Welche Chancen, Möglichkeiten und Risiken Telemedizin im Gesundheitswesen - gerade in Ausnahmesituationen wie dem Ausbruch der Corona-Pandemie - mit sich bringt, soll in dieser Arbeit erörtert werden.
Neben vielerlei wirtschaftlich-politischen Entscheidungen und Regelungen durch die Regierung hat vor allem die Eindämmung der derzeit weltweit voranschreitenden Pandemie höchste Priorität. Um das Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten und eine Verlangsamung der Ansteckung zu erreichen, wurden durch Bund und Länder Kontaktbeschränkungen erlassen. Auch wenn versucht wird, die ärztliche Versorgung der Bevölkerung während des derzeitigen Katastrophenfalls weitestgehend aufrecht zu erhalten, so müssen betroffene Praxen hierfür strenge Hygienemaßnahmen einhalten.
Um den Katastrophenfall zu bewältigen hat der Versorgungsarzt die Planung und Koordinierung einer ausreichenden Versorgung im jeweiligen Zuständigkeitsbereich mit ärztlichen Leistungen und entsprechender Schutzausrüstung zu gewährleisten. Um diese Situation zu umgehen, stellen immer mehr Ärzte ihre Behandlung auf eine Art der Telemedizin um, wodurch der direkte Besuch in einer gesundheitlichen Einrichtung vermieden und somit auch das Ansteckungsrisiko reduziert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Telemedizin im Gesundheitswesen
2.1 Begriffsdefinitionen
2.1.1 E-Health
2.1.2 Telematik
2.1.3 Telemedizin
2.1.4 Weitere telemedizinische Begrifflichkeiten
2.2 Geschichte, Entwicklung und Stand der Telemedizin
3 Einordnung der Telemedizin im Gesundheitswesen
3.1 Warum brauchen wir die Telemedizin?
3.2 Anwendungsgebiete
3.3 Chancen und Risiken
4 Anforderungen an die Telemedizin
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Einordung der Begriffe E-Health, Telematik und Telemedizin
1 Einleitung
Seit dem 27. Januar 2020 ist „COVID-19“, im Alltag meist auch als das „Corona-Virus“ bezeichnet, in Deutschland bekannt. Es handelt sich dabei, um eine Ende 2019 erstmals in der Millionenstadt Wuhan der chinesischen Provinz Hubei in Erscheinung getretene und Anfang 2020 weltweit ausgebrochene Atemwegserkrankung. Neben vielerlei wirtschaftlich-politischen Entscheidungen und Regelungen durch die Regierung hat vor allem die Eindämmung der derzeit weltweit voranschreitenden Pandemie höchste Priorität. Um das Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten und eine Verlangsamung der Ansteckung zu erreichen, wurden durch Bund und Länder Kontaktbeschränkungen erlassen. Auch wenn versucht wird, die ärztliche Versorgung der Bevölkerung während des derzeitigen Katastrophenfalls weitestgehend aufrecht zu erhalten, so müssen betroffene Praxen hierfür strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Um den Katastrophenfall zu bewältigen hat der Versorgungsarzt die Planung und Koordinierung einer ausreichenden Versorgung im jeweiligen Zuständigkeitsbereich mit ärztlichen Leistungen und entsprechender Schutzausrüstung zu gewährleisten (Scheufele & Brechmann, 2020).
Um diese Situation zu umgehen, stellen immer mehr Ärzte ihre Behandlung auf eine Art der Telemedizin um, wodurch der direkte Besuch in einer gesundheitlichen Einrichtung vermieden und somit auch das Ansteckungsrisiko reduziert werden kann. Welche Chancen und Möglichkeiten aber auch Risiken Telemedizin im Gesundheitswesen, gerade in Ausnahmesituationen wie dieser des Ausbruchs einer Pandemie mit sich bringt, soll daher in der vorliegenden Arbeit erörtert werden.
2 Telemedizin im Gesundheitswesen
2.1 Begriffsdefinitionen
2.1.1 E-Health
Unter dem Begriff Electronic-Health (E-Health) versteht man Anwendungen, die eine Behandlung und Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Hilfe von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ermöglichen. E-Health ist somit ein Oberbegriff für ein breites Spektrum von IKT-gestützten Anwendungen, in denen Informationen elektronisch verarbeitet, über sichere Datenverbindungen ausgetauscht und Behandlungs- und Betreuungsprozesse unterstützt werden können (Bundesministerium für Gesundheit, 2020).
