Bei jeglicher Art von Untersuchung eines Gegenstandes stellt sich naturgegeben als eine der ersten Fragen die Frage nach der Herkunft. Als weitere Frage stellt sich demnach auch die Frage nach der Herkunft des Begriffes. In wie weit diese zwei einfach anmutenden Fragen jedoch nicht einfach zu beantworten sind, erschließt sich dem Interessenten spätestens wenn dieser sich ebenfalls noch der Begriffsherkunft widmet. Wir sind also in einem Bereich, den die Historik, die Germanistik, die Linguistik und nicht zuletzt die interdisziplinäre Kulturwissenschaft interessiert. In dieser Referatsausarbeitung ist es mein Ziel die Musiker der Alta Capella darzustellen. Wie eingangs erwähnt, bleibt es den Gedanken nicht erspart nach deren Herkunft zu fragen, bei der man nach gründlicher Lektüre entsprechender Fachliteratur schnell fündig wird. Dass die Musiker der Alta Capella von den mittelalterlichen Spielleuten stammen, bzw. sich aus ihnen herausbildeten, ist an Quellen neuerer Untersuchungen eindeutig und schnell belegbar. Was ist aber mit deren Herkunft wiederum? Hierzu verwende ich hauptsächlich die Literatur von Wolfgang Hartung, Antonie Schreier-Hornung, Walter Salmen, ebenso Artikel aus dem MGG. Möchte man sich eine Musikergruppe, ja einen ganzen Berufsstand in einem Zeitraum von ca. 1400 - 1550 anschauen, so kommt man nicht umhin, rund 1000jährige Musik- und Kulturgeschichte zu betrachten. Anhand dieser darzustellenden Zeitspanne, kann diese Ausarbeitung also nur Ausschnitte bieten.
Das Vorgehen soll hier sein, ausgehend vom Spielmann des Mittelalters, der Problematik seiner Traditionen, seiner Darstellung, seines sozialen und kulturellen Standes hinführen zu einem Überblick über die Aufgaben, Funktionen und dem gewandelten Bildes des Musikers in der Renaissance und zur Etablierung eines neuen Berufsstandes, begründet erstmals durch die Vereinigungen der so genannten „Alta Capella“.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Spielmann im Mittelalter
2.1 Die Kleidung
2.2 Die Spielorte
2.3 Die Entlohnung
2.4 Soziale Stellung (zusammenfassender Blick)
3. Die Musiker der Alta Capella
3.1. Aufgaben bei Hofe
3.2 Stadtmusiker
3.3 Soziale Stellung
4. Das neue Selbstbewusstsein des Musikers
5. Literatur
Die Musiker der Alta Musica
1. Einleitung
Bei jeglicher Art von Untersuchung eines Gegenstandes stellt sich naturgegeben als eine der ersten Fragen die Frage nach der Herkunft. Als weitere Frage stellt sich demnach auch die Frage nach der Herkunft des Begriffes. In wie weit diese zwei einfach anmutenden Fragen jedoch nicht einfach zu beantworten sind, erschließt sich dem Interessenten spätesten wenn dieser sich ebenfalls noch der Begriffsherkunft widmet. Wir sind also in einem Bereich, den die Historik, die Germanistik, die Linguistik und nicht zuletzt die interdisziplinäre Kulturwissenschaft interessiert. In dieser Referatsausarbeitung ist es mein Ziel die Musiker der Alta Capella darzustellen. Wie eingangs erwähnt, bleibt es den Gedanken nicht erspart nach deren Herkunft zu fragen, bei der man nach gründlicher Lektüre entsprechender Fachliteratur schnell fündig wird. Dass die Musiker der Alta Capella von den mittelalterlichen Spielleuten stammen, bzw. sich aus ihnen herausbildeten, ist an Quellen neuerer Untersuchungen eindeutig und schnell belegbar. Was ist aber mit deren Herkunft wiederum? Hierzu verwende ich hauptsächlich die Literatur von Wolfgang Hartung, Antonie Schreier-Hornung, Walter Salmen, ebenso Artikel aus dem MGG . Möchte man sich eine Musikergruppe, ja einen ganzen Berufsstand in einem Zeitraum von ca. 1400 - 1550 anschauen, so kommt man nicht umhin, rund 1000jährige Musik- und Kulturgeschichte zu betrachten. Anhand dieser darzustellenden Zeitspanne, kann diese Ausarbeitung also nur Ausschnitte bieten.
