Der Einsatz von Kindersoldaten in Konflikten unserer Zeit rückt seit einigen Jahren mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie spielen in zahlreichen Konflikten in Afrika und anderen Teilen der Welt eine entscheidende Rolle nicht nur als Opfer von Gewaltakten, sondern auch als Akteure des Krieges.
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, weshalb Kinder rekrutiert werden und welche Rolle sie in bewaffneten Konflikten spielen. Eingebettet wird dies in die von Kaldor und Münkler angestoßene politikwissenschaftliche Debatte um Neue Kriege. Sie vertreten die These, Konflikte hätten sich grundlegend gewandelt und heutige Kriege seien gekennzeichnet durch Ökonomisierung, Entstaatlichung und Asymmetrisierung. Ein Großteil der heutigen afrikanischen Kriege erfüllt genau diese Attribute.
Die Bedeutung des Einsatzes von Kindersoldaten wird Vertretern der These der Neuen Kriege meines Erachtens jedoch unterschätzt. Gerade Kindersoldaten sind essenziell für diese neue entstaatlichte Kriegsführung, die sich im Besonderen gegen die Zivilbevölkerungen richtet. In dieser Arbeit soll die These überprüft werden, dass diese Kriege ohne den Einsatz von Kindern überhaupt nicht durchführbar seien. Kindersoldaten sind billig, leicht rekrutierbar und einsetzbar, leichter zu indoktrinieren und sind offensichtlich zu größeren Grausamkeiten fähig – genau dies sind die Gründe, weshalb diese Art der Kriegsführung nur mit und durch Kinder möglich ist.
Diese These soll anhand einer Fallstudie überprüft werden. Hierzu wurde der seit 1986 andauernde Bürgerkrieg in Norduganda gewählt, ein aktueller Konflikt, der die Attribute der Neuen Kriege aufweist. Die Lord’s Resistance Army (LRA) kämpft im Norden des Landes für einen unabhängigen Gottesstaat, als Hauptgegner stellt sich ihr die Ugandische Armee entgegen. Kindersoldaten werden in der Regierungsarmee zwar offiziell nicht rekrutiert, die Bataillone der LRA jedoch werden zu entscheidenden Teilen aus Minderjährigen gebildet, weshalb dieser Konflikt prädestiniert scheint für die Erforschung der Rolle von Kindersoldaten. Etwa 50% der LRA-„Kämpfer“ sind unter 16 Jahren.
Anhand dieses Konfliktes lässt sich induktiv bestätigen, dass diese Art der Kriegsführung nur mit dem Einsatz von Kindersoldaten möglich ist. Der ugandische Bürgerkrieg wäre ohne die Rekrutierung von Kindern (eben auch als Element der Kriegsführung gegen die Zivilbevölkerung) und deren Einsatz nicht durchführbar.
Gliederung
A. Einleitung
1. Vorgehensweise und Gliederung der Arbeit
B. Neue Kriege
1. Darstellung der Theorie Münklers: Ökonomisier ung, Asymmetrisierung, Entstaatlichung/Privatisierung
1.1 Ökonomisierung
1.2 Asymmetrisierung
1.3 Entstaatlichung/Privatisierung
2. Die Kritik an der Theorie Münklers: Eine kurze Darstellung der politikwissenschaftlichen Debatte
3. Die Rolle von Kindersoldaten in der Theorie der Neuen Kriege
C. Neue Krieger – Kindersoldaten
1. Definitionen, Zahlen und Fakten
1.1 Waffentechnische Entwicklungen als eine zentrale Voraussetzung für den Einsatz von Kindersoldaten
2. Rekrutierung: Zwangsrekrutierung vs. „freiwillig“
3. Rolle in Konflikten (Gender-Betrachtung)
4. Wer sind die Kindersoldaten?
5. Demobilisierung/Resozialisierung
D. Fallstudie Norduganda
1. Der Konflikt in Norduganda als Fallbeispiel
1.1 Ist Ugandas Bürgerkrieg ein Neuer Krieg?
2. Eine kurze Einführung in die Geschichte Ugandas und die aktuelle politische Situation
3. Die Geschichte und Ursprünge des Konflikts und aktuelle Entwicklungen
3.1 Aktuelle Situation und neuere Entwicklungen des Bürgerkriegs im Norden Ugandas
3.2 Geschichte Ugandas und Hintergründe und Ursprünge des Konflikts
4. Darstellung der Konfliktparteien und „Ideologie“ der LRA
5. Vorgehensweise der Fallstudie
5.1 Rekrutierung
5.2 Rolle im Konflikt/Wer sind die Kindersoldaten?
5.3 (Individuelle) Post-Konflikt Phase
5.4 Empirische Basis
6. Ergebnisse
6.1 World Vision International
6.2 GUSCO I
6.3 GUSCO II
6.4 GUSCO III
6.5 CPA
6.6 Caritas
6.7 Abductee
6.8 War Child Holland
7. Auswertung der Fallstudie
E. Fazit
Abkürzungsverzeichnis
Literatur
A. Einleitung
Der Einsatz von Kindersoldaten[1] in Konflikten unserer Zeit rückt seit einigen Jahren mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie spielen in immer zahlreicheren Konflikten in Afrika, aber auch in anderen Teilen der Welt, eine entscheidende Rolle nicht nur als Opfer von Gewaltakten, sondern auch als Akteure des Krieges.
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, weshalb Kinder rekrutiert werden und welche Rolle sie in den bewaffneten Konflikten spielen. Eingebettet wird dies in die von Mary Kaldor[2] und Herfried Münkler[3] angestoßene politikwissenschaftliche Diskussion um Neue Kriege. Münkler vertritt die These, Konflikte hätten sich grundlegend gewandelt und heutige Kriege seien gekennzeichnet durch Ökonomisierung, Entstaatlichung und Asymmetrisierung. Dass ein Großteil der heutigen afrikanischen Kriege genau diese Attribute erfüllt, lässt den Schluss zu, dass Münkler in seinen Beobachtungen richtig liegt. Es muss jedoch die Frage gestellt werden, inwieweit diese Kriege wirklich „neu“ sind beziehungsweise inwieweit dies konflikttheoretisch relevant ist.
Nach Münkler sind Kindersoldaten ein Phänomen, das im Zuge dieser neuen Art der Kriegsführung aufgetaucht ist, jedoch keine besonders entscheidende Rolle spielt. Die Bedeutung des Einsatzes von Kindersoldaten wird von Theoretikern und Unterstützern der These der Neuen Kriege meines Erachtens jedoch unterschätzt. Gerade Kindersoldaten sind essenziell für diese neue entstaatlichte Kriegsführung, die sich im Besonderen gegen die Zivilbevölkerungen richten („Über 84% derjenigen, die seit Beginn der letzten Dekade in bewaffneten Konflikten getötet wurden, waren Zivilisten.“[4]). In der folgenden Arbeit soll die These überprüft werden, dass diese Kriege ohne den Einsatz von Kindern überhaupt nicht durchführbar seien. Kindersoldaten sind billig, leicht rekrutierbar und einsetzbar, leichter zu indoktrinieren und sind offensichtlich zu größeren Grausamkeiten fähig – genau dies sind die Gründe, weshalb diese neue Art der Kriegsführung nur mit und durch Kinder möglich ist.
Diese These soll anhand einer Fallstudie[5] überprüft werden. Hierzu wurde der seit 1986 andauernde Bürgerkrieg in Norduganda gewählt, ein aktueller Konflikt, der die Attribute aufweist, die Münkler et al. den sogenannten Neuen Kriegen zuweisen, und gleichzeitig ein von der Weltöffentlichkeit fast gänzlich ignorierter Krieg ist. Die Lord’s Resistance Army (LRA) kämpft im Norden des Landes für einen unabhängigen christlichen Gottesstaat, als Hauptgegner stellt sich dieser Organisation die Ugandische Armee entgegen. Kindersoldaten werden in der Regierungsarmee zwar offiziell nicht rekrutiert bzw. eingesetzt, die Bataillone der LRA jedoch werden zu entscheidenden Teilen aus Minderjährigen gebildet, weshalb dieser Konflikt prädestiniert scheint für die Erforschung der Rolle von Kindersoldaten. Schätzungsweise sind 50% der LRA-„Kämpfer“ unter 16 Jahren.
Anhand dieses Konfliktes lässt sich die These induktiv bestätigen, dass diese Art der Kriegsführung nur mit und durch den Einsatz von Kindersoldaten möglich ist. Der ugandische Bürgerkrieg wäre ohne die Rekrutierung von Kindern (eben auch als Element der Kriegsführung gegen die Zivilbevölkerung) und deren Einsatz nicht durchführbar. Die Gegner der LRA, die ugandischen Regierungstruppen unter Präsident Yoweri Museveni, kämpfen somit nicht nur gegen die separatistischen Bestrebungen im Nordosten, sondern auch gegen die Terrorisierung der dort ansässigen Bevölkerung und die damit verbundenen Verbrechen gegen Minderjährige. Besonders interessant ist dies vor dem Hintergrund, dass Museveni in seinem „Befreiungskampf“ gegen die Diktatur Milton Obotes als der „Erfinder“ von „Kindersoldaten“ galt und sich nun im Bemühen um Akzeptanz seines Regimes gegen seine frühere Praxis wendet und diese bewusst bekämpft, um mehr Glaubwürdigkeit zu erlangen – ganz unabhängig von Ugandas Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention und ILO-Konvention 182, die sich gegen die „schlimmsten Formen der Kinderarbeit“ richtet.
