Die vorliegende Arbeit untersucht anhand einer Querschnittsstudie den Einfluss dysfunktionaler Kognitionen auf das Stressempfinden und die Stressbewältigung berufstätiger Erwachsener. Des Weiteren wird geprüft, ob sich Stressmanagementtrainings auf die Ausprägungen dysfunktionaler Kognitionen auswirken. Die Stichprobe basiert auf einer einmaligen Befragung und besteht aus 163 berufstätigen, erwachsenen Personen.
Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und Neo-Ökologie stellen sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter vor komplexe Herausforderungen. Immer häufiger sehen sich Mitarbeiter mit einem steigenden Arbeitsdruck, hoher Leistungsorientierung, ständiger Erreichbarkeit oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert. Im Gegensatz zu früher müssen Mitarbeiter heute ein zigfaches an Informationen in kürzerer Zeit bearbeiten und weniger Mitarbeiter haben immer mehr Aufgaben zu erfüllen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die heutige Arbeitswelt Mitarbeiter viel mehr psychisch und mental als körperlich beansprucht.
Die heutige Arbeitswelt konfrontiert die Beschäftigten mit immer höheren Anforderungen. In Folge dieser Entwicklung klagen Mitarbeiter häufiger über psychische Belastungen und fühlen sich gestresst. Ungeachtet davon zeigt sich, dass nicht alle Mitarbeiter gleichermaßen von Stress und dessen Folgen betroffen sind. Warum ein Mitarbeiter dieselbe Belastungssituation als stressend und der andere als normal empfindet könnte durch negative Denkmuster, sogenannte dysfunktionale Kognitionen, begründet sein.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anlagenverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Teil
2.1 Dysfunktionale Kognitionen
2.1.1 Begriffsbestimmung
2.1.2 Erklärungsmodelle
2.1.3 Berufsbezogene dysfunktionale Kognitionen
2.1.4 Empirische Studien
2.2 Stress und Stressbewältigung
2.2.1 Stress und arbeitsbedingter Stress
2.2.2 Stressmodelle
2.2.3 Stressbewältigung
2.2.4 Empirische Studien
2.3 Stressmanagement
2.3.1 Stressmanagementtrainings
2.3.2 Empirische Studien
2.4 Zusammenfassung und Ableitung der Hypothesen
3 Methode
3.1 Planung der Datenerhebung
3.2 Durchführung der Datenerhebung
3.3 Stichprobe
3.4 Messinstrumente
3.4.1 Fragebogen zur Erfassung dysfunktionaler Kognitionen
3.4.2 Stress- und Coping-Inventar (SCI)
3.4.3 Stressmanagementtraining
3.4.4 Soziodemographische Merkmale
3.5 Untersuchungsdesign
3.6 Datenanalyse
3.6.1 Testung der Hypothese 1 und 2
3.6.2 Testung der Hypothese 3 und 4
3.6.3 Testung der Hypothese 5 und 6
3.6.4 Testung der Hypothese 7
4 Ergebnisse
4.1 Deskriptive Statistik
4.2 Ergebnisse der Forschungshypothesen
4.2.1 Auswertung der Hypothese 1
4.2.2 Auswertung der Hypothese 2
4.2.3 Auswertung der Hypothese 3
4.2.4 Auswertung der Hypothese 4
4.2.5 Auswertung der Hypothese 5
4.2.6 Auswertung der Hypothese 6
4.2.7 Auswertung der Hypothese 7
5 Diskussion
5.1 Methodisches Vorgehen
5.2 Ergebnisse der deskriptiven Daten
5.3 Ergebnisse der Hypothesen
5.4 Implikationen für die betriebliche Praxis
5.5 Fazit und Ausblick
Anlagen
Literaturverzeichnis
Abstract
Die heutige Arbeitswelt konfrontiert die Beschäftigten mit immer höheren Anforderungen. In Folge dieser Entwicklung klagen Mitarbeiter häufiger über psychische Belastungen und fühlen sich gestresst. Ungeachtet davon zeigt sich, dass nicht alle Mitarbeiter gleichermaßen von Stress und dessen Folgen betroffen sind. Warum ein Mitarbeiter dieselbe Belastungssituation als stressend und der andere als normal empfindet könnte durch negative Denkmuster, sogenannte dysfunktionale Kognitionen, begründet sein. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand einer Querschnittsstudie den Einfluss dysfunktionaler Kognitionen auf das Stressempfinden und die Stressbewältigung berufstätiger Erwachsener. Des Weiteren wird geprüft, ob sich Stressmanagementtrainings auf die Ausprägungen dysfunktionaler Kognitionen auswirken. Die Stichprobe basiert auf einer einmaligen Befragung und besteht aus 163 berufstätigen, erwachsenen Personen. Die Akquirierung der Probanden erfolgt durch Direktansprache verschiedener Unternehmen, über die sozialen Netzwerke Xing und Facebook sowie über den eCampus der SRH Fernhochschule Riedlingen. Für die Datenerhebung wird ein Online-Fragebogen eingesetzt, der die Messinstrumente Fragebogen zur Erfassung dysfunktionaler Kognitionen von Sauerland (2018) sowie das Stress und Coping-Inventar von Satow (2012) beinhaltet. Diese erheben die dysfunktionalen Kognitionen, das aktuelle Stressempfinden (bestehend aus Stressbelastung und Stresssymptome) sowie die Copingstrategien. Ergänzend wird die Teilnahme an einem Stressmanagementtraining abgefragt. Die Daten werden mit bivariaten Korrelationsanalysen, Regressionsanalysen und einem t-Test untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen dysfunktionalen Kognitionen und Stressempfinden gibt sowie einen Einfluss von dysfunktionalen Kognitionen auf das Stressempfinden. Des Weiteren kann ein Zusammenhang zwischen adaptiven Copingstrategien und dysfunktionalen Kognitionen nachgewiesen werden, jedoch nicht für die maladaptive Copingstrategie. Es konnte auch kein Zusammenhang zwischen der Teilnahme an einem Stressmanagementtraining und dysfunktionalen Kognitionen festgestellt werden.
