Gleichermaßen wie Gold in der Bronzezeit, so entbehrt Bernstein rein funktional gedacht jeglicher praktischen Funktion. Es taugt weder als Nahrungsmittel noch als Material für die Werkzeugherstellung, anders aber zur Schmuckherstellung ausschließlich durch den Eigenwert an sich. Daher deutet sein Vorkommen in archäologischen Zusammenhängen immer auf Aspekte, die außerhalb des rein Funktionalen liegen. Gerade diese Aspekte lassen sich in der Archäologie jedoch am schwierigsten erfassen – sind aber von höchstem Interesse. Sobald die Forschung über eine rein deskriptive Stufe hinauskommen will, drängen sich förmlich Fragen der gesellschaftlichen Organisation und des geistigen Lebens vergangener Kulturen auf. Diese Arbeit will die gesellschaftliche Struktur im Zusammenhang mit der Erörterung der Frage nach der Bedeutung des Bernsteins in der Trichterbecherkultur (TBK) vorrangig in Dänemark behandeln. Dabei wird die unterschiedliche Verteilung und Häufigkeit von Bernstein in Gräbern und Hortfunden in das in Regionen aufgeteilte Arbeitsgebiet Dänemark, untersucht. Es soll untersucht werden, welche Aussagekraft der Bernstein bezüglich der Möglichkeit hat, den jeweiligen sozialen Kontext und die gesellschaftliche Organisation zu rekonstruieren. Insbesondere ist bei der Untersuchung der TBK wichtig, ob eine Differenzierung von Gräbern mit Bernstein und Nachbestattungen, zwischen Gräbern bei denen keine Bernsteinbeigaben und/oder Nachbestattungen oder Nachnutzungen dokumentiert sind, zu erkennen ist. Als Ergebnis der Aussagen über die Gesellschaft wird eine Differenzierung von fünf verschiedenen definierten Regionen, durch multiple Eigenschaften und Merkmale erwartet.
Weiter soll der Frage nachgegangen werden, mit welchen anderen Beigabentypen Bernstein korreliert und ob sich unterschiedliche Niederlegungsgebräuche bezüglich der unterschiedlichen Typen von Bernstein wie die „Bernsteinperle“ und „Bernsteinscheiben“ beobachten lassen. Sofern möglich, wurden bei der Analyse der Gräber anthropologische Daten miteinbezogen, um zu klären, ob es sich beim Bernstein als Grabbeigaben um eine geschlechtsspezifische Beigabe handelt. Hierzu liegen jedoch für die TBK nur sehr wenige Daten vor.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Forschungsgeschichte
1.2.Erkenntnistheoretische Überlegungen zu Untersuchungen der Sozialstruktur im Neolithikum anhand des archäologischen Materials
1.2.1. Prestige und regionale Zentren
1.2.2. Die Rolle des Rituals - Übergangsriten
1.2.3. Kommunikatives Handeln
1.2.4. Modell des Begräbnisses als Kommunikative Handlung
1.3. Datengrundlage
1.4. Methodik
1.5. Trichterbecherkultur
1.5.1. Definition und Phasen
1.5.2. Siedlungen
1.5.3. Gräber und deren Grabtypen
1.5.4.Funde: Keramik, Silexbeile, etc
1.6. Vorkommen und Bildung des Bernsteins
1.7. Räumliche Verteilung des Bernsteins der TBK
2. Bernsteintypen in Gräbern und Hortfunden
2.1. Datierung der Bernsteinperlen
3. Quantitative Untersuchungen – Komponentenanalyse
3.1. Nichtmegalithische Gräber / Megalithische Gräber
3.2. Regionaler Vergleich- Bernstein und andere Faktoren der Bestattungen in kleinräumigen Regionen
3.2.1. Grabtyp / Bernstein
3.2.2. Besonderheiten bei den einzelnen Fundkategorien
3.2.3. Verteilung der Hauptkategorien der Fundtypen: Schmuck, Metall, Steinwerkzeuge, Keramik und Knochengeräte
3.2.4. Grabkammergrößen
3.3. Vergleich zwischen den Regionen
3.4. Vergleich nach dem Vorhandensein von Bernstein
3.5 Geschlechtsdifferenzierte Gräber
4. Analyse nach Foucaults Machtbegriff
5. Hortfunde mit Bernstein
6. Vergleich der Hortfunde mit den Gräbern
6.1. Bernstein in der Trichterbecherkultur Südskandinaviens und Norddeutschlands
7. Die Frage der sozialen Stratifizierung und die Komponente der Macht
8. Nachnutzung und Nachbestattungen bei Primärgräbern der TBK
8.1. Typologischer Vergleich des Bernsteins der TBK und der EGK
8.2. Typologische Vergleiche zur Differenzierung von Nachbestattungen in der TBK
8.2.1. Kriterien und Kategorien für Nachbestattungen
8. 3. Nachbestattungen in TBK Gräbern und Formen und Nachnutzung
8.4. Definition und Auffälligkeiten von Nachbestattungen
8.4.1. Grabtypen und Kombinationen
8.4.2. Kategorien der Nachbestattungen
8.5. Nachbestattungen im Kontext des Bernsteins der TBK Gräber
8.5.1. Limfjordregion
8.5.2. Seeland und Fünen
8.5.3 Ostjütland
9. Bedeutung der Nachbestattungen in der neolithischen Gesellschaft
9.1. Nachnutzungen und Nachbestattungen als Schlüssel zur Kontinuität und Wandel?
9.2. Intentionen und nicht- intentionelle Konsequenzen
10. Korrespondenzanalysen – Analyse zur Differenzierung der Regionen
10.1. Beigabenindices
10.2. Korrespondenzanalyse der Gräber aus der Limfjordregion
10.3. Korrespondenzanalyse der Gräber in Seeland
10.4. Vergleich zwischen den Regionen
10.5. Korrespondenzanalyse der Fundkategorien
11. Interpretation der Komponentenanalyse zur Kontinuität im Neolithikum
11.1. Ausblick
12. Literatur
13. Anhang
13.1 Verzeichnis der Abbildungen
13.1.1. Abbildungen
13.2. Abbildungen der Bernsteinfunde ausgewählter Gräber
13.3. Index der Gräber
13.4 Beschreibung der Gräber
Verzeichnis für die im Text, bei den Tabellen und Abbildungen benutzten Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Machtverhältnisse wurzeln in der Gesamtheit des gesellschaftlichen Netzes.“
(Foucault 1999, 198)
1. Einleitung
Gleichermaßen wie Gold in der Bronzezeit, so entbehrt Bernstein rein funktional gedacht jeglicher praktischen Funktion. Es taugt weder als Nahrungsmittel noch als Material für die Werkzeugherstellung, anders aber zur Schmuckherstellung ausschließlich durch den Eigenwert an sich. Daher deutet sein Vorkommen in archäologischen Zusammenhängen immer auf Aspekte, die außerhalb des rein Funktionalen liegen. Gerade diese Aspekte lassen sich in der Archäologie jedoch am schwierigsten erfassen – sind aber von höchstem Interesse. Sobald die Forschung über eine rein deskriptive Stufe hinauskommen will, drängen sich förmlich Fragen der gesellschaftlichen Organisation und des geistigen Lebens vergangener Kulturen auf. Diese Arbeit will die gesellschaftliche Struktur im Zusammenhang mit der Erörterung der Frage nach der Bedeutung des Bernsteins in der Trichterbecherkultur (TBK) vorrangig in Dänemark behandeln. Dabei wird die unterschiedliche Verteilung und Häufigkeit von Bernstein in Gräbern und Hortfunden in das in Regionen aufgeteilte Arbeitsgebiet Dänemark, untersucht (Abb. 55). Es soll untersucht werden, welche Aussagekraft der Bernstein bezüglich der Möglichkeit hat, den jeweiligen sozialen Kontext und die gesellschaftliche Organisation zu rekonstruieren. Insbesondere ist bei der Untersuchung der TBK wichtig, ob eine Differenzierung von Gräbern mit Bernstein und Nachbestattungen, zwischen Gräbern bei denen keine Bernsteinbeigaben und/oder Nachbestattungen oder Nachnutzungen dokumentiert sind, zu erkennen ist. Als Ergebnis der Aussagen über die Gesellschaft wird eine Differenzierung von fünf verschiedenen definierten Regionen, durch multiple Eigenschaften und Merkmale erwartet.
Weiter soll der Frage nachgegangen werden, mit welchen anderen Beigabentypen Bernstein korreliert und ob sich unterschiedliche Niederlegungsgebräuche bezüglich der unterschiedlichen Typen von Bernstein wie die „Bernsteinperle“ und „Bernsteinscheiben“ beobachten lassen. Sofern möglich, wurden bei der Analyse der Gräber anthropologische Daten miteinbezogen, um zu klären, ob es sich beim Bernstein als Grabbeigaben um eine geschlechtsspezifische Beigabe handelt. Hierzu liegen jedoch für die TBK nur sehr wenige Daten vor (siehe 3.5 Geschlechtsdifferenzierte Gräber).