In untenstehender Abbildung wird E-Health ebenfalls als Oberbegriff dargestellt – als Teilmenge davon sind hier die Telematik und die Telemedizin erkenntlich. Diese und weitere Begrifflichkeiten sollen im Folgenden definiert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Einordung der Begriffe E-Health, Telematik und Telemedizin (Szecsenyi et al., 2018, S. 8)
2.1.2 Telematik
„Die Telematik ist eine Technik, welche die Bereiche Telekommunikation und Informatik verknüpft.“ (Jörg, 2018, S. 5)
Ziel hiervon ist es, den Akteuren im Gesundheitswesen relevante Informationen umfangreicher, schneller und für den jeweiligen Nutzungskontext aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Da sich die ärztliche Tätigkeit immer weiter spezialisiert und zu sektorübergreifenden Behandlungswegen führt, kommt es immer häufiger zu ärztlicher „Arbeitsteilung“ und mehr dezentraler Datenhaltung am jeweiligen Behandlungsort. Dies erfordert einen zunehmenden Einsatz telematischer Instrumente und Methoden (Bundesärztekammer, 2010).
2.1.3 Telemedizin
Unter dem Begriff Telemedizin - einem Teilbereich der Telematik - versteht man die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen zwischen Arzt und Patient, sowie zwischen Arzt und Arzt (Brauns & Loos, 2015).
Bei dieser Art von medizinischer Behandlung besteht zwischen den Akteuren kein unmittelbarer Kontakt weswegen zur Überwindung der räumlichen Distanz technische Hilfsmittel eingesetzt werden (Häcker et al., 2008).
2.1.4 Weitere telemedizinische Begrifflichkeiten
Um die eben angesprochene räumliche Distanz zu überwinden, kann der Einsatz von Versorgungskonzepten (siehe hierzu auch Abbildung unter 2.1.1), wie z.B. Telemonitoring und Telekonsilverfahren, helfen. Der Begriff Telemonitoring fasst verschiedenste Anwendungen zur elektronischen Übermittlung von biologischen Daten oder Selbstberichten des Patienten zum Arzt zusammen. Die Weitergabe der Information zum Arzt erfolgt mit einem oder mehreren Geräten. Hierbei werden vom Patienten biologische Signale, wie zum Beispiel Herzfrequenz, Blutdruck, EKG-Veränderungen, Sauerstoffsättigung, Körpergewicht, Atemfrequenz und Körpertemperatur an den behandelnden Arzt übermittelt (Schmidt et al., 2010).
Unter telemedizinischer Erbringung von konsiliarischen Befundbeurteilungen wird eine zeitversetzte Zweitbefundung von Röntgen- oder CT-Aufnahmen durch einen Konsiliararzt mittels elektronischen Austausches verstanden (Kassenärztliche Vereinigung Berlin, 2017).
2.2 Geschichte, Entwicklung und Stand der Telemedizin
In der Literatur finden sich verschiedene Ansätze über die Anfänge der Telemedizin. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Telemedizin mit der Einführung des Telefons ihren Ursprung hat. Andere sehen die Anfänge der Telemedizin erst ca. 40 Jahre später, mit der Einführung der Fernsehtechnik (Gnann, 2001).
Die Potenziale der Telemedizin finden bei allen Akteuren des Gesundheitswesens immer mehr Anerkennung. Auch die Bundesregierung ist mittlerweile der Meinung, dass Telemedizin vor allem in strukturschwachen Regionen schneller und nachhaltiger zur Anwendung gebracht werden sollte. Der Entwurf des Versorgungsstärkungsgesetzes, das 2012 in Kraft getretene GKV-Versorgungstrukturgesetz oder auch der aktuelle Entwurf eines Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen verdeutlichen, dass auch der Gesetzgeber den notwendigen Bedarf zur Schaffung von Rahmenbedingungen für Telemedizin sieht. In Deutschland etablieren sich mittlerweile zahlreiche Telemedizinprojekte, die den medizinischen aber auch den ökonomischen Nutzen beim Einsatz von Telemedizin darstellen können. Für eine flächendeckende Anwendung scheitert es jedoch noch an fehlenden entsprechenden Strukturen für die Finanzierung, Selbstverwaltung und der Politik (Brauns & Loos, 2015).