Schlagwörter: Dysfunktionale Kognitionen, Stressempfinden, Stressmanagement, Coping, negative Denkmuster, Arbeitsbelastung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata
Abbildung 2: ABC-Modell nach Albert Ellis
Abbildung 3: Belastungs-Beanspruchungskonzept
Abbildung 4: Transaktionales Stressmodell
Abbildung 5: Untersuchungsdesign dysfunktionalen Kognitionen und Stressempfinden sowie Stressbewältigung
Abbildung 6: Untersuchungsdesign Stressmanagementtraining und dysfunktionale Kognitionen
Abbildung 7: Histogramm Variable dysfunktionale Kognitionen
Abbildung 8: Histogramm Variable Stressbelastung
Abbildung 9: Histogramm Variable Stresssymptome
Abbildung 10: Histogramm Variable Stressbewältigung
Abbildung 11: Q-Q-Diagramm Variable Dysfunktionale Kognitionen
Abbildung 12: Q-Q-Diagramm Variable Stressbelastung
Abbildung 13: Streudiagramm Dysfunktionale Kognitionen und Stressbelastung
Abbildung 14: Q-Q-Diagramm Variable Stresssymptome
Abbildung 15: Streudiagramm Dysfunktionale Kognitionen und Stresssymptome
Abbildung 16: Q-Q-Diagramm Variable Adaptive Stressbewältigung
Abbildung 17: Streudiagramm Dysfunktionale Kognitionen und Adaptive Stressbewältigung
Abbildung 18: Q-Q-Diagramm Variable Maladaptive Strategie Suchtmittel
Abbildung 19: Streudiagramm Dysfunktionale Kognitionen und Maladaptive Strategie Suchtmittel
Abbildung 20: Streudiagramm Homoskedastizität Stressbelastung
Abbildung 21: Streudiagramm Homoskedastizität Stresssymptome
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Systematische Denkfehler depressiver Patienten
Tabelle 2: Grundkategorien irrationaler Überzeugungen
Tabelle 3: Berufsbezogene dysfunktionale Denkmuster
Tabelle 4: 5-Step Model zur Reduktion dysfunktionaler Gedanken
Tabelle 5: Zusammenhänge zwischen dysfunktionalen Kognitionen und berufsrelevanten Faktoren
Tabelle 6: Häufigkeitsverteilung der soziodemographischen Angaben
Tabelle 7: Die Skalen des Fragebogens dysfunktionaler Kognitionen
Tabelle 8: Deskriptive Ergebnisse der Subskalen dysfunktionaler Kognitionen
Tabelle 9: Deskriptive Ergebnisse der Subskalen Stressbewältigung
Tabelle 10: Reliabilitätsanalyse der Subskalen dysfunktionale Kognitionen
Tabelle 11: Reliabilitätsanalyse der Skalen des SCI
Tabelle 12: Produkt-Moment-Korrelation Dysfunktionale Kognitionen und Stressbelastung
Tabelle 13: Produkt-Moment-Korrelation Dysfunktionale Kognitionen und Stresssymptome
Tabelle 14: Produkt-Moment-Korrelation Dysfunktionale Kognitionen und Adaptive Stressbewältigung
Tabelle 15: Spearman-Korrelation Dysfunktionale Kognitionen und Maladaptive Strategie Suchtmittel
Tabelle 16: KS-Test Residuen Stressbelastung
Tabelle 17: Regressionsanalyse Dysfunktionale Kognitionen und Stressbelastung
Tabelle 18: KS-Test Residuen Stresssymptome
Tabelle 19: Regressionsanalyse Dysfunktionale Kognitionen und Stresssymptome
Tabelle 20: KS-Test Residuen Dysfunktionale Kognitionen
Tabelle 21: Levene-Test Dysfunktionale Kognitionen
Tabelle 22: T-Test Teilnahme Stressmanagementtraining
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Fragebogen
Anlage 2: Reliabilitätsanalyse Skala Stresssymptome
1 Einleitung
Die heutige, moderne Arbeitswelt ist geprägt von gravierenden Veränderungen (Mainka-Riedel, 2013, S. 5). Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und Neo-Ökologie stellen sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter vor komplexe Herausforderungen. Immer häufiger sehen sich Mitarbeiter mit einem steigenden Arbeitsdruck, hoher Leistungsorientierung, ständiger Erreichbarkeit oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert. Im Gegensatz zu früher müssen Mitarbeiter heute ein zigfaches an Informationen in kürzerer Zeit bearbeiten und weniger Mitarbeiter haben immer mehr Aufgaben zu erfüllen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die heutige Arbeitswelt Mitarbeiter viel mehr psychisch und mental als körperlich beansprucht (Mainka-Riedel, 2013, S. 7-9). Daraus resultiert, dass die Anzahl der Mitarbeiter, die an ihre psychische Belastungsgrenze kommen und sich gestresst fühlen stetig anwächst. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Anzahl der Krankheitstage aufgrund seelischer Erkrankungen wider, die sich von 2007 (48 Millionen) bis 2017 (107 Millionen) mehr als verdoppelt haben. Damit sind psychische Erkrankungen aktuell, nach Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, die zweithäufigste Ursache warum Mitarbeiter krankgeschrieben werden (Rusch, 2019, S. 1). Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt an, dass die durch psychische Erkrankungen verursachten betrieblichen Fehlzeiten im Jahr 2017 zu Produktionsausfällen in Höhe von 12,2 Milliarden Euro geführt haben. Diese Zahlen aus dem Bericht „Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ der BAuA verdeutlichen einmal mehr die Wichtigkeit der Thematik Stress und Stressbewältigung am Arbeitsplatz (BAuA, 2017).
Arbeit und Gesundheit stehen in einem ständigen Konflikt und berufsbedingter Stress kann zahlreiche Ursachen haben. Dennoch zeigt sich, dass nicht jeder Mitarbeiter in derselben Weise von Stress und dessen Folgen betroffen ist. Der gleiche Stressor kann auf verschiedene Mitarbeiter eine völlig andere Wirkung haben. Ein möglicher Erklärungsansatz in diesem Zusammenhang sind dysfunktionale Kognitionen. So kann ein Stressor funktional oder dysfunktional kognitiv interpretiert werden. Entsprechend dieser individuellen Bewertung ergibt sich eine stresspuffernde oder stressauslösende Wirkung (Sauerland, Müller & Krajewski, 2014, S. 14). Dysfunktionale Kognitionen wurden bisher nahezu ausschließlich in der klinischen Psychologie in Verbindung mit depressiven Erkrankungen thematisiert. Erste Studienergebnisse im beruflichen Kontext kommen zu dem Schluss, dass dysfunktionale Denkmuster weitreichende Auswirkungen auf fundamentale Bereiche des Arbeitslebens haben. So werden unter anderem signifikante Zusammenhänge zu Entscheidungskompetenz, Karriereerfolg, Leistungsmotivation, Absentismus und Burnout-Gefährdung festgestellt (Sauerland, 2018, S. 5-6). Angesichts dieser Ergebnisse wird klar, dass dysfunktionale Kognitionen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für Unternehmen und Mitarbeiter haben.
Ziel dieser Arbeit ist es daher zu untersuchen, ob sich dysfunktionale Kognitionen auf das Stressempfinden und die Stressbewältigung berufstätiger Erwachsener negativ auswirken und ob ein möglicher Zusammenhang Unterschiede in der Belastbarkeit von Mitarbeitern erklären kann. Da Unternehmen immer häufiger durch den Einsatz von Stressmanagementtrainings versuchen die Stressbewältigungskompetenz ihrer Mitarbeiter zu erhöhen, ist ein weiteres Ziel dieser Untersuchung festzustellen, ob Stressmanagementtrainings auch positive Effekte im Hinblick auf dysfunktionale Kognitionen zeigen.
Davon ausgehen sollen folgende Leitfragen beantwortet werden:
- Wie wirken sich dysfunktionale Kognitionen auf das Stressempfinden und die Stressbewältigung der Mitarbeiter aus?
- Welchen Einfluss haben Stressmanagementtrainings auf die Höhe dysfunktionale Kognitionen?
- Welche Schlüsse lassen sich aus der Untersuchung für die Reduktion dysfunktionaler Kognitionen am Arbeitsplatz für Unternehmen ableiten?
