Die Hausarbeit geht der Frage nach, inwieweit Beckenbodentraining vor einer Inkontinenz bei Schwangerschaften schützt. Um die Fragestellung zufriedenstellend zu beantworten wird die Methode dieser Arbeit ein narratives Review sein, um einen Überblick von insgesamt vier Studien zu erhalten. Diese Übersichtsarbeit soll einen Beitrag dazu leisten, die Ergebnisse aus der Vielzahl der Studien zusammenzufassen.
Bei vielen Frauen kommt es während und nach der Schwangerschaft zu einem ungewollten Verlust von Urin (Harninkontinenz, Urininkontinenz). Zur Vorbeugung oder Behandlung einer Inkontinenz wird von Ärzten und Therapeuten häufig die Durchführung von Beckenbodenübungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt empfohlen. In der Literatur ist immer wieder zu entnehmen, dass Inkontinenz bei schwangeren Frauen durch ein gezieltes Beckenbodentraining vorgebeugt werden kann. Der Grund sei der, dass durch die regelmäßige Durchführung von Beckenbodenübungen die Muskeln gekräftigt werden.
Inhalt
1. Einleitung
2 Einführung in die Begrifflichkeiten
2.1 Weibliche Beckenorgane
2.2 Inkontinenz
3 Beckenbodentraining
4. Methodik
5. Forschungstand
6. Diskussion
6. Schlussfolgerung
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
Bei vielen Frauen kommt es während und nach der Schwangerschaft zu einem ungewollten Verlust von Urin (Harninkontinenz, Urininkontinenz). Zur Vorbeugung oder Behandlung einer Inkontinenz wird von Ärzten und Therapeuten häufig die Durchführung von Beckenbodenübungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt empfohlen. In der Literatur ist immer wieder zu entnehmen, dass Inkontinenz bei schwangeren Frauen durch ein gezieltes Beckenbodentraining vorgebeugt werden kann (vgl. u.a. Schmolling et al., 2004). Der Grund sei der, dass durch die regelmäßige Durchführung von Beckenbodenübungen die Muskeln gekräftigt werden.
In dieser Arbeit soll der Fragestellung auf den Grund gegangen werden, inwiefern Beckenbodentraining tatsächlich der Vorbeugung von Inkontinenz verhilft. Um die Fragestellung zufriedenstellend zu beantworten wird die Methode dieser Arbeit ein narratives Review sein, um einen Überblick von insgesamt vier Studien zu erhalten. Die hier vorliegende Übersichtsarbeit soll einen Beitrag dazu leisten, die Ergebnisse aus der Vielzahl der Studien zusammenzufassen.
2. Einführung in die Begrifflichkeiten
In dem nachfolgenden Kapitel werden grundlegende Begrifflichkeiten erläutert, um den theoretischen Hintergrund besser nachvollziehen zu können und dem weiteren Verlauf der Arbeit besser folgen zu können.
2.1 Weibliche Beckenorgane
Zur Betrachtung der dargelegten Fragestellungstellung bedarf es eines Überblicks über die Beckenorgane, da diese geschlechtsspezifische Unterschiede aufweisen. Im Groben werden als Beckenorgane alle Organe bezeichnet, die sich in der Beckenhöhle befinden. Darunter zählen bei einer Frau das Rektum, die Harnblase, der Uterus, Ovar und Vagina. Stabilität erhalten die Beckenorgane durch den Beckenboden, dieser ist oben gelegen und unten gelegen befindet sich das Bauchfell. Dort münden die Nerven, das Bindegewebe und die Muskulatur, um gewährleisten zu können, dass der Uterus, also die Gebärmutter ebenfalls stabil im Körperinneren liegt. Essentiell bei einer Frau in der Schwangerschaft ist das Geschlechtsorgan, der Uterus. Es handelt sich dabei um ein dehnbares Organ, das sehr flexibel ist. Es ist nahtlos innerhalb der Frau. Ebenfalls nimmt es Bezug auf die hormonellen Veränderungen der Frau und bestimmt Wohl-oder Unwohlfühlen des Kreislaufes. Durch den Uterus nimmt die Frau körperliche Sexualität wahr. Die Eierstöcke, im Uterus gelegen, sind verbunden durch die Eileiter mit dem Uterus. Diese Teilbereiche der Beckenorgane sind für den weiblichen Lebenszyklus verantwortlich. Auch der Dickdarm nimmt an einer kleinen Stelle eine Verbindung mit dem Uterus ein. Die weibliche Beckenhöhle weist bauchwärts zunächst einmal die Harnblase auf, die durch den Harnblasenhals mit der Harnröhre endet. Jedoch befindet sich dazwischen gelegen, also zwischen der Harnblase und dem Rektum eine Organplatte, die das weibliche Geschlechtssystem beherbergt. In ihr gelagert ist der Eierstock, der Eileiter, die Gebärmutter und die Vagina. Eileiter und Eierstock schmiegen sich dabei, an den Seiten gelegen, um die Beckenhöhle, die Eileiter enden in der Gebärmutter. Die Gebärmutter (bestehend aus Gebärmuttergrund und Gebärmutterkörper) sticht hervor, und ist somit nach vorn geneigt. Der Gebärmutterhals, der in die Scheide emporragt und eng an dem Heber des Afters gelegen ist, befindet sich ebenfalls dort. Durch die Organplatte bei weiblichen Individuen entstehen zwei Gruben, der sog. Douglas-Raum, er ist dabei der tiefste Raum der Bauchhöhle, in dem sich alle vegetativen Nerven des Beckenorgans treffen1.
Zur Unterstützung der theoretischen Beschreibung folgt eine Darstellung (s. Abb. 1). Festzuhalten ist, dass die Beckenorgane den Körpermittelpunkt der Frau bilden und die hormonellen Veränderungen durch ihn zustanden kommen. Alle Teilbereiche agieren im Einklang, können jedoch durch, vor allem, Schwangerschaft ins Ungleichgewicht geraten, weswegen ein stabiler und ausgeprägter, bzw. trainierter Beckenboden ein großer Vorteil bereits vor und auch während der Schwangerschaft einnimmt. Die Dehnbarkeit des Uterus ist obligatorisch, sodass Kontinenz gefördert werden kann, wenn die Bänder durch das Dehnen trainiert werden. Sie ziehen sich nach der Schwangerschaft meist vollständig wieder zurück.2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 - Darstellung der weiblichen Beckenorgane 1
2.2 Inkontinenz
Harninkontinenz in seiner Definition bedeutet, dass die Blase schwächelt und Q entsprechend der Harn nicht zurückgehalten werden kann3. Bei einer schwangeren Frau handelt es sich um eine sog. Drang- und Belastungsinkontinenz. Diese wird laut Sulprizia und Kleinert dadurch hervorgerufen, dass das Progesteron (Hormon) den Tonus der Muskulatur senkt, entsprechend auch die Muskelzellen. Und diese befinden sich auch in den Harnwegen, die dann nicht mehr richtig geschlossen sind. Demzufolge leidet die Schwangere unter „nachlassendem[r] urethralem[r] Verschlussdruck, der dazu führt, dass die Schwangere bei intraabdominaler Drucksteigerung unwillkürlich Urin verliert.4
Die Stresshormone (Adrenalin, Dopamin) sorgen für Kontinenz. Gibt es einen Mangel dieser Hormone, kann es zu einem undichten Verschluss kommen, weswegen die Kontrolle über die Urinausscheidung dann nicht mehr in den Händen der Schwangeren liegt. Auch muss in diesem Zusammenhang angeführt werden, dass schwangere Frauen an Gewicht zunehmen, weswegen mehr mechanischer Druck entsteht, der folglich, besonders bei Stoßbelastungen, die Kontinenzerhaltung stört5.
Vorher sind der Beckenboden und seine einzelnen Bestandteile beschrieben worden. Dieser verändert sich in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Nach Wijma und Schmolling et al. ist festgestellt worden, dass sowohl die Schwangerschaft, als auch die Geburt erheblichen negativen Einfluss auf den Beckenboden nehmen6.
Autoren geben preis, dass eine gewisse Gefahr von Inkontinenz als „normal“ während der Schwangerschaft angesehen wird. Jedoch gibt es eine Tendenz, und die Zahlen liegen bei der Belastungsharninkontinenz zwischen 23 Prozent und 67 Prozent. Ebenfalls kann es nach der vaginalen Entbindung bei 6 Prozent bis zu 29 Prozent der Frauen der Fall sein7.
Gerade daher bedarf es einer neuerlichen Betrachtung. Was führt zur Harninkontinenz? Kölbl hat folgende vier Merkmale festgehalten:
1. Es kann zu einer Verletzung bei den bindegewebigen Strukturen kommen, hervorgerufen durch die mechanischen Effekten einer vaginalen Spontangeburt.
2. Es kann zu Verletzungen der Beckenorgane kommen, wenn das Kind durch den Geburtskanal gestoßen wird.
3. Die Geburt könnte Nerven schädigen.
4. Es kann zu einer Verletzung der ableitenden Harnwege im Zuge der Geburt kommen.
Die aufgezeigten Gründe können zu einer Harninkontinenz nach der Geburt des Kindes führen. Ebenfalls verstärkend können folgende Faktoren wirken, die zur postpartalen Harninkontinenz führen: Riss im Darm, Schnitt im Darm, Forzepsextraktion und Vakuumextraktion8.
3. Beckenbodentraining
Eine vielversprechende Methode, um die genannten Risiken zu umgehen, ist das Beckenbodentraining. „Im Laufe der neun Monate trainieren sich die werdenden Mütter häufig eine Fehlhaltung an, die für maximale Belastung auf den Beckenboden sorgt. Durch die Gewichtszunahme verlagert sich der Körperschwerpunkt und belastet vorrangig die Beckenbodenmuskulatur.9 “
In erster Linie muss das Training schonend für die Muskulatur sein, damit es zu keiner Überbelastung führt, die Schmerzen hervorruft. Das weiche Gewebe um den Beckenboden muss gestärkt werden. Dieses Gewebe benötigt aber die Weiche, damit das Kind bei dem Geburtsvorgang hinausgelangt. Aufgrund der Ausdehnung kann es vorkommen, dass die Beckenbodenmuskeln nicht mehr richtig starr sind, und es als Folge zur Inkontinenz kommt. Es kann aber, wie erwähnt, Abhilfe geschaffen werden, indem sportliche Betätigung durchgeführt wird. Diese Schwäche des Beckenbodens kann dann durch anspannende Übungen der Körpermitte den Verschluss stärken, wodurch der Verschluss zuverlässig funktioniert. Zahlreiche Internetquellen geben preis, das bereits kleine Übungen, die sich im Alltag durchführen lassen, genügen, um Inkontinenz vorzubeugen. Es ist essentiell, dass das Training richtig durchgeführt wird und unter Absprache eines Arztes, da sonst falsche Muskelgruppen belastet werden können und das dann eher negativ, als fördernd wirkt10.
„Ein Beckenbodentraining während der Schwangerschaft bzw. ab einem Zeitraum ab 8 Wochen nach Entbindung hat einen positiven Effekt auf schwangerschafts- bzw. entbindungsassoziierte Störungen.11 “
Das Beckenbodentraining führt bei eins von sechs Frauen zur Vermeidung von Harninkontinenz und bei eins von acht Fällen kann die Harninkontinenz post partum umgangen werden. Wenn das Training Erfolg bringend ist, kann eine Unterstützung durch eine Physiotherapie zur Stärkung der Muskulatur führen und beide Betätigungen führen zur Vorbeugung von Inkontinenz. Ebenfalls können auch weitere Maßnahmen dazu verhelfen, dass das Beckenbodentraining zielführend ist, jedoch meist in Kombination mit einer anderen Behandlung (bspw. Pharmakotherapie)12.
Im Training werden die Muskeln angespannt, die bei der Schwangerschaft weich geworden sind. Entsprechend helfen die Übungen dabei, die Körpermitte anzuspannen. Diese Übungen können jederzeit durchgeführt werden, jedoch sollte eine werdende Mutter in der Schwangerschaftsgymnastik (in Absprache mit ihrem Arzt) betreut werden. Oft verhilft neben der Gymnastik auch die Hebamme, die gezielte Übungen anordnen kann, die die Muskeln stärken und i.d.R. für Kontinenz sorgen. Die meisten Übungen, die in der Gruppe oder einzeln durchgeführt werden, benötigen vollen Körpereinsatz, aber sind so vorgesehen, dass sie auch und gerade eben für Schwangere geeignet sind. Eine schwangere Frau ist hohen Belastungen ausgesetzt, nicht nur durch die übrigen Anfälligkeiten in der Schwangerschaft, jedoch sollte ihr der Sport bzw. das Beckenbodentraining unterstützend zur Seite stehen. Etwaige Ängste, wie beispielsweise, dass sie dem Kind schaden könnte, sind abzulegen, da ausgebildete Kräfte das Training durchführen und auch der Arzt bestens über seine Patientin Bescheid weiß. Online sowie in Ratgeberbüchern kann sich die Schwangere vorab informieren.13
Im Folgenden sollen drei ausgewählte Beispielsübungen aufgezeigt werden, die eine Förderung der Durchblutung im Beckenbereich bewirken sollen, eine Straffung des gesamten Beckenbodens und eine Stärkung der Muskulatur.14
1. Beispielübung im Sitzen:
Durchführung: Beckenbodenmuskulatur anspannen, indem man sich vorstellt, auf einem Kissen mit Kirschkernen zu sitzen und diese versucht hinein- und herauszusaugen.
Ziel: Straffung des gesamten Beckenbodens und
Stärkung der Muskulatur.
Intensität: maximal
Dichte: 10 Kontraktionen, 6 sec.
Pause; Dauer: 6 sec. anhalten
Umfang: 3 Wiederholungen
Häufigkeit: 3x täglich, 6 Monat
Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Sitzübung beim Beckenbodentraining
2. Beispielübung in Rückenlage:
Durchführung: In Rückenlage Knie Richtung Decke und die Arme und den Kopf auf die Matte ablegen. Sich in Rückenlage vorstellen, als hätte man etwas Gewicht auf dem Unterleib liegen. Während des Ausatmens spannt man den Beckenboden an und drückt das Gewicht nach oben, bis der Körper eine gerade Linie von den Knien zur Schulter bildet. Beim Einatmen senkt man langsam das Becken.
Ziel: Straffung des gesamten Beckenbodens und
Stärkung der Muskulatur.
Intensität: maximal;
Dichte: 8 Kontraktionen, 6 sec.
Pause; Dauer: 6 sec. anspannen
Umfang: 4 Wiederholungen
Häufigkeit: 3x täglich, 6 Monate
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Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Mattenübung beim Beckenbodentraining
3. Beispielübung in Rückenlage
Durchführung: Entspannt in Rückenlage. Die Beine sind hüftbreit aufgestellt. Die Handflächen liegen unter der Lendenwirbelsäule oder unter dem Kreuzbeinbereich. Beim ruhigen Atmen wird der Afterschließmuskel an- und entspannt.
Ziel: Straffung des gesamten Beckenbodens und
Stärkung der Muskulatur.
Intensität: maximal und minimal in Kreuzbeingegend
Dichte: 2 min.
Belastung, 1 min. Pause
Umfang: 4 Wiederholungen
Häufigkeit: 3x täglich, 6 Monate.
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Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: (Äußere) Afterschließmuskelübung beim Beckenbodentraining
[...]
1 Vgl. Carriere 2012, S. 10 f.
2 http://www.physiologie-online.com/ana_site/organe-gebaermutter.html
3 Vgl. https://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Inkontinenz.pdf
4 Sulprizio und Kleinert 2016, S. 88.
5 Ebenda, S. 88.
6 Vgl. Schmolling et al. (2004): Ausgabe 11/2004. In: Der Gynäkologe.
7 Vgl. Sulprizio und Kleinert 2016, S. 89.
8 Vgl. ebenda, S. 89 f.
9 Soeder et al. 2009, S. 12 f.
10 Vgl. Sachsenmaier 1991, S. 60.
11 Vgl. Perabo 2009, S. 174 f.
12 Vgl. ebenda, S. 175.
13 Vgl. Lang Reeves 2016, S. 18.
14 Vgl. Häfelinger 2013, S. 62 ff.
- Citar trabajo
- Hauke Harrsen (Autor), 2017, Beckenbodentraining bei Inkontinenz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/915181
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