In der vorliegenden Arbeit wird sich exemplarisch mit unterschiedlichen Benennungen oder Benennungsstrategien im Umgang mit Terrorismus in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Spiegel befasst. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Medien sich in ihrer Darstellungsweise und der sprachlichen Verarbeitung von Terrorismus unterscheiden. Dies ist hier die zentrale Vorannahme. So wird es in dieser Arbeit darum gehen, unterschiedliche Bezeichnungen für eine terroristische Vereinigung, im untersuchten Fall für die Rote Armee Fraktion (RAF), gegenüberzustellen und sprachliche Bilder bzw. Metaphern, durch die diese Gruppe beschrieben wird, zu vergleichen. Dabei soll deutlich gemacht werden, dass unterschiedlichen Konnotationen an unterschiedliche Bezeichnungen gebunden sind.
Dabei geht es nicht darum, ob die jeweils gewählten Beschreibungen die RAF oder die Ereignisse in deren Zusammenhang realistisch darstellen, oder eine Verzerrung der Realität bedeuten. Es sollen vielmehr unterschiedliche Angebote von Wirklichkeitskonstruktionen und Deutungsmustern in Bezug auf Terrorismus verglichen werden, die sich in der FAZ und dem Spiegel anhand lexikalischer Untersuchungen finden lassen.
Nach einer Darstellung theoretischer Überlegungen aus dem Bereich der Wortsemantik, wird die konstruktivistische Perspektive dieser Arbeit aufgezeigt. Anschließend werden Metapherntheorien erläutert, die zur Analyse der Medieninhalte herangezogen werden. Außerdem wird ein Katalog von Bezeichnungen begründet, mit dem sich in der Analyse auseinandergesetzt wird. Dieser Wortkatalog ergibt sich aus dem Analysematerial, Artikel aus der FAZ und dem Spiegel. Die Ziele dieser Arbeit bestehen darin:
1. Die Bedeutung von unterschiedlichen Benennungen und somit unterschiedlichen Zugängen in der medialen Verarbeitung von Terrorismus exemplarisch aufzuzeigen. Dabei werden Medienwirkungsfragen nicht diskutiert, vielmehr steht die Bedeutung und Art der sprachlichen Konzeptualisierung im Fordergrund.
2. Zu klären, welche sprachlichen Bilder (Metaphern) das jeweilige Medium im Umgang mit der RAF aufbaut.
3. Deutungsmuster für Terrorismus, die in den journalistischen Texten angeboten werden oder aus ihnen resultieren, darzustellen.
4. geht es um die Frage, ob es einen konkreten Aufbau der RAF als Feindbild, die sprachliche Konstruktion eines Feindbildes in der FAZ oder dem Spiegel gibt und wenn ja, wie es realisiert wird. Die Bearbeitung dieser Punkte steht im Brennpunkt dieser Arbeit.
Gliederung
I Einleitung
1. Erkenntnisinteresse
2. Methodik und Quellen
3. Forschungsstand
II Theoretische Grundlagen
1. Lexikalische Semantik
2. Die konstruktivistische Perspektive dieser Arbeit
3. Metapherntheorien dieser Untersuchung
III Analyse
1. Analyse und Vergleich der unterschiedlichen Benennungen für die RAF in der FAZ und im Spiegel
1.1 Benennungen von
2. Analyse und Vergleich von Metaphern zur Beschreibung der RAF aus der FAZ und dem Spiegel
2.1. „Strenge Einzelhaft“ oder „Isolationsfolter“ – Kampf der metaphorischen Begriffe
