Ziel dieser Arbeit ist es, die Gewichtsreduktion von Kindern und Jugendlichen durch sportliche Interventionen im Setting, also Umfeld, Schule im Rahmen einer systematischen Literaturarbeit zu betrachten. Das Umfeld Schule reicht vom Weg in die Schule, über den Unterricht und die Pausen bis hin zum Heimweg und den Hausaufgaben. Als Maß zur Einteilung in normal-, übergewichtig oder adipös soll in dieser Arbeit der Body Mass Index, kurz BMI, herangezogen werden. Es stellt sich die Frage, ob schulbasierte Sportinterventionen sinnvoll sind, um den BMI bei Kindern und Jugendlichen zwischen sechs bis 18 Jahren zu verringern. Im weiteren Verlauf wird auf verschiedene Aspekte dieser Fragestellung eingegangen und am Ende ein Fazit gezogen.
Der Fokus der Arbeit liegt auf der Bewegung auf dem Schulweg, dem Unterricht und den Pausen in der Schule. Das Augenmerk ist also auf das Setting Schule gesetzt. Daraus ergibt sich eine Altersspanne von sechs bis 18 Jahren. Die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen wird in dieser Arbeit nicht betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzei chnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Bewegungsmangel
2.1.1 Definition Bewegungsmangel
2.1.2 Durchschnittliche Bewegungszeit laut WHO
2.1.3 Bewegungszeiten in der Schule
2.1.3.1 Bewegung im Sportunterricht
2.1.3.2 Bewegung in den Pausen
2.1.3.3 Bewegung auf dem Schulweg
2.1.4 Sitzzeiten
2.2 Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen nach Piaget
2.2.1 Stadium der präoperationalen Intelligenz
2.2.2 Stadium der konkret-operationalen Intelligenz
2.2.3 Stadium der formal-operationalen Intelligenz
2.3 Übergewicht und Adipositas
2.3.1 Definitionen
2.3.1.1 Definition BMI
2.3.1.2 Definition Übergewicht
2.3.1.3 Definition Adipositas
2.3.1.4 Definition BMI Z-Score
2.3.2 Gründe für Übergewicht
2.3.3 Anteil der Erwachsenen mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland
2.3.4 Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland
2.3.5 Adipositas als Risikofaktor für weitere Krankheiten
2.3.6 Gesundheitsrisiko Übergewicht und Adipositas
2.4 Wirkung von Bewegung auf Adipositas
3 Fragestellung
4 Methodik
4.1 Studiensuche
4.2 Einschlusskriterien
4.2.1 Studientypen
4.2.2 Studienteilnehmer
4.2.3 Interventionstypen
4.3 Ausschlusskriterien
4.4 Risk of Bias
5 Ergebnisse
5.1 Beschreibung der Studien
5.1.1 Auswahl der an den Studien teilnehmenden Kinder und Jugendlichen
5.1.2 Interventionen
5.2 Ergebnisdarstellung
5.2.1 BMI und BMI Z-Score
5.2.2 Fachpersonal zur Durchführung der Intervention
5.2.3 Weitere Messungen innerhalb der Studien
5.2.4 Veränderungen des BMI und BMI Z-Scores
6 Diskussion
6.1 Ergebnisdiskussion
6.1.1 Interpretation
6.1.2 Kritische Bewertung verschiedener Aspekte der Studien
6.1.2.1.. Studiendauer
6.1.2.2 Teilnehmerzahlen
6.1.2.3 Fachpersonal
6.1.2.4 Heterogenität der Studien
6.1.3 Weitere Vorteile schulsportlicher Interventionen
6.1.4 Nachteile schulsportlicher Interventionen
6.1.5 Offene Fragen
6.1.5.1 Berücksichtigung von Muskel- und Fettmasse
6.1.5.2 Berücksichtigung von Ernährung
6.1.5.3 Gestaltung des außerschulischen Alltags
6.1.5.4 Prävention von assoziierten Krankheiten
6.2 Methodenkritik
6.2.1 Limitation durch Methodik
6.2.2 Risk of Bias
6.2.3 Wahl der Methode
6.3 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
BMI Body Mass Index
WHO World Health Organisation
SD Standardabweichung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: BMI-Klassifikation (nach DGE, Ernährungsbericht 1992)
Tabelle 2: Informationen zu den inkludierten Studien (eigene Darstellung)
Tabelle 3: BMI und BMI Z-Score der an den Studien teilnehmenden Kinder und Jugendlichen vor und nach den Interventionen (s. Tabelle 2) (eigene Darstellung)
