen geführt wird, was soziale Dienstleister unter Qualität verstehen. Die grundlegende Haltung dieses Verständnisses, ist in stetiger Anhängigkeit von Normen und Interessen zu betrachten. Um dies zu definieren wird im Folgenden in drei Perspektiven differenziert:
- Adressatenbezogene Perspektive oder „stakeholder Perspektive“, hier stellt sich die Frage: Was erwarten Austauschpartner von der Einrichtung und was wird als zufriedenstellende Leistung erwartet?
- Organisationsbezogene Perspektive der Leistungserbringer, diesem Punkt liegt die Frage zugrunde: Was kann die Einrichtung angesichts ihrer organisationsinternen Situation als gute Leistung bezeichnen?
- Fachbezogene Perspektive, unter der die aus der Profession wachsende Sicht verstanden wird. Also was aus der Sicht der Fachdiskussion eine gute Leistung ausmacht? (vgl. Merchel op. 2010, S. 38)
Diese drei Perspektiven sind durch die verschiedenen Ansichten bzw. Normen und Interessensgebiete (politisch, hierarchisch und methodisch) geprägt und somit unterschiedlich beantwortet bzw. bewertet. Somit kann Qualität auch als Dialogbegriff zwischen Qualität als Konstrukt und Motivation der Beteiligten der unterschiedlichen Perspektiven verstanden werden (vgl. ebd.).
1.2. Qualitätsmanagement
Qualitätsmanagement erfüllt im Bereich der Sozialen Arbeit eine vielschichtige Bedeutung. Hier ist die Rede von Qualitätsentwicklung, Qualitätsprüfung, Qualitätsarbeit und Qualitätssicherung (vgl. Merchel 2013, S. 10). Dies ist besonders für die Einhaltung und Weiterentwicklung von Qualität relevant. Die angesprochenen Benennungen meinen grundsätzlich keine voneinander abgegrenzten Konstellationen, sondern repräsentieren individuelle und zielbezogene Entwicklungen.
So kann der Begriff des Qualitätsmanagements sowohl als neutraler Oberbegriff für qualitätsrelevante Prozesse, wie auch als deren gesamter Umgang damit (z.B. Zielsetzung, Evaluation) verstanden werden (vgl. ebd.)
1.3. Qualitätsdifferenzierung in der Sozialen Arbeit
Aus den oben beschriebenen Punkten geht hervor, dass der Qualitätsbegriff von Komplexität begleitet scheint. Um daraus systematische Handlungsweisen für die Praxis der Sozialen Arbeit ableiten zu können, ist es sinnvoll, noch einmal mehrere Dimensionen von Qualität zu unterscheiden. Anfang der 1980er Jahre prägte A. Donabedian die Differenzierung des Qualitätsbegriffs entscheidend und unterteilte ihn in drei wesentliche Kategorien (vgl. Merchel op. 2010, S. 42).
- Strukturqualität: unter dieser Qualität werden alle organisationsbezogenen Rahmenbedingungen sowie die Ausstattung der Einrichtung verstanden.
- Prozessqualität: bezieht sich auf das Vorhandensein und die Beschaffenheit von Angeboten oder Aktivitäten, die nicht nur geeignet, sondern auch notwendig sind, um bestimmte Leistungen zu erbringen.
- Ergebnisqualität: meint Fragen, die angesprochen werden, wenn der erzielte Erfolg bzw. Misserfolg eines Angebots erbracht wurde (vgl. ebd.).
Aus dieser Einteilung lässt sich eine pragmatische Übersicht der Funktion von Qualität gewinnen. Qualität kann also im Hinblick auf Rahmenbedingungen, soziale Dienstleistungen und dessen Zusammenwirken betrachtet und gemessen werden.
Durch ein Zusammenspiel zwischen den in 1.1. Qualitätsbegriff in der Sozialen Arbeit beschriebenen unterschiedlichen Perspektiven, den nun erläuterten Kategorien und deren Auswertung ist es möglich, eine Antwort auf die Frage: „wann ist die Arbeit einer Einrichtung gut?“ zu formulieren.
2. Einrichtungsbeschreibung der offenen Ganztagsschule „Schülerclub“
Die offene Ganztagsschule „Schülerclub“ ist eine Einrichtung im Bereich der Kinder und Jugendhilfe des Vereins Innovative Sozialarbeit e.V. (iSo). Die Aktivitäten der Einrichtung umfassen u. a. gemeindliche Jugend- und Jugendsozialarbeit nach §§ 11, 13 SGB VIII und ambulante Erziehungshilfe nach §§ 27, 29, 30 und 31 SGB VII.
Die offene Ganztagsschule ist ein schulisches Angebot zur Entlastung der Familien. Sie unterstützt die Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung insbesondere dort, wo diese über zeitlich geringe Kapazitäten zur Betreuung und schulischen Förderung ihrer Kinder verfügen. Der Schülerclub stellt eine durchgängige Betreuung der SchülerInnen nach Unterrichtsschluss bis in den Nachmittag hinein sicher und kann dabei helfen, Benachteiligungen auszugleichen. So möchte die offene Ganztagsschule einen Raum schaffen, in dem sich die Kinder und Jugendlichen wohlfühlen, Gemeinschaft erleben und Akzeptanz und Selbstwirksamkeit erfahren. Sie soll ein Ort sein, an dem sich jedes Kind und Jugendlicher als Person willkommen und angenommen fühlt, an dem es Lernen kann, mit Gleichaltrigen Freizeit verbringt und Unterstützung erfährt.
