Die Gretchen-Handlung ist derjenige Ausschnitt von Goethes „Faust – Der Tragödie erster Teil“, der mit am meisten diskutiert und erörtert wird, sei es in der Sekundärliteratur zu Faust, sei es in Studienarbeiten.
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In dieser Seminararbeit soll das gesellschaftliche Umfeld Gretchens untersucht werden, indem Gretchens Beziehungen zu anderen Personen beleuchtet werden.
Es wird sich zeigen, inwieweit diese Gesellschaft für die Tat Gretchens, den Kindsmord, Verantwortung tragen muss. Zum besseren Einstieg in die Thematik soll zunächst die Gretchen-Handlung kurz dargestellt werden:
Nach Fausts Verjüngung in der Hexenküche begegnet er der 14-jährigen Margarete auf der Straße und findet sofort Gefallen an ihr, so dass er sie anspricht. Da sie nicht sofort auf seine Schmeicheleien eingeht, versucht er sie mit einem wertvollen Schmuckstück, das er mit Mephistopheles’ Hilfe in ihrem Zimmer platziert, zu gewinnen. Da es Margarete bei ihrer Mutter abliefert und diese es der Kirche gibt, legt er wiederum ein Schmuckstück in ihre Kammer, das Margarete aber auf Anraten ihrer Nachbarin Marthe Schwerdtlein behält. Bei einem Treffen in deren Gartenhäuschen gestehen sich Faust und Gretchen schließlich ihre Liebe.
Um in ihrer Liebesnacht ungestört zu sein, verabreicht Margarete ihrer Mutter einen Schlaftrunk, der aber in Wirklichkeit ein Gift ist und sie tötet.
Als Margaretes Bruder Valentin, ein Berufssoldat, von dem Lebenswandel seiner Schwester erfährt, fordert er Faust und Mephistopheles zum Duell. Mephistopheles hilft nach, so dass Faust Valentin tötet, obwohl er es nicht beabsichtigt hat. Nun muss Faust als Mörder fliehen.
Während Faust in der Walpurgisnacht verweilt, tötet Gretchen ihr Neugeborenes und wird gefangen genommen. Faust und Mephistopheles besuchen sie im Kerker, doch Gretchen weigert sich, sich von Faust befreien zu lassen, sei es dadurch, dass sie in geistiger Umnachtung ist und die Gelegenheit zur Flucht nicht realisiert, sei es, dass sie ihre weltliche Strafe annimmt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundzüge der Gretchen-Handlung
2.1. Inhaltsangabe
2.2. Die drei Stadien der Gretchen-Handlung
3. Das gesellschaftliche Umfeld Gretchens
3.1. Faust
3.2. Religion und Kirche
3.3. Gretchens Bruder Valentin
3.4. Freundin Lieschen
3.5. Gretchens Mutter
3.6. Nachbarin Marthe Schwerdtlein
4. Schluss
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Gretchen-Handlung ist derjenige Ausschnitt von Goethes „Faust – Der Tragödie erster Teil“, der mit am meisten diskutiert und erörtert wird, sei es in der Sekundärliteratur zu Faust, sei es in Studienarbeiten.
Was die Gretchen-Handlung – wegen ihres tragischen Ausgangs auch gerne als Gretchentragödie bezeichnet – wohl so erörternswert macht, ist zum einen die Liebesgeschichte zwischen Faust und Margarethe, zum andern die Kindsmordproblematik, die zu Goethes Zeiten hochaktuell war.
Zur Vorlage für die Gretchen-Handlung nahm sich Goethe den authentischen Fall der Susanna Margareta Brandt, die 1772 im Alter von 24 Jahren hingerichtet wurde. Sie war von einem unbekannten Holländer geschwängert worden und hatte aus Panik vor gesellschaftlicher Ächtung ihr Neugeborenes getötet und verstümmelt[1].
In dieser Seminararbeit soll das gesellschaftliche Umfeld Gretchens untersucht werden, indem Gretchens Beziehungen zu anderen Personen beleuchtet werden.
Es wird sich zeigen, inwieweit diese Gesellschaft für die Tat Gretchens, den Kindsmord, Verantwortung tragen muss.