Tabelle 4: Eingesetztes Fachpersonal in den einzelnen Studien in Bezug auf
Tabelle 2 (eigene Darstellung)
Tabelle 5: Veränderung BMI durch Interventionen aus Tabelle 2 und 3 (eigene Darstellung)
Abbildungsverzeich
Abb. 1: Anteil der Frauen mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2017
Abb. 2: Anteil der Männer mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2017
Abb. 3: Gefährlichste Gesundheitsrisiken weltweit nach Anzahl der Toten (in Mio.) 2004
Abb. 4: Flowchart zu Ein- und Ausschluss bei Studiensuche (eigene Darstellung)
Abstract
Einleitung: Der Anteil übergewichtiger Menschen nimmt aufgrund von Bewegungsmangel, der durch Bequemlichkeit und vermehrter Technologisierung ansteigt, zu. Eine besondere Rolle spielt dabei Übergewicht oder Adipositas, das bereits im Kindesalter auftreten kann. Deshalb sollte also ein großes Augenmerk auf Interventionen zur Reduktion des Übergewichts in der Schule gelegt werden, da die Kinder und Jugendlichen hier den Großteil des Tages verbringen.
Methodik: Auf den Internetseiten PubMed, BMC Public Health, in der deutschen Zeitschrift für Sportmedizin, Elektronischen Zeitschriftenbibliothek und Google Scholar wurden von insgesamt 38 Studien zum Thema acht Studien ausgewählt, die den Einschlusskriterien (Interventionen im Umfeld Schule, Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahre alt und Messung des BMI) entsprachen.
Ergebnisse: Die Interventionen der Studien umfassten vermehrtes Seilspringen, zusätzliche Sportstunden, Mittagspausenläufe, Tragen von Schrittzählern, theoretische Einheiten zum Thema Ernährung, Lauftraining hinführend zu einem Wettkampf über 2 / 10 / 21 km oder die Implementierung eines umfassenden Programms verschiedener Möglichkeiten zur Reduktion des BMI und Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes an der Schule.
Fazit: Die Interventionen von sieben Studien zeigten deutlichen Erfolg bei der Abnahme des BMI der Schülerinnen und Schüler. Bei einer der acht inkludierten Studien kam es zu keiner Reduktion des BMI. Insgesamt sind sportliche Interventionen im Setting Schule also durchaus sinnvoll und sollten grundsätzlich in den Schulalltag der Kinder und Jugendlichen integriert werden.
1 Einleitung
Übergewicht, Fettleibigkeit und Adipositas sind in vielen Ländern, darunter auch in Deutschland, ein zunehmendes Problem. Die Gründe für diesen Trend sind vielseitig und reichen von einem Überangebot von ungesunden Nahrungsmitteln wie stark salz-, zucker- und fetthaltiger Fertigkost und FastFood über einen Bewegungsmangel in Arbeit und Freizeit bis hin zur Bequemlichkeit des modernen Menschen, die weiter voranschreitet, da Maschine und Technik immer mehr Aufgaben, die mit körperlicher Anstrengung verbunden sind, übernehmen (vgl. WIRTH/HAUNER 2007, S. 42).
Die Gründe des Bewegungsmangels liegen jedoch nicht im Fokus dieser Arbeit. Sicher ist jedoch, dass die Menschen unter Bewegungsmangel leiden (vgl. WIRTH/HAUNER 2007, S. 42). Während früher das Wild noch selbst geschossen und geschlachtet wurde, wird es heute ganz einfach beim Metzger gekauft oder in Form von Fertigprodukten direkt vor die Haustür geliefert. Um ein etwas näher liegendes Beispiel zu nennen, sollte man sich die Frage stellen, wer heutzutage noch Treppen benutzt, wenn es doch einen Aufzug gibt. Oder: warum fährt man nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit? Durch die oben genannten Beispiele wird klar, dass der Mensch dazu neigt, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, der oftmals nicht mit Bewegung oder gar Anstrengung verbunden ist (vgl. WIRTH/HAUNER 2007, S. 42).
