Die Arbeit setzt sich mit dem Textauszug von Shakespeares Hamlet, bezüglich des dritten Aktes, erste Szene, auseinander. Der Protagonist Hamlet beginnt in der Szene mit dem anfänglichen Satz einen inneren Monolog. Dieser Monolog ist im Archaismus geschrieben und gliedert sich zum größten Teil in eine hypotaktische Satzstruktur. Dabei wird in der Arbeit auf die von Shakespeare gebildeten Thesen gleich zu Beginn der Szene eingegangen.
Im Folgenden soll auf den Textauszug von Shakespeares Hamlet, bezüglich des dritten Aktes, erste Szene, eingegangen werden. Der Protagonist Hamlet beginnt in der Szene mit dem anfänglichen Satz einen inneren Monolog. Dieser Monolog ist im Archaismus geschrieben und gliedert sich zum größten Teil in eine hypotaktische Satzstruktur. Gekennzeichnet ist der Ausschnitt durch Anaphern wie „To die, to sleep […] To die, to sleep“1 und „end“2, sowie Polyptoten von „dream“3. Bereits im ersten Vers wird die asymmetrische Opposition von Leben und Tod eröffnet. „To be“4 stellt das Sein, die Existenz eines Lebens dar, wohingegen „not to be“5 als die Entbindung des Lebens bezeichnet werden kann. Des Weiteren wird in Zeile 57 erneut eine asymmetrische Oppostition bezüglich der Möglichkeiten, die einem Menschen gegen das Schicksal zur Verfügung stehen offenbart: „Whether 'tis nobler in the mind to suffer the slings and arrows of outrageous fortune“6, somit folgernd sein eigenes Schicksal hinzunehmen und zu ertragen, „or to take arms against a sea of troubles“7, gegen die Macht des Schicksals zu kämpfen und sich aufzulehnen und Initiative zu ergreifen. Daher wird bereits in den ersten vier Zeilen die These, dass es nur zwei Wege gebe, sich mit dem Schicksal auseinanderzusetzen, aufgestellt. Darauf aufbauend sind „slings and arrows“8 metaphorische Symbole für Schicksalsschläge oder Misserfolge, „sea of troubles“ eine weitere Metapher, die die Ausmaße und Größe dessen widerspiegelt, wogegen gekämpft wird. Was beinahe schon unendlich wirken mag. „And by opposing end them“9 impliziert, dass der Widerstand unumgänglich und unausweichlich ist, es bedeutet in diesem Kontext, Suizid zu begehen oder weiterzukämpfen. Der Satz „and by a sleep to say we end the heartache, and the thousand natural shocks“10 ist eine Aussage, die impliziert, dass der Todesschlaf alle unerfüllten Wünsche, Träume und Schicksalsschläge der Menschheit beendet und somit sogar teilweise herbeigesehnt wird. Shakespeare beginnt zu erwägen, was wohl wäre, wenn wir unsere „mortal coil“11 ablegen würden. Der Schlaf beziehungsweise der Traum wird mit dem Sterben in eine Äquivalenz gesetzt. „Th' opressor's wrong […] the law's delay, the insolence of office […] that patient merit of th' unworthy takes“12 zeigt einen Teil des elisabethanischen Zeitalters, in dem die Welt als Gefängnis öffentlicher Zwänge galt.
Im Folgenden sollen die Übersetzungen August Wilhelm von Schlegels und Norbert Greiners Prosafassung analysiert und verglichen werden. Besonders soll hierbei die Darstellung der Thesen, Antithesen und die Zusammenführung dieser betrachtet werden. Im Genaueren wird herausgearbeitet, dass Greiners Versuch einer Übersetzung eher produktionsorientiert ist, wohingegen Schlegels Arbeit vergleichsweise rezeptionsorientiert ist, dies zeigt sich am meisten durch die semantischen Veränderungen.
Bei der ersten Betrachtung der Signifikantenebene Schlegels Übersetzung ist auffällig, dass er die Form Hamlets beibehält, auch die Anzahl der Verse wird nicht verändert. Hamlets Shakespeare wurde von Greiner als Fließtext beziehungsweise Prosa übersetzt und wirkt somit auf den ersten Blick weitaus freier, als die Übersetzung Schlegels. Besonders auffällig hinsichtlich der Übersetzung von Schlegel sind die verschiedenen Interpunktionszeichen; anstatt eines Viertelgeviertstriches verwendet er ein Semikolon, dies bewirkt eine weitaus stärkere Trennung und beinhaltet, dass der Vers„Sein oder Nichtsein“13 bereits beendet werden könnte, aber aufgrund des Semikolons offen gelassen wird. Interessant bei Schlegels Übersetzung sind auch die hinzugefügten Satzzeichen, so übersetzt er den Vers „To sleep – perchance to dream“14 mit „Schlafen! Vielleicht auch träumen!“15 und ersetzt daher den Viertelgeviertstrich durch Ausrufezeichen, somit wird der Satz in eine neue Semantik versetzt, aus „perchance to dream“16 wird nun eine bekräftige Aussage und wirkt nun mehr wie ein Ausruf, als eine Frage. Die Arbeit Schlegels weist an vielen Stellen veränderte oder hinzugefügte Satzzeichen auf, so beendet er auch die Szene mit einem Ausrufezeichen: „Nymphe, schließ in dein Gebet all meine Sünden ein!“17, Greiner beendet die Wortfolge mit einem Punkt, parallel zum Original „Be all my sins remembered.“18 und rundet aufgrund der Verwendung eines Punktes die Aussage ab. Bereits durch diese oberflächliche Betrachtung wird ersichtlich, dass für Schlegel die Form seiner Übersetzung klar wichtiger ist als für Greiner, der sich stärker am Originaltext orientiert.
Greiner gestaltet die These, indem er „a sea of troubles“19 mit „ein Meer von Plagen“20 übersetzt, dies spiegelt die Größenverhältnisse wider, die bei Schlegels Übersetzung mit „ein[e] See von Plagen“21 nicht so stark zur Geltung gebracht werden, da das Meer unendlich weit ist und ein miteinander verbundenes Gewässer darstellt und sich fast über den ganzen Erdball erstreckt, wohingegen ein See stets ein Stillgewässer ist, das vollständig von einer Landfläche umgeben ist.
Im Gegensatz zu Schlegel übernimmt Greiner „a bare bodkin“22 als einen „bloßen Dolch“23, Schlegel entscheidet sich in seiner Übersetzung für den Begriff „Nadel“24 und solle somit als Symbol für den Dolch stehen. Durch den Begriff Nadel entstehen semantische Verschiebungen, da eine Nadel nicht als klassische Waffe gilt, sondern vielmehr als Werkzeug. Die, semantisch betrachtet, bedeutsamste Übersetzung entnimmt sich aus dem „sleep of death“25, dieses wird sinngemäß von Greiner übersetzt mit „Todesschlaf“26, wiederum bei Schlegels Übersetzung nur mit „Schlaf“27 übersetzt wird, daher bildet sich eine neue Semantik, da der Tod bei Schlegel außen vor gelassen wird. Daher nimmt die Übersetzung Schlegels einen anderen Stellenwert an, da die Thematik Mortalität in diesem Wortlaut schlichtweg weggelassen wurde. Und dies, obwohl der Tod selbst eine essentielle Bedeutung für Hamlets weiteren Handlungsverlauf hat. Der Begriff „quietus“28 wurde von Greiner mit „Schlußstrich“29 übersetzt, ein weiteres Synonym für die innere Zerrissenheit und Verzweiflung Hamlets zwischen Selbstmord und Vitalität. Im Gegenteil zu Greiners Werk, bezieht sich Schlegel in seiner Übersetzung auf „sich selbst in Ruhstand setzen“30, somit wird der eigentliche Todesstoß bei Greiners Übersetzung eher als das plötzliche Ende des eigenen Lebenszyklus benannt, Schlegels eigen versetzter Ruhestand wirkt selbstbestimmter, durchdachter und gewissenhafter. Aufbauend darauf ergibt sich eine völlig neue Semantik des Begriffes „quietus“, da „quiet“ im englischen Wortgebrauch für ruhig beziehungsweise still verwendet wird, ein Todesstoß wiederum eine Tätigkeit ist, die aktiv vonstattengeht, die zur Folge hat, dass der Tod eines Menschen herbeigeführt wird. „Wer trüge Lasten und stöhnt' und schwitzte unter Lebensmüh?“31, auch hierbei fügt Schlegel ein Fragezeichen hinzu, das weder bei der Übersetzung von Greiner noch in der Originalverfassung zu finden ist. Aufgrund dessen entsteht eine rhetorische Frage, denn wer die Lasten des Schicksals trägt, der plagt sich mit dem Leben abzufinden. Ein weiterer Aspekt, der verdeutlichen soll, dass sowohl Schlegel wie auch Greiner teilweise rezeptionsorientiert gearbeitet haben, zeigt sich am Beispiel des Satzes „Nymph, in thy orisons be all my sins remembered.“32. Schlegel übersetzt das Wort „nymph“ wortgleich als Nmphe., anders als Greiner, dieser macht sich des Wortes „Junges Fräulein“33 Gebrauch. Während also Schlegel das Wort wortwörtlich übernimmt, wagt Greiner den Versuch, Ophelia als Fräulein zu betiteln, dies war bis in die 80er Jahre die förmliche Anrede für unverheiratete Frauen, eine Nymphe hingegen ist zwar auch eine junge, heiratsfähige Frau, jedoch steht die Nymphe für einen Naturgeist, eine Gottheit, was der Zuschreibung etwas ihrer Intensität nimmt, aber nicht gravierend die Bedeutung verschiebt. Besonders im letzten Teil dieser Übersetzung Greiners wird durch diese Aspekte am deutlichsten, wie sehr sich diese von Shakespeares Werk unterscheiden. Untermauert wird diese These ebenso, durch die Übersetzung Greiners mit „gedenke in deinen Gebeten all meine Sünden“34, Schlegel übersetzt den Wortlaut mit „schließ in dein Gebet all meine Sünden ein!“35 Gedenken und einschließen sind allgemein betrachtet Verben, die sich inhaltlich unterscheiden, in aktuellem Kontext betrachtend aber ihre Gültigkeit behalten und als solche verwendet werden können, ohne ihre sinngemäße Bedeutung gänzlich zu verlieren.
Während Schlegel viele Semantik verändernde Übersetzungen vornimmt, belässt Greiner es bei Veränderungen, welche die ursprüngliche Bedeutung weitgehend beibehalten.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Schlegel das Stück weitgehend an die deutsche Gesellschaft um 1798 anpasst und dadurch sehr rezeptionsorientiert vorgeht. Jedoch kann festgehalten werden, dass beide Übersetzungsversuche Merkmale einer rezeptionsorientierten, aber auch einer produktionsorientierten Übersetzung aufzeigen. Trotzdem geht Greiner weitgehend produktionsorientiert vor. Seine Änderungen gelten meist nur dem Erhalt von Ästhetik.
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1 V. 60, 64; Shakespeare, Hamlet
2 V. 60, 61; Shakespeare, Hamlet
3 V. 65, 66; Shakespeare, Hamlet
4 V. 56; Shakespeare, Hamlet
5 V. 56; Shakespeare, Hamlet
6 V. 57, 58; Shakespeare, Hamlet
7 V. 59, Shakespeare, Hamlet
8 V. 58; Shakespeare, Hamlet
9 V. 60; Shakespeare, Hamlet
10 V. 61,62; Shakespeare, Hamlet
11 V. 67; Shakespeare, Hamlet
12 V. 71, 72, 73, 74; Shakespeare, Hamlet
13 V. 1; Hamlet, Schlegel
14 V. 65; Hamlet. Shakespeare
15 V. 10; Hamlet, Schlegel
16 V. 65; Hamlet, Shakespeare
17 V. 35; Hamlet, Schlegel
18 V. 90; Hamlet. Shakespeare
19 V. 59; Hamlet, Shakespeare
20 Z. 3; Hamlet, Greiner
21 V. 4; Hamlet, Schlegel
22 V. 76; Hamlet, Shakespeare
23 Z. 19; Hamlet, Greiner
24 V. 21; Hamlet, Schlegel
25 V. 66; Hamlet, Shakespeare
26 Z. 10; Hamlet, Greiner
27 V. 11; Hamlet; Schlegel
28 V. 75; Hamlet, Shakespeare
29 Z. 19; Hamlet, Greiner
30 V. 20, Hamlet, Schlegel
31 V. 22; Hamlet, Schlegel
32 V. 89, 90; Hamlet, Shakespeare
33 Z. 31; Hamlet, Greiner
34 Z. 29, 30; Hamlet, Greiner
35 V. 35, 36; Hamlet, Schlegel
- Arbeit zitieren
- Janis Alina Hindelang (Autor:in), 2018, "Hamlet" von Shakespeare. Akt 3, Szene 1, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/915472
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