Das Vorgehen soll hier sein, ausgehend vom Spielmann des Mittelalters, der Problematik seiner Traditionen, seiner Darstellung, seines sozialen und kulturellen Standes hinführen zu einem Überblick über die Aufgaben, Funktionen und dem gewandelten Bildes des Musikers in der Renaissance und zur Etablierung eines neuen Berufsstandes, begründet erstmals durch die Vereinigungen der so genannten „Alta Capella“.
2. Der Spielmann im Mittelalter
Eine Untersuchung des „Spielmannbegriffs“ brachte die Germanistik des 19. Jahrhunderts hervor. Diesen jedoch klar zu umreißen wurde nicht versucht, vielmehr führt die Diskussion zu Unklarheiten und Verwischungen innerhalb der Begriffe (Schreier- Hornung 1981)
Im Kunstverständnis der Romantik bereits wurde der Begriff des Spielmanns und des Barden romantisiert und damit verklärt dargestellt. Der fahrende Spielmann wurde von den Künstlern der Romantik mit Natürlichkeit, Kreativität, Ungezwungenheit und Freiheit verbunden. Der Spielmann war für die Intelligenzia der Romantik die Vorzeigefigur ihres romantischen Weltentwurfs und deren verklärten Mittelalterbildes, einer fernen Zeit, in welche sie sich zurück sehnten. Romane der Romantik lassen Parallelen zu den Spielleuten sehen. Man denke da an Eichendorffs Roman Aus dem Leben eines Taugenichts, in dem ein junger Mann in die weite Welt hinaus wandert um sein Glück zu finden. Im romantischen Denken wird der makelbehaftete „Versager“ oder zumindest der gesellschaftlich abseits Stehende, zu einem Idol einer ganzen Generation. So wird auch der Spielmann zu jenem Idol der Romantik, als Figur des unabhängigen Freigeistes in Reinform.
Eine Frage der Herkunft ist stets auch eine Frage nach Begrifflichkeiten. Mit „Spielmann“ wird und wurden oftmals all jene versehen, die sich in irgendeiner Weise mit Kunst beschäftigten. Das MGG gibt Aufschluss:
„(…) der Terminus ´Spielman´ wurde im Lauf des europäischen. Mittelalters für sehr viele Arten beruflich agierender Künstler (…) gebraucht. Er bezog sich unter Umständen auch auf `Künste´ wie das Schreiben oder das Heilen.“[1]
Auf den ersten Blick wirkt diese grobe Einteilung nachvollziehbar, gereicht jedoch nicht zu einem klareren Durchblick, wenn man nach der Herkunft der Spielleute fragt.
Walter Salmen (1983) zum Beispiel beschäftigt sich mit dem Berufsmusikertum und wie dieses entstanden ist. Er zeigt anhand von Quellen Schwierigkeiten in Bezug auf die Namensgebung auf, wie sehr sich Begrifflichkeiten und Namensgebungen durch die Jahrhunderte verändert haben und wie schwierig es ist den Spielmann, wie er hier dargestellt werden soll (als Vorfahre der Musiker der Alta Capella) aus der Fülle von Menschen die im Weiteren Sinne zu den Spielmännern gezählt wurden, herauszufiltern:
„(…) dass es tatsächlich seit der Antike ohne Unterbrechung bis zum Mittelalter und darüber hinaus unter den ´ lantlauffern ´ spezialisierte Schauspieler, Instrumentalisten, Sänger, Erzähler, gegeben hat. Der Übergang von oder mimus zu spilman machen seit dem frühen 8. Jh. Glossarien in reicher Fülle deutlich. Wörter wie scirno, scurra, scenisus , und das germ. Scop gingen während der Merowingerzeit in „ spilman “ über.“[2]
Sein wortetymologischer Vergleich zeigt, wie schwierig es ist überhaupt eine Definition des Spielmannes zu geben, zumal Salmen das „Berufsmusikertum“ im Blickwinkel hat und somit alle anderen Musiker, wie zum Beispiel die Fahrenden, ausblendet.
Die Überlegungen über die Herkunft der Spielleute gehen weit auseinander, die meisten Standpunkte gehen davon aus, die Ursprünge in der Antike zu suchen, meist römisch- griechische, oder wenn nicht dort, dann in der germanischen oder keltischen Kultur. Dieser Standpunkt wird unterstützt durch die Methode der so genannten genetischen Herleitung.