Diese Problematik tritt bereits im Kindesalter auf. Dem bewegten Spiel draußen wird oft die Beschäftigung mit digitalen Geräten vorgezogen, wobei der Faktor Bewegung zu kurz kommt (vgl. AKPULAT 2008, S. 10). Deshalb sollte bereits im Kindes- und Jugendalter ein hoher Wert auf Bewegung gelegt werden. Die Folge ist Übergewicht bei vielen Kindern und Jugendlichen, was Spätfolgen, wie weniger Ausdauer und Belastbarkeit, mit sich bringen kann, aber auch zu sozialer Ausgrenzung der Betroffenen und damit zur Isolation führen kann (vgl. BZgA, www.uebergewicht-vorbeugen.de).
Die Ursachen für die Entstehung von Übergewicht bei Kindern liegen oft in der Erziehung durch die Eltern. So sind sie es, die ihren Nachwuchs gerade im Kindesalter für Sport und bewegtes Spielen begeistern oder entscheiden, dass die Kinder sich bevorzugt mit Videospielen beschäftigen. Darüber hinaus haben Eltern einen großen Einfluss darauf, wie sich die Kinder ernähren. Zum einen entscheiden sie vor allem für die Jüngeren, ob sich die Ernährung gesund gestaltet, zum anderen übernehmen sie mit den eigenen Essverhalten eine Vorbildfunktion für ihre Kinder (vgl. SEYDA/LAMPERT 2009, S. 5).
Neben dem Elternhaus spielt auch das Umfeld Schule eine bedeutende Rolle im Bezug auf Bewegung und Ernährung bei Kindern. Bereits in der Grundschule beansprucht der Schulalltag inklusive Schulweg einen halben Tag, hinzu kommt eventuell die Mittagsbetreuung. Bei einem Wechsel auf eine weiterführende Schule steigt der Anteil des in der Schule verbrachten Tages durch Nachmittagsunterricht auf etwa drei Viertel des Tages an. Somit stellt die Gestaltung dieses Alltags eine Möglichkeit zur Beeinflussung der Gewohnheiten von Kindern und Jugendlichen dar.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Gewichtsreduktion von Kindern und Jugendlichen durch sportliche Interventionen im Setting, also Umfeld, Schule im Rahmen einer systematischen Literaturarbeit zu betrachten. Das Umfeld Schule reicht vom Weg in die Schule, über den Unterricht und die Pausen bis hin zum Heimweg und den Hausaufgaben. Als Maß zur Einteilung in normal-, übergewichtig oder adipös soll in dieser Arbeit der Body Mass Index, kurz BMI, herangezogen werden. Es stellt sich die Frage, ob schulbasierte Sportinterventionen sinnvoll sind, um den BMI bei Kindern und Jugendlichen zwischen sechs bis 18 Jahren zu verringern. Im weiteren Verlauf wird auf verschiedene Aspekte dieser Fragestellung eingegangen und am Ende ein Fazit gezogen.
Der Fokus der Arbeit liegt auf der Bewegung auf dem Schulweg, dem Unterricht und den Pausen in der Schule. Das Augenmerk ist also auf das Setting Schule gesetzt. Daraus ergibt sich eine Altersspanne von sechs bis 18 Jahren. Die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen wird in dieser Arbeit nicht betrachtet.
Mit Bewegung sind alle Arten gemeint. Von kurzen, bewegten Unterbrechungen des Unterrichts bis hin zu Sportstunden, in denen intensiv trainiert wird, werden alle physischen Aktivitäten betrachtet.
