Die Reaktion der Literaturwissenschaft auf die Herausforderung durch die Massenmedien ist vielfach durch Katastrophenstimmung („das Ende der Schriftkultur“...) gekennzeichnet bzw. durch Ignorieren bestimmt, was vor allem die kompetente Auseinandersetzung mit filmischen Adaptionen literarischer Werke betrifft.
In der Sekundärliteratur wird vielfach von der „Literarisierung“ des Filmes gesprochen, die seit 1908/10 einsetzt, und voraussetzt, dass Filme fähig sind, mit filmischen Mitteln literarisch
Erzähltes wiederzugeben. Literarisierung bedeutet für den Film, „den Zugang zur (bürgerlichen) Institution Kunst und Literatur zu suchen“1 und zugleich ein unerschöpfliches Reservoir
an erzählten Geschichten für das eigene, filmische Erzählen bereitzuhalten und die eigenen Fähigkeiten des Erzählens am Vorbild der Literatur ständig weiterzuentwickeln. Die Beziehung zwischen Film und Literatur ist wechselseitig. Autoren, die ins Kino gegangen
sind, haben begonnen, ihre filmischen Wahrnehmungen in ihre literarische Schreibweise einfließen zu lassen und haben schließlich auch für den Film geschrieben. Häufig wird diese Literatur,
die unter dem Eindruck des Films entstanden ist, als eine „neue Literatur“ bezeichnet, die literarisch reflektiert, dass die audio-visuellen Medien ein dominanter Bestandteil unserer
heutigen Lebenswelt und Kultur geworden sind. Dennoch können Drehbücher wie Bühnendramen unabhängig von ihrer Aufführung gelesen werden und somit in der Tradition eines literarischen
Genres verwendet werden. Seit Helmut Kreuzers Werk „Veränderungen des Literaturbegriffs“ (1975)2 findet man eine
Erweiterung des Textbegriffs, so dass nun neben Drucktexten auch zunehmend audiovisuelle Texte (Filme, Werbespots,...) einbezogen sind. Der Tonfilm ist in dem Maße „literarisch“, insofern er es schwer hat, sich von den Einflüssen der (realistisch erzählenden) Literatur freizuhalten und eigene, filmische Ausdrucksmöglichkeiten
zu behaupten; während die Adaption literarischer Vorlagen zum Normalfall der Produktion für das Fernsehen/Kino wird3. Eine Adaption eines literarischen Stoffes liegt auch bei
Disneys Zeichentrickfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ bzw. im Originaltitel: „Snow White and the Seven Dwarfs“ vor. Inwiefern spezifisch filmische Ausrucksmöglichkeiten hierbei eine eigene Dynamik hervorrufen, und wie es zur Entwicklung der disneytypischen
Zeichentrickfilme gekommen ist, möchte ich im folgenden aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die Beziehung von Literatur und Film
- Das Imperium Disneys. Wie alles begann...
- Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys am Beispiel von „Schneewittchen und die sieben Zwerge"
- Allgemeine Eigenschaften der Zeichentrickfilme Disneys
- Entstehung des Films „Schneewittchen und die sieben Zwerge"
- Charakter des Films
- Beispielhafte Ausschnitte
- Zusammenfassung der wichtigsten Stilmerkmale
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Imperium Walt Disneys und untersucht die Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys am Beispiel von „Schneewittchen und die sieben Zwerge". Die Arbeit analysiert die Beziehung von Literatur und Film, die Entstehung des Disney-Imperiums und die charakteristischen Elemente der Disney-Zeichentrickfilme.
- Die Beziehung von Literatur und Film
- Die Entstehung und Entwicklung des Disney-Imperiums
- Die Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys
- Die Adaption von Märchenstoffen in den Disney-Filmen
- Die Bedeutung von Musik und Sounddesign in den Disney-Filmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Beziehung zwischen Literatur und Film, die sich durch eine wechselseitige Beeinflussung und Adaption auszeichnet. Die Arbeit argumentiert, dass der Film durch die „Literarisierung" Zugang zur Kunst und Literatur erlangt und zugleich ein Reservoir an erzählten Geschichten für das eigene Erzählen bereithält.
Das Kapitel „Das Imperium Disneys" zeichnet die Geschichte von Walt Disney nach, von seinen Anfängen als Zeichner bis zur Gründung des Disney-Imperiums. Es werden die wichtigsten Meilensteine und Filme der Disney-Company beleuchtet, von den frühen Kurzfilmen mit Mickey Mouse bis zu den abendfüllenden Zeichentrickfilmen wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge".
Das Kapitel „Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys am Beispiel von „Schneewittchen und die sieben Zwerge"“ analysiert die allgemeinen Eigenschaften der Disney-Zeichentrickfilme, einschließlich der Adaption von Märchenstoffen, der archetypischen Gestaltung der Figuren und der Verwendung von Musik und Sounddesign. Es wird auf die Entstehung des Films „Schneewittchen und die sieben Zwerge" eingegangen, die technischen Herausforderungen und die Besonderheiten des Films im Kontext der 30er Jahre beleuchtet.
Der Abschnitt „Beispielhafte Ausschnitte" bietet eine detaillierte Analyse von ausgewählten Szenen aus „Schneewittchen und die sieben Zwerge", die die Stilmerkmale der Disney-Zeichentrickfilme veranschaulichen. Es werden die technischen Innovationen, die Verwendung von Farben, die Gestaltung der Figuren und die Inszenierung von Emotionen durch die Musik hervorgehoben.
Die „Zusammenfassung der wichtigsten Stilmerkmale" fasst die charakteristischen Elemente der Disney-Zeichentrickfilme zusammen, einschließlich der Bewegungsanalyse der Figuren, der Verwendung von Musik und Sounddesign, der Gestaltung der Figuren und der moralischen Botschaften der Filme.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Animationsfilm, Walt Disney, Zeichentrickfilme, Märchen, Stilmerkmale, „Schneewittchen und die sieben Zwerge", Literatur und Film, Medienanalyse, Filmgeschichte, Populärkultur, Kinderfilm, Kommerz und Kunst.
- Citation du texte
- Anna Kiesbauer (Auteur), 2002, Das Imperium Walt Disneys und Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9135
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