Ich befasse mich mit der Erzählung „ Ein Pfund Orangen“ von Marieluise Fleißer. In dem Seminar „ Marieluise Fleißer – Leben und Schreiben im Spagat“ wurde die Verbindung zwischen ihrer Biographie und ihren Werken thematisiert. Erstaunlich war meiner Meinung nach, dass in der abschließenden Sitzung von den Kommilitonen keinerlei Verständnis für das Verhalten der Frauen aus den Werken aufgebracht wurde.
Die Erzählung geht zurück auf Erfahrungen, die Marieluise Fleißer in München gemacht hat. In dem Aufsatz „die ersten Schritte“ aus dem Jahr 1950 beschreibt sie die Umstände unter denen sie in dieser Zeit lebte:
Die ersten erzählenden Versuche schrieb ich 1923 und 1924, unmittelbar nach der Inflation. Ich hatte wirtschaftlich den Boden unter den Füßen verloren, hungerte ziemlich unvernünftig, um meine sich kaum erst bildende Position ganz am Rande der Münchener Kunstwelt nicht aufgeben zu müssen und kämpfte mit seelischen Niederbrüchen.
Diese Aussage soll als Bindeglied zwischen dem Leben Marieluise Fleißers und der Erzählung genügen, da es das Ziel dieser Arbeit ist, die Erzählung zu interpretieren und aufzuweisen, dass die in ihr dargestellten Verhaltenanomalien kein Relikt aus den zwanziger Jahren sind, sondern das sie auch heute noch Aktualität besitzen und unter dem Terminus Borderline zusammengefasst werden können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. die Erzählung
2.1 der Inhalt
2.2 Beschreibung des Textes
3. Charakterisierung des Mädchens
3.1 die Borderlineerkrankung
3.1.1 Stimmungsschwankungen
3.1.2 Utopische Zielsetzungen
3.1.3 gestörtes Selbstbild
3.1.4 Intensive Kontakte
3.1.5 Masochismus / Selbstzerstörung
3.1.6 Ursachen
3.1.6.1 Grundangst
3.2 Entfremdung
3.2.1 das Fremde
3.2.2 Selbstmord als Erlösung
4. Fazit
Fußnoten
1. Einleitung
Ich befasse mich mit der Erzählung „ Ein Pfund Orangen“ von Marieluise Fleißer. In dem Seminar „ Marieluise Fleißer – Leben und Schreiben im Spagat“ wurde die Verbindung zwischen ihrer Biographie und ihren Werken thematisiert. Erstaunlich war meiner Meinung nach, dass in der abschließenden Sitzung von den Kommilitonen keinerlei Verständnis für das Verhalten der Frauen aus den Werken aufgebracht wurde.
Die Erzählung geht zurück auf Erfahrungen, die Marieluise Fleißer in München gemacht hat. In dem Aufsatz „die ersten Schritte“ aus dem Jahr 1950 beschreibt sie die Umstände unter denen sie in dieser Zeit lebte:
Die ersten erzählenden Versuche schrieb ich 1923 und 1924, unmittelbar nach der Inflation. Ich hatte wirtschaftlich den Boden unter den Füßen verloren, hungerte ziemlich unvernünftig, um meine sich kaum erst bildende Position ganz am Rande der Münchener Kunstwelt nicht aufgeben zu müssen und kämpfte mit seelischen Niederbrüchen.[i]
Diese Aussage soll als Bindeglied zwischen dem Leben Marieluise Fleißers und der Erzählung genügen, da es das Ziel dieser Arbeit ist, die Erzählung zu interpretieren und aufzuweisen, dass die in ihr dargestellten Verhaltenanomalien kein Relikt aus den zwanziger Jahren sind, sondern das sie auch heute noch Aktualität besitzen und unter dem Terminus Borderline zusammengefasst werden können.
Zunächst gebe ich den Inhalt der Erzählung in zusammenfassender Form wieder. Es folgt eine Beschreibung des Textes, die sich mit dem wichtigsten gestalterischen Mittel, dem sich Marieluise Fleißer bedient, der Sprache, befasst. Hier lege ich mein Augenmerk weniger auf Stilmittel, als auf die Gründe, aus welchen sie diesen Stil verwendet hat. Daran schließt die Charakterisierung des Mädchens, die einer Interpretation gleichkommt und in zwei Schritten vollzogen wird. Zunächst widme ich mich der psychischen Störung, dem Borderlinesyndrom, an dem das Mädchen meiner Meinung nach leidet. Zur Unterstützung dieser Diagnose werden die fünf charakteristischsten Symptome dieser Erkrankung in bezug auf das Mädchen abgehandelt. Es folgt eine Ursachenbestimmung, welche die Gründe für die Erkrankung erklären soll. Das Borderlinesyndrom wird verstärkt von der Grundangst des Mädchens, der Angst vor dem verrinnen der Zeit, was im nächsten Punkt beschrieben wird.
