Gottes Allmacht, „kaum ein Gottesprädikat ist heute so umstritten“ (Ritter/Feldmeier, 1997, S. 5). Auch J. Feiner und L. Vischer formulieren, dass der allmächtige Gott zu den „fragwürdig gewordenen Sprachmodellen“ zählt (Feiner/Vischer 1973, S. 371, zitiert in Ritter 1997, S. 139). Wie greift Gott ein? Greift Gott überhaupt noch ein? Inwieweit bestimmt Gott mein Leben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich nicht nur jeder selbst in der Reflektion seines Glaubens, mit diesen Fragen beschäftigt sich auch die Gesellschaft, die Öffentlichkeit im Allgemeinen, sehr häufig. Oft wird diese Frage in Filmen oder ähnlichem aufgenommen. Hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auch auf den Film „Bruce Allmächtig“ (USA 2003), in dem der Hauptdarsteller eine Woche lang „Gott spielen darf“ und erkennen muss, wie schwierig diese Aufgabe ist. Nach diesem Schema arbeitet auch die Folge vier der vierten Staffel der amerikanischen Erfolgsserie „Futurama“, die den Titel „Der göttliche Bender“ trägt. Wobei hier nicht von Gott die Allmacht an einen der Hauptdarsteller, nämlich Bender, übergeben wird, sondern er durch ein Volk, das ihn als Gott ansieht, merkt, dass „Gott-Spielen“ gar nicht so einfach ist. Somit ist klar, dass auch Jugendliche und Kinder sich mit diesem Thema beschäftigen. Eine weitere Fragstellung ist somit auch, welche Konsequenzen sich nach der Bearbeitung des Themas für die Praxis ergeben.
Inhalt
1 Einleitung
2 Gegenwärtige Problemwahrnehmung
2.1 „Der göttliche Bender“ – Inhalt
2.2 Problem des Verständnisses der Allmacht Gottes
2.2.1 Gesellschaftliche Veränderungen
2.2.2 Vorgaben, Wünsche und Fragestellungen
3 Theologische Problembeschreibung
3.1 Biblische Betrachtung
3.2 Entwicklung des Gottesbildes im Lauf der Geschichte
4 Erörterung
4.1 Verständnis von Allmacht
4.1.1 Gerhard Ebeling
4.1.2 Paul Tillich
4.1.3 Ansichten weiterer Autoren
4.2 Glaubensströmungen mit anderen Allmachtsvorstellungen
4.2.1 Deismus-Theorie
4.2.2 Kurze Betrachtung weiterer Theorien
5 Schlussfolgerungen
6 Literaturliste
1 Einleitung
Gottes Allmacht, „kaum ein Gottesprädikat ist heute so umstritten“ (Ritter/Feldmeier, 1997, S. 5). Auch J. Feiner und L. Vischer formulieren, dass der allmächtige Gott zu den „fragwürdig gewordenen Sprachmodellen“ zählt (Feiner/Vischer 1973, S. 371, zitiert in Ritter 1997, S. 139). Wie greift Gott ein? Greift Gott überhaupt noch ein? Inwieweit bestimmt Gott mein Leben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich nicht nur jeder selbst in der Reflektion seines Glaubens, mit diesen Fragen beschäftigt sich auch die Gesellschaft, die Öffentlichkeit im Allgemeinen, sehr häufig. Oft wird diese Frage in Filmen oder ähnlichem aufgenommen. Hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auch auf den Film „Bruce Allmächtig“ (USA 2003), in dem der Hauptdarsteller eine Woche lang „Gott spielen darf“ und erkennen muss, wie schwierig diese Aufgabe ist. Nach diesem Schema arbeitet auch die Folge vier der vierten Staffel der amerikanischen Erfolgsserie „Futurama“, die den Titel „Der göttliche Bender“ trägt. Wobei hier nicht von Gott die Allmacht an einen der Hauptdarsteller, nämlich Bender, übergeben wird, sondern er durch ein Volk, dass ihn als Gott ansieht, merkt, dass „Gott-Spielen“ gar nicht so einfach ist. Somit ist klar, dass auch Jugendliche und Kinder sich mit diesem Thema beschäftigen. Eine weitere Fragstellung ist somit auch, welche Konsequenzen sich nach der Bearbeitung des Themas für die Praxis ergeben.