Die vorliegende Arbeit stellt somit einen Versuch dar, die Problematik der Kindersoldaten am Beispiel des Bürgerkriegs in Norduganda mit der Diskussion um Neue Kriege zu verbinden. Durch die ausgesprochen spärliche Literaturdichte des Phänomens der Kindersoldaten (hauptsächlich Publikationen verschiedener Menschenrechts- und Hilfsorganisationen, die in erster Linie einen informierenden und keinen wissenschaftlichen Anspruch haben) beruht diese Arbeit im besonderen auf eigenen Untersuchungen und kann somit – nicht zuletzt durch die Verbindung zur politikwissenschaftlichen Diskussion über Neue Kriege – in hohem Maße als „explorativ“ bezeichnet werden. Gerade die Zusammenführung des theoretischen Rahmens Kaldors und Münklers (und ihrer Gegner) und der fast gänzlich unbeachteten Problematik des Einsatzes von Kindersoldaten stellt etwas vollkommen Neues dar und kann sicherlich nicht abschließend geklärt werden. Dementsprechend ist diese Arbeit im Idealfall eine Erweiterung der Diskussion um Neue Kriege: Sie behauptet, dass Kindersoldaten das eigentlich Neue und Erschreckende an der sich gewandelten Art der Kriegsführung darstellen und die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflikten eine der entscheidenden Voraussetzungen für diese „neue“ Art der Kriegsführung sind. Besonders ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass sowohl durch die Rekrutierung (ob durch Zwang oder „freiwillig“) als auch durch die kaum mehr mögliche Resozialisierung demobilisierter Minderjähriger insbesondere das Element der Kriegsführung gegen die Zivilgesellschaft deutlich wird. Minderjährige sind nicht nur als Beteiligte und Opfer von bewaffneten Konflikten erschreckend (und so werden sie hauptsächlich von der Öffentlichkeit durch Dokumentationen über die „Kleinen Killer“ wahrgenommen), sondern gerade auch, weil durch sie Gesellschaften langfristig zerstört werden.
1. Vorgehensweise und Gliederung der Arbeit
In der vorliegenden Arbeit wird zu Beginn die Theorie der Neuen Kriege erläutert und auf deren verschiedene Dimensionen Ökonomisierung, Asymmetrisierung und Entstaatlichung (bzw. Privatisierung) eingegangen. Darauf folgt ein kleiner Überblick über die anschließende politikwissenschaftliche Debatte, einzelne Kritikpunkte an den Neuen Kriegen werden angerissen und der aktuelle Stand der Forschung wird dargestellt.
Es folgt das Kapitel über Kindersoldaten, in dem aufgezeigt wird, welche Rolle sie in dieser Theorie spielen. Gegliedert in die Abschnitte „Rekrutierung“, „Rolle in Konflikten“, „Wer sind die Kindersoldaten?“ und „Demobilisierung/Resozialisierung“ wird dann die Problematik des Einsatzes von Kindersoldaten erarbeitet. Diese Gliederung wird auch in der anschließenden Fallstudie beigehalten.
Im Anschluss daran wird die Problematik der Kindersoldaten in der Region der Großen Seen dargestellt und die Spezifitäten dieser afrikanischen Konfliktregion erläutert, insbesondere der Bürgerkrieg im Norden Ugandas. Es wird erklärt, warum Uganda als Fallbeispiel für die induktive Überprüfung meiner These gewählt wurde, und kurz die Geschichte dieses Landes (und natürlich im Besonderen die des Konfliktes) umrissen und die aktuelle politische Situation dargestellt, die Folie, auf der gearbeitet wurde.[6]
Die nun folgende Fallstudie ist erneut in die Teilbereiche „Rekrutierung“, „Rolle in Konflikten“, „Wer sind die Kindersoldaten?“, „Demobilisierung/ Resozialisierung“ untergliedert. Die Erläuterung der Vorgehensweise und die Präsentation der Ergebnisse folgen. Durch Induktion wird die Brücke zur These und dem Beginn der Arbeit geschlagen und gezeigt, inwieweit Kindersoldaten ein entscheidendes Element, wenn nicht sogar eine der Voraussetzungen für die Führung so genannter Neuer Kriege sind.
B. Neue Kriege
1. Darstellung der Theorie Münklers: Ökonomisierung, Asymmetrisierung, Entstaatlichung/Privatisierung
Seit Ende des Kalten Krieges werden innerstaatliche Konflikte vor allem als so genannte Neue Kriege diskutiert. Nach Herfried Münkler[7] zeichnen sich diese „durch die Entstaatlichung und Privatisierung kriegerischer Gewalt aus, die häufig mit einer Kriminalisierung und Kommerzialisierung einhergeht.“[8]
Die zentrale Frage, die sich das Theorem der Neuen Kriege stellt, lautet:
„Hat sich das Modell, nach dem Kriege geführt werden, geändert oder nicht? Kann das Modell der – zugegebenermaßen – europäischen Kriege, die auf einer prinzipiellen Symmetrie zwischen den Akteuren beruhten und diese Symmetrie für die ethische wie rechtliche Regulierung des Krieges nutzten, noch plausibel zur Beschreibung und Analyse der gegenwärtigen Kriege angewandt werden oder nicht?“[9]
Nach Mary Kaldor[10] sind als zentrale Elemente der Neuen Kriege die Privatisierung des Krieges, die Asymmetrisierung der Kriegsgewalt und die Entmilitarisierung des Krieges zu kennzeichnen – Entmilitarisierung entspricht größtenteils der Ökonomisierung nach Münkler.
In diesem Kapitel wird jedes der drei zentralen Attribute Ökonomisierung, Asymmetrisierung und Entstaatlichung bzw. Privatisierung der Neuen Kriege erläutert und separat dargestellt. Als Definition der Neuen Kriege benutze ich Herfried Münklers Zusammenfassung:
„[…] Diese Kriege [an den Rändern der Wohlstandszonen] werden mit billigen, tendenziell von jedermann und jederfrau zu bedienenden Waffen geführt: automatischen Gewehren, Landminen, leichten Raketenwerfern und schließlich Pick-ups als Transport- und schnelles Gefechtsfahrzeug in einem. Auch das Personal, mit dem diese Kriege geführt werden, besteht in der Regel nicht aus professionalisierten Soldaten, sondern aus eilends rekrutierten Kriegern, verschiedentlich gar Kindern, für die der Krieg zu einer Art Lebensunterhalt und Form des Prestigegewinns geworden ist. Diese Kriege sind für die, die sie führen, relativ billig, und dadurch hat sich der Kreis der kriegsführungsfähigen Parteien dramatisch vergrößert. […] Die Schwelle der Kriegsführungsfähigkeit ist dadurch in einer Weise abgesenkt worden, dass sie von zahllosen Gruppierungen überschritten werden kann.“[11]
Nach Clausewitz passt sich das „Chamäleon Krieg“ an seine Umweltbedingungen an – eine Veränderung wie beispielsweise Entstaatlichung kann somit ebenfalls als Anpassung des Krieges gesehen werden. „Um mit Clausewitz zu sprechen: Die Grammatik des Krieges hat sich fundamental geändert[12], er wird also nach anderen Regeln generiert als früher.“[13]
Folgenreich an dieser Wandlung der Kriegsführung ist, dass sich „die klassische Trennlinie zwischen Staaten- und Bürgerkrieg, zwischenstaatlichen Kriegen und mit Gewalt ausgetragenen innergesellschaftlichen Konflikten, aufgelöst hat und beide Kriegstypen zunehmend diffundieren.“[14]
Es zeigt sich somit, dass der Krieg selbst keineswegs verschwunden ist, sondern nur seine Gestalt gewechselt hat (was ja nach Clausewitz durchaus charakteristisch für das „Chamäleon Krieg“[15] ist). Statt Staatenkriegen treten immer mehr transnationale Kriege auf – Konflikte, „in denen supra- wie substaatliche Akteure die entscheidende Rolle spielen, von regionalen Warlords bis zu globalen Netzwerken, die Geldtransfers organisieren, um einen Konflikt am Köcheln zu halten“[16]. An der Fortdauer dieser Kriege profitieren die Akteure teilweise erheblich. Schon allein „daran, dass diese Kriege zehn, zwanzig Jahre dauern[17], kann man sehen, wer in ihnen das Sagen hat.“[18]
Die Länge dieser Kriege korreliert negativ mit ihrer Intensität. An die Stelle von entscheidenden Schlachten sind bewaffnete Auseinandersetzungen getreten, die über viele Jahre oder gar Jahrzehnte vor sich hin schwelen. Die Kriegsforschung spricht hierbei von low intensity conflicts:
„Nicht nur, dass Kriege kaum mehr erklärt werden und Friedensschlüsse selten geworden sind (an ihre Stelle sind Friedens prozesse getreten), sondern die Kriege haben Intensität gegen Dauer vertauscht, weswegen verschiedentlich auch von low intensity conflicts[19] gesprochen wird.“[20]
Das (zumindest in Europa) sorgfältig voneinander Getrennte, nämlich Staaten- und Bürgerkrieg, diffundierten zunehmend, beziehungsweise diese Trennlinie brach zu einem großen Teil vollends zusammen. Die oben beschriebene Folge dessen war „eine Verminderung der Intensität und eine Verlängerung ihrer Dauer.“[21]
Ein weiterer Punkt von zentraler Bedeutung besteht darin, dass diese Kriege vor allem an den Rändern der Wohlstandszonen beziehungsweise in der Dritten Welt stattfinden, was zu einem entscheidenden Teil in der Natur innerstaatlicher Konflikte liegt. Innerstaatliche Kriege und Konflikte finden eben vor allem dort statt, „wo Armut grassiert und der Staat schwach, umstritten oder beides ist, d.h. im Kontext gesellschaftlicher und/oder institutioneller Umwälzungen.“[22]
Im folgenden Teil der Arbeit wird nun auf die zentralen Elemente Ökonomisierung, Asymmetrisierung und Entstaatlichung/Privatisierung der Neuen Kriege eingegangen. Diese Punkte sind nicht sauber und klar voneinander zu trennen, sondern interdependent und bedingen sich zum Teil gegenseitig. Trotzdem wird es als sinnvoll erachtet, diese drei Elemente der Neuen Kriege in eigene Unterkapitel zu gliedern.
