Die ersten Assoziationen, die durch die Begriffe ´Goten´ und ´gotisch´ hervorgerufen werden, gehen wahrscheinlich in Richtung von Heldensagen und barbarischen Kriegen eines vor allem aus dem Norden Europas stammenden historischen Volkes.
Obwohl Heldensagen und Kriege im Leben der Goten in der Zeit der Völkerwanderung eine Rolle spielten, waren Aspekte wie die Entwicklung eines eigenen Schriftsystems und die Übersetzung der Bibel in dieses wesentlich prägender für die Geschichte des einflussreichsten germanischen Stamms. Der modernen Wissenschaft, die so deren Sprache und Schrift verstehen und deuten kann, ist es demnach möglich, die Wege und Geschichte der Goten so genau zu verfolgen wie von keinem anderen germanischen Volk dieser Zeit. So kann die Sprachgeschichte und Sprachentwicklung vieler heutiger Sprachen nicht nur besser erfasst und verstanden werden, sondern können auch die auffälligen Sprachverwandtschaften einiger geographisch weit auseinander liegender Regionen geklärt werden ((vgl.) Scardigli 1994: 365).
Die vorliegende Arbeit hat sich die Veranschaulichung des gotischen Schriftsystems und die einen Überblick gebende Beschreibung von dessen Grammatik zur Aufgabe gemacht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Goten
2.1 Historische Einordnung
2.2 Kulturelle Aspekte
3. Das gotische Schriftsystem
3.1 Ursprung
3.2 Darstellung
4. Die gotische Sprache
4.1 Allgemeines
4.2 Lautlehre
4.2.1 Vokale
4.2.2 Konsonanten
4.3 Formenlehre
4.3.1 Substantive
4.3.2 Verben
4.3.3 Adjektive
4.3.4 Syntax
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Die ersten Assoziationen, die durch die Begriffe ´Goten´ und ´gotisch´ hervorgerufen werden, gehen wahrscheinlich in Richtung von Heldensagen und barbarischen Kriegen eines vor allem aus dem Norden Europas stammenden historischen Volkes
Obwohl Heldensagen und Kriege im Leben der Goten in der Zeit der Völkerwanderung eine Rolle spielten, waren Aspekte wie die Entwicklung eines eigenen Schriftsystems und die Übersetzung der Bibel in dieses wesentlich prägender für die Geschichte des einflussreichsten germanischen Stamms. Der modernen Wissenschaft, die so deren Sprache und Schrift verstehen und deuten kann, ist es demnach möglich, die Wege und Geschichte der Goten so genau zu verfolgen wie von keinem anderen germanischen Volk dieser Zeit. So kann die Sprachgeschichte und Sprachentwicklung vieler heutiger Sprachen nicht nur besser erfasst und verstanden werden, sondern können auch die auffälligen Sprachverwandtschaften einiger geographisch weit auseinander liegender Regionen geklärt werden ((vgl.) Scardigli 1994: 365).
Die vorliegende Arbeit hat sich die Veranschaulichung des gotischen Schriftsystems und die einen Überblick gebende Beschreibung von dessen Grammatik zur Aufgabe gemacht. Zuvor soll jedoch zum besseren Gesamtverständnis des Lesers eine übersichtliche historische Einordnung des Volksstammes dargelegt werden. Dabei wird die Verfasserin auch auf die für das Schriftsystem nicht unwichtigen kulturellen und religiösen Aspekte im alltäglichen Leben und der Religiosität der Goten eingehen. Im Anschluss daran wird der Ursprung der charakteristischen gotischen Schrift nicht nur umfassend geklärt, sondern ebenfalls veranschaulicht und in seiner Besonderheit erläutert. Den dominierenden Teil dieser Ausarbeitung nimmt ein Einblick in die gotische Grammatik ein. In diesen Abschnitten sollen die linguistisch relevanten Aspekte wie Laut- und Formlehre anhand der wichtigsten Wortarten vorgestellt und zur besseren Erfassung durch den Leser durch eindeutige Beispiele untermauert werden. Das Fazit bietet nicht nur ein Resümee der dargestellten Fakten, sondern auch noch einen zusammenfassenden Vergleich mit der heutigen deutschen Sprache. Dabei soll aufgezeigt werden, welche charakteristischen Merkmale beibehalten worden sind und welche im Laufe der Geschichte verloren gingen.
2. Die Goten
2.1 Historische Einordnung
Die Goten waren ein germanisches Volk (ähnlich den Vandalen oder Burgundern), das ursprünglich in den Gebieten rund um die untere Weichsel siedelte. Die Periode der Völkerwanderung vom 2. bis zum 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung trieb die Goten bis an die Grenzen des Schwarzen Meeres, wo sie sich in die Gruppen der Ostgoten (auch Greutungen) und Westgoten (auch Terwingen) teilten ((vgl.) Wrede 1920: 283).
Im Jahre 269 wurden die Goten erstmals in einem griechischen Text erwähnt, der aber noch die anfängliche Volksbezeichnung Gutones wählte, bevor es später nach verschieden Formen der volkssprachlichen Überlieferung zu der einheitlichen Bezeichnung Goten kam ((vgl.) Herwig 1990: 31).
