Die Veränderungen im Gesundheits- und Sozialsystem in der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahren, die demographische Ent-wicklung, sowie die aktuelle Diskussionen über die anstehende Gesundheitsrefrm und der Reformbedarf der Pflegeversicherung war Auslöser für uns zu dem Thema – Darstellung von drei unterschiedlichen Gesundheitssytemen (Südafrika, Schweiz, Kanada), auf drei unterschiedlichen Kontinenten – eine Hausarbeit zu verfassen. Unsere Intention ist, über den eigenen, nationalen „Tellerrand“ hinaus zu schauen und andere Gesundheits- und Sozialsysteme zu betrachten. Besonders wichtig, erscheint es daher Gesundheitssysteme verschiedener Kulturkreise zu beschreiben und wenn möglich im Fazit Vergleiche anzustellen, wobei die Wahl auf die Kontinente Europa, Nordamerika und Afrika fiel.
Dargestellt werden die Gesundheits- und Sozialwesen für die Länder Kanada, Schweiz und Südafrika. Hierbei wird zu Beginn auf wirtschaftliche und demographische Rahmenbedingungen des jeweiligen Landes eingegangen. Folgend wird die Grundstruktur des Gesundheitswesens, seiner Organisation und die Sozialversicherungssysteme vorgestellt. Die Geldströme in den verschiedenen Gesundheitssystemen schließen sich an, wobei speziell die Finanzierung der Krankenversicherungen sowie die Ausgabenströme der verschiedenen Gesundheitssysteme Beachtung finden.
Des Weiteren stehen die Inanspruchnahme und Erbringung von Gesundheitsleistungen im Vordergrund. Hier werden wir besonders auf die ambulante und stationäre Krankenversorgung in den verschiedenen Ländern eingehen. Im letzten Punkt erfolgt, unter besonderer Berücksichtigung der demographischen Entwicklung, die Darstellung der pflegerischen Versorgung. Hierbei wird ebenfalls zwischen stationären und ambulanten pflegerischen Versorgungssystemen unterschieden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen
2.1. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen in Südafrika
2.2. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen in der Schweiz
2.3. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen in Kanada
3. Grundstruktur des Gesundheitswesens
3.1. Organisationsstruktur
3.1.1. Organisationsstruktur in Südafrika
3.1.2. Organisationsstruktur in der Schweiz
3.1.3. Organisationsstruktur in Kanada
3.2. Sozialversicherungssysteme
3.2.1. Pflichtversicherungen / Sozialversicherungen
3.2.1.1. Pflichtversicherungen / Sozialversicherungen Südafrika
3.2.1.2. Pflichtversicherungen / Sozialversicherungen in der Schweiz
3.2.1.3. Pflichtversicherungen / Sozialversicherungen in Kanada
3.2.2. Krankenversicherung
3.2.2.1. Krankenversicherung in Südafrika
3.2.2.2. Krankenversicherung in der Schweiz
3.2.2.3. Krankenversicherung in Kanada
3.2.3. Unfallversicherung
3.2.3.1. Unfallversicherung In Südafrika
3.2.3.2. Unfallversicherung in der Schweiz
3.2.3.3. Unfallversicherung in Kanada
3.2.4. Pflegeversicherung
3.2.4.1. Pflegeversicherung in Südafrika
3.2.4.2. Pflegeversicherung in der Schweiz
3.2.4.3. Pflegeversicherung in Kanada
4. Finanzierung des Gesundheitssystems
4.1. Finanzierung der Krankenversicherungsträger
4.1.1. Finanzierung der Krankenversicherungsträger in Südafrika
4.1.2. Finanzierung der Krankenversicherungsträger in der Schweiz
4.1.3. Finanzierung der Krankenversicherungsträger in Kanada
5. Ausgaben des Gesundheitssystem
5.1. Ausgaben für das Gesundheitssystem In Südafrika
5.2. Ausgaben des Gesundheitssystems in der Schweiz
5.3. Ausgaben des Gesundheitssystems in Kanada
6. Leistungserbringung und Inanspruchnahme im Gesundheitsystem
