Einleitung
Seit dem 6. Jahrhundert kamen slawisch sprechende Völker in das ehemals von Germanen bewohnte Gebiet zwischen Elbe und Saale, um sich dort niederzulassen. Während ihre Siedlungen im 7. Jahrhundert die größte Ausdehnung erlebten und auch ein kultureller Anstieg erreicht wurde, führte die Expansion des Frankenreiches unter den Karolingern dazu, dass die Westslawen nun die direkten Nachbarn waren. Feindschaften zwischen einzelnen slawischen Stämmen machte sich die fränkische Politik zu Nutze, um die eigenen Interessen bezüglich der Unterwerfung der Slawen zu verwirklichen. Nach dem Machtverfall des fränkischen Reiches im 9. Jahrhundert ging erst wieder Heinrich I. offensiv gegen die Slawen vor, um sie zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit zu zwingen.
Der Aufstand der slawischen Lutizenstämme von 983 (982) bildete den Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Slawen und Deutschen und hatte zur Folge, dass die Gebiete jenseits der Elbe dem Reich für mehr als ein Jahrhundert verloren blieben.
Diese Arbeit soll zunächst einen Überblick bezüglich des Verlaufs des Aufstandes und der daran beteiligten Stämme vermitteln. Im Weiteren liegt der Schwerpunkt in der Klärung der Frage, welche Gründe den Aufstand der Slawen verursacht haben. Ziel dieser Arbeit ist die Analyse dieser Gründe unter Berücksichtigung der Informationen, die den Quellen zu entnehmen sind, um herauszufinden welche Aspekte am wahrscheinlichsten den historischen Tatsachen entsprechen.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1. Die Organisation des Aufstandes
1.1 Die beteiligten Stämme
1.2 Initiatoren des Aufstandes
2. Der Aufstand der Elbslawen
2.1 Die Quellen
2.2 Der Verlauf
3. Die Gründe des Aufstandes
3.1 Die Aufhebung des Bistums Merseburg
3.2 Das harte Regiment des Markgrafen Dietrich
3.3 Die Niederlage Ottos II. bei Cotrone als Auslöser des Aufstande
3.4 Kampf gegen die deutsche Oberhoheit und das Christentum
4. Fazit
5. Quellenverzeichnis/Literaturverzeichnis
Einleitung
Seit dem 6. Jahrhundert kamen slawisch sprechende Völker in das ehemals von Germanen bewohnte Gebiet zwischen Elbe und Saale, um sich dort niederzulassen. Während ihre Siedlungen im 7. Jahrhundert die größte Ausdehnung erlebten und auch ein kultureller Anstieg erreicht wurde, führte die Expansion des Frankenreiches unter den Karolingern dazu, dass die Westslawen nun die direkten Nachbarn waren.[1] Feindschaften zwischen einzelnen slawischen Stämmen machte sich die fränkische Politik zu Nutze, um die eigenen Interessen bezüglich der Unterwerfung der Slawen zu verwirklichen. Nach dem Machtverfall des fränkischen Reiches im 9. Jahrhundert ging erst wieder Heinrich I. offensiv gegen die Slawen vor, um sie zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit zu zwingen.[2]
Der Aufstand der slawischen Lutizenstämme von 983 (982) bildete den Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Slawen und Deutschen und hatte zur Folge, dass die Gebiete jenseits der Elbe dem Reich für mehr als ein Jahrhundert verloren blieben.[3]
Diese Arbeit soll zunächst einen Überblick bezüglich des Verlaufs des Aufstandes und der daran beteiligten Stämme vermitteln. Im Weiteren liegt der Schwerpunkt in der Klärung der Frage, welche Gründe den Aufstand der Slawen verursacht haben. Ziel dieser Arbeit ist die Analyse dieser Gründe unter Berücksichtigung der Informationen, die den Quellen zu entnehmen sind, um herauszufinden welche Aspekte am wahrscheinlichsten den historischen Tatsachen entsprechen.
1. Die Organisation des Aufstandes
1.1 Die beteiligten Stämme
„Völker,die nach Annahme des Christentums unseren Königen und Kaisern zu Tribut und Diensten verpflichtet waren, griffen,[…], in einmütigem Entschluss zu den Waffen.“[4]
Thietmar von Merseburg schreibt im ersten Satz seiner Beschreibung des Slawenaufstandes zunächst lediglich von unterdrückten „Völkern“ , die sich erhoben, benennt aber keine einzelnen Slawenstämme. Die weiteren Beschreibungen des Aufstandes bei Thietmar und auch die anderen Quellen ergeben, dass mit diesen „Völkern“ die Elbslawen gemeint sind. Es stellt sich die Frage, in welche Stämme sich die Elbslawen untergliedern, wo diese einzelnen Stämme geographisch anzusiedeln sind und wie sie organisiert waren.