2.2 Krieg gegen den Terror – „Den Mutigen, so heißt es, hilft Gott.“
2.3. Terrorismus: Krankheit, Katastrophe oder Schauspiel?
IV Zusammenfassung der Ergebnisse
1. Fazit und Schlussbemerkungen
2. Quellen- und Literaturverzeichnis:
Anhang:
I Einleitung
1. Erkenntnisinteresse
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch einer linguistischen Untersuchung gemacht, die sich exemplarisch mit unterschiedlichen Benennungen oder Benennungsstrategien im Umgang mit Terrorismus in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Spiegel befasst. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Medien sich in ihrer Darstellungsweise und der sprachlichen Verarbeitung von Terrorismus unterscheiden. Wie ein Sachverhalt, eine Gruppe oder auch einzelne Personen in Zeitungen benannt werden, zeigt bereits die Perspektive an, unter denen diese betrachtet und bearbeitet werden. Dies jedenfalls ist hier die Vorannahme. So wird es in dieser Arbeit darum gehen, unterschiedliche Bezeichnungen für eine terroristische Vereinigung, im untersuchten Fall für die Rote Armee Fraktion (RAF), gegenüberzustellen und sprachliche Bilder bzw. Metaphern, durch die diese Gruppe beschrieben wird, mit denen sie in Beziehung gesetzt wird, zu vergleichen. Dabei soll deutlich gemacht werden, dass unterschiedlichen Konnotationen an unterschiedliche Bezeichnungen gebunden sind.
Dabei geht es nicht darum, ob die jeweils gewählten Beschreibungen die RAF oder die Ereignisse in deren Zusammenhang realistisch darstellen, oder eine Verzerrung der Realität bedeuten. Es sollen vielmehr unterschiedliche Angebote von Wirklichkeitskonstruktionen und Deutungsmustern in Bezug auf Terrorismus verglichen werden, die sich, und das ist die These, in der FAZ und dem Spiegel anhand lexikalischer Untersuchungen finden lassen. Eine Verzerrung von Realität wird deshalb nicht thematisiert, da dies die zweifelsfreie Existenz einer Realität oder Wahrheit voraussetzen würde, die verzerrt wird. Diese wäre folglich zu beweisen, was hier erkenntnistheoretisch natürlich nicht leistbar bzw. möglich ist.
Nach einer Darstellung theoretischer Überlegungen aus dem Bereich der Wortsemantik, die für die Thematik des unterschiedlichen Benennens sensibilisieren sollen, wird die konstruktivistische Perspektive dieser Arbeit aufgezeigt. Anschließend werden Metapherntheorien erläutert, die zur Analyse der Medieninhalte herangezogen werden. Außerdem wird ein Katalog von Bezeichnungen zu begründen sein, mit dem sich in der Analyse auseinandergesetzt wird. Dieser Wortkatalog ergibt sich aus dem Analysematerial, Artikel aus der FAZ und dem Spiegel, das ebenfalls im Verlauf dieser Arbeit in seiner Auswahl begründet wird.
Die Ziele dieser Arbeit bestehen darin:
1. Die Bedeutung von unterschiedlichen Benennungen und somit unterschiedlichen Zugängen in der medialen Verarbeitung von Terrorismus exemplarisch aufzuzeigen. Dabei sollen keine Medienwirkungsfragen, die auf konstruktivistischer Basis ohnehin kaum eindeutig zu beantworten wären, im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen. Vielmehr soll aus linguistischer Sicht die Bedeutung von unterschiedlichen Benennungen für die Darstellung eines Themas und dem sich daran anschließenden medialen Diskurs verdeutlicht werden.
2. Zu klären, welche sprachlichen Bilder das jeweilige Medium im Umgang mit der RAF aufbaut.
3. Deutungsmuster für Terrorismus, die in den journalistischen Texten angeboten werden oder aus ihnen resultieren, darzustellen.
4. geht es um die Frage, ob es einen konkreten Aufbau der RAF als Feindbild, die sprachliche Konstruktion eines Feindbildes in der FAZ oder dem Spiegel gibt und wenn ja, wie es realisiert wird. Die Bearbeitung dieser Punkte steht im Brennpunkt dieser Arbeit.
2. Methodik und Quellen
In der Analyse der Medieninhalte auf der lexikalisch-semantischen Ebene wird die Konzentration zunächst auf unterschiedlichen Bezeichnungen liegen, die für die RAF genutzt werden. Dann werden diese Benennungen auf ihre unterschiedlichen Bedeutungen und Konnotationen hin, die mit ihnen verknüpft sind, verglichen und kategorisiert. So gibt diese Arbeit die Häufigkeit wieder, mit der der jeweilige Begriff eingesetzt wurde, und befasst sich mit der inhaltlichen Qualität dieser Begriffe. Damit sollen, in begrenztem Umfang, sowohl Aussagen über Quantitäten als auch über die Qualitäten des Wortkatalogs getroffen werden können, so wie es für diese Inhaltsanalyse sinnvoll erscheint (vgl. Früh 2001)[1].
