Seit etwa Mitte der 80er Jahre gibt es viele unterschiedliche Überlegungen, die Pflegeausbildung in Deutschland weiterzuentwickeln. Diese Bemühungen haben eine Intention gemeinsam, nämlich die klassische Trennung der Ausbildung in Kinderkrankenpflege, Altenpflege und Krankenpflege ganz oder teilweise aufzuheben (vgl. Görres et al. S. 2001).
Ausgangspunkt für diese Weiterentwicklungen sind die veränderten Rahmenbedingungen, unter denen Pflege stattfindet. Hierunter lässt sich der demografische Wandel der Gesellschaft, die gesteigerte Nachfrage nach Pflege, Beratung und Betreuung, die Bedeutungszunahme von Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung durch den Wandel des Gesundheitsspektrums sowie die wachsende Zahl verwirrter oder gerontopsychiatrisch beeinträchtigter Menschen aufführen (vgl. Görres et al. S.49). Dies bildet ein neues Anforderungsprofil für Pflegende, an dem die Pflegeausbildung sich neu orientieren muss.
Mit der Reform der Pflegeausbildung soll u.a. Qualifikationsunterschiede beseitigt sowie die horizontale und vertikale Durchlässigkeit für Pflegekräfte erhöht werden.
Um eine vertikale Durchlässigkeit zu schaffen, ist es notwendig, zusätzliche Angebote, in denen ergänzend zum Berufsabschluss die Fachoberschulreife bzw. die fachgebundene Hochschulreife, die man beispielsweise im Rahmen der integrativen Ausbildung in Marburg erwerben kann, zu schaffen. Noch wichtiger für die Pflege ist allerdings die horizontale Durchlässigkeit zwischen Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege und eine damit einhergehende gemeinsame Grundausbildung, die das Überwechseln im Zuge beruflicher Mobilität erleichtern würde und eine „wesentliche Grundlage zur Entwicklung von übergreifenden klientenorientierten Pflegekonzepten in der Praxis, als auch im Rahmen von Forschung und Lehre“ (Uhl 2003, S.6) darstellt.
Dieses Referat soll im ersten Teil einen kurzen Überblick über einige innovative und beispielhafte Ausbildungsmodelle in der Pflege geben. Im Anschluss daran wird der Modellausbildungsgang „Gemeinsame Grundausbildung“ des Caritasverbandes EssenEssen unter Leitung von Frau Prof. Dr. Uta Oelke vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Verschiedene Ausbildungsmodelle in Deutschland
2.1 Integrierte Ausbildungen wie z.B. in Essen (1997-2000)
2.2 Integrative Ausbildung, z.B. in Stuttgart
2.3 Generalistische Ausbildungen z.B. in Berlin (2004-2007) oder Heidelberg (in Planung)
3. Der Modellversuch „Gemeinsame Grundausbildung in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege“
3.1 Beschreibung des Modellversuchs
3.1.1 Ausbildungsziele
3.1.2 Stufenaufbau
3.1.3 Wechselmöglichkeit
3.1.4 Praktische Ausbildung
3.1.5 Leistungsüberprüfung
3.2 Evaluation des Modellversuchs
3.3 Entwicklung des Curriculums
3.3.1. Erste Phase: Entwicklung eines Testcurriculums
3.3.3 Dritte Phase: Überarbeitung
3.4 Konstruktion des Curriculums
3.4.1 Konstruktionsmerkmal Offenheit
3.4.2 Konstruktionsmerkmal Fächerintegration
3.4.3 Erfahrungsorientierung
3.5 Umsetzung des Curriculums
3.6 Das Curriculum in seiner Grobstruktur
4. Kritikpunkte am Curricum und seiner Evaluation
4.1 Pflegetheoretischer Bezug
4.2 Evaluation
4.3 Schlüsselqualifikationen
4.4 Gemeinsame Inhalte
4.5 Prävention und Gesundheitsförderung
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Seit etwa Mitte der 80er Jahre gibt es viele unterschiedliche Überlegungen, die Pflegeausbildung in Deutschland weiterzuentwickeln. Diese Bemühungen haben eine Intention gemeinsam, nämlich die klassische Trennung der Ausbildung in Kinderkrankenpflege, Altenpflege und Krankenpflege ganz oder teilweise aufzuheben (vgl. Görres et al. S. 2001). Denn eine Ausbildung, die am Pflegebedarf des Individuums ausgerichtet ist, „wird sich nicht an ohnehin schwer abgrenzbaren Lebensaltersstufen orientieren ... denn zentrale pflegerische Kompetenzen wie einfühlendes Verständnis, Kommunikationsfähigkeit, Beherrschung pflegerischer Techniken u.a. orientieren sich nicht an Lebensaltern“ (Dielmann 2001, S.88).