Die Elbslawen können generell in die drei Slawenverbände der Abodriten, Wilzen und Sorben unterteilt werden,[5] wobei diese wiederum in viele kleine unabhängige Völkerschaften zersplittert waren.[6]
Die Abodriten waren in der westlichen Mecklenburg zwischen Ostesee, Warnow und Elbe angesiedelt. Die östlichen Nachbarn der Abodriten waren die Wilzen, die in dem Gebiet zwischen Ostsee, Oder, der Verbindung von Neiße- und Saalemündung und der Elbe ansässig waren.[7] Neben einigen anderen Unterstämmen gehörten zum Stamm der Wilzen, die ethnisch gesehen mit den Lutizen gleichzusetzen sind,[8] die Redarier und Heveller. Das Gebiet der Heveller grenzte im Süden an das der Sorben, die zwischen Erzgebirge und Saale beheimatet waren.[9]
Die innere Organisation der Stämme zeichnete sich durch eine akephale Struktur aus; d.h. die Stämme besaßen keine zentrale Herrschaftsinstanz, weshalb es auch keine Machtkonzentration gab. An der Spitze eines Stammes stand der Befehlshaber der Burgen, wobei auch die „Versammlung der Freien“ Mitbestimmungsrechte innehatte. Besonderes Kennzeichen der politischen Organisation der Slawen war vor allem, dass es keine überregionale, monarchische Gewalt gab. Daher bestanden die primären Funktionen der slawischen Fürsten auch in der Repräsentierung nach außen und der militärischen Befehlsgewalt über die Stämme.[10]
Während bei den Wilzen und Abodriten, die seit 929 bzw. 931 der deutschen Oberherrschaft unterstanden[11], diese politischen Strukturen weitestgehend Bestand hatten, unterstand die Oberschicht der Sorben einer sehr strengen Kontrolle und wurde sogar „stark dezimiert“ .[12] Widukind berichtet davon, dass Markgraf Gero bei einem Gastmahl 30 slawische Fürsten ermorden ließ.[13]
1.2 Initiatoren des Aufstandes
Die Tatsache, dass die Slawenfürsten im Norden nur einer lockeren Oberaufsicht unterstanden, erklärt, dass den Quellen gemäß der Aufstand von 983 (982) von den Lutizen ausging.[14] Initiatoren der Erhebung waren die Redarier, die das gemeinsame Vorgehen der im Lutizenbund zusammengeschlossenen abodritischen und lutizischen Stämme organisierten.[15] Umstritten ist in diesem Zusammenhang die Frage, inwieweit die Abodriten an dem Aufstand von 983 (982) beteiligt waren.[16] Da in der sehr glaubwürdigen Chronik des Thietmar von Merseburg[17] jedoch ausdrücklich der Abodritenfürst Mistui im Rahmen des Aufstandes genannt wird[18] und es im Gebiet der Abodriten immer wieder zu Unruhen gekommen war, schließe ich mich der herrschenden Meinung an, dass sie bei dem Aufstand von 983 (982) beteiligt waren. Nicht beteiligt an dem Aufstand gegen die deutsche Oberhoheit waren die Sorben, da – wie bereits erläutert – ihre „politischen Strukturen unter Markgraf Gero zerschlagen worden waren“.[19]
2. Der Aufstand der Elbslawen
2.1 Die Quellen
Die Hauptquelle, die den Verlauf des Slawenaufstandes schildert, ist die in den Jahren 1012 bis 1018 verfasste Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg . Thietmar, der am 25. Juli 975 geboren wurde und am 1. Dezember 1018 verstarb, stellte die Bücher I bis III[20] seiner Chronik im Sommer 1013 fertig. Aufgrund des Erhaltens einer Abschrift der Quedlingburger Annalen, die heute leider erst ab 984 verfügbar sind, überarbeitete Thietmar jedoch die Bücher I-III und fügte einige Nachträge hinzu.[21]
Den Aufstand von 983 (982) erlebte Thietmar im Alter von sieben Jahren wahrscheinlich in seiner Heimat Walbeck. Einen direkten Bezug zu diesen Ereignissen hatte er durch seinen Vater Siegfried, der an der Schlacht an der Tanger gegen die Slawen teilgenommen hatte und ihm somit von den Vorfällen berichten konnte.[22]
