Die Arbeit befasst sich mit der Reproduktion sozialer Ungleichheit im deutschen Bildungssystem. Diese wird anhand der Kapital- und Habitustheorie von Pierre Bourdieu erklärt. Zusätzlich wird die meritokratische Begabungsideologie als ein weiterer verborgener Mechanismus identifiziert. Auf dieser Basis werden die Auswirkungen der Bildungsexpansion und mögliche bildungspolitische Maßnahmen diskutiert. Die enorme Signifikanz von Bildung in der heutigen Gesellschaft ist unbestreitbar. Für die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft eröffnet Bildung Chancen zu einer höheren Lebensqualität (vgl. Geißler 2006: 34f.), was sich wiederum positiv auf die gesamte Gesellschaft auswirkt. Gleichzeitig ist das Bildungsniveau der Gesellschaft auch für das Wirtschaftswachstum relevant, da z.B. der Einsatz neuer Technologien von der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte abhängt. Die Verbesserung der Bildung ist daher für den Erhalt der globalen Konkurrenzfähigkeit eines Landes unerlässlich (vgl. Konsortium Bildungsberichterstattung 2006: 192). Ebenso darf zur Bewahrung der wirtschaftlichen Innovationsfähigkeit auf die bestmögliche Ausschöpfung von Begabungsreserven angesichts einer durch die demographischen Entwicklung sinkenden Zahl von Erwerbstätigen in Deutschland nicht verzichtet werden (vgl. ebd.: 5). Alarmierend wirkt vor allem in diesem Kontext die im internationalen Vergleich hierzulande relativ niedrige Akademikerquote (vgl. ebd.: 30).
Demnach spiegelt der „PISA-Schock“ verständlicherweise die wachsende Befürchtung wider, die für den internationalen Wettbewerb nötigen Voraussetzungen nicht mehr erfüllen zu können (vgl. Loeber/Scholz 2003: 273). Besondere Brisanz weist dabei nicht die Platzierung Deutschlands im mittleren Leistungsbereich auf, sondern die hier am höchsten ausgeprägte Benachteiligung von Jugendlichen aufgrund ihrer sozialen Herkunft (vgl. ebd.: 245). Wenn der Zugang zu gleich guten Bildungschancen für alle Mitglieder der Gesellschaft nicht gewährleistet ist, wird gegen eins der „zentralen bildungspolitischen Ziel[e] sozialstaatlich verfasster demokratischer Gesellschaften“ (ebd.) verstoßen.
Dabei ist die Herstellung sozialer Gerechtigkeit im Bildungssystem keine neue Forderung. Seit Mitte der sechziger Jahre beschäftigt die herkunftsbedingte Ungleichheit der Bildungschancen die Bildungssoziologie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Ungleichheit und Bildung
- Soziale Ungleichheit
- Bildung
- Bildungsbenachteiligung trotz Bildungsexpansion
- Erklärungsmodelle
- Meritokratische Leitfigur sozialer Ungleichheit
- Kapital
- Ökonomisches Kapital
- Kulturelles Kapital
- Inkorporiertes Kulturkapital
- Objektiviertes Kulturkapital
- Institutionalisiertes Kulturkapital
- Soziales Kapital
- Kapitalumwandlungen
- Symbolisches Kapital
- Habitus
- Erklärung der Reproduktion sozialer Ungleichheit durch Kapital und Habitus
- Folgerungen
- Auswirkungen der Bildungsexpansion
- Bildungspolitische Maßnahmen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Ursachen der Reproduktion sozialer Ungleichheit durch das Bildungssystem in Deutschland. Sie analysiert, wie bestimmte Faktoren diese Mechanismen verschleiern und zur gegenwärtigen Situation beitragen. Der Fokus liegt dabei auf der meritokratischen Leitfigur sozialer Ungleichheit und der Habitus- und Kapitaltheorie von Pierre Bourdieu, die diese Phänomene erklären.
- Die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem
- Die Rolle der meritokratischen Leitfigur
- Die Habitus- und Kapitaltheorie von Pierre Bourdieu
- Die Auswirkungen der Bildungsexpansion
- Bildungspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Ungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Bildung in der heutigen Gesellschaft und stellt die Problematik der sozialen Ungleichheit im Bildungssystem heraus. Kapitel 1 definiert die Begriffe "soziale Ungleichheit" und "Bildung" und zeigt die Bildungsbenachteiligung trotz Bildungsexpansion auf. In Kapitel 2 werden Erklärungsmodelle für soziale Ungleichheit vorgestellt, insbesondere die meritokratische Leitfigur und die Habitus- und Kapitaltheorie von Pierre Bourdieu. Kapitel 3 untersucht die Auswirkungen der Bildungsexpansion und diskutiert bildungspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Ungleichheit.
Schlüsselwörter
Soziale Ungleichheit, Bildungssystem, Reproduktion, Bildungsexpansion, Meritokratie, Habitus, Kapital, Pierre Bourdieu, Bildungsbenachteiligung, Bildungspolitik.
- Quote paper
- Eleni Stefanidou (Author), 2008, Die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem und ihre verborgenen Mechanismen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91717