1.1 Ökonomisierung
Unter dem Aspekt der Ökonomisierung der Neuen Kriege ist auf die Akteure einzugehen und damit zusammenhängend auf das Entstehen von Kriegsökonomien.
Durch diese Ökonomisierung treten nicht-staatliche Akteure wie „Warlords, Paramilitärs oder sonstige irreguläre bewaffnete Gruppen auf, die ein sich selbst erhaltendes Regime von Kriegsökonomien antreiben, das auf der Kontrolle der Ausbeutung von Bodenschätzen, Raub oder Schmuggel beruht, während Staatlichkeit im Sinne der Aufrechterhaltung eines Gewaltmonopols in diesen Regionen zunehmend unterminiert wird.“[23]
Es bleibt jedoch die Frage bestehen, inwieweit Ökonomisierung und Gewalt zusammenhängen. Es ist unklar, ob es „sich bei den ökonomischen Interessen von Gewaltakteuren um die primären Ursachen der Kriege oder eher um sekundäre Begleiterscheinungen und Folgen kriegerischer Gewalt“[24] handelt. Zum einen leuchtet es ein, dass Kriege nur dann geführt werden können, wenn die Akteure in der Lage sind, diese zu finanzieren. Es gibt somit ökonomische Voraussetzungen, die geschaffen werden müssen, um Kriege zu führen – auch wenn die Schwelle der Kriegsführungsfähigkeit[25] in den Neuen Kriegen deutlich gesenkt wurde:
„Kriegerische Gewalt, ganz gleich mit welcher Motivation, kann sich nur dann entfalten, wenn die Akteure die ökonomischen Voraussetzungen verlässlich schaffen können. Eine Kriegspartei kann nur dann erfolgreich sein, wenn ihre militärischen Handlungen mit den wirtschaftlichen Reproduktions-erfordernissen der Akteure vereinbar sind.“[26]
Ökonomisierung des Krieges weist auf einen Transformationsvorgang hin, bei dem die Anwendung von Gewalt „zunehmend dem Erwerb, der Sicherung, Produktion, Mobilisierung und Verteilung von ökonomischen Ressourcen und damit den partikularen Interessen der Kriegsunternehmer dient.“[27] Das bedeutet zum einen, dass die Gewalt selbst beziehungsweise deren Anwendung einen Bedeutungswandel nach sich zieht, und andererseits, dass die Finanzierungspraktiken sich ändern – vor allem dadurch, dass zunehmend ökonomisch motivierte Interessengruppen (beispielsweise multinationale Unternehmen, private Militär- und Sicherheitsfirmen) eine wichtigere Rolle spielen. Dies wiederum hat einen Form- und Bedeutungswandel von Kriegsökonomien zur Folge, da sich diese „Kriegswirtschaften“ von „zentralisierten, territorial begrenzten Gewaltökonomien hin zu offenen, transnational vernetzten Kriegswirtschaftssystemen[28]“[29] entwickeln.
Zum einen scheint es also für die Akteure der Neuen Kriege unumgänglich zu sein, Ressourcen zu beschaffen, um diese Kriege führen zu können. Dieser Fakt an sich wäre noch nichts Neues oder besonders Auffälliges (im Vergleich zu den großen Staatenkriegen des 19. und 20. Jahrhunderts), bei der Entwicklung von Kriegsökonomien ist jedoch gleichzeitig von entscheidender Bedeutung, dass die beteiligten Akteure nicht einfach wieder auf eine „Friedenswirtschaft“ umschwenken können, sondern den Krieg brauchen, um „im Geschäft“ zu bleiben. Und genau hierin liegt die Problematik der über Jahre oder Jahrzehnte andauernden Konflikte. So lange die Kriegsteilnehmer den Krieg ökonomisch brauchen, wird es nahezu unmöglich sein, diese Konflikte zu beenden. Für diese „Kriegsunternehmer“ lohnt sich das Kriegführen eben deshalb, da sie „die Gewinne privatisieren und die Verluste sozialisieren können […].“[30]
Hieraus folgt wiederum, dass diese Kriege nicht aus wirtschaftlicher Erschöpfung der Kriegsteilnehmer zu Ende gehen, sondern sie über einen langen Zeitraum vor sich hin schwelen. Hierzu Herfried Münkler:
„Die Folge dessen ist, dass diese Kriege nicht aufgrund wirtschaftlicher Erschöpfung zu Ende gehen bzw. die an ihnen Beteiligten mit wachsender Erschöpfung friedensbereit werden, sondern der auf kleiner Flamme geführte Krieg (low intensity war) selbst das ökonomische Schwungrad darstellt. Die Beteiligten brauchen den Krieg, um im Geschäft zu bleiben, und das ist auch der Grund, warum diese Kriege so lange dauern und es nahezu unmöglich ist, sie durch einen Friedensschluss zu beenden.“[31]
Und wo solche Bürgerkriegsökonomien entstehen, ist Gewalt ein rational eingesetztes Mittel innerhalb dieser „Ökonomie“. Am Rande der industriellen Märkte der Wohlstandszonen kann „zweckrational eingesetzte Gewalt als effizientes Mittel marktwirtschaftlichen Erwerbsstrebens“[32] wahrgenommen werden. Gewaltmärkte lassen sich also kaum mehr in Friedensökonomien (re-)transformieren. Sie können somit als Bürgerkriege, Kriegsherrensysteme oder Räubertum bezeichnete Konflikte definiert werden, bei denen „unter der Oberfläche weltanschaulicher und machtpolitischer Ziele oder vorgeblich traditionell bestimmter Kampfverpflichtungen das ökonomische Motiv des materiellen Profits dominiert“[33]. Solche Gewaltmärkte entstehen vor allem in so genannten gewaltoffenen Räumen, was bedeutet, dass das staatliche Gewaltmonopol nicht mehr durchgesetzt werden kann.
Die Beschäftigung mit der Ökonomisierung als Element der Neuen Kriege leitet demzufolge zur politikwissenschaftlichen Diskussion um „gescheiterte Staaten“ beziehungsweise failed states über, worauf in dieser Arbeit aber nicht weiter eingegangen werden kann. Es sei an dieser Stelle nur angemerkt, dass genau hier die Forschung anzusetzen hätte, um die Frage des Zusammenhangs von Gewaltmärkten und fehlendem Gewaltmonopol zu erörtern. Folgen aus gewaltoffenen Räumen Kriegsökonomien oder ist es gerade umgekehrt, dass lange Bürgerkriege Gewaltmärkte nach sich ziehen, die das staatliche Gewaltmonopol unterminieren? („Am Ende des zerfallenden staatlichen Gewaltmonopols stehen ‚Gewaltmärkte’ […].“[34])
Es soll in dieser Arbeit jedoch kurz darauf eingegangen werden, dass es beim Zusammentreffen von gewaltoffenen Räumen und Marktwirtschaft zu einer positiven Rückkoppelung kommen kann: „Die marktökonomischen Interessen vergrößern die gewaltoffenen Räume, und in gewaltoffenen Räumen werden Marktinteressen in wachsendem Maßstab realisiert. Es entsteht das sich selbst stabilisierende System des Gewaltmarktes […].“[35] Diese sich selbst erhaltenden Gewaltmärkte stabilisieren sich zusehends und werden zu „produktiven“ Systemen der Gewaltnutzung und Gewalterzeugung. Legitimiert wird diese Nutzung der Gewalt zweifellos durch eine „Nebelwand politischer Legitimation […] und daher [werden] gerne kulturalistische Interpretationen“[36] aufgenommen und widergespiegelt. Gleichzeitig hat das Entstehen der Gewaltmärkte zur Folge, dass eine „Friedensökonomie“ nicht mehr möglich ist. Die Erwerbschancen in alternativen Wirtschaftszweigen schwinden und meist wird es ökonomisch sinnvoll (also zweckrational) und „oft sogar die einzige Überlebensoption zu Söldnern und/oder Marodeuren zu konvertieren“[37].