Um die Qualität der Arbeit sicherzustellen, dient das iSo-Konzept als ständiger Leitfaden und Maßstab. Zudem wird von den Teams der oGTS in Einvernehmen und Abstimmung mit der Schulleitung ein schulspezifisches Konzept entwickelt, in dem die jeweilige Ausgangssituation und die besonderen Rahmenbedingungen berücksichtigt und genutzt werden. Zudem bietet iSo e.V. ihren Mitarbeiterinnen fachliche Beratung, Supervision und Fortbildungen an. Es finden regelmäßige Teambesprechungen vor Ort für alle MitarbeiterInnen statt, in denen Organisatorisches und Einzelfälle besprochen werden und ein einheitliches pädagogisches Handeln beschlossen wird. Zwar werden die MitarbeiterInnen zur Eigeninitiative ermutigt, verantwortungsvolles und kreatives zu Handeln zu zeigen, jedoch sieht das Konzept keine eigene Zuständigkeit eines Qualitätsmanagements vor, dies geht auch aus dem Organigramm hervor.
Jedoch ist eine Entwicklung der Qualität gerade in der Kinder und Jugendhilfe von enormer Relevanz, um nicht nur die Erbringung von Leistungen zu gewährleisten oder die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu regeln, sondern auch um Prozesse weiter zu denken und danach entsprechend zu handeln. Festgelegt sind diese und weitere Anforderungen in § 79a SGB VIII. Auch die Träger der öffentlichen Jugendhilfe haben den Auftrag, Grundsätze für Bewertungen von Qualität einzuhalten. Hierbei dient der § 85 Absatz 2 als fachliche Orientierung.
Am einfachsten erscheint es zunächst, Qualität durch die erbrachten Leistungen zu messen (also die Ergebnisqualität). Dies ist jedoch bei Sozialer Arbeit in diesem Bereich nur sehr eingeschränkt möglich, da Ergebnisse (z.B. die soziale Kompetenz der Kinder oder ihr mathematisches Verständnis) nicht klar messbar, also in Zahlen ausdrückbar, sind (vgl. Merchel op. 2010, S. 47). Auch wenn diese Qualitätsdimension nicht außen vor gelassen werden darf, so erscheint es insbesondere bei sozialen Dienstleistungen nicht zweckmäßig, nur hier zur Verbesserung der Qualität anzusetzen. Da es im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht möglich ist, eine umfassende Analyse der Qualität vorzunehmen, soll sich der weitere Verlauf mit der Frage beschäftigen, ob die Qualität der Einrichtung an den Kindern und Jugendlichen messbar gemacht werden kann und wenn ja, wie?
3. Prozesslandkarte
Um die oben gestellte Frage beantworten zu können, muss zunächst der Blick auf die Prozesslandkarte und die damit verbundenen Schlüsselprozesse erfolgen.
Die Schlüsselprozesse sind einzelne Prozesse, die für den Erfolg des Angebots maßgeblich sind. Diese ergeben sich aus der Dimension der Kernprozesse und sollen nun kurz beschrieben werden:
Pädagogisches Alltagsleben:
Ganzheitliches Lernen bedeutet Angebote zur Entwicklung von kognitivem Leistungsvermögen und individueller Lernfähigkeit, zur Entfaltung kreativ-künstlerischer sowie motorischer und interkultureller Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Ein respektvoller Umgang, Konfliktfähigkeit, Gruppenfähigkeit, Selbstständigkeit und andere soziale Kompetenzen werden im Miteinander eingeübt. Durch das Beziehungsangebot der Mitarbeiter, Hilfe zu Lernerfolgen und durch Möglichkeiten der kreativen Entfaltung, wird das positive Selbstwertgefühl und Selbstbild gestärkt. Auf diesem Weg werden die SchülerInnen in ihrer Entwicklung zu selbstbestimmten, kritischen und sozialen Persönlichkeiten begleitet. Weiter soll Schule gemeinsam mit den Partnern im Rahmen der offenen Ganztagsschule von einer Lerneinrichtung zu einem gern besuchten und im Sozialraum vernetzten Aufenthaltsort bzw. Lebensraum gemacht werden und Schüler dabei unterstützen, ihre Zeit aktiv und kreativ zu gestalten.
Die offene Ganztagsschule bei iSo möchte einen Raum schaffen, in dem sich die Kinder und Jugendlichen wohlfühlen, Gemeinschaft erleben und Akzeptanz und Selbstwirksamkeit erfahren. Sie soll ein Ort sein, an dem sich jedes Kind und Jugendlicher als Person willkommen und angenommen fühlt, an dem es Lernen kann, mit Gleichaltrigen Freizeit verbringt und Unterstützung erfährt.
Teamsitzungen
Die Teams der offenen Ganztagsschulen bestehen aus pädagogischen Fachkräften wie z.B. Sozialpädagogen/innen, Erzieher/innen und pädagogischen Ergänzungskräften (z.B. Studenten/innen, Praktikanten/innen oder anderen Personen). Die Leitung hat immer eine Fachkraft. Zur Sicherstellung einer guten Betreuung und der Aufsichtspflicht sind in der Regel immer mindestens zwei Kräfte vor Ort.
Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit sind regelmäßiger Austausch, gegenseitige Unterstützung und Zufriedenheit. Der Austausch soll in Form von ausgiebigen Teamtreffen in möglichst zeitgleichen Abständen (vier Wochen) erfolgen. Das Personal orientiert sich an den pädagogischen und strukturellen Richtlinien. Dennoch wird einmal wöchentlich Raum geschaffen, um sich über akute Situationen auszutauschen.
[...]
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.