"Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut.
So geht es fort, man möchte rasend werden!
Der Luft, dem Wasser, wie der Erden
Entwinden tausend Keime sich,
Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
Hätt′ ich mir nicht die Flamme vorbehalten:
Ich hätte nichts Apart′s für mich."
Mephisto aus Goethes "Faust" beschreibt hier das Leben, das trotz all seiner (Mephistos) Unternehmungen, es zu vernichten, immer Wege findet, sich neu zu erschaffen.
Für einen Vergleich mit Pierre Bourdieus Vorstellungen vom sozialen Raum ist sicherlich etwas Fantasie notwendig, ein Versuch soll dennoch gemacht werden:
Das immer neu zirkulierende frische Blut, das Leben also, dem der Teufel aus "Faust" das Ende machen will, ähnelt den immer neu zirkulierenden Produkten des Kunstmarktes, die, anfänglich immer von der herrschenden Klasse für sich beansprucht, doch ihren Weg zu den Massen finden.
Aber auch der Drang der Massen im sozialen Raum nach "oben" findet hier eine passende Beschreibung. Zweifellos ist niemandem daran gelegen, den, der unter ihm steht, zu vernichten; einem Stillstand sozialer und kultureller Bewegungen und somit Machterhalt ständen aber einige nicht abgeneigt gegenüber.
Mephistos Streben nach Distinguiertheit, das ein Indiz für seine Zugehörigkeit zu der herrschenden Klasse ist (wenn man Mephisto nicht zugestehen will, dass er über der Menschheit allgemein steht), kommt besonders in den letzten beiden Zeilen des Zitats zum Vorschein:
Behält sich der Faust-Charakter in der fiktiven Welt die Flammen vor, um etwas "Apart′s" für sich zu haben, so sind es in der französischen Gesellschaft (und nicht nur da), die in "Die feinen Unterschiede" des Soziologen Bourdieu untersucht wird, in allen Bereichen des täglichen Lebens bestimmte Verhaltensweisen, die nur denen, "die oben stehen", zu eigen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Habitus
- Geschmack
- Raum der sozialen Positionen
- Raum der Lebensstile
- Herrschende Klasse(n)
- Mittlere Klasse(n)
- Untere Klasse(n)
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Pierre Bourdieus Werk „Die feinen Unterschiede". Ziel ist es, Bourdieus Konzepte des Habitus und des sozialen Raums zu erläutern und zu analysieren, wie diese die französische Gesellschaft prägen.
- Der Habitus als Vermittlungsinstanz zwischen sozialer Position und Lebensstil
- Die Struktur des sozialen Raums und die Verteilung von Kapital
- Die drei Hauptklassen (herrschende, mittlere, untere Klasse) und ihre spezifischen Lebensstile
- Die Rolle des Geschmacks als Distinktionsmerkmal
- Die Dynamik des sozialen Raums und die Kämpfe zwischen den Klassen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt eine Verbindung zwischen Mephistos Streben nach Distinguiertheit in Goethes „Faust" und Bourdieus Konzept des Habitus her.
Im Kapitel „Habitus" wird Bourdieus zentrale These erläutert, dass der Habitus ein Vermittlungsmechanismus zwischen der Position im sozialen Raum und dem Lebensstil ist. Der Habitus ist ein Dispositionssystem, das durch die Verinnerlichung sozialer Strukturen entsteht und die Wahrnehmung, das Denken und das Handeln von Individuen prägt.
Das Kapitel „Geschmack" befasst sich mit der Rolle des Geschmacks als Distinktionsmerkmal. Bourdieu argumentiert, dass der Geschmack nicht angeboren ist, sondern durch Erziehung und soziale Prägung erworben wird. Er unterscheidet zwischen dem legitimen Geschmack der herrschenden Klasse, dem mittleren Geschmack der mittleren Klasse und dem populären Geschmack der unteren Klasse.
Im Kapitel „Raum der sozialen Positionen" wird Bourdieus Modell des sozialen Raums vorgestellt. Dieser Raum ist durch die Verteilung von ökonomischem und kulturellem Kapital strukturiert. Die Position eines Individuums im sozialen Raum bestimmt seine Lebenschancen und seinen Lebensstil.
Das Kapitel „Raum der Lebensstile" befasst sich mit den unterschiedlichen Lebensstilen der drei Hauptklassen. Bourdieu analysiert die spezifischen Präferenzen, Praktiken und Distinktionsmerkmale jeder Klasse, wobei er die Kämpfe und Abgrenzungen zwischen den Klassen hervorhebt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Habitus, den sozialen Raum, die Klassenstruktur, den Geschmack, die Distinktion, das Kapital (ökonomisches, kulturelles, soziales, symbolisches), die Lebensstile und die Reproduktion von Ungleichheit. Bourdieu analysiert die französische Gesellschaft anhand dieser Konzepte und zeigt, wie soziale Strukturen die Lebenschancen und das Verhalten von Individuen prägen.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Sozialwissenschaftler Fabian Böer (Autor:in), 2002, Habitus und der Soziale Raum in Pierre Bourdieus "Die feinen Unterschiede", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9172
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