6.1. Ambulante Gesundheitsversorgung
6.1.1. Ambulante Gesundheitsversorgung in Südafrika
6.1.2. Ambulante Gesundheitsversorgung in der Schweiz
6.1.3. Ambulante Gesundheitsversorgung in Kanada
6.2. Stationäre Gesundheitsversorgung
6.2.1. Stationäre Gesundheitsversorgung in Südafrika
6.2.2. Stationäre Gesundheitsversorgung in der Schweiz
6.2.3. Stationäre Gesundheitsversorgung in Kanada
6.3. Pflegerische Versorgung
6.3.1. Ambulante Pflege
6.3.1.1. Ambulante Pflege in Südafrika
6.3.1.2. Ambulante Pflege in der Schweiz
6.3.1.3. Ambulante Pflege in Kanada
6.3.2. Stationäre Pflege
6.3.2.1 Stationäre Pflege in Südafrika
6.3.2.2 Stationäre Pflege in der Schweiz
6.3.2.3 Stationäre Pflege in Kanada
7. Fazit
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Altersaufbau der Bevölkerung Südafrika 2001 Census 2001: Primary tables South Africa: Census ’96 and 2001 compared / Statistics South Africa. Pretoria: Statistics South Africa, 2004
Abbildung 2: Altersaufbau der weißen Bevölkerung Südafrika 2001 Von Lutz Wehlitz, Christian Heins, Michael Löhr
Abbildung 3: Altersaufbau der Bevölkerung, Vergleich 1900 zu 2004 in der Schweiz http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/01/pan.html vom 5.11.2006
Abbildung 4: Bevölkeungsverteilung nach Jahr, Provinzen und Territorien in Kanada Statistics Canada, CANSIM, table (for fee) 051-0001 vom 26.10.2006
Abbildung 5: Bevölkerungsentwicklung 1961 – 2003 in Tsd, Kanada http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Canada- demography.png vom 2.2.2007
Abbildung 6: Entwicklung der Lebenserwartung der kanadischen Bevölkerung http://www.statcan.ca vom 14.1.2007
Abbildung 7: Kostenentwicklung des Schweizer Gesundheitssystems Quele:http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal /de/index/themen/gesundheit /gesundheitsversogung/kosten__ finanzierung/kennzahlen0/kosten0/ ueberblick.html vom 8.11.2006
Abbildung 8: Kostenverteilung des Gesundheitswesens nach Leistungserbringern 2004 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/gesundheit/gesundheitsversorgung/kosten__finanzierung/kennzahlen0/kosten0/leistungserbringer.html vom 9.11.2006
Abbildung 9: Kostenverteilung des Gesundheitswesens nach Direktzahlenden 2004 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/gesundheit/gesundheitsversorgung/kosten__finanzierung/kennzahlen0/finanzierung0 perspektive_der_direktzahler.html vom 9.11.2006
Abbildung 10: Gesundheitsausgaben 2000 – 2004 http://www40.statcan.ca/l01/cst01/health13.htm vom 13.12.2006
Abbildung 11: Finanzierung der Gesundheitsausgaben Reform of health care Systems,a review of seventeen OECD countries,1994, S. 111
Abbildung 12: Verhältnismäßigkeiten und Entwicklung Zwischen Gesundheitsberufen und Bevölkerung http://www.cihi.ca/ vom 6.1.2007
Abbildung 13: Aufbau des Krankenhaussektors Mill T. Hrsg., … mit Beiträgen von …, Public health in Südafrika -Beiträge zu einem Gesundheitssystem im Wandel-, Lage, Jacobs, 1999, Seite 56 nach Department of Health (DoH), 1997
Abbildung 14: Entfernungen zwischen Haushalten und Krankenhäusern, zwischen städtischen und l ändlichen Gebieten Mill T. Hrsg., … mit Beiträgen von …, Public health in Südafrika -Beiträge zu einem Gesundheitssystem im Wandel-, Lage, Jacobs, 1999,
Abbildung 15: Verteilung der Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen Census 2001: Primary tables South Africa: Census ’96 and 2001 compared / Statistics South Africa. Pretoria: Statistics South Africa, 2004
Abbildung 16: Prozentuale Personalverteilung nach Qualifikation der Spitex im Jahr 2005 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/gesundheit/gesundheitsversorgung/einrichtungen/kennzahlen0/spitex.html vom 8.11.2006