Diese Arbeit legt den Fokus auf dysfunktionale Kognitionen im beruflichen Kontext. Aus diesem Grund wird auf deren Bedeutung in der klinischen Psychologie und Psychotherapie nur zur Erklärung der Theorie eingegangen. Mögliche andere Einflussfaktoren, wie z.B. Resilienz, Neurotizismus oder die Arbeitsaufgabe und deren Zusammenhang mit beruflichem Stress sind nicht Gegenstand dieser Arbeit.
Zur Beantwortung der genannten Leitfragen wird zunächst der theoretische Hintergrund der zu untersuchenden Konstrukte erläutert. Es werden die Begriffe dysfunktionale Kognitionen und Stress definiert und anhand von theoretischen Annahmen, Modellen und empirischen Studien dargestellt. Des Weiteren wird auf den Begriff Stressmanagement eingegangen. Darauf folgt eine kurze Zusammenfassung des Theorieteils. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden die Hypothesen für die sich anschließende Untersuchung abgeleitet.
Nachfolgend werden im methodischen Teil zunächst die Rahmenbedingungen (Planung und Durchführung der Datenerhebung, Stichprobe), die Messinstrumente und das Design der Untersuchung beschrieben. Weiterhin wird auf die Auswertung der Daten eingegangen. Im Fokus des vierten Kapitels stehen die Ergebnisse der Datenerhebung. Dafür werden die Daten zunächst deskriptiv dargestellt und anschließend die Ergebnisse der ausgewerteten Hypothesen vorgestellt. Abschließend werden im darauffolgenden Diskussionsteil die Ergebnisse im Hinblick auf die Fragestellungen dieser Arbeit interpretiert und diskutiert. Auch wird die methodische Vorgehensweise der Untersuchung kritisch reflektiert. Auf Grundlage der gewonnenen Untersuchungserkenntnisse werden nachfolgend Implikationen für die betriebliche Praxis abgeleitet. Ein Fazit sowie ein kurzer Ausblick auf weitere Forschungsansätze beschließen die Arbeit.
2 Theoretischer Teil
In den folgenden Kapiteln werden der theoretische Hintergrund und die aktuellen Forschungen beschrieben, die für diese Arbeit und der damit verbundenen Zielsetzung von zentraler Bedeutung sind. Nach Darstellung der relevanten Konstrukte werden abschließend die theoretischen Annahmen zusammengefasst und die zu untersuchenden Hypothesen abgeleitet.
2.1 Dysfunktionale Kognitionen
Die Begriffe Denkblockaden, negative Denkmuster bzw. Glaubenssätze oder Denkfallen weisen alle eine Gemeinsamkeit auf, sie werden häufig synonym für den Fachbegriff dysfunktionale Kognitionen verwendet.
2.1.1 Begriffsbestimmung
Für eine umfassende Definition des Terminus ist es notwendig, zunächst die Begriffe „Kognition“ und „dysfunktional“ separat zu bestimmen und wie infolgedessen der gesamte Terminus zu verstehen ist (Sauerland, 2018, S. 7).
Der Begriff Kognition leitet sich von dem lateinischen Wort „cognitio“ ab, welches „Erkennen“ oder „Erkenntnis“ bedeutet (Dudenredaktion, o. J.). Aus heutiger psychologischer Perspektive umfassen Kognitionen alle gedanklichen Prozesse und Strukturen wie etwa Wahrnehmungs-, Schlussfolgerungs-, Erinnerungs-, Denk-, Entscheidungsprozesse sowie Erwartungen und Überzeugungen (Gerrig & Zimbardo, 2018, S. 13). Der Fokus dieser Arbeit liegt insbesondere auf den Denkprozessen und Überzeugungen. Anderson (2001) zufolge sind Kognitionen immer zweckgerichtet, dies bedeutet sie sind gleichzeitig auf eine Zielerreichung und eine Beseitigung von Hindernissen, die diesen Zielen entgegenstehen, ausgerichtet (S. 241). Folglich können Kognitionen ihrer Beschaffenheit nach als funktionale Problemlöseprozesse bezeichnet werden, bei denen durch die Generierung und Auswahl bestimmter Operatoren Probleme gelöst werden. Diese Auswahl der Operatoren ermöglicht dem Organismus im Idealfall den schnellen Transfer von einem überwiegend aversiven Ausgangszustand in einen erwünschten Zielzustand (Sauerland, 2018, S. 8).Das Wort „dysfunktional“ wird aus der Kombination der griechischen Vorsilbe „dys“ (= schlecht) und dem lateinischen Wort „functio“ (= Verrichtung) gebildet und drückt somit die ineffiziente Leistungsfähigkeit bzw. die mangelhafte Funktion einer Sache aus (Sauerland, M., 2018, S. 8). Von funktional zu dysfunktional werden Kognitionen, wenn Problemlöseprozesse nicht mehr optimal ablaufen. So kann beispielsweise die Auswahl der Operatoren systematisch verzerrt sein mit der Folge, dass es dem Organismus nicht mehr gelingt, schnell und nachhaltig den angenehmeren Zielzustand zu erreichen. Dies lässt sich damit begründen, dass Problemlöseprozesse nicht in einem Vakuum stattfinden, sondern vielmehr in ein komplexes Netzwerk aus Erfahrungen, persönlichen Motiven und darauf basierenden Schlussfolgerungen eingebunden sind. Folglich kann die Auswahl der Problemlöse-Operatoren durch diese Faktoren erheblich beeinflusst werden und somit ungünstig, tendenziös und eingeschränkt erfolgen (Sauerland, 2018, S. 9-10). Dysfunktionale Kognitionen können demnach vereinfacht als nicht-zielführende Denkprozesse und negative Schemata bezeichnet werden, welche sich im Erleben von Personen aufgrund ineffizienter Bedürfnisbefriedigung in Frustration, Enttäuschung, geringer Leistung, langsame Zielannäherung und einem Defizit an Erfolgserlebnissen zeigen (Sauerland, 2018, S. 10-11).
2.1.2 Erklärungsmodelle
Erklärungsmodelle für die Entstehung dysfunktionaler Kognitionen finden sich insbesondere im Bereich der klinischen Psychologie und Psychotherapie. So gilt in der kognitiven Verhaltenstherapie die grundlegende Annahme, dass dysfunktionale Kognitionen für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen eine entscheidende Rolle spielen. Erste Ansätze dieses Paradigmas sind historisch gesehen bereits in der griechischen antiken Philosophie anzutreffen. So sagte bereits der Philosoph Epiktet (ca. 50 – 125 n. Chr.) „Verwechsle nicht die Dinge mit deinen Vorstellungen“. Die Kognitionsdiagnostik ist wesentlich durch die kognitionstheoretischen Modelle von Aaron T. Beck (1976) und Albert Ellis (1975) geprägt (Radkovsky & Berking, 2012, S. 35). Beide Modelle werden im weiteren Verlauf näher erläutert.
Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata nach Beck
Für Beck bilden dysfunktionale kognitive Schemata (negative Denkmuster bzw. Grundannahmen), welche die Wahrnehmung und Interpretation der Realität negativ verzerren und sich in pathogenen automatischen Gedanken niederschlagen, die Grundlage depressiver Störungen. Nach seiner Ansicht ist das Denken depressiver Menschen inhaltlich durch eine negative, pessimistische Sicht auf die eigene Person, der Umwelt und der Zukunft gekennzeichnet (sog. „kognitive Triade). Dies führt bei den Betroffenen meist zu Hoffnungslosigkeit, Selbstkritik und geringer Selbstachtung (Beesdo-Baum & Wittchen, 2011, S. 894-895). Die verzerrte Sicht der Realität wird durch verschiedene Denkfehler bestätigt und stabilisiert. Diese Denkfehler sind wiederum bedingt durch negative Schemata, die das Denken steuern (Radkovsky & Berking, 2012, S. 37).
Nachstehende Tabelle zeigt eine Übersicht typischer, systematischer Denkfehler depressiver Patienten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Systematische Denkfehler depressiver Patienten
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Beck & Hautzinger, 1996, S. 44-45)
Dysfunktionale kognitive Schemata werden nach Beck im Regelfall bereits in frühen Sozialisationsphasen durch ungünstige Erfahrungen und Lernprozesse (z.B. frühe Verlusterlebnisse, Zurückweisungen, etc.) erworben und können dann zunächst in den Hintergrund treten. Kommt es im weiteren Leben zu Situationen, die der Entstehungssituation ähneln, werden diese reaktiviert. So kann ein aktuelles berufliches Misserfolgserlebnis zu einer Neubelebung des Schemas der Selbstabwertung führen, welches erstmals durch schulisches Versagen und die damit verbundene Reaktion der Eltern in der Kindheit geprägt wurde (Wilken, 2019, S. 27-28). Die so aktivierten negativen Schemata steuern das Denken auf eine sich selbst stabilisierende Weise. Darüber hinaus bilden negative Grundannahmen die Basis für weitere dysfunktional bedingte Annahmen (Radkovsky & Berking, 2012, S. 37-38).
Die folgende Abbildung stellt die beschriebenen Annahmen des Modelles nochmals grafisch dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata
(Quelle: Beeso-Baum & Wittchen, 2011, S. 895)
Rational-emotive Verhaltenstherapie nach Ellis
Der amerikanische Psychologe Albert Ellis entwickelte in den 1950er Jahren die Rational-emotive Therapie (RET, seit 1993 auch als Rational-emotive Verhaltenstherapie REVT bezeichnet) und lieferte damit zugleich ein Modell, welches die Entstehung dysfunktionaler Kognitionen beschreibt.
Die zentrale Annahme seine Theorie ist es, dass emotionale, behaviorale und somatische Reaktionen auf Ereignisse von den kognitiven Bewertungen dieser Ereignisse vermittelt werden. Diese Bewertungen hängen wiederrum von sich dahinter befindenden bewussten bzw. unbewussten Grundüberzeugungen, den sogenannten „beliefs“, ab. In der REVT gelten „irrationale beliefs“ (unangemessene, nicht hilfreiche und nicht zielführende Überzeugungen) und die damit verbundenen dysfunktionalen Bewertungen als Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen (Radkovsky & Berking, 2012, S. 35).
Ellis hat, innerhalb einer Vielzahl irrationaler Überzeugungen, die folgenden vier Grundkategorien voneinander abgegrenzt (Wilken, 2019, S. 19-20):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Grundkategorien irrationaler Überzeugungen
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wilken, 2019, S. 19-20)
Grundlegend für die REVT ist das sog. ABC-Modell. In diesem Modell werden die Grundannahmen der REVT in einer für den Patienten vergleichsweise einfachen und nachvollziehbaren Form dargestellt. Bestimmte auslösende Ereignisse (A = activating events) aktivieren Bewertungsvorgänge (B = beliefs, beliefs system), die dann zu emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen (C = consequences) führen. Da die aus der Bewertung resultierenden Konsequenzen gleichzeitig wieder Gegenstand von weiteren Bewertungsprozessen sind, besteht die Möglichkeit, dass als Folge des „primären ABC“ ein „sekundäres ABC“ (sog. Symptomstress) entsteht (Radkovsky & Berking, 2012, S. 35).
Ellis postuliert mit seiner Theorie, dass emotionale Reaktionen und Verhaltensweisen einer Person (C) nicht direkt durch auslösende Ereignisse (A) verursacht werden, sondern vor allem durch die Art der Bewertung dieser Ereignisse (B). So führt die Bewertung eines Ereignisses als „irrelevant“ zu keinen emotionalen Reaktionen, wohingegen die Bewertung „günstig“ zu positiven und die Bewertung „ungünstig“ zu negativen Emotionen führt (Wilken, 2019, S. 17-18).
Nachfolgende Darstellung bildet das ABC-Modell grafisch ab:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: ABC-Modell nach Albert Ellis
(Quelle: Radkovsky & Berking, 2012, S. 36)
2.1.3 Berufsbezogene dysfunktionale Kognitionen
Im beruflichen Kontext sind dysfunktionale Kognitionen bisher wenig erforscht, was sich in der einschlägigen Fachliteratur wiederspiegelt. Derzeit weist kein Lehrbuch der Arbeits-, Personal- oder Wirtschaftspsychologie ein explizites Kapitel über Denkmuster von Mitarbeitern und Führungskräften auf. Als Erster hat Dr. Martin Sauerland, Wirtschaftspsychologe an der Universität Koblenz-Landau diesen Ansatz systematisch untersucht und seine Studienergebnisse veröffentlicht. Er kommt zu dem Schluss, dass dysfunktionale Denkmuster weitreichende Auswirkungen auf fundamentale Bereiche des Arbeitslebens haben (Sauerland, 2018, S. 5).
Im Arbeitsalltag werden Mitarbeiter mit zahlreichen unterschiedlichen Ansprüchen konfrontiert. So geht es um die Erbringung einer entsprechenden Leistung, die Zufriedenheit mit den beruflichen Rahmenbedingungen (z.B. Gehalt, Kollegen, Arbeitszeit, etc.) oder intrinsisch motivierende, befriedigende Arbeitsinhalte. Gedanken, die sich auf derartige berufsbezogene Sachverhalte beziehen, können gleichermaßen dysfunktional sein. Demnach werden unter berufsbezogenen dysfunktionalen Kognitionen mentale Prozesse verstanden, die sich negativ auf die Leistung und Motivation der Mitarbeiter und Führungskräfte auswirken und zu Verhaltensweisen führen, die berufsbezogenen-individuellen und organisationalen Zielen entgegenstehen. Dysfunktionale Kognitionen haben folglich einen demotivierenden, zielhemmenden, einschränkenden und belastenden Charakter. „Ich muss das allein schaffen!“, „Da geht bestimmt etwas schief“, - derartige Gedanken behindernd Mitarbeiter an einer effizienten Zielerreichung, Konfliktlösung und optimalen Befriedigung ihrer individuellen Bedürfnisse (Sauerland, 2018, S. 11-12). Häufig kommt es zu einem Vermeidungsverhalten, welches zukünftige Erfolgserlebnisse nahezu unmöglich macht. Die Folge ist eine Abwärtsspirale aus Misserfolgen, Vermeidung und daraus resultierenden Versagens- und Ohnmachtsgefühlen (Kamp, Braun & Gail, 2020, S. 158).
