Die vorliegende Arbeit untersucht die dynamische Beziehung zwischen Haupt- und Ehrenamt im Kontext des Case-Managements für Neuzugewanderte und Geflüchtete. Sie beleuchtet, wie sich Migration und Flucht auf die Anforderungen an das Case Management auswirken und welchen Einfluss bürgerschaftliches Engagement dabei spielt.
Die Hausarbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik und Erläuterung der Bedeutung von Haupt- und Ehrenamt im Case-Management, gefolgt von der Analyse der Wechselwirkungen und Abhängigkeiten zwischen professionellen und ehrenamtlichen Strukturen. Anschließend werden die Bereiche Migration und Flucht, Case Management und Bürgerschaftliches Engagement beleuchtet. Zuletzt erfolgt eine Zusammenfassung der Erkenntnisse und Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich des Case-Managements für Neuzugewanderte und Geflüchtete.
Inhaltsverzeichnis
I.) Präambel
II.) Interdependenz von Haupt- und Ehrenamt im Case-Management von Neuzugewanderten und Geflüchteten
1. Migration und Flucht Seite
2. Case Management
3. Bürgerschaftliches Engagement
III.) Fazit
IV.) Literatur- und Quellenverzeichnis
I.) Präambel
„61% der Aktiven wünschen sich eine schnellere und unkompliziertere Zusammenarbeit zwischen Ämtern und Flüchtlingshelfern." (BMFSFJ, 2017)
Eine Auswertung, die mich nicht nur als Projektmitarbeiterin im Bereich der Integration von Geflüchteten und Neuzugewanderten durch bürgerschaftliches Engagement nervös werden lässt. Sondern auch als Person, die etwas mehr als eine Dekade im europäischen Ausland gelebt und gearbeitet hat und sich immer wieder anhören musste, wie gut organisiert doch alles in Deutschland sei. Ich muss ehrlich sagen, dass es mir sehr schwer fällt diesen Glauben aufrecht zu erhalten.
Die Situationsbeschreibungen der Teilnehmerinnen auf der operativen Ebene, die ich am Anfang meiner Case-Management Fortbildung gehört habe, haben mich zum schieren Kopfschütteln bewegt.
„Sind AnsprechpartnerInnen im Hauptamt nicht klar benannt, nur schwer erreichbar oder reagieren nur mit langer Verzögerung auf Anfragen, erzeugt dies große Frustration und blockiert Entwicklungen." (DialogBereiter, Seite 52)
Ungeklärte Verantwortlichkeiten und lange Wartezeiten verbunden mit zum Teil ergebnislosen Terminen und Aufwendungen für die Anreise können verständlicherweise sehr frustrierend wirken.
„Die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Behörden bestehen auch heute weiter und gehen nicht nur auf die besondere Notsituation im Jahr 2015 zurück. Eine funktionierende Zusammenarbeit muss von strukturellen Anpassungen begleitet werden. Behördenintern bedeutet das, Prozesse zu vereinfachen, die Erreichbarkeit von SachbearbeiterInnen und AnsprechpartnerInnen auszubauen, das eigene Personal zur Zusammenarbeit mit Freiwilligen und Initiativen aufzufordern und, wo nötig, Stellen zu schaffen." (DialogBereiter, Seite 52)
In meinem Arbeitsalltag als pädagogische Fachkraft in einem Kommunalen Integrationszentrum habe ich vor kurzem an einem Netzwerktreffen teilgenommen. Es ist eine Gruppe von Akteurinnen des Landesförderprogramms KOMM-AN NRW die sich reihum bei anderen Mitarbeiterinnen im Regierungsbezirk Düsseldorf zum Austausch zusammenfinden. Das letzte Treffen wurde vom KI Wuppertal ausgerichtet, welche im Haus der Integration ansässig sind. Dieses Gebäude erschien mir als purer Fortschritt auf struktureller Ebene.