Eine detaillierte Beschreibung des Inhalts der Folge möchte ich in 2.1. näher darstellen. In 2.2. gehe ich dann auf die allgemeine Problembeschreibung in der Gegenwart ein, die gesellschaftlichen Veränderungen (2.2.1.) ebenso wie Ausgangspunkte der Menschen, wie z.B. Wünsche, die sich auf das Gottesbild auswirken (2.2.2.). Die theologische Problembeschreibung folgt dann in Punkt 3 und impliziter die biblische Betrachtung (3.1.) und die Entwicklung des Gottesbildes im Lauf der Geschichte (3.2.). Während meiner Recherche bin ich auf viele verschiedene Erklärungsansätze gestoßen, die ich dann in 4.1. darstellen möchte. Hier möchte ich zwei Dogmatiker, Gerhard Ebeling (4.1.1.) und Paul Tillich (4.1.2.), gesondert betrachten und andere Autoren gemeinsam in Punkt 4.1.3. erörtern. Zur Erörterung des Punktes 4. gehört schließlich noch die Darstellung der Glaubensströmungen Deismus (4.2.1.), Pantheismus (4.2.2.1) und Theismus (4.2.2.3.), wobei ich letztere unter 4.2.2. nur kurz beschreibe. Abschließend folgt ein Resümee des Geschriebenen, eine eigene Stellungnahme und Beschreibung der Konsequenzen für die Praxis (5.).
2 Gegenwärtige Problemwahrnehmung
2.1 „Der göttliche Bender“ – Inhalt
Entgegen einiger Meinungen in der Öffentlichkeit befasst sich auch die amerikanische Erfolgsserie „Futurama“ mit aktuellen, oft auch philosophischen Themen. Die Serie spielt in der Zukunft, im 31. Jahrhundert. Hauptdarsteller sind die Mitglieder der Crew des „Planet Express“, einem intergalaktischen Lieferdienst. Diese sind zum einen Fry, der 1999 zufällig eingefroren wurde und im Jahr 3000 wieder auftaut und als Lieferjunge zu der Crew kommt. Leela ist die einäugige Kommandantin des Raumschiffes. Der wichtigste Charakter der vorliegenden Folge ist Bender, der einzige Roboter der Crew. Ursprünglich arbeitete er als Stahlbieger, kam durch Fry aber zum Planet Express. Er wird durch Alkohol betrieben, raucht gerne, ist bekannt durch seine zynische Haltung gegenüber Anderen, hat aber eine Schwäche für kleine, süße Lebewesen. Der Rest der Crew ist für diese Folge nicht von Bedeutung und hier deswegen nicht aufgeführt.
Auf einer Fahrt durch das Weltall wird die „Planet Express“ mit Fry, Leela und Bender von Weltraumpiraten angegriffen. Bender, der dies alles nicht mitbekommt und sich nur von der Lautstärke bei seinem Mittagsschlaf gestört fühlt, verkriecht sich in eines der Torpedorohre. Schließlich wird seine Torpedoröhre gezündet und Bender wird in das All katapultiert und treibt zu weit hinaus, als dass Fry und Leela ihn einholen könnten. Betrübt kehren sie zur Erde zurück und Fry versucht alles in Bewegung zu setzen, Bender wieder zu finden. Inzwischen hat sich ein „Brocken“ auf Benders Bauch festgesetzt, als er durch ein Asteroidenfeld gleitet. Auf diesem „Brocken“ gibt es Lebewesen, die ihn nun als den „großen Metallherrn“[1] lobpreisen, der sie „auf seine Brust geholt hat“. Bender ist zunächst sehr selbstsüchtig, stellt ein Gebot auf, dass die Lebewesen ihm Bier brauen sollen. Seine Freude ist jedoch nur von kurzer Dauer, als er sieht, dass durch den Bau der großen Brauerei viele verstümmelt wurden, andere durch die Dämpfe gestorben sind und das organisierte Verbrechen angezogen wurde. Bender ist durch dies sehr ergriffen, und eine Träne, die aus seinen Augen rollt, verursacht eine regelrechte Flutwelle, die den Sohn seines „Propheten“ Melekai mitreißt. Nachdem Bender ihn aus den Fluten gerettet hat, wird er wieder angebetet, möchte aber den Menschen trotzdem etwas Gutes tun, jedoch scheitern alle Versuche. Ein Dorf zerstört er dadurch, dass er eine Münze auf es wirft, da die Bewohner sich mehr Reichtum wünschen, einem anderen Dorf will er Licht schenken, jedoch ist es so viel, dass alles anfängt zu brennen und als er es durch Pusten löschen will, pustet er alle Bewohner des Dorfes von seinem Bauch.