2. Grundzüge der Gretchen-Handlung
2.1. Inhaltsangabe
Zum besseren Einstieg in die Thematik soll zunächst die Gretchen-Handlung kurz dargestellt werden:
Nach Fausts Verjüngung in der Hexenküche begegnet er der 14-jährigen Margarete auf der Straße und findet sofort Gefallen an ihr, so dass er sie anspricht. Da sie nicht sofort auf seine Schmeicheleien eingeht, versucht er sie mit einem wertvollen Schmuckstück, das er mit Mephistopheles’ Hilfe in ihrem Zimmer platziert, zu gewinnen. Da es Margarete bei ihrer Mutter abliefert und diese es der Kirche gibt, legt er wiederum ein Schmuckstück in ihre Kammer, das Margarete aber auf Anraten ihrer Nachbarin Marthe Schwerdtlein behält. Bei einem Treffen in deren Gartenhäuschen gestehen sich Faust und Gretchen schließlich ihre Liebe.
Um in ihrer Liebesnacht ungestört zu sein, verabreicht Margarete ihrer Mutter einen Schlaftrunk, der aber in Wirklichkeit ein Gift ist und sie tötet.
Als Margaretes Bruder Valentin, ein Berufssoldat, von dem Lebenswandel seiner Schwester erfährt, fordert er Faust und Mephistopheles zum Duell. Mephistopheles hilft nach, so dass Faust Valentin tötet, obwohl er es nicht beabsichtigt hat. Nun muss Faust als Mörder fliehen.
Während Faust in der Walpurgisnacht verweilt, tötet Gretchen ihr Neugeborenes und wird gefangen genommen. Faust und Mephistopheles besuchen sie im Kerker, doch Gretchen weigert sich, sich von Faust befreien zu lassen, sei es dadurch, dass sie in geistiger Umnachtung ist und die Gelegenheit zur Flucht nicht realisiert, sei es, dass sie ihre weltliche Strafe annimmt.
2.2. Die drei Stadien der Gretchen-Handlung
Nach Joachim SCHMIDT lässt sich die Gretchen-Handlung in drei Teile aufteilen[2]:
1. Verführung: Die Szenen „Straße“ bis „Marthens Garten“ (V.3025 bis V.3543)
2. Bedrängnis und Ächtung: Die Szenen „Brunnen“, „Zwinger“, „Nacht“, „Dom“ (V.3544 bis V.3834)
3. Gretchens Katastrophe: Die Szenen „Trüber Tag – Feld“, „Nacht – offen Feld“ und „Kerker“ (Prosateil nach V. 4398 bis V.4614).
Diese Unterteilung in die drei Abschnitte erscheint sinnvoll, da Gretchen in drei Stufen immer mehr von der Gesellschaft ausgeschlossen wird.
Im ersten Teil, der Verführung Gretchens, sieht man, welche verliebt-naive Sicht der Dinge sie innehat und wie leicht Faust es hat, sie zu verführen. Sie setzt sich noch teilweise über die Vorstellungen ihrer Umwelt hinweg, z.B. als sie zum zweiten Mal ein wertvolles Schmuckstück findet und es für sich behält, anstatt es bei ihrer Mutter abzuliefern, die es wieder der Kirche überbringen würde.
Im zweiten Teil der Gretchen-Handlung, „Bedrängnis und Ächtung“, wird deutlich, wie sehr Margarete von der Gesellschaft ihrer Zeit geprägt ist, wie sie sich von deren Erwartungen einschüchtern lässt. Ihr schlechtes Gewissen wegen des verbotenen Verhältnisses zu Faust nimmt Überhand, weswegen sie gegen Ende der Handlung diesem Druck nicht mehr standhält. Margarete erlebt einen Zusammenbruch, der sie in die geistige Umnachtung fallen lässt.
Der dritte Teil macht die Gretchen-Handlung zur wahren Gretchentragödie, da Margarete nun völlig aus der Gesellschaft ausgestoßen ist und sie für die Tötung ihres neugeborenen Kindes hingerichtet wird. Sie zeigt jedoch Stärke, indem sie bereit ist, sich der weltlichen Strafe für ihr Vergehen hinzugeben.
[...]
[1] Vgl. Lösch, M.: Who’s who bei Goethe. München 1998. S.204.
[2] Vgl. Schmidt, J.: Goethes Faust. Erster und zweiter Teil: Grundlagen – Werk – Wirkung. München 1999. S.160.
- Citar trabajo
- M.B.A. + Eng. Sonja Wagner (Autor), 2001, Faust I: Wie sieht Gretchens gesellschaftliches Umfeld aus und inwieweit ist dieses für ihren Kindsmord verantwortlich?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92548
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