Diese Facharbeit untersucht, an welchen Stellen in den "Twilight"-Büchern Hinweise auf das mormonische Weltbild zu finden sind. Dafür werde ich im ersten Teil die Bis(s)-Reihe näher vorstellen. Hierbei beginne ich mit der Biografie Stephenie Meyers, um anschließend eine kurze Zusammenfassung ihrer Fantasy-Reihe zu formulieren. In diesem Zusammenhang halte ich es für wichtig, auch die Protagonisten Bella Swan, Edward Cullen und Jacob Black näher zu beleuchten.
Der zweite Teil dieser Arbeit widmet sich der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wobei ich die Ausdrücke Mormonentum, Kirche Jesu Christi, HLT-Kirche und Kirche der HLT synonym verwenden werde. Hierbei sollen Glaubensinhalte und Vorstellungen der Mormonen zu Ehe, Sexualität, Familie und dem Leben nach dem Tod sowie weitere Lehren, die möglicherweise in der Bis(s)-Saga Einfluss gefunden haben könnten, im Mittelpunkt meiner Ausführungen stehen.
Schließlich wird im letzten Teil der Arbeit an ausgewählten Beispielen untersucht, wie diese Vorstellungen die Charaktere und die Handlung in den Bis(s)-Romanen beeinflusst haben könnten.
Die Autorin, Stephenie Meyer, gehört der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Kritiker werfen ihr vor, ihre Werke würden religiöse Inhalte verbergen: "The Twilight novels […] have religious associations, […] most of them come from the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (the Mormons)." Oder wie Wieland Freund über die Brigham-Young-Universität, an der Meyer studierte, schreibt: "Dort, an der konfessionellen Mormonen-Universität, ist die religiöse Unterweisung der Studierenden Pflicht, und die hat in Stephenie Meyers Twilight-Serie […] deutliche Spuren hinterlassen."
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Bis(s)-Reihe
2.1 Stephenie Meyer
2.2 Inhaltsangabe der Bis(s) -Saga
2.3 Beleuchtung der Protagonisten
3. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
3.1 Gründung durch Joseph Smith
3.2 Glaubensinhalte
4. Mormonische Einflüsse in der Bis(s) -Reihe
4.1 Vorstellungen zu Ehe, Sexualität und Familie
4.2 Leben nach dem Tod
4.3 Fortschrittsglaube
4.4 Entscheidungsfreiheit
4.5 Sonstiges
5. Fazit
6. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
„,Für immer und ewig und allezeit‘, murmelte er. ,Das klingt wie Musik in meinen Ohren.‘ Glückselig setzten wir unsere Reise in den kleinen, aber vollkommenen Teil unserer Ewigkeit fort.“1
Mit diesen Zeilen endet der vierte und letzte Teil der romantischen Vampirgeschichte von Stephenie Meyer. In ihren Romanen geht es um die Liebesgeschichte der jungen Bella Swan und dem Vampir Edward Cullen.
Im Jahr 2005 erschien der erste Roman der erfolgreichen Bis(s) -Reihe in den USA, ein Jahr später in Deutschland. Die Bücher erfreuten sich besonders bei jugendlichen Leserinnen und Lesern2 großer Beliebtheit und wurden zu internationalen Bestsellern.
Die Autorin, Stephenie Meyer, gehört der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Kritiker werfen ihr vor, ihre Werke würden religiöse Inhalte verbergen: „The ,Twilight’ novels […] have religious associations, […] most of them come from the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (the Mormons).“3 Oder wie Wieland Freund über die Brigham-Young-Universität, an der Meyer studierte, schreibt: „Dort, an der konfessionellen Mormonen-Universität, ist die religiöse Unterweisung der Studierenden Pflicht, und die hat in Stephenie Meyers ,Twilight‘-Serie […] deutliche Spuren hinterlassen.“4
In der folgenden von mir verfassten Facharbeit wird der Frage nachgegangen, ob diese Kritik angemessen ist und an welchen Stellen in den Büchern Hinweise auf das mormonische Weltbild zu finden sind. Dafür werde ich im ersten Teil die Bis(s) -Reihe näher vorstellen. Hierbei beginne ich mit der Biografie Stephenie Meyers, um anschließend eine kurze Zusammenfassung ihrer Fantasy-Reihe zu formulieren. In diesem Zusammenhang halte ich es für wichtig, auch die Protagonisten Bella Swan, Edward Cullen und Jacob Black näher zu beleuchten.
