In dieser Arbeit soll die Wochenplanarbeit des Unterrichts als Hilfsmittel für einen selbständigeren und aktiveren Unterricht der Schüler betrachtet werden.
Dafür wird zunächst konkretisiert was Wochenplanunterricht bedeutet und welche Voraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeiten mit dem Plan erfüllt werden müssen. Es folgt eine kritische Betrachtung von Wochenplanarbeit unter Berücksichtigung einer Studie von Huf (2008). Schließlich wird das Konzept von Kompetenzrastern vorgestellt und in Beziehung zum Wochenplan gebracht. Ein Fazit, in welchem herausgearbeitet wird, inwieweit der Wochenplanunterricht und die Kompetenzraster sinnvoll sind, rundet diese Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wochenplanunterricht
3. Voraussetzungen für Wochenplanunterricht
4. Grenzen des Wochenplanunterrichts
5. Kompetenzraster
6. Arbeit mit Kompetenzrastern
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Kinder sollen aktiv und selbständig handelnd lernen können.“ (Claussen 2005, S. 54)
Zumindest wird dies so, spätestens seit der Reformpädagogik der 1920er Jahre, formuliert. (vgl. Huschke 1988, S.10) Seitdem wurde auf verschiedenen Wegen versucht, die Selbständigkeit der Kinder in den Mittelpunkt des Lernens zu stellen, aber bis heute hat sich keiner dieser Ansätze durchgesetzt. Bereits 1991 forderte Klafki (vgl. Klafki 1991, S. 52f.) in seinem Bildungskonzept eine Bildung für alle, die kognitive, soziale und ästhetische Dimensionen beinhaltet. Dafür müssen die Selbstbestimmungs- und Mitbestimmungsfähigkeit der Kinder in den Mittelpunkt gerückt werden.
In der Realität jedoch werden unterrichtliche Entscheidungen in vielen Klassenzimmern einzig und allein von der Lehrkraft getroffen; sie entscheidet, wer was wann zu tun hat. (vgl. Huschke 1996, S.13) Den Schülern ist dabei kein Handlungsspielraum gegeben. Selbständiges und aktives Handeln seitens der Schüler1 sind weit entfernt von der Fremdsteuerung wie sie in vielen Klassenzimmern vorgefunden wird. (vgl. ebd.)
Da nicht alle Kinder die gleichen Lernschritte gehen können, sollte der Frontalunterricht auf ein „funktional genau definierbares Maß zurückgedrängt werden.“ (Claussen 2005, S.54) Dafür soll Wochenplanarbeit als ein „flexibel einsetzbares Hilfsmittel“ (ebd.) angesehen werden.
Dieser Aussage folgend soll die Wochenplanarbeit als Hilfsmittel für einen selbständigeren und aktiveren Unterricht der Schüler betrachtet werden. Dafür wird zunächst konkretisiert was Wochenplanunterricht bedeutet und welche Voraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeiten mit dem Plan erfüllt werden müssen. Es folgt eine kritische Betrachtung von Wochenplanarbeit unter Berücksichtigung einer Studie von Huf (2008). Schließlich wird das Konzept von Kompetenzrastern vorgestellt und in Beziehung zum Wochenplan gebracht. Ein Fazit, in welchem herausgearbeitet wird, in wie weit der Wochenplanunterricht und die Kompetenzraster sinnvoll sind, runden diese Arbeit ab.
2. Wochenplanunterricht
Der Wochenplanunterricht ist ein Setting des geöffneten Unterrichts, welches sich durch die Vorstrukturierung der Lehrkraft mit konkreten Aufgabenstellungen auszeichnet und damit vom offenen Unterricht unterscheidet. (vgl. Reh/Labede 2009, S. 159)
Die Schüler erhalten zu Beginn eines bestimmten Zeitraumes einen schriftlichen Arbeitsplan von der Lehrkraft, welcher Aufgaben aus verschiedenen Lernbereichen enthält. Diese müssen innerhalb einer von der Lehrkraft gesetzten Frist bearbeitet werden. Sie bearbeiten diesen in der von ihnen gewählten Reihenfolge in, wenn es die Aufgabe nicht anders vorgibt, Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit. (vgl. Huschke 1988, S. 11) Auf die verschiedenen Materialien, die sie für die Bearbeitung der unterschiedlichen Aufgaben benötigen, wird direkt im Plan verwiesen. Wenn die Bearbeitung einer Aufgabe abgeschlossen wurde, können die Schüler diese, je nach Möglichkeit, selbst kontrollieren und abhaken. Ob sie Hilfe für die Bearbeitung einer Aufgabe benötigen entscheiden die Schüler ebenfalls selbst, was ein wesentliches Merkmal der Binnendifferenzierung darstellt. (vgl. Claussen 2005, S. 55) Langfristig sollen die Schüler in die Lage versetzt werden, sich aktiv an der Gestaltung des Unterrichts zu beteiligen. (vgl. Huschke 1988, S. 11)
Ein erster Schritt in Richtung der Beteiligung an der inhaltlichen Unterrichtsgestaltung ist das Wählen einer Aufgabe, wenn man den Plan bereits früher fertig bearbeitet hat. Da nicht alle Schüler in demselben Tempo arbeiten, brauchen einige eine weitere Aufgabe, die im Idealfall eine selbstgewählte Tätigkeit ist. Um der Lehrkraft Transparenz über diese gewählte Aufgabe zu verschaffen, sollte sie in einem freien Feld oder auf der Rückseite des Plans dokumentiert werden. (vgl. ebd., S. 19) Interessante Vorschläge und Ideen, die die Schüler in diesem Zusammenhang entwickelt haben, können dann als Angebot in den nächsten Wochenplan mit aufgenommen werden. (vgl. ebd., S. 74)
3. Voraussetzungen für Wochenplanunterricht
Bevor mit dem Wochenplan gestartet werden kann, muss die Lehrkraft einige Dinge, die zur erfolgreichen Durchführung elementar wichtig sind, bedenken.
Da die Schüler zu großen Teilen selbst Entscheidungen über die Sozialformen wählen und für die Bearbeitung verschiedene Materialien benötigt werden, müssen gewisse räumliche Voraussetzungen erfüllt sein. Der Raum muss über frei zugängliche Regalsysteme verfügen, in welchen Materialien ausgelegt werden, welche die Schüler selbständig benutzen können. (vgl. Claussen 2005, S. 54) Um einen reibungslosen Sozialformenwechsel zu gewährleisten, sollte der Klassenraum in verschiedene Funktionsbereiche unterteilt werden, unter anderem mit einem Gruppentisch und einer Leseecke, welche mit Büchern ausgestattet ist. Somit gäbe es auch gleich einen Bereich für die Schüler, die nach der Bearbeitung ihres Plans gerne Lesen möchten, bzw. wenn Lesen ein Bestandteil des Plans ist. (vgl. ebd. S. 63)
Außerdem müssen bestimmte soziale Regelungen entwickelt und eingeübt werden. Dabei geht es z.B. um die Kommunikation untereinander, das selbständige Wählen der Sozialformen und die Formen der Selbstkontrolle. (vgl. ebd., S. 54) Für diese Regelungen sollte eine Einhaltungsvereinbarung mit den Schülern getroffen werden, damit ein reibungsloser Ablauf während der selbständigen Arbeit gewährleistet wird.
4. Grenzen des Wochenplanunterrichts
Da der Wochenplan das zu schaffende Pensum für einen gewissen Zeitraum vorgibt, eröffnet er den Schülern gleichzeitig auch die Möglichkeit über den Wochenplan hinausgehende Tätigkeiten zurückzuweisen. Der Wochenplan wird zum exklusiven Repräsentanten schulischer Leistungsanforderungen, welcher ein „Mehr“ an Leistung als ungerechtfertigte Zumutung von Mehrarbeit erscheinen lässt. (vgl. Huf 2008, S. 115)
Insgesamt unterscheidet sich die Einsatzbereitschaft von Schülern aber sehr stark voneinander. So gibt es sicher Schüler, die gerne zusätzliche Aufgaben bearbeiten, weil sie Spaß daran haben. Aber die langsameren oder weniger einsatzbereiten Schüler entdecken dann Schleichwege und Ausweichmöglichkeiten aus der Bearbeitung einiger Aufgaben im Wochenplan. Um die Motivation der Schüler zu gewährleisten, werben die Lehrkräfte oftmals damit, dass die Schüler lediglich versuchen sollen, den Plan komplett zu schaffen; es sei aber nicht schlimm, wenn sie dies nicht tun. (vgl. ebd., S. 116) Somit kann es schnell zu einer Vermeidung der Auseinandersetzung mit problemhaltigen, anspruchsvollen und zeitaufwändigen Lerngegenständen kommen. Ebenso können Leseaufgaben auch ohne das Lesen abgehakt werden, da diese ja nicht kontrolliert werden können. (vgl. ebd., S. 119) Die Schüler, die den Plan auf jeden Fall vollständig durcharbeiten wollen, setzen ihren Fokus meist auf die Schnelligkeit in der Bearbeitung. Dadurch lernen sie vor allem ihre Arbeit zweckrational zu organisieren und die Lernzeit zeitbewusst und zeitsparend zu nutzen. Sie lernen dabei aber nicht, wie man sein Lernen selbstbestimmt und selbstverantwortlich gestaltet. (vgl. ebd., S. 122)
5. Kompetenzraster
Kompetenzraster beschreiben was man können könnte, indem sie den aktuellen Leistungsstand des Schülers in einem differenzierten und individualisierten Kompetenzprofil aufzeigen, in welchem man gleichzeitig die Entwicklung in den verschiedenen Bereichen beobachten kann. (vgl. Beatenberg)
Sie definieren Inhalte und Qualitätsmerkmale eines Fachgebietes in Form von can-do-statements. Dazu werden die Kriterien, die das Fachgebiet inhaltlich bestimmen vertikal und die jeweilig zugeordneten Niveaustufen horizontal dargestellt. Die individuellen Leistungen des Schülers werden dazu in Beziehung gebracht. (vgl. Müller)
Damit schaffen die Kompetenzraster einen Orientierungsrahmen für die Schüler und stecken gleichzeitig den Erwartungshorizont ab. Sie fungieren als integrale Arbeits-, Selbstführungs- und Evaluationsinstrumente, die eine transparente Information ermöglichen und Noten ersetzen. (vgl. ebd.)
6. Arbeit mit Kompetenzrastern
Schüler, die mit Kompetenzrastern arbeiten, tun dies in Eigenregie. Das individuelle Programm eines jeden Schülers spiegelt sich dabei in den Rubriken der Kompetenzbereiche wider. Fertig bearbeitete Aufgaben können der Lehrkraft, die hier als „Coach“ fungiert, präsentiert werden. Anschließend wird ein Vorschlag gemacht, in welcher Rubrik diese Arbeit einzuordnen sei. Dafür werden farbige Klebepunkte genutzt, die deutlich machen, welchen Kriterien und Qualitätsmerkmalen eine Leistung entspricht. Aus diesen entsteht nach einer gewissen Zeit ein Kompetenzprofil, welches die Qualität und die Quantität der Leistungen in den entsprechenden Fachbereichen widerspiegelt.
Durch dieses individuelle Profil können die Schüler ihre Stärken und Schwächen direkt miteinander vergleichen und die dabei sichtbar werdenden Differenzen können von den Schülern direkt in der Zusammenstellung ihres Arbeitsprogrammes berücksichtigt werden. Dies stärkt die Selbstreflexionsfähigkeit der Schüler als Basis des selbstgesteuerten Lernens. Die Schüler erfahren Selbstwirksamkeit und können den Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln. (vgl. ebd.)
Die eigenständige Entwicklung eines Arbeitsplans, eventuell mit einer, von Schülerseite aus geforderten, Hilfe durch die Lehrkraft, ist ein großer Schritt hinein in das selbständige Lernen. Das Lernen wird dabei zur persönlichen Angelegenheit (vgl. ebd.) und weckt somit die intrinsische Motivation der Erreichung eines selbstgesteckten Lernziels.
Hier kommen wir dem Konzept der Wochenplanarbeit sehr nah. In beiden Modellen sollen die Schüler selbständig einen Plan bearbeiten und können nach eigenem Ermessen Hilfe anfordern.
7. Fazit
Die Arbeit mit Kompetenzrastern ist meines Erachtens sehr sinnvoll. Es scheint wie ein verbessertes Konzept der Wochenplanarbeit. Hier wird der Fokus nicht auf das einfache Abarbeiten von Aufgaben, die von der Lehrkraft vorgegeben werden, gelegt, sondern das Lernen selbst steht im Vordergrund. Schüler entwickeln ein Bewusstsein für die einzelnen Kompetenzbereiche und erkennen selbst wo sie noch mehr Einsatz zeigen müssen. „Die Aktivitätsschwerpunkte werden hin zu den Lernenden ver-lagert.“ (Müller) Es wird gefordert, dass die Wochenplanarbeit „nicht zu einem weiteren Instrument des Antreibens werden [soll], sondern zu einem Gütezeichen einer nichtkonkurrenten, bedächtigen, gelassenen, deutlich langsameren, aber zugleich grundlegenden, gründlichen Grundschule.“ (Claussen 2005, S. 70)
Die Studie von Christina Huf (2008) zeigt aber, dass die Schüler sich bei der Wochenplanarbeit sehr auf Zeitfaktoren fokussieren. Außerdem steht der Vergleich bei der Bearbeitung von Wochenplänen ebenfalls im Vordergrund. So kommt es immer wieder vor, dass die Schüler einander fragen, wie weit sie denn schon seien bei ihrer Bearbeitung. (vgl. Huf 2008, S. 117) Dies wiederum kann bei den nicht so schnell arbeitenden Schülern zu Stress und Überforderung führen.
Bei den Kompetenzrastern ist meines Erachtens kein so direkter Vergleich möglich, da jeder an seinem individuellen Kompetenzprofil arbeitet und der Fokus auf der persönlichen Weiterentwicklung liegt. Durch den Wunsch der Schüler eine weitere Kompetenzstufe zu erreichen, wird hier automatisch eine gründlichere Bearbeitung der Aufgaben stattfinden, da es im Gegensatz zur ‚normalen‘ Wochenplanarbeit keine Frist für die Bearbeitung einer allgemeingültigen Aufgabe gibt.
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1 Schüler steht in der gesamten Arbeit für Schülerinnen und Schüler
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- Anonymous,, 2019, Wochenplan Ausarbeitung für den Schulunterricht. Eine kritische Betrachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/924588
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