Wenn man sich jedoch an den Bereich der Analyse der Sozialstrukturen wagt, kann es nicht schaden, sich Anregungen aus den Nachbardisziplinen zu holen, die sich bereits seit langem speziell mit dieser Thematik beschäftigen: namentlich Ethnologie, Kulturanthropologie und Soziologie. Durch Anwendung dort entwickelter Theorien und Modelle soll im Folgenden mittels der Untersuchung speziell des „überalltäglichen“ Materials Bernstein ein Interpretationsmodell aufgestellt und geprüft werden. Für die Interpretation von archäologischem Material sind grundlegende archäologische Modelle und Theorien nötig. Speziell im nach wie vor relativ theoriefeindlichen deutschsprachigen Raum mangelt es jedoch an diesen. Verwiesen sei hier auf Steuer (1982), auch wenn sich dessen Ansatz speziell auf die Frühgeschichte bezieht, was seine Anwendung auf andere Zeiträume erschwert.
In der Arbeit hier wird zuerst wird die Forschungsgeschichte einmal kurz betrachtet um dann einige theoretische Überlegungen über den Toten und dessen Kommunikation (an die Nachwelt der Lebenden) vorzunehmen.
1.1. Forschungsgeschichte
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anfang des 19. Jahrhunderts begann das Interesse der Geschichtsinteressierten an Bernstein und Bernsteinhorten. Im Jahr 1835 gab Erich Christian Werlauff an der Universität Kopenhagen seinen ersten Beitrag zur Geschichte des nordischen Bernsteinhandels. In diesem Buch eröffnet er dem Leser die These, dass der Norden einschließlich Dänemark und speziell Jütland schon seit der Antike lange vor Chr. Geburt bekannt waren und damit auch der Bernstein. E. C. Werlauff beschäftigte sich künftig weiter mit der Bernsteinthematik und schrieb 1838 einen Aufsatz über die Geschichte des nordischen Bernsteinhandels. Doch auch wenn diese Arbeit fast ausschließlich auf schriftlichen Quellen beruhte, findet sie hier Erwähnung. Weiterhin bezieht er sich auf die Forschungsreise des Søren Abildgård, der um 1770 herum einen Bernsteinfund gesehen habe, der so groß war, dass die Perlen einen ganzen Scheffel füllten (Ebbesen 1995a, 33). Ein ganz besonderer Fund aufgrund seiner großen Anzahl von Bernsteinperlen, mit 3989 Perlen (8,5 kg) stellt der in der Nähe von Læsten in Mitteljütland entdeckte Hortfund dar. Er wurde bald auch in einem kleinen Aufsatz in der damals führenden archäologischen Zeitschrift[1] gewürdigt (Anonym 1838, 39). In den Folgenjahren wurden die Neufunde an Bernsteinhorten jedoch nur in kurzen Fundmitteilungen publiziert. Erst 1888 wurden die Bernsteinhorte durch C. Neergaard im Rahmen einer generellen Untersuchung steinzeitlicher Bernsteinhorte ausführlicher dargestellt (Neergaard 1888).
Thorvildsen (1941) fertigt eine Kartierung der Gräber mit Bernstein an. Er erläutert aber nicht weiter diese (Thorvildsen 1941, 56, Abb. 1). Diese Kartierung entspricht längst nicht mehr dem heutigen Forschungsstand (Abb. 3). Bis zu Ebbesens Aufsatz (1995a) ist in der jüngsten Forschungsgeschichte, der Bernstein im Zusammenhang mit der Betrachtung der Gesellschaft der TBK, außer einigen Gesamtdarstellungen über Bernstein (Jensen 2000) und der Analyse der Gesellschaft anhand der Verteilung der verschiedenen Keramikstile (Ebbesen 1975, 1978) nicht weiter intensiv behandelt worden.
In den 1950ger Jahren beschäftigt man sich mit der Verteilung der Bernsteinperlen ausschließlich auf Grundlage von marktwirtschaftlichen Modellen (Jahn 1956, 20ff.; Becker 1950; Jensen 2000). Diese wird ein wenig variierter durch Polanyis Studien aus den 1960gern (Dalton (Hrsg.) 1968).
1.2. Erkenntnistheoretische Überlegungen zu Untersuchungen der Sozialstruktur im Neolithikum anhand des archäologischen Materials
Bevor die eigentliche Untersuchung von Sozialstrukturen anhand von Begräbnissen vorgenommen wird, ist zu klären, was sich eigentlich unter dem relativ schwammigen Begriff „Sozialstruktur“ verbirgt. Sozialstrukturen spiegeln hauptsächlich Machtverteilungen innerhalb einer Gesellschaft wieder. Nach der Definition Max Webers ist Macht „… jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“ (Weber 1976, 28). Das archäologische Datenmaterial lässt es fast unmöglich erscheinen, ein solches Widerstreben herauszuarbeiten. Es lassen sich jedoch Einschränkungen der Handlungsmöglichkeiten anderer fassen, zum Beispiel wenn diese zu aufwendigen Grabkonstruktionen, Abgabenleistungen etc. herangezogen werden. Weber attestiert seinem Begriff von Macht, er sei „soziologisch amorph“ (Weber 1976, 28). Für die Soziologie lebendiger Gesellschaften kann die Bestimmung von Macht als soziologisch amorph, ein Nachteil sein; im hier verwendeten Zusammenhang allerdings wird diese Unbestimmtheit zum Vorteil. Der amorphe Charakter des Begriffes Macht erlaubt, ihn auch dann anzuwenden, wenn tatsächliche Herrschaftsstrukturen (erst einmal) unbekannt sind. In diesem Sinne hat der webersche Machtbegriff bereits Einzug in verschiedene spezifisch archäologische Erörterungen gefunden (z.B. Bernbeck / Müller 1996, 2).
Dem Individuum wird durch Positionierungen innerhalb des sozialen Raumes die Möglichkeit gegeben, andere in ihren Handlungsmöglichkeiten einzuschränken und damit Macht auszuüben und auszunutzen. Diese Position kann sich auf verschiedenen Ebenen manifestieren: Status, Aufgabe (Rolle) und Prestige. Diese Ebenen sind nicht strikt voneinander getrennt, sondern beeinflussen oder überschneiden sich. Als Folge hiervon werden diese Begriffe (nicht nur) in der archäologischen Literatur oft vertauscht oder synonym verwendet. Im Folgenden soll versucht werden, für die Begriffe eine eigene Definition vorzuschlagen und sie inhaltlich zu trennen.
Unter Status ist die aktive Stellung innerhalb des Sozialraumes zu verstehen; sie ergibt sich durch eine Spezialisierung des individuellen Tätigkeitsbereiches und der damit verbundenen Monopolisierung. In völlig unspezialisierten Gesellschaften kann es demzufolge keinen Status geben, wohl aber eine Aufgabe/Auftrag oder Prestige. Beispiele für Status wären der administrative Spezialist, wie z. B. ein Häuptling, oder die Stellung, die durch materiellen Reichtum, oder anderer Arten von Akkumulationen oder durch Leistungsbetonung erlangt werden kann. Hier bieten sich vielerlei Variationen und Möglichkeiten.
Die Stellung eines Individuums innerhalb einer Weltordnung ist verknüpft mit seiner Aufgabe (Auftrag) verknüpft. Dies kann eine selbst spezifisch gewählte Aufgabe oder eine erzwungene Aufgabe sein, die durch bestimmte Rahmenbedingen der Umwelt und der Gesellschaft gefiltert werden. Die Rahmenbedingungen können Unterschiede des Geschlechts oder Alters, bestimmter Ereignisse (Behinderungen, besondere Gegebenheiten bei der Geburt etc.) sein. Es kann aber auch ein bestimmter Status oder ein bestimmtes Prestige einer
Aufgabe innerhalb der herrschenden Weltordnung zugeschrieben werden: das Heil des Fürsten, wie im alten Rom die sakrale Aufgabe des pater familias und vor allem auch die Aufgabe als Toter. Gerade diese letzte Aufgabe im Übergang zu einer anderen Ebene kann für die noch Lebenden dominieren, so etwa im christlichen Selbstverständnis. Dort wird das Individuum ausschließlich in der Rolle als verstorbener Mensch aufgefasst, was man aus der gleichförmigen Ausstattung ersehen kann (keine Beigaben bei der normalen Bevölkerung, wohl aber bei hohen Geistlichen und Fürsten).