Der zweite Teil dieser Arbeit widmet sich der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wobei ich die Ausdrücke Mormonentum, Kirche Jesu Christi, HLT-Kirche und Kirche der HLT synonym verwenden werde. Hierbei sollen Glaubensinhalte und Vorstellungen der Mormonen zu Ehe, Sexualität, Familie und dem Leben nach dem Tod sowie weitere Lehren, die möglicherweise in der Bis(s) -Saga Einfluss gefunden haben könnten, im Mittelpunkt meiner Ausführungen stehen.
Schließlich wird im letzten Teil der Arbeit an ausgewählten Beispielen untersucht, wie diese Vorstellungen die Charaktere und die Handlung in den Bis(s) -Romanen beeinflusst haben könnten. Den Abschluss der Arbeit bildet eine persönliche Auseinandersetzung und Bewertung.
2. Die Bis(s)-Reihe
2.1 Stephenie Meyer
Stephenie Meyer wurde 1973 als zweites von fünf Kindern in Hartford, im US-Bundesstaat Connecticut, geboren. Seitdem sie vier Jahre alt ist, lebt sie in Phoenix, Arizona, der Stadt, in der auch Isabella Swan, die Protagonistin ihrer Bis(s) -Tetralogie, mit ihrer Mutter gelebt hat. Sie besuchte die Highschool in Scottsdale, ebenfalls Arizona. Mithilfe eines Stipendiums studierte Meyer englische Literatur an der mormonischen Brigham-Young-Universität in Provo in Utah.5 Sie heiratete ihren Kinder- und Jugendfreund und hat mit ihm drei Söhne.6
Meyer ist bekennende Anhängerin der Kirche Jesu Christi und verwies auf ihrer Homepage auf die offizielle Internetseite der Kirche: „I am also a member of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (or Mormon, as we are commonly called - for more info on what that means, see www.mormon.org) and that has a huge influence on who I am and my perspective on the world, and therefore what I write.“7
Am 2. Juni 2003, kam ihr im Traum die Idee zu ihrem ersten Buch, Bis(s) zum Morgengrauen, so schreibt sie auf ihrer Homepage: „Though I had a million things to do, I stayed in bed, thinking about the dream. Unwillingly, I eventually got up and did the immediate necessities, and then put everything that I possibly could on the back burner and sat down at the computer to write - something I hadn't done in so long that I wondered why I was bothering.“8 2005 erschien ihr erster Roman Bis(s) zum Morgengrauen in den USA und wurde prompt zum Bestseller. Bis 2008 wurde die vierteilige Bis(s) -Reihe vervollständigt, später außerdem verfilmt. Nach der Saga folgten noch weitere Veröffentlichungen.9
2.2 Inhaltsangabe der Bis(s) -Saga
In den folgenden Ausführungen beziehe ich mich auf die Bücher Bis(s) zum Morgengrauen10 , Bis(s) zur Mittagsstunde11 , Bis(s) zum Abendrot12 sowie Bis(s) zum Ende der Nacht.13
Die Geschichte beginnt damit, dass die 17-jährige Isabella Swan, kurz Bella, aus dem warmen Phoenix, wo sie bisher bei ihrer Mutter lebte, zu ihrem getrennt lebenden Vater Charlie ins regnerische Forks, im US-Bundesstaat Washington, zieht. Dort begegnet sie zum ersten Mal der fremdartigen Familie Cullen, bestehend aus Carlisle und Esme und ihren fast erwachsenen Adoptivkindern Emmet, Rosalie, Jasper, Alice und Edward. Bella kommt langsam dem Geheimnis der Cullens auf die Spur: „Sie sind Vampire.“14
Allerdings ernähren sie sich nicht von Menschenblut, sondern haben sich auf Tierblut spezialisiert. Da sie, anders als Vampire in anderen Geschichten, nicht bei Sonnenlicht sterben, können sie am menschlichen Leben teilhaben.
