Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Finnland weder von der Sowjetunion besetzt noch wurde die Staats- und Gesellschaftsordnung nach sowjetischem Vorbild umgestaltet. Finnland konnte sowohl seine territoriale Integrität und Souveränität, als auch seine demokratischen Institutionen, seine marktwirtschaftliche Ordnung und sein Gesellschaftssystem erhalten. Ziel dieser Arbeit ist es, die Gründe hierfür im finnischen Agieren im Spannungsfeld zwischen eigenen nationalen Interessen und dem äußeren Druck Deutschlands und der Sowjetunion im Verlauf und vor allem am Ende des Krieges zu suchen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Interessenlage der beteiligten Mächte bezüglich Finnland
2.1 Finnlands Interessen nach Erstem Weltkrieg, Bürgerkrieg und Ostkriegszügen
2.2 Finnisch-Deutsche Zusammenarbeit vor dem Krieg
2.3 Sowjetische Interessen an Finnland
3. Der Verlauf des Krieges in Finnland 1939 - 1945
3.1 Der Winterkrieg 1939/40
3.2 Die Zwischenkriegszeit 1940/41
3.3 Der Fortsetzungskrieg 1941 – 1944
3.3.1 Der finnische Eintritt in den Krieg gegen die Sowjetunion
3.3.2 Exkurs: Besuch Adolf Hitlers bei Carl Gustav Mannerheim am 4. Juni 1942
3.3.3 Finnlands Austritt aus dem Krieg gegen die Sowjetunion
3.4 Der Lapplandkrieg 1944/45
4. Bewertung der finnischen Handlungsmöglichkeiten
4.1 Winterkrieg
4.2 Eintritt in den Fortsetzungskrieg
4.3 Ausscheiden aus dem Fortsetzungskrieg
4.4 Die Nichtbesetzung und Nichtsowjetisierung Finnlands
4.5 Lapplandkrieg 1944/45
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Finnland während des Zweiten Weltkrieges im Spannungsfeld deutscher und sowjetischer Großmachtinteressen
1. Einleitung
Am Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte die Sowjetunion die Territorien der mit dem Deutschen Reich verbündeten bzw. von diesem okkupierten Staaten (Ungarn, Rumänien, Tschechoslowakei, Bulgarien, Polen) und führte dort eine Umgestaltung der Staats- und Gesellschaftsordnung nach sowjetischem Vorbild durch. Einzige Ausnahme hiervon war Finnland, das weder okkupiert noch sowjetisiert wurde. Es konnte sowohl seine territoriale Integrität und Souveränität, als auch seine demokratischen Institutionen, seine marktwirtschaftliche Ordnung und sein Gesellschaftssystem erhalten. Mit der Untersuchung der Frage, warum dies so war, ist erst in neuerer Zeit mit der Öffnung entsprechender russischer Archive begonnen worden (Nevakivi, 1994, Troebst, 1998, Büttner, 2001), ohne dass eine abschließende Antwort bislang möglich gewesen wäre.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Gründe hierfür im finnischen Agieren im Spannungsfeld zwischen eigenen nationalen Interessen und dem äußeren Druck Deutschlands und der Sowjetunion im Verlauf und vor allem am Ende des Krieges zu suchen. Die finnische Geschichtsschreibung erklärte nach dem Krieg Finnlands Beitritt zum Krieg Deutschlands gegen die Sowjetunion mit der sogenannten Treibholztheorie Arvi Korhonens (1961), wonach Finnland gegen seinen Willen und ohne eigene Mitwirkung in den Krieg gezogen wurde. Diese Auffassung wurde zunächst von ausländischen (u.a. Krosby, 1969), später dann auch von finnischen Historikern (Jokipii, 1987) immer mehr widerlegt.
Zu fragen ist allerdings, welchen Handlungsspielraum Finnland tatsächlich im Verlauf des Krieges hatte. Zur Untersuchung dieser Frage wird zweischrittig vorgegangen. Zunächst wird die Interessenlage der auf dem finnischen Kriegsschauplatz agierenden Mächte am Vorabend des Zweiten Weltkrieges analysiert. Ausgangspunkt ist die Situation Finnlands nach Erstem Weltkrieg, Bürgerkrieg und den sogenannten Ostkriegszügen. Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die Interessen der Sowjetunion und ab 1933 des nationalsozialistischen Deutschlands.