„Das Haus der Integration verbindet Institutionen, die sich in Wuppertal um Zugewanderte und Geflüchtete kümmern. Hier werden Themen aufgegriffen wie etwa die Bereitstellung geeigneten Wohnraums, Sicherstellung des Lebensunterhaltes, Vermittlung in Sprachkurse sowie Arbeitsmarktintegration und Schule." (Haus der Integration, 2020)
Mir liegt die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements durch die Schwerpunkte meiner bisherigen Jobs sehr nahe. Während des Studiums war ich als Honorarkraft beim Freiwilligenzentrum der Caritas als Beraterin eingestellt und habe dort auf lokaler und europäischer Ebene die Bedeutung des freiwilligen Engagements in unserer Gesellschaft kennengelernt.
„Menschen, die sich freiwillig engagieren, stellen ihre Zeit und ihre Kompetenzen zur Verfügung. Organisationen muss klar sein: Dieses Engagement ist nicht selbstverständlich. Es bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit innerhalb der Organisationen, um diese Bereitschaft zum freiwilligen Engagement zu pflegen, zu erhalten und neue Freiwillige zu gewinnen. Dazu gehört unter anderem auch eine attraktive und sinnvolle Gestaltung der Tätigkeitsfelder für Freiwillige.
Am Anfang braucht es eine Grundsatzentscheidung innerhalb der Organisation, denn die Arbeit mit Freiwilligen hat Konsequenzen auf alle Bereiche. Sie wirkt sich auf die Leitungsebene ebenso aus wie auf die Finanzierung oder den Arbeitsablauf. Doch die Umstellungen lohnen sich: Durch die Mitarbeit von Freiwilligen wird insbesondere die Qualität bei der Verwirklichung der Ziele einer Organisation nach innen und außen deutlich erhöht." (Caritas, 2020)
Bei meiner derzeitigen Tätigkeit als pädagogische Fachkraft für das Landesförderprogramm KOMM-AN NRW und auch als Vertretung im Rahmen des ehrenamtlichen Sprachen-Pools steht ebenfalls das Ehrenamt im Vordergrund. Das auf die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe ausgelegte Programm leistet einen wichtigen strategischen und strukturellen Baustein in der kommunalen Integrationsarbeit durch die finanzielle Förderung von Koordination, Vernetzung und Qualifizierung des bürgerschaftlichen Engagements. Der Sprachen-Pool ist ebenfalls bei uns im Kommunalen Integrationszentrum (KI) angesiedelt und vermittelt ehrenamtliche Sprachmittler*innen zu Gesprächen an Bildungseinrichtungen. Diese Einsätze werden mit einer Aufwandsentschädigung vergütet. Ebenso gibt es eine Möglichkeit durch das KOMM-AN NRW Programm Aufwandsentschädigungen für ehrenamtlich Tätige zu bewilligen.
Ich begrüße den Gedanken bei der Gestaltung einer Willkommenskultur mit dem Ziel des Empowerments meinen Beitrag leisten zu können. Vor allem persönlich angeregt durch meine eigenen Erfahrungen als Migrantin durch meinen 11jährigen Auslandsaufenthalt in Wales und eine Rückkehr nach NRW vor 2 Jahren.
II.) Interdependenz von Haupt- und Ehrenamt im Case-Management von Neuzugewanderten und Geflüchteten
1. Migration und Flucht
2. Case Management
3. Bürgerschaftliches Engagement
Migration und Fluc
„Als Migration wird eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes einer oder mehrerer Personen verstanden. Migration, die über Landesgrenzen hinweg erfolgt, wird als internationale Migration bezeichnet.