Bemerkenswert ist außerdem, dass Bella für viele Begabungen der Vampire unempfänglich zu sein scheint. So kann z.B. Edward ihre Gedanken nicht lesen.
Bella und Edward verlieben sich unsterblich ineinander und überstehen viele lebensgefährliche Situationen, da nicht alle Vampire so wohlwollend wie die Cullens sind.
Außerdem stellt sich heraus, dass Bellas bester Freund Jacob Black, der dem Stamm der Quileute - einem alten Indianerstamm - angehört, Teil eines Werwolfrudels ist. Der jahrhundertelange Kampf zwischen den feindlich gesinnten Vampiren und den Werwölfen bricht erneut aus und Bella ist zwischen Edward und Jacob hin- und hergerissen.
Eine weitere Komplikation bildet der Wunsch Bellas, selbst zum Blutsauger zu werden, „um die Ewigkeit mit dem unsterblichen Edward verbringen zu können.“15 Vorerst ist Edward strikt dagegen, um ihre Seele zu retten. Als jedoch die Volturi - ein mächtiger Vampir-Clan - von Bella Kenntnis erhalten, fordern auch diese ihre Verwandlung, um das Geheimnis um die Existenz ihrer Art zu schützen. Folglich treffen Bella und Edward ein Abkommen: Bevor er sie verwandelt, muss sie ihn heiraten. In den Flitterwochen kommt es zur ersten Liebesnacht und etwas beinahe Unmögliches geschieht: Bella wird schwanger. Sofort nachdem der Fötus ihren Körper verlassen hat, verwandelt Edward seine Frau, da sie nur auf diesem Weg „überleben“ kann.
Bald schon scheint alles perfekt. Auch Jacob, der anfangs die Hochzeit sowie die Verwandlung Bellas missbilligte, hat sich mit den Ereignissen abgefunden, weil er sich auf Edwards und Bellas Tochter Renesmee „geprägt“ hat.
Doch der Volturi-Clan glaubt, die Cullens hätten ein verbotenes Vampirkind geschaffen und wollen sie vernichten. Beinahe kommt es zum Kampf, doch die Familie Cullen hat genug Zeugen vereinigt, die aussagen können, dass Renesmee nur ein Halb-Vampir ist, da Bella zum Zeitpunkt der Zeugung noch ein Mensch war.
Somit werden die Cullens verschont und Edward und Bella können glücklich und zufrieden ihr unsterbliches Leben fortsetzen.
2.3 Beleuchtung der Protagonisten
2.3.1 Isabella Swan
Isabella Swan ist die 17-jährige Protagonistin der Bis(s) -Reihe, welche aus ihrer Perspektive geschrieben ist. Sie beschreibt sich selbst als tollpatschig, unsicher und ängstlich: „Verglichen mit mir war der feige Löwe aus ,der Zauberer von Oz‘ ein Superheld.“16 Des Weiteren stolpert sie oft, läuft rot an und verhält sich im Sportunterricht bei Ballspielen besonders ungelenk: „als ich Volleyball spielen musste und den Ball beim einzigen Mal, als ich ihm nicht auswich, einer Mannschaftskameradin an den Kopf schoss.“17 Hierdurch wirkt sie in den Augen des Lesers oft unbeholfen. Darüber hinaus sieht sie sich selbst als unscheinbare Person, die seit jeher eine Außenseiterrolle einnimmt: „Nicht nur äußerlich würde ich nie irgendwo reinpassen. […] Ich kam nicht gut klar mit Leuten meines Alters.“18 Außerdem hegt sie Selbstzweifel: „Möglicherweise funktionierte ja mein Gehirn nicht richtig.“19 Durch diese Eigenschaften fällt es vielen jungen Lesern leicht, sich mit ihr zu identifizieren, da auch sie sich nicht als perfekt ansehen.