Fry versucht in der Zeit zuerst in einer Kirche Hilfe für die Suche nach Bender zu finden. Der Pater bietet ihm an, dass sie sich im Gebet vereinen. Auf die Frage von Fry, ob sie nicht etwas Nützlicheres tun könnten, antwortet der Pater ganz klar mit einem „Nein“. Daraufhin geht er zu einer Wahrsagerin, die ihm zunächst nur etwas vorspielt, schließlich aber von einem Orden berichtet, deren Mönche daran glauben, Gott existiere irgendwo in den Weiten des Weltraums. Sie hätten das leistungsfähigste Radioteleskop des Universums gebaut, um ihn zu finden. Fry und Leela machen sich auf dem Weg zum Himalaja, wo der Orden seinen Standort hat.
Melekai ruft währenddessen zu Bender, dass er in das Geschehen eingreifen solle, da sich die Lebewesen auf seinem Rücken, die nicht mehr an den Metallherren glauben, gegen die Gläubigen erheben wollen. Bender jedoch lenkt ein, dass sie besser dran wären, wenn sie ihre Probleme selbst lösen würden, da jedes Mal, wenn er sich einmische, alles nur noch schlimmer würde.
Nun scheint alles perfekt, jedoch nur scheinbar. Denn die Lebewesen auf seinem Rücken haben seine „atomaren Haare“ gefunden und es bricht ein Atomkrieg zwischen den beiden Dörfern aus, welcher schließlich alles Leben auslöscht. Bender verfällt in tiefe Trauer und ruft „Wer konnte ahnen, dass Gott-Spielen solche Konsequenzen haben würde“.
Bender stößt schließlich auf einen Planeten-Nebel. Als dieser auf die Frage, wer es denn gebaut hätte mit: „Ich war schon immer da“ antwortet, bemerkt Bender, dass er sich wohl mit Gott unterhält, genauer gesagt „dem Überrest einer computerisierten Weltraumsonde, die mit Gott kollidiert ist“. Sie unterhalten sich über das „Gott-Sein“. Der Nebel erzählt, dass ihn zwar viele anbeten, aber es soviele gibt, die ihn um etwas bitten; „mit der Zeit fängt man an, das zu ignorieren“. Bender erzählt von seinem Versagen und möchte wissen, ob es falsch war, was er getan hat, worauf der Nebel erläutert: „Falsch und Richtig sind nur Worte, was zählt ist, was du tust.“ Bender fühlt sich unverstanden, worauf der Nebel erklärend spricht: „Bender, Gott sein ist nicht einfach. Wenn man zuviel macht, werden die Leute von einem abhängig und wenn man nichts tut, verlieren sie die Hoffnung. Man muss vorsichtig vorgehen (…). Wenn man etwas richtig macht, wissen die Leute nicht, ob man überhaupt was getan hat.“
Im Orden übernehmen zur gleichen Zeit Fry und Leela die Kontrolle, gegen den Willen der Mönche, die schon 700 Jahre nach Gott suchen, und sperren sie in den Waschraum. Sie suchen drei Tage das Universum nach Bender ab, jedoch ohne Erfolg. Schließlich geben sie auf, aber der Bittruf von Fry „Aber trotzdem wünsche ich mir Bender zurück“ durch ein Mikrofon erreicht schließlich den Planetennebel und er schickt Bender zurück auf die Erde, der genau vor den Füssen von Fry und Leela landet. Als Fry und Bender sich ganz aufgeregt austauschen, was sie alles erlebt haben, kommt die Sprache auf die Mönche und Leela fällt auf, dass sie diese immer noch im Waschraum eingesperrt haben. Fry meint darauf: „Ach, müssen wir sie da raus lassen? Immerhin sind es schließlich Mönche, ihr Gott wird sie sicher da rausholen oder ihnen mehr (…) zu essen geben.