Die Arbeit setzt sich mit der Hippie Bewegung in den USA in den 1960er Jahren auseinander. Dabei widmet sich die Arbeit zum einen der Frage, was die jungen Menschen damals dazu bewegt hat sich gegen die Gesellschaftsform mit traditionellen Werten in Frage zu stellen, und zum anderen, welche Faktoren diesen Gesinnungswandel begünstigt hat.
Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über die Blütezeit und die Anfänge der Hippiebewegung. Anschließend werden die Auswirkungen der Hippiekultur auf die 68-er Bewegung geschildert und verglichen. Im dritten Teil wird näher auf das Ende der Hippiebewegung eingegangen.
1. Einleitung
2. Beatniks und Hippies
2.1. Die Beat-Generation
2.2. Religiöse Vorbilder der Hippiebewegung
2.3. Motivationen zum Beitritt in die Hippiebewegung
2.4. Auslöser und Ziele der Hippiekultur
3. Die Blütezeit der Hippiebewegung
3.1. Summer of Love
3.2. Woodstock - Höhepunkt der Kultur
3.3. Make love, not war
3.4. Die Droge LSD
4. Die Hippiekultur und 68er-Bewegung in Deutschland
4.1. Die Auswirkungen der Hippiekultur während der Zeit der 68er-Bewegung in Deutschland
4.2. Vergleich der Hippiekultur mit der 68er-Bewegung
5. Das Ende einer Ära
5.1. Kent State
5.2. Charles Manson
5.3. Das Ende der Hippiebewegung
5.4. Hippies heute
6. Fazit
1. Einleitung
Walter Hollstein, ein Schweizer Soziologe beschreibt die Ideologie der Hippies folgendermaßen:
„Das Ziel der Hippies war eine antiautoritäre und enthierarchisierte Welt- und Wertordnung ohne Klassenunterschiede, Leistungsnormen, Unterdrückung, Grausamkeit und Kriege“. (Görtemaker, 1999, S.478)
War es tatsächlich so? Oder waren die Hippies arbeitsscheue, langhaarige, junge Chaoten, die sich lediglich als lebenshungrige Blumenkinder unter dem Vorwand die Welt verändern zu wollen, den althergebrachten, bürgerlichen Wertvorstellungen der Mittelstandsgesellschaft von Leistung und Pflichterfüllung entziehen wollten?
War es einfach nur die Lust auf ein Leben in einer freien, naturbezogenen und auf ekstatischen Glückserlebnissen in Liebe, Musik und Rauschmittelgenuss basierenden Welt?
In dieser Seminararbeit beschäftige ich mich mit Beweg- und Hintergründen der Hippiebewegung in den USA und dem Einfluss, den diese Ära auf unsere heutige westliche Gesellschaft genommen hat.
Es soll beispielhaft an ausgewählten historischen Ereignissen, die mit der Gegenkultur in unmittelbarem Zusammenhang standen, ein Einblick in die Entwicklung dieser besonderen Zeit gegeben werden.
Auch habe ich nach Parallelen zu der 68er-Bewegung, einer Jugendkultur in Deutschland, die gleichermaßen durch revolutionäre Ideologien geprägt war, gesucht.
Meiner Analyse habe ich die Leitfragen „Was hat junge Menschen bewegt, die etablierten Gesellschaftsformen mit traditionellen Werten in Frage zu stellen?“ und „Welche äußeren Faktoren haben diesen Gesinnungswandel begünstigt?“ zugrunde gelegt.
2. Beatniks und Hippies
2.1. Die Beat-Generation
Die Beat-Generation war eine der einflussreichsten literarischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Viele ihrer Einflüsse als erste moderne literarische Subkultur zeigen sich auch später in der Hippiebewegung. Der Begriff „beat“ ist doppeldeutig zu sehen. Man kann man es zum einen mit „müde, heruntergekommen oder völlig am Ende“ übersetzen. Dies ist wohl bezeichnend für die Gefühlslage der Menschen am Ende des Zweiten Weltkriegs, der Zeit, in der die Beat-Generation aufwuchs. Eine andere Möglichkeit ist die Herleitung aus dem verwandtschaftlichen Begriff „beatfic“, das sich mit „gesegnet“ und „erlöst“ übersetzen lässt. Somit lässt sich das Wort auch positiv im Hinblick auf die innovativen und spirituellen Ideen, die diese Zeit hervorbrachte, interpretieren.