Prestige spricht die Position eines Individuums aufgrund direkter, persönlicher Beziehungen an und ist als solches nicht institutionalisierbar. Sie ist somit an das spezifische soziale Netzwerk gebunden. Als Beispiele hierfür sei die Position des sog. „ big man“ in der melanesischen Gesellschaft nach Sahlins angeführt. Prestige ist somit – im Gegensatz zur Aufgabe und Status – keine Eigenschaft des Individuums, es wird diesem von anderen zugesprochen. Der Begriff ist aber m. E. trotzdem in diesem Schema angebracht, da personalisierte Begriffe wie z.B. Charisma zu kurz greifen. Einem Individuum stehen verschiedene Möglichzeiten zur Verfügung, die Handlungen und Lebensbedingungen anderer Individuen einzuschränken. Die Summe dieser Möglichkeiten, die sich aus diesen drei Dispositionen ergeben, entspricht der akkumulierten Macht des Individuums.
Im folgenden wird die letzte Komponente des Prestige im Zusammenhang mit regionalen Zentren, die eine Machtkomponente Darstellung (mehr zur Machtfrage siehe Punkt 3.) erörtert
1.2.1. Prestige, Status und regionale Zentren
Um Statusgüter (wie im oben definiertem Sinn) im Früh- und Mittelneolithikum zu behandeln, ist erst eine genauere Definition von dem was Statusgüter (Prestigegüter) i m Neolithikum umfassen kann, notwendig. Es kann hier in den Untersuchungen festgestellt werden, dass eine ausgeprägte Beigabenausstattung (etwa durch besondere exklusive Beigaben) nicht notwendigerweise zu einer Bedeutung als ein regionales Zentrum führen muss. Exklusive symboltragende Gegenstände des Status besonders im Zusammenhang mi einer Betonung des Prestige (Akkumulation individueller Beigaben) bedeuten nicht immer gleich ein die Lokalität eines regionalen / überregionalen Zentrums, sondern kann m. E. vielmehr auch/oder eine Abgrenzung oder Überbetonung im Vergleich zu benachbarten Gesellschaften, die durch die Kommunikation des Rituals und insbesondere das Prestige der Lebenden (dem Toten nachkommenden) mit dem Status und Prestige in Verbindung stehen, sein.
Für das Neolithikum Südskandinaviens hat die Forschung sich bisher wenig mit der Frage von regionalen Zentren auseinandergesetzt (außer durch Stilistische ´Keramik- und Silexfund Analysen[2] ), da nach bisheriger Festlegung von Kriterien aus späteren Perioden der Bronzezeit und Eisenzeit, diese nicht auf das Neolithikum Nordmitteleuropas übertragbar sind und vor allem das Beigabengut keine Elemente der Kostbarkeiten enthält, wie in der Bronzezeit. Einige wenige gehen auf die Indikatoren wie Prestigegütern oder der Monumentalität des Grabbaus ein.
Bei der Betrachtung von Nichtmegalithischen Langhügeln (Earthen long barrows) geht die laufende Forschung davon aus, dass es im Frühneolithikum - erschließbar aus der materiellen Kultur - kaum Hinweise auf eine differenzierte Sozialstruktur mit gravierenden Statusunterschieden, gibt. Meist gehen die Interpretationen solcher Anlagen von deren räumlicher und sozialer Stellung aus und interpretieren sie als soziale Zentren (Midgley 1992; vgl. Hodder 1984, 52) bzw. als symbolische Lagerhäuser. Oder aber die Zentrumsfunktion eines solchen Baus wird als so bedeutend eingeschätzt, dass darin ein Besitzzeichen einer Gruppe (territorial marker) gesehen wird. Dabei wird jedoch immer vom Monument selbst ausgegangen, das entweder durch ökonomischen Druck (Chapmann 1981) oder aus sozialem Wettbewerb heraus entstanden sei (Hodder 1984). So auch führt Alexander Gramsch dies weiter aus, indem er außer der Betrachtung des Objektes (Hügelgrab), den Prozess des Bestattungsrituals hinzu nimmt (Gramsch 1996, 97).
Weiterhin stellt er in seinen Untersuchungen fest, dass Bernsteinfunde in den Gräbern weder mit bestimmten Grabformen, noch mit bestimmten Personen oder Teile der Bevölkerung korrelieren (Gramsch 1996, 106). Dies kann m. E. durch die hier vorgenommenen Untersuchungen nicht so stehen gelassen werden. Es zeigt sich mit dieser Arbeit ein weitaus differenzierteres Bild. Und zwar differenzierter auch in Hinsicht auf die verschiedene Untersuchungsgebieten - die kleinräumigen Regionen innerhalb Dänemarks.
Daraus schlussfolgert Gramsch, Bernstein sei kein Prestigegut für das Individuum und damit kein Zeichen zur Betonung der einzelnen Person, sondern ein Zeichen für sozioökonomische Verbindungen zwischen sozialen Gruppen (Gramsch 1996, 106).
Über die sozioökonomischen Verbindungen hat Bernstein das Potential Prestige im Sinne erfolgreicher Tauschbeziehungen zu symbolisieren. Dabei geht es bei erfolgreichen Tauschbeziehungen um die Frage der Konsequenzen für das Prestigegut selbst und des Trägers des Prestigegutes in zwei Kategorien. Jeweils die des Einzelnen, als auch die der Gruppe. Das ist Voraussetzung überhaupt für die Analysierung von Machtverhältnissen, wobei für die TBK in Dänemark noch weitere Faktoren der Quellenüberlieferung entscheidend sind in der die Interpretation des materiellen wie auch des Immateriellen (des Subjektiven) geschehen muss.
Gramsch (1996, 97) sieht, wie viele andere in der gegenwärtigen Forschung, die Bestattung als ein gesellschaftliche Reaktion auf den Tod eines Mitgliedes dieser Gesellschaft, als einen Anschlag auf das Ganze, der Gesellschaft, als Reaktion auf eine Krise (Pfeffer 1994, 10). Gramsch nimmt bei den Verflechtungen um das Prestige an, dass von einem sozialen Druck mit dem Zusammenhalt der Gemeinschaft, statt eines ökonomischen Drucks auszugehen ist (Gramsch 1996, 108 f.). Wie schon für das Frühneolithikum angenommen vergrößert sich nun im MN durch den massiven Bau von Megalithgräbern die Macht und Wissens-Differenzierung durch die out-groups bzw. in-groups mit dem Wissen innerhalb des segmentierten Bereiches der Bestattung und des Rituals.
Für ein genaueres Verstehen der des Zusammenhangs von Prestige, Prestigegütern und das von Gramsch auszugehenden sozialen Drucks müssen wir zuerst noch ein wichtiges Element des sozialen Gefüges betrachten, nämlich das Ritual.
1.2.2. Die Rolle des Rituals - Übergangsriten
Die Auffassung des Rituals besteht darin es als eine soziale Aktion in der soziokulturelle Werte dargestellt werden wie Wissen, Macht, Prestige und der einer aufwendigen Bestattung zu verstehen. Diese Grundthese der Ethnologie, dass Rituale kulturelle Werte zum Ausdruck bringen (La Fontaine 1972) und helfen, die soziale Ordnung zu schaffen oder wiederherzustellen (Bloch 1982). So sind die großen Megalithgräber nicht nur die sichtbare Demonstration der religiösen Aktivitäten der Gruppe, sondern auch wie im Falle des Bestattungsrituals, die der sozialen Werte. Das Bestattungsritual durchläuft drei Stufen nach dem Modell der rites de passage, der Übergangsriten nach van Gennep (1909):
- Separation: Trennungsriten (rites de separation)
- Liminalität: Übergangs- bzw. Schwellenriten (rites de marge)
- Reintegration: und den rituellen Zyklus abschließende „rites d'agrégation“
(Angliederungsriten)
Alle Übergänge und Brüche, die das Leben selbst notwendig macht, stellen nach van Gennep eine Gefahr für die statische Gesellschaftsordnung dar. Die Funktion der Übergangsriten ist hiernach, die Dynamik des gesellschaftlichen Lebens zu kontrollieren bzw. abzuschwächen und die Ordnung der klar strukturierten Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Dem Verschieben der „magisch-religiösen Kreise“, sprich der Klassifikations- und Strukturmuster, die jede individuelle und gesellschaftliche Veränderung beinhaltet und der daraus resultierenden Störung des sozialen und individuellen Lebens wird mit Riten begegnet, die diese überwachen, herbeiführen und begleiten. Rituale sind für van Gennep (1909) „soziale Notwendigkeiten“.
Während in den Trennungsriten (Separation), die Loslösung aus einem früheren klar fixierten Zustand (sozialer, kosmischer oder vegetativer Natur) zum Ausdruck gebracht wird und die Angliederungsriten, durch symbolische Handlungen, wie dem gemeinsamen Mal, Austausch von Gaben, rituellem Geschlechtsverkehr, dem Anlegen von statusentsprechenden Insignien oder der Namensgebung eine ebenfalls klar bestimmte und klassifizierbare neue Position im Leben mit entsprechenden Rechten und Pflichten zum Ausdruck gebracht wird, ist die Schwellenphase (Liminalität), durch Momente des Unbestimmten, nicht Klassifizierbaren und außerhalb der gesellschaftlichen Lebens stehenden Momenten gekennzeichnet.