Es schließt sich eine Analyse der verwendeten Metaphern zur Beschreibung der RAF an, wofür die in II. 3. dargestellten Überlegungen zu Metapherntheorien herangezogen werden.
Als Analysekorpus dient die Berichterstattung über die RAF aus den Jahren 1974 und 1975. Diese Auswahl ist in erster Linie durch den Rahmen dieser Arbeit begrenzt. Eine linguistische Analyse der gesamten Zeit der ersten Generation der RAF betreffend, also von den ersten militanten Aktionen 1972 bis zum Tod der vier Hauptangeklagten Ulrike Meinhof[2], Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Andreas Baader im Hochsicherheitstrakt der Strafvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim im Jahre 1977 (vgl. Aust 1998)[3], würde für eine erschöpfende Bearbeitung der Thematik Sinn machen. Weil dies in diesem Rahmen nicht zu leisten ist, fällt die Auswahl des Materials auf die besagten zwei Jahre, nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Ereignisse, die sich in diesem Zeitraum abspielten. So umfasst das Analysekorpus die Berichterstattung über den Anschlag auf die deutsche Botschaft in Stockholm, das Attentat auf Günter von Drenkmann, die Entführung des CDU Politikers Peter Lorenz in Berlin[4] und ebenfalls die Thematisierung der Haftbedingungen von RAF-Mitgliedern und in diesem Zusammenhang den Tod des RAF-Mitglieds Holger Meins. Ausgeschlossen wurden beispielsweise Artikel, die vornehmlich die Anwälte und „ Sympathisanten “[5] der RAF zum Gegenstand haben – auch wenn im Zusammenhang dieser Arbeit die kommunikative Funktion des Sympathisanten-Vorwurfs erläutert wird, da ihre Bedeutung für die Darstellung gesellschaftlicher Bedrohung in den Medien weitreichend ist (vgl. Treiber 1984)[6]. In dem hier analysierten Textmaterial ist die Sympathisanten-Problematik ebenfalls thematisiert, so dass dieser Aspekt grundsätzlich Berücksichtigung findet.
Im besagten Zeitabschnitt zeigt sich der Umgang mit der RAF in unterschiedlichen Aspekten, die sich in den sprachlichen Ausdrücken verschieden niederschlagen und so einen breiten Zugang zu unterschiedlichen Benennungen eröffnen. Gleichzeitig ist das Material quantitativ handhabbar und berührt qualitativ bzw. inhaltlich verschiedene Schwerpunkte. Das publizierte Material des besagten Zeitraums wurde demnach durch die inhaltliche Bezugnahme auf die verschiedenen Schwerpunkte selektiert, wobei sich das unten angegebene Analysekorpus ergibt.
3. Forschungsstand
Die Darstellung des Forschungsstandes zur Frage, hier als ein Abriss gedacht, erhebt keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr soll unter der Vielzahl von Publikationen, die Terrorismus und die RAF zum Gegenstand haben, einschlägige Basiswerke zum Thema genannt werden, die sich besonders als Überblick eignen. Darüber hinaus werden Werke angesprochen, die sich bei ihrem Blick auf die RAF mit ihrer sprachlichen Darstellung in den Medien befassen, sowie mit den gesellschaftlichen und staatlichen Reaktionen. Einige, für diese Arbeit nützliche bzw. ergänzende Sichtweisen auf das Thema werden dabei betont; sie sollen argumentative Anknüpfungspunkte für diese Arbeit liefern und Thesen stützen.[7] Außerdem werden sie zur Definition von Begriffen herangezogen.
