„Thomas Mann: Der ironische Deutsche“. Nicht umsonst gab Erich Heller seiner kritischen Studie über den Schriftsteller diesen Namen. Thomas Mann war ein Meister der Ironie. Er wendete sie immer wieder in seinen zahlreichen Erzählungen und Romanen durch amüsierende Sprache und gewitzte Stilmittel an.
Im Vorfeld der Arbeit geht es um die Ironie von Thomas Mann im Allgemeinen, was ihn als Ironiker auszeichnet und wie er die Ironie gekonnt einzusetzen weiß.
Im Anschluss wird der ironische Gehalt an Hand von zwei der bekanntesten Novellen Manns, nämlich „Tonio Kröger“ und „Der Tod in Venedig“, dargelegt. Dabei werden zwei Unterscheidungen vorgenommen, nämlich zum einen die personengerichtete und zum anderen die situationsgerichtete Ironie. Bei der personengerichteten Ironie werden die Figuren der Novellen betrachtet, und dabei analysiert, ob diese eine ironische Wirkung auf den Leser haben oder ob sie etwas mit ironischem Gehalt sagen. Dagegen geht es bei der situationsgerichteten Ironie, wie der Name schon sagt, um die jeweilige Situation, in der die Ironie entsteht. Die Ironie wird hier nicht allein durch die Personen hervorgerufen, die beispielsweise einen Dialog führen, sondern auch durch andere Faktoren wie Raum, Zeit und die jeweilige Stimmung.
Nach der Einzelanalyse der beiden Novellen erfolgt ein Vergleich. Es gilt zu klären, ob sich Übereinstimmung, aber auch Unterschiede feststellen lassen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung:
II. Hauptteil:
1. Über Manns Ironie im Allgemeinen
2. Die Ironie in „Tonio Kröger“
2.1 Personengerichtete Ironie
2.2 Situationsgerichtete Ironie
3. Die Ironie in „Der Tod in Venedig“
3.1 Personengerichtete Ironie
3.2 Situationsgerichtete Ironie
4. Vergleich
III. Schluss:
Literaturverzeichnis:
I. Einleitung:
„Thomas Mann: Der ironische Deutsche“. Nicht umsonst gab Erich Heller seiner kritischen Studie über den Schriftsteller diesen Namen. Thomas Mann war ein Meister der Ironie. Er wandte sie immer wieder in seinen zahlreichen Erzählungen und Romanen durch amüsierende Sprache und gewitzte Stilmittel an.
Im Vorfeld meiner Arbeit geht es um die Ironie von Thomas Mann im Allgemeinen, was ihn als Ironiker auszeichnete und wie er die Ironie gekonnt einzusetzen wusste.
Im Anschluss werde ich den ironischen Gehalt an Hand von zwei der bekanntesten Novellen Manns, nämlich „Tonio Kröger“ und „Der Tod in Venedig“, die ich auf Grund ihrer ähnlichen Thematik ausgewählt habe, darlegen. Dabei werde ich zwischen zwei Arten von Ironie unterscheiden, nämlich zwischen der personengerichteten und der situationsgerichtete Ironie. Bei der personengerichteten Ironie werden die Figuren der Novellen betrachtet, und es wird dabei analysiert, ob diese eine ironische Wirkung auf den Leser haben oder ob sie etwas mit ironischem Inhalt sagen. Dagegen geht es bei der situationsgerichteten Ironie, wie der Name schon sagt, um die jeweilige Situation, in der die Ironie entsteht. Die Ironie wird hier nicht allein durch die Personen hervorgerufen, die beispielsweise einen Dialog führen, sondern auch durch andere Faktoren wie Raum, Zeit und die jeweilige Stimmung.
Nach der Einzelanalyse der beiden Novellen folgt ein Vergleich. Es gilt zu klären, ob sich Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede bezüglich der ironischen Aspekte feststellen lassen.
Als literarische Grundlage dienen mir die beiden Erzählungen von Thomas Mann. Zur Analyse ziehe ich verschiedene, teilweise auch wissenschaftliche, Werke heran, die sich entweder ausführlich mit der Ironie im Allgemeinen oder speziell mit der Ironie Thomas Manns beschäftigen.
II. Hauptteil:
1. Über Manns Ironie im Allgemeinen
Thomas Mann liebte das ironische Versteckspiel. Auf den ersten Blick mag sich die Handlung, die er beschreibt, für den Leser leicht erschließen, doch die eigentliche, oftmals ironische Bedeutung bleibt dabei erst mal im Verborgenen. Diese Tatsache macht die Lektüre von Mann interessant, da man erst durch Nachdenken diesen Tiefsinn erkennen kann.
