Die Schüler setzen sich in der Unterrichtsreihe "Prácticas en una empresa" aktiv mit den in der Berufswelt wichtigen Elementen der Stellenausschreibung, des Anschreibens, des Lebenslaufes, des Berufsknigges und des Vorstellungsgespräches auseinander. In der vorliegenden Stunde werden die Schüler mithilfe eines vorstrukturierten Vorstellungsgespräches progressiv zum freien dialogischen Sprechen herangeführt.
Das Themengebiet "Prácticas en una empresa" korrespondiert aufgrund des Praxisbezuges mit den Zielsetzungen des Beruflichen Gymnasiums. Es stellt eine thematische Schnittstelle zwischen den zunehmenden Kontakten junger Europäer mit der internationalen Berufswelt dar, wobei Spanisch als Geschäftssprache zunehmend größere Bedeutsamkeit erlangt. Die Schüler setzen sich in dieser Stunde aktiv mit den unterschiedlichen Phasen des Vorstellungsgesprächs auseinander, wobei dieses dem Sprachniveau der Schüler entsprechend didaktisch reduziert worden ist. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Schüler werden auf diese Art dazu befähigt, sich ein Bild von einem möglichen Vorstellungsgespräch auf Spanisch zu machen.
Der Heterogenität der Lerngruppe wird durch eine binnendifferenzierte Arbeitsweise Rechnung getragen. Dies geschieht durch zwei Arbeitsphasen, durch Hilfestellungen in Form von "Compara los resultados" und einer weiteren Zusatzaufgabe als didaktische Reserve für die schnelleren Lerner. Überdies kann bei der Erstellung des Dialoges eine unterschiedlich große Anzahl verschiedener Fragen gewählt werden, um so das Lerntempo entscheidend zu differenzieren. Zur Unterstützung der leistungsschwächeren Schüler dient auch der Arbeitsbogen mit ausgewählten Satzanfängen. Er soll dazu beitragen, dass auch diese Schülergruppe am Unterrichtsende dem Ziel des freien dialogischen Sprechens näherkommt.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Curriculare Vorgaben und Leitgedanken: Auszug aus dem Lehrplan
Einordnung der Stunde in die Unterrichtssequenz
Geplanter Unterrichtsverlauf
Binnendifferenzierung: Möglichkeiten der Unterstützung
Auswertung und Fehlerkorrektur: Die Lehrkraft hält sich im Hintergrund
Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Mut zum Dialog!
Ziel dieses Unterrichtskonzeptes mit dem thematischen Schwerpunkt Una entrevista de trabajo ist die Hinführung der Schüleri zum freien dialogischen Sprechen. Durchgeführt wurde er in der 12. Jahrgangsstufe eines Beruflichen Gymnasiums auf der Niveaustufe A2.
Jeder möchte gerne frei sprechen, aber die Wenigsten trauen sich!
Jeder kennt das Augenrollen und die Angst der Schüler, wenn es darum geht, frei sprechen zu müssen. Den Schülern dieses Gefühl der Unsicherheit zu nehmen, kommt oberste Priorität zu, denn laut A. Taubenböck läuft Kommunikation zu 95 % gesprochen und nur zu 5 % geschrieben abii. Ihrer Meinung nach sollte deshalb die Mitteilung und der Redefluss im Vordergrund stehen, ohne auf jeden Fehler zu achten: „message and fluency before accuracy“ (Taubenböck 2007: 4). Es handelt sich hierbei offenkundig um ein drängendes Problem. Methodisch stellt sich deshalb die Frage, auf welche Weise die Schüler Unterstützung erhalten können, um ihre Sprachkompetenz zu verbessern. Ein vorstrukturierter Arbeitsbogen könnte dabei hilfreich sein, diese Sorgen und Ängste der Schüler in ein Erfolgsergebnis umzuwandeln.
Im folgenden Absatz soll die Wichtigkeit des dialogischen Sprechens herausgearbeitet werden. Der Europäische Referenzrahmen für Sprachen ordnet das Sprechen den kommunikativen Fähigkeiten zu und teilt es in die Bereiche „an Gesprächen teilnehmen“ und „zusammenhängendes Sprechen“ auf. Wird hier nun der qualitative Aspekt „Interaktion“ des mündlichen Sprachgebrauches auf der Niveaustufe A2 betrachtet, kann festgestellt werden, dass der Sprecher zwar anzeigen kann, dass er etwas versteht, „aber [er] versteht kaum genug, um selbst das Gespräch in Gang zu halten“ (Europäischer Rat 2001: 38). Aus diesem Grund muss der Schüler in der Kommunikation mithilfe geeigneter Methoden so unterstützt werden, dass eine Unterhaltung durchführbar wird.