Andererseits hilft Bella ihrem Vater Charlie im Haushalt, verdient ihr eigenes Geld und macht dadurch einen sehr selbstständigen und erwachsenen Eindruck. Aussagen, die von anderen stammen, stehen ebenfalls mit Bellas Selbstbild in Widerspruch: So wird sie, kaum in Forks angekommen, in die Clique von Eric, Mike, Angela und Jessica integriert. Zudem weckt sie das Interesse vieler Jungen, was sie sich selbst aber so erklärt: „Möglicherweise fanden sie meine lästige Tollpatschigkeit nicht erbärmlich, sondern liebenswürdig und sahen in mir eine Jungfrau in Nöten.“20 Auch Jacob ist begeistert, sie wiederzutreffen und verliebt sich in sie. Auf diese Weise entsteht ein anderes Bild von Bella: Sie scheint also durchaus attraktiv zu sein. Durch ihr bescheidenes Selbstbild wirkt sie aber sympathischer.
Als Edward sie verlässt, stürzt sie in eine tiefe, emotionale Krise. Ein Leben ohne Edward scheint für sie sinnlos. An dieser Stelle wird ihre extreme Abhängigkeit von ihm erkennbar. Um ewig mit ihm verbunden zu sein, will sie sogar ihr menschliches Leben aufgeben.
Von Edwards Heiratsantrag hält Bella zunächst nichts, da für sie Heiraten in jungen Jahren nicht in Frage kommt. Auch diese Vorstellung entspricht einer modernen Weltanschauung, womit sich die Zielgruppe des Buches besser identifizieren kann.
2.3.2 Edward Cullen
Edward Cullen ist Bellas große Liebe und lebt seit über 100 Jahren als Vampir. Somit lassen sich auch seine altmodischen Vorstellungen erklären: Er will beispielsweise Bellas Tugend bewahren, weshalb es erst in der Hochzeitsnacht zum Sex kommt. Auch spricht er davon, dass er Bellas Seele bewahren will, als diese ihn bittet, sie in einen Vampir zu verwandeln.21 Einerseits wirkt er durch seine Schönheit und seinen Charme anziehend, Bella beschreibt ihn beispielsweise als „überirdisch schön“22 und bezeichnet ihn als den „Gottgleiche[n]“23 - andererseits umgibt ihn eine geheimnisvolle Aura. Für ihn stehen der Schutz und die Sicherheit Bellas sowie seiner eigenen Familie an erster Stelle. Hierdurch bekommt seine Figur edle und heldenhafte Züge.
Sein Selbstbild, welches durch Aussagen, die er selber macht, erschlossen werden kann, ist widersprüchlich zu Bellas Vorstellung von ihm: Während sie ihn als makelloses Wesen bezeichnet, sieht er sich selbst als Monster. Aber dadurch, dass er den Drang, Menschen zu töten, unterdrückt, besiegt er das Monster in sich. Das demonstriert seine außergewöhnliche Willensstärke.
Im Roman ist Edward die Gegenfigur zu Jacob. Nicht nur, was den uralten Kampf zwischen Werwölfen und Vampiren angeht, sind die beiden Rivalen. Nein, sie kämpfen auch um die Liebe derselben Frau: Bella.
2.3.3 Jacob Black
Jacob Black wirkt durch sein oft trotziges und unüberlegtes Handeln deutlich kindlicher und unreifer als Edward und Bella. Aber gerade das lässt ihn sympathisch erscheinen. Er ist für den Leser greifbarer - „menschlicher“ - als Edward. Im Gegensatz zu Edward ist Jacob auch deutlich angesehener bei Charlie, Bellas Vater. Jacobs Äußeres schildert Bella anfangs mit den Worten: „Er sah aus wie 14 […]. Seine Kinnpartie hatte ihre kindlichen Rundungen noch nicht völlig abgestreift.“24 Später, nach der Verwandlung zum Werwolf, wird er als groß, stark und muskulös beschrieben.
