Mit dem Begriff der Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht werden zwei unterschiedliche Aspekte bezeichnet, die sich aus der Reformpädagogik und der Kognitionspsychologie entwickelt haben, die jedoch letztlich ineinander greifen. Handlungsorientierung umfasst zum einen eine schüleraktivierende Unterrichtsmethode, zum anderen ein Prinzip historischen Lernens. Der Begriff der Handlungsorientierung gilt in der neueren Forschung der Allgemeindidaktik als Modeerscheinung, die sich erst vor kurzer Zeit auch im Bereich der Fachdidaktiken etabliert hat. Dies lässt sich u.a. darauf zurückführen, dass sich das deutsche Schulwesen im Laufe seiner Entwicklung von den starren Unterrichtsstrukturen voriger Jahrhunderte entfernte, dessen Geschichtsunterrichtsgestaltung auf einem fast rein kognitiven System aufgebaut war. Die Brücke zwischen Denken und Handeln, die seit jeher in jedem Menschen besteht, sollte besser genutzt werden, da das Handeln nicht nur als bloßes Tätigsein verstanden wird, sondern in einem umfassenden Sinn als Ursprung des Denkens. Daneben wird vermutet, dass viele Schüler nicht mehr die Vorstellungskraft besitzen, die es ihnen ermöglichen würde, das Geschehen der Vergangenheit interessant und ansehnlich werden zu lassen. Ein Grund dafür ist in dem erfahrungsarmen Lernangebot zu finden.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung und Definition
II. Nutzen im Geschichtsunterricht
III. Vorstellung eines unterrichtspraktischen Beispiels
IV. Schlussbetrachtung
V. Literaturverzeichnis
I. Einleitung und Definition
Mit dem Begriff der Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht werden zwei unterschiedliche Aspekte bezeichnet, die sich aus der Reformpädagogik und der Kognitionspsychologie entwickelt haben, die jedoch letztlich ineinander greifen. Handlungsorientierung umfasst zum einen eine schüleraktivierende Unterrichtsmethode, zum anderen ein Prinzip historischen Lernens.[1] Der Begriff der Handlungsorientierung gilt in der neueren Forschung der Allgemeindidaktik als Modeerscheinung,[2] die sich erst vor kurzer Zeit auch im Bereich der Fachdidaktiken etabliert hat. Dies lässt sich u.a. darauf zurückführen, dass sich das deutsche Schulwesen im Laufe seiner Entwicklung von den starren Unterrichtsstrukturen voriger Jahrhunderte entfernte, dessen Geschichtsunterrichtsgestaltung auf einem fast rein kognitiven System aufgebaut war. Die Brücke zwischen Denken und Handeln, die seit jeher in jedem Menschen besteht, sollte besser genutzt werden, da das Handeln nicht nur als bloßes Tätigsein verstanden wird, sondern in einem umfassenden Sinn als Ursprung des Denkens.[3] Daneben wird vermutet, dass viele Schüler nicht mehr die Vorstellungskraft besitzen, die es ihnen ermöglichen würde, das Geschehen der Vergangenheit interessant und ansehnlich werden zu lassen. Ein Grund dafür ist in dem erfahrungsarmen Lernangebot zu finden.[4]
Inhaltlich zielt die Handlungsorientierung auf Schüleraktivität, praktisches Handeln und selbstständiges Lernen ab, was dem Bild des Schülers als uneigenständigen Rezipienten in einem auf kognitivem und begrifflichem Lernen basierten Unterricht Abbruch tut.[5] Werner Jank beschreibt handlungsorientierten Unterricht als einen ganzheitlichen und schüleraktivierenden[6] Unterricht, in dem die „Kopf- und Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können“.[7] Kopf- und Handarbeit[8] stehen demnach in dynamischer Wechselwirkung zueinander.[9]
Der handlungsorientierte Geschichtsunterricht definiert sich weiterhin durch den Erfahrungsbezug und die Selbstorganisation im Lernprozess, der eine Interessenorientierung durch die Schüler zugrunde liegt.[10] Sobald den Schülern bewusst geworden ist, welche Themen und Inhalte sie interessieren, setzt die verstärkte Selbsttätigkeit ein.[11]
Handlungsorientierung zielt des Weiteren darauf ab, praktische Tätigkeiten und begriffliche Operationen unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne zu verknüpfen. Daneben soll eine allgemein gültige Handlungskompetenz vermittelt werden, die sich durch den aktiven Prozess von Suchen und Forschen und einer Herstellung eines so genannten Endprodukts ausbildet.[12] Die Bedeutung eines Endprodukts für das Gelingen von gutem handlungsorientiertem Unterricht wird allgemein als sehr wichtig angesehen, da sich dadurch der Erfolg des Unterrichts ablesen lässt.[13] Allerdings ist das Endprodukt gegenüber der kritischen Reflexion der Handlungsvorgänge immer nur als Zwischenprodukt aufzufassen.[14] Denn der eigentliche Erkenntnisprozess kann sich erst in einer Reflexion von Konsequenzen erschließen, die sich aus der behandelten (historischen) Situation ergeben haben. Die Geschichtsdidaktikerin Bärbel Völkel erklärt, dass die Sachlogik des historischen Inhalts durch eine Handlung der Lernlogik (wie beispielsweise ein Projekt) zugänglich gemacht und durch eine kritische Reflexion wieder auf die Sachebene zurückgeführt wird, auf der dann eine Urteilsbildung stattfinden kann.[15] Die Notwendigkeit der Reflexion im Prozess des handlungsorientierten Geschichtsunterrichts wird somit einwandfrei deutlich.
Im Folgenden wird auf den Nutzen handlungsorientierten Geschichtsunterrichts im Schulalltag und mögliche Formen der Unterrichtsgestaltung eingegangen. Daneben wird betrachtet, ob Handlungsorientierung als Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit Erfahrungen ermöglicht, die im Sinne historischen Lernens nützen.
II. Nutzen im Geschichtsunterricht
Wie bereits unter Punkt I. angesprochen, ist die Selbsttätigkeit der Schüler einer der Hauptaspekte handlungsorientierten Geschichtsunterrichts. In einer Zeit, in der sich Selbsttätigkeit größtenteils in außerschulischen Bereichen zeigt und in der Schüler einen vermehrten Hang zu Nebentätigkeiten während des Unterrichts entwickeln,[16] scheint es angebracht, dass der Unterricht Erfahrungs- und Handlungsspielräume für ein ganzheitliches Lernen zur Verfügung stellen muss, das die Entfaltung von Sinn und Bedeutung von gemeinsam verantworteten Handeln fördert. Nebentätigkeiten im Unterricht und die Fokussierung außerschulischer Interessen seitens der Schüler sind nach Jank eine Folge des einseitig gewordenen Schulunterrichts.[17]
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[1] Mayer, Ulrich (u.a.): Wörterbuch Geschichtsdidaktik, Schwalbach/Ts. 2006, 81.
[2] Sauer, Michael: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik, Seelze-Velber 2001, 76.
[3] Mahler, Elke: Handlungsorientierter Geschichtsunterricht. Theorie-Praxis-Empirie, Idstein 2006, 101.
[4] Völkel, Bärbel: Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2004, 49.
[5] Sauer: Geschichte unterrichten, 76 und Bergmann, Klaus (u.a.): Handbuch der Geschichtsdidaktik, Seelze-Velber 51997, 411f.
[6] Der Begriff der Schüleraktivierung zieht sich wie ein roter Faden durch alle bearbeiteten Werke zum handlungsorientierten Geschichtsunterricht, er ist daher als zentrales Motiv zu benennen.
[7] Jank, Werner: Didaktische Modelle, Berlin 52002, 315.
[8] Die Definition und Einteilung in Hand- und Kopfarbeit geht auf den Schweizer Pädagogen Pestalozzi zurück.
[9] Jank: Didaktische Modelle, 316f.
[10] Völkel: Methoden im Geschichtsunterricht, 49f. und Jank: Didaktische Modelle, 316.
[11] Die Fortführung dieses Gedankens erfolgt unter II.
[12] Sauer: Geschichte unterrichten, 76.
[13] Bergmann: Handbuch Geschichtsdidaktik, 413ff.
[14] Mayer: Wörterbuch Geschichtsdidaktik, 81.
[15] Mayer: Wörterbuch Geschichtsdidaktik, 81.
[16] Jank: Didaktische Modelle, 323ff.
[17] Jank: Didaktische Modelle, 324f.
- Citar trabajo
- Alexander Müsegades (Autor), 2008, Handlungsorientierter Geschichtsunterricht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91622
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