Hierzu gibt K. Sommerfeldt (2012) in ihrem Kapitel Schulung des Sprechens einige methodische Beispiele zum dialogischen Sprechen, um kommunikative Grundsituationen zu bewältigen: Kommunikationskärtchen, Tandembögen, Flussdiagramme oder Kurzumfragen. Mit Hinblick auf das monologische Sprechen erwähnt sie u.a. die Klausurbogentechnik als eine Methode zur Vorbereitung längerer Redebeiträge. Auch in dem vorliegenden Beitrag findet diese Technik bei der Hinführung zum freien dialogischen Sprechen im beruflichen Kontext ihre Anwendung. Diese Vorgehensweise steht im Einklang mit dem Europäischem Referenzrahmen, laut dem die Schüler noch nicht in der Lage sind, ein Gespräch ohne Hilfe führen zu können. Eine angemessene Steuerung des Lernprozesses seitens des Unterrichtenden hält K. Sommerfeldt daher für unabdingbar. Zwar sollten die Schüler dabei nicht unter permanenter Kontrolle der Lehrkraft unterliegen, sondern sich vielmehr gegenseitig unterstützen und korrigieren, doch darf bei ihnen andererseits auch nicht der Eindruck entstehen, allein gelassen zu werden“. Überdies ist es wichtig, durch sensible Intervention etwaige Fehler zu korrigieren bzw. zu vermeiden.
Ferner ist festzustellen, dass das freie dialogische Sprechen eine hohe Komplexität aufweist. Plikat (2006) weist diesbezüglich auf mehrere Faktoren hin, die bei einer Konversation essentiell sind:
„Antworten des Gesprächspartners, Unterbrechungen, Kommentare, Nachfragen, Themenwechsel, plötzlich auftretende sprachliche Schwierigkeiten, aber auch para- und extralinguistische Zeichen“ (Plikat 2012: 5).
Diese Komplexität macht gerade bezogen auf den Anfangsunterricht eine didaktische Reduktion erforderlich. Infolgedessen ist es den Lehrenden beispielsweise möglich, vorformulierte Fragen auf dem Arbeitsbogen zu stellen, welche anschließend individuell beantwortet werden sollen. Hierzu wird von den Schülern zunächst ein Fließtext geschrieben, auf dessen Grundlage in einem zweiten Schritt nur wenige einzelne Stichpunkte notiert werden. Folglich ist eine individualisierte Konversation realisierbar.
Das Themengebiet practicas en una empresa korrespondiert aufgrund des Praxisbezugs mit den Zielsetzungen des Beruflichen Gymnasiums. Es stellt eine thematische Schnittstelle zu den zunehmenden Kontakten junger Europäer mit der internationalen Berufswelt dar. Zudem gewinnt Spanisch als Geschäftssprache an zunehmender Bedeutung.
Die Schüler setzen sich in dieser Stunde aktiv mit den unterschiedlichen Phasen des Vorstellungsgesprächs auseinander, das dem Sprachniveau der Schüler entsprechend didaktisch reduziert worden ist. Dabei wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Auf diese Weise werden die Schüler befähigt, sich ein Bild von einem möglichen Vorstellungsgespräch auf Spanisch zu machen. Die in der Einheit practicas en una empresa stets präsente fiktive Figur Pedro dient den Schülern als Orientierungshilfe und zur Unterstützung.
Curriculare Vorgaben und Leitgedanken: Auszug aus dem Lehrplan
Dem Unterricht liegt der Lehrplan für die Sekundarstufe II des Beruflichen Gymnasiums in Schleswig-Holstein in der aktuellen Fassung vom August 2008 zugrunde. Die im Folgenden vorgestellte Stunde zum Thema Una entrevista de trabajo bezieht sich auf den Kernbereich Der Mensch in der Berufswelt und der Gesellschaft'^, wobei anhand eines berufsbezogenen Vorstellungsgespräches im Besonderen auf die Jugendlichen in Deutschland und den spanischsprachigen Ländern eingegangen wird. In der vorliegenden Stunde werden die Schüler mithilfe eines vorstrukturierten Vorstellungsgespräches progressiv an das freie dialogische Sprechen herangeführt.
