Die Problemstellung dieses wissenschaftlichen Essays liegt darin, die Auswirkungen von Stress am Arbeitsplatz zu analysieren und dabei insbesondere auf die Veränderungen in den Arbeitsbedingungen einzugehen. Die zunehmende Komplexität und Dynamik von Berufsfeldern können nicht nur zu physischen Erkrankungen führen, sondern auch erheblichen psychischen Stress auslösen. Hierbei spielen Stressoren und das Fehlen von Ressourcen eine entscheidende Rolle.
Die Dringlichkeit des Themas wird durch alarmierende Zahlen untermauert: In Deutschland fühlt sich laut Untersuchungen jeder zweite Berufstätige gestresst, und die psychisch anerkannten Krankheitstage haben sich zwischen 2000 und 2012 nahezu verdoppelt. Insbesondere die langen Ausfallzeiten, im Durchschnitt 34 Tage pro Jahr, stellen nicht nur eine Belastung für die individuelle Gesundheit dar, sondern verursachen auch erhebliche Kosten für Unternehmen.
Die Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, einen tiefgehenden Einblick in den Umgang mit Stress am Arbeitsplatz zu geben. Hierbei werden im zweiten Kapitel grundlegende Begriffe rund um Stress definiert. Im dritten Kapitel werden zwei maßgebliche Modelle, nämlich das transaktionale Stressmodell von Lazarus und das Anforderungs-Kontroll-Modell von Karasek, vorgestellt. Durch die Anwendung dieser Modelle auf ein konkretes Fallbeispiel im vierten Kapitel soll ein praxisnaher Einblick in die Thematik ermöglicht werden. Abschließend werden im fünften Kapitel kritische Überlegungen angestellt und Handlungsempfehlungen für einen effektiven Umgang mit Stress am Arbeitsplatz abgeleitet.
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit strebt somit an, nicht nur die Ursachen und Auswirkungen von Stress am Arbeitsplatz zu beleuchten, sondern auch konkrete Lösungsansätze zu präsentieren, um den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu begegnen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung und Gang der Arbeit
2. Stress
2.1. Begriffsbestimmung und Historie
2.2. Stressoren und Stressreaktion
3. Umgang mit Stress
3.1. Das transaktionale Stressmodell von Lazarus
3.2. Anforderungs-Kontroll-Modell von Karasek
4. Fallbeispiel
4.1. Anwendung des transaktionalen Stressmodells von Lazarus
4.2. Anwendung des Anforderungs-Kontroll-Modells von Karasek
5. Kritische Würdigung und Handlungsempfehlung
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Transaktionales Stressmodell nach Lazarus
Abbildung 2: Anforderungs-Kontroll-Modell von Karasek
Abbildung 3: Stressbewaltigung
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
Der richtige Umgang mit Stress am Arbeitsplatz ist vor allem heutzutage essentiell. Dies liegt vor allem daran, dass es grundlegende Veranderungen an den Arbeitsplatzen und Berufen gibt. Der Arbeitsplatz ist heutzutage psychologisch und wirtschaftlich fordernd, kalt und abweisend.1
Durch die Arbeitsbedingungen können Menschen krank werden. Bestimmte Tatigkeiten oder Umstande am Arbeitplatz, wie beispielsweise Hitze, Larm oder starke körperliche Beanspruchung, können zu physischen Krankheiten führen.2 Ebenso können sogenannte Stressoren und das Fehlen von Ressourcen bei der Arbeit zu erheblichen Stresssituationen führen. Diese Stresssituationen lösen bei einigen Menschen psychische und physische Krankheiten aus.3
In Deutschland fühlt sich jeder zweite im Beruf gestresst. Untersuchungen haben ergeben, dass sich zwischen 2000 und 2012 die psychisch anerkannten Krankheitstage fast verdoppelt haben. Besonders belastend sind die langen Ausfallzeiten, die durchschnittlich 34 Tage pro Jahr lang sind. Dies verursacht enorme Kosten für die Unternehmen.4
1.2. Zielsetzung und Gang der Arbeit
In diesem Scientific Essay geht es um den Umgang mit Stress am Arbeitsplatz. Hierfür wird im Kapitel 2 der Begriff Stress definiert.
Kapitel 3 werden das transaktionale Stressmodel von Lazarus und das Anforderungs- Kontroll-Modell von Karasek vorgestellt.
In Kapitel 4 wird die Anwendung beider Modelle an einem Fallbeispiel inszeniert.
In dem fünften Kapitel wird das Fazit gezogen und mögliche Perspektiven mit dem Umgang von Stress am Arbeitsplatz eröffnet.