Um sich einen Einblick in die gesellschaftspolitische Einordnung und in die Bedingungen der Entstehung der RAF zu verschaffen, wobei die Betrachtung und die Rückbindung der Gruppe an die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen im Zuge von Studentenprotesten der sechziger Jahre von Bedeutung ist, kann das Werk Rote Armee Fraktion. Texte und Materialien zur Geschichte Der RAF, herangezogen werden. Weiteren Aufschluss über die also berechtigte Frage: Wann schlagen Protestbewegungen in Terrorismus um?, gibt Peter Waldmann in seiner gleichnamigen Veröffentlichung. Der Selbe Autor befasst sich in seinem Werk Terrorismus, Provokation der Macht, mit dem Begriff „ Terrorismus “ und seiner Definition, die für die Betrachtungen in dieser Arbeit als Grundlage genommen und im Folgenden kurz dargelegt wird. Demnach ist Terrorismus charakterisiert durch: „planmäßig vorbereitete, schockierende Gewaltanschläge gegen die politische Ordnung aus dem Untergrund. Sie sollen allgemeine Unsicherheit und Schrecken, daneben aber auch Sympathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen“ (Waldmann 1998)[8].
So ist jede Art von Terrorismus auf die Verbreitung seiner Gewalttaten, die als eine Art Signal oder Botschaft zu verstehen ist, angewiesen. „Gewalt wird insoweit nicht wegen ihres Zerstörungseffektes, sondern als Signal verwendet, um eine psychologische Breitenwirkung zu erzielen“ (Ebd.)[9], die nur in Verbindung mit den Massenmedien erreicht wird und erreicht werden kann. Die Verbreitung, Verarbeitung und ggf. auch Einordnung dieser terroristischen Gewalttaten oder „ Botschaften “ wird durch die Massenmedien geleistet. Damit stützt Waldmann seine These: „Terrorismus, und das gilt es festzuhalten, ist primär eine Kommunikationsstrategie“ (Ebd.).[10] Auf dieser Grundlage gilt der Umgang mit der RAF in den Medien als Reaktion auf ihre Kommunikationsstrategie der Gewaltbotschaften. Unterschiede in der Reaktion werden hier mit Blick auf die unterschiedlichen Benennungen und Beschreibungen, die für die RAF genutzt werden, dargestellt.
Im Zuge dieser Arbeit sind weitere Termini und ihre Bedeutung zu konkretisieren, da diese in der Literatur zum Thema nicht homogen verwendet werden. Weithin nützlich ist die Abgrenzung des Begriffs „ Terrorismus “ gegenüber dem Begriff „ Terror “, die Waldmann vornimmt, indem er letzteren als staatliche Schreckensherrschaft definiert, sowie die Abgrenzung von „ Terrorismus “ und dem Begriff „ Guerillakampf “, der nach Waldmann mit territorialen Eroberungen und einer militärischen Strategie zur Vernichtung des Feindes einhergeht (vgl. Ebd.)[11]. Diese Auffassung wird hier explizit geteilt. Dabei könne Terrorismus auch in Zusammenhang mit Guerillakampf, in seinem Auftakt oder seinem Nachklang, fließend ineinander übergehen. Diese Annahme bestätigt sich gerade im Hinblick auf die RAF, die sich im Selbstverständnis ihrer Gründungsmitglieder als „ Stadtguerilla “ oder „ Metropolguerilla “ bezeichnet[12], und die Terrorismus im oben genannten Sinne als Mittel zur Vorbereitung einer revolutionären Bewegung in der Bundesrepublik ansehen.
Die Biographien der Gründungsmitglieder sowie die gesamten Ereignisse um die RAF bis zum Herbst 1977 sind in Stefan Austs Der Baader-Meinhof-Komplex journalistisch recherchiert und aufbereitet. Aust versucht damit eine Rekonstruktion der Ereignisse und deren Bezüge, die geeignet ist, um sich genauer mit der RAF, ihren Mitgliedern, ihren Grundsätzen und deren Entwicklung zu befassen. Ebenso werden gesellschaftliche, mediale und staatliche Reaktionen auf die RAF in einem Umfang, einer Genauigkeit und mit einer Nähe des Verfassers zu den Ereignissen dargestellt, die vielfältige Einblicke in die Thematik ermöglichen und als umfassende Daten-Grundlage über die RAF gelten kann.