Abbildung 17: Krankenhauseinweisungen bei psychiatrischen Erkrankungen http://www.statcan.ca vom 14.1.2007
Abbildung 18 Unterschiede in der eigenen Gesundheitswahrnehmung nach Wohnsituation http://www.statcan.ca/english/freepub/82-003-SIE/2005000/pdf/82-003-SIE20050007419.pdf vom 18.1.2007
1. Einleitung
Die Veränderungen im Gesundheits- und Sozialsystem in der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahren, die demographische Entwicklung, sowie die aktuelle Diskussionen über die anstehende Gesundheitsreform und der Reformbedarf der Pflegeversicherung war Auslöser für uns zu dem Thema – Darstellung von drei unterschiedlichen Gesundheitssytemen (Südafrika, Schweiz, Kanada), auf drei unterschiedlichen Kontinenten – eine Hausarbeit zu verfassen. Unsere Intention ist, über den eigenen, nationalen „Tellerrand“ hinaus zu schauen und andere Gesundheits- und Sozialsysteme zu betrachten. Besonders wichtig, erscheint es daher Gesundheitssysteme verschiedener Kulturkreise zu beschreiben und wenn möglich im Fazit Vergleiche anzustellen, wobei die Wahl auf die Kontinente Europa, Nordamerika und Afrika fiel.
Dargestellt werden die Gesundheits- und Sozialwesen für die Länder Kanada, Schweiz und Südafrika. Hierbei wird zu Beginn auf wirtschaftliche und demographische Rahmenbedingungen des jeweiligen Landes eingegangen. Folgend wird die Grundstruktur des Gesundheitswesens, seiner Organisation und die Sozialversicherungssysteme vorgestellt. Die Geldströme in den verschiedenen Gesundheitssystemen schließen sich an, wobei speziell die Finanzierung der Krankenversicherungen sowie die Ausgabenströme der verschiedenen Gesundheitssysteme Beachtung finden.
Des Weiteren stehen die Inanspruchnahme und Erbringung von Gesundheitsleistungen im Vordergrund. Hier werden wir besonders auf die ambulante und stationäre Krankenversorgung in den verschiedenen Ländern eingehen. Im letzten Punkt erfolgt, unter besonderer Berücksichtigung der demographischen Entwicklung, die Darstellung der pflegerischen Versorgung. Hierbei wird ebenfalls zwischen stationären und ambulanten pflegerischen Versorgungssystemen unterschieden.
2. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen
2.1. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen in Südafrika
Die Republic Süd Afrika (RSA) hat einer der modernsten Verfassungen der UNO Staaten. Die Verfassung hat einen ausgesprochen starken Minderheitenschutz. In der Verfassung wurde der Präsident, der RSA, als Staatsoberhaupt sowie als Regierungschef definiert. Gewählt wird er durch die Nationalversammlung und vertreten durch den Vizepräsidenten. Die Minister werden als Mitglieder des Kabinetts vom Präsidenten ernannt. Amtierender Präsident der RSA ist seit dem 16. Juni 1999 Thabo Mbeki. Vizepräsidentin seit dem 22. Juni 2005 ist Phumzile Mlambo-Ngcuka. Über das Staatsbudget entscheidet ausschließlich die Mehrheit des Parlaments. In den letzten Jahren hat die südafrikanische Wirtschaft gesunde wirtschaftliche Fundamentaldaten gezeigt. Die konjunkturelle Entwicklung verläuft nach wie vor positiv. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnete 2005, von starker Inlandsnachfrage angetrieben, einen Zuwachs von 4,9%[1], dem höchsten Wert seit 1984. Ausschlaggebend waren insbesondere ein niedriges Zinsniveau, hohes Vertrauen von Privathaushalten und Wirtschaft sowie eine expansive Haushaltspolitik der Regierung. In diesem Jahr wird eine Wachstumsrate von 4,3% und in den nächsten drei Jahren ein Durchschnitt von 4,5% erwartet. Im ersten Quartal 2005 stieg das Bruttoinlandsprodukt um 4,5% und im zweiten Quartal um 5,5%, gefolgt von einer leichten Abschwächung in der zweiten Jahreshälfte. Konjunkturbelebende Impulse sollen von der neuen Wachstumsinitiative der Regierung (ASGISA, Accelerated and Shared Growth Initiative South Africa, Ziel 6% nachhaltiges Wachstum), besonders im Hinblick auf die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2010, sowie von einer anhaltend guten Gesamtnachfrage und Erholung der Exportwirtschaft ausgehen. Südafrika gehört zu den Ländern mit der geringsten Sparrate (ca. 13,5% des BIP). Die Sparrate der privaten Hauhalte betrug zum verfügbaren Einkommen 2,0% im Jahr 2005. Der Haushaltsplan 2006/2007 sieht eine Neuverschuldung von 2,7% des BIP vor. Die erwartete Haushaltsverschuldung 2005 war mit 3,1% prognostiziert. Durch ein höheres Wachstum als vorgesehen, ist das erwartete Defizit auf 0,5% gesunken, somit lag 2005/2006 ein fast ausgeglichener Haushalt vor. Die Staatsverschuldung betrug 2005 34,2% des BIP. Eine Senkung um 1% pro Jahr ist geplant. Die Mehrwertsteuer beträgt 14%. Der Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer von natürlichen Personen beträgt 40%. Die gesamte Steuerbelastung liegt bei 26,4% des BIP. In Südafrika stagniert der Arbeitsmarkt. Die erweiterte Arbeitslosenquote liegt bei ca. 40%, von 16,2 Millionen Arbeitskräften sind 4,3 Millionen ohne Beschäftigung. Davon 31,6% schwarze Südafrikaner, 19,8% Coloured, 18% Indisch/Asiatisch und 5,1% weiße Südafrikaner. Alle drei Wirtschaftssektoren hatten in 2005 hohe Zuwächse. Die Anteile der Wirtschaftsfaktoren sehen wie folgt aus: Primärsektor hat einen Anteil von 12,6%, der Sekundärsektor von 22,6% und der Tertiärsektor von 64,7% an der Bruttowertschöpfung.
In Südafrika leben zurzeit 44,8 Millionen Menschen[2]. Die zahlenmäßig stärkste Bevölkerungsgruppe ist die schwarze Bevölkerungsmehrheit mit 79%, danach kommen die Minderheiten, weiße Südafrikaner 9,6% und die asiatische Bevölkerungsgruppe mit 2,5%. Es muss erwähnt werden, dass sich die schwarze Bevölkerungsmehrheit als inhomogen zeigt. Sie besteht aus neun Hauptgruppen (z.B. Zulu, Swasi, Xhosa, Sotho, Tswana, etc.). Diese Hauptgruppen sind wiederum in verschiedenen Stammesgruppen unterteilt, z. B. gibt es 200 Stammesgruppen der Zulu-Bevölkerung. Es gibt noch die Bevölkerungsgruppe der Coloureds 9,6%, diese sind ebenfalls eine inhomogene Bevölkerungsgruppe, es sind häufig Nachfahren von Schwarzen oder Sklaven aus Malaysia und weißen Siedlern. Die Asiatische Bevölkerungsgruppe stammt zu meist aus Indien und kam in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Land und wurde auf Zuckerrohrplantagen als Arbeiter eingesetzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die demographische Entwicklung in Südafrika kann in der Gesamtpopulation oder nach ethnischen Gruppen betrachtet werden. Betrachtet man die Gesamtpopulation, so ist eine Pyramidenform zu erkennen.
Wenn sich in der Darstellung nur auf die weiße Bevölkerungsgruppe konzentriert wird, sieht die Verteilung tonnenförmig aus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Bevölkerungswachstum ist heute nicht mehr so hoch wie vor einigen Jahren. Dennoch trägt die schwarze Bevölkerungsmehrheit zum Bevölkerungswachstum am stärksten bei. Die Geburtenrate ist in den letzten 30 Jahren stark rückläufig. Lag sie 1975 noch bei 5,5 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter, so ist die Geburtenrate bis 2005 auf 2,8 Kinder pro Frau rückläufig.