In einem weiteren Schritt werden dann der tatsächliche Verlauf des Krieges und das damit einhergehende Verhalten Finnlands, Deutschlands und der Sowjetunion dargestellt. Dabei wird der finnischen Periodisierung und Terminologie (Winterkrieg, Fortsetzungskrieg, Lapplandkrieg) gefolgt.
Gezeigt werden soll, dass ein finnischer Handlungsspielraum zwar gegeben, dieser aber letztlich vergleichsweise gering war. Diesen minimalen Handlungsspielraum hat die finnische politische und militärische Führung klug nutzen können, so dass am Ende des Krieges vor dem Hintergrund der militärischen Gesamtkonstellation eine Okkupation des Landes durch die Sowjetunion nicht erfolgte.
An Quellen wird zurückgegriffen auf Dokumentensammlungen zu den Beziehungen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion, ein Tonbandprotokoll vom Besuch Adolf Hitlers beim finnischen Oberbefehlshaber Carl Gustav Mannerheim am 4. Juni 1942 (Wegner, 1993), dem ein Exkurs gewidmet ist, und die Erinnerungen Mannerheims (1952). Herangezogen wird weiter deutsch- und englischsprachige Sekundärliteratur, darunter auch von finnischen Autoren. Kritischere Stimmen aus russischer Perspektive, die ein offensiveres Vorgehen Finnlands gegenüber der Sowjetunion annehmen (Baryshnikov, 2005), werden mit erörtert. Finnischsprachige Standardliteratur (Korhonen, 1961, Jokipii, 1987) konnte mangels Sprachkenntnissen nicht direkt benutzt werden. Hierzu wird auf entsprechende Zusammenfassungen zurückgegriffen (u.a. Saarinen, 1975, Hentilä, 2005, 2007).
Zu den auftretenden geographischen Bezeichnungen, insbesondere Ortsnamen, sei angemerkt, dass in der Literatur hier jeweils die finnischen, schwedischen und russischen Bezeichnungen, auftreten, diese teilweise deutsch oder englisch transkribiert. Dies gilt beispielsweise für den schwedischsprachigen südlichen Teil Finnlands[1]. In der Regel wird im nachstehenden Text die Bezeichnung gewählt, die der territorialen Zugehörigkeit zum betrachteten Zeitpunkt entspricht.
2. Interessenlage der beteiligten Mächte bezüglich Finnland
2.1 Finnlands Interessen nach Erstem Weltkrieg, Bürgerkrieg und Ostkriegszügen
Im Zuge der Oktoberrevolution, der Machtübernahme der Bolschewiki und des beginnenden russischen Bürgerkrieges erklärte Finnland, das seit 1809 als Großfürstentum zum Zarenreich gehörte[2], am 6. Dezember 1917 seine Unabhängigkeit. Diese wurde im Januar 1918 auch von Lenin anerkannt, der in der finnischen Selbständigkeit keine Bedrohung der sowjetischen Herrschaft sah. Es folgte die Anerkennung durch die skandinavischen Nachbarstaaten, Deutschland und Frankreich. (Lehmann, 1989, S. 4)
Kurz darauf kam es in Finnland zwischen Januar und Mai 1918 zum Bürgerkrieg zwischen sozialistischen („Rote Garden“) und konservativen („Weiße Garden“) Kräften. Dabei wurden die „Roten Garden“ von noch in Finnland stationierten revolutionären Soldaten der russischen Armee unterstützt. Insofern ergab sich eine Verflechtung mit dem beginnenden russischen Bürgerkrieg. Letztlich gelang es den bürgerlichen Kräften unter Führung von Carl Gustav Mannerheim, mit deutscher Hilfe den Krieg für sich zu entscheiden[3]. Wegen der Verflechtung mit dem russischen Bürgerkrieg deuteten die Sieger diesen Krieg nicht in erster Linie als finnischen Bürgerkrieg, sondern als einen Freiheitskrieg gegen Russland („Unabhängigkeitskrieg“). Deshalb blieben die Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion in den folgenden Jahren weiter spannungsreich. (vgl. Bohn, 2005, S. 206ff.). Zwischen 1918 und 1920 versuchten halboffizielle finnische Verbände in mehreren sogenannten Ostkriegszügen erfolglos, die sowjetischen Teile Kareliens[4] an Finnland anzuschließen.