Ausgangspunkt für diese Weiterentwicklungen sind die veränderten Rahmenbedingungen, unter denen Pflege stattfindet. Hierunter lässt sich der demografische Wandel der Gesellschaft, die gesteigerte Nachfrage nach Pflege, Beratung und Betreuung, die Bedeutungszunahme von Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung durch den Wandel des Gesundheitsspektrums sowie die wachsende Zahl verwirrter oder gerontopsychiatrisch beeinträchtigter Menschen aufführen (vgl. Görres et al. S.49). Dies bildet ein neues Anforderungsprofil für Pflegende, an dem die Pflegeausbildung sich neu orientieren muss.
Mit der Reform der Pflegeausbildung soll u.a. Qualifikationsunterschiede beseitigt sowie die horizontale und vertikale Durchlässigkeit für Pflegekräfte erhöht werden.
Um eine vertikale Durchlässigkeit zu schaffen, ist es notwendig, zusätzliche Angebote, in denen ergänzend zum Berufsabschluss die Fachoberschulreife bzw. die fachgebundene Hochschulreife, die man beispielsweise im Rahmen der integrativen Ausbildung in Marburg erwerben kann, zu schaffen. Noch wichtiger für die Pflege ist allerdings die horizontale Durchlässigkeit zwischen Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege und eine damit einhergehende gemeinsame Grundausbildung, die das Überwechseln im Zuge beruflicher Mobilität erleichtern würde und eine „wesentliche Grundlage zur Entwicklung von übergreifenden klientenorientierten Pflegekonzepten in der Praxis, als auch im Rahmen von Forschung und Lehre“ (Uhl 2003, S.6) darstellt.
Dieses Referat soll im ersten Teil einen kurzen Überblick über einige innovative und beispielhafte Ausbildungsmodelle in der Pflege geben. Im Anschluss daran wird der Modellausbildungsgang „Gemeinsame Grundausbildung“ des Caritasverbandes Essen unter Leitung von Frau Prof. Dr. Uta Oelke vorgestellt. Es handelt sich dabei um ein fünfjähriges Forschungsprojekt, das zugrunde liegende Curriculum wurde ausführlich begründet und evaluiert.
2. Verschiedene Ausbildungsmodelle in Deutschland
Es lassen sich in den Bestrebungen zur Reformierung der klassischen Pflegeausbildung an Krankenpflegeschulen in Deutschland zwei Arten unterscheiden: integrierte und generalistische Ausbildungen.
Die integrierte AusbiIdung gliedert sich in zwei Phasen auf: Es erfolgt zuerst eine allgemeine Phase über 1,5 bis zwei Jahre, in der identische Inhalte der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege gemeinsam unterrichtet werden. In der darauf folgenden Spezialisierungsphase werden die Auszubildenden in drei Gruppen getrennt und es werden fachspezifische Inhalte unterrichtet. Die Auszubildenden haben demnach nach der gemeinsamen Grundausbildung die Wahl, in welche Richtung sie sich spezialisieren wollen.