Die zweite Störung Ihres Lebens ist die erlebte Entfremdung, die dazu führt, dass sie glaubt, ihr Leben selbst nicht gestalten zu können und Selbstmord begeht.
Die Sekundärliteratur zu Fleißer besitzt zumeist biographischen Charakter, der mir bei meinen Ausführungen nicht hilft. Zur Analyse der Sprache erwies sich vor allem das Buch“ Materialien zum Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer“ von Günther Rühle als hilfreich.
2. Die Erzählung
`Die Erzählung „Ein Pfund Orangen“ schrieb Marieluise Fleißer 1926 in Ingolstadt. Erstmals in „Das Tagebuch 7/1926“ veröffentlicht, wurde sie später die Titelgeschichte im Sammelband „Ein Pfund Orangen“, der 1929 beim Gustav Kiepenheuer Verlag Berlin erschien.`[ii]
2.1 der Inhalt
Es geht um die Beziehung zwischen einem jungen Mädchen und ihrem älteren Freund, die sie in den Selbstmord treibt.
Das Mädchen ist allein, unselbstständig und lebt in Armut, besitzt jedoch die Hoffnung, einen Mann zu treffen, der sie aus dieser Situation befreit, sie versorgt und heiratet. Es vergeht viel Zeit, bis sie den Mann trifft, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Sie geht eine Beziehung mit ihm ein, stellt jedoch fest, das er sie nicht retten will. Ihre Umstände verschlechtern sich sogar: sie lebt am Rande des Existenzminimums und bricht die wenigen sozialen Kontakte, die sie bis zu diesem Zeitpunkt besessen hat, ab. Trotzdem wächst die Liebe zu ihrem Freund von Tag zu Tag. Das Mädchen opfert ihr Wochengeld, um seidene Strümpfe zu kaufen und so dem Freund zu gefallen. Sie besucht ihn, um ihm die neuen Strümpfe zu zeigen, entdeckt aber, dass der Freund sie mit einem hübschen, reichen Mädchen betrügt. Für sie bricht eine Welt zusammen. Sie besitzt jetzt weder einen Freund, noch Geld. Die Hoffnung, die sie in ihr Leben hatte, scheint ausgelöscht. Sie glaubt nicht daran, dass sich an ihrem Leben noch mal etwas ändern wird und nachdem sie von ihrem letzten Geld ein Pfund Orangen gekauft hat, stürzt sie sich aus dem Fenster.
2.2 Beschreibung des Textes
Der Text kann grob in zwei Teile gegliedert werden. Der erste Teil beschreibt das Leben des Mädchens ohne einen Partner, der zweite Teil das Leben mit einem Freund. Gleichzeitig ist dies auch die Teilung in zwei unterschiedliche Zeitgerüste. Die Erzählzeit umfasst neun Seiten. Die erzählte Zeit ist in beiden Teilen zeitraffend. Im ersten Abschnitt werden die Informationen über ihr Leben jedoch weitaus geraffter dargestellt als im zweiten Abschnitt. Im ersten Teil wird ihre körperliche Entwicklung anhand des Kleides, aus dem sie herauswächst beschrieben. Sie trifft Freundinnen aus ihrer Schulzeit zum Kaffee, macht Herrenbekanntschaften. Die Erzählzeit beträgt hierbei zwei Seiten. Erfahrungen, die sie mit ihrem Freund macht, zum Beispiel das Kaufen der Seidenstrümpfe, das sich Schönmachen für ihn wird nahezu zeitdeckend beschrieben. Die Erzählzeit umfasst hier sieben Seiten.
Die Geschehensdarbietung erfolgt aus der Perspektive des Mädchens, aber in der Sie -Form. In diesem Fall kann man von der personalen Erzählperspektive im engeren Sinne sprechen. Die Perspektive und der Horizont des Erzählers sind somit zum größten Teil auf den Erfahrungsbericht dieser Perspektivfigur eingeschränkt. Fleißer schildert dadurch keine bestimmten Figuren, sondern stellt einen Menschentypus dar. Die Personenrede wechselt zwischen indirekter und erlebter Rede.