Aus dieser positiven Rückkoppelung von Marktwirtschaft und gewaltoffenen Räumen entstehen eben solche Gewaltmärkte, die nach Trotha wie folgt definiert werden können:
„Gewaltmärkte sind hochprofitable und für mehrere Jahrzehnte stabile Sozialsysteme, welche nur durch Monopolisierung der Gewalt, durch Erschöpfung der inneren Ressourcen oder durch das Ende des Zustroms der äußeren Ressourcen zusammenfallen. Aus der Sicht der leitenden Akteure kann Gewalt so mit höchstem Gewinn zweckrational zur Profitmaximierung eingesetzt werden, dass sie neben anderen ökonomischen Mitteln im Vergleich bestehen kann.“[38]
Auch wenn, wie oben festgestellt, alternative Erwerbschancen in einer „Friedensökonomie“ schwinden, bedeutet dies dennoch nicht, dass solche Gewaltmärkte von einer Friedenswirtschaft abgekoppelt sind. Im Gegenteil, gerade die Kriegsökonomie Neuer Kriege ist „über die Schattenkanäle der Globalisierung an die prosperierende Friedensökonomie der Wohlstandszonen angeschlossen, von wo ihr permanent neue Ressourcen zufließen.“[39] Als weiteres wichtiges Kriterium der Ökonomisierung der Neuen Kriege ist daher die Vernetzung mit dem friedlichen Rest der Welt zu nennen – und eben besonders auch die wirtschaftlichen Interessen, die vor allem die westliche Welt in Bürgerkriegsregionen hat. Zu entscheidenden Kriegsressourcen werden somit illegale Güter, die auf dem globalen Markt nachgefragt werden und diesen über Kanäle einer „Schattenglobalisierung“ erreichen („In der Regel handelt es sich um illegal zertifizierte Güter wie auch um Menschen, mit denen diese Kriege finanziert werden: Rauschgift, Gold, Diamanten oder Edelhölzer. Auch der Handel mit Frauen für die Bordelle der reichen Länder gehört inzwischen dazu.“[40]).
1.2 Asymmetrisierung
Die Asymmetrisierung der Kriegsführung ist insbesondere auf Akteursebene relevant. Die beteiligten bewaffneten Gruppen sind asymmetrisch, was bedeutet, dass sich beispielsweise eine Regierungsarmee und eine oder mehrere kleinere bewaffnete Organisationen gegenüber stehen, die von Warlords geführt werden.
Mit der Asymmetrisierung der beteiligten Konfliktparteien geht eine Deregulierung der Kriegsführung einher. Die Errungenschaften des Kriegsvölkerrechts sind nicht mehr von Bedeutung. Als dessen wichtigster Punkt ist die Unterscheidung zwischen Soldat und Zivilist zu nennen, die in den Neuen Kriegen nicht mehr getroffen wird – dies erklärt, warum der Großteil der Opfer Zivilisten sind und diese Kriege eben auch genau gegen die Zivilbevölkerung geführt werden. Es ist somit die „wichtigste Errungenschaft des Kriegsvölkerrechts, die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten, […] damit hinfällig geworden“[41].
Die „Gesellschaft“ ist dadurch nicht nur Schauplatz des Krieges geworden, sondern auch dessen Ziel. Gerade Rebellenorganisationen im subsaharischen Afrika haben nicht die Schlagkraft, ihren Kampf beispielsweise gegen eine Regierungsarmee zu führen, sondern bedienen sich des Mittels der Demonstration von Macht und Schlagkraft gegenüber der Zivilgesellschaft – Massaker, Massenvergewaltigungen, Verstümmelungen sind so die sichtbare Folge dieses Mittels der Kriegsführung. Die viel betonte „Barbarisierung“ der Kriegsführung in den Neuen Kriegen ist somit eine direkte Folge aus der Asymmetrisierung und der damit einhergehenden Deregulierung der Kriegsführung.
Die „binäre Codierung“ des Kriegsvölkerrechts wurde für den Staatenkrieg entwickelt und lässt sich offenbar nicht auf heutige Bürgerkriege übertragen – vor allem, wenn diese in gewaltoffenen Räumen stattfinden und aus ökonomischen Gründen geführt werden (siehe oben). Es wurde also für den Staatenkrieg ein Kriegsrecht entwickelt, das „rechtlich zulässige Gewaltanwendung von kriminellen Gewaltakten unterschied und schließlich sehr präzise Trennlinien zwischen Kombattanten und Nonkombattanten“[42] festlegen konnte. Aus der Aufhebung dieser Trennung folgt, dass sämtliche Regulierungen in den Neuen Kriegen obsolet wurden beziehungsweise nicht mehr beachtet werden:
„Die neuen Kriege sind also vor allem dadurch gekennzeichnet, dass in ihnen sämtliche Begrenzungs- und Regulationsmechanismen fehlen, die im Rahmen der klassischen Staatenkriege entwickelt worden sind – von der Begrenzung der Kriegsdauer durch das Versiegen der Ressourcen, die zur Weiterführung des Krieges vonnöten sind, bis zu den ethischen und rechtlichen Selbstbindungen, die von der Idee der Ritterlichkeit bis zur Haager Landkriegsordnung und den Genfer Konventionen reichen.“[43]
Diese Deregulierung hat die oben erwähnte Brutalisierung zur Folge. An den Opferzahlen lässt sich diese Tendenz ablesen (über 80% der Kriegsopfer der aktuellen Konflikte sind Zivilisten), aber dieser Beweis von Macht, die durch die Asymmetrisierung der Kriegsführung nur an der Zivilgesellschaft demonstriert werden kann, hat neben den Todesopfern noch weit mehr Praktiken der „Kriegsführung“ zur Folge, die ganze Gesellschaften zerstören.[44] Zum einen ist die Praxis der Vergewaltigung zu einem „systematischen Mittel der Kriegsführung geworden […]“[45] und zum anderen kommt es mehr und mehr zu Massakern und Verstümmelungen wehrloser Opfer:
„Immer wieder wird darüber hinaus von Verstümmelungen getöteter oder verwundeter Gegner und in Verbindung damit von der Trophäisierung abgetrennter Körperteile berichtet. Vor allem aber sind Massenvergewaltigungen zu einem permanenten Begleiter dieser Formen der Gewaltanwendung geworden […].“[46]
1.3 Entstaatlichung/Privatisierung
Die beiden Elemente Entstaatlichung und Privatisierung fasse ich unter einem Unterpunkt zusammen, da sie im Theorem der Neuen Kriege das gleiche Outcome haben.
Bei diesem Aspekt der Entstaatlichung/Privatisierung ist die Interdependenz mit den oben behandelten Elementen der Ökonomisierung und der Asymmetrisierung Neuer Kriege sehr deutlich erkennbar. Zum einen sind die Akteure „privatisiert“ worden, das heißt Warlords, private Armeen und Söldner führen Krieg, und zum anderen agieren gleichzeitig auch staatliche Akteure immer „entstaatlichter“, was bedeutet, dass sich selbst Regierungsarmeen wie Marodeure verhalten und letztlich kaum mehr von Rebellen (oder eben Kriminellen!) zu unterscheiden sind. Dies liegt genau an der Entstehung von gewaltoffenen Räumen beziehungsweise von Gewaltmärkten und Kriegsökonomien. Da dieser Zusammenhang oben unter „Ökonomisierung“ bereits dargelegt wurde, soll hier lediglich erneut auf die Interdependenz der Elemente Neuer Kriege hingewiesen werden und exemplarisch nur der Aspekt der Schwelle der Kriegsführungsfähigkeit behandelt werden.