Sauerlands Annahmen basieren zu großen Teilen auf den im vorherigen Kapitel vorgestellten Modellen von Beck (1976) und Ellis (1975). Übereinstimmend sieht auch er persönliche Erfahrungen, Sozialisationsprozesse, individuelle Motive oder Vergleiche mit anderen Personen als ursächlich für berufsbezogenen dysfunktionale Kognitionen. Nach seiner Ansicht werden solche Erfahrungen häufig generalisiert, in die Zukunft übernommen oder auch selektiv interpretiert (Sauerland, 2018, S. 12). Das Ergebnis sind irrationale Überzeugungen und nicht infrage gestellte Glaubenssätze, die wiederrum wahrnehmungs- und handlungsleitend sind (Sauerland, Müller & Krajewski, 2014, S. 13).
Sauerland (2018) hat Instanziierungen dysfunktionaler Kognitionen, wie die vorhergehend genannten Beispiele (z.B. „Ich muss das allein schaffen!“) bestimmten dysfunktionalen Denkmustern bzw. Grundannahmen zugeordnet. Auf Grundlage von Becks´ Denkfehlern und Ellis´ irrationalen Überzeugungen wurden so insgesamt 15 dysfunktionale Denkmuster im beruflichen Kontext identifiziert. In der folgenden Übersicht werden diese kurz erläutert und jeweils mit einem Beispiel dargestellt. Dabei werden die Parallelen zu den bereits vorgestellten Modellen deutlich (S. 19-62):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Berufsbezogene dysfunktionale Denkmuster
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sauerland, 2018, S. 19-62)
Dysfunktionale Kognitionen im beruflichen Kontext können sich in unterschiedlichen Bereichen negativ auswirken. So sind dysfunktionale Gedanken demotivierend und leistungsreduzierend und führen schließlich zu einer Leistungszurückhaltung also der nicht Ausschöpfung persönlicher Leistungspotenziale. Darüber hinaus kann festgestellt werden, dass sowohl die Symptomatik als auch ätiologisch relevante Bedingungen für Depressionen zahlreiche Parallelen mit denjenigen von Burnout – Erkrankungen aufweisen. Somit kann angenommen werden, dass dysfunktionale Kognitionen auch wesentlich an deren Entstehung beteiligt sind. Des Weiteren wirken sich dysfunktionale Kognitionen auf Absentismus und Präsentismus aus. Die so bedingten Fehlzeiten können dabei sowohl motivationsgetrieben als auch krankheitsbedingt sein. Dabei können nicht nur individuell negative Denkmuster („Arbeit macht krank“), sondern auch das Verhalten von Führungskräften („meine Mitarbeiter sind alle faul“) als ursächlich angesehen werden. Sind Mitarbeiter trotz Krankheit am Arbeitsplatz, liegen irrationale Überzeugungen zugrunde, da langfristige Konsequenzen und Nebeneffekte ignoriert werden. Ein weiterer Punkt ist, dass dysfunktionale Kognitionen Change-Prozesse in Unternehmen nachhaltig hemmen können, wenn die Mitarbeiter an irrationalen Überzeugungen festhalten und Veränderungen abwehrend gegenüberstehen. Dabei sind die Ursachen von Verweigerungshaltungen mannigfaltig, wie z.B. Angst vor dem Unbekannten, fehlende Anreize oder mangelndes Vertrauen in das Management. Auf derartige Verweigerungshaltungen wirken dysfunktionale Kognitionen wie Katalysatoren (Sauerland, Müller & Krajewski, 2014, S. 14-15).
Die Reduktion bzw. Bewältigung berufsbezogene dysfunktionale Kognitionen kann im Regelfall nur durch entsprechende Interventionen erfolgen (Sauerland, 2018, S. 71). In der gängigen Fachliteratur finden sich verschiedene kognitive Verfahren zur Reduktion dysfunktionaler Kognitionen. Dabei handelt es sich primär um psychotherapeutische Ansätze und Strategien zur Behandlung von psychischen Störungen. Das Forscherteam um Sauerland hat ein kognitiv-behavioral ausgerichtetes Interventionskonzept entwickelt, welches explizit auf die Belange von Mitarbeitern und Führungskräften in Unternehmen ausgerichtet ist und die nachhaltige Reduktion dysfunktionaler Kognitionen erreichen soll. Das sogenannte „5-Step-Model“ besteht aus fünf Schritten mit verschiedenen Methoden, die je nach Problemsituation bzw. Denkmuster und Bedarf individuell zusammengestellt werden können, wobei die fünf Schritte immer beibehalten werden sollten. Nachfolgende Tabelle beschreibt die einzelnen Schritte (Sauerland, 2018, S. 74-75):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: 5-Step Model zur Reduktion dysfunktionaler Gedanken
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sauerland, 2018, S. 74-116)
2.1.4 Empirische Studien
Es existieren zahlreiche empirische Hinweise welche die Annahme belegen, dass dysfunktionale Kognitionen eine bedeutsame Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung depressiver Erkrankungen sind (Beck, 1967; Solomon, Arnow, Gotlib & Wind, 2003). Sauerland konnte in einer eigenen Studie aufzeigen, dass die Verbreitung, Häufigkeiten und Ausprägungen dysfunktionaler Gedanken bei Mitarbeitern und Führungskräften erstaunlich hoch sind. So gaben 87,1% der Befragten an, derartige Denkmuster zu kennen (Sauerland, 2018, S. 66). Wie weitreichend die Folgen dysfunktionaler Kognitionen im Arbeitsleben sind, wurde in weiteren Studien belegt. Das Forscherteam um Sauerland hat verschiedene berufsbezogene Bereiche untersucht, in denen sich dysfunktionale Kognitionen niederschlagen (Sauerland, 2018, S. 119). Die nachfolgende Tabelle liefert eine Übersicht signifikanter Zusammenhänge zwischen der Ausprägung dysfunktionaler Kognitionen und verschiedener berufsrelevanter Faktoren (Sauerland, 2018, S. 123-134):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 5: Zusammenhänge zwischen dysfunktionalen Kognitionen und berufsrelevanten Faktoren
(Quelle: Sauerland, 2018, S. 123-134)
Die Bedeutsamkeit dysfunktionalen Kognitionen im beruflichen Kontext zeigt auch das Forschungsprojekt „Mentale Blockaden der Aufstiegskompetenz von Frauen“ (Wagner, Iwers-Stelljes, Oerding & Paulsen, 2012). Zielsetzung der Autoren war es, mithilfe des entwickelten Fragebogens FMB-S (Fragebogen zur Erfassung mentaler Blockaden in Schlüsselsituationen des beruflichen Aufstiegs) herauszufinden, ob dysfunktionale Denkblocken gebiets- und genderspezifisch auftreten können (Wagner et al., 2012, S. 262). Von den vier getesteten Skalen wiesen die drei Skalen „Selbst- und Kompetenzzweifel“, „Interaktion mit Kollegen“ sowie „Selbst- und Fremdklärung der Karriereentwicklung“ signifikante Korrelationen auf und bestätigten somit die Hypothese (Kamp et al., 2020, S. 158).