2.2. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen in der Schweiz
Die Schweiz hat seinem Staats- und Regierungssystem drei Prinzipien zugrunde gelegt[3]
1. Den stark ausgeprägten Föderalismus des Bundesstaates:
Die Schweiz besteht aus 20 Kantonen und 6 Halbkantonen. Diese Kantone und Halbkantone sind souverän, soweit ihre Souveränität nicht durch die Bundesverfassung eingeschränkt ist.
2. Der Volksentscheid:
Die Schweizer Verfassung sieht vor, dass der Souverän (das Volk) praktisch über die gesamte Gesetzgebung basisdemokratisch entscheiden kann. Bei den Referenden (Volksentscheiden) wird zwischen obligatorischen Referenden (z. B. bei Änderung der Verfassung und Beitritt zu supranationalen Organisationen) und fakultativen Referenden (wenn 50.000 Stimmberechtigte oder 8 Kantone einen Volksentscheid wünschen) unterschieden.
3. Die drei „Eidgenössischen Räte“:
- Der Bundesrat (Bundesregierung), ist die oberste Exekutivbehörde der Schweiz. Es gibt 7 Bundesräte (Minister), die als Kollegialorgan ohne Regierungschef arbeiten. Turnusmäßig wird jährlich einer der Bundesräte zum Bundespräsidenten (Vorsitzenden) bestimmt. Die Bundesräte werden von der Bundesversammlung bestätigt und bei Ausscheiden eines Rates, wird ein neuer hinzu gewählt.
- Der Nationalrat ist die Volksvertretung. Er besteht aus 200 Nationalräten und wird alle vier Jahre vom Volk gewählt. Er ist die erste gesetzgebende Kammer.
- Der Ständerat stellt die zweite gesetzgebende Kammer dar, setzt sich aus den Vertretern der Kantone zusammen und hat 46 Mitglieder.
Der Nationalrat und der Ständerat bilden gemeinsam die Bundesversammlung (Gesamtparlament).
Die Schweiz hat eine Größe von 41.285 km² und ca. 7.500.000 Einwohner. Es wird ein Bruttoinlandsprodukt von ca. 290 Mrd. Euro erwirtschaftet und das durchschnittliche Wirtschaftswachstum beträgt in den letzten 10 Jahren ca. 1,3 %.[4] Die Arbeitslosenquote beläuft sich im gleichen Zeitraum im Durchschnitt auf ca. 3,5 %.[5]
Die Bevölkerungsentwicklung verläuft, wie in den meisten europäischen Staaten. Es werden 1,47 Kinder pro Frau und 9,84 Kinder auf 1000 Bewohner geboren.[6] Die Lebenserwartung der schweizer Bevölkerung nimmt stetig zu und lag im Jahr 2005 für Männer bei 78,7 und Frauen 83,9 Lebensjahren.[7] Im 20. Jahrhundert hat sich die Altersstruktur der schweizer Bevölkerung stark verschoben. Die gestiegene Lebenserwartung und die schwachen Geburtenraten haben sich nachhaltig auf die Alterspyramide ausgewirkt und sie grundlegend verändert. Im Jahr 2005 lebten in der Schweiz 336.428 Menschen mit einem Lebensalter jenseits der 79 Jahre, im Vergleich dazu waren 1975 nur 133.906 Personen in dieser Altersgruppe.[8] Im Jahr 1900 kamen auf 100 Erwerbstätige (zwischen 20 und 64 Jahre alt) 76 Jugendliche (unter 20 Jahre) und 10 Rentner (über 64 Jahre). 2005 waren es gerade noch 35 Jugendliche, aber 26 Rentner pro 100 Erwerbstätige.[9] Die folgende Abbildung zeigt den Altersaufbau der Bevölkerung der Schweiz im Vergleich 1900 / 2004.