Auktoriale Erzählmomente in denen der Erzähler das Geschehen kommentiert, treten aber ebenfalls auf, wie zum Beispiel der Satz „Und dies tatsächliche Kind hatte sich was antun wollen.“[iii] Die Gefühle zu seinem Leben, zur Partnerschaft, die dem Mädchen in der Erzählung zugeschrieben werden, wird es zwar haben, jedoch nicht den Intellekt, die Selbstkenntnis und Reflexion diese zu benennen, dazu benötigt es einen Erzähler.
´Obwohl die Fleißer am Sprachkleid überall die Spuren der Ingolstädter Mauern hat`[iv], die sie streifte, ist es keine dialektische Sprache, in der sie schreibt. ´Es handelt sich hierbei um eine Kunstsprache, die aber eine bayrische Satzstellung aufweist´[v]. ´Sie versucht die Stufen einer sozialen Redeleiter zu erklimmen, indem sie der volkstümlichen Sprache Ingolstadts das feine Hochdeutsch der gehobenen Klasse aufsetzt`.[vi] Damit entlarvt sie den „linguistischen Fetischismus“[vii] der herrschenden Klassen.
Dieser Sprachstil nennt sich Reflexive Naivität. „Sie stellt dar[...] indem die Menschen, die sie auftreten lässt, sich selbst darstellen – aber sie lesen dabei von den Lippen der Fleißer ab, was vorzubringen ist“[viii]. ´Die Personen verstehen die Sprache, die sie sprechen, selbst nicht, bewegen sich in ihr unsicher, man erkennt, ´dass ihre Sprache nur geliehen ist`[ix] und etwas übernommen wurde, was für sie selbst nicht nachzuvollziehen ist: „Ich musste so tun, sie ist eine reiche Erbin, die ihre Eigenheiten hat“.[x] „Sie sind nicht imstande sich durch eine eigene Sprache zu definieren und eigene Vorstellungen zu artikulieren“.[xi]
Die stilisierte Naivität macht diese Erzählung zum warnenden Anti-Märchen. Das Mädchen, „ein namenloses Dornröschen“[xii] „lebte allzu ernsthaft in sich hinein“[xiii] und wartet auf den Prinzen, der sie wachküsst. Der Prinz entpuppt sich jedoch als Unterdrücker, der das Mädchen physisch und psychisch ausbeutet. Das Mädchen erkennt zwar sein Leid, klammert sich jedoch an Selbsttäuschungen –„Aber jetzt musste sie keine sein, auf einmal hatte sie gleichsam auch einen daheim im Kasten“[xiv] - anstatt zu entfliehen. Die aus den gegensätzlichen Eigenschaften der handelnden Personen erwachsenden Konflikte führen zu keiner glücklichen Lösung, sondern dazu, dass das Mädchen sich umbringt und so im Gegensatz zum Märchen die gute, tugendhafte Person bestraft wird.
Heiterkeit findet man nur selten in der Erzählung: „Ihr Geld war ausgegeben. Dafür schaute sie ihre Beine an beim Essen. Und weil die Strümpfe wirklich schön waren, wusste sie, dass es ihr schmeckte.“[xv] Wenn sie auftritt, dann nur in Zusammenhang mit „Entsetzen, Verwirrung und Angst“[xvi]. `Es ist ein bayrisch zäher, sachlicher Humor.`[xvii]
Ab dem Zeitpunkt, wo das Mädchen den Freund aufsuchen will, um ihm die Strümpfe vorzuführen, wird dieser nur noch der Mann genannt. Dies deutet darauf hinaus, dass sie nicht mit ihm zusammenbleibt. Er hat seine Bedeutung für sie als Freund verloren, ist ein Mann von vielen, der sie ausgenutzt hat und dies auch weiterhin versuchen wird. Sie liebt ihn noch immer, obwohl sie das viele Sprechen und sich in ihrer Wohnung heimisch fühlen als Inszenierung durchschaut und versuchen wird, kein Wesen mehr aus ihm zu machen.
