Die Schuldenkrise der Entwicklungsländer ist in den letzten 20 Jahren zu einem der wichtigsten Themenfelder für all jene geworden, die sich mit Fragen der Weltwirtschaft, mit Entwicklungsstrategien in der Dritten Welt oder mit ökonomischen Alternativmodellen in den Industrieländern beschäftigen und somit die „moralischen Maßstäbe einer gerechten Weltwirtschaftsordnung nicht nur vor den komplizierten und wenig durchsichtigen monetären Verstrickungen der Schuldenökonomie des «Pumpkapitalismus» aufgeben“.
Die vorliegende Arbeit untersucht die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer und die Umschuldungsprogramme multinationaler Institutionen am Beispiel des Internationalen Währungsfonds. Im Anschluss an meine Untersuchungen, die den Weg in die Verschuldungskrise, den Internationalen Währungsfonds hinsichtlich dessen Geschichte, Organisation und Zielsetzungen, sowie das Instrument der Umschuldungsprogramme an dem Fallbeispiel der Asienkrise abdecken, möchte ich versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben wie effektiv die Umschuldungsprogramme sind, um die Verschuldungskrise einzudämmen. Die abhängige Variable meiner Untersuchungen habe ich folglich die „Eindämmung der Schuldenkrise“ gewählt, während die unabhängige Variable der „Internationale Währungsfond“ als handelnder und auf die abhängige Variable Einfluss nehmender Faktor ist.
Abschließend ein paar kurze Anmerkungen zur verwendeten Literatur: Für einen ersten Überblick zu den Ursachen und Wegen in die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer kann ich Dieter Boris Sammlung „Schuldenkrise und Dritte Welt - Stimmen aus der Peripherie“ mit Beiträgen von Fidel Castro, Cheryl Pyer und Boris Dieter selbst sowie Richard Gersters Buch „Fallstricke der Verschuldung - der Internationale Währungsfond und die Entwicklungsländer“ empfehlen. Zur Geschichte, Organisation und Zielsetzung des IWF hat mir Clarissa Goricki mit ihrem Buch „Marktwirtschaftliche Reformsteuerung - die Rolle von IWF und Weltbank in Mitteleuropa nach 1990“ und insbesondere Tobias Knedlik mit seinem Aufsatz „Der IWF und Währungskrisen – vom Krisenmanagement zur Prävention?“ geholfen, während ich für die Umschuldungsprogramme des IWF und das Fallbeispiel „Asienkrise“ vor allem Martin Nienhaus’ Aufsatz „Die Schuldenkrise der Entwicklungsländer und ihre Folgen“ bzw. Dieter Heriberts Buch zur Asienkrise und Joseph Stiglitz „Die Schatten der Globalisierung“ für meine Untersuchungen heranziehen konnte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer: Ursachen und Wege in die Krise
3. Der Internationale Währungsfonds (IWF): Geschichte, Organisation und Ziele
4. Das Instrument der Umschuldungsprogramme des IWF
5. Fallbeispiel Asienkrise
6. Epilog
7. Literaturangabe
1. Einleitung
Im Jahre 1776 publizierte Adam Smith, einer der „Klassiker der Freihandelspolitik, mit der optimistischen Weltsicht des aufstrebenden Bürgertums“[1] seine bedeutende Analyse über Wesen und Ursachen des Volkswohlstandes „Wealth of Nations“. Mehr als 200 Jahre später ist die Ursachenanalyse und Lösung der anhaltenden Verschuldungskrise der Entwicklungsländer mehr denn je nicht nur von wissenschaftlichem, sondern auch von politischem, insbesondere jedoch von finanzpolitischem, Interesse. Doch nicht nur politische Repräsentanten aus Industrie- und Entwicklungsländern, folgen den regelmäßigen Einladungen des Internationalen Währungsfond (IWF) und der Weltbank, um über Bereitschaftskredite, Sonderfazilitäten, Zinsen, Umschuldungs- und Strukturanpassungspläne sowie in erster Linie über Schulden zu debattieren. Vorbereitet sind auch die so genannten „Dritte-Welt-Gruppen“, die Solidaritätsbewegung, kirchliche Aktionsgruppen, die Mitglieder des Netzwerks „Verschuldungskrise“ sowie globalisierungskritische Organisation wie „attac“ und militante Globalisierungsgegner aus dem internationalen autonomen Spektrum.
Die Schuldenkrise der Entwicklungsländer ist in den letzten 20 Jahren zu einem der wichtigsten Themenfelder für all jene geworden, die sich mit Fragen der Weltwirtschaft, mit Entwicklungsstrategien in der Dritten Welt oder mit ökonomischen Alternativmodellen in den Industrieländern beschäftigen und somit die „moralischen Maßstäbe einer gerechten Weltwirtschaftsordnung nicht nur vor den komplizierten und wenig durchsichtigen monetären Verstrickungen der Schuldenökonomie des «Pumpkapitalismus» aufgeben“.[2]
Die vorliegende Arbeit untersucht die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer und die Umschuldungsprogramme multinationaler Institutionen am Beispiel des Internationalen Währungsfonds. Im Anschluss an meine Untersuchungen, die den Weg in die Verschuldungskrise, den Internationalen Währungsfonds hinsichtlich dessen Geschichte, Organisation und Zielsetzungen, sowie das Instrument der Umschuldungsprogramme an dem Fallbeispiel der Asienkrise abdecken, möchte ich versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben wie effektiv die Umschuldungsprogramme sind, um die Verschuldungskrise einzudämmen. Die abhängige Variable meiner Untersuchungen habe ich folglich die „Eindämmung der Schuldenkrise“ gewählt, während die unabhängige Variable der „Internationale Währungsfond“ als handelnder und auf die abhängige Variable Einfluss nehmender Faktor ist.
Abschließend ein paar kurze Anmerkungen zur verwendeten Literatur: Für einen ersten Überblick zu den Ursachen und Wegen in die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer kann ich Dieter Boris Sammlung „Schuldenkrise und Dritte Welt - Stimmen aus der Peripherie“ mit Beiträgen von Fidel Castro, Cheryl Pyer und Boris Dieter selbst sowie Richard Gersters Buch „Fallstricke der Verschuldung - der Internationale Währungsfond und die Entwicklungsländer“ empfehlen. Zur Geschichte, Organisation und Zielsetzung des IWF hat mir Clarissa Goricki mit ihrem Buch „Marktwirtschaftliche Reformsteuerung - die Rolle von IWF und Weltbank in Mitteleuropa nach 1990“ und insbesondere Tobias Knedlik mit seinem Aufsatz „Der IWF und Währungskrisen – vom Krisenmanagement zur Prävention?“ geholfen, während ich für die Umschuldungsprogramme des IWF und das Fallbeispiel „Asienkrise“ vor allem Martin Nienhaus’ Aufsatz „Die Schuldenkrise der Entwicklungsländer und ihre Folgen“ bzw. Dieter Heriberts Buch zur Asienkrise und Joseph Stiglitz „Die Schatten der Globalisierung“ für meine Untersuchungen heranziehen konnte.
2. Die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer: Ursachen und Wege in die Krise
Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Richard Gerster weißt in seinem Buch „Fallstricke der Verschuldung zu Recht darauf hin, dass bei entwicklungspolitischen Kontroversen oft völlig verschiedene Begriffe von „Entwicklung“ im Hintergrund stehen. So wird das jeweilige Entwicklungsverständnis enorm von der allgemeinen Weltsicht stark gezeichnet und bestimmt seinerseits wiederum entwicklungstheoretische und entwicklungspolitische Ansätze und Handlungsmuster.[3]
Was heißt nun aber konkret „Entwicklung“? Die Einsichten in internationale Zusammenhänge zeigen, dass es falsch ist, Entwicklung mit Modernisierung oder ökonomischem Wachstum gleichzusetzen. Wirtschaftliches Wachstum besagt zunächst einmal nichts über die sozialen Verhältnisse und Lebensbedingungen der Bevölkerung. Aus Erfahrungen heraus wissen wir, dass Wirtschaftswachstum für viele Schichten lediglich eine Modernisierung der Armut bewirkt. Entwicklung muss also vielmehr als Minimierung von lebensunwürdigen bzw. lebensfeindlichen Verhältnissen definiert werden. Lebensfeindlichkeit berührt in diesem Zusammenhang mehrere Dimensionen: das Verhältnis zur Natur, zu seinen Mitmenschen, aber auch zu sich selbst. Unter „Entwicklung“ kann man folglich jene Veränderungen verstehen, die einer größtmöglichen Zahl von Menschen eine „bessere und nachhaltige Befriedigung ihrer materiellen […] und immateriellen Grundbedürfnisse ermöglicht“[4], welche das Machtgefälle zwischen den Menschen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene abbaut und letztlich ein ausgeglichenes Zusammenwirken ökologischer Faktoren garantiert.[5]
Legt man nun diese Begriffsdefinition von Entwicklung zugrunde, so sind zunächst einmal alle jene Länder Entwicklungsländer, die mit individuellen Entwicklungsproblemen zu kämpfen haben. Es ist international üblich, dass bestimmte Länder als „Entwicklungsländer“ oder „Dritte Welt“ bezeichnet werden. Hiergegen kann nun selbstverständlich vorgebracht werden, dass die Begriffe „Entwicklungsländer“ und „Dritte Welt“ selbstüberheblich unsere eigene Welt als „Erste Welt“ ins Zentrum rücken und eine hierarchische Ordnung schaffen, an der wir an oberster Stelle stehen. Nichts desto trotz war und ist es entsprechend der existierenden Machtblöcke bei internationalen Verhandlungen vorteilhaft und notwendig, zwischen „Erster Welt“ (den Industrieländern), „Zweiter Welt“ (dem ehemaligen Ostblock) und „Dritter Welt“ zu unterscheiden. Um der Heterogenität der „Dritten Welt“ Rechnung zu tragen unterteilt man die diese zudem in: arme Entwicklungsländer, Entwicklungsländer mit mittlerem Einkommen, industrialisierende Entwicklungsländer und ölexportierende Entwicklungsländer.[6]
Es liegt nun auf der Hand, dass die Ursachenanalyse der internationalen Verschuldung, wie eingangs bereits erwähnt, nicht nur von wissenschaftlichem Interesse ist, sondern insbesondere von Politikerinnen und Politikern der „Ersten“ und der „Dritten Welt“ unterschiedlich angegangen und beantwortet wird. „Ist doch mit der Gewichtung der spezifischen Verursachungsfaktoren zugleich die Zuweisung von Verantwortung und ein bestimmter wirtschaftspolitischer Theorievorschlag verbunden.“[7] Folglich wird in der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Debatte darum gerungen, ob den internen Ursachen, also jene, die die Entwicklungsländer selbst zu verantworten haben, oder den externen Ursachen, für die die Entwicklungsländer nicht in die Verantwort genommen werden können, in der Bewertung der Vorrang gegeben werden muss. Während in diesem Zusammenhang die nationalen und internationalen „Institutionen des Kapitals“[8] stets die unseriöse und unsolide Wirtschaftspolitik der Entwicklungsländer für die Schuldenkrise verantwortlich machen, argumentieren diese hauptsächlich mit den so genannten „externen Schocks“, den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der sie benachteiligenden Politik des Welthandelssystems.[9]
Auf eine detaillierte Auseinadersetzung mit den bereits angerissenen unterschiedlichen wissenschaftlichen und politischen Positionen zur Verschuldungskrise der Entwicklungsländer soll an diese Stelle zunächst verzichtet werden. Auf einige „unzureichende Herangehensweisen“, wie Dieter Boris in seinem Buch „Schuldenkrise und Dritte Welt – Stimmen aus der Peripherie“ moniert, sei jedoch kurz hingewiesen. Neben der Kritik an der vorherrschenden Meinung, dass vor allem ökonomische Fehlleistungen und Defizite in den Entwicklungsländern für die Schuldenkrise verantwortlich sind, schreibt Boris: „Die Meinung, dass bei jedem Land der Dritten Welt derart unterschiedliche Faktoren zur Verschuldung bzw. sogar zur Verschuldungskrise geführt haben, dass nur eine Einzelfallanalyse möglich […] sei, sieht sich mit der Frage konfrontiert, warum zu einem bestimmten Zeitpunkt die Mehrheit der Entwicklungsländer auf ähnlich tief greifende Wirtschaftsprobleme, deren symptomatischer Ausdruck die Verschuldungskrise ist, gestoßen ist.“[10]
Dieser Kritik muss ich, zumindest was die Verschuldungskrisen der letzten zwei Jahrzehnte angeht, entschieden widersprechen. Weisen die jüngsten Währungskrisen in den Schwellenländern doch Gemeinsamkeiten auf, die diese von vorherigen Währungskrisen unterscheiden.[11] Dieter Boris muss insofern aber auch in Schutz genommen werden, als dass er 1987 noch nicht wissen konnte, dass die Währungskrisen nach 1987 vor allem durch eine plötzliche Umkehr von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland hervorgerufen wurden und sich somit als „Kapitalbilanzkrisen“ von den früheren „Leistungsbilanzkrisen“ unterscheiden. Zudem weisen die jüngsten Krisen nicht nur eine höhere Komplexität, sondern auch eine höhere Individualität im Vergleich zu den früheren Krisen auf. Dabei kann man beobachten, dass immer mehr Länder in ihrer Wechselkurspolitik auf flexible Wechselkurse setzen und somit die viel debattierten Ecklösungen der Wechselkurspolitik bzw. völlig flexible Wechselkurse nicht mittragen. Diese Politik, die versucht einen makroökonomischen Wechselkurs in feste Bahnen zu lenken, stößt allerdings regelmäßig dann an ihre Grenzen, wenn die heimische Währung unter massiven Abwertungsdruck, meist hervorgerufen durch eine plötzliche Umkehr von Kapitalströmen steht.[12]
[...]
[1] ALTVATER, Elmar, HÜBNER, Kurt, LORENTZEN, Jochen und ROJAS, Raúl: Die Armut der Nationen. Handbuch zur Schuldenkrise von Argentinien bis Zaire. Rotbuch Verlag. Berlin 1987. S. 11.
[2] Vgl.: Ebenda.
[3] Vgl.: GERSTER, Richard: Fallstricke der Verschuldung. Der Internationale Währungsfonds und die Entwicklungsländer. Z-Verlag. Basel 1982. S. 16.
[4] Ebenda. S. 17.
[5] Vgl.: Ebenda. S. 16 f.
[6] Vgl.: Ebenda. S. 18.
[7] BORIS, Dieter: Schuldenkrise und Dritte Welt. Stimmen aus der Peripherie. Pahl-Rugenstein-Verlag. Köln 1987. S. 17.
[8] Ebenda.
[9] Vgl.: Ebenda.
[10] Ebenda. S. 18.
[11] Vgl.: KNEDLIK, Tobias: Der IWF und Währungskrisen – vom Krisenmanagement zur Prävention? In: Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen, Nr. 87. Februar 2004. S. 5.
[12] Vgl.: Ebenda. f.
- Quote paper
- Raoul Giebenhain (Author), 2006, Die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer und die Umschuldungsprogramme multinationaler Institutionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92422
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