Die generalistische Ausbildung soll dazu befähigen, in allen drei Bereichen der Pflege tätig sein zu können. Sie endet nach drei Jahren mit einem gemeinsamen Abschluss. Eine Spezialisierung kann danach in Form einer Weiterbildung stattfinden (vgl. Görres et al. 2001).
Die Begriffe integriert und generalistisch werden allerdings nicht immer in diesem Zusammenhang so definiert. Obwohl beispielsweise in Stuttgart die Berufsausbildung mit einer traditionellen Berufsbezeichnung abgeschlossen wird, spricht man von einer integrativen statt einer integrierten Ausbildung und von der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und -demokraten wird von einer integrierten Ausbildung gesprochen, die einen Berufsabschluss (wie eine generalistische Ausbildung) hat (vgl. Kersting 2001, S.4f).
Der Trend geht vor allem in Richtung der generalistischen Ausbildungen. Dies entspricht u.a. den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die sich bereits 1988 auf der Wiener Konferenz in einer Erklärung deutlich für eine generalistische Ausbildung entsprochen haben: "Die Grundausbildung ist aufgrund der verstärkten Komplexität im Gesundheits- und Sozialwesen generalistisch auszurichten, und jede spezifische Fachausbildung soll auf einer allgemeinen Pflegeausbildung aufbauen" (WHO 1988). 1997 hat die europäische Kommission sich ebenfalls für eine generalistische Ausbildung ausgesprochen:" In den Kompetenzbereich der für die allgemeine Pflege verantwortlichen Krankenschwester/Krankenpfleger fällt die Pflege von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen ..."(Kersting (2001) zitiert europäische Kommission, S.53). Auch die Mehrzahl der deutschen Berufsverbände wie z.B. der DBfK sprechen sich für eine generalistische Ausbildung aus, da nur diese „Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen an die Pflege bieten kann" (Görres et al., 2001, S.48).
Trotz des reformierten Krankenpflegegesetzes, das seit dem 01.01.2004 in Kraft getreten ist und dem neuen Altenpflegegesetz, das seit August 2003 gültig ist, gibt es keine einheitliche Pflegeausbildung in Deutschland, weil der Gesetzgeber es den Ländern überlässt, wie sie ihre Ausbildung gestalten. Das hat zur Folge, dass es in Deutschland viele unterschiedliche Modelle zur Reformierung der Pflegeausbildung gibt, und dies, obwohl der Gesetzgeber dazu ermuntert, integrierte Ausbildungsgänge der Pflegeberufe zu entwickeln (vgl. Becker 2003. S.97). Einige seine an dieser Stelle genannt:
2.1 Integrierte Ausbildungen wie z.B. in Essen (1997-2000) oder Bremen (2000-2003):
Die Ausbildungsdauer beträgt zwischen 3-3,5 Jahre, dabei findet zu Beginn eine 1½-2-jährige gemeinsame Basisausbildung statt, danach erfolgt die Spezialisierungsphase und die Schüler erwerben einen Abschluss als
Gesundheits- und KrankenpflegerIn oder Gesundheits- und KinderkrankenpflegerIn oder Altenpflegerin. Es werden also bestehende Pflegeausbildungen zusammengeführt, jedoch wird an traditionellen Berufsabschlüssen festgehalten
2.2 Integrative Ausbildung, z.B. in Stuttgart
Die Ausbildungsdauer beträgt 3-3,5 Jahre, dabei findet anfangs eine zweijährige gemeinsame Basisausbildung statt.Nach drei Jahren können die Absolventen einen ersten Abschluss als Gesundheits- und KrankenpflegerIn oder Gesundheits- und KinderkrankenpflegerIn oder Altenpflegerin erwerben und nach einem weiteren halben Jahr einen zweiten Berufsabschluss oder ein Vertiefungsmodul im Rahmen der bereits abgeschlossenen Berufsrichtung. Es werden auch hier bestehende Pflegeausbildungen zusammengeführt, jedoch wird an traditionellen Berufsabschlüssen festgehalten
2.3 Generalistische Ausbildungen z.B. in Berlin (2004-2007) oder Heidelberg (in Planung)
Die Ausbildungsdauer beträgt hier drei Jahre und führt bislang autonome Pflegeberufe (Kinder-, Kranken- und Altenpflege) zusammen. Die SchülerInnen erwerben einen Abschluss als Gesundheits- und KrankenpflegerIn incl. dem Zertifikat „Generalistische Ausbildung“. Im Unterschied zu den integrierten, bzw. integrativen Ausbildungen entsteht hier erstmalig ein einheitliches Pflege-Berufsbild.