Da sich in der Trennungsphase das Subjekt von seinem bisherigen Status löst, kann diese archäologisch im Bestattungsritual durch die Abgrenzung des Grabmonuments durch entweder einer Palisade oder einer Randsteinkette/kreis festgestellt werden. Damit wird der Raum strukturiert und getrennt in ein rituelles Inneres und ein profanes Äußeres und das rituelle Subjekt von seinem „normalen Status gelöst.“
In der liminalen Phase sind die gewöhnlichen ökonomischen und rechtlichen Beziehungen verändert, manchmal sogar außer Kraft gesetzt. Soziale Regeln sind aufgehoben, die Initianten gelten gleichzeitig als „heilig“ und „unrein“, bzw. gefährlich und werden als Tod betrachtet.
1.2.3. Kommunikatives Handeln
Archäologisch fassbare Tatbestände sind, sofern als anthropogen kenntlich, Folgen individueller Handlungen in der Vergangenheit. Um Bedingungen und Ursachen dieser Handlungen erfassen zu können, erscheint es sinnvoll, die große Varianz von Handlungen auf die relevanten einzugrenzen. Um die Strukturierung von begräbnisorientierten Handlungen zu untersuchen, bietet sich die Theorie des kommunikativen Handelns nach Habermas an. Seine Einteilung von Handlungstypen, für archäologische Zwecke erweitert durch Bernbeck (2003, 206), bildet hier die Grundlage. Bernbeck gesellt den Habermaschen Handlungstypen (instrumentell, strategisch und kommunikativ) den Typus des auratischen Handelns hinzu. Es ist fast unmöglich, aus archäologischen Daten Rückschlüsse auf direkt intersubjektive Handlungselemente zu ziehen, da in ihrer Natur liegt, dass sie sich kaum einer Objektivierung bedienen6. Daher bleiben nur die Subjekt-Objekt- bezogenen Handlungen für den Archäologen greifbar.
Das rein erfolgsorientierte Element einer Bestattung lässt sich auf das Beseitigen des Leichnams reduzieren. Alles, was darüber hinaus geht, sich objektiv materialisiert und im archäologischen Kontext wahrgenommen werden kann, fällt diesem Schema zufolge unter auratisches Handeln und stellt über Objektivierungen realisierte Verständigungen mit Empfängern dar.
Der Vorgang des Begräbnisses selbst kann also in weiten Teilen als primär kommunikative Handlung verstanden werden. Diese kann sich m.E. an drei Rezipienten richtet: an den Toten/die Tote selbst, an die Weltordnung und an die Gesellschaft der Lebenden und „Berührten“.
1.2.4. Modell des Begräbnisses als kommunikative Handlung
Warum nun jetzt diese theoretischen Vorüberlegungen? Karl Marx beschreibt in den Grundrissen, die Gesellschaft bestehe nicht aus Individuen, sondern drücke die Summe der Verhältnisse aus, in welchen die Individuen zueinander stehen. Bei Bourdieu sind die Verhältnisse gestaltet von leibhaftigen Akteuren, die nicht zu Trägern von unbewusst bleibenden Interessenkalkülen degeneriert werden dürfen. Bourdieu folgt damit dem Verständnis von Pascal: Ich bin in der Welt enthalten, aber die Welt ist auch in mir enthalten, menschliche Existenz ist jene Sache der Welt, für die es eine Welt gibt. Deshalb ist m. E. eine Verknüpfung der drei vorgestellten Inhalte (Begräbnis als Übergangsritus, Begräbnis als kommunikative Handlung, Differenzierung von Status-Rolle-Prestige) mit der Kapital-Theorie von Pierre Bourdieu hier für wichtig und bietet m. E. eine Möglichkeit, die Rollen in der Untersuchung von Begräbnissen zu fassen und führt aus seiner theoretischen Überlegung heraus, die plausibelste Beschreibung der Gesellschaft durch die Interaktion von Akteuren und Empfängern.
Bourdieu unterscheidet damit vier grundlegende Kapitalsorten, die in ihrer Summe alle „effektiv aufwendbaren Ressourcen und Machtpotentiale“ (Bourdieu 1982, 196)[3] ergeben: ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital sowie auf abstrakterer Ebene symbolisches Kapital.
Unter ökonomisches Kapital fallen Besitz und finanzielle Möglichkeiten, kurz, der Reichtum eines Individuums, kulturelles Kapital spiegelt die Bildung und den Besitz objektivierter oder institutionalisierter kultureller Besitztümer wider (Titel, Kunstwerke etc.) und soziales Kapital umfasst die (persönlichen) Beziehungen, auf die das Individuum zurückgreifen kann. Symbolisches Kapital kann sich wiederum aus diesen Kapitalsorten bilden und lässt sich mit Würde, Ehrbesitz und Ansehen umschreiben.
Der Forschungsschwerpunkt Bourdieus auf eine zeitgenössische Gesellschaft bedingt eine Gewichtung auf die Kapitalsorten, die aktives Handeln in den Vordergrund stellen, das ist kulturelles und ökonomisches Kapital. Folgerichtig erkennt er diese beiden auch als ausschlaggebend für den persönlichen Status eines Individuums. Infolge Bourdieu gibt es für die menschliche Freiheit vielfältige Begrenzungen, unter anderem durch unbewusste verinnerlichte Faktoren, Illusionen, durch sozioökonomische Strukturen, historische Gegebenheiten, Geschlecht, Nationalität und Weltanschauung. Jedoch hat jeder Mensch innerhalb seiner Grenzen einen individuellen Handlungsspielraum, der umso größer ist, je komplexer die Gesellschaft organisiert ist. Nur auf diesem beschränkten Hintergrund gibt es sozialen Wandel und Innovation
Diese Wirksamkeit der Kapitalsorten ist jedoch m.E. eben an die aktive Nutzung und deren Investition im gesellschaftlichen Umfeld gebunden. Daher können sie für einen Toten nicht mehr direkt wirksam sein. Die der noch lebenden Gesellschaft angehören, können jedoch ihr eigenes kulturelles und ökonomisches Potential nutzen, um ihren sowie den Status des Verstorbenen mit der Gesellschaft zu kommunizieren. Sie setzen den Verstorbenen durch die Bestattung von der Gesellschaft ab – auch von sich selbst. Das letztliche Bild der Ausführung der Bestattung spiegelt die Art der Beziehung zum Toten wider, hier erfährt jedoch diese Beziehung durch den Bestattenden ein neues Bild. Demzufolge lässt sich aus einem Begräbnis nicht direkt auf den Status des Verstorbenen schließen, aller Wahrscheinlichkeit nach gehörte er aber zur gleichen sozialen Gruppe wie diejenigen die primär die Bestattung ausführen. Dementsprechend lassen sich über das Maß der Investition in die Bestattung (Reichtum) Mutmaßungen über den Status des bestatteten Individuums aufstellen, immer mit Berücksichtigung eines Filters durch die Bestattenden. Andersherum bildet sich das Prestige eines Individuums vor allem aufgrund seines sozialen Ansehens (Kapitals). Dieses ist an die Person, nicht an die Handlungsmöglichkeit des Individuums gebunden, was zwei Schlussfolgerungen erlaubt: Das Prestige wirkt sich auch nach dem Tod aus und beeinflusst somit auch die Bestattung.
Da Prestige mit der individuellen Persönlichkeit verbunden ist, lässt es sich auch in der materiellen Hinterlassenschaft fassen: anhand individueller und persönlicher, somit den Toten von (allen) anderen unterscheidenden Merkmalen. Die Rolle eines Individuums ist im Gegensatz dazu gerade dadurch definiert, dass dieses sich in einen Zusammenhang mit anderen Individuen bringen lässt. Die Rolle, die sich aus dem symbolischen Kapital Bourdieus ergibt, manifestiert sich m. E. im Begräbnis vor allem in wiederkehrenden Mustern distinkter Ausstattung. Auch die Rolle ist nicht an Handlungsmöglichkeit des Einzelnen gebunden, sie wird dem Individuum vielmehr von anderen Mitgliedern der Gesellschaft zugesprochen. Zu beachten ist jedoch, dass das Individuum mit seinem Tod einen Rollenübergang erfährt: es schlüpft in die – z. T. dominierende – Rolle des Toten.
Wie eingangs gezeigt, ist die Bestattung als Übergangsritus in drei Phasen geteilt. Van Gennep’s Ritenabfolge ist nicht zwingend an eine mehrphasige Bestattung (z.B. sekundäre Bestattung - Nachbestattung) gebunden, sondern kann auch strukturierend während eines punktuellen, in sich abgeschlossenen Bestattungsvorganges greifen oder so ablaufen, dass keine materiellen Hinterlassenschaften entstehen. Während der Trennungsphase wird der
Tab. 1 : Schema der Materialisierung von Status-Rolle-Prestige in Begräbnissen.