Einordnung der Stunde in die Unterrichtssequenz
Die Unterrichtsreihe soll zu dem Themenkomplex practicas en una empresa hinführen. Es ist ein Zeitraum von vier Wochen veranschlagt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Geplanter Unterrichtsverlauf der Stunde Una entrevista de trabajo Vorstellungsgespräch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lernsituation/Stundeneinstieg: Ein Spanier ruft an!
Der Unterricht folgt dem Leitbild eines handlungs- und problemorientierten Lernens. In der Einstiegsphase wird eine problembehaftete Aufgabenstellung aus der Lebenswelt der Schüler vorgestellt. Zunächst werden die Schüler mit einem unerwarteten und tatsächlichen Anruf eines fiktiven Austauschschülers (eingeweihter Muttersprachler) konfrontiert. Hierbei soll die kognitive Aktivierung durch den Überraschungseffekt des plötzlichen Anrufs gelingen. Durch einen fragend-entwickelnden Unterricht werden die Schüler zum Thema des Vorstellungsgesprächs hingeleitet. Alternative: Sollte ein überraschender Anruf nicht möglich sein, kann das Telefongespräch auditiv oder mit Hilfe des Arbeitsblattes I (WhatsAppGespräch) gelingen.
Erarbeitung I: Wie ist ein Vorstellungsgespräch aufgebaut?
In der darauf aufbauenden ersten Erarbeitungsphase befassen sich die Schüler in Einzelarbeit (AB II) mit den unterschiedlichen Phasen eines Vorstellungsgespräches. Die Aufgabenstellung ist bewusst kleinschrittig gehalten, sodass diese Phase mithilfe von Symbolen ohne eine deutsche Übersetzung auskommt. Hierbei ist der Komplexitätsgrad absichtlich niedrig gehalten, sodass auch die Leistungsschwächeren ein Erfolgserlebnis haben und der überwiegend große Teil der Schüler dieses Aufgabenformat ohne Probleme lösen kann. In der anschließenden Share-Phase wird sich jeweils ein leistungsschwacher mit einem leistungsstarken Schüler über die Ergebnisse austauschen. Die Zuordnung wird mittels unterschiedlicher Farbkarten vorgenommen. Diese Phase soll vollständig auf Spanisch stattfinden, was durch die Hilfestellung Comparar los resultadosN (AB III) gewährleistet wird. In der anschließenden Plenumsphase verwenden einige Schüler den Computer und ordnen die unterschiedlichen Fragmente mithilfe der Onlineplattform OncooN1 zu.i
Erarbeitung II: Einen Dialog schreiben und Schlüsselwörter erarbeiten
In der sich anschließenden zweiten Erarbeitungsphase arbeiten die Schüler binnendifferenziert, das heißt zwei leistungsstärkere Partner und zwei leistungsschwächere Partner arbeiten zusammen (AB IV, mittlere Spalte). Die Zuordnung wird diesmal mittels gleichfarbiger Farbkarten vorgenommen. Die leistungsschwächeren Schüler könnten die aufklappbare Hilfestellung (AB IV, linke Spalte) verwenden, damit sie mit Unterstützung auch zum Ziel gelangen. Die große Anzahl Schüler mittleren Niveaus orientiert sich an den Fragen aus Pedros Notizen (E-Mail). Die leistungsstarken Schüler können auch noch weitere Fragen in ihren Dialog aufnehmen. Somit wird hier den unterschiedlichen Lerntempi und Niveaustufen Rechnung getragen. Die Ergebnissicherung wird zum einen durch Hilfestellung der Lehrkraft und zum anderen durch das spätere Einsammeln und Korrigieren der Arbeitsergebnisse gewährleistet. In einem zweiten Schritt sollen die Schüler schließlich an das freie dialogische Sprechen herangeführt werden, indem jeder Schüler eine selbstgewählte Anzahl an Wörtern in die Schlüsselwörter-Spalte schreibt (AB IV, rechte Spalte). Auch hier ist die Binnendifferenzierung sichergestellt: Während die Leistungsschwächeren noch eine größere Anzahl von Wörtern benötigen, wählen die Leistungsstärken nur einige wenige Wörter aus.