Die Beat-Generation, deren Anhänger als Beatniks bezeichnet wurden, waren vor allem von einem kreativen Geist und einem Drang zur Erneuerung bewegt. Eine ihrer größten Errungenschaften war das Überwinden von gesellschaftlichen Tabus. Es ging dieser Generation vor allen Dingen darum, die eigene Freizügigkeit auszuleben und sich von vermeintlich prüden gesellschaftlichen Werten zu lösen. Dabei wurde die Individualität in den Vordergrund gestellt und die Mitmenschen zum Nachdenken über ihre eigene gesellschaftliche Situation angeregt.
Ein anderer Denkansatz war, dass Menschen nicht mit ihrem gegenwärtigen Leben zufrieden sein, sondern immer den Drang haben sollten, sich zu verändern . Diese Ideen spiegelten sich nun in Form von neuer Musik, Literatur und Kunst wider.
Die Beatniks drückten ihre Einstellung auch durch Äußerlichkeiten wie z.B. das Wachsen lassen der Haare und das Tragen von unüblicher Kleidung aus. Auch war bei den Anhängern zum ersten Mal ein exzessiver Drogenkonsum verbreitet, den man auch später in der Hippiebewegung findet.
2.2. Religiöse Vorbilder der Hippiebewegung
Die Hippiebewegung der 60er Jahre in Amerika war geprägt von neuen religiösen Einflüssen, spirituellen Erfahrungen und vor allem aber einer Abwendung von konventionellen Strukturen der Gesellschaft.
Hippies fingen an, sich der traditionellen Religion und Erziehung durch die Eltern zu widersetzen. Menschen wurden zu neuen Glaubensansätzen ermutigt, wodurch sich viele Mitglieder unkonventionellen Religionsgemeinschaften wie z. B. dem Buddhismus, Hinduismus oder der Mystik der amerikanischen Ureinwohner anschlossen. Ihr Ziel war, den Horizont des Geistes zu erweitern und eine neue Weltperspektive zu erlangen.
Der Buddhismus fand schon in der Anfangszeit der Hippiebewegung großen Anklang. Vor allem der Zen Buddhismus, der auch schon früher von Autoren der Beat-Generation wie z.B. Daisetsu T. Suzuki und Allan Watts angepriesen wurde, stieß auf positive Resonanz. Die Lehre der Religion wurde vor allem von amerikanischen Soldaten, die in Vietnam stationiert waren, verbreitet. Für sie diente sie in der sorgenschweren Kriegszeit dazu, einen inneren Frieden zu finden. Während der Hippiebewegung spielte die vom Buddhismus geprägte Meditation eine große Rolle. Sie wurde als wichtige Komponente für das individuelle persönliche Entwicklung angesehen.
Die schnelle Verbreitung des Hinduismus während der 60er Jahre geschah vor allem aufgrund eines Treffens der Beatles mit dem hinduistischen Guru Maharishi Mahesh Yogi. Da die Beatles damals durch ihre große Popularität auch sehr viel Einfluss hatten, brachte diese Zusammenkunft auch eine Begeisterung der jungen Bevölkerung am hinduistischen Glauben mit sich. Der Lebensstil der Anhänger wurde durch die indische Kultur geprägt. Sie trugen lange Bärte, bunte indische Kleidung und ernährten sich vegetarisch.
Die Mystik der amerikanischen Ureinwohner war vor allem von der Beziehung zwischen Mensch und Natur geprägt. So wurde zum Beispiel die Erde wie ein Gott verehrt und angebetet und damit einhergehend gepredigt, dass sie niemandem gehöre und somit auch kein Besitz von Land möglich sei. Daraus keimte die Idee der Hippiekommunen, alles miteinander zu teilen und auch mit der Natur verantwortungsbewusst und respektvoll umzugehen.
Hippies lehnten die von Konsum bestimmte Gesellschaft zugunsten eines einfacheren Lebensstils im Einklang mit der Natur ab.
2.3. Motivationen zum Beitritt in die Hippiebewegung
Die Hippiebewegung entstand in den späten 60er Jahren in den USA und von dort aus fand sie auch in Europa viele Anhänger.