Tote aus der Gemeinschaft der Lebenden ausgesondert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit dem Übergang vom Individuum zum Leichnam ist der Verlust des Status sowie des Prestiges verbunden. Aber bei einer einphasigen Bestattung ist die Persönlichkeit des Toten noch existent, somit können sich Prestige, Aufgabe[4] und Status noch im Ritual äußern, also kommuniziert werden. So würde sich dann z.B. das Prestige als Ausstattung mit prestigebetonenden Beigaben oder Grabriten dokumentieren (die in unseren Augen wertvoll sein können, aber nicht zwingend wertvoll sein müssen sonst eine -> Wertübertragung der Gegenwart). Archäologisch schlägt sich dies als hohe Verschiedenheit im Sinne einer Einzigartigkeit der Befunde und Funde nieder.
Die Aufgabe des Toten orientiert sich an vorgegebenen Rollenschemata und dokumentiert zu allererst die Aufgabe des Toten als Toter mit den damit verbundenen Notwendigkeiten. Hatte der Tote eine Funktion inne, die ihn über seine Aufgabe als Toten hinaus qualifiziert, so wird sich diese jetzt mit jener verbinden. Somit wird dann nicht seine Aufgabe als Toter oder die als z.B. Schamane kommuniziert, sondern seine Aufgabe als toter Schamane. Voraussetzung hierfür ist, dass die Aufgabe als über den Tod hinaus wirksam angesehen wird. Bei einer einphasigen Bestattung kann dies bedeuten, dass der Tote in einer irgendwie gearteten Nachwelt seiner Aufgabe gemäß einzuordnen ist, oder dass er in
seiner Aufgabe auf die Gesellschaft weiterwirkt (als Ahnherr etc.).
Bei jeder dieser Phasen, in allen Varianten von Bestattungen, verschafft den Hinterbliebenen die Gelegenheit, ihren Status in Beziehung auf den Verstorbenen zu dokumentieren. Dies geschieht in Form der Ausgestaltung des Rituals, die für uns teilweise fassbar ist in Form der „Ausstattung“. Hierbei kann es entscheidend sein, an wen die Kommunikation sich richtet. Beispielsweise fallen die Unterschiede innerhalb einer Dorfgemeinschaft – wie z.B. eine Familie will sich absetzen – anders aus, als wenn sich die ganze Dorfgemeinschaft von einer anderen abgrenzen will. Damit eine erfolgreiche Kommunikation der Distinktion gelingt, muss sie den Empfänger auch erreichen. Daher werden in den nur im Zuge der Bestattung sichtbaren Distinktionsmitteln (Beigaben, Ritus) nur diejenigen verwendet werden, die sich an die anwesende Bestattungsgemeinschaft richten.
Statuskommunikation an nicht direkt Anwesende kann sich nur in mehr oder weniger dauerhaft sichtbaren Merkmalen äußern (Grabhügel, Stele, etc.) Nach der Trennungsphase tritt bei einem Ritus entsprechend van Genneps Schema die Umwandlungsphase ein: der individuelle Tote wandelt sich über seine Aufgabe als Leichnam zum Verstorbenen. Im Falle eines Begräbnisritus, der eine sekundäre Totenbehandlung mit einschließt, ergeben sich bei den Angliederungsriten wiederum Möglichkeiten, eine Kommunikation einzuleiten. Der Tote wird als Leichnam jedoch seiner Persönlichkeit entkleidet, also können sich jetzt ausschließlich seine (neue) Aufgabe und die Statusdifferenz der Bestattenden dokumentieren. Die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen für die Materialisierung von Rolle, Status und Prestige sind in Tabelle 1 noch einmal kurz zusammengefasst:
Im Folgenden soll dieses Schema am archäologischen Beispiel des Bernsteins der TBK hier angewendet werden. Neben der Überprüfung des Modells soll es auch mi der Herangehensweise nach Foucault und mit Korrespondenzanalysen (die auch von der klassischen Statusanalyse benutzt wird) verglichen werden.
1.3. Datengrundlage
Das erste Ziel der hier vorzustellenden Studie war, eine Datenbank über die Gräber der Trichterbecherkultur zu errichten, um Aussagen über die Gesamtverbreitung treffen zu können. Dazu wurde eine Access-Datenbank konzipiert, die für Kartierungen mit dem GIS-Programm ArcView gekoppelt werden kann. Die Datenaufnahme erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen: In einem ersten Durchlauf wurden alle Gräber aus Bärbel Wolls Katalog (2003) aufgenommen. Im zweiten Schritt wurde diese Datenbank ergänzt durch weiter ausgewählte Gräber, die im „Kulturhistoriske Centralregister“ (DKC) als trichterbecherzeitlich aufgeführt sind. Dabei wurde eine vom „Kulturarvsstyrelsen“, der für das DKC verantwortlichen Behörde, zur Verfügung gestellte Datenbank, die Angaben zur Benennung und zu den Koordinaten der trichterbecherzeitlichen Funde, sowie grobe chronologische und funktionale Einordnungen beinhaltet, mit den ausführlicheren Informationen, die im Internet zugänglich sind, und die sich in vielen Fälle mit den Angaben in den „Ortsakten“ (dem „Topografiske Arkiv“ des Nationalmuseums) decken, verbunden. Dies bildete die Grundlage für weitere Analysen.
1.4.Methodik
Die Analyse der Gräber vollzog sich in zwei Schritten, zum einen sollten die überregionalen Unterschieden und Ähnlichkeiten (Tendenzen) der bernsteinführenden Gräber verglichen werden und zum anderen Bernsteingräber solchen gegenübergestellt werden, die keinen Bernstein enthielten. Für letzteren Schritt wurden zwei Testregionen ausgewählt, um eventuell in der Beigabensitte vorhandene Unterschiede oder Ähnlichkeiten dieser beiden Gebiete herauszuarbeiten und miteinander zu vergleichen. Als Testregionen wurden die Limfjordregion und Nordseeland gewählt, und zwar aufgrund ihrer verhältnismäßig guten Datengrundlage gewählt.[5]
Im ersten Teil wird kurz allgemein auf die Trichterbecherkultur eingegangen (TBK), um dann verschiedene Merkmale und Eigenschaften der Bestattungsform wie Grabtyp, Grabgröße und das Vorhandensein von Bernstein in jeweils den verschiedenen Arbeitsregionen (Limfjordregion, Westjütland, Fünen, Südjütland und Alsen, Seeland und den Inseln) zu untersuchen. Hierbei gilt es ein Muster der verschiedenen Regionen zu erstellen, je nach ihren Merkmalseigenschaften in chronologischer Abfolge bei der Betrachtung der Merkmale der Einzelgrabkultur und der Dolchzeit (z. B. Streitäxte der EGK in Megalithgräbern) mit Augenmerck auf die Spezifizierung der Kontinuität in den jeweiligen Regionen (Abb. 53).
Dabei kann jetzt schon herausgestellt werden, dass die Regionen unterschiedliche Kontinuitäten mit unterschiedlichen Unterbrechungen aufweisen (wie z. B. in der Limfjordregion, wo eine Kontinuität in der Einzelgrabzeit fehlt – in Hinsicht auf die Nachbestattungen und Nachnutzung- die jedoch für die Dolchzeit wiederum nachgewiesen ist, jedoch in der älteren Bronzezeit verschwindet).
In dieser Arbeit wurden 228 Gräber ausgewertet und nach unterschiedlichen Faktoren im Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Bernstein und megalithischer Bauweise untersucht. Dabei wurde wie folgt vorgegangen:[6]
1. Zum ersten wurden die Merkmale der Komponenten untersucht (Bernstein und megalithischer / nicht-megalithischer Bauweise im Verhältnis zur - Graborientierung, Werkstoffe, Seltenheit, Grabgröße, anthropologische Bestimmungen (Punkt 4, 7).
2. Weiter wurden untersucht die Kontinuitäten bestimmter Formen untersucht, d. h. Nachnutzungen und Nachbestattungen (Grabform + Beigaben des Nichtprimärgrabes nach einem Vergleich in den Regionen (Punkt 5, 8).
3. - >Dies ergibt ein Individuelles Muster für jede Region einmal speziell für die TBK und zum Zweiten die des Profils der Kontinuitäten, durch die Nachnutzungen für jede Region.
1.5. Trichterbecherkultur
Die früheste neolithische Manifestation in Nordeuropa ist die Trichterbecherkultur (TBK, Funnel-necked Beaker culture), (Midgley 1992, XIII). Für ein besseres Verständnis der Komplexität vor allem die der Grabformen werden hier kurz die wesentlichen Merkmale der TBK erörtert.