Abbildung 3: Altersaufbau der Bevölkerung, Vergleich 1900 zu 2004 in der Schweiz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3. Wirtschaftliche und Demographische Rahmenbedingungen in Kanada
Die kanadische Wirtschaft belegt mit ihrem seit 12 Jahren ununterbrochenen Wirtschaftswachstum den Spitzenplatz unter den G8 Staaten. Die Staatsfinanzen weisen seit 8 Jahren einen Überschuss aus, welcher überwiegend zur Schuldentilgung eingesetzt wird. Die Inflationsrate lag im Dezember 2004 bei 1,7%. Die Provinzen und Territorien Kanadas unterscheiden sich erheblich in ihrer Wirtschaftskraft. In Ontario und Quebec werden über 70% des BIP erwirtschaftet. Alberta entwickelt sich rasch, bedingt durch den Ölreichtum und ist die einzig schuldenfreie Provinz. Die Atlantikprovinzen und die arktischen Gebiete sind nach dem Einbruch traditioneller Erwerbsquellen, wie Fischfang, auf Bundeszuschüsse angewiesen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in den letzten 10 Jahren um 25% gestiegen. Diese positive Entwicklung ermöglichte es Kanada ein dichteres soziales Netz als in den USA zu knüpfen und ein leistungsfähiges Bildungssystem aufzubauen. Dementsprechend verfügt Kanada auch über gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die Arbeitslosenrate liegt stabil um 7%. Es gibt eine enge Verflechtung mit der US- Wirtschaft, da 86% der kanadischen Exporte in die USA gehen und 61% der Importe von dort bezogen werden. 85% der Arbeitskräfte sind in einem Streifen von 350 Km Breite, entlang der US-Grenze konzentriert. Im Durchschnitt beträgt die Besiedelung 3,1 Bewohner pro Quadratkilometer.
Abbildung 4: Bevölkeungsverteilung nach Jahr, Provinzen und Territorien in Kanada
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kanada ist mit seiner AUS$ehnung von 9.984.670 Quadratkilometern der zweitgrößte Flächenstaat der Erde und hat in den letzten 10 Jahren einen Strukturwandel der Volkswirtschaft von der Rohstoff- und Agrarwirtschaft zu Hightech und Dienstleistungen vollzogen. Es wurde eine leistungsstarke, an Zukunftstechnologien orientierte Wirtschaft entwickelt. Innovative Sektoren, wie Biotechnologie und Informationstechnologien, werden gezielt gefördert.
Kanada bleibt daneben weiterhin ein bedeutender Rohstofflieferant und Produzent landwirtschaftlicher Produkte. Es belegt nach den USA und Russland Platz 3 der Welterdgasförderung und den 9. Platz in der Erdölförderung und verfügt nach Saudi-Arabien über die bedeutendsten Erdölreserven der Welt. Auf Grund des hohen Ölpreises wird die Förderung der sog. Ölsande im Norden Albertas zunehmend profitabler. Die Wasser- und Holzvorräte sind scheinbar unerschöpflich. Über 2,6 Millionen km² (46%) der Landfläche Kanadas sind von Wald bedeckt, der seit Jahrhunderten als Bau- und Brennholz, seit Ende des 19. Jahrhunderts dann verstärkt zur Papier- und Zellulosegewinnung genutzt wird.
Der Dienstleistungssektor hat einen Anteil von 69% am BIP, die verarbeitende Industrie 17%, der Bausektor 6%, Bergbau und Energiegewinnung 6%. Trotzdem die Landwirtschaft nur einen Anteil von 2% am BIP hat, zählt Kanada zu den weltgrößten Exporteuren von Getreide. Bedeutende Bereiche der verarbeitenden Industrie sind der Automobil- und Flugzeugbau, die Metallindustrie, die Lebensmittelherstellung, die Holz- und Papierverarbeitung, die Chemieindustrie und die Produktion von Computern und elektrischen Geräten. Die Exporte betragen 41% und die Importe 39% des BIP. Kanada belegt den 5. Platz in der Weltaußenhandelsstatistik nach der EU, den USA, Japan und China.
Der Bestand ausländischer Investitionen in Kanada beträgt 275 Mrd. US$. Davon kommen 64% aus den USA und 27% aus der EU. Insgesamt ist Kanada jedoch ein Nettoexporteur von Investitionen. Die kanadischen Direktinvestitionen im Ausland belaufen sich auf 306 Mrd. US$. Die enge wirtschaftliche und politische Bindung an die USA hindern die Kanadische Regierung nicht daran die Verbindungen zur Europäischen Union und Japan auszubauen, aber auch zunehmend zu China, Indien und Brasilien. Es wird erwartet, dass die kanadische Wirtschaft weiter wächst. Für 2006 wurde ein Wachstum von 3% erwartet.