2.2 Stress und Stressbewältigung
Der Begriff „Stress“ war vor rund 50 Jahren noch nahezu unbekannt. Dies ist zur heutigen Zeit kaum mehr vorstellbar, da der Stressbegriff mittlerweile fest in sämtlichen Lebensbereichen, insbesondere im beruflichen Kontext, verankert ist (Kaluza, 2012, S. 4).
2.2.1 Stress und arbeitsbedingter Stress
Etymologisch leitet sich der Begriff Stress von dem lateinischen Wort „ stringere “ ab, was so viel wie „anspannen“ bedeutet (Kluge & Seebold, 1989, S. 708). Der Stressforscher Hans Seyle (1974) definiert Stress als „unspezifische Reaktion des Körpers auf jede an ihn gestellte Anforderung“ (S. 58). Entsprechend können zwei verschieden Ausprägungen von Stress differenziert werden. Einerseits kann Stress als positiv empfunden werden (sog. Eustress) und dient als Motivator für neue Herausforderungen und setzt Energien frei. Andererseits gibt es negativ empfundenen Stress (sog. Distress), der sich in einer dauerhaften Überforderung und mangelnden Bewältigungsmöglichkeiten äußert und sich letztendlich nachteilig auf die Gesundheit auswirkt (Struhs-Wehr, 2017, S. 32-33). Da vorliegende Arbeit den Fokus auf die negativen Aspekte von Stress legt, wird der Begriff im weiteren Verlauf im Sinne des Distress als „ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint“ (Greif, 1991, S. 13) verstanden. Gemäß dieser Definition sind Stressoren Belastungsfaktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Stress (oder Stressempfindungen) auslösen. Damit einer Bewältigung möglich wird, ist eine Anpassungsreaktion des Organismus notwendig. Diese Anpassung stellt die Stressreaktion dar. Die Intensität und Länge dieser Stressreaktion ist individuell von den Stressfaktoren selbst, Wahrnehmungs- und Bewertungsprozessen, Verhaltensmöglichkeiten sowie der Konstitution der betroffenen Person abhängig (Struhs-Wehr, 2017, S. 39).
Arbeitsbedingter Stress wird von der Europäischen Kommission, Generaldirektion V (2002) definiert „als Gesamtheit emotionaler, kognitiver, verhaltensmäßiger und physiologischer Reaktionen auf widrige und schädliche Aspekte des Arbeitsinhalts, der Arbeitsorganisation und der Arbeitsumgebung. Dieser Zustand ist durch starke Erregung und starkes Unbehagen, oft auch durch ein Gefühl des Überfordertseins charakterisiert.“ (S. 7). Folglich kann arbeitsbedingter Stress als Wechselwirkung zwischen Beschäftigtem und der Arbeitsumgebung beschrieben werden. Stress entsteht dann, wenn die Anforderungen der Arbeitsumgebung die Fähigkeiten des Beschäftigten übersteigen, sie zu bewältigen oder zu kontrollieren (EU-OSHA, 2000). Mögliche Anforderungen aus der Arbeitsumgebung können z.B. aus der Arbeitsaufgabe an sich (Zeit- und Termindruck, Informationsüberlastung), aus der Arbeitsrolle (Verantwortung, Mobbing), der materiellen Umgebung bzw. sozialen Umgebung (Lärm, Kälte, Betriebsklima) und dem Person-System (Angst vor Aufgaben, ineffiziente Handlungsstile) entstehen (Richter & Hacker, 1998, S. 17).
2.2.2 Stressmodelle
Die Entstehung von arbeitsbezogenem Stress kann anhand unterschiedlicher Modelle und arbeitspsychologischer Konzepte erklärt werden. Zwei grundlegende Theorien, das arbeitswissenschaftliche Belastungs- und Beanspruchungskonzept sowie das transaktionale Stressmodell werden im Rahmen dieser Arbeit nachfolgend näher erläutert (Bamberg, Keller, Wohlert & Zeh, 2012, S. 8).
Belastungs- Beanspruchungskonzept
Das Belastungs- und Beanspruchungskonzept von Rhomert und Rutenfranz (1975) ist ein arbeitswissenschaftlicher Ansatz, der zur Beschreibung von Arbeitsbedingungen und deren Wirkungen auf den arbeitenden Menschen dient (Schütz & Bartholdt, 2010, S. 21). Ursprünglich konzentrierte sich dieses Konzept auf Umgebungsbelastungen wie Schadstoffe oder Lärm. Bedingt durch den Wandel der Arbeitswelt rücken jedoch zunehmend psychische Belastungsfaktoren in den Mittelpunkt (Bamberg et al., 2012, S. 8).
Das Belastungs-Beanspruchungskonzept differenziert zwischen beobachtbarer, objektiver, aus der Arbeitsumwelt kommender Belastung (workload or stress) und deren Auswirkungen auf den Menschen, der Beanspruchung (work strain). Die grundlegenden Überlegungen von Rhomert und Rutenfranz wurden in einer DIN-Norm verankert (Greif, 1991, S. 4). Die Begriffe psychische Belastung und psychische Beanspruchung werden nach DIN EN ISO 10075-1 (2000) wie folgt definiert: Psychische Belastung ist „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken“ (Joiko, Schmauder & Wolff, 2010, S. 9). Psychische Beanspruchung ist „die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien“ (Joiko et al., 2010, S. 10).
Die Definitionen zeigen, dass Belastungen nicht per se negativ, sondern grundsätzlich neutral zu verstehen sind. Unabhängig von der jeweiligen Person beeinflussen an jedem Arbeitsplatz verschiedene Belastungsfaktoren (z.B. Arbeitsaufgabe oder Lärm) die alltägliche Arbeit und führen zu einer Beanspruchung. Erst die individuelle Reaktion einer Person, also wie die Belastung bewertet, erlebt und bewältigt wird, führt zu einer positiven bzw. negativen Beanspruchung (Rudow, 2011, S. 37). Daraus kann zusammenfassend abgeleitet werden, dass aus objektiv gleichen Belastungen interindividuell verschiedene Beanspruchungen entstehen können und dass objektiv gleiche Belastungen zu differierenden Zeitpunkten zu intraindividuell unterschiedlichen Beanspruchungen führen können. Positive Beanspruchungsfolgen sind beispielsweise Anregungs- oder Lerneffekte. Negative Beanspruchungsfolgen, die durch eine Diskrepanz zwischen Belastungen und Bewältigungsmöglichkeiten entstehen, führen zu Stress (Schütz & Bartholdt, 2010, S. 22-23). Die folgende Grafik stellt das Konzept vereinfacht dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Belastungs-Beanspruchungskonzept
(Quelle: (Rudow, 2011, S. 36)
Transaktionales Stressmodell
Das wohl einflussreichste Modell zur Erklärung der Stressentstehung, stellt das transaktionale Stressmodell von Richard Lazarus (Lazarus, 1966; Lazarus & Folkman, 1984; Lazarus & Launier, 1981) dar. Lazarus postuliert in seinem kognitiven Erklärungsansatz, dass individuelle, kognitive Bewertungsprozesse darüber entscheiden, ob bei einer Person Stress entsteht oder nicht. Die Basis bildet dabei ein bestimmter Reiz (z.B. ein Ereignis oder eine Situation), der potenziell Stress auslösen könnte. Ausschlaggebend für die Stressentstehung ist, wie dieser Reiz durch die Person subjektiv eingeschätzt bzw. bewertet wird (Kauffeld & Hoppe, 2014, S. 248).