Wie einfach und teilweise undifferenziert die ältere Forschung die Herkunft der Spielleute zu klären versucht hatte, zeigt Wolfgang Hartung:
„Das Fortleben der römischen mimi und histriones sei auf folgenden Wegen verlaufen: Die von der Kirche verfolgten und von den Barbaren ihrer Aufführungsorte beraubten Schauspieler sollen sich den Anforderungen teutonischer Sitten angepasst haben (….). `Aus ihren Theatern vertrieben, blieben sie immer noch populär. Und schließlich wurden sie joculatores, jougleurs, minstrels`. So einfach und historisch werden komplizierte sozialgeschichtliche Prozesse dargestellt.“[3] Hartungs Kritik bezieht sich auf eine Aussage Edmund Chambers von 1903. Mit seiner Kritik geht er noch weiter und zwar ebenfalls über die Methode, die nach genetischen Gesichtspunkten vorgeht:
„Die Herkunft der Spielleute wurde dabei stets unter `genetischer` Fragestellung untersucht, indem gewissermaßen davon ausgegangen wurde, dass jedes Kind einen Vater und einen Großvater hat und man in der Zeit lediglich weit zurück gehen müsse, um des `Urgroßvaters` habhaft zu werden.“[4]
Ebenfalls mit Vorsicht gehandhabt werden müssten begriffliche Herleitungen, so Hartung, denn innerhalb der Begrifflichkeiten würde man sich nach Funktionen der jeweiligen Gruppen orientieren, und immerhin sei zu beachten, dass die Möglichkeit falscher Begriffsherleitungen- und –übertragungen bestünde. Er berichtet:
„Und damit sind wir wieder beim Zirkelschluss angelangt, den viele Autoren –mittelalterliche wie moderne – bis heute vollziehen, indem sie mit der Übertragung von Begriffen der Antike auch anachronistische Phänomene und (Vor-)Urteile in das Mittelalter übertragen.“[5] Und dies entspreche vorwissenschaftlichem Denken.[6]
Was die Herleitung von Barden und Skalden angeht, ermahnt Hartung, daran zu denken, dass nämlich Barden und Skalden eher rituelle und kultische Aufgaben gehabt hätten, die weit über die bloße Unterhaltung hinaus gingen und diese eher zuständig waren Helden- und Göttersagen zu verbreiten und zu erhalten.[7]
Eine mögliche These wäre es zu überlegen, dass die Barden und Skalen sich zu mittelalterlichen, höfischen Minnesänger entwickelten, immerhin kam jenen ebenfalls eine Art kultische Aufgaben zu (z.B. das Preisen des Herrschers). Diese Annahme würde jedoch Walter Salmens Meinung nicht standhalten, der erwähnt, dass die Skopen durch die Christianisierung der Fürsten von den Höfen verdrängt worden seien. Eine Integrierung derer in die christlich, höfische Welt wäre noch zu überdenken, aber das wäre im Rahmen dieser Arbeit ein ganz anderes Thema, welchem man mehr Gedanken und Lektüre widmen müsste. Auch Hartung äußert sich darüber. Bestrebungen der Synthese, die annimmt, der römische mimus entwickelte sich zum „niederen“ Spielmann und der germanische skop zum literarisch anspruchsvollen minstrel, wird von Hartung jedoch als „phantasievolle Theorien“ angesehen, für dies es keinerlei Grundlage gäbe.[8]
Weitere Kritik von Hartung muss sich Edmund Faral (1910) unterziehen, der Folgendes herzuleiten versuchte: der spätrömische mimus scheine dem mittelalterliche Spielmann ähnlich zu kommen, durch Ähnlichkeiten im Repertoire, wie Schauspielerei, Gebrauch alltäglicher Motive wie Liebe, Ehebruch, Prügel, Mord und der Parodierung des heidnischen und christlichen Kults. Eine Herleitung vom Skalden, lehnte Faral jedoch ab. Faral nimmt seine Bestimmung also auch aufgrund der Namensgebung. So sei der Gebrauch von Begriffen wie mimus, histrio, joculator in der Spätantike und im Mittelalter Indizien dafür, dass der mimus der Vorfahre des Spielmanns sei. Jedoch entkräfte dieser es wiederum selbst, wenn er gleichsam feststellt, dass Spielleute erst ab 1200 überhaupt als Schauspieler auftraten, so Hartung.[9]
[...]
[1] Dieter Kriekeberg: Art. „Spielmann“, in, MGG Bd. XVI.
[2] Walter Salmen: Der Spielmann im Mittelalter, Innsbruck 1983. S. 83.
[3] Walter Hartung: Die Spielleute im Mittelalter. Gaukler, Dichter, Musikanten, Düsseldorf und Zürich 2003. S.85.
[4] Ebd. S.87.
[5] Ebd. S.86.
[6] Vgl. ebd.
[7] Vgl. ebd. S.89.
[8] Vgl. ebd. S.90.
[9] Vgl. ebd. S.87.
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.