Zur besseren Messung der Gewichtsreduktion wird der BMI herangezogen, um so bei den Schülerinnen und Schülern zum einen feststellen zu können, ob diese übergewichtig sind und zum anderen, ob sich das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße durch die Sportintervention verändert hat. Ausschließlich das Gewicht zu betrachten, wäre nicht sinnvoll, da die Kinder und Jugendlichen im Laufe der Schulzeit an Körpergröße hinzugewinnen und dadurch das Gewicht natürlich auch steigt.
Im Folgenden soll nun zuerst der theoretische Hintergrund zum Thema geklärt werden. Es wird auf den Bewegungsmangel anhand von Sitz- und Bewegungszeiten in der Schule eingegangen, die Entwicklungsstufen der Kinder und Jugendlichen aufgezeigt und die Krankheit Adipositas mit seinen Folgen erklärt. Danach wird die Fragestellung vorgestellt und erläutert, um anschließend die Methodik mit Studiensuche, Ein- und Ausschlusskriterien und das Risiko der Verzerrung aufzuzeigen. Nach dem Methodikteil werden die Ergebnisse aus der Studiensuche und -auswertung dargestellt und zum Schluss werden diese in einer Diskussion aufgegriffen. Hier finden eine kritische Bewertung, die Thematisierung offen gebliebener Fragen, das Aufstellen eines Fazits und die Erörterung der Limitation der Arbeit statt.
2 Theoretischer Hintergrund
Um das Thema genauer zu verstehen und Wissen zu den Inhalten der Studien zu vermitteln, soll zunächst der theoretische Hintergrund mit Definitionen, Theorien, vorhandenen Forschungsergebnissen und spezifischen Sachverhalten aufgezeigt werden.
2.1 Bewegungsmangel
Da die Gewichtsreduktion in dieser Arbeit durch sportliche Interventionen beeinflusst werden soll, wird das Thema Bewegungsmangel genauer betrachtet, da dieser Aspekt die Gewichtszunahme und dadurch auch das Übergewicht der Schülerinnen und Schüler beeinflussen kann (vgl. WHO 2000, S. 101).
2.1.1 Definition Bewegungsmangel
Damit auf dieses Thema näher eingegangen werden kann, soll das Wort ,Bewegungsmangel’ definiert werden. Der Duden erklärt Bewegungsmangel als einen „Mangel an Bewegung“ (Duden 2019, www.duden.de). Dies beinhaltet die beiden Wörter ,Mangel’, „[teilweises] fehlen von etwas, was vorhanden sein sollte, was gebraucht wird“ (Duden 2019, www.duden.de), und ,Bewegung’. Der Duden hat zwei für dieses Thema passende Definitionen für dieses Wort. „a) das [Sich]bewegen von jemandem durch Veränderung der Stellung, Lage, Haltung b) das [Sich]bewegen von etwas“ (Duden 2019, www.duden.de). Bewegung bedeutet also nicht gleich Sport. Es meint jede physische Aktivität im Raum. Es fehlt den Kindern und Jugendlichen also an Veränderungen ihrer Lage, und damit an Bewegung.
2.1.2 Durchschnittliche Bewegungszeit laut WHO
Im Vergleich zum Bewegungsmangel soll nun auf die durchschnittliche Bewegungszeit eingegangen werden. Die World Health Organisation, kurz WHO, empfiehlt, dass sich jeder Mensch mindestens 30 Minuten pro Tag bewegen sollte (vgl. Weltgesundheitsorganisation 2002, www.euro.who.int). Dies bedeutet, nicht nur 30 Minuten intensiven Sport, sondern genauso der Gang zum Supermarkt, die Fahrt mit dem Rad zur Arbeit oder auch Treppensteigen, ebenso wie moderates Training, beispielsweise Radfahren oder Walken.
2.1.3 Bewegungszeiten in der Schule
Die von der WHO empfohlenen 30 Minuten Bewegung werden nun in Zusammenhang mit den Bewegungszeiten in der Schule gebracht.