Mit dem Frieden von Dorpat (Tartu) wurden schließlich 1920 die Feindseligkeiten beendet. Der Vertrag legte im Wesentlichen die Grenzen des zaristischen Großfürstentums Finnland als Grenze des nunmehr unabhängigen Finnland fest. Mit Petsamo (russisch: Petschenga) erhielt Finnland zudem einen eisfreien Hafen am Eismeer, gab aber Ansprüche auf die Kreise Repola und Porajärvi in Ostkarelien auf, die es 1918 bzw. 1919 seinem Gebiet angeschlossen hatte. Die zwischen Finnland, Schweden und Russland umstrittenen Ålandinseln am Eingang des Finnischen Meerbusens wurden vom Völkerbund Finnland zugesprochen, jedoch demilitarisiert (Lehmann, 1989, S. 14f., Bohn, 2005, S. 213) (siehe Karte 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Karte 1. Finnland und Russland nach dem Frieden von Dorpat (1920)
(aus: Wikipedia, Finnische Ostkriegszüge)
Die territorialen Regelungen des Friedens von Dorpat waren die Ausgangslage für die weitere Entwicklung der finnischen, sowjetischen und deutschen Interessen.
Die finnische Interessenlage bestand insbesondere aus dem Wunsch nach Sicherheit gegenüber der Sowjetunion. Das betraf sowohl die territoriale Integrität als auch den Fortbestand der demokratischen und marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung. „Der große östliche Nachbar galt gleichermaßen als Gefahr für das kapitalistische System wie für die nationale Selbständigkeit“ (Menger, 1988, S. 17).
Vor diesem Hintergrund wurden von finnischer Seite vor dem Krieg unterschiedliche Strategien verfolgt:
- Aufbau guter Beziehungen zu Deutschland (siehe Abschnitt 2.2)
- Politik der „Skandinavischen Neutralität“
- Befriedung des Verhältnisses zur Sowjetunion
Nachdem in den 1920er und 1930er-Jahren eine betont deutschfreundliche Stimmung vorherrschte (s.u.), kam es 1936/37 in Finnland zu einem Regierungswechsel. Ziel der finnischen Außenpolitik unter dem neuen Präsidenten Kallio, Ministerpräsident Cajander und Außenminister Holsti war eine Zusammenarbeit mit dem Völkerbund, namentlich Großbritannien und Frankreich, und mit den skandinavischen Staaten und eine Entspannung des Verhältnisses zur Sowjetunion. (Menger, 1988, S. 37; Lehmann, 1989, S. 11).
Eine Orientierung der Gesamt- und Außenpolitik auf die skandinavischen Staaten, vor allem Schweden, sollte einen Ausweg aus dem sicherheitspolitischen Dilemma zwischen Deutschland und der Sowjetunion bieten. Konkretere Absprachen über eine solche „skandinavische Neutralität“ scheiterten aber an der reservierten Haltung Schwedens (Schweitzer, 1993) und der mangelnden Bereitschaft zu einem „länderübergreifenden militärischen Vorgehen in unterschiedlichen geographischen Räumen“ (Lehmann, 1989, S. 9).
Vor diesem Hintergrund hatte sich Finnland weitgehend allein im machtpolitischen Spannungsfeld zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion zu orientieren. Hierauf wird in den beiden folgenden Abschnitten eingegangen.
2.2 Finnisch-Deutsche Zusammenarbeit vor dem Krieg
Insgesamt war in den 1920er und 1930er Jahren in Finnland eine antisowjetische und prodeutsche Stimmung tonangebend (Lehmann, 1989, S. 6ff.) Dies führte zu einer intensiven finnisch-deutschen Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet. Deutschland wurde ab 1921 zum wichtigsten Importland für Finnland (Menger, 1989, S. 17). Dies setzte sich auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland fort, auch wenn es in Finnland kaum Befürworter der Nationalsozialisten gab.