Neben Werken, die sich grundsätzlich mit Terrorismus beschäftigen und jenen, die die Geschichte der RAF nachzeichnen und primär deskriptiven Charakter haben, seien hier noch Schriften erwähnt, in denen die staatliche Reaktion auf die Gruppe wissenschaftlich untersucht und eingeordnet wurde. Hubert Treiber hat dazu in Protest und Reaktion die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Terrorismus und die nach Treiber damit einhergehende Inszenierung ‚symbolischer Kreuzzüge’ zur Darstellung von Bedrohungen der normativen Ordnung von Gesellschaft und Staat in seiner gleichnamigen Publikation herausgearbeitet. Treiber beschreibt auf welche Weise über staatliche Institutionen symbolische Kreuzzüge in der Gesellschaft geführt werden und beispielsweise Intellektuelle, die mit Ansichten von RAF-Mitgliedern sympathisieren, dämonisiert werden, ohne dass diese dabei eine direkte oder indirekte Verbindung zu Terroristen unterhalten. Aus Schlagworten, die in der Debatte genutzt wurden, leitet er eine „ Bedrohungs- und Bedeutungsspirale “ ab, die aufzeigen soll, dass in einer Rangfolge von in der Debatte genutzten stigmatisierenden Schlagworten eine ansteigende Bedrohung für die Gesellschaft ausgedrückt wird. Über die Begriffe Systemveränderer, Verfassungsfeind, Kommunist und schließlich Sympathisant, wird demnach in öffentlicher, durch staatliche Institutionen geführte Kommunikation eine aufsteigende Bedrohung für die Gesellschaft dargestellt. Erstaunlich ist dabei, dass der nach Treiber höchst bedrohlich wirkender Begriff wie ‚Sympathisant’ „ (…) so zweideutig ist, dass er beliebig verwendet werden kann; ferner enthält er einen außerordentlich beeindruckenden semantischen Kunstgriff. Er transformiert nämlich ein positiv besetztes Wort: ‚Sympathie’ in ein diskreditierendes Verdichtungssymbol und konstruiert auf diese Weise einen Quasi-Mitgliedsstatus “ (Treiber 1984)[13].
Der Sympathisanten-Vorwurf schreibt dem Bezeichneten eine negative Identität zu; er ist es, der „(…) den Träger dieser Identität außerhalb der legitimen Statushierarchie ansiedelt “ (ebd.)[14] – ihn quasi illegalisiert. Im Analyseteil werden weitere Benennungen aufgezeigt, die diese Eigenschaft teilen, auch wenn diese die RAF betreffen. Dieser Aspekt wird deshalb deutlich herausgestellt, weil sich durch diese Konstruktion Appelle an den ‚nicht sympathisierenden’ Teil der Bevölkerung schlüssig ergeben und erklären lassen, die für sich genommen wiederum eine erhöhte Bedrohung der Gesellschaft und des Staates ausdrücken, was an dazu genutzten Metaphern im Analyseteil der Arbeit noch vertieft wird.
Insgesamt macht Treiber deutlich, dass durch dieses Vorgehen die Bedrohung durch den RAF-Terrorismus in der öffentlichen Kommunikation aufgebläht wurde und die Gefährdung von Staat und Gesellschaft übertrieben wurde.