Jacob bildet einen Kontrast zu Edward. Sein Charakter könnte als Symbol für die menschliche, normale Welt gedeutet werden, gegen die sich Bella aber entscheidet. Er führt ihr vor Augen, wie ihr menschliches Leben mit ihm hätte verlaufen können, wenn ihre Entscheidung auf ihn gefallen wäre. Somit könnte man Jacobs Figur als „Bellas Plan B“ interpretieren, so wie Leonie Thöne.25
3. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
3.1 Gründung durch Joseph Smith
Die Kirche Jesu Christi entstand Anfang des 19. Jahrhunderts. Gegründet wurde sie von dem Amerikaner Joseph Smith, Sohn eines armen Farmers, geboren 1805 in Sharon, Vermont.26 Er war der erste Präsident der Kirche der HLT. Ein Präsident wird auch als Prophet bezeichnet und kann neue Offenbarungen erhalten. Bis heute gab es insgesamt 16 Präsidenten, seit 2008 ist Thomas S. Monson im Dienst.27
Joseph Smith befasste sich schon in seiner Jugend mit der Frage, zu welcher Religion er gehöre, da er sich mit keiner der damaligen, zahlreich vorhandenen Glaubensgemeinschaften identifizieren konnte. Als junger Erwachsener erschienen ihm in seiner ersten Vision - nach eigener Aussage - zwei Gestalten, Jesus Christus und Gott. Einer der beiden antwortete ihm auf seine Frage, welcher Gemeinschaft er sich anschließen solle, „dass er keiner Gemeinschaft beitreten solle, denn ,ihre sämtlichen Glaubensbekenntnisse seien in seinen Augen ein Greuel; jene Glaubensbekenner seien alle verderbt‘.“28 Joseph Smith beschrieb noch weitere Visionen: 1823 sei ihm der Engel Moroni erschienen und habe ihm einige Goldplatten, „auf denen die Fülle des immerwährenden Evangeliums“29 festgehalten war, gezeigt. Ob diese Platten existierten ist jedoch unklar, da niemand sie je zu Gesicht bekam, auch nicht die Schreiber, die für Smith die Platten übersetzten.30 Auf die Übersetzung dieser Platten begründet sich auch das Buch Mormon. In der Einführung zum Buch Mormon heißt es dazu: „[Smith] übersetzte sie mit der Gabe und Macht Gottes.“31
Offiziell wurde die HLT-Kirche 1830 gegründet.32 Obwohl Smith schon zu Lebzeiten kritisiert wurde und die ersten zehn Jahre nach Gründung „von extremsten Auseinandersetzungen mit dem Staat und mormonenfeindlichen Bürgern […] geprägt“33 waren, wuchs die Gemeinde der Mormonen bis heute auf über 11 Millionen Mitglieder an.34 David Brunner erklärt sich dieses Phänomen so: „wesentlicher Anziehungspunkt der Kirche Jesu Christi war, dass sie durch immer wieder neue Offenbarungen in der Lage war, den Menschen anscheinend Antworten zu geben, die sie in anderen Kirchen scheinbar vergeblich suchten.“35
In Provo in Utah gibt es heute sogar eine mormonische Universität, die Brigham-Young-Universität, an der auch Stephenie Meyer studierte und die nach Smiths Nachfolger, dem zweiten Präsidenten der Kirche Jesu Christi, Brigham Young, benannt ist.36
3.2 Glaubensinhalte
Die Anhänger des Mormonentums bekennen sich zu Jesus Christus, dem Erlöser. Nur durch seine Vergebung können sie wieder in den Himmel gelangen.37
3.2.1 Das Buch Mormon – The Book of Mormon
Das Buch Mormon ist die heilige Schrift der Mormonen. Es enthält „Offenbarungen von Gott an seine Propheten sowie die religiöse Geschichte einzelner Völker“38, so heißt es auf der Homepage der HLT-Kirche. Die Propheten des Buches Mormon machten Aufzeichnungen über das Verhältnis Gottes zu seinem Volk. Diese wurden von dem Prophet Mormon zusammengefasst und auf die goldenen Platten graviert, die Smith später erhalten haben will und ins Englische übersetzt haben soll.39
Das Buch Mormon ist an die Bibel gelehnt, wobei Smith die Inhalte der Bibel in seinem Sinne verändert hat: So lehrt das Buch z.B., dass die damaligen Völker Israels nach Amerika ausgewandert seien,40 in der Bibel ist davon nicht die Rede.