2.1.3.1 Bewegung im Sportunterricht
Anhand einer Studie zur „Zeitnutzung und Anstrengung im Sportunterricht“ wurde in der 5. Jahrgangsstufe einer Schule im Kanton Schwyz erforscht, wie viel Zeit des insgesamt 90 Minuten umfassenden Sportunterrichts netto Bewegungszeit ist (vgl. KÜHNIS et al. 2017, S. 54-59). Die Querschnittsstudie der Pädagogischen Hochschule Schwyz erfasste mit Stoppuhren die exakten Zeiten. Daraus ermittelten sie einen Durchschnittswert, in welcher Zeit die Kinder in Bewegung waren. Von den 90 min wurde die Zeit für Raumwechsel, Umziehen, usw. abgezogen, womit durchschnittlich noch 47 min für den Sportunterricht zur Verfügung blieben. Abzüglich der organisatorischen und theoretischen Inhalte während des Sportunterrichts bewegen sich die Schülerinnen und Schüler etwa 19 der insgesamt 90 min (vgl. KÜHNIS et al. 2017, S. 54-59).
Um dies beispielsweise auf eine normale Schulwoche in Bayern, die zwei bis vier Sportstunden über je 45 min beinhaltet, anzuwenden, bewegen sich bayerische Schülerinnen und Schüler pro Woche, innerhalb von drei Sportstunden, durchschnittlich 28,5 min im Sportunterricht einer Woche (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB), www.isb.bayern.de). Dies bedeutet umgerechnet 5,7 min Bewegung am Tag. Hinzu kommt dann noch das Wochenende, an dem kein Schulsport stattfindet. Auf eine Sieben-Tage-Woche verteilt bleiben von den 28,5 min des Sportunterrichts nur noch 4,07 min pro Tag übrig. Dies sind nicht mal 15 % der von der WHO vorgeschriebenen Zeit für Bewegung (vgl. Weltgesundheitsorganisation 2002, www.euro.who.int). Deshalb sollten im Setting Schule noch weitere Möglichkeiten für Aktivitäten gegeben sein. In diesem Umfeld spielen z.B. die Pausen eine wichtige Rolle.
2.1.3.2 Bewegung in den Pausen
Die Dauer der Pausen reicht in der Grundschule von insgesamt 20 min mit je zwei zehnminütigen Pausen bis zu über einer Stunde mit je zwei kleinen Pausen (ca. 5 -20 min) und einer längeren Mittagspause (ca. 30- 90 min) (vgl. Bildungsserver Mecklenburg-Vorpommern, www.bildung-mv.de). Zieht man von der Gesamtdauer der Pause die Zeiten ab, in der die Kinder und Jugendlichen ihr Pausenbrot oder bei Nachmittagsunterricht ihr Mittagessen zu sich nehmen, bleibt die Zeit, die zur Bewegung während der Pause zur Verfügung steht, übrig. In diesem Kapitel soll nun anders als bei der Bewegung im Sportunterricht nicht ermittelt werden, wie viele Minuten sich die Schülerinnen und Schüler in der Pause bewegen. Dies wird maßgeblich durch die Pausenlänge bestimmt, sowie durch das Alter: Grundschulkinder toben und spielen durchschnittlich mehr in ihrer Pause als beispielsweise 16-jährige Jugendliche. Bei der Betrachtung der Bewegung in den Pausen sollen lediglich die Möglichkeiten für die Gestaltung dieser aufgezeigt werden.