Als das Mädchen in ihrer Manteltasche nach dem Foto ihres Freundes sucht, findet sie anstelle von diesem Kleingeld. Sie beschließt damit vor ihrem Tod noch einen unnützenden Einkauf zu tätigen, geht in den Laden gegenüber und kauft ein Pfund Orangen. Sie legt die Früchte auf dem Tisch zu einem Kreis. Ihr ganzer Lebensekel sammelt sich um diesen Kranz aus Orangen. Der Kreis steht für die Ewigkeit und die Unsterblichkeit, da er weder Anfang noch Ende besitzt und weist so auf den bevorstehenden allumfassenden Tod des Mädchens hin.
`In der Traumdeutung wird der Kauf von Orangen als Erfüllung in einer Liebesbeziehung gedeutet`.[xviii] In diesem Fall weiß das Mädchen, dass der Kauf unnütz ist, die Beziehung demnach keine Chance mehr hat. Die Farbe orange ist eine erbauliche Farbe, mit ihr werden Heiterkeit und Unabhängigkeit assoziiert, all das, was das Mädchen nicht empfindet. Der Duft der Orangenblüte wird als Symbol für eine fruchtbare Ehe verwendet, das Mädchen ist in keiner Beziehung mehr - der Duft der Orangen widert sie an. Die Frucht verkörpert die sexuellen Bedürfnisse, die sie aufgrund ihrer Stellung als Frau in den zwanziger Jahren nicht haben darf, aber sicherlich haben wird.
„Ein Pfund Orangen“ lautet die Überschrift der Erzählung und steht insgesamt für die unerfüllten Wünsche des Mädchens.
3. Charakterisierung des Mädchens
Da das Mädchen eine Vielzahl von Verhaltensanomalien aufweist, die, sobald sie beschrieben werden, einer Interpretation bedürfen, habe ich mich dazu entschlossen, von den zwei auffälligsten Störungen ausgehend, die dem Mädchen zueigen sind, zu charakterisieren und zu interpretieren.
3.1 die Borderlineerkrankung:
`Das Mädchen weist Symptome auf, die für die Borderlineerkrankung charakteristisch sind. Borderline ist eine Störung an der Grenzlinie (Borderline) zwischen Neurose und Psychose. In ihrer Gesamtheit spricht man von einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Die betroffenen Personen, es handelt sich in den meisten Fällen um Frauen, bzw. Mädchen, leiden unter häufigen Stimmungsschwankungen und neigen dazu Impulse ohne Berücksichtigung auszuagieren. Ihre Fähigkeit vorauszuplanen ist gering. Das Selbstbild, sowie Zielsetzungen sind unklar und gestört. Die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen zwischenmenschlichen Beziehungen kann zu wiederholten emotionalen Krisen mit Suiziddrohungen/- versuchen oder selbstschädigenden Handlungen führen.`[xix]
3.1.1 Stimmungsschwankungen:
Sie leidet unter starken Stimmungsschwankungen, ihre Gefühle wechseln zwischen hoffnungsvoller Freude und hoffnungsloser Trauer. Die Zeit des Mädchens geht hin im „Warten und Glauben“[xx]. Sie denkt viel darüber nach, wie ihre Zukunft aussehen wird. Sie träumt von schönen Kleidern, einem netten Mann und einer Heirat mit diesem. Die Hoffnung und Vorfreude auf das Leben, welches sie in der Zukunft erwartet, lässt sie darüber hinwegsehen, dass es ihr im Moment schlecht geht. Sie sieht Situationen ihres Alltags sehr einseitig und interpretiert jene ihrer Stimmung entsprechend entweder positiv oder negativ. Sie reagiert zum Beispiel auf Gespräche, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen gelaufen sind äußerst reflektiert und sensibel. Sie glaubt die Reaktionen der anderen Menschen einordnen und bewerten zu können, ohne sich darüber bewusst zu sein, wie unterschiedlich zum Beispiel auf den zu kurzen Ärmel ihres Kleides reagiert werden kann. Sie versucht ihre negativen Stimmungen zu kontrollieren, `reißt sie in Tiefen hinunter, wo sie nicht gleich wieder herkommen konnten`[xxi], kämpft gegen die Melancholie an und versucht aus sich selbst positive Energien zu schöpfen.