“ Daraufhin springt gleich Bender ein: „Bestimmt nicht! Man kann sich nicht in jedem Fall auf Gott verlassen, das hat er mir höchstpersönlich gesagt. Jetzt kommt, wenn wir diese Mönche nicht retten dann tut’s niemand!“ und er stiefelt los. Das Schlusswort bildet der Spruch des Nebels: „Wenn man etwas richtig macht, wissen die Leute nicht, ob man überhaupt etwas getan hat.“
2.2 Problem des Verständnisses der Allmacht Gottes
2.2.1 Gesellschaftliche Veränderungen
Mit dem Lauf der Zeit wurde die Herrschaftsstellung Gottes, aber auch die Stellung des Menschen immer unsicherer. Vor allem als Darwin die fünf Gesetze der Natur formulierte – zunächst nur als Hypothese, die Folgezeit jedoch artikulierte daraus schnell einen weltanschaulichen Religionsersatz – wurde die letzte Domäne Gottes, die belebte Natur, säkularisiert. Es folgte das Zeitalter des Darwinismus, in der sich immer mehr die Aussage des Kampfes um das Dasein in den Vordergrund drängte (Altner 1997, S. 72-75). Wichtig war, dass Gott nun nicht mehr mit dem Geschehen in der Natur in Verbindung gebracht, aber auch die Sonderstellung des Menschen in Frage gestellt wurde (ebd., S. 73). Es folgte ein „Siegeszug einer Wissenschaft, die methodisch von Gott absieht und überwältigende Erfolge verbuchen kann, [sie] hat den allmächtigen Gott aus seiner angestammten Domäne der Deutung und Bewältigung alltäglicher Lebensvollzüge verdrängt“ (Dietrich/Link 2000, S. 15). Mit der Aufklärung am Ende des 19. Jahrhunderts begann das Aufbegehren der Autonomie, der Selbstständigkeit des Menschen. Kant spricht von dem Ausbruch aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Parallel dazu verlief auch der Prozess der „Emanzipation der Menschen von einem allmächtigen Gott in der Renaissancekultur, in den Naturwissenschaften, in der Rechtsordnung“ (Feldmeier, 1997, S. 14). Der Mensch wird immer mehr zum Zentrum seiner Welt. Friedrich Nietzsche schließlich formuliert den Übermenschen, der die Allmacht hat (vgl. ebd., S. 15) und es existiert der Fortschrittsglaube, der von der Wissenschaft und der Technik „eine ständig fortschreitende Machtvervollkommnung erwartet“ (vgl. ebd., S. 16). Auch durch das Problem des Allmachtsverständnisses im Hinblick auf das Leiden der Welt bringt den Menschen dazu, sich selbst Allmachtsprädikate zuzuschreiben, was jedoch zu einem „größenwahnsinnigen Selbstbild“ führt, die Gesellschaft überfordert und sie schließlich zerstören wird (vgl. ebd., S. 40). Dieses wird als der Gotteskomplex bezeichnet: „Der lange Zeit als großartige Selbstbefreiung gepriesene Schritt des mittelalterlichen Menschen in die Neuzeit war im Grunde eine neurotische Flucht aus narzisstischer Ohnmacht in die Illusion narzisstische Allmacht“ (Richter 1986, S. 29, zitiert in Feldmeier 1997, S. 41). Der Mensch wird mit dieser Macht nicht fertig. Es folgt eine „einseitige Leistungs- und Machtorientierung, Aggressionen gegenüber (vermeintlichen) Konkurrenten, Gegnern und auch der Umwelt“ (Bachmann 2002, S. 44-45).