1.5.1. Definition und Phasen
Die TBK findet sich in der Norddeutschen Tiefebene von den Niederlanden bis Kujawien in Polen und im Norden in Dänemark und Südschweden. Durch Josef Kostrzewski (Madse 1997) wurde die TBK in fünf regionale Gruppen eingeteilt.
- Südostgruppe in Südpolen und der Ukraine.
- Westgruppe in den Niederlanden, im Emsland und bis zur Weser,
- Nordgruppe im mittleren Teil Norddeutschlands und in Skandinavien
- Ostgruppe im Norden von Polen (hier eingelagert die Brześć Kujawski -(dt. Brest, Ku jawien) - Gruppen der Lengyel Kultur).
- Südgruppe im Süden Mitteldeutschlands und in Tschechien.
Im schleswig-holsteinischen sowie dem dänischen Verbreitungsgebiet der TBK, für das gesicherte 14C-Daten vorliegen, liegt folgende Einteilung vor (Abb. 2): Die Ältere TBK bzw. Nordisches Frühneolithikum (FN) mit den Kulturstufen der Wangels-Phase (4100 - 3800 v. Chr.), der Siggenebben-Phase (3800 - 3500 v. Chr.) und der Fuchsbergstufe (3500 - 3300 v. Chr.). Die jüngere TBK bzw. das Nordisches Mittelneolithikum A (MN A) mit den Kulturstufen MN A I bis IV (3300 - 2800 v. Chr.) (Midgley 1992, 205-220; Lüning 1996).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Chronologische Gliederung der in Diskussion stehenden Arbeitsgebiete vom 6. bis 3. Jahrtausend v. Chr. (Wechler 1993, Abb. 3).
1.5.2. Siedlungen
Die Natur der TBK Siedlungen soll hier nur kurz dargestellt werden. Die jüngste Forschung fand ihren Ausdruck in der Erkennung des komplexen räumlichen und funktionellen Zusammenhangs zwischen den verschiedenen Siedlungen und Siedlungstypen. Typisch für die TBK in Dänemark sind die permanenten Siedlungen die die Basis des Siedlungsmusters darstellen (Midgley 1992, 317). Weitere Formen der Siedlungsweise sind Plätze mit temporärem Charakter, wie Jagdstationen und Fangplätze, wie der Platz von Muldbjerg (Skaarup 1973) und von Høret Skov (Madsen 1976)[7]. Ein weiterer wichtiger Typ von Siedlungen sind Erdwerke mit angeknüpften Siedlungen oder umfasste Siedlungen (wie durch Palisaden bei Sarup, Andersen 1988a; Midgley 1992, 342f.). Die typischen Häuser der Siedlungen setzten sich aus einschiffigen Häusern in Frühneolithikum (z. B. Limensgård II auf Bornholm bis zu dreischiffigen Häusern im Spätneolithikum (Limensgård V) (Jensen, 2001, 286-289).
Die Siedlungen der TBK konzentrieren sich in der westlichen Limfjordregion, auf Djursland, in Ostjütland, im Norden Seelands und auf Teilen Fünens. Die Siedlungen der EGK haben nur teilweise eine Kontinuität. So ist deutlich ebenfalls eine Siedlungskonzentration in Djursland und auf Nordseeland zu erkennen, wie nun als neues Erscheinungsbild zunehmend in der nördlichen Limfjordregion, sowie in Westjütland zu erkennen ist (Abb. 25). Auffällig ist hier schon, dass sich die in dieser Arbeit untersuchten Gräber, meist an der Peripherie der größeren Siedlungskonzentrationen befinden; das gilt vor allem für ganz Jütland.
1.5.3. Gräber und deren Grabtypen
Für das Bestattungsritual werden hier nur kurz die Haupttypen angeführt, und für weiteres wird auf Midgley (1992) und andere (Jensen 2001) verwiesen, die ausführlich das Bestattungsritual der TBK behandelt haben. Die Hauptkategorien der Gräber in der TBK bilden die megalithischen und nichtmegalithischen Gräber.
Die megalithischen Gräber setzten sich aus Rund- oder Langhügeln zusammen, die entweder einen oder mehrere Dolmen oder ein/mehrere Ganggräber (doppeltes Ganggrab) beherbergen (Midgley 1992, 206).
In Ermangelung von soliden Radiokarbon C14 Daten bzw. Listen für die ersten Dolmenkammern wird deren Beginn der Erbauung auf 3750-3530 v. Chr. geschätzt, während der Übergang von z. B. Polygonaldolmen und Rechteckdolmen mit eckseitigem Eingang zu Ganggräbern scheint zwischen 3400-3340 v. Chr. geschehen zu sein. Die frühesten echten Ganggräber erscheinen schon 3360 v. Chr. Nichtsdestoweniger müssen regionale Unterschiede existiert haben. So hat die Erbauung von Ganggräbern zuerst in Dänemark nicht mehr stattgefunden gefolgt von Norddeutschland und den Niederlanden (Bakker 1979:148-158, 1980, 1992:68; Laux 1979, 1990, 1991).
Von den nichtmegalithischen Gräbern gibt es seit der jüngsten Forschung eine Reihe von Typen, die meist auf Jütland vorkommen. So sind die Holzkammergräber des Typs Troelstrup als wichtigste zu nennen (Kjærum 1977; Midgley 1992, 411f.). Daneben kommen noch eine Anzahl Steinrahmengräber und Steinpackungsgräber vor (Typ 3 u. 4 nach Ebbesen 1978). Der Typ Konens Høj gilt als einer der reicheren Grabtypen mit dem aufwendigsten Grabbau. Die Interpretation des Befundes ist nicht ganz eindeutig. Doch die meist akzeptierte Variante der Deutung dieses Grabbaus ist, dass die Grabbaukonstruktion eine zeltartiges Erscheinungsbild hatte, mit zwei schweren Pfosten an den beiden Enden der Längsseiten, die einen horizontalen Balken unterstützen, auf welchem die Abdeckung der Grabkammer ruhte.
Ein anderer häufig vorkommender Typ ist der Typ Troelstrup (Kjærum 1977). Hier handelt es sich um eine kastenförmige Kammer aus Holz innerhalb einer entsprechenden Steinsetzung. Diese hatte einen Zugang durch einen schmalen Gang. Vom Typ Troelstrup gibt es zwei Variationen. Die Skibshøj Variante, mit den Kammerwänden aus Stein und einer Abdeckung aus Holz (Midgley 1992, 412). Die zweite Variante, Lindebjerg hat eine Holzkammer mit hufförmiger Grabenumfassung.
Dies sind jedoch nicht die einzigen Grabformen, es gibt eine Reihe von verschiedenen Gräbern mit unterschiedlichem Grabbau, die meist selten oder singulär nachgewiesen wurde. So wie die Gräber von Tolstrup (Grab 2 unter einem Langhügel (LH), Madsen 1975) oder Skivum (Madsen & Nielsen 1975). Hierbei ist besonders von Bedeutung, dass die Gräber Troelstrup, Konens Høj, Rude, Skibshøj, Rissø, Skivum, Byggholm Nørremark Gräber in den Kontext der „ earthen longbarrows“ bzw. nichtmegalithischen Langhügeln gehören (Madsen 1979a)
Schon 1941 stellte Thorvildsen, außer den schon bekannten Megalithgrabbauten eine Variation an nichtmegalithischen Gräbern fest, wie Baumsarggräber und steinunterstützte bzw. gebaute Gräber. Weiterhin führt er aus, dass über die Hälfte der Erdgräber durch einen niedrigen Erdhügel als Graboberbau markiert sind. So werden die Erdgräber fester in die Beziehung zu einfachen Dolmen gesetzt. Auf Basis der Beigaben argumentierte Thorvildsen (1941) für eine teilweise Gleichzeitigkeit der Erdgräber mit den Dolmen. Spätere Forschung durch Becker (1960) zeigte, dass die Form der Erdgräber sich weit in die TBK hineinersteckte und sich zu der Version von Steinpackungsgräbern entwickelte, die dann für die späte TBK typisch sind.
Bei der Frage nach der Entwicklung dieser Gräber stellte Becker (1960) im Gegensatz zu E. Jørgensen (1977, 186) eine Entwicklung von den einfachen Erdgräbern zu den Steinpackungsgräbern fest. Dazu sind ebenfalls die Totenhäuser zu zählen, die häufig auf Steinpackungsgräbern vorkommen (Midgley 1992, 413).