Neben diesen Ausbildungen, die allesamt an Krankenpflege-, Kinderkrankenpflege- und Altenpflegeschulen stattfinden, gibt es auch neuerdings Pflegestudiengänge an Fachhochschulen wie z.B. in Hannover oder Berlin, die mit einem Bachelor-Studienabschluss enden, worauf ich aber an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte, stattdessen werde ich nun ein Modellausbildungsgang ausführlicher vorstellen, der exemplarisch für die Reformbemühungen in Deutschland ist.
3. Der Modellversuch „Gemeinsame Grundausbildung in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege“
Verschiedene Modellversuche zur Reformierung der Pflegeausbildung sind bereits durchgeführt und evaluiert worden. Am bekanntesten ist sicherlich der Modellversuch „Gemeinsame Grundausbildung in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege“, auch Essener Modell genannt, der von 1996 bis 2001 vom Caritasverband für das Bistum Essen e.V. unter wissenschaftlicher Leitung von Uta Oelke durchgeführt wurde und dessen Ergebnisse teilweise in die verbindlichen Ausbildungsrichtlinien für die staatlich anerkannten Kranken- und Kinderkrankenpflegeschulen in NRW geflossen sind.
Es gilt als eines der ersten langfristig angelegten pflegepädagogischen Forschungsprojekte in Deutschland und das zugrunde liegende Curriculum ist ausführlich begründet und evaluiert worden.
Es handelt sich dabei um ein offenes, fächerintegratives Curriculum, das praxisnah entwickelt wurde und den theoretischen Implikationen des Lernfeldansatzes entspricht.
Uta-Karola Oelke begann bereits Mitte der 80er Jahre mit der Erarbeitung eines offenen, fächerintegrativen Curriculums für die theoretische Ausbildung. Hintergrund dieser Arbeit, die 1991 unter dem Titel „Planen, Lehren und Lernen in der Krankenpflegeausbildung" erschienen ist, war die Neustrukturierung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung von 1985, in der erstmals übergreifende Inhalte für die Unterrichtsfächer formuliert wurden und eine damit einhergehende Erhöhung des theoretischen Unterrichts von 1200 auf 1600 Stunden. Darauf waren die Unterrichtsschwestern und -pfleger an den Schulen nicht vorbereitet; zu diesem Zeitpunkt existierte auch kein erziehungswissenschaftlich orientiertes Curriculum, an dem sich die Lehrkräfte orientieren konnten, sie hatten lediglich die Möglichkeit, auf veraltete Stoffpläne zurückzugreifen (vgl. Oelke 1991, S.7f).
Dies war für Oelke Motivation genug, ein offenes Curriculum erziehungswissenschaftlich zu begründen und zu entwickeln.
Das 1991 entwickelte Krankenpflege-Curriculum wurde dann dazu benutzt, ein Testcurriculum zur gemeinsamen Ausbildung zu erarbeiten unter Einbeziehung der von Ingrid Anton erarbeiteten Modifikation für die Kinderkrankenpflege und des von der Forschungsgesellschaft für Gerontologie 1998 herausgegebenen Rahmencurriculums für die Altenpflege.
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- Citar trabajo
- Michael Schwenk (Autor), 2005, Innovative Pflegeausbildungen in Deutschland am Beispiel des Essener Modells, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92346
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