2.1.3.3 Bewegung auf dem Schulweg
Das Setting Schule umfasst auch den Schulweg. Hierzu erfasste eine Studie zum Thema aktiver oder motorisierter Schulweg in vier Städten Neuseelands den Anteil an Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 15 Jahren, die motorisiert oder zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad zur Schule gelangen. Die Studie kam zum Ergebnis, dass 70 % der Schülerinnen und Schüler private motorisierte Fahrzeuge benutzen und nur vier % den Weg zur Schule mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. In der Studie wurde erfasst, dass Kinder, die näher an der Schule wohnen, eher einen aktiven Schulweg wählen als Kinder aus weiter entfernten Orten. Ein Schulweg über 700 m Entfernung wird meist mit motorisierten Fahrzeugen bewältigt (vgl. MELODY et al. 2014). Es gibt die Möglichkeit, diesen aktiv zu Fuß, mit dem Rad, dem City-Roller, oder dem Skateboard zurückzulegen. Eine passive Gestaltung beinhaltet die Nutzung eines privaten Autos oder öffentlichen Verkehrsmittels. Für Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer größeren Strecke zwischen Wohnort und Schule keine Möglichkeit haben, die Schule aktiv zu erreichen, steht oft ein Schulbus zur Verfügung. Diese Kinder und Jugendlichen haben ebenso die Möglichkeit den Weg zur Bushaltestelle in verschiedenen Arten hinter sich zu legen. Auf dem Schulweg gibt es also verschiedene Verhaltensweisen zum Zurücklegen. Einerseits absolvieren Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zur Schule bereits 30 min Bewegung und andererseits findet außer dem Ein- und Aussteigen in ein Verkehrsmittel keine Bewegung statt. Die Entscheidung liegt dabei auch zum Großteil bei den Eltern (vgl. SEYDA/LAMPERT 2009, S. 5): Sie können ihr Kind zu Fuß zur Schule oder Bushaltestelle laufen lassen, oder es mit dem Auto direkt vor den Eingang der Schule führen. Es können also auch Teile des Schulwegs aktiv und passiv sein und verschiedene Fortbewegungsarten genutzt werden. Die Bewegungszeiten reichen also auch von keiner Bewegungszeit über wenige Minuten bis hin zu 30 Minuten oder in Ausnahmefällen länger. Meist wird vor allem der passive Schulweg benutzt, sodass erneut die sitzende Tätigkeit zunimmt (vgl. AUE/HUBER 2014, S. 106).
2.1.4 Sitzzeiten
Es sollte nun ein Bild entstanden sein, wie sich das Bewegungsverhalten der Kinder und Jugendlichen im Setting Schule auf sehr unterschiedliche Arten abzeichnet. Deshalb werden im Vergleich dazu die Sitzzeiten der Schülerinnen und Schüler analysiert.
An Schultagen sitzen Kinder und Jugendliche zwischen vier und 20 Jahren durchschnittlich 10,58 Stunden, also verbringen sie 71 % der Zeit, in der sie wach sind, sitzend. An Wochenendtagen beträgt die Sitzzeit 54 % der Wachzeit, was 7,52 Stunden ist. Durchschnittlich 4,86 Stunden der 10,58 Stunden sitzender Aktivität an Schultagen machen der Unterricht und die sitzende Zeit in der Schule aus. Was außerdem in der Studie eine Analyse der Sitzzeiten der Kinder und Jugendlichen zwischen vier und 20 Jahren in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin zeigte, dass die sitzenden Tätigkeiten ab dem Zeitpunkt der Einschulung ansteigen. Durch den Nachmittagsunterricht der höheren Jahrgangsstufen steigen diese Zeiten weiter an (vgl. HUBER/KÖPPEL 2017, S. 101-106).
Anhand der Bewegungs- und Sitzzeiten sollte klar geworden sein, dass es einerseits viele Möglichkeiten gibt, mehr Bewegung in den Schulalltag zu bringen, andererseits aber auch das Problem aufkommt, dass viele Unterrichtsstunden aufgrund der theoretischen Inhalte mit den Sitzzeiten verbunden sind. Daher werden in den inkludierten Studien unterschiedliche Interventionen entwickelt und verwendet, um diese Probleme und Möglichkeiten zu behandeln und zu nutzen.
2.2 Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen nach Piaget
Da die Altersspanne der Studienteilnehmer der für diese Arbeit ausgewählten Studien verschiedene Entwicklungsstufen bei Kindern und Jugendlichen umfasst, soll kurz auf die Einteilung nach Piaget eingegangen werden.
Die erste Kindesentwicklung im Stadium der sensomotorischen Intelligenz im Alter von null bis zwei Jahren wird nicht einbezogen, da Kinder in diesem Alter nicht in den ausgewählten Studien erfasst wurden (vgl. CogniFit 2017, www.blog.cognifit.com).