Während Treiber die institutionell inszenierte Kommunikation von Politikern für bedeutungsvoll hält und den Medien eine eher passive Funktion zuordnet, die sich im Kern auf das Aufgreifen und Verbreiten der inszenierten ‚symbolischen Kreuzzüge’ beschränkt, beschreibt Andreas Musolff in seiner Publikation Krieg gegen die Öffentlichkeit. Terrorismus und politischer Sprachgebrauch die Medien als den Konflikt verschärfend. Demnach wurde durch die Verwendung von Kriegsmetaphorik in der Berichterstattung über unterschiedliche Ereignisse, die mit der RAF in Verbindung standen, nahe gelegt, dass es sich dabei um tatsächliches Kriegsgeschehen handele und auch als solches eingeordnet wurde. Dabei entstand nach Musolff „ die Illusion eines Angriffs auf 60 Millionen “ (Musolff 1996)[15], was die Identifizierung der RAF als „ Kriegsgegner “ transportiert hat. Da die Auseinandersetzung mit einem Kriegsgegner in erster Linie militärisch ausgetragen wird, verdrängt diese Sichtweise die politische Auseinandersetzung mit der RAF. An dem dieser Arbeit zu Grunde liegenden Analysematerial soll Musolffs These geprüft werden und weitere verwendete Metaphern, die nicht zur Kriegsmetaphorik gehören, untersucht werden. Insbesondere ist hierbei von Interesse, welche Metaphern bzw. Denkbilder, die an die RAF herangetragen wurden, einer politischen Auseinandersetzung mit der RAF entgegenstanden – wir von Musolff behauptet. Noch interessanter, da in der zum Thema zu findenden Literatur vernachlässigt, scheinen jedoch jene Metaphern bzw. Denkbilder in Bezug auf die RAF zu sein, die die Möglichkeit einer politischen Auseinandersetzung mit dem Gegner offen hielten bzw. transportierten. Hierzu ist natürlich der Begriff der Metapher zu konkretisieren und darüber hinaus sind einige Grundlagen der lexikalischen Semantik einzuführen, auf die sich anschließende Argumentationen stützen.
[...]
[1] Früh spricht sich für eine Mischung von quantitativer und qualitativer Vorgehensweise bei einer Inhaltsanalyse aus, um den Ergebnisbereich der Arbeit weit zu halten.
[2] Ulrike Meinhof stirbt bereits am 9. Mai 1976 in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim erhängt am Gitter ihres linken Zellenfensters. Todesursache nach amtlicher Obduktion ist: Suizid durch Strangulierung, keine Fremdeinwirkung. Eine zweite Obduktion, von der Schwester und Anwälten eingeleitet, stützt diese These nicht (vgl. Aust 1998).
[3] S. 337 u. 647f.
[4] Diese Entführung wurde nicht von der RAF direkt ausgeführt, sondern von der „Bewegung 2. Juni“ (die sich in ihrer Benennung auf den Tod des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten bezieht). Da diese Tat in FAZ und Spiegel als terroristischer Akt gewertet wird und die „Bewegung 2. Juni“ als RAF-nah galt, sind Artikel zum Thema in das Korpus aufgenommen worden.
[5] Der Begriff „Sympathisant“ steht erstmals 1970 im Duden und bezeichnet jemanden, „der einer (extremen) politischen od. gesellschaftlichen Gruppe od. Anschauung wohlwollend gegenübersteht und sie unterstützt.“
Später verschärfte sich der Begriff und wurde auch auf diejenigen mit spürbaren Folgen Angewendet, die sich lediglich „verharmlosend“ zur RAF oder anderen „linken, militanten“ Gruppen äußerten.
[6] S. 322 ff.
[7] Ohne dabei erkenntnistheoretische Schlüssigkeit im Vorgehen vorspiegeln zu wollen.
[8] S. 10.
[9] S. 17.
[10] S.13.
[11] S. 10-17. Besondere Aufmerksamkeit verdient meiner Ansicht nach die Entwicklung, dass der Begriff „Terror“ in der Berichterstattung (heute und zur Zeit der RAF) häufig als Synonym für „Terrorismus“ verwendet wird, feststehend durch den heute gängigen Terminus „Krieg gegen Terror“. Durch die ständige Verwendung des Begriffs im terroristischen Kontext, so die These, verliert er seine vorherige und von Waldmann angegebene Bedeutung. So wird in der Verwendung von „Terror“ als Staatsterror von „Terror“ als Terrorismus weitgehend verdrängt.
[12] Der Spiegel, 20.1.1975
[13] S. 325
[14] Ebd.
[15] S. 162 ff.
- Citar trabajo
- Björn Bendig (Autor), 2007, Die Konzeptualisierung der RAF in bundesdeutschen Printmedien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91932
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