Die meist verbreitete Bestattungsart ist die der Körpergräber. Hier kommen generell Strecker-, Hocker-, Teilbestattungen vor und solche Bestattungen bei denen kein anatomischer Zusammenhang mehr zu erkennen ist. Die Strecker sind durchweg Rückenstrecker. Ihre Verbreitung reicht von Nordjütland über Ostjütland und den dänischen Inseln bis nach Mecklenburg -Vorpommern (Woll 2003, Taf.43). Sie kommen sowohl in megalithischen als auch in nichtmegalithischen Gräbern vor. Die Hockerbestattungen zeigen ein ähnliches Verbreitungsbild (Woll 2003, Taf.44), wobei die Hockerbestattungen in Schleswig-Holstein noch hinzutreten. Hier müssen jedoch die einzelnen Hockerarten unterschieden werden: linke Hocker kommen nur in nichtmegalithischen Gräbern Mecklenburg-Vorpommerns vor, rechte Hocker stammen aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordostjütland (LF Ost), wobei sie auch in Dolmen auftauchen können. Daneben gibt es noch eine Reihe von Körperbestattungen dessen Bestattungsart aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen der Knochen (Leichenschatten) nicht näher bestimmbar ist.
1.5.4. Funde: Keramik, Silexbeile, etc.
Typisch für die Trichterbecherkultur sind Steinbeile aus Silex (dicknackige, dünnnackige, spitznackige in den Megalithgräbern, jedoch durchaus auch in Einzelgräbern).[8] Weiterhin sind Felsgesteinsäxte (Doppelkantäxte, Mehrkantäxte) in geringere Zahl bekannt, viele stammen hauptsächlich aus Einzelfunden, wobei es sich bei den meisten durch die Finder sehr wahrscheinlich ist, dass es sich um aufgepflügte Grabfunde handelt (Jensen 2001). Weiterhin sind markante Keramikformen der TBK wichtig, die Trichterbecher, sowie Trichterschalen und konische Gefäße, Schultertassen, Fußschalen sowie den Keramik formen mit speziellen Verzierungsvariationen der Oxie Gruppe (Beckers A Gruppe), der B Gruppe, Svaleklint Gruppe, der Volling Gruppe in Nordjütland), gleichzeitig mit de Fuchsberggruppe in Südjütland und der Virum Gruppe in Ostjütland (C-Gruppe) auf. Spätere Keramik Gruppen bzw. Stile sind der Troldebjerg, Ferslev Stil und den späten Stilphasen mit dem Stil von Bundsø und Store Valby, wobei die Keramik hier tendenziell größer, grober und noch weniger verziert wird.
1.6. Vorkommen und Bildung des Bernsteins
Schon im Mesolithikum machten die Jäger und Sammler an der Westküste Jütlands exzellenten Gebrauch von Bernstein als Material zur Herstellung von Bernsteinobjekten meist als Anhänger in der Darstellung verschiedener Tiere wie Bären (Andersen 1982, 75). Diese Nutzung setzte sich in der Trichterbecherkultur fort, wo nun der Bernstein als persönliche Schmuckform der Kette oder des Anhängers anzutreffen ist (Midgley 1992). Dieses Harz-Fossil wurde an die Westküste Jütlands und Schleswig-Holsteins und der restlichen Ostseeküste herum gesammelt, die bis zum heutigen Tag noch Klumpen von Bernstein an den Strand spült. Verschiedene Formen der Bernsteinentstehung sind wie folgt:
- Schlauben entstanden, als der Harz schubweise austrat und die vorherigen Harzablagerungen überdeckte. Sie sind vielfach voller Verschmutzungen, seltener milchig und bergen die meisten Einschlüsse.
- Zapfen entstanden aus Harztropfen, die vor dem Herunterfallen am eigenen Tropfenfaden erstarrten. Erneute Harzflüsse können zu dickeren Harz- Stalaktiten führen. Sie enthalten oft Einschlüsse. Typisch ist eine abgeflacht rundliche Perlenform.
- Knochen wird eine Bernsteinsorte genannt, die so viele mikroskopisch kleine Blasen einschließt, dass sie rahmweiß aussieht. Sie enthält keine erkennbaren Inklusen.
- Bastard wird eine häufige Bernsteinsorte genannt, die von zahllosen Blasen derart getrübt ist, dass sie undurchsichtig und milchig wirkt. Die Farben liegen meistens zwischen gelblichweiß und ockergelb. Diese Sorte enthält selten Einschlüsse.
- Flomen bezeichnet einen eigentlich klaren Bernstein, der von vielen mittelgroßen Blasen deutlich getrübt ist. Bei geeigneter Sichtmöglichkeit findet man gelegentlich Einschlüsse.
Den Bernstein den die Menschen des Neolithikums an den Küsten der Ost- und Nordsee sammelten, stammte aus enormen Waldgebieten aus Nordeuropas vor 35-50 Millionen Jahren. Der Bernstein ist gehärtetes Harz, das damals von bestimmten Baumsorten auf den dunklen Waldboden herunter getropft war. Desgleichen entstand er, indem das Harz aus Bäumen nach vorheriger Verletzung der Borke strömte, eintrocknete und erhärtete. Es sind verschiedene Flussformen bekannt, deren Entstehung vom Ort und vom Grad der Flüssigkeit des Harzes abhing (Jensen 2001).
Z. B. notiert Jażdżewski (1973), dass ein großer Bernsteinrohfund aus einer TBK Siedlung in der Nähe von Breslau (Wroclaw) gefunden wurde. Dieser Fund zeigt die große Bedeutung des Bernsteins auch innerhalb des Handels als Rohstoff. Auch wenn der Bernstein überall innerhalb der TBK gefunden wird, dominiert doch Dänemark als Gebiet, besonders die erwähnte Westküste Jütlands als Fundgebiet für Bernstein als Rohstoff zur weiteren Verarbeitung zu Schmuck (Midgley 1992, 290). So hat schon Brøndsted (1957, 184-5) festgestellt, dass 90 Prozent der frühen Bernstein TBK Funde aus Nordjütland stammen (meist von Gräbern und Votiv Funden). Besonders stark konzentrieren sich die Funde um die Limfjordregion und Vendsyssel. So wurden Bernsteinperlen regelmäßig in Gräbern beigegeben wie in Salten (Becker 1947, Fig. 53) und Ølstrup (ders. 245). Gewöhnlich kommen aber nicht mehr als 100 Bernsteinperlen in den Gräbern vor, im Unterschied zu den Hortfunden mit mehreren tausend Perlen (bzw. mehreren Perlenketten). So beinhalten jedoch die Votivfunde meist diese Perlenketten und Perlen in Gefäßen, diese sind dann meist in Ösenbechern aufgefunden worden. Es ist jedoch schon hier anzumerken, dass sich auf der Insel Bornholm die Beigabe von bis zu 100 Perlen in den Megalithgräbern dort häufen (Jensen 2001).
In einem Vergleich zu den anderen Beigabenkategorien verteilt sich der Bernstein etwa gleichmäßig mit den Steinwerkzeugen, wie zu erwarten ist die Zahl der Keramikgefäße als Beigabe am höchsten. Es ist festzuhalten, dass wo Steinwerkzeuge als Beigabe festzustellen waren, Bernstein als Fundgut ebenfalls vorhanden ist (siehe Kapitel 4 und Anhang K. 13; Woll 2003, 100).
1.7. Räumliche Verteilung des Bernsteins der TBK
Als Ausgangspunkt für eine räumliche Verteilung des Bernsteins der Hortfunde im Neolithikum Südskandinaviens diente der Aufsatz von Ebbesen (1999), der durch weitere Arbeiten ergänzt wurde (Jensen 2001; Brøndsted 1957; Kristiansen 2000; Rech 1979). Für die Verteilung des Bernsteins als Beigabe in den Gräbern dienen hauptsächlich die Arbeiten von Bärbel Woll (2003) und ergänzend weitere Aufsätze (Brøndsted 1957; Rech 1979; Ebbesen 1975, 1978; Jensen 2001; Kristiansen 2000, siehe auch Abb. 60-70). Bernsteinführende Gräber werden zudem eher am Rand als im Kerngebiet der Grabverteilung der Limfjordregion angetroffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Lage der untersuchten Gräber und bernsteinführender Gräber Die Nummern entsprechen der Katalogisierungsnummer im Index der Gräber 13.2. Die Roten Punkte bezeichnen die nicht bernsteinführenden Gräber der TBK, die nicht roten bezeichnen Gräber mit Bernstein.
Eine weitere Gruppe von bernsteinführenden Gräbern findet sich in Mitteljütland sowie in Südjütland. Hier decken sich jedoch die Verbreitungsgebiete von bernsteinführenden und „normalen“ Gräbern (Abb. 3). Die Gräber liegen jedoch mit zwei Ausnahmen an der ostjütländischen Küste. Bernstein scheint auf den dänischen Inseln, keine bedeutendere Rolle zu spielen, als in der Limfjordregion (Jütland). Dies setzt sich in der folgenden Bronzezeit fort (Rassmann, 2008). In Schonen gibt es nur vereinzelt Gräber mit Bernstein, die sich im Hauptverbreitungsgebiet der schwedischen Gräber befinden. Des Weiteren liegen einige bernsteinführende Gräber in Mecklenburg. Bei den Gräbern Mecklenburgs kommt vor allem der Typ a der doppelaxtförmigen Bernsteintypen vor.