Die großen Kriege der vergangenen Jahrhunderte waren auch deshalb Staatenkriege, weil nur noch Nationalstaaten die enormen Kosten einer bewaffneten Auseinandersetzung tragen konnten. Durch die Entwicklung „leichte[r] und vor allem billige[r] Kampfmittel“[47] konnten die Kosten der Kriegsführungsfähigkeit deutlich gesenkt werden:
„In den neuen Kriegen an der Peripherie der Wohlstandszonen sind wir nämlich seit einiger Zeit mit einer dramatischen „Verbilligung“ des Kriegsgeschehens konfrontiert, in deren Gefolge Akteure kriegsführungsfähig geworden sind, an die man zuvor nicht im Entferntesten gedacht hätte. Die technologische Entwicklung des militärischen Großgeräts und der Aufbau einer stabilen Staatlichkeit sind voneinander entkoppelt bzw. spielen bei der Herstellung von Kriegsführungsfähigkeit keine Rolle mehr. Kriegsführungsfähig ist, wer über ein paar Millionen Dollar verfügt. […] Stattdessen bewaffnen sie Jugendliche mit Handfeuerwaffen und machen sie mit Pick-ups mobil. Werden diese Pick-ups noch mit schweren Maschinengewehren oder leichten Raketenwerfern bestückt, so stellen sie in den meisten Kriegsgebieten einen beachtlichen Faktor dar, zumal dann, wenn sie nicht gegen reguläre Streitkräfte kämpfen, sondern die Zivilbevölkerung drangsalieren.“[48]
Aber auch durch die Asymmetrisierung konnten die Kosten weiter gesenkt werden, da Kriege als low intensity wars vor sich hin köcheln, ohne in größeren Schlachten entschieden zu werden – einmal völlig davon abgesehen, dass in Neuen Kriegen, die um des Kriegführens willen geführt werden, kaum ein beteiligter Akteur überhaupt irgendeine Entscheidung sucht. Auch dass es kaum (oder zumindest immer weniger) zu Konfrontationen der eigentlichen Kriegsgegner kommt, sondern abgesehen von kleineren Scharmützeln die Gewalt in Form von Massakern an der Zivilbevölkerung verübt wird, trägt weiterhin zur Verbilligung dieser Kriege bei. Dieses Element, nämlich die Senkung der Schwelle der Kriegsführungsfähigkeit, zeigt somit besonders deutlich, wie sehr die einzelnen Elemente der Neuen Kriege zusammenhängen, sich gegenseitig bedingen, miteinander korrelieren und sich teilweise sogar noch verstärken.
2. Die Kritik an der Theorie Münklers: Eine kurze Darstellung der politikwissenschaftlichen Debatte
Die sozialwissenschaftliche Diskussion, die Mary Kaldor bzw. in Deutschland Herfried Münkler angestoßen haben, fand breite Zustimmung und vor allem auch ein breites öffentliches Publikum, das sich für die Problematik der Wandlung der kriegerischen Konflikte in den vergangenen Jahren interessierte. Das theoretische (idealtypische) Konstrukt der Neuen Kriege blieb jedoch nicht frei von Kritik. Nur der Vollständigkeit halber soll diese Diskussion angerissen und im folgenden Kapitel zusammengefasst werden. Da diese Arbeit nur einen groben Überblick über die sozialwissenschaftliche Debatte der Neuen Kriege geben will – sie soll vor allem als theoretischer Rahmen für die Rolle der Kindersoldaten in diesem Kontext dienen –, kann in diesem Abschnitt nur exemplarisch auf einzelne Aspekte eingegangen werden. Der Anspruch, diese politikwissenschaftliche Debatte in seiner Vollständigkeit und seiner gesamten Breite darzulegen wird keinesfalls erhoben. Es geht lediglich darum aufzuzeigen, dass es diesen Diskurs gibt und die Elemente der Neuen Kriege, die oben dargestellt wurden, nicht frei von Kritik sind. Nach Münkler sind es vor allem vier zentrale Kritikpunkte:
„Vor allem vier Einwände sind es, die gegen das Theorem der neuen Kriege geltend gemacht werden: Erstens wird eingewandt, dass vieles von dem, was hier als neu etikettiert werde, so neu gar nicht sei, sondern eigentlich immer schon als ein Begleiter des Kriegsgeschehens beobachtet werden könne. Weiterhin sei der Gegenbegriff der alten Kriege eurozentrisch gedacht und lasse die außereuropäische Kriegsführung außer Betracht. Schließlich wird eingewandt, Begriff und Konzept der neuen Kriege widmeten der fortbestehenden nuklearen Bedrohung zu wenig Aufmerksamkeit und überschätzten die weltpolitische Bedeutung des Terrorismus; und endlich wird die Befürchtung geäußert, der Begriff der neuen Kriege befördere eine Anthropologisierung des Kriegskonzepts, bei der man hinter die Vorstellung einer politischen Lenkung des Krieges zurückfalle nur noch einzelne Phänomene des Krieges in den Blick nehme.“[49]
Im Folgenden soll nun auf diese einzelnen Kritikpunkte kurz und exemplarisch eingegangen werden, vor allem mit Hilfe von Zitaten von Kritikern Münklers und Erwiderungen Münklers darauf.
Zum ersten wird von Gegnern der These Münklers die Frage gestellt, welche Elemente der Neuen Kriege wirklich „neu“ seien. Mit historischen Analysen kann man dabei argumentieren und Münklers Theorem kritisieren – nur hat er das bereits selbst getan und den Dreißigjährigen Krieg durchaus als einen Vorläufer der heutigen Bürgerkriege gesehen.[50] Volker Matthies stellte die Frage nach dem originär Neuen wie folgt:
„[…] Dabei war allerdings nicht immer klar, was denn das originär „Neue“ sein sollte. War der Typus dieser Kriege neu, traten sie zeitlich und regional neu auf, hatten sie neue Ursachen, Hintergründe und Entstehungsbedingungen, oder wiesen sie besondere, bislang nicht bekannte Merkmale auf?“[51]
Hier ist jedoch die Frage zu stellen, ob und inwiefern die Gegenüberstellung und Kontrastierung von „alten“ versus „neuen“ Kriegen nicht zu stark simplifiziert. Und Münkler geht es ja auch gar nicht so sehr um die Neuheit der einzelnen Elemente seines Theorems, sondern vor allem um die Kombination dieser Elemente:
„Selbst wenn dem so wäre, wäre das kein wirklicher Einwand gegen das Theorem der neuen Kriege, da damit ja keineswegs gesagt werden soll, dass alles neu oder gar originär sei, sondern bloß, dass sich die Kombination der Elemente fundamental vom klassischen Staatenkrieg unterscheidet, was eine grundlegend andere Zukunftsperspektive zur Folge hat.“[52]
Aber nichtsdestotrotz haben Münklers Kritiker natürlich Recht damit, dass die oben dargestellte Art der Kriegsführung an sich nicht neu ist und Bürgerkriege keinesfalls eine neue Erscheinung sind – im Gegenteil, sie waren immer schon weitaus häufiger als die Staatenkriege des 19. und 20. Jahrhunderts. Insofern ist beziehungsweise war eher diese „regulierte“ und „symmetrische“ Art der Kriegsführung vielleicht eine neue Form des Krieges:
„Die Bezeichnung „neuer Krieg“ ist an sich irreführend, weil diese Form der militärischen Auseinandersetzung erstens historisch gesehen älter ist als der zwischenstaatliche Krieg, der erst mit der Entstehung des internationalen Systems als Nebeneinander souveräner Staaten möglich wurde, und weil zweitens kriegerische Auseinandersetzungen zwischen substaatlichen Gruppierungen immer schon häufiger waren als zwischenstaatliche Kriege.“[53]
Auch muss erwähnt werden, dass etliche Studien[54] zu Kriegen in der Ära des Ost-West-Konflikts bereits manche Problemaspekte thematisierten, die später unter der Rubrik Neue Kriege Beachtung fanden: nämlich „[…] die empirische Dominanz von Bürgerkriegen, die irreguläre Kriegsführung nicht-staatlicher Akteure, deren ökonomische Basis und internationale Kontexte, der gezielte Gewalteinsatz gegen die Zivilbevölkerung und das Phänomen der Kindersoldaten.“[55]
Auf der anderen Seite werden die einzelnen Elemente Entstaatlichung, Privatisierung, Ökonomisierung und die damit verbundene Entpolitisierung untersucht. Gerade gegen diese durch Entstaatlichung und Ökonomisierung – Krieg als „Fortführung der Ökonomie mit neuen Mitteln“ (Münklers Anlehnung an Clausewitz) – implizierte Entpolitisierung wenden sich Kritiker, „denn Unklarheit besteht oft darüber, ob es sich bei den ökonomischen Interessen von Gewaltakteuren um die primären Ursachen des Krieges handelt oder eher um sekundäre Begleiterscheinungen und Folgen kriegerischer Gewalt.“[56]
Ein dritter Kritikpunkt ist der der Friedensforschung, dass die Diskussion um Neue Kriege, um deren Strukturen und Gründe wieder der Attraktivitätsfalle des Krieges unterliege und somit von den eigentlichen Aufgaben dieser Disziplin ablenke. Die Friedensforschung solle sich dagegen wieder als Wissenschaft von der Erforschung des Friedens verstehen.
Ein Kritikpunkt, der in eine ähnlich metatheoretische Richtung geht, stellt grundsätzlich in Frage, inwieweit einzelne Theorien überhaupt Kriege erklären können:
„Der Krieg als soziales und als politisches Phänomen zeigt eine zu große Formenvielfalt, als dass sich aus dieser Varianz in gleichsam induktiver Manier eine Theorie erarbeiten ließe. Gerade weil jeder Krieg historisch eingeordnet, kontextualisiert werden muss, kann eine Theorie nur auf der Grundlage einer historisch informierten Theorie der Gesellschaft stehen.“[57]
Auf diesen Punkt kann jedoch nicht weiter eingegangen werden, da dies die gesamte Theoriebildung der Sozialwissenschaften hinterfragt und somit zwangsläufig zu weit führte und an den eigentlichen Kritiken an Münklers Theorem vorbeiginge.
