Inwiefern beeinflusst die fragile Staatlichkeit der Ukraine die Realisierung der Sicherheitsinteressen der EU im Kontext externer wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Rahmenbedingungen?
Moderne Nationalstaatlichkeit konzentriert sich – zumindest in der Theorie – auf die Erbringung der zwei grundlegenden Funktionen: zum einen übernehmen Staaten die Aufgabe öffentliche Ordnung innerhalb konkreter Territorialgrenzen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern zu gewährleisten. Zum anderen organisieren und kanalisieren die Staaten die Interessen ihrer Bevölkerung, puffern und manipulieren äußere Einflüsse, treten für die bessere Koordinierung lokaler oder besonderer Anliegen ihrer Anhänger ein, und vermitteln zwischen den Zwängen und Herausforderungen der internationalen Arena und der Dynamik ihrer eigenen inneren wirtschaftlichen, politischen und sozialen Realitäten, oft aber nicht ausschließlich, um nationale Ziele und Werte zu fördern. Somit konstituieren alle Staaten das internationale System, in dem sie gemeinsam als primäre Träger der globalen Ordnung uneingeschränkt miteinander interagieren können.
In der Realität aber sind einige Staaten außerstande, effektiv in einer vom westfälischen Modell internationaler Beziehungen geprägten Weltgemeinschaft einzuwirken und zu verhandeln, sowie die grundlegenden Funktionen auf ihrem Staatsgebiet abzudecken: Bereitstellung von öffentlichen Wohlfahrts- und Sicherheitsleistungen. Mit dem Scheitern der großen Theorien – Modernisierungs-, Europäisierungs- und Dependenztheorien – stellt sich die Lage offenkundig, dass die Probleme mit der Entwicklungsgesellschaft weder Modernisierungsrückständen, noch ausschließlich dem Weltwirtschaftssystem anzulasten sind. Insbesondere nach den Terrorattacken des 11. September 2001 wurde in der westlichen Welt anhaltende Aufmerksamkeit dem Gebiet der fragilen Staatlichkeit, die seitdem als unmittelbare Gefährdung der eigenen nationalen Sicherheitsstrategien wahrgenommen wird, gewidmet, da aus lokalen Problemlagen können, sofern sie ignoriert werden, globale Risiken erwachsen. Wenn schwache Staaten sich in kritischen Phasen von Verfalls- bzw. Reformprozessen befinden, erfordert es neben erhöhter Kohärenz, kontinuierlichem Engagement und umfassender Zusammenarbeit der internationalen Akteure an der gemeinsamen Strategieentwicklung zum Krisenmanagement, auch noch entscheidende Schritte an ihren eigenen Sicherheitsstrategien.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Forschungsinteresse und Fragestellung
1.2. Kategorisierung des Begriffs der schwachen Staaten
1.3. Zugehörige Probleme und Relevanz
2. Die EU als außenpolitischer Akteur
2.1. Externe Europäisierung als regionale Dimension des globalen Demokratisierungsprozesses
2.2. Strategien und Instrumente zur Förderung der Staatsbildung
2.3. Schwache Staaten in der östlichen Nachbarschaftsregion
3. Das Konzept des „failed state“ anhand des Beispiels der Ukraine
3.1. Der anhaltende Konflikt in der Ukraine
3.2. Ahistorische Nation-Building-Konzept
3.3. Analyse der ukrainischen Staatlichkeit nach Fragilität
4. Fazit
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Anna Mikulina (Autor:in), 2018, Das Konzept des schwachen Staates als theoretisches Modell für die Sicherheitsforschung der östlichen Nachbarschaftsstaaten der Europäischen Union, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/923302
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