Als klassisches Einwanderungsland hat Kanada ein stetig ansteigendes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Der Höchststand wurde 1913 erreicht, mit einem Zuwachs von 400.000 Einwanderern. (1996-2001 Zuwanderung 1,2 Mio).[10] Während dieser Zeit profitierte Kanada von der guten Lage der Weltwirtschaft und entwickelte sich zu einer Industrie- und Agrarmacht. Bei der Einwanderung nach Kanada hat sich ein merklicher Wandel vollzogen. Vor dem Zweiten Weltkrieg kamen die meisten Einwanderer aus Großbritannien oder osteuropäischen Ländern. Seit Kriegsende hat die steigende Zahl von Einwanderern aus den südeuropäischen Ländern, aus Asien, Südamerika und der Karibik, das multikulturelles Bild Kanadas verändert.[11]
Abbildung 5: Bevölkerungsentwicklung 1961 – 2003 in Tsd, Kanada
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei der letzten Volkszählung im Jahre 2001 waren 976.305 Kanadier als Angehörige einer indigenen Gruppe gemeldet, das waren 3,3% der kanadischen Bevölkerung. Aufgefächert in den folgende Zahlen:
- 608.850 Angehörige der First Nations
- 292.305 Angehörige der Métis
- 45.070 Inuit
- 6.665 Indigene Bevölkerung gemischter Herkunft
- 23.415 Indigene Bevölkerung ohne eindeutige ethnische Zuordnung.
Während die Geburtenrate mit 10,6 pro tausend Einwohnern seit 2001 stabil geblieben ist, hat es wie auch in den anderen Industrienationen, einen stetigen Anstieg der Lebenserwartung der Kanadier gegeben, was in den kommenden Jahren einen gesteigerten Bedarf an medizinischer Hilfe und Pflege nach sich ziehen dürfte.
Abbildung 6: Entwicklung der Lebenserwartung der kanadischen Bevölkerung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Grundstruktur des Gesundheitswesens
3.1. Organisationsstruktur
3.1.1. Organisationsstruktur in Südafrika
Südafrika ist heute ein demokratischer Staat, in dessen Verfassung das Prinzip der Gewaltenteilung verankert ist und die Grundrechte unabänderlich festgelegt sind[12]. Equality (Gleichheit) und Human Dignity (Menschenwürde) sind die tragenden Begriffe dieses Dokuments.
Paragraph 27 der Verfassung, befasst sich mit dem Thema Gesundheit.
Er beschreibt, dass:
- Das Recht jeder Person, auf Zugang zu:
- Angeboten des Gesundheitswesens, eingeschlossen der Geburtshilfe.
- ausreichender Nahrung und Wasser.
- sozialer Sicherheit, wenn diese Person nicht in der Lage ist, für sich selbst oder sein Angehörigen zu sorgen, angemessene sozialer Unterstützung.
- der Staat über die Gesetzgebung dafür sorgen muss, dass - innerhalb der bestehenden Möglichkeiten - die fortschrittliche Umsetzung jeder dieser Rechte erreicht wird.
- keiner Person notfallmäßige Hilfe verweigert werden darf.
Zur Zeiten der Apartheid gab es 14 Gesundheitsminister, für jede ethnische Gruppe einen. Nach dem demokratischen Wandel von 1994 gibt es nur noch ein nationales Gesundheitsministerium (National Department of Health), sowie neun Gesundheitsministerien auf Provinzebene (Provincial Departments of Health). Das National Department of Health hat als Hauptaufgabe, Normen und Standards für die Gesundheitsversorgung verbindlich aufzustellen, die bei parlamentarischer Verabschiedung Teil der Gesundheitspolitik werden. Weitere Aufgaben sind die Ausbildung von medizinischem Personal und der Ausbau eines Gesundheitsinformationssystems. In jeder Provinz existiert ebenfalls ein Gesundheitsministerium, das zur Aufgabe hat, die Verordnungen und Standards der Bundesebene umzusetzen. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass die Provinzministerien die kulturellen Unterschiede bei der Umsetzung der Vorgaben berücksichtigen müssen.
Unterhalb der Provinzebenen sind die Distrikte angesiedelt. In den Distrikten arbeiten ca. 600 Verantwortliche[13], die für die Bedarfsermittlung der Ressourcen zuständig sind.
Die Versorgungsebenen Südafrikas lassen sich in drei Bereiche untergliedern: Primary, secondary und tertiary Care (Formen der Gesundheitsbehandlung). Durch diese Unterteilung wird die Gesundheitsversorgung in verschiedene Niveaus gegliedert. Diese Struktur wird von öffentlichen wie privaten Gesundheitseinrichtungen bereitgestellt. Ländliche Gesundheitseinrichtungen haben zwar einen großen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung (ca. 50%), binden aber kaum bedeutende finanzielle oder personelle öffentliche Ressourcen. Das Gesundheitssystem ist größten Teils steuerfinanziert. Der private Sektor wird überwiegend von Weißen oder Bessergestellten aus anderen ethnischen Gruppen genutzt, was ca. einen Anteil von 15% - 20% der Bevölkerung aus macht.
3.1.2. Organisationsstruktur in der Schweiz
Wie oben beschrieben ist die Schweiz ein Bundesstaat mit seinen Kantonen und Halbkantonen. Diese Gliederungsstaaten sind weitgehend autonom, es sei denn, ihnen ist ihre Autonomie durch die Bundesverfassung genommen.[14] Alle Bereiche, die nicht in der Bundesverfassung dem Bund zugeordnet sind, verbleiben bei den Kantonen oder Halbkantonen, die wiederum noch in Gemeinden eingeteilt sind. Die Sozialpolitik der Schweiz ist in der Bundesverfassung dem Bund und den Kantonen zugeordnet:
[...]
[1] Vgl. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/DeutscheAVen/Suedafrika/DeutscheVertretungen.html vom 23.10.2006
[2] Census 2001: Primary tables South Africa: Census ’96 and 2001 compared / Statistics South Africa. Pretoria: Statistics South Africa, 2004
vi, 103 p. [Report No. 03/02/04 (2001)],
[3] Vgl.: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Schweiz/Innenpolitik.html vom 5.11.2006
[4] Vgl.: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Schweiz/Wirtschaft.html
[5] Vgl.: Susanne Thiemann, Gesundheitssysteme in Euopa – Experimentierfeld zwischen Staat und Markt, S. 136
[6] Vgl.: Susanne Thiemann, Gesundheitssysteme in Europa – Experimentierfeld zwischen Staat und Markt, S. 137
[7] Bundesamt für Statistik, Eidgenössisches Department des Innern (EDI), Die Bevölkerung der Schweiz 2005 Neuchatel, 2006, S. 3
[8] Bundesamt für Statistik, Eidgenössisches Department des Innern (EDI), Die Bevölkerung der Schweiz 2005 Neuchatel, 2006, S. 5
[9] Bundesamt für Statistik, Eidgenössisches Department des Innern (EDI), Die Bevölkerung der Schweiz 2005 Neuchatel, 2006, S. 4
[10] http://www40.statcan.ca/l01/cst01/demo03.htm?sdi=immigration 15.12.2006
[11] http://www.dfait-maeci.gc.ca/canada-europa/germany/aboutcanada0601-de.asp 15.12.2006
[12] Vgl.: Gruber, Rudolf; Drei Jahre ,,Neues Südafrika" - eine Bilanz, in: Jahresbericht der
Deutsch - Südafrikanischen Gesellschaft, 1996, S.10-15.
[13] Vgl.: Mill T. Hrsg., … mit Beiträgen von …, Public health in Südafrika -Beiträge zu einem Gesundheitssystem im Wandel-, Lage, Jacobs, 1999
[14] http://www.admin.ch/ch/d/sr/1/101.de.pdf vom 03.11.2006
- Citar trabajo
- Michael Löhr (Autor), Christian Heins Lutz Wehlitz (Autor), 2007, Darstellung von drei unterschiedlichen Gesundheitssytemen (Südafrika, Schweiz, Kanada), auf drei unterschiedlichen Kontinenten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91808
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