Menger (1988) gliedert die Beziehungen zwischen Finnland und dem nationalsozialistischen Deutschland in zwei Phasen: die Phase der traditionellen Freundschaftlichkeit (1933-1936) und die Phase deutscher Aktivitäten gegen einen finnischen Kurswechsel (1937 – 1939).
In der ersten Phase, die vom deutschfreundlichen Präsidenten Svinhufvud, Ministerpräsident Kallio und Außenminister Hackzell auf finnischer Seite bestimmt wurde, wurde „Deutschland als stärkster Garant finnischer Unabhängigkeit“ (Menger, 1988, S. 29) gesehen, die Sowjetunion hingegen als deren größter Gegner. Deutschland konnte umfangreiche wehrwirtschaftliche Interessen mit finnischen Rohstofflieferungen (Kupfer, Eisen und Nickel aus der Petsamoregion, siehe Menger, 1988, S. 25 und S. 69) befriedigen.
Finnland wurde von Anfang an in die deutschen Kriegsplanungen als „antisowjetischer Brückenkopf“ (Menger, 1988, S. 35) bzw. als „Flankenpartner, Aufmarsch- und Nachschubbasis“ (Menger, 1988, S. 79) einbezogen. Es kam zu einer noch intensiveren Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet (Lehmann, 1989, S: 6ff.). Die einzige „Gefahr“ wurde in dieser Seite deutscherseits in einer Annäherung Finnlands an Großbritannien gesehen (Menger, 1988, S. 35).
Hinsichtlich der deutschen Interessen an Finnland ist also mit Salewski (1979) festzustellen, dass
- Finnland für Deutschland Hauptlieferant kriegswichtiger Rohstoffe war,
- Deutschland strategische Interessen im Ostseeraum und im Nordpolarmeer verfolgte,
- Deutschland die Gefahr englisch-französischer Interventionen in Nordeuropa abwenden wollte.
Diese Interessen waren durchaus teilweise gemeinsam, da Finnland von Deutschland die Garantie des politischen Status Quo erwartete und in Deutschland einen wichtigen Abnehmer seiner Rohstoffe, aber auch Lieferanten von Lebensmitteln und Waffen sah. Während Deutschland Finnland in das eigene Lager für den Angriffskrieg gegen die Sowjetunion ziehen wollte, erhoffte sich Finnland durch die deutsche Unterstützung eine mäßigende Wirkung auf die Sowjetunion.
2.3 Sowjetische Interessen an Finnland
Von russischer Seite wurde Finnland seit jeher als Gefahr für die Sicherheit gesehen. Schon Peter der Große wird mit den Worten „Russland ist erst dann sicher, wenn seine Grenzen am Bottnischen Meerbusen liegen“ zitiert (Lehmann, 1989, S. 3). Auch seitens der Sowjetunion wurde Finnland als strategisch wichtig betrachtet. So galten der Finnische Meerbusen und die Küste als potentielles Einfallstor zur zweitgrößten Stadt der Sowjetunion, Leningrad. Für den Fall eines Landkrieges sah die sowjetische Führung den finnischen Teil Kareliens als mögliches Aufmarschgebiet für einen Angriff gegen Leningrad ebenso wie das gesamte finnische Territorium als mögliche Basis von Luftangriffen auf sowjetisches Gebiet.
Vor diesem Hintergrund erfolgten sowjetische Forderungen an Finnland, so im April 1938 nach Garantien, dass Finnland Deutschland bei einem Krieg gegen die Sowjetunion nicht unterstützen werde (Mannerheim, 1952, S. 322; Lehmann, 1989, S.10). Hierzu wäre Finnland unter der Voraussetzung der Garantie seiner territorialen Integrität zwar bereit gewesen, nicht jedoch zur langfristigen Verpachtung von Inseln im Finnischen Meerbusen oder ersatzweise eines Landgebietes nördlich des Ladogasees an die Sowjetunion zur Errichtung militärischer Stützpunkte (Mannerheim, 1952, S. 322ff.).
Zwischenzeitlich kamen die Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutschland im geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23.8.1939[5] (Hofer, 1957, S. 230f.) zu einer Regelung ihrer wechselseitigen Interessensphären, wonach Finnland der Interessensphäre der Sowjetunion zugeordnet wurde[6].