Die neuzeitliche Vernunft will „das Heil der Welt in ihrem eigenen Fortschritt und dem durch diese Vernunft geleiteten Handeln“ finden (Schobert 1997, S. 59). Ebenso wird versucht, alles zu erforschen, logisch zu durchdenken: „Wir sind es – eine Folge unserer ‚empirischen’ Einstellung – gewohnt, Ereignisketten aus der Distanz auf Ursache und Wirkung zu befragen“ (Dietrich/Link 2000, S. 13).
Eine Beschäftigung mit dem Thema der Allmacht Gottes impliziert fast automatisch eine Beschäftigung mit der Frage des Leidens in der Welt, mit der klassischen Theodizee-Frage. Nach Schoberth ist diese auch „die einzige Frage, die wirklich Gewicht hat“ (1997, S. 43). Eine breite Bearbeitung des Themas in der Öffentlichkeit begann mit dem Zeitalter der Aufklärung, Vorläufer findet man jedoch schon bei hellenistischen Philosophen (vgl. ebd., S. 52-53). Es stellt sich die Frage, wie Gott allmächtig sein kann und gleichzeitig gut und gerecht. Jedoch würde eine dem Thema gerechte, umfassende Bearbeitung den Rahmen der Arbeit übersteigen und so wird sie nur am Rande angesprochen werden. Hier möchte ich kurz drei Erklärungsansätze aufzeigen, die mir begegnet sind: Zum einen gibt es die Forderung, dass Gott nicht nur auf das Gute beschränkt werden sollte, dass, wenn wir an seine Allmacht glauben, es auch ganz tun sollten, also auch die schrecklichen Ereignisse ihm zuordnen sollten (vgl. hierzu z.B. Dietrich/Link). Eine andere Sichtweise bezieht sich auf die Erbsündenlehre, formuliert von Augustin: Der Mensch wird belastet, dadurch, dass er die freie Entscheidung hat, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. So wird das Böse auf ihn selbst übertragen und Gott entlastet (vgl. hierzu z.B. Sölle). Eine dritte Sichtweise bezeichnet Gott als den ohnmächtigen Gott, der nicht anders kann. Gott wird hier nur als gut gesehen, das Böse kommt von anderen Mächten (vgl. hierzu z.B. Bonhoeffer, Jonas, Werbick).
Auch die Kirche und die Theologie haben zwei Einwände gegen die Allmacht Gottes im Hinblick auf die Freiheit und das Leiden der Menschen. Es gibt die Meinung, dass ein allmächtiger Gott gleich einem Tyrannen wäre und Tyrannen gestürzt werden müssen. Ebenso ist hier die Theodizeeproblematik zu nennen, dass angesichts des Leidens in der Welt. Gott scheinbar nicht gleichzeitig als gut und mächtig gedacht werden kann (vgl. Feldmeier 1997, S. 16). Deshalb gibt es einige Stimmen, das Allmachtsprädikat abzuschaffen und davon abzusehen. In jedem Fall gibt es den deutlichen Trend dazu, in christlichen wie auch in jüdischen Kreisen (vgl. Bachmann 2002, S. 84-85). Jedoch konstatiert Feldmeier auch, dass eine Entmächtigung Gottes, das Bild eines ohnmächtigen Gottes, zu einer „ersatzweisen Ermächtigung (und Überforderung) des Menschen“ (1997, S. 17) führt.