2. Bernsteintypen in Gräbern und Hortfunden
Die Formvariation der unterschiedlichen Bernsteintypen ist sehr vielfältig, vor allem bei den Hortfunden. Die am meisten augenfälligste Form sind die doppelaxtförmigen Bernsteinperlen. Diese haben meist immer ihre Durchbohrung quer zur Längsachse und meist auch einen spitzovalen Querschnitt und zwei deutliche Schneiden. Einige dieser doppelaxtförmigen Bernsteinperlen (Typ a) haben eine Vor- und Rückseite. Dies deutet auf eine Befestigung direkt an der Kleidung.
Weitere Typen sind die Bernsteinperlen mit spitzovalem Querschnitt, halbmondförmige, prismatische, röhrenförmige (Typ m), kegelstumpfförmige Bernsteinperlen. Manche dieser Perlen haben eine Durchbohrung andere mehrere. Diese deuten auf eine Zusammensetzung in Form von Schmuckketten. Darauf weisen auch die vielen Zwischenstücke und vor allem die röhrenförmigen Perlen die im Zusammenhang mit Ketten und deren Resten gefunden wurden (Jensen 2001, 430; Ebbesen 1995a, 33). Die röhrenförmigen Perlen machen den Hauptteil mit ca. 40000 Perlen von insgesamt 50000 Perlen aus, die von den Frühneolithikum und dem Mittelneolithikum bekannt sind. Speziellere Formen sind sanduhrförmige und trompetenförmige Bernsteinperlen (Tab. 4, Abb. 5).
Es ist jedoch zum größten Teil unbekannt, wie diese Schmuckstücke und Ketten getragen wurden. Es sind jedoch einige Ketten besonders aus den Hortfunden in großer Vollständigkeit erhalten (z. B. Salten). Auch wurde in seltenen Fällen die zugehörige Schnur gefunden und bei manchen Funden in situ kann aufgrund der Lage der Perlen geschlossen werden, wie die Perlenketten ausgesehen haben müssen. Dies sind jedoch Ausnahmen und generell gibt es nicht viele Informationen über das Tragen diverser, verschiedenerer Schmuckstücke. Es wird jedoch angenommen, dass sie auch in Form von zusammengesetzten „Diademen“ mit durchbohrten Zwischenstücke in der Kette eingebunden, getragen wurden wie dies z. B. ein Kettenfund aus Mollerup zeigt (Jensen 2001, 430; Ebbesen 1995a, 33).
Besonders interessant sind die doppelaxtförmigen Bernsteinperlen (Typ a nach Ebbesen 1995a). Dieser Typ ist meist um die 2 bis 4 cm lang. Er ist überwiegend in Ganggräbern zu finden, sowie in zeitgleichen Flach- und Erdgräbern in Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Niedersachsen sind die doppelaxtförmigen Bernsteinperlen in geringerer Anzahl anzutreffen, in den östlichen und südöstlichen TBK Gruppen jedoch viel seltener. Dort gibt es aber in den letzteren Gebieten viele Miniatur Knaufhammeräxte.
Abb. 4. Typenkombinationen früh- und mittelneolithischer Bernsteinperlen (Ebbesen 1995a, Abb. 10)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ebbesen hat für die untersuchten Hortfunde eine Verteilung der Kombinationen bzw. Vergesellschaftung der verschiedenen Bernsteintypen vorgenommen (1995a, Abb.10, hier: Abb. 4). Dabei kommt der Typ e zusammen mit den meisten Typen in Hortfunden vor. Die Typen j, o, p und k weisen eine ähnliche Tendenz in geringerer Zahl auf[9]. Bei den Gräbern kommt der der Typ m in den meisten Gräbern vor. Der Typ e kommt in nur sehr wenigen Gräbern vor. Die anderen oben erwähnten aus den Hortfunden häufigen Typen kommen ebenfalls kaum oder gar nicht in den Gräbern vor. In Schleswig- Holstein sind es die Typen a und m die am häufigsten, vorrangig in Megalithgräbern vorkommenden Bernsteintypen (Ebbesen 2003).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Typenkombinationen von Bernsteinperlen in Gräbern.
Die Bernstein- Äxte haben meist die Form des Amazonen Typs (Abb. Midgley 1992, 292, Fig. 88: 2) Schuldt notiert eine nicht unwichtige Differenz zwischen der Frequenz von EGK -Streitäxten in den mecklenburgischen Gräbern mit über 100 Beispielen und den eigentlichen Amazonenstreitäxten mit nur zwei Exemplaren, und einigen Streufunden. Auch sind in Mecklenburg nur relativ wenige Funde dieser Miniaturen der Bernsteinäxte zu finden, wobei das Ganggrab von Gnewitz, wo kleine und größere Perlen aneinandergesetzt wurden, eine Ausnahme bildet (Schuldt 1974, 108).
Diese Beispiele der Miniaturstreitäxte haben alle eine Durchbohrung zur Aufhängung in einer Kette oder als Anhänger wie es aus dänischen Ganggräbern in dieser Komposition von Ketten bekannt ist, wie z. B. Græse in Nordseeland (Brøndsted 1957, Fig. gegenübl. S. 282).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Verteilung der Anzahl der Beigaben in den jeweiligen Fundkategorien dem/der Bestatteten mitgegeben. Keine Funde steht für zwei Gräber.
Die in Polen, meist im Südosten, aber auch sporadisch in der östlichen TBK gefundenen Miniaturstreitäxte unterscheiden sich von den nördlichen Exemplaren in einigen Aspekten. Obwohl einige wenige Bernstein und Knochen Miniaturen bekannt sind, so sind sie doch meist aus gut – gebranntem Ton geformt und repräsentieren somit sie meist gängigste Form, die Knauf-Hammer Axt (Abb. 2[10] ). Ferner sind im Gegensatz zu der nördlichen Trichterbechergruppe, sind diese Ton Miniaturen der Streitäxte nicht in Gräbern, sondern in Siedlungen zu finden (Midgley 1992, 292).
[...]
[1] Annaler for Nordisk Oldkyndighed og Historie (1838-1839).
[2] Siehe Ebbesen 1975 und 1978.
[3] Sieht man von Sonderfällen, z.B. von schriftlicher Kommunikation ab. Fasst man jedoch die Perspektive enger, so lässt sich diese wohl ebenfalls dem auratischen Handeln zuordnen.
[4] Ich Verwende hier das Wort Aufgabe um eben die Abgrenzung zur Rolle hervorzuheben, die Aufgabe beleuchtet den aktiven Part und kann freiwillig oder gezwungen wein, während zum Beispiel Rolle – die rein ausübende Funktion meint.
[5] Basis der Gräberanalyse bildeten dabei vor allem die bereits genannte Arbeit von Bärbel Woll (2003).
[6] Die Auswertung der Daten erfolgte mit Excel, ArGIS und SPSS, dabei wurde auf zwei Datenbanken zugegriffen. Die erste wurde eigens für diese Arbeit erstellt , mit Rückgriff auf Wolls (2003) Katalog siehe Index der Gräber 13.2. Die andere beinhaltet eine Datenbank, die das Fundregister der dänischen archäologischen Funde umfasst – Det Kulturhistoriske Cetralregister- dkconline.dk.
[7] Ebenso gibt es ein Grab im Høret Skov, Århus Amt, siehe 1.4.3.
[8] Desweiteren wird für eine detailliertere Betrachtung des TBK Fundgutes, die hauptsächlich auf alte stilistischen/typologischen Analysen beruht, auf die folgenden Arbeiten verwiesen: Thorvildsen, K. (1941), Dyssetidens gravfund i Danmark. Aarbøger 1941, 22-87; Nielsen, P.-O. (Hrsg.) (1995), Megalithic Tombs—Their Context and Construction. Copenhagen: The National Museum; Nielsen, P.-O. (1977), Die Flintbeile der frühen Trichterbecherkultur in Dänemark, Acta Arch. 48, 1977, 61-138; Midgley, M. S. (1992), TRB Culture. Edinburgh 1992; Jensen, J. (2001), Danmarks Oldtid. Stenalder 13000-2000 f. Kr., København 2001. Sheratt A. (1990), The genesis of megaliths: monumentality, ethnicity and social complexity in Neolithic north-west Europe. In: R. Bradley (Hrsg.), Monuments and the Monumental. World Archaeology 22, No. 2, Oktober 1990, 147–167.
[9] Für die Bernsteintypen siehe Abb. 7: Typenverteilung der Bernsteinperlentypen nach Anzahl der Gräber.
[10] Die Y- Achse der Diagramme bezeichet wenn nicht anders angegeben für alle weiteren Diagramme die Anzahl der Gräber (teilweise in prozentualer Verteilung).
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