Anwendungsphase: Es wird ernst - das freie dialogische Sprechen
In der Anwendungsphase bietet sich den Schülern die Möglichkeit, ihre selbstgeschriebenen Dialoge zu üben. Hierbei kann jeder einzelne Schüler individuell entscheiden, ob er sich noch an dem ausgeschriebenen Dialog orientiert oder an seinen eigenen Schlüsselwörtern. Sollte er merken, dass die Anzahl der Schlüsselwörter nicht ausreicht, kann er die Hilfestellung mit den Satzanfängen (AB IV, linke Spalte) auch in dieser Phase in Anspruch nehmen, indem er den verdeckten Teil des Arbeitsblattes aufklappt. In dieser Phase wird sich die Lehrkraft im Hintergrund halten, um den Schülern so die Möglichkeit zu geben, möglichst unbeobachtet zu arbeiten, und auf diese Weise etwaigen Sprechhemmungen entgegenzuwirken. In der Literatur wird diese Zurückhaltung auch als Islas de Seguridad™1 bezeichnet. Die anschließende Sicherung erfolgt exemplarisch durch ein weiteres Live -Telefonat zweier Schüler mit dem fiktiven Austauschschüler Pedro aus Spanien. Hier kann die Lehrkraft alternativ selbst die Fragen stellen. Die zuhörenden Schüler bekommen einen Beobachtungsauftrag (AB V), der bewusst nur aus drei Fragen besteht, sodass sie aufmerksam zuhören und sich auf die wesentlichen Aspekte konzentrieren können. Dieser Beobachtungsauftrag wird im Anschluss im Lehrer-Schüler-Gespräch ausgewertet.ii
Binnendifferenzierung: Möglichkeiten der Unterstützung
Die Heterogenität der Lerngruppe ist auch in der zweiten Fremdsprache enorm und dieser Umstand erfordert eine binnendifferenzierte Arbeitsweise: einmal durch Hilfestellungen in Form von Comparar los resultados sowie eine didaktische Reserve für die schnelleren Lerner. Überdies kann bei der Erstellung des Dialoges eine unterschiedlich große Anzahl verschiedener Fragen gewählt werden, um so das Lerntempo entscheidend zu differenzieren.iii Zur Unterstützung der leistungsschwächeren Schüler dient auch der Arbeitsbogen mit ausgewählten Satzanfängen (klappbar).iv Er soll dazu beitragen, dass auch diese Schülergruppe am Unterrichtsende dem Ziel des freien dialogischen Sprechens näherkommt.
Auswertung und Fehlerkorrektur: Die Lehrkraft hält sich im Hintergrund
Der Beobachtungsauftrag wird im Anschluss im Lehrer-Schüler-Gespräch ausgewertet.v Die Lehrkraft hält sich in der Stunde zurück, da es in Übereinstimmung mit A. Taubenböck erst einmal darum geht, die Schüler zum freien Sprechen zu bringen. Etwaige gravierende Verstöße hinsichtlich Lexik und Grammatik werden im Anschluss noch einmal thematisiert. Überdies wird der vorstrukturierte Arbeitsbogen eingesammelt und von der Lehrkraft korrigiert.vi vii
Fazit: Ein großes Erfolgserlebnis
Mithilfe der beschriebenen Methode haben die Schüler an Sicherheit gewonnen und die Angst vor dem freien dialogischen Sprechen sukzessiv verloren. Mit mehrmaligem Üben dieser Methode wurden immer weniger Stichpunkte zur Orientierung verwendet - nur im Notfall wurde auf den ausformulierten Text zurückgegriffen. Die Angst und das anfängliche Augenrollen wichen nach und nach einer zunehmenden Sicherheit - was bleibt, ist wachsende Begeisterung.
[...]
i Aufgrund der Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit anstelle der Doppelnennung für männliche und weibliche Form die männliche Form verwendet. Nichtsdestotrotz sind immer Personen beiderlei Geschlechts gemeint.
ii Taubenböck 2007: 4.
iii Sommerfeldt 2017: 62.
iv Lehrplan für das Berufliche Gymnasium (BG): http://lehrplan.lernnetz.de/index.php?wahl=27 (Zugriff: 15.03.2020).
v Witz-Kaltenberg, P. (2012): jQué hablen espanol! Ideen und Material zur Förderung der Zielsprache im Unterricht. Gefälligkeitsübersetzung: Sie sollen Spanisch sprechen. In: Mündlichkeit: Der fremdsprachliche Unterricht. 4(39), 10-16.
vi www.oncoo.de (Zugriff: 15.04.2020).
vii Wirtz-Kaltenberg, P. (2012): Eine mündliche Prüfung? - Was muss ich denn da alles können? Unterrichtliche Vorbereitung auf mündliche Prüfungen. In: Mündlichkeit: Der fremdsprachliche Unterricht. 4(39), 51-56.
- Quote paper
- Franziska Bonatz (Author), 2019, Hinführung zum freien dialogischen Sprechen im Spanischunterricht. Unterrichtskonzept für Niveaustufe A2, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/921518
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