Eine weitere bedeutende zeitgenössische Quelle, die jedoch nur sehr knapp von dem Slawenaufstand berichtet, sind die Hildesheimer Annalen , welche u.a. unter Benutzung der Hersfelder Annalen entstanden sind. Anfänglich wahrscheinlich auf Anregung des Bischofs Bernward von Hildesheim hin verfasst, behandeln die Hildesheimer Jahrbücher den Zeitraum vom Jahr 818 bis 1137. Während zwar teilweise chronologische Unordnung herrscht, gelten die Hildesheimer Annalen, gerade bezüglich der Kämpfe mit den Wenden und lokaler Vorgänge, als eine wichtige und zuverlässige Quelle.[23]
Darüber hinaus bieten auch die Magdeburger Annalen eine Beschreibung der Ereignisse von 983 (982), die inhaltlich aber den Ausführungen Thietmars gleichen. Die Jahrbücher von Magdeburg gelten generell als wenig aufschlussreich, da sie primär durch die Abschrift anderer Quellen entstanden sind.[24]
Schließlich ist noch die Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche von Adam von Bremen, die Ende des 11. Jahrhunderts entstanden ist, als relevante Quelle zu erwähnen. In Bezug auf die Ereignisse in den slawischen Gebieten ist sie jedoch nicht sehr zuverlässig, da Adam darüber nur wenig unterrichtet war.[25]
Die Quelle Adams von Bremen war wohl auch Vorlage für die im 12. Jahrhundert verfasste Slawenchronik von Helmhold von Bosau, da seine Ausführungen weitgehend wörtlich mit denen von Adam von Bremen übereinstimmen. Daher und aufgrund einiger chronologischer Unrichtigkeiten bietet diese Quelle nur geringe Aussagekraft.[26]
[...]
[1] Escher, Zur politischen Geschichte der Slawen, S. 7.
[2] Ludat, Frühgeschichte der Mark Brandenburg, S. 22ff.
[3] Beumann, Die Ottonen, S. 123.
[4] „Gentes, quae suscepta christianitate regibus et inperatoribus tributarie serviebant,… presumpcione unanimi arma commoverant.“ (Th. III, 17 übersetzt nach FSGA S. 105).
[5] Lübke, Die Erweiterung des östlichen Horizonts, S. 116.
[6] Lukas, Die deutsche Politik gegen die Elbslawen, S. 9.
[7] Lukas, Die deutsche Politik gegen die Elbslawen, S. 10.
[8] Lübke, Regesten zur Geschichte der Slaven, S. 16, 220 IV.
[9] Escher, Zur politischen Geschichte der Slawen, S. 9.
[10] Lübke, Die Ausdehnung ottonischer Herrschaft, S. 67.
[11] Lübke, Die Ausdehnung ottonischer Herrschaft, S. 68f.
[12] Escher, Zur politischen Geschichte der Slawen, S.12.
[13] Wid. II, 20.
[14] Lübke, Regesten zur Geschichte der Slaven, S. 16, 220 IV.
[15] Labuda, Zur Gliederung der slawischen Stämme, S.133.
[16] Lübke, Regesten zur Geschichte der Slaven, S. 19, 222 IV.
[17] Vgl. Kapitel 2.1.
[18] Th. III, 18.
[19] Escher, Zur politischen Geschichte der Slawen, S.17.
[20] Der Aufstand wird in Buch III, 17-19 dargestellt.
[21] Holtzmann, Einleitung, in: Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung, hg. von dems., S. XVIff.
[22] Holtzmann, Einleitung, in: Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, hg. von dems., S. XIVff.
[23] Winkelmann, Einleitung, in: Die Jahrbücher von Hildesheim, hg. von dems., (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit Bd. 53), S. Vff.
[24] Winkelmann, Einleitung, in: Die Jahrbücher von Magdeburg, hg. von dems., (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit Bd. 63), S. VIff.
[25] Trillmich, Einleitung, in: Adam von Bremen: Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche, hg. von dems., (FSGA Bd. XI), S.142ff.
[26] Stoob, Einleitung, in: Helmhold von Bosau: Slawenchronik, hg. von dems., (FSGA Bd. XIX), S. 1ff.
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.