2.2.2 Vorgaben, Wünsche und Fragestellungen
Die Vorstellung vom allmächtigen Gott gehört seit alters her zum Grundbestand des christlichen Glaubens. Bezeichnend ist hier das Glaubensbekenntnis, das sich schon im ersten Satz dazu bekennt: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen…“. Auch ein zweites Mal kommt dieses Prädikat im Credo vor: „Ich glaube an Jesus Christus […]; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;…“ Die Allmacht wird im Credo als einziges Attribut Gottes genannt. Zahlreiche weitere altkirchliche Bekenntnisse sprechen von Gott als den ‚allmächtigen Vater’ (vgl. Bachmann 2002, S. 13-14).
Herrscher und Allmächtiger wird Gott vor allem genannt, um zu betonen, „dass auch die Gegenwart trotz aller gegensätzlichen Erfahrungen in Gottes Hand ist.“ Es ist „Ausdruck der Gewissheit, dass das letzte Wort über diese Schöpfung noch nicht gesprochen ist“ (Feldmeier 1997, S. 30-31). Die Spannung zwischen göttlicher Macht und ihrer noch nicht bestehenden Vollendung scheint Hoffnung freisetzen zu können (vgl. Bachmann 2002, S. 105). Jedoch gibt es einmal den Wunsch, ja die Sehnsucht nach diesem Gott, nach jemandem, der mein Leben lenkt, der es gut mit mir meint, der die Geschicke in der Hand hat. Zu leicht folgen sonst Überforderungen und Verzweiflungen an der Welt. Andererseits jedoch ist da der Wunsch nach Autonomie, Selbstbestimmung, der gegen einen allmächtigen Gott rebelliert. Einengung, Fremdbestimmung, keine Freiheit ist das Schlimmste, was sich der moderne Mensch vorstellen kann. Und genau diese Wünsche können nicht gegensätzlicher sein.
Nach U. Boos-Nünning gibt es „eine ‚neue’ Sozialform von Religiosität […]: ‚Die Hoffnung auf Gottes Hilfe, das Vertrauen auf Gott, das Sich-Geborgen-Fühlen in einer höheren Macht und der Glaube an einen persönlichen Gott, der direkten Einfluss auf das Leben der Menschen hat, bilden die Grundpfeiler dieses Glaubens… Bei diesem Verständnis von Religiosität hilft die Religion dem einzelnen zur Kompensation individueller Schwierigkeiten… der Glaube ist die individuelle Lebenshilfe, an die sich der Mensch in Verzweiflung wenden kann…’“(1972, S. 150ff, zitiert in Ritter 1997, S. 99-100). In Lebensumschwüngen und -zufällen fällt dann den Menschen oft der rettende und allmächtige Gott ein (Ritter 1997, S. 100). Eine heutige Sozialisation erfolgt vor allem mit dem „lieben ‚Sonntags-Gott’“ (Dietrich/Link 2000, S. 10), dem „weichen Gott“, der liebevoll, fürsorglich und zu jeder Zeit dienstbereit ist (vgl. Bachmann 2002, S. 32). Jedoch gibt es auch genau die gegenteilige Möglichkeit, die – ausgelöst auch vor allem durch das Allmachtsprädikat – in der Sozialisation einen einengenden, unterwerfenden Gott vermittelt (vgl. ebd., S. 43). Schoßwald fragt: „Ist ein Allmächtiger nicht vielmehr ein Wunschbild, gemalt in den Himmel über den Erfahrungen ausbleibender Allmacht?“ (S. 52, zitiert in Ritter 1997, S. 104). Der neuzeitliche Mensch nimmt für sich einen Anspruch auf „Leidensfreiheit und Glück“ (Härle 2000, S.139, zitiert in Bachmann 2002, S. 53), während zum Beispiel die asiatische Religiosität „von dem mit dem Weltzusammenhang gegebenen Leid ausgeht und einen Umgang damit ermöglichen will“ (Bachmann 2002, S. 53). Bei uns gibt es die Erwartung an Gott, dass er jedes Leiden so schnell wie möglich aufheben muss (vgl. ebd., S. 56).
[...]
[1] Zitate direkt der Folge entnommen
- Arbeit zitieren
- Birte Garbers (Autor:in), 2006, "Der göttliche Bender" oder: Das Verständnis von der Allmacht Gottes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92713
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