Im Zuge der Völkerwanderung, die dem gotischen Volk Zuwachs durch den Anschluss anderer germanischer Steppenvölker und Gefangennahmen verschaffte, die aber ebenso durch feindliche Zusammenstöße und Kriege geprägt war, trennten sich die Goten um 250 nach unserer Zeitrechnung. Es entstanden die Völker der Ost- und der Westgoten ((vgl.) Giese 2004: 12ff.).
Die Ostgoten bevölkerten zunächst das Gebiet nördlich des Schwarzes Meeres, später sogar ganz Italien. Ihr König Theoderich († 526) eroberte Italien und führte bis zur Unterwerfung seines Volkes durch die Hunnen ein selbstständiges Regiment, basierend auf römischer Verwaltung und gotischem Militär ((vgl.) Angenendt 2001:139, Herwig 1990: 36 f.). In dieser Volksgruppe war im 4. Jahrhundert auch der berühmte Bischof Wulfia beheimatet, der durch die Übersetzung der Bibel ins Gotische nicht nur ein Schriftsystem erschuf, sondern auch maßgeblich zur Missionierung der Goten beitrug.
Die Westgoten siedelten im gallischen Raum[1] und in Spanien. Ihr Leben war nicht nur durch Kämpfe gegen romanische Volksgruppen, sondern besonders auch durch Angriffe des Römischen Reiches geprägt. Durch diese permanenten Auseinandersetzungen und die damit verbundenen Verluste an Land und Menschen verloren die Westgoten zunehmend an Bedeutung für diese Regionen, was zur Niederlage gegen die Franken in gallischen und später gegen die Romanen im spanischen Raum führte ((vgl.) Angenendt 2001: 127ff.).
Noch heute gibt es Regionen in Europa, die gotische Namen tragen. Besonders eindeutig ist dies zum Beispiel in Schweden, wo Ostgotland, Vestergotland und die Insel Gotland existieren und Rückschlüsse auf den Ursprung der Goten zulassen (Herwig 1990: 33).
2.2 Kulturelle Aspekte
Aus dem gemeinsamen ethnischen Stamm, der sich aus dem gemeinsamen Glauben, dem gemeinsamen Recht, der Lex Gothica[2], und der gleichen Sprache ergab, resultierte auch eine identische Kultur der Goten ((vgl.) Herwig 1990: 30).
Wie es aus römischer Sicht für ein Barbarenvolk[3] üblich war, lebten die Goten in Teilstämmen und Dorfgemeinschaften, die besondere Friedensbereiche bildeten. Ein wichtiges, nahezu unabdingbares Merkmal einer Stammesgemeinschaft war die Besinnung auf die Ahnen. Demjenigen, der sich von der Abstammungsgemeinschaft absonderte oder ausschloss, drohte deshalb die Verbannung ((vgl.) Herwig 1990:114).
Ihren Lebensunterhalt bestritt die einfache Bevölkerung mit Ackerbau und Viehzucht sowie Fischerei und Handwerk. Präzise Handwerksleistungen zum Beispiel in Form von Goldschmuck oder verzierter Töpferei waren besonders bei der Oberschicht der Goten beliebt ((vgl.) Heather/Matthews 1991: 67ff).
Heldensagen und Preislieder auf die Ahnen, mit denen auch Schlachten eröffnet wurden, bildeten eine zentrale Grundlage für die gentile Gotenkultur. Besondere Beute aus gewonnen Kriegen wurde als Heiligtum verehrt, das die Priester der einzelnen Kleinstämme betreuten ((vgl.) Herwig 1990: 14f.).
Den Mittelpunkt der gotischen Religion bildete der ´Christengott´. Dennoch wurden zusätzlich weitere Götter, so genannte Hochgötter, zum Beispiel durch großzügige Opfergaben verehrt, da die Goten ähnlich wie die Kelten und Bastarnen den Einsturz des Himmels fürchteten. Als Hochgott des Krieges galt Ares, was sich aus dem ursprünglichen Runenalphabet schließen lässt, als zweiten Hochgott gab es Faígueis, der vermutlich dem römischen Gott Jupiter gleichzusetzen ist. Um den christlichen Kalender bei den Goten durchzusetzen, verbot Bischof Wulfia die Verehrung des Vollmondes, der die damaligen Feier- und Festtage bestimmte ((vgl.) Herwig 1990:118f.).
Die gotische Sprache unterlag durch die Völkerwanderung und Kriege und die damit verbundenen Anschlüsse fremder Stämme starken Beeinflussungen. Dennoch kam es lediglich zu einer deutlichen Prägung durch die Kelten, so genannten ´Keltizismen´. Obwohl die christlich-liturgische Fachsprache für die gotische Bibel aus dem Griechischen entlehnt wurde, konnte Bischof Wulfia alle anderen Worte (wie Bezeichnungen für Getreide, Pflanzen und Werkzeuge) problemlos aus der eigenen Sprache beziehen ((vgl. Herwig 1990:120ff.).
[...]
[1] dem heutigen Frankreich
[2] Die Lex Gothica war ein damals existierendes Gesetz, das allen Angehörigen des gotischen Volkes die gleichen Rechte gewährte und den gleichen Schutz zusicherte ((vgl.) Angenendt 2001: 127ff.).
[3] Als Barbaren wurden alle Völker bezeichnet, die nicht in den Kulturstandards des Römischen Reiches lebten ((vgl.) o.V. 2006c:1, http://de.wikipedia.org/wiki/Barbaren).
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