Einer der ältesten uns bekannten Ironiker ist Sokrates. Ähnlich wie er benutzte Mann die Ironie als Methode der Erkenntnisgewinnung, und versuchte mit Hilfe von Fragen und Antworten seinen Gesprächspartner bzw. seinen Leser zu Erkenntnissen zu führen.[1]
Thomas Mann hat die Ironie nie scharf von den anderen Formen des Komischen getrennt, nämlich dem Humor, der Parodie und der Groteske. Besonders die Trennung zwischen Ironie und Humor ist so ungenau, dass sich die beiden Ausdrücke teilweise entsprechen.[2]
Mann bezeichnete sich selbst im Alter gerne als Humorist. Dennoch bestimmte eine ironische Grundhaltung eine Vielzahl seiner Lebensabschnitte. In jener Rundfunkdiskussion über Humor und Ironie bezeichnete Mann „den epischen Kunstgeist als »Geist der Ironie«“. Das bedeutete, dass das Ironische den Bereich des Epischen überragte. Dies führte dazu, dass Thomas Mann gerne der »ironische Deutsche« genannt wurde und immer noch genannt wird.[3]
Mann setzte die Ironie gerne da ein, wo sich Leben und Geist gegenseitig kritisieren, berichtigen und zurechtweisen.[4] Außerdem war er bekannt für seine langen, kunstvollen Satzperioden, die ihm als Ausdrucksmittel für die Ironie dienten.
Er verstand es, die Leser während des Verlaufs eines einzigen Satzes so in Spannung zu halten, dass es beim überraschenden Finale am Satzende nicht selten zu einem durch die Ironie verursachten Schmunzeln kam.[5]
2. Die Ironie in „Tonio Kröger“
Die Novelle, die Mann als sein „literarisches Lieblingskind“ bezeichnete, erschien 1903, nachdem er zwei Jahre daran gearbeitet hatte. Sie wurde von den Kritikern mit Begeisterung aufgenommen und ist bis heute bei den Lesern nicht in Vergessenheit geraten. Denn das Thema, das in der Novelle behandelt wird, ist auch nach 80 Jahren immer noch aktuell: der Gegensatz zwischen geistigem und ungeistigem Leben, und die da durch auftretenden Probleme.[6]
Mann verwendete die Ironie in „Tonio Kröger“ zum ersten Mal nicht „als Hilfsinstrument der Impassibilität, Distanz haltend, voller Abwehrgefühle“[7], das heißt nicht mehr mit einer gewissen distanzierten Haltung, sondern der Ironiker wächst nun über sich selbst hinaus und das Künstlertum wendet eine gewisse Selbstironie an.[8] Diese Tatsache lockert die Novelle auf und verleiht ihr eine gewisse Sympathie des Lesers, da sie eine positive Grundstimmung vermittelt.
Im Gegensatz zur Ironie in Manns vorherigen Werken, bemüht sich die Ironie „Tonio Krögers“ um ein bißchen Lebensfreundlichkeit, statt um eine verkehrte Angst vor dem Leben.[9] Hier erkennt man den direkten Zusammenhang zwischen der Ironie des Autors und dem Hauptthema der Novelle, nämlich Tonios Bekenntnis zur Lebenslust und seinem Entsagen vom Künstlertum. Dies wird deutlich, weil man den Gegensatz zwischen Geist und Leben im Helden selbst erkennt.
Der Protagonist ist sich seiner Außenseiterrolle bewusst und pflegt, trotz seines Künstlerdaseins, eine Liebe zum Leben. Die autobiographischen Züge erinnern stark an Mann selbst, der laut Vaget erstmals versuchte, in dieser Novelle die Dekadenz des Künstlertums zu überwinden.[10] Baumgart stellte fest: „So wird „in ihr [Ironie] und mit ihr deshalb in Tonio Kröger die erste Möglichkeit entdeckt, die Dekadenz zu überwinden.“[11] Das bedeutet, dass die Ironie einen neuen Charakter erhält. Denn sie dient nun dazu, den Gegensatz zwischen geistigem und ungeistigem Leben aufzuheben. Laut Thomas Mann kann die Ironie auch zwischen Geist und Leben vermitteln. Da diese Vermittlung gleichzeitig auch die Aufgabe der Kunst ist, sind Kunst und Ironie für ihn zwei sich entsprechende Größen. Mann sagte auch: „Ironie ist immer nach beiden Seiten hin; sie richtet sich gegen das Leben sowohl wie gegen den Geist…“[12]
[...]
[1] Müller, Marika: Die Ironie, Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 1995, S. 5
[2] Koopmann, Helmut: Thomas-Mann-Handbuch, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1990, S. 844
[3] Koopmann: Thomas-Mann-Handbuch, S. 845
[4] Koopmann: Thomas-Mann-Handbuch, S.847
[5] Müller: Die Ironie, S. 95
[6] Hermes, Beate: Lektürehilfen. Thomas Mann „Tonio Kröger“, Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 1988, S. 5
[7] Baumgart, Reinhard: Das Ironische und die Ironie in den Werken Thomas Manns,
Carl Hanser Verlag, München 1964, S. 115
[8] Baumgart: Das Ironische…, S. 115
[9] Baumgart: Das Ironische…, S. 116
[10] Vaget, Hans Rudolf: Thomas Mann. Kommentar zu sämtlichen Erzählungen,
Verlag Winkler, München 1984, S.114
[11] Baumgart: Das Ironische…, S. 105
[12] Koopmann: Thomas-Mann-Handbuch, S. 846
- Quote paper
- Anna Buchegger (Author), 2007, Die Ironie in Thomas Manns Erzählungen „Tonio Kröger“ und „Der Tod in Venedig“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93437
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