2. Stress
2.1. Begriffsbestimmung und Historie
„Stress ist eine Reaktion auf einen als Bedrohung erlebten Reiz.“5
Stress wird von jedem Menschen unterschiedlich stark empfunden. Dies hangt von verschiedenen Aspekten ab, wie die Erziehung, die Kenntnisse, die eigene Persönlichkeitsstruktur und einige weitere Faktoren. Aus diesem Grund wird die Resonanz auf diese Reize von Mensch zu Mensch variieren.6
Seit den 1930er Jahren wurden verschiedene Stressmodelle entwickelt. Die Modelle können in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die eine Kategorie sind biomedizinische Modelle, die die autoregulativen Reflexe eines Organismus illustrieren. Die andere Kategorie umfasst die psychologische Theorie. Der Kern der psychologischen Theorie ist die Wahrnehmung, Verarbeitung und Bewaltigung von Stressoren.7
2.2. Stressoren und Stressreaktion
Stressoren sind der Auslöser beziehungsweise der mögliche Faktor, der von Aufien auf den Menschen einwirkt und mit grofier Erwartung Stress auslösen wird. Jede Veranderung im Umfeld eines Menschen, ob sie nun positiv oder negativ sei, ist ein potentieller Stressauslöser, denn diese Veranderung verlangt Anpassungsfahigkeit ab. Jedoch liegen negative Erlebnisse schwerer im Gewicht im Zusammenhang mit der Stressentstehung.8
Im Marz 2016 wurden 1660 Arbeitnehmer befragt, was die starksten Belastungen im Arbeitsalltag für sie sind. 38% der Befragten empfanden den standigen Termindruck als gröBte Belastung im Arbeitsalltag. Somit ist dies der Spitzenreiter in der Statistik. Am wenigsten belastend benannten 20% der Befragten die Schichtarbeit. Hoher Erfolgsdruck, monotone Aufgaben, hohe körperliche Belastung, Mobbing und Überstunden sind nur einige weitere Stressoren, die in dieser Statistik aufgeführt werden.9
Wie bereits erlautert, reagiert jeder Mensch unterschiedlich auf Stressoren. Der körperliche Zustand, die angeborenen und erlernten Fahigkeiten, die Erziehung, die Weltanschauung sowie die vorhandenen Kompetenzen haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie ein Stressor auf einen Menschen wirkt.10 Grundlegend ist festzuhalten, dass wechselnde Intensitat und Dauer der Stressoren unterschiedliche Stressreaktionen hervorrufen.11
Die Ausfallzeiten, die durch Stress produzierte Krankheiten entstehen, ist in den letzten Jahren rapide angestiegen. Diese durchschnittlich hohen Ausfallzahlen sind teuer und sowohl für die Unternehmen als auch für die Gesellschaft teuer und belastend.12
3. Umgang mit Stress
3.1. Das transaktionale Stressmodell von Lazarus
Das transaktionale Stressmodell von Richard Lazarus wurde in den 1960er Jahren entwickelt. Es betrachtet das Thema Stress aus der psychologischen Sicht und reflektiert die intellektuelle Verarbeitung und Bewertung eines Stressors. Dieses Stressmodell geht davon aus, dass es eine lebhafte Wechselwirkung zwischen dem Individuum und dessen Umwelt gibt.13
Um eine Reaktion auf den Menschen hervorzurufen, muss der Stressor wahrgenommen und kognitiv verarbeitet werden. Jedoch nur wenn der Stressor das Allgemeinbefinden des Menschen einschrankt, wird er auch registriert und kann kognitiv verwertet werden.14
Lazarus geht davon aus, dass es durch eine Überbelastung der Ressourcen erst zu einer Einschrankung des Allgemeinbefindens kommt. Ressourcen sind alle Faktoren, die zur Bewaltigung von Stresssituationen nötig sind. Diese können persönliche Faktoren sein, wie beispielsweise die Arbeitskompetenz, personenbezogene Merkmale, die soziale Kompetenz und viele weitere. Die Ressourcen können jedoch auch aus der Umwelt kommen, die durch die Arbeitsbedingungen gegeben sind, wie beispielsweise die Arbeitsplatzbedingungen, Handlungsspielraume oder auch sozialer Rückhalt. Wenn Ressourcen und Anforderungen ausgeglichen sind, entsteht geringer oder kein Stress. Sobald sind jedoch diese Balance nur minimal in Disparitat verhalt, führt dies wieder zu einem Stressempfinden.15