3.1.2 Utopische Zielsetzungen:
Sie ist eine Romantikerin. Situationen müssen so verlaufen, wie sie sich diese ausgemalt hat. So soll zum Beispiel der Freund erst dann ihren Rock bemerken und stehen bleiben, wenn sie draußen auf dem Weg geht. Sie hat sehr detaillierte Vorstellungen davon, was Glück und Liebe sind und wie man diese Zustände erreichen kann. Es entsteht der Eindruck, dass das Mädchen habe einen romantischen überzogenen Liebesfilm gesehen hat und versucht ihr Leben danach zu richten. Auch ihr Selbstmord ist zunächst noch als romantische Inszenierung gedacht. Sie hält sich für das gute wehrlose Mädchen, welches von dem Rest der Welt ausgenutzt wird und erstrahlt bei dem Gedanken an den bevorstehenden Tod für sich in einem märtyrerhaften Glanz. Sie möchte das Bild ihres Freundes bei ihrem Tod in der Hand halten um den Selbstmord aus Liebe perfekt zu machen. Sie findet das Bild jedoch nicht, glaubt der Freund habe es ihr genommen und realisiert, dass sie in einer konstruierten Welt lebt.
3.1.3 gestörtes Selbstbild:
Da ihr ein klares Ichidentitätsgefühl fehlt, ist sie besonders anfällig für äußere Reize, egal ob positiver oder negativer Natur. Sie lässt sich von den Reaktionen anderer Menschen beeinflussen und macht ihr Verhalten und ihre Gefühle abhängig von diesen Das Mädchen fühlt sich minderwertig, „sie konnte kein gutes Haar an sich finden“[xxii]. Obwohl sie eher eine unauffällige Person ist und „neben den Glänzenden ganz verschwindet“[xxiii] wird sie von den „Herren“[xxiv] bemerkt und begutachtet. Das Mädchen denkt, „dass sie nun wirklich unter die Großen“[xxv], unter die Erwachsenen gehörte, obwohl sie die Männer als Herren bezeichnet. Der Gebrauch gerade dieser Begrifflichkeit zeigt, dass sie Ehrfurcht vor dem männlichen Geschlecht hat, die für den Leser noch dadurch verstärkt wird, dass sie im Gegensatz dazu weiterhin nur „das Mädchen“[xxvi] genannt wird. Hier werden klare Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau aufgezeigt: der aktive lüsterne Impulse aussendende Herr und das passive unschuldige Mädchen, welches entgegen ihrer Annahme zu den Grossen zu gehören, noch nicht die nötige Reife besitzt, mit den Forderungen angemessen umzugehen. Sie stellt ihre Reaktionen auf die Erwartung des Mannes ein. Anstatt sich das zu nehmen, was sie will, wird sie genommen, ist Gebrauchsgegenstand. Dieser Minderwertigkeitskomplex wird durch die Beziehung zu ihrem Freund noch intensiviert. Sie zieht Vergleiche zu anderen Frauen, die ihrer Meinung nach hübscher gekleidet sind, besser aussehen, und zudem von dem Freund des Mädchens angeflirtet werden. Die Selbstbestätigung, die sie braucht, bekommt sie von ihrem Freund nicht, so dass sie versucht den anderen Frauen nachzueifern, um zumindest optisch dasselbe Bild abgeben zu können.
[...]
Fußnoten :
[i]
[ii] Fleißer 1972,
[iii] Fleißer 1972,
[iv] Rühle 1973,
[v] Rühle 1973 ,
[vi] Rühle 1973 ,
[vii] Rühle 1973 ,
[viii] Rühle 1973 ,
[ix] Rühle 1973 ,
[x] Fleißer 1972,
[xi] Führich 1992,
[xii] Mc Gowan 1987,
[xiii] Fleißer 1972,
[xiv] Fleißer 1972,
[xv] Fleißer 1972,
[xvi] Rühle 1973 ,
[xvii] Rühle 1973 ,
[xviii] http://deutung.com/traum/viewsym.php3?symbol=Orangen&keywor=Orangen
[xix] http://www.borderline-community.de/borderline/index.htm
[xx] Fleißer 1972,
[xxi] Fleißer 1972,
[xxii] Fleißer 1972,
[xxiii] Fleißer 1972,
[xxiv] Fleißer 1972,
[xxv] Fleißer 1972,
[xxvi] Fleißer 1972,
- Arbeit zitieren
- Helen Lorentz (Autor:in), 2006, "Ein Pfund Orangen" von Marieluise Fleißer - eine Textbeschreibung und Analyse des Mädchens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92922
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