3 Einordnung der Telemedizin im Gesundheitswesen
3.1 Warum brauchen wir die Telemedizin?
Mithilfe der Telemedizin soll die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems gesichert werden indem bestehende Ressourcen intelligent eingesetzt und vorhandene Versorgungslücken geschlossen werden. Der dringende Bedarf verdeutlicht sich durch das Altern der deutschen Bevölkerung und die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen, während die Versorgungsbudgets von Bund und Kassen schrumpfen. Auch die steigende Ungleichverteilung und ein Mangel an Ärzten, was vor allem in ländlichen Regionen zu einer unterschiedlichen medizinischen Versorgung führt sprechen für den Ausbau der Telemedizin (ebd. , 2015).
Außerdem wird der Bereich der Telemedizin in den kommenden Jahren weiterhin an Bedeutung gewinnen. Die Telemedizin wird von Experten weltweit als eine Methode angesehen, den aktuellen Herausforderungen der Gesundheitssysteme besser gerecht zu werden. Die Qualität der Gesundheitsversorgung soll hiermit verbessert und dabei gleichzeitig die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden. Durch den vorhandenen Druck im Gesundheitssektor wird unter Beibehaltung der derzeitigen Praktiken mit weiteren Kosteneinsparungen und dementsprechend mit einem Qualitätsverlust in der Versorgung gerechnet. Auch der demographische Wandel und die Zunahme chronischer Krankheiten sorgen für mehr Druck auf das Gesundheitswesen. Zu hohen Kosten und einer ärztlichen Unterversorgung in bestimmten Regionen trägt auch eine gewisse Unwirtschaftlichkeit in einem zwischen Staat und Markt schwankendem Gesundheitswesen bei („Beschlüsse der 90. Gesundheitsministerkonferenz“, 2017).
Telemedizin gilt aufgrund dieser Herausforderungen und Missstände im deutschen Gesundheitswesen als einer der Hoffnungsträger, der eine effiziente und effektive Gesundheitsversorgung mit ökonomischem Potential sicherstellen kann. Auch wenn technische Möglichkeiten zur Anwendung von Telemedizin vorhanden sind, besteht der aktuelle Markt aus einer Vielzahl von Produkten und Firmenstrategien, was die Entwicklung einer einheitlichen Infrastruktur erschwert (Jörg, 2018).
3.2 Anwendungsgebiete
Die Telemedizin hat in den letzten Jahren eine deutliche Entwicklung durchlaufen und bietet ein weites Spektrum an Anwendungen. In Deutschland existieren derzeit ca. 265 telemedizinische Dienste und Projekte. Diese können in zwei Gruppen aufgeteilt werden: „Doktor zu Patient“- und „Doktor zu Doktor“-Anwendungen.
Im Bereich „Doktor zu Patient“ sind vor allem Telemonitoring-Anwendungen aus dem kardiologischen Sektor erwähnenswert. Hier besteht aufgrund des demografischen Wandels auch erhöhter Handlungsbedarf. Das Hauptaugenmerk der Telekardiologie gilt der Überwachung und Behandlung von Krankheitsbildern wie chronische Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche), Koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen und Hypertonie. Durch Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ist mittlerweile auch das Überwachen von Patienten mit implantierten Herzschrittmachern oder Defibrillatoren möglich. Weitere Anwendungen in diesem Bereich sind das postoperative Monitoring nach Herzklappen- oder Bypassoperationen und Telerehabilitation, welches eine gute Alternative zur ambulanten Rehabilitation für den Patienten bietet. Aber auch andere Bereiche setzen sich durch. Hierzu zählen unter anderem die Teleneurologie, Telediabetolgie oder Telepsychiatrie. Eine große Unterstützung im Stellen von Diagnosen bietet die Teleradiologie und die Telediagnostik. Beispiele hierfür sind der Einsatz von IKT zur Risikofrüherkennung von Schlafapnoe oder das Verwenden von Mammographie-Bussen, die durch das Land fahren, um Mammographien durchzuführen. Die hier erstellten Bilder werden als Film gespeichert und auf einen Zentralrechner weitergeleitet. Zwei voneinander unabhängige Ärzte kümmern sich anschließend um die Befundung dieser Filme. Die Teletherapie und Onlinesprechstunde erleichtern die Behandlung von Patienten, die z.B. insulinpflichtig sind oder gerinnungshemmende Medikamente einnehmen müssen. Sogar für die Notfallbehandlung von Passagieren in Flugzeugen oder auf Schiffen bietet der deutsche Telemedizin-Markt mittlerweile gut entwickelte Konzepte an. Hierbei wird mittels Videokonferenz über Satelliten zwischen dem Arzt und den Patienten vor Ort kommuniziert.
Auch in der Kategorie „Doktor zu Doktor“ bietet der telemedizinische Markt ein weites Spektrum. Hier ist vor allem die unter Punkt 2.1.4 erwähnte Telekonsultation zu nennen. Diese macht es Ärzten innerhalb Deutschlands, aber auch weltweit möglich, sich untereinander auszutauschen und zu beraten. Auch der Einsatz von Arztinformations- oder Krankenhausinformationssystemen ist bereits weit verbreitet. Diese garantieren eine lückenlose Dokumentation und Verfügbarkeit von Daten sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Die Telechirurgie hingegen ist eine relativ neue Entwicklung auf dem Gebiet der telemedizinischen Anwendungen. Hierbei übernehmen Roboter die Position der Operateure. Die Steuerung kann mit dafür vorgesehener IKT von einem beliebigen Ort aus stattfinden. Der menschliche Operateur kann dadurch zwar nicht ersetzt werden, aber der Einsatz von Robotern macht es beispielsweise möglich, Experten für spezielle Eingriffe weltweit einzusetzen.
Des Weiteren hat sich der Bereich des Wissensmanagements mittlerweile gut im Bereich der Telemedizin etabliert. Dieses macht es durch webbasierte Informations- und Expertensysteme möglich, dass medizinisches Personal, zu jeder Zeit, Informationen, Rat und Wissen zu bestimmten Themen beziehen kann. Die Zahl der Anbieter für telemedizinische Anwendungen steigt stetig (Krüger-Brand, 2005).
3.3 Chancen und Risiken
Chancen der Telemedizin liegen in der verbesserten Integration von Prozessen und Strukturen im Gesundheitssystem. Hierdurch können die räumlichen, zeitlichen und auch die sektoralen, fachspezifischen Grenzen schnell überwunden werden. Mit der verbesserten Integration kann außerdem eine koordinierte und aufgrund der Verkleinerung der Versorgungslücken zeitlich und fachlich bedarfsgerechtere Versorgungssituation für den Patienten sichergestellt werden. Hierbei wird sich an den Bedürfnissen der Patienten nach einer wohnortnahen Versorgung orientiert. Sowohl die Telekonsultation als auch das Telemonitoring tragen zu einer effizienteren Nutzung medizinischer und pflegerischer Arbeitszeit bei (Flodgren et al., 2015).
Aber auch personelle Ressourcen können mithilfe der Telemedizin gezielter als zuvor eingesetzt werden. Telemedizinische Notfälle beispielsweise lassen sich von weniger dringenden Fällen unterscheiden. Auch unnötige Wartezeiten und Transporte von Patienten können vermieden werden, und für Patienten, die tatsächlich eine sofortige Behandlung benötigen, stehen mehr Kapazitäten zur Verfügung. Derartige Effizienzsteigerungen durch Telemedizin können dazu beitragen, Kosten einzusparen („Telemedizin: Aussagen zu Chancen und Risiken“, 2015).
Die Risiken der Telemedizin liegen in verschiedenen Bereichen: Bei der Telekonsultation kann es aufgrund der Beschränkung auf audiovisuelle Eindrücke aus medizinischer Sicht zu Fehlbefunden kommen. Auch beim Telemonitoring könnten Fehler bei der Anwendung der Tests oder Geräte vorliegen, die der Arzt nicht immer sofort feststellen kann. Aus technischer Sicht ist zu beachten, dass die Breitbandversorgung in Deutschland noch nicht hinreichend ausgebaut ist und damit vor allem die Gebiete, die von telemedizinischer Versorgung besonders profitieren könnten, nicht immer anschlussfähig sind. Beim Telemonitoring ist hauptsächlich die unzureichende Mobilfunkabdeckung problematisch, da Patienten in Notfallsituationen in einem Funkloch von der Fernüberwachung und damit von Erster Hilfe abgeschnitten sein können. Aber auch in der mangelnden Kompatibilität vieler IT-Systeme der unterschiedlichen Leistungserbringer, die bereits aus der Digitalisierung der Regelversorgung bekannt sind, liegen Probleme. Hierbei müssen rechtliche Fragen bezüglich des Datenschutzes, der Haftung und des Berufsrechts geklärt werden (Berg et al., 2015).
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Telemedizin im Gesundheitswesen. Chancen und Risiken während der Corona-Pandemie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/919714
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