In diesem Abschnitt konnten auf die politikwissenschaftliche Debatte um Neue Kriege nur im Ansatz eingegangen und hier maximal die zentralen Kritikpunkte angerissen werden. Die folgende Zusammenfassung Matthies’ macht den Stand der Diskussion deutlich:
„Abschließend kann festgehalten werden, dass der Begriff der ‚neuen Kriege’ weniger auf eine zeitliche (Neu-)Bestimmung von Krieg im engeren Sinne verweist, sondern eher ‚auf konzeptionellen Überlegungen hinsichtlich klassifizierbarer neuartiger Elemente des gewaltsamen Konfliktaustrags’[58] beruht, der vor allem durch einen qualitativen Wandel auf der Akteursebene (Entstaatlichung und Privatisierung des Krieges) sowie in der Ablaufdynamik (Verstetigung von Kriegssituationen durch Gewaltmärkte und Kriegsökonomien) gekennzeichnet ist. Insgesamt offenbart sich in der Debatte über neue Kriege die ‚Neu-Entdeckung’ eines ‚alten’ Themas: nämlich des ständigen historischen Wandels und der ständigen Anpassung des ‚Chamäleon Krieg’[59] an neuartige politische, soziale und ökonomische Herausforderungen und Bedingungen.“[60]
3. Die Rolle von Kindersoldaten in der Theorie der Neuen Kriege
Das Phänomen der Kindersoldaten wird in der Theorie der Neuen Kriege zwar erwähnt, spielt aber insgesamt eine eher untergeordnete Rolle. Nach Münkler et al. tauchen Kindersoldaten in diesen Konflikten zwar auf, sind aber kein entscheidendes Element dieses Theorems des Wandels der Kriegsführung.
Münkler wendet hierfür zwar ein eigenes Kapitel in seinem Buch auf und auch in anderer Literatur werden diese immer als ein Element und Phänomen der Neuen Kriege dargestellt. Man hat sich jedoch nicht mit ihrer wirklichen Rolle auseinandergesetzt und danach gefragt, inwieweit sie von Bedeutung für diese Kriege sind. Meine zentrale These, dass der Einsatz von Kindersoldaten eine wichtige und entscheidende Bedingung für den Wandel in den Strukturen der Kriegsführung darstellt, wurde so noch von keinem Theoretiker dieser Forschungsrichtung untersucht.
Es wird zwar anerkannt, dass Kinder in den Neuen Kriegen an der Peripherie unserer Welt eingesetzt werden und somit sicher auch in den Konflikten eine Rolle spielen. Inwieweit jedoch gerade der Einsatz von Minderjährigen und damit verbunden – und besonders entscheidend – die Formen der Rekrutierung und die ausgesprochen schwierige bis unmögliche Demobilisierung und Resozialisierung das wirklich neue und erschreckende Phänomen dieser Kriege darstellt (hier findet die wirkliche „Brutalisierung“ statt) und das zentrale Element eines Krieges gegen die Zivilbevölkerung ist, wurde von der Forschung bisher weitgehend ignoriert. Und genau an diesem Punkt soll die vorliegende Arbeit ansetzen und die Theorie der Neuen Kriege um diese entscheidende Voraussetzung, nämlich den Einsatz von Kindersoldaten, erweitert werden. Diese Arbeit stellt somit einen Versuch dar, das Element der Kindersoldaten als ein Entscheidendes in das Theorem der Neuen Kriege einzuarbeiten. „Die Forschung auf dem Gebiet Kindersoldaten stand bisher nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Forschungsgebieten neue Kriege“[61] – diese Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, dies zu ändern.
In dieser Arbeit wird auf die Rolle von Kindersoldaten eingegangen und dargestellt, inwieweit der Einsatz derselben essentiell für diese Art der Kriegsführung ist. Anhand der Aspekte Rekrutierung, Rolle im Konflikt und Demobilisierung soll aufgezeigt werden, dass die in diesem Kapitel dargestellten und erläuterten Neuen Kriege ohne den Einsatz von Kindersoldaten nicht geführt werden könnten. Es wird nicht nur die Rolle von Kindersoldaten isoliert untersucht, sondern immer wieder die Brücke zum theoretischen Rahmen der Neuen Kriege geschlagen und aufgezeigt, inwiefern die Elemente Ökonomisierung, Asymmetrisierung und Entstaatlichung/Privatisierung gerade durch den Einsatz von Kindersoldaten besonders neue und erschreckende Ausmaße annehmen. Das Ziel ist es demnach, die politikwissenschaftliche Debatte um Neue Kriege dahingehend zu erweitern, dass die Rolle von Kindersoldaten in diesen bewaffneten Auseinandersetzungen eine größere Aufmerksamkeit gewidmet wird, zumal der Einsatz von Kindersoldaten besonders deutlich macht (und Folge davon ist), inwieweit sich Kriegsstrukturen verändert haben.
C. Neue Krieger – Kindersoldaten
1. Definitionen, Zahlen und Fakten
In diesem Kapitel soll zunächst der Begriff „Kindersoldaten“ definiert werden. Weiter wird versucht, das Ausmaß des Einsatzes von Kindersoldaten festzustellen, was auf Grund kaum existenter Geburten- geschweige denn Rekrutierungslisten nur bei groben Schätzungen bleiben kann. Im weiteren Verlauf des zweiten Teils dieser Arbeit wird dann – gegliedert in Rekrutierung, Rolle im Konflikt und Demobilisierung/Resozialisierung –herausgearbeitet, inwiefern der Einsatz von Kindersoldaten für die veränderten Kriege an der Peripherie der Welt (besonders im subsaharischen Afrika) nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ relevant ist. Dabei versuche ich immer den theoretischen Rahmen der Neuen Kriege zu beachten und zu zeigen, dass der Einsatz von Kindersoldaten gerade in diesem Kontext besonders wesentlich für die Art der Kriegsführung ist.
Unter dem Begriff „Kind“ werde ich hier alle Menschen fassen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben – auch wenn es im subsaharischen Afrika kaum möglich ist, dies genau festzustellen, halte ich mich dennoch an die Definition, die die UN-Kinderrechtskonvention[62] festgelegt hat.
Unter „Kindersoldaten“ werden alle Minderjährigen subsumiert, die Teil einer bewaffneten Organisation (Armee, Rebellenorganisation etc.) sind. Dies bedeutet, dass nicht nur die Kinder betrachtet werden, die an der Front kämpfen, sondern auch alle anderen, welche Arbeiten für diese Organisation verrichten müssen – sei es als Boten, Träger, Gehilfen etc., aber auch die jungen Mädchen, die als Frauen oder Sexobjekte der Soldaten zu deren Einheit gehören und mit ihr leben. Die direkte Beteiligung an Kampfhandlungen ist für mich somit nicht das Hauptkriterium der Definition. Genauso wenig ist hier Kriterium der Definition, ob die Minderjährigen Teil der Regierungsstreitkräfte sind oder einer bewaffneten Oppositionsbewegung angehören und es kann auf Grund der schwierigen Datenlage hierauf auch nicht weiter eingegangen werden („Obwohl die überwältigende Mehrheit der Kindersoldaten in Regierungsarmeen dient, werden die jüngeren Kinder und Kinder unter zehn Jahren von bewaffneten Oppositionsgruppen eingesetzt.“[63]).
Somit bleibe ich bei der gängigen Definition von Kindersoldaten:
„Als Kindersoldaten werden alle Jungen und Mädchen bezeichnet, die (1.) jünger als 18 Jahre alt sind und die (2.) innerhalb von Armeen oder bewaffneten Gruppierungen sowohl militärisch als auch zivil eingesetzt werden.“[64]
Was die Zahlen der weltweit eingesetzten Kindersoldaten angeht, ist es schwierig, verlässliche Schätzungen zu bekommen. Nach UNICEF sollen derzeit etwa 300.000 Kindersoldaten im Einsatz sein.[65] Jedoch weichen beispielsweise die UNICEF-Angaben in meinem Fallbeispiel von Norduganda bereits so weit von den dortigen Zahlen der Hilfsorganisationen ab, dass die wirkliche Zahl der Kindersoldaten höchstwahrscheinlich weitaus höher ist. Darauf sei nur hingewiesen, da die Zahl von 300.000 (und davon 120.000 in Afrika) immer wieder genannt wird, deren Validität jedoch in Frage zu stellen ist.