Migration ist ein die Menschheitsgeschichte durchziehendes, erdumspannendes Geschehen. Verbreitete und historisch wiederkehrende Motive für den dauerhaften Ortswechsel sind die Aussicht auf bessere Siedlungs- und Erwerbsmöglichkeiten, auf Zufluchtsorte bei Naturkatastrophen oder - neuerdings - im Zuge der globalen Erwärmung, sind die Suche nach Sicherheit für Leib und Leben nach Flucht oder Vertreibung als Folge von Kriegen sowie der Schutz vor Diskriminierung und persönlicher Verfolgung aus rassischen, religiösen bzw. weltanschaulichen Gründen oder auch aufgrund erlebter anderer Einschränkungen der persönlichen Freiheit im Herkunftsmilieu. ... In der internationalen Flüchtlingsforschung sowie dem internationalen Flüchtlingsrecht wird jedoch häufig der Terminus Migration vom Terminus Flucht abgegrenzt. Nach dieser Definition ist ein Flüchtling wer gezwungen ist seinen Wohnort zu verlassen, Migrant ist wer dies freiwillig tut.
Bedingt durch die Weltkriege des 20. Jahrhunderts, regionale Instabilität, Globalisierung, Digitale Revolution und Erderwärmung nimmt das Migrationsgeschehen an Komplexität zu. Es stellt Gesellschaften und politische Akteure weltweit in Fragen der Zuzugssteuerung und der Integration von Einwanderern vor neue Herausforderungen.“ (Wikipedia, 2020)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Berlin-Institut, Seite 12)
Die Integrations- und Netzwerkarbeit ist eine der Kernaufgaben der Kommunalen Integrationszentren (KI) in NRW. Daher entstehen auch Projekte in denen das bür- gerschaftliche Engagement einen wichtigen Bereich der Unterstützung und Umsetzung der Flüchtlingshilfe wiederspiegelt. Die Stärkung der interkulturellen Kompetenz entlang der Integrationskette in den Schwerpunktzielen des Querschnitts und der Bildung sind ebenfalls ein Hauptaugenmerk.
„Letztlich ist Integration ein gesamtgesellschaftlicher, sich in verschiedenen Bereichen unterschiedlich schnell vollziehender Prozess, der keinen festen Endpunkt hat, sondern vielmehr von der Fremd- und Selbstwahrnehmung der betroffenen Individuen abhängt. Was unter "gelungener Integration" zu verstehen ist, wird dabei politisch und gesellschaftlich kontinuierlich neu ausgehandelt." (BPB, 2020)
Beim Globalen Flüchtlingsforum der UNHCR (The UN Refugee Agency) in Genf Ende letzten Jahres kamen 3000 Teilnehmerinnen aus aller Welt zusammen um über 700 „pledges" (Englisch: Zusagen) in den verschiedensten Bereichen der Unterstützung von Geflüchteten zu machen. Darunter auch Versprechen, die die Hilfestellung des bürgerschaftlichen Engagements in verschiedenen Bereichen unterstrichen.
„Beim hochrangigen Treffen mit Regierungen, internationalen Finanzorganisationen, Unternehmern, humanitären und entwicklungspolitischen Akteuren, Flüchtlingen und Vertretern der Zivilgesellschaft in Genf wurde ein umfassendes und substanzielles Engagement für die Unterstützung von Flüchtlingen und der Gemeinschaften, in denen sie leben, sichergestellt. Insbesondere wurden außerdem wichtige Zusagen für eine neue langfristige Förderung der Integration von Flüchtlingen getroffen. ... Neben humanitären und entwicklungspolitischen Zusagen haben Unternehmensgruppen mehr als 250 Millionen US-Dollar zugesagt. Im Rahmen dieser Initiativen werden 15.000 Arbeitsplätze für Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Außerdem stellen Unternehmen pro Jahr rund 125.000 Stunden ehrenamtliche Rechtsberatung zur Verfügung." (UNHCR, 2020)
Durch die teilweise sehr existentiellen komplexen Situationen von Geflüchteten wird der Stellenwert eines Case-Managements zur Unterstützung äußerst deutlich. Daher ist es sehr wichtig, dass die Kommunen eine klare Strukturierung der Organisationsebene vornehmen, so dass die oftmals auch zeitlich drängenden Fälle nahtlos prozessbegleitet werden können.
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- Arbeit zitieren
- Manuela Franken (Autor:in), 2020, Interdependenz von Haupt- und Ehrenamt im Case-Management von Neuzugewanderten und Geflüchteten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/923017
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