Im Oktober 1939, mit dem Hitler-Stalin-Pakt im Rücken forderte die Sowjetunion von Finnland einen „Beistandspakt“, der aber auch konkrete territoriale Forderungen[7] enthielt (Mannerheim, 1952, S. 335). Angesichts der schwachen militärischen Lage Finnlands setzte sich Mannerheim für einen Kompromiss mit der Sowjetunion ein, der zu einem finnischen Gegenangebot mit teilweisen Zugeständnissen führte (Lehmann, 1989, S. 12f.). Letztlich verliefen aber die bis Ende Oktober 1939 geführten Verhandlungen ergebnislos. Die sowjetischen Forderungen wurden als für Finnland unannehmbar abgelehnt. In der Folge setzte die Sowjetunion auf eine militärische Durchsetzung ihrer Interessen gegenüber Finnland.
[...]
[1] Die wichtigsten Beispiele: Der Hafen Hanko heißt schwedisch Hangö, die Stadt Viipuri schwedisch Viborg, in der russischen deutsch transkribierten Fassung auch Wiborg oder Wyborg geschrieben. Die Region Petsamo heißt russisch Petschenga und der russische Fluss Swir wird finnisch als Syväri bezeichnet.
[2] Im Zuge der napoleonischen Koalitionskriege verbündete sich Russland im Frieden von Tilsit (1807) mit Frankreich gegen England und das mit diesem verbündete Schweden. Mit dem Angriff Russlands auf Schweden begann dieses den Finnischen Krieg (1808/09), der mit dem Vertrag von Fredrikshamn endete, mit welchem Schweden weite Gebiete an Russland abtrat. Dazu gehörten neben dem die heutige Südhälfte Finnlands umfassenden Kernfinnland auch die Ålandinseln sowie Teile von Lappland.
[3] Die Formierung der weißen Regierungstruppen erfolgte unter anderem aus der sogenannten Jägerbewegung. Damit wird eine Gruppe finnischer Freiwilliger bezeichnet, die während des Ersten Weltkrieges in Deutschland (im 27. preußischen Jägerbataillon) ausgebildet wurden und an der Spitze eines Befreiungskrieges gegen das zaristische Russland stehen sollten. Weiter wurden die weißen Truppen von einem deutschen Expeditionskorps unterstützt. Kurzzeitig wurde sogar der deutsche Prinz Friedrich Karl von Hessen zum König von Finnland eingesetzt, der jedoch nach der Revolution in Deutschland auf die finnische Krone verzichtete. (Lehmann, 1989, S. 5f., Schweitzer, 1993)
[4] Im Vertrag von Nöteborg (finnisch: Pähkinäsaari, deutsch: Schlüsselburg) wurde 1323 der Grenzverlauf zwischen Schweden und Nowgorod geregelt und dabei die Landschaft Karelien zwischen diesen beiden Reichen geteilt. Die Grenze verlief östlich und nördlich der Stadt Viborg (Viipuri) auf der Karelischen Landenge. Ostkarelien gehörte seitdem zu Russland und später zur Sowjetunion. (Bohn, 2005, S. 61f.)
[5] oft als Hitler-Stalin-Pakt oder Molotow-Ribbentrop-Pakt bezeichnet
[6] „Für den Fall einer territorialen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessensphäre Deutschlands und der UdSSR.“ (Geheimes Zusatzprotokoll, zitiert nach Hofer, 1957, S. 230f.) In einem weiteren Geheimabkommen vom 28.9.1939 wurde auch Litauen der sowjetischen Interessensphäre zugeschlagen (Hofer, 1957, S. 212).
[7] Verpachtung des Hafens von Hanko (Hangö) für 30 Jahre an die Sowjetunion, Abtretung der Inseln im Finnischen Meerbusens, des Westteils der Fischerhalbinsel und eines Gebietes auf der Karelischen Landenge. Zum Ausgleich allerdings Überlassung der Distrikte Repola und Porajärvi, die in den Ostkriegszügen von Finnland beansprucht wurden. (Mannerheim, 1952, S. 335f.) (vgl. Karte 3)
- Quote paper
- Harald Freter (Author), 2008, Finnland im Zweiten Weltkrieg im Spannungsfeld deutscher und sowjetischer Großmachtinteressen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93268
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