„Im Laufe der Jahre ist die Armee der Kindersoldaten nach UN-Angaben allein in Afrika auf 120.000 angewachsen, weltweit sollen in 36 Ländern rund 300.000 im Einsatz sein. Genaue Zahlen kennt niemand, denn viele der kleinen Soldaten wachsen während der langwierigen, bewaffneten Konflikte aus dem Kindesalter heraus. Und viele werden getötet, ohne dass jemand Notiz davon nimmt.“[66]
Aber da die genauen Zahlen nicht herauszufinden sein werden, sollen diese im weiteren Verlauf der Arbeit auch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Zahlen sind erschreckend hoch – dies ist der entscheidende Punkt, ob es nun 300.000 oder tatsächlich doppelt so viele sind. Viel entscheidender ist meines Erachtens die qualitative Bedeutung des Einsatzes von Kindersoldaten (und diese gilt es ja in dieser Arbeit vor allem zu untersuchen). Die folgenden Fragen sind zu stellen: Wer wird rekrutiert? Wie wird rekrutiert? Warum wird rekrutiert? Dabei ist die dritte Frage die entscheidende. Sind es rein ökonomische Gründe, warum Minderjährige rekrutiert werden, da sie billiger sind? Laufen diese Rekrutierungen in erster Linie „freiwillig“ oder unfreiwillig ab? Sind Kinder leichter zu indoktrinieren und zu beeinflussen und somit tatsächlich zu größeren Grausamkeiten fähig als Erwachsene – und sind sie somit die „besseren“ Kämpfer? Dann wäre es reine rational choice von Rebellenführern, Kinder zu rekrutieren.
„Vor diesem Hintergrund [der Ökonomisierung der neuen Kriege, K.K.] werden Kinder und Jugendliche zu einer wichtigen ökonomischen Ressource. Diese Kriege sind angewiesen auf billige Kampfkraft. Wo selbst Söldnertruppen zu teuer sind und den Profit schmälern, sind Kinder und Jugendliche eine günstige Alternative. Kinder sind heute das billigste und am leichtesten zu beschaffende und einzusetzende Kampfpotenzial. Und dort, wo man sie aufgrund ihrer hohen Zahl nicht mehr als KämpferInnen braucht, werden sie herabgestuft zu einer reinen Ware. So geschehen in Uganda, wo der Führer der Lord’s Resistance Army, Joseph Kony, der rund zwölftausend Jungen und Mädchen [die Zahlen liegen weitaus höher, siehe Kapitel D., K.K.] entführte und zu SoldatInnen machte, überzählige Kinder einfach als Sklaven in den Sudan verkaufte oder gegen Waffen und Nahrungsmittel eintauschte[67].“[68]
Oder spielt neben diesen ersten, einleuchtenden Gründen vielleicht noch ein weiterer, weitaus tiefer gehender Aspekt eine entscheidende Rolle? Ist die Rekrutierung von Minderjährigen selbst nicht sogar schon ein Mittel der Kriegsführung geworden? (Zwangs-)Rekrutierung Minderjähriger verbreitet Angst und Schrecken, zerstört Familien-, Dorf-, gar Gesellschaftsstrukturen – vor allem auch wegen der sehr schwierigen, kaum möglichen Resozialisierung beziehungsweise Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten. Somit würde die Rekrutierung von Kindern zu einem Mittel der Kriegsführung gegen die Zivilgesellschaft werden und der Problematik des Einsatzes von Kindersoldaten eine weitere, wahrscheinlich sogar noch erschreckendere und weiter reichende Dimension verleihen, die sich eben im Besonderen wieder auf die gewandelte Form der Kriegsführung, der Neuen Kriege, zurückführen lässt. Dies sind die entscheidenden Fragen, die in dieser Arbeit zur Problematik des Einsatzes von Kindersoldaten gestellt – und natürlich beantwortet – werden sollen.
Bezogen auf den Bürgerkrieg in Mozambique hat Michael Pittwald, einer der wenigen deutschsprachigen Sozialwissenschaftler, der sich mit der Problematik des Einsatzes von Kindersoldaten beschäftigt, diese verschiedenen Ebenen der Gründe für den Einsatz von Kindersoldaten wie folgt herausgearbeitet, welche auf den Bürgerkrieg Nordugandas übertragbar sind:
„Einmal war die Rekrutierung von Kindern fester Bestandteil der Kriegsführung mit dem Ziel der Destabilisierung der Gesellschaft und des Staates. Ihre Rekrutierung war damit Ausdruck strategischer Gewalt. Als zweites glichen sie ein durch die mangelnde Unterstützung von Seiten der Bevölkerung bedingtes Defizit an Kampf- und Arbeitskraft aus. Und drittens […] angesichts der angespannten und sich im Verlauf des Krieges stetig verschlechternden ökonomischen Lage […] ist davon auszugehen, dass die Kindersoldaten zugleich als billiges Kampfpotenzial gebraucht wurden, um die Fortsetzung der Kampfhandlungen […] zu sichern.“[69]
Obwohl die Kindersoldatenproblematik in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erfährt, steht die Bedeutung des Phänomens „Kindersoldaten“ in einem krassen Widerspruch zu seiner „eingeschränkten Bedeutung in der Wissenschaft. Gerade im deutschsprachigen Raum ist der Forschungsstand defizitär“[70] beziehungsweise nicht vorhanden. Mit der Problematik und den Auswirkungen des Einsatzes von Kindersoldaten beschäftigen sich staatliche und nichtstaatliche Hilfsorganisationen, auf wissenschaftlicher Ebene zumindest noch ein Teil der Psychologie, der Traumataforschung, aber in sozialwissenschaftlichen Disziplinen, ist hier kaum Forschung zu erkennen. Dies liegt sicher teilweise an der (mittlerweile?) unattraktiven Beschäftigung mit Ländern der Dritten Welt beziehungsweise deren sozialen (und nicht in erster Linie wirtschaftlichen) Problemen. Vielleicht überwiegt bei vielen Wissenschaftlern aber auch die Angst, sich mit solch brutalen und erschreckenden Phänomenen der Realität (in der Ferne) auseinanderzusetzen. Interessant ist diese mangelnde Beachtung vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Beschäftigung mit „Krieg“ als einem wie auch immer gearteten Phänomen nach wie vor boomt – und Politologen, die sich Friedensforscher nennen, können zum Teil eher als Kriegsforscher bezeichnet werden.[71]
Mit dieser Arbeit soll ein kleiner Beitrag dazu geleistet werden, die Problematik des Einsatzes von Kindersoldaten als Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften weiter in den Fokus zu rücken.
1.1 Waffentechnische Entwicklungen als eine zentrale Voraussetzung für den Einsatz von Kindersoldaten
Die Entwicklung von Klein- und Handfeuerwaffen (diese Entwicklung setzte ein mit dem leichten Sturmgewehr AK-47 aus sowjetischer Produktion, auch „Kalaschnikow“ genannt) und deren schnelle und rasante Verbreitung, kann als eine der zentralen Voraussetzungen für den Einsatz von Kindersoldaten gesehen werden. Unter „Kleinwaffen“ und „leichten Waffen“ sind Pistolen, Revolver, Maschinenpistolen und Schnellfeuergewehre bis hin zu Maschinengewehren, Mörsern, tragbaren Raketenwerfern und Panzerfäusten zu verstehen – Waffen, die von ein oder zwei Personen verwendet und transportiert werden können.[72]
Erst diese waffentechnischen Entwicklungen machen es möglich, dass Minderjährige aktiv und effektiv an den Kampfhandlungen teilnehmen können. Diese neuen automatischen und halbautomatischen Handfeuer- und Kleinwaffen sind „kinderleicht“ zu bedienen, leicht zu transportieren und durch ihre hohe Schussfrequenz sind sie auch in den Händen von ungeübten Schützen eine tödliche Waffe. Die Kleinwaffen und „automatischen Handfeuerwaffen sind heute leicht und kurz, ihre neuen Generationen ähneln immer mehr Spielzeugwaffen“[73] und es scheint so, dass „ihre Maße […] hervorragend der Größe eines Jungen angepasst“[74] sind:
„[…] Die früheren Gewehre waren zu schwer und unhandlich für Kinder. Doch die nahezu rückstoßfreie M-16 der Amerikaner und die AK-47 der Sowjets, die mit ihrem Aluminiumgehäuse nicht mehr als drei Kilogramm wiegen, sind mit ihren 600 Schuss pro Minute selbst in der Hand eines untrainierten, unterernährten Mädchens eine tödliche Waffe.[75] Viele Kleinwaffen passen perfekt in Kinderhände, und schon Achtjährige können automatische Waffen abfeuern. Die Handhabung der Kleinwaffen ist in kürzester Zeit erlernbar, sie sind „kinderleicht“ zu bedienen und zu transportieren. Kleinwaffen wie die russische AK-47 oder das deutsche G-3-Gewehr lassen sich problemlos warten, reparieren und nachladen und sind deshalb geeignet, von Kindern und Jugendlichen als Tötungswaffe benutzt zu werden.[76] Weltweit sind schätzungsweise zwischen 500 und 800 Millionen Kleinwaffen, hauptsächlich Maschinengewehre und Pistolen, im Umlauf.“[77]
[...]
[1] Der Begriff „Kindersoldaten“ wird in Kapitel C.1 ausführlich definiert, erläutert und abgegrenzt.
[2] Kaldor, Mary: Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung, Frankfurt am Main 2000.
[3] Münkler, Herfried: Die neuen Kriege, Hamburg 2002.