2.2.1 Stadium der präoperationalen Intelligenz
Der zweite Abschnitt der Kindesentwicklung beschreibt das sogenannte Stadium der präoperationalen Intelligenz. Diese Entwicklungsphase soll nur kurz angesprochen werden, da sie sich mit Kindern im Alter zwischen zwei bis sieben Jahren teils außerhalb der Alterseingrenzung der Arbeit befindet.
In dieser Phase beginnt die Sozialisierung des Kindes. Durch den Eintritt in den Kindergarten oder durch die Einschulung kommt das Kind in Kontakt mit anderen Kindern, Eltern oder den Erziehern und Lehrern. Es baut in dieser Phase neue Beziehungen auf, die zuvor nur zu Familienmitgliedern bestanden.
In diesem Stadium der Entwicklung tritt die Neugier des Kindes auf. Da es von anderen lernen will, fragt es viel nach dem „Warum?“. Es kommt zur kritischen Auseinandersetzung mit Inhalten, für die zuvor eine Darstellung durch die Eltern zufriedenstellend war. Das Interesse an neuen Dingen wird also geweckt (vgl. CogniFit 2017, www.blog.cognifit.com).
2.2.2 Stadium der konkret-operationalen Intelligenz
Im Stadium der konkret-operationalen Intelligenz beschreibt Piaget, wie das Kind zwischen sieben und elf Jahren das logische Denken erlernt. Im Vergleich zur vorherigen Entwicklungsstufe kann es nun logische Sachverhalte erkennen und lösen, ebenso mathematische Aufgaben. Abstrakte Themen und unbekannte Dinge können nach wie vor nicht erfasst werden (vgl. CogniFit 2017, www.blog.cognifit.com).
2.2.3 Stadium der formal-operationalen Intelligenz
Die vierte und letzte Stufe der Kindesentwicklung wird von Piaget als Stadium der formal-operationalen Intelligenz bezeichnet. Sie beschreibt die Entwicklung des Kindes ab einem Alter von elf Jahren. Das Kind beginnt abstrakte Inhalte zu verstehen und zu lösen. Nun können selbst Hypothesen aufgestellt und in bisher unbekannte Richtungen gedacht werden. Mit diesem Alter beginnt das Kind, im „Ganzen“ zu denken. Es sieht neben der eigenen Perspektive auch Perspektiven anderer Personen (vgl. CogniFit 2017, www.blog.cognifit.com).
Da sich Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren in verschiedenen Phasen der Entwicklung befinden, werden sie sich im Umfeld der Schule auf unterschiedliche Arten, bezogen auf ihre Entwicklungsstufe, verhalten. Jüngere Schülerinnen und Schüler verstehen die Interventionen nicht vollständig. Sie folgen den Anweisungen der Lehrer oder Beauftragten, ohne den Sinn der Interventionen zu hinterfragen. Mit zunehmendem Alter steigt das Verständnis für die Gründe der Durchführung der Intervention und deren Zusammensetzung aus den einzelnen Bestandteilen.
2.3 Übergewicht und Adipositas
In den nachfolgenden Absätzen soll nun das Thema Übergewicht und auch Adipositas in Beziehung zum BMI angesprochen und genauer beschrieben werden.
2.3.1 Definitionen
2.3.1.1 Definition BMI
Der Body Mass Index, kurz BMI, ist definiert als „Quotient aus Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2)“ (Deutsche Adipositas Gesellschaft 2012, www.adipositas-gesellschaft.de). Er stellt somit ein Verhältnis zwischen Gewicht und Körpergröße her. Das Ergebnis aus dieser Berechnung wird darauffolgend mit nachstehender Tabelle verglichen, die aufzeigt, ab welchem Grad eine Person als übergewichtig oder sogar adipös bezeichnet wird.
Die Tabelle gilt nur für erwachsene Frauen und Männer. Die Werte für Kinder und Jugendliche werden aufgrund von Alter und Geschlecht berechnet und können mit untenstehender Tabelle verglichen werden.
[...]
- Citar trabajo
- Sabrina Schmidt (Autor), 2019, Gewichtsreduktion bei Kindern und Jugendlichen durch sportliche Intervention in der Schule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/936309
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