3.2.2 Vorstellungen zu Ehe, Sexualität und Familie
„Die Familie steht im Plan Gottes im Mittelpunkt.“41 Dieser Satz springt einem sofort ins Auge wenn man auf der offiziellen Homepage der Mormonen den Bereich „Unsere Werte/Die Familie stärken“ aufruft. Die Mormonen sehen ihre Hauptaufgabe darin, „,gute Väter, Mütter, Ehefrauen und Ehemänner‘ hervorzubringen.“42 Eine glückliche Familie zu gründen, ist für einen Mormonen das wichtigste Gebot. Vor diesem Hintergrund ist es besonders schwierig für eine Frau, kinderlos zu sein, „da auf diese Art der Zweck der Ehe, das Menschengeschlecht zu mehren, nicht erreicht wird.“43 Allerdings darf die Fortpflanzung nur zwischen einem Mann und einer Frau stattfinden, die durch Ehe rechtmäßig miteinander verbunden sind.44 Eine gute Vorbereitung sei deshalb die „Erziehung zur völligen sexuellen Enthaltsamkeit vor der Heirat“.45 Dies begründen die Mormonen mit dem Gesetz der Keuschheit, welches besagt, dass Gott eine sexuelle Beziehung nur Eheleuten gebietet, vor der Heirat hat der Mensch enthaltsam zu leben. Auch die Gedanken sollen „rein“ bleiben. Pornografie und homosexuelle Beziehungen sind inakzeptabel,46 ebenso Abtreibung.47
Die Ehe wird in einem heiligen Tempel, dem Gotteshaus der Mormonen, geschlossen. Die Partner schließen ein Bündnis, wobei der Mann und die Frau einander versprechen, für immer und ewig, d.h. auch nach dem Tod, zusammenzubleiben, wenn sie einander treu bleiben und das Versprechen gegenüber Gott halten. Halten sie ihr Versprechen, werden sie im Himmel mit ihren Kindern wieder vereinigt.48 Eine nur auf dem Standesamt geschlossene Ehe ohne diese „Siegelung“ im Tempel sehen die Mormonen „als ,Zeitehe mit Scheidungsurkunde für den Todesfall‘.“49
[...]
1 Meyer, Stephenie.: Bis(s) zum Ende der Nacht. 1. Auflage, Hamburg 2009, S.789. Im Folgenden zitiert als „Bis(s) 4“
2 Im Folgenden wird nur die männliche Form verwendet, sie bezieht die weibliche mit ein, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen.
3 Aleiss, Angela: Mormon Influence, Imagery Run Deep Through Twilight. 24.6.2010. Online im Internet: URL: http://www.huffingtonpost.com/2010/06/24/mormon-influence-imagery_n_623487.html [Stand 4.3.2014]
4 Freund, Wieland: Stephenie Meyer – Mit Vampiren gegen Potter. 12.6.2008. Online im Internet: URL: http://www.welt.de/kultur/article2092236/Stephenie-Meyer-Mit-Vampiren-gegen-Potter.html [Stand 4.3.2014]
5 Vgl. Anonym: Stephenie Meyer. Online im Internet: URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Stephenie_Meyer [Stand 4.3.2014]
6 Vgl. Anonym: StephenieMeyer.com. Unofficial Bio. Online im Internet: URL: https://web.archive.org/web/20080111022641/http://stepheniemeyer.com/bio_unofficial.html [Stand 22. 1.2013]
7 Anonym: StephenieMeyer.com. Unofficial Bio. Online im Internet: URL: https://web.archive.org/web/20080111022641/http://stepheniemeyer.com/bio_unofficial.html [Stand 22. 1.2013]
8 Anonym: the official website of Stephenie Meyer. Bio. Online im Internet: URL: http://stepheniemeyer.com/bio.html [Stand 4.3.2014]
9 Vgl. Anonym: Stephenie Meyer. Online im Internet: URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Stephenie_Meyer [Stand 4.3.2014]