[4] Brett, Rachel/McCallin, Margaret: Kinder – die unsichtbaren Soldaten, Genf 2001, S. 23.
[5] Diese Fallstudie wurde im Februar und März 2007 in Uganda durchgeführt. Sie stützt sich auf Ergebnisse leitfadengestützter Interviews mit Experten, Sozialarbeitern, Wissenschaftlern und ehemaligen Kindersoldaten.
[6] Es muss hierbei darauf hingewiesen werden, dass die Darstellung der Geschichte Ugandas und vor allem die Ursprünge und Entwicklungen des Bürgerkriegs sich fast ausschließlich auf mündliche Quellen beruft. In Gesprächen und Interviews während meines Aufenthaltes entstand dieses Wissen, weshalb meine Darstellung nur sehr begrenzt belegt werden kann. Die Gründe hierfür liegen darin, dass es zum einen kaum Literatur außerhalb Ugandas zu diesem Konflikt gibt und die ugandischen Quellen selbst nur sehr bedingt als valide bezeichnet werden können, besonders gilt dies für die offiziellen Darstellungen der ugandischen Regierung.
[7] Vgl.: Münkler, Herfried: Die neuen Kriege, Hamburg 2002.
[8] Ruloff, Dieter/Schubiger, Livia: Kriegerische Konflikte: eine Übersicht; in: APuZ 16-17/2007, S. 10-17, S. 12.
[9] Münkler, Herfried: Die neuen Kriege; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 22.
[10] Kaldor, Mary: Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung, Frankfurt am Main 2000.
[11] Münkler, Herfried: Die neuen Kriege; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 20.
[12] „Er [der Krieg] hat freilich seine eigene Grammatik, aber nicht seine eigene Logik“ (Clausewitz, Carl von: Vom Kriege, 1832, S. 991.)
[13] Münkler, Herfried: Was ist neu an den neuen Kriegen? – Eine Erwiderung auf die Kritiker; in: Geis, Anna (Hrsg.): Den Frieden überdenken, Baden-Baden 2006, S. 133-150, S. 142.
[14] Münkler, Herfried: Die neuen Kriege; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 16.
[15] Vgl.: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege, 1832.
[16] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 3.
[17] Vgl.: Endres, Jürgen: Kriegsökonomie und Persistenz innerstaatlicher Kriege; in: Schreiber, Wolfgang (Hrsg.): Das Kriegsgeschehen 2001, Opladen 2002, S. 23-39.
[18] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 17-17/2007, S. 3-9, S. 3.
[19] Vgl.: Creveld, Martin van: Die Zukunft des Krieges, München 1998, S. 42ff, S. 94ff.
[20] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 6.
[21] Ebd. S. 7.
[22] Ruloff, Dieter/Schubiger, Livia: Kriegerische Konflikte: eine Übersicht; in: APuZ 16-17/2007, S. 10-17, S. 15.
[23] Kanzleiter, Boris: Krieg und Frieden GmbH. Privatarmeen und private Militärunternehmen als Akteure der Neuen Kriege; in: Azzellini, Dario/Kanzleiter, Boris (Hrsg.): Das Unternehmen Krieg. Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kriegsordnung, Berlin 2003, S. 177.
[24] Matthies, Volker: Eine Welt voller neuer Kriege; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 37.
[25] Vgl.: Crefeld, Martin van: The Transformation of War, New York 1991.
[26] Lock, Peter: Ökonomie der neuen Kriege; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 59.
[27] Chojnacki, Sven: Gewaltakteure und Gewaltmärkte; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 83.
[28] Vgl. Keen, David: Incentives and Disincentives for Violence; in: Berdal, Mats/Malone, David (Hrsg.): Greed and Grievances. Economic Agendas in Civil Wars, Boulder 2000, S. 19-41.
[29] Chojnacki, Sven: Gewaltakteure und Gewaltmärkte; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 83.
[30] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2003, S. 3-9, S. 5.
[31] Münkler, Herfried: Was ist neu an den neuen Kriegen? – Eine Erwiderung auf die Kritiker; in: Geis, Anna (Hrsg.): Den Frieden überdenken, Baden-Baden 2006, S. 133-150, S. 145.
[32] Trotha, Trutz von (Hrsg.): Soziologie der Gewalt, Opladen 1997, S. 86.
[33] Ebd. S. 87f.
[34] Trotha, Trutz von: Die Zukunft liegt in Afrika, DIE ZEIT Nr. 33 vom 30.8.2000.
[35] Trotha, Trutz von (Hrsg.): Soziologie der Gewalt, Opladen 1997, S. 88.
[36] Ebd. S. 93.
[37] Ebd. S. 93.
[38] Ebd. S. 94.
[39] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 5f.
[40] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 6.
[41] Münkler, Herfried: Die neuen Kriege; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 17.
[42] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 8.
[43] Ebd. S. 8.
[44] Vgl. hierzu insbesondere die Fallstudie dieser Arbeit, die dieses Phänomen des „Krieges gegen die Zivilbevölkerung“ in Norduganda illustriert.
[45] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 8.
[46] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 8.
[47] Vgl.: Crefeld, Martin van: The Transformation of War, New York 1991.
[48] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 4.
[49] Münkler, Herfried: Was ist neu an den neuen Kriegen? – Eine Erwiderung auf die Kritiker; in: Geis, Anna (Hrsg.): Den Frieden überdenken, Baden-Baden 2006, S. 133-150, S. 133.
[50] Vgl.: Münkler, Herfried: Die neuen Kriege, Reinbek 2002, S. 59ff.
[51] Matthies, Volker: Eine Welt voller neuer Kriege?; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 33-52, S. 35.
[52] Münkler, Herfried: Neues vom Chamäleon Krieg; in: APuZ 16-17/2007, S. 3-9, S. 5.
[53] Ruloff, Dieter/Schubiger, Livia: Kriegerische Konflikte: eine Übersicht; in: APuZ 16-17/2007, S. 10-17, S. 12.
[54] Vgl. hierzu für Afrika: Ellis, Stephen: The Old Roots of Africa’s New Wars; in: Internationale Politik und Gesellschaft, 2/2003, S. 29-43.
[55] Matthies, Volker: Eine Welt voller neuer Kriege?; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 33-52, S. 34.
[56] Ebd. S. 37.
[57] Schlichte, Klaus: Neue Kriege oder alte Thesen?; in: Geis, Anna (Hrsg.): Den Krieg überdenken, Baden-Baden 2006, S. 111-131, S. 124.
[58] Chojnacki, Sven: Wandel der Kriegsformen: die Dimensionen neuer, privatisierter Kriege; in: Die Kriege der Zukunft. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung, Frankfurt 2002, S. 40.
[59] Vgl. Clausewitz, Carl von: Vom Kriege, 1832.
[60] Matthies, Volker: Eine Welt voller neuer Kriege? in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 33-52, S. 40.
[61] Pittwald, Michael: Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte, Osnabrück 2004, S. 16.
[62] United Nations (Hrsg.): UN-Kinderrechtskonvention, Übereinkommen über die Rechte des Kindes, New York 1989.
[63] Brett, Rachel/McCallin, Margaret: Kinder – die unsichtbaren Soldaten, ILO Publications, Genf 2001, S. 30.
[64] Russmann, Paul: Kindersoldaten; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 111-118, S. 101.
[65] Vgl.: Matthies, Volker: Friedenspolitische Bearbeitung kriegerischer Konflikte; in: Ferdowsi, Mir (Hrsg.): Afrika – ein verlorener Kontinent, München 2004, S. 225-248, S. 229.
[66] Grill, Bartholomäus/Virnich, Birgit: Krieg der Kinder, ZEIT Nr. 36 vom 28.8.2003.
[67] Spitzer, Helmut: Kindersoldaten – Verlorene Kindheit und Trauma. Möglichkeiten der Rehabilitation am Beispiel Norduganda, Wien 1999, S. 56.
[68] Pittwald, Michael: Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte, Osnabrück 2004, S. 62.
[69] Pittwald, Michael: Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte, Osnabrück 2004, S. 77.
[70] Ebd. S. 11.
[71] Vgl.: Matthies, Volker: Eine Welt voller neuer Kriege? In: Frech, Siegfried/Trummer, Peter (Hrsg.): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 33-52, S. 43ff.
[72] Vgl.: John, Mathias: Rüstungstransfers – Globaler Handel mit Tod und Gewalt; in: APuZ 16-17/2007, S. 17-24, S. 18.
[73] Kapuscinski, Ryszard: Afrikanisches Fieber, Frankfurt am Main 1999, S. 149.
[74] Ebd. S. 149.
[75] Vgl. Rühle, Alex: Die Armee der Wegwerfmenschen; in: Süddeutsche Zeitung, 20.06.2003.
[76] Vgl. Bangert Kurt: Kleinwaffen in Kinderhänden – kinderleicht zu bedienen; in: Visier: Heckler&Koch, Freiburg 2004, S. 17.
[77] Russmann, Paul: Kindersoldaten; in: Frech, Siegfried/Trummer, Peter: Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie, Schwalbach 2005, S. 104.
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