Lazarus unterscheidet bei der Situationsbeurteilung zwischen drei Bewertungsprozessen, die nicht notwendigerweise nacheinander ablaufen, sondern sich gegenseitig beeinflussen. Die primäre Bewertung bezieht sich auf die Einschätzung der Situation hinsichtlich des eigenen Wohlbefindens. Diese kann als irrelevant, positiv / günstig oder stressend eingeschätzt werden. Ergibt sich eine stressbezogene Beurteilung kann diese in Form von Schädigung / Verlust, Bedrohung oder Herausforderung interpretiert werden und es wird eine Anpassungsreaktion notwendig. In einer sekundären Bewertung der belastenden Situation, schätzt die Person die eigenen Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten in Bezug auf die Stressoren ein. Nachdem die zur Bewältigung verfügbaren Ressourcen bewertet wurden, kommt es im Rahmen einer Neubewertung zu einer erneuten Einschätzung der Situation. Es wird geprüft, ob die Bewältigung gelungen oder die Situation weiterhin bedrohlich ist. Diese Bewertungsprozesse können sich, abhängig von der jeweiligen Situation, mehrfach wiederholen, folglich ein handelt es sich um einen transaktionalen Prozess (Nerdinger, Blickle & Schaper, 2014, S. 521). Die folgende Grafik stellt das zuvor beschriebene transaktionale Stressmodell grafisch dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Transaktionales Stressmodell
(Quelle: Bamberg et al., 2020, S. 10)
Demnach entsteht nach Lazarus Stress durch ein subjektiv wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen internen und / oder externen Anforderungen und den individuell verfügbaren Bewältigungsmöglichkeiten einer Person. Diese Sichtweise impliziert, dass eine Situation nicht zwangsläufig eine Belastung darstellt, sondern erst dann, wenn die eigenen Bewältigungsressourcen als nicht ausreichend bewertet werden. Stress manifestiert sich in physiologischen (Hormonausschüttung, Sympathikusaktivierung), behavioralen (Rückzugsverhalten, Erhöhung der Fehlerrate), emotionalen (Depression, Angst, Ärger) und kognitiven (Desorientiertheit, Unkonzentriertheit) Reaktionen (Vollmann & Weber, 2011, S. 405-406).
2.2.3 Stressbewältigung
Nach Lazarus (1984) versteht man unter Stressbewältigung (Coping) alle kognitiven und verhaltensbezogenen Anstrengungen, die darauf abzielen mit Anforderungen umzugehen, die die eigenen Ressourcen stark beanspruchen oder gar übersteigen. Durch Beseitigung, Reduzierung oder Tolerierung der Anforderung soll die Belastung abgebaut werden. Kognitive Bewältigungsformen sind intrapsychische, nicht direkt beobachtbare Prozesse der Wahrnehmung und Interpretation, wie z.B. Bagatellisierung oder Selbstbeschuldigung. Kennzeichnend für verhaltensbezogene Bewältigungsformen sind aktive, direkt beobachtbare Verhaltensweisen wie z.B. problemlösendes Handeln oder die Suche nach sozialer Unterstützung.
Das transaktionale Stressmodell differenziert zwischen zwei Arten der Stressbewältigung. Bei der problemorientierten Bewältigung versucht die Person, das stressauslösende Problem direkt zu lösen, also die Situation selbst oder eigene Merkmale (Einstellungen, Ziele, Werte) zu verändern (z.B. Informationssuche, Problemlösestrategien). Im Gegensatz dazu zielt die emotionsorientierte Bewältigung auf eine Regulation bzw. Minimierung stressbegleitender Emotionen wie Angst, Ärger oder Schuld ab (z.B. Entspannungstechniken). Es erfolgt keine aktive Auseinandersetzung mit der Belastungssituation, sondern eine passive Reaktion in Form des Ertragens oder Verleugnen der Situation (Vollmann & Weber, 2011, S. 406).
Die erfolgreiche Bewältigung einer Belastungssituation ist neben den Ressourcen in der Person selbst, auch entscheidend von den zur Verfügung stehenden externen Ressourcen abhängig. Dazu zählen soziale Ressourcen (Unterstützung im sozialen Umfeld), materielle Ressourcen (finanzielle Mittel und Güter) sowie der Tätigkeitsspielraum, welcher bei der Bewältigung einer Aufgabe zur Verfügung steht. Diese Ressourcen wirken sich positiv aus, da mehr Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und somit Belastungen nachweislich reduziert und gepuffert werden. Die erfolgreiche bzw. nicht erfolgreiche Bewältigung einer Situation beeinflusst durch eine Neubewertung gleichartige, zukünftige Situationen. Denn die erfolgreiche Bewältigung stellt ebenfalls eine Ressource dar, die beispielsweise die Selbstwirksamkeit stärkt. Infolgedessen werden kommende ähnliche Situationen als weniger bedrohlich und entsprechend weniger stressend empfunden (Struhs-Wehr, 2017, S. 45).
2.2.4 Empirische Studien
Die Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen von 13,9 Millionen erwerbstätigen AOK-Mitgliedern in Deutschland 2018 ergibt, dass seit 2008 die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 64,2% zugenommen haben. Im Vergleich zum Vorjahr, wurden im Jahr 2018 rund 5,1% mehr Fälle registriert. Die meisten Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen weisen mit 18,9% die Altersgruppe der 60- bis 64-jährigen auf und es zeigt sich, dass Frauen mit 14,4% öfter unter psychischen Erkrankungen leiden als Männer mit nur 8,7% Fehltagen (Meyer, Maisuradze & Schenkel, 2019, S. 415-417).
Eine großangelegte Studie der Techniker Krankenkasse (TK) im Jahr 2016 in Deutschland ergab, dass sich rund 23% der Befragten häufig gestresst fühlen (Jahr 2013: 20%). Dass die Erwerbstätigkeit eine entscheidende Rolle im Stresserleben einnimmt, zeigt sich darin, dass nicht erwerbstätige Personen einen deutlich geringeren Stresspegel aufweisen als Erwerbstätige. Während rund 75% der Erwerbstätigen sich manchmal oder häufig gestresst fühlen, sind es bei den Nicht-Erwerbstätigen nur rund 45%. Hinzu kommt, dass eine Vollzeitbeschäftigung mehr Stress verursacht als eine Teilzeitbeschäftigung. Als Hauptursache für die Stressbelastung nennen 46% der Befragten Beruf, Studium und Schule. Darauf folgen mit 43% die eigenen hohen Ansprüche. Die drei häufigsten Gründe für Stress bei der Arbeit sind zu viel Arbeit (64%), Termindruck (59%) und Unterbrechungen / Störungen (52%) (Techniker Krankenkasse, 2016, S. 4-24).
Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auf europäischer Ebene. So belegen Zahlen der europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, dass rund 48 Millionen (circa 22%) Erwerbstätige in der Europäischen Union unter arbeitsbedingtem Stress leiden (Milczarek, Schneider & Rial-González, 2009, S. 9).
Zahlreiche Langzeitstudien haben arbeitsbedingten Stress empirisch untersucht (Greif, 1991; Kahn & Byosiere, 1992; Semmer, N. K. & Mohr, 2001; Zapf & Semmer, 2004). Die Ergebnisse zeigen eindeutige Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Bereiche. So kann arbeitsbedingter Stress zu psychosomatischen und chronisch-degenerativen Erkrankungen sowie zu einer Zunahme der Mortalität und Morbidität führen. Weitere mögliche Auswirkungen sind Fehlzeiten, Fluktuation, Leistungsminderung und Produktivitätsverluste (Bamberg et al., 2012, S. 6).
2.3 Stressmanagement
Die stetig zunehmenden Anforderungen am Arbeitsplatz und damit verbundene Belastungen haben dazu geführt, dass es für Unternehmen und Mitarbeiter immer wichtiger wird, hilfreiche Strategien für einen besseren Umgang mit beruflichem Stress zu finden und anzuwenden. In diesem Zusammenhang hat insbesondere der Begriff Stressmanagement in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.
Stressmanagement wird als ein Sammelbegriff für alle Methoden verstanden die das Ziel haben, psychisch belastenden Stress zu vermindern oder idealerweise vollständig abzubauen (Rusch, 2019, S. 8). Dies beinhaltet sowohl die Stressprävention als auch die Stressintervention. Methoden des Stressmanagements können entweder an der Veränderung der Situation (Verhältnisprävention) oder Veränderung der Person (Verhaltensprävention) ansetzen (Udris, 2007, S. 670). Da sich vorliegende Arbeit schwerpunktmäßig mit dem persönlichen Stressempfinden und -bewältigung am Arbeitsplatz beschäftigt, wird anschließend auf personenbezogene Maßnahmen in Form von Stressmanagementtrainings eingegangen.
2.3.1 Stressmanagementtrainings
Es gibt eine Vielzahl von Trainings, meist basierend auf ähnlichen Grundannahmen, die den Umgang mit Stress aus der individuellen Sichtweise thematisieren. Generell können fünf Komponenten identifiziert werden, die in empirisch geprüften Stressmanagementtrainings eingesetzt werden. Diese sind sowohl als eigenständige Programme als auch zum kombinierten Einsatz miteinander konzipiert (Schütz & Bartholdt, 2010, S. 131-151):
- Information: Durch die Vermittlung von Wissen über Stress wie Stressfaktoren, Auswirkungen und Bewältigungsmöglichkeiten, soll ein positiver Effekt im Umgang mit Stress erreicht werden.
- Kognitiv-behaviorale Verfahren: Im Mittelpunkt dieser Verfahren stehen Stressbewertungsprozesse und deren Veränderung. Dabei werden kognitive und verhaltensbezogene Techniken eingesetzt. Ein häufig eingesetztes und wissenschaftliches fundiertes Verfahren in diesem Zusammenhang ist das Stressimpfungstraining (SIT) nach Meichenbaum (2003).
- Entspannungsverfahren: Diese wirken dem Stress insbesondere auf physiologischer Ebene entgegen und fördern eine emotionsbezogene Stressbewältigung. Hierzu zählen beispielsweise Progressive Muskelrelaxation und Autogenes Training.
- Kompetenztrainings: Die Zielsetzung hierbei liegt in der Stärkung problemorientierter Bewältigungsstrategien und somit eine allgemeine Verbesserung der individuellen Kompetenzen (z.B. Problemlöse- oder Zeitmanagementtrainings).
- Trainings zur Veränderung der Arbeitssituation: Diese Verfahren vermitteln Strategien zur Vermeidung oder Reduzierung von Stressfaktoren, durch die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten zur Veränderung belastender Aspekte der Arbeit. Ein Trainingsverfahren zur Veränderung der Arbeitssituation stellt z.B. das integrative Interventionsprogramm Caregiver Support Programm (Heaney, Price & Rafferty, 1995) dar.
Hinsichtlich der Anzahl, Häufigkeit und Dauer der Trainingssitzungen variieren Stressmanagementtrainings von Programm zu Programm. Meist umfassen diese jedoch einen Zeitraum von bis zu vier Wochen, sind als Gruppentraining für Teilnehmer unterschiedlicher Abteilungen konzipiert und stellen eine primärpräventive Maßnahme dar (Schütz & Bartholdt, 2010, S. 132).
2.3.2 Empirische Studien
In verschiedenen Metaanalysen (Richardson & Rothstein, 2008; van der Klink, Blonk, Schene & van Dijk, 2001) konnte aufgezeigt werden, dass Stressmanagementtrainings moderate bis gute Effekte auf unterschiedliche stressbezogene Maße haben. Insbesondere werden Selbstwert, Kontrollüberzeugungen und Bewältigungsstile aber auch Einstellungen gegenüber der Arbeit positiv beeinflusst. Neben kurzfristige Effekten konnte eine Metaanalyse von Kaluza (1997) zudem eine längerfristige Wirkung der Trainings nachweisen. So sind auch 6 bis 18 Monate nach Teilnahme noch positive Effekte auf das physische und psychische Befinden (körperliche Symptome, Ängstlichkeit, Depressivität und Burnout) belegbar. Speziell kognitiv-behaviorale Verfahren konnten im Vergleich zu den anderen Verfahren die stärksten positiven Effekte aufweisen (Richardson & Rothstein, 2008; van der Klink et al., 2001). Diese wirken hauptsächlich auf psychische und psychosomatische Stresssymptome durch die Verbesserung der persönlichen Stressbewältigungsfertigkeiten ein. Die Frage ob multimodale Programme eine höhere Effektivität gegenüber Einzelverfahren aufweisen lässt sich derzeit nicht abschließend beantworten, da die Studienlage keine eindeutigen Ergebnisse liefert (Schütz & Bartholdt, 2010, S. 132-133).
2.4 Zusammenfassung und Ableitung der Hypothesen
Nach Becks´ Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata, verzerren negative Denkmuster, die das Denken einer Person steuern, systematisch die Wahrnehmung und Interpretation der Realität. Die verzerrte Sicht wird durch verschiedene Denkfehler bestätigt und stabilisiert. Ellis´ REVT geht davon aus, dass die Art der Reaktion auf ein Ereignis von der kognitiven Bewertung dieses Ereignisses abhängt. Die kognitive Bewertung ist wiederrum von sich dahinter befindlichen irrationalen Grundüberzeugungen abhängig (s. Kapitel 2.1.2). Im beruflichen Kontext haben dysfunktionalen Kognitionen einen demotivierenden, leistungsmindernden, zielhemmenden, einschränkenden und belastenden Charakter und führen bei Mitarbeitern zu Verhaltensweisen, die individuellen und organisationalen Zielen entgegenstehen (s. Kapitel 2.1.3).
[...]
- Citar trabajo
- Sandra Waldeyer (Autor), 2020, Der Einfluss dysfunktionaler Kognitionen auf das Stressempfinden und die Stressbewältigung berufstätiger Erwachsener, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/933151
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