10 Meyer, Stephenie.: Bis(s) zum Morgengrauen. 1. Auflage, Hamburg 2008. Im Folgenden zitiert als „Bis(s) 1“
11 Meyer, Stephenie.: Bis(s) zur Mittagsstunde. 1. Auflage, Hamburg 2009. Im Folgenden zitiert als „Bis(s) 2“
12 Meyer, Stephenie.: Bis(s) zum Abendrot. 1. Auflage, Hamburg 2009. Im Folgenden zitiert als „Bis(s) 3“
13 Meyer, Bis(s) 4
14 Thöne, Leonie V.: Die Figur Edward Cullen. Moderner Mormonen-Missionar oder Vampir- Romantiker?. 1. Auflage, Dresden 2009, S.7
15 Thöne, 2009, S.8
16 Meyer, Bis(s) 1, S. 35
17 Ebd., S. 34
18 Ebd., S. 15
19 Ebd., S. 15
20 Ebd., S. 60
21 Vgl. Meyer, Bis(s) 2, S. 43
22 Meyer, Bis(s) 1, S. 32
23 Ebd., S. 373
24 Meyer, Bis(s) 1, S. 126
25 Vgl. Thöne, 2009, S. 23
26 Vgl. Brunner, David: Die Mormonen – Sekte oder Heilige? Eine Darstellung ihrer Entstehung, Geschichte (bis 1890) und spezifischen Sonderlehren. Ebook, München 2003, S.5
27 Vgl. Anonym: Häufige Fragen. Wer erwählt den Propheten der Mormonen? Online im Internet: URL: http://www.mormon.org/deu/haeufige-Fragen/Thema/Propheten/Frage/Mormonenprophet [Stand 12.3.2014]
28 Brunner, 2003, S. 7
29 Brunner, 2003, S.7
30 Vgl. Ebd., S. 9
31 Das Buch Mormon - Ein weiterer Zeuge für Jesus Christus. Deutsche Übersetzung. Frankfurt am Main, 1991, Einführung
32 Vgl. Brunner, 2003, S. 15
33 Ebd., S. 15
34 Vgl. Ebd., S. 4
35 Ebd., S. 16
36 Vgl. Anonym: Brigham Young Universität. Online im Internet: URL: http://www.mormonismus-enzyklopaedie.de/BYU.html [Stand 7.3.2014]
37 Vgl Anonym: Jesus Christus. Jesus Christus, unser Erlöser. Online im Internet: URL: http://mormon.org/deu/jesus-christus [Stand 7.3.2014]
38 Anonym: Das Buch Mormon. Das Wort Gottes. Online im Internet: URL: http://mormon.org/deu/buch-mormon [Stand 7.3.2014]
39 Vgl. Anonym: Das Buch Mormon. Das Wort Gottes. Online im Internet: URL: http://mormon.org/deu/buch-mormon [Stand 7.3.2014]
40 Vgl. Anonym: Mormonentum. Glaubensinhalte und Bezug zum Christentum. Online im Internet: URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Mormonentum#Glaubensinhalte_und_Bezug_zum_Christentum [Stand 7.3.2014]
41 Anonym: Die Stärkung der Familie. Online im Internet: URL: http://mormon.org/deu/familie [Stand 7.3.2014]
42 Thöne, 2009, S. 57
43 Busch, Moritz.: Die Mormonen. Nachdruck des Originals von 1855. 1. Auflage, Paderborn 2012, S. 124
44 Vgl. Thöne, 2009, S. 50
45 Ebd., S. 50
46 Vgl. Anonym: Gebote Gottes. Nach dem Gesetz der Keuschheit leben. Online im Internet: URL: http://mormon.org/gebote?lang=deu [Stand 9.3.2014]
47 Vgl. Zarembski, Marianne: Sozialisation der Jugend bei den Mormonen. Einige Glaubensgrundsätze. 1998. Online im Internet: URL: http://www.mormonismus-online.de/index.php?inc=relisowi.htm#glaubensgr [Stand 12.3.2014]
48 Vgl. Anonym: Die Stärkung der Familie. Eine Ehe, die im Himmel geschlossen wird. Online im Internet: URL: http://mormon.org/deu/familie [Stand 9.3.2014]
49 Thöne, 2009, S. 75
- Citar trabajo
- Jule Prasser (Autor), 2014, "Twilight" von Stephenie Meyer. Leben nach dem Tod, Ehe und Sexualität im Kontext des mormonischen Weltbildes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/921059
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