Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Verwendung des Imperativs in der gesprochenen Sprache und seine 'semantische Ausbleichung' in bestimmten Verwendungssituationen, in denen er nicht mehr einfach als 'Aufforderung' bestimmt werden kann. Dafür wird zunächst versucht, zu klären, was unter dem Imperativ zu verstehen ist, und zwar gemäß seiner traditionellen Definition als Verbmodus. