„Alle Jahre wieder“ beginnt mit dem Monat Dezember die umgangssprachlich schönste Zeit des Jahres. Für die meisten Menschen handelt es sich um die Zeit, wo der triste Winter in neue leuchtende Töne getaucht wird, die frostige Kälte der Herzenswärme weichen muss, Wunschzettel geschrieben werden, Kinderaugen erwatungsvoll blitzen, ein Marathonlauf um Geschenke beginnt, die Händler Rekordumsätze erwarten, Tannenbäume ihren Platz in den Wohnzimmern finden und der süße Duft von Apfel und Zimt durch die Nase zieht.
Diese Aufzählungen scheinen bezüglich der neuzeitlichen Entwicklung charakteristische Attribute der Advents- und Weihnachtszeit geworden zu sein. Die Traditionen haben sich gewandelt. Das Fest der Liebe, der Freude, der Harmonie und der Familie ist heute ein leuchtendes Großereignis der gesamten abendländlichen Festkultur. An dieser Stelle wird vereinzelt theologische Kritik laut, die dem Weihnachtsfest vorwirft sich kommerziellen Dimensionen unterzuordnen und somit seine Bedeutung in einem Profanisierungsprozess einzubüßen. Denn die primäre Bedeutung des Weihnachtsfestes fundiert sich im christlichen Kirchenjahr und soll andächtig die Ankunft der Gnade Gottes beziehungsweise die Menschwerdung Gottes durch die Geburt Jesus zelebrieren.
Diese Hausarbeit wird deshalb versuchen die deutsche Weihnachtszeit in ihren christlichen Ursprüngen, sowie kalendarischen Eckpunkten im Kirchenjahr zu ergründen, dazu deren Brauchtümer und Attribute kontextual zu neuzeitlichen Entwicklungssträngen betrachten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Weihnachtsfest im Kanon einer kulturwissenschaftlichen Festtheorie
1.1 Allgemeine Thesen zur Bedeutung des Festes
1.2 Das Fest – Ein transzendentes/religiöses Phänomen?
2. Biblische Überlieferung der Geburt Jesus – Anlass des Weihnachtsfests
3. Weihnachtsfestkreis im Kirchenjahr
3.1 Christlicher Festkalender
3.1.1 Das Kirchenjahr - Erfahrbare Religionsgeschichte
3.1.2 Verlauf
3.1.3 Weihnachtsfestkreis
3.1.4 Osterfestkreis
3.2. Der elementare Aufbau des Weihnachtsfestkreis im Vergleich
4. Weihnachtszeit – traditionelles Fest für Christen und Nicht-Christen
4.1 Vom Christlichen Fest zum Ereignis für Jedermann
4.2 Traditionen des Advents – Warten und Vorbereiten auf die Ankunft des Herren oder den Weihnachtsmann
4.2.1 Vorbereitungs- und Wartezeit
4.3.2 Dekoratives – Weihnachtslichter, Adventskränze, Tannenbäume
4.4 Die Heilige Nacht und das Hochfest des Herrn – Zeit der Geschenke und des Weihnachtsbraten
4.4.1 Christliche Festtagsordnung
4.4.2 Volkstümliches Brauchtum und familiäre Einigkeit unterm Weihnachtsbaum
4.4.3 Weihnachtsmann versus Christkind
4.5 Das Ausklingen der Weihnachtszeit
5. Suche nach festlicher Transzendenz zwischen Traditionswandel und Konsum
Literaturverzeichnis
Einleitung
„Alle Jahre wieder“ beginnt mit dem Monat Dezember die umgangssprachlich schönste Zeit des Jahres. Für die meisten Menschen handelt es sich um die Zeit, wo der triste Winter in neue leuchtende Töne getaucht wird, die frostige Kälte der Herzenswärme weichen muss, Wunschzettel geschrieben werden, Kinderaugen erwatungsvoll blitzen, ein Marathonlauf um Geschenke beginnt, die Händler Rekordumsätze erwarten, Tannenbäume ihren Platz in den Wohnzimmern finden und der süße Duft von Apfel und Zimt durch die Nase zieht.
Diese Aufzählungen scheinen bezüglich der neuzeitlichen Entwicklung charakteristische Attribute der Advents- und Weihnachtszeit geworden zu sein. Die Traditionen haben sich gewandelt. Das Fest der Liebe, der Freude, der Harmonie und der Familie ist heute ein leuchtendes Großereignis der gesamten abendländlichen Festkultur. An dieser Stelle wird vereinzelt theologische Kritik laut, die dem Weihnachtsfest vorwirft sich kommerziellen Dimensionen unterzuordnen und somit seine Bedeutung in einem Profanisierungsprozess einzubüßen. Denn die primäre Bedeutung des Weihnachtsfestes fundiert sich im christlichen Kirchenjahr und soll andächtig die Ankunft der Gnade Gottes beziehungsweise die Menschwerdung Gottes durch die Geburt Jesus zelebrieren.
Diese Hausarbeit wird deshalb versuchen die deutsche Weihnachtszeit in ihren christlichen Ursprüngen, sowie kalendarischen Eckpunkten im Kirchenjahr zu ergründen, dazu deren Brauchtümer und Attribute kontextual zu neuzeitlichen Entwicklungssträngen betrachten.
1. Weihnachtsfest im Kanon einer kulturwissenschaftlichen Festtheorie
1.1 Allgemeine Thesen zur Bedeutung des Festes
Bevor das Weihnachtsfest und dessen religiöse, sowie profane Elemente beleuchtet werden, wird die Bedeutung des Festes im Allgemeinen als Objekt der Kulturwissenschaft charakteristisch dargestellt.
Obwohl der Soziologe Harald Homann behauptet, dass jede Analyse, die versucht, Fest oder Feier abzugrenzen, dem Scheitern verurteilt sei, gibt es eine große Anzahl von kulturwissenschaftlichen Thesen und Definitionsversuchen.[1] Eine der repräsentativsten und immer wieder belegten Definitionen erklärt das Fest, als Kontrast zum Alltäglichen. Noch präziser formulierte es Odo Marquard, in dem er das Fest als ein „Moratorium des Alltags“, sinngemäß als Aufschub des Profanen bezeichnet. Demzufolge bietet das Fest einen fiktiven Raum, der dem Feiernden ausreichend Freiraum bietet vom Leben Abstand zu nehmen.[2] Verschiedene Faktoren, beispielsweise der persönliche Freiheitsdrang, der gegen Monotonie kämpft oder die ‚Doppelnatur des Menschen’ verlangen gelegentlich nach einer Aufhebung des Alltäglichen.[3] Daher deklariert sich im profanen Alltag ein individuelles Freiheitsbedürfnis, dessen Streben nach Befriedigung im festlichen Akt münden kann.
Im Fest, fernab vom Alltag, durchlebt das feiernde Individuum eine emotionale Wandlung, die zu den schönen Seiten des Lebens führen soll. Denn im Grunde ist das Fest als positiv, beziehungsweise lebensbejahend zu verstehen. Feste werden meist mit spezifischen Gefühlsregungen wie Ekstase, Freude, Harmonie und Heiterkeit verbunden. Demnach ist auch eine Trauerfeier, bei der gewöhnlich bedrückende Stimmung herrscht, nicht zwangsweise von Pessimismus belastet, vielmehr soll andächtig das Leben des Verstorbenen zelebriert werden. Hierbei wird eine weitere wichtige These deutlich, die besagt, dass das Fest mittels seiner lebensbejahenden Wirkung auf das Individuum, an die Kostbarkeit des Daseins erinnert.[4]
Ebenfalls vereint das Fest seine Teilnehmer in einem sozialen Gefüge. Somit bildet die Festgemeinschaft eine kontrastierende Analogie gegenüber den Außenstehenden. Das lässt sich paradigmatisch am Weihnachtsfest darstellen, das bekanntlich nur in christlich- geprägten Kulturen gefeiert wird. Ein Hindu oder Moslem wird sich kaum von den festlichen Inhalten des Heiligabends angesprochen fühlen.
Abschließend ist noch eine Faktum festzuhalten, auf das sich die kulturwissenschaftliche Forschung stützt: Feste und Feiern wirken kulturschöpfend. Denn ihre methodische Aufarbeitung dokumentiert gesellschaftliche Normen, Traditionen und Lebensweisen in ihrem Bestand und Wandlungsprozessen.
1.2 Das Fest – Ein transzendentes/religiöses Phänomen?
Im religiösen sowie nicht-religiösen Fest vereinen sich die Individuen über eine gemeinsam erschaffene Identität zu einem subjektiv- fühlenden Kollektiv. Im festlichen Akt bekommt der Einzelne die Möglichkeit sich ganz anderen Sinneseindrücken und emotionalen Empfindungen hinzugeben, die sich von der sonst so profanierenden Alltagswelt distanzieren. Das Verhalten eines Menschen im Fest ist abhängig vom Anlass. Natürlich bringt die Teilnahme am Woodstock-Festival einen anderen Rausch, als der christlich- geprägte Weihnachtsevent. Eine signifikante Bewusstseinsveränderung zur Weihnachtszeit ist die aufkommende Barmherzigkeit bzw. das verstärkte Empfinden von christlicher Nächstenliebe mit sozial- oder gesellschaftlich Untergeordneten, welches mit regelmäßigen Spendengaben beglichen werden soll. Ein anderes Gefühlsextrem in manchen Festformen, ist die Euphorie, in deren Folge sich Menschen in einer schwebenden Leichtigkeit befinden. Der faktisch- bewiesene Antagonismus zwischen Fest und Alltag bietet eine weitere These, nämlich, dass ein festlicher Akt transzendent ist.
Geht man von der Transzendenz eines Fests aus, so bekundet man auch seine Nähe zur Religiosität. Ihren Ursprung haben Feste in der Frühzeit und waren Mittel zur Götterverehrung, - ein Dank für die göttlich behütete Welt. Dann diente es einerseits zur rhythmischen Gliederung der Zeit. Die Menschheit des Altertums tat es ihrem Schöpfergott gleich, indem es am siebten Tag der Arbeit ruhte. Andererseits war und ist das Fest, eine Möglichkeit dem Göttlichen nahe zukommen bzw. den innewohnenden Glauben rituell zu zelebrieren.[5] (Ein wichtiger Aspekt, welcher in folgenden Gliederungspunkten beleuchtet werden soll.)
[...]
[1] Homann, Harald: Die soziologische Perspektive, in: Maurer, Michael (Hrsg.): Das Fest, Beiträge zu seiner Theorie und Systematik., Köln, Weimar, Wien 2004, S. 96.
[2] Vgl. n., Marquard, Odo, Moratorium des Alltags, in: Deile, Lars: Fest als „Moratorium des Alltags“ - Charakteristik bisheriger Definitionen, in: (vgl. Anm. 1), S. 4 f.
[3] Vg., Wernhart, Karl, Das Fest als anthropologische Universalie, in: Kreissl, Eva / Scheichl, Andrea / Vocelka, Karl, Feste feiern., Linz 2002, S. 11 f.
[4] Vgl., Deile, Lars: Fest als „Moratorium des Alltags“ - Charakteristik bisheriger Definitionen, in: Maurer, Michael (Hrsg.): Das Fest, Beiträge zu seiner Theorie und Systematik., Köln, Weimar, Wien 2004, S. 6 f.
[5] Vgl., Schultz, Uwe (Hrsg.): Das Fest, Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München 1988. S. 8 f.
- Arbeit zitieren
- Tina Sommer (Autor:in), 2006, Die Geburt Christi im Kirchenjahr und Weihnachtliche Traditionen der Gegenwart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92577
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