Abbildung 1 stellt das transaktionale Stressmodel nach Lazarus dar, welches in primare und sekundare Bewertung gegliedert ist. Ob ein Stressor das Wohlbefinden beeinflusst, wird in der primaren Bewertung erfasst. Ein Reiz oder eine Veranderung kann in diesem Zusammenhang bedeutungslos, vorteilhaft oder auch als stressend empfunden werden. 16
In der sekundaren Bewertung wird evaluiert, welche Möglichkeiten und Fahigkeiten zur Bewaltigung dieser Stresssituation vorhanden sind. Wahrend dieses Prozesses werden diese abgewogen und Bewaltigungsstrategien entwickelt. Dies muss nicht grundlegend bewusst geschehen. Die primare und sekundare Bewertung interagieren miteinander und beeinflussen sich gegenseitig.16 17
In der Bewaltigung, auch Coping genannt, werden Methoden angewandt, die Stress reduzieren. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten, auf welche Bereiche die Bewaltigungsmethode angewendet werden. Entweder auf den stressauslösenden Konflikt, das heiBt problemorientiert oder auf die psychische Spannung, das heiBt emotionsorientiert.18
Abbildung 1: Transaktionales Stressmodell nach Lazarus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an Bamberg, Eva et al., BGW-Stresskonzept, 2012, S. 10
3.2. Anforderungs-Kontroll-Modell von Karasek
Das Anforderungs-Kontroll-Modell wurde in den 1970er Jahren von Robert A. Karasek entwickelt. Dieses Modell stellt die Arbeitsaufgabe in den Mittelpunkt bei der Entstehung von Stress. Eine groBe Rolle spielt der Zusammenhang zwischen dem Niveau der Materie der Arbeit und den Entscheidungsdimensionen der jeweiligen Person. Hieraus ergeben sich vier Felder von Arbeitskonstellationen, die in Abbildung 2 zu sehen sind.19
Darin ist erkennbar, dass hohe Beanspruchung durch die Arbeit und geringe Entscheidungsdimensionen zu negativem Stress, auch Disstress genannt, führt. Ein Beispiel hierfür sind Arbeitnehmer*innen an einem FlieBband oder Kassier*innen im Supermarkt.20 Vergleicht man nun diese Berufsgruppen mit einem Manager, der durch seine Arbeit auch sehr beansprucht wird, aber gleichzeitig eine hohe Entscheidungsdimension aufweist, wird der Manager durch diese Kombination der Belastung positiven Stress, auch Eustress genannt, erleben. Der Manager wird also selbstwirksam.21
Karasek konnte herausfinden, dass der Disstress zu einem hohen Krankheitsrisiko führt. Hierfür hat Karasek einige Studien durchgeführt, um seine Hypothesen zur Vorhersage einiger Krankheiten zu untermauern. Negativer Stress kann zu Herz- Kreislauferkrankungen, Muskel-Skelett-Erkankungen und depressiven Störungen können durch negativen Stress führen.22
[...]
1 Vgl. Maslach, Christina, Leiter, Michael P., Die Wahrheit über Burnout, 2001, S. 1.
2 Vgl Gutensohn, David, https://www.zeit.de/arbeit/2020-02/gesundheit-berufskrankheiten-arbeit- anerkennung-rueckenschmerzen-stress, Zugriff 24.05.20.
3 Haurand, Christoph, Weniger, Mathias (Hrsg), Stressmedizin, 2015, S.3.
4 Vgl. ebd.
5 Vgl. Haurand, Christoph, Weniger, Mathias (Hrsg), Stressmedizin, 2015, S.6.
6 Vgl. Haurand, Christoph, Weniger, Mathias (Hrsg), Stressmedizin, 2015, S.6.
7 Vgl. Werdender, Lena, Esch, Tobias, Gesundheitswissenschaft, 2019, S.348.
8 Vgl. Ferreira, Yvonne, Arbeitszufriedenheit, 2020, S.166.
9 Vgl. https://de.statista.com/infografik/5015/die-staerksten-belastungen-im-arbeitsalltag/, Zugriff 22.05.20.
10 Vgl. Haurand, Christoph, Weniger, Mathias (Hrsg), Stressmedizin, 2015, S.6.
11 Vgl. Ferreira, Yvonne, Arbeitszufriedenheit, 2020, S.166.
12 Vgl. Haurand, Christoph, Weniger, Mathias (Hrsg), Stressmedizin, 2015, S.3.
13 Vgl. Werdender, Lena, Esch, Tobias, Gesundheitswissenschaft, 2019, S.348.
14 Vgl. ebd.
15 Vgl. Ferreira, Yvonne, Arbeitszufriedenheit, 2020, S.165.
16 Vgl. Bamberg, Eva et al., BGW-Stresskonzept, 2012, S. 11.
17 Vgl. ebd.
18 Vgl. ebd.
19 Vgl. Scherrmann, Ulrich, Stress und Burnout in Organisationen, 2015, S.74.
20 Vgl. ebd.
21 Vgl. ebd.
22 Vgl. Faltmaier, Toni, Gesundheitspsychologie, 2017, S.120f.
- Arbeit zitieren
- Ann-Kathrin Icke (Autor:in), 2020, Der Umgang mit Stress am Arbeitsplatz. Eine kurze Darstellung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/922089
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