Sie entwickelte sich aus dem Willen Jugendlicher und junger Erwachsener, sich gegen die spießbürgerliche Wohlstands- und Leistungsgesellschaft aufzulehnen. Hippies wollten der ihrer Meinung nach sinnleeren Mittelstandsgesellschaft eine von bürgerlichen Wertvorstellungen und Zwängen freie Welt entgegenstellen. Es war ihre Vorstellung, ein Leben in einer freien, naturbezogenen und auf ekstatischen Glückserlebnissen mit Liebe, Musik und Rauschmittelgenuss basierenden Welt zu führen.
Viele Anhänger empfanden die Gesellschaft als politisch erstarrt und unglücklich machend. Sie sahen in der Nachkriegszeit und des damit einhergehenden Wiederaufbaus keinen Weg zur Selbstverwirklichung und Entfaltung einer Individualität. Auf friedliche Weise wollten sie sich gegen die geltenden traditionellen Werte und Konventionen zur Wehr setzen.Sie wählten den Ausstieg aus der Gesellschaft anstatt diese neu aufzubauen oder zu versuchen, sie von innen zu reformieren.
Die meisten Hippies waren ursprünglich nicht politisch motiviert. Schnell merkten sie jedoch, dass man aus der Mehrheitsgesellschaft nicht aussteigen kann, ohne sich politisch zu engagieren. Im Gegensatz zu den Gammlern, die nur dem Leistungsdruck der Gesellschaft zu entfliehen versuchten, wollten Hippies auch neue, menschlichere Lebensweisen und Umgangsformen finden. Durch exzessiven Drogenkonsum und einer provozierenden Antimode fand eine zunehmende Polarisierung zwischen Jugend- und Erwachsenengeneration statt. Ein Jugendlicher in dieser Zeit fand in der Hippiebewegung ein Gefühl der Zugehörigkeit. Zum Beispiel hatte die Handlung, sich einen Joint zu „bauen“, einen fast mystischen Charakter. Es symbolisierte die Aufnahme in die Gemeinschaft und die gemeinsame Bewusstseinserweiterung, was im Endeffekt ein Zusammengehörigkeitsgefühl in den Jugendlichen weckte. Gleichzeitig diente es auch der Abgrenzung von den Erwachsenen. Diese sahen die Aussteiger eher als arbeitsscheue, langhaarige Gammler und Chaoten, die sich unter dem Vorwand die Welt verändern zu wollen lediglich den althergebrachten Wertvorstellungen von Leistung und Pflichterfüllung zu entziehen versuchten. Diese Ansicht war auch nicht ganz unberechtigt, denn tatsächlich flohen viele Hippies vor dem Leistungsdruck und den ihrer Ansicht nach spießbürgerlichen Konventionen im eigenen Land in Länder wie Indien, Marokko oder Ibiza, um dort ein kreatives und freies Leben zu führen. Ihren Höhepunkt erlebte die Bewegung während des Vietnamkriegs. Dort wurde auch das Motto „Make love, not war!“ geprägt.
2.4. Auslöser und Ziele der Hippiekultur
Die Hippibewegung trat vor allem für eine Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und Tabus ein. Viele Hippies, lebten in so genannten Kommunen zusammen.
Sie lehnten Gewalt ab und traten für Frieden, Gleichheit, Gemeinschaft und auch die freie Liebe ein. Der gesellschaftliche Umgang mit Sexualität war zu damaligen Zeiten ein völlig anderer als heute. Damit wollte die junge Generation radikal brechen. Das Ideal der Hippies war es, Sexualität nicht länger zu tabuisieren, sondern frei auszuleben und viele sexuelle Erfahrungen zu machen. Von der älteren Generation wurde dies immer wieder als provokant und skandalös empfunden. Der damit einhergehende Konsum von Drogen (vor allem bewusstseinsverändernder Halluzinogene) war in der Flower-Power-Bewegung weit verbreitet. Man rauchte Cannabis und nahm auch starke Rauschmittel wie LSD.
Die Hippies betrachteten die Gesellschaft, die durch den vom Staat zum Hauptprinzip gemachten Kapitalismus nur noch materielle Werte als real anerkannte als konsumsüchtig. Ihre Meinung war, dass man Freiheit als Autorität betrachten sollte und Einfachheit dem Besitz von materiellen Gegenständen vorziehen sollte. Sie wollten eine Bewegung gegen die Klassenordnung und den sozialen Status durchsetzen.
Bemerkenswert hierbei ist vor allem, dass ein Großteil der Anhänger aus wohlhabenden Familien stammte, also zum oberen Teil der Klassenordnung gehörten. Sie waren durch ihre Erziehung gut damit vertraut, materielle Werte den immateriellen vorzuziehen.Hippies setzten sich deswegen auch das Ziel, sich mehr über kleine Dinge im Leben zu freuen.
Um zu zeigen, dass sie keinen Wert auf teure Kleidung andere Wertobjekte legten, trugen Hippies dreckige, selbstgefärbte oder auch kaputte und unangemessene Kleidung (z.B. trugen sie häufig keine Schuhe im Winter, aber im Sommer dicke und sehr lange Mäntel).
Hippies waren auch für eine Gleichberechtigung von beiden Geschlechtern. Dies symbolisierten sie durch das Tragen einer einheitlichen Kleidung. Männer zogen sich genauso an wie Frauen, ließen sich ebenfalls lange Haare wachsen und trugen genauso Blumenmuster auf ihren Kleidungsstücken.
Sie wollten, dass alle Menschen gleichberechtigt und in Frieden auf der Erde leben. Unterdrückung und autoritäre Verhaltensweisen wurden von den Hippies verachtet. Die Angstgesellschaft sollte aufhören sich vor ihrem Nachbarn, der Polizei, dem Schicksal oder dem Vorgesetzten zu fürchten.
Sie konzentrierten sich auf von der Zivilisation entfernte Gemeinschaften, wie zum Beispiel die der Indianer da sie glaubten, weil sie deren Lebensform in Armut erstrebenswert fanden. Hier war man angewiesen noch auf intensive zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen und materielle Dinge spielten eine untergeordnete Rolle.
Nach der Meinung der Hippies sollte die Gesellschaft durch direkte Erfahrungen zum Erfolg gelangen und Gemeinschaft und Freuden sollten zu der verlorenen Kreativität zurückführen.
3. Die Blütezeit der Hippiebewegung
3.1. Summer of Love
1. Strophe aus dem Lied “Wear Some Flowers In Your Hair”:
„If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair. If you come to San Francisco, Summertime will be a love-in there “(Phillips, 1967)
Diese gefühlvolle Ballade gilt als Hymne der Flower-Power-Bewegung in San Francisco. Flower-Power bedeutet übersetzt: Macht der Blumen und ist ein Kennzeichen der Hippies, die man deshalb gerne auch Blumenkinder nannte. Sie verwendeten Blumen als Symbol für ihr Gesellschaftsideal. Das Lied, das Scott Mc Kenzie 1967 in San Francisco gesungen hat, inspirierte viele Jugendliche, in die Stadt zu reisen um sich als Blumenkinder darzustellen. Es wurde ein sofortiger Erfolg und verkörpert den Summer of Love. Auch in Europa konnte man das Lied auf den meisten Hitlisten finden. Dies zeigt den großen Einfluss der Hippiebewegung nicht nur innerhalb der USA sondern weltweit.
Der Summer of Love begann mit dem Human Be-In, einem Festival, das am 14. Januar 1967 im Golden Gate Park anlässlich des Verbotes von LSD stattfand. Trotz dieses Verbotes verteilte der Chemiker Owsley Stanley kostenlos LSD in großen Mengen. Zudem wurden große Mengen Truthahn von den Diggers, einer Aktivistengruppe ausgegeben. Das Event lockte zwischen 20.000 und 30.000 Menschen an und die Presse berichtete fast täglich davon.
Angezogen von der Aura der Hippies strömten tausende junge Menschen aus allen Teilen der USA in den Stadtteil Haight-Ashbury. Der Andrang war so groß, dass die Polizei den Befehl bekam, möglichst viele Leute aus dem Distrikt herauszuhalten. Dies brachte jedoch die Hippiebewegung nur noch mehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit und mehr und mehr Menschen kamen täglich.
Kultureller Höhepunkt des Summer of Love war ohne Zweifel das große Monterey International Pop Festival vom 16. bis 18. Juni 1967 in Monterey, das der Hippie-Bewegung einen enormen Schub verlieh und dem „Sound“ aus San Francisco über Nacht zum Weltruhm verhalf.
3.2. Woodstock - Höhepunkt der Kultur
Zwei Jahre nach dem Summer of Love in San Francisco wandte sich der Blick der Weltöffentlichkeit an die Ostküste der USA. Vom 15. bis 17. August 1969 fand auf einem Farmgelände in Bethel etwa 70 km südwestlich vom namengebenden und ursprünglich als Festivalort geplanten Woodstock im US-Bundesstaat New York das bis dahin größte Open-Air-Musikfestival aller Zeiten statt.
Dieses „Woodstock Music & Art Fair - 3 Days of Peace & Music“Festival feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.
Drei Tage wurde gefeiert, getanzt, viele Drogen konsumiert und in einem riesigen Camp übernachtet. Insgesamt traten 32 hochkarätige Künstler und Gruppen wie zum Beispiel Jimi Hendrix, Janis Joplin, Grateful Dead, Joe Cocker,Crosby, Stills& Nash und Santana auf. Leider fehlten ein paar der ganz großen Stars der Zeit, denn weder die Beatles, noch die Rolling Stones oder Bob Dylan, der sogar in der Nähe wohnte, erschienen auf der Bühne. Dennoch lockte das Festival eine große Menge an musikbegeisterten Menschen an.
Trotz chaotischer Zustände wie anhaltender Regenfälle, unzureichender Versorgung mit Lebensmitteln und mangelnder medizinischer Versorgung herrschte im Publikum eine entspannte und friedliche Stimmung. Obwohl nur 60.000 Eintrittskarten für das Festival verkauft wurden, machte sich rund eine Million Besucher auf den Weg. Etwa die Hälfte von ihnen wurden in den verstopften Straßen an der Weiterfahrt gehindert und von der Polizei wieder zurückgeschickt. Letztendlich konnten sogar über 400.000 Fans kostenlos am Woodstock-Festival teilnehmen, da Kassenhäuschen und Absperrungen des Geländes niedergetrampelt worden waren und der Eintritt somit jedem, ob mit oder ohne Ticket, möglich war. Dadurch wurde das Festival vorerst als finanzielles Desaster erklärt. In den darauffolgenden Jahren konnte durch die Vermarktung (in Form von Film und Dreifach-Album) jedoch trotzdem ein großer Profit gemacht werden. Der auf dem Festival entstandene Oscar-prämierte Film Woodstock gilt als einer der erfolgreichsten Dokumentarfilme und war mitverantwortlich dafür, dass der Mythos von Woodstock in die Welt transportiert wurde. Über 20 Kameraleute nahmen insgesamt 100 Stunden an Filmmaterial auf, das anschließend auf 3 Stunden gekürzt wurde. Schon in den ersten 18 Wochen erwirtschaftete der Film über 5 Millionen Dollar.
Noch heute steht das Woodstock-Festival für den Mythos eines friedliebenden, künstlerischen und anderen Amerikas. Trotz des zu Anfang rein kommerziellen Interesses gilt das Festival heute noch als legendärer musikalischer Höhepunkt der amerikanischen Hippiebewegung, der doch zugleich auch die Endphase dieser Jugendbewegung markierte.
3.3. Make love, not war
Viele Amerikaner waren durch den Vietnamkrieg, zu dem damals etwa 500.000 vorwiegend junge, wehrpflichtige Männer eingezogen wurden, desillusioniert. Als Reaktion auf die Brutalität und die Opfer des Krieges entwickelte sich eine große Protestbewegung. Die Friedensbewegung der Blumenkinder prägte das Motto „Make love, not war“. Etwa 50.000 amerikanische Kriegsdienstverweigerer entzogen sich der Einberufung und flohen nach Kanada.
Die Politik der 60er Jahre wurde aber nicht nur von Protesten gegen den Vietnamkrieg sondern auch von der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner, dem Streben nach einer Gleichberechtigung der Frau und dem Aufbegehren für mehr Rechte der Schwulen und Lesben geprägt.
3.4. Die Droge LSD
Als "Tore der Wahrnehmung" (Hofman,1979, S.87) beschreibt Albert Hoffmann, der Entdecker von LSD, die Wunderdroge, die er 1943 erfand. Nur 250 Mikrogramm nahm er bei seinem ersten LSD-Selbstversuch im Labor der Baseler Pharmafirma Sandoz ein. Zuerst fühlte er Schwindel, Angstgefühl und Lachreiz, als er sich aber dann mit dem Fahrrad auf den Weg nach Hause machte und sich dort hinlegte, begann erst der eigentliche „Trip”. Er beschreibt die Erfahrung wie ein Dämon der ihn ergriffen hat: „Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an” (Hofman, 1979, S.30). Es ging so weit, dass er sogar irgendwann Todesangst bekam. Trotz dieser schrecklichen Erfahrung erkannte Albert Hoffmann gleichzeitig das Potenzial, das in dieser Droge steckte. In weiteren Studien wurde LSD zur Therapie von psychisch Kranken eingesetzt.
Die Wunderdroge gelangte schnell auch mit Hilfe von Gurus wie zum Beispiel Timothy Leary immer mehr in die Hände von Hippies.
Timothy Leary wurde mehrfach wegen Drogenbesitzes inhaftiert. Bis zu seinem Ende setzte er sich hauptsächlich für den freien und allgemeinen Zugang zu bewusstseinsverändernden (psychedelischen) Drogen ein. Er starb vor einer Kamera mit seinen letzten Worten: „why, why not” (Cornwell, 2006) und darauffolgend „beautiful” (Cornwell, 2006). Später wurde dann seine Asche zusammen mit anderen Berühmtheiten ins All geschossen.
Leary beeinflusste die Hippiekultur massiv und seine berühmten Worte „Turn on, tune in, drop out" (Cornwell, 2006) sind uns heute noch bekannt.
Mit „turn on“ meint er die Anregung der neuronalen Funktionen des Körpers durch Drogen, mit „tune in“ möchte er eine harmonische Interaktion mit der Umwelt und eine neue innere Perspektive zum Ausdruck bringen und „drop out“ bedeutet für ihn in diesem Zusammenhang die Ablösung von unfreiwilligen und unbewussten Verpflichtungen, eine Eigenständigkeit und die Veränderung der persönlichen Entwicklung.
Leary sah LSD als zentrale Erziehungsmethode für die Gesellschaft und vor allem für die Jugend an. Er sah psychedelische Drogen als Mittel zur Aufhebung von Prägungen und als Zugang zu neuen Dimensionen. Gleichzeitig verabscheute er aber andere Drogen wie Opiate und Amphetamine, die seiner Meinung nach im Gegensatz zu LSD nur eine Abstumpfung des Gehirns bewirkten. Die Gedanken und Experimente Learys und anderer LSD-Apostel verbreiteten sich in den USA und vor allem in der Hippiegemeinde wie ein Lauffeuer.
LSD war bis zum Jahre 1967 noch legal und damit leicht zu beschaffen. Doch mit der großen Hoffnung auf eine Bewusstseinserweiterung traten auch zunehmend die negativen Seiten des Rauschmittels in den Vordergrund. Da die Droge häufig in falsche Hände geriet wurden auch viele negative Auswirkungen durch unsachgemäße Anwendung beobachtet. In den Händen von Unwissenden kam es zu sogenannten „Horror-Trips” (Drogenrausch mit Angst- und Panikgefühlen). In den Jahren 1964 bis 1966 erreichte der LSD Konsum seinen Höhepunkt. Die Medien häuften sich mit Meldungen von Unglücksfällen, von seelischen Zusammenbrüchen, kriminellen Handlungen, Morden und Selbstmorden, alle unter dem Einfluss von LSD. Eine therapeutische Anwendung von LSD geriet immer mehr in den Hintergrund, da sich kein Psychiater mit einer von den Hippies verwendeten Rauschdroge identifizieren wollte. Dies alles trug dazu bei, dass der Konsum von LSD in den USA verboten wurde.
4. Die Hippiekultur und die 68er-Bewegung in Deutschland
4.1. Die Auswirkungen der Hippiekultur während der Zeit der 68er-Bewegung in Deutschland
Der Einfluss der amerikanischen Kultur in Deutschland begann mit dem Bau der Mauer im Jahr 1961. Die Menschen fürchteten die Sowjetunion und legten alle Hoffnung auf die Hilfe durch die Amerikaner. Mit der Besetzung Deutschlands durch die USA machte sich auch die amerikanische Kultur breit und etablierte damit neue Traditionen. Vor allem eine Gelassenheit gegenüber dem Staat, die den Deutschen bis dahin unbekannt war (z.B. das nicht ständige Mitführen des Personalausweises) wurde dadurch geprägt. Überall kamen die Menschen entweder mit stationierten US- Soldaten oder Deutschen, die eine Zeit im US-amerikanischen Ausland verbracht hatten, in Kontakt. Die amerikanischen Werte breiteten sich vor allem unter der deutschen Jugend aus. Auch fanden sich in Deutschland mehr und mehr Anhänger, die anlässlich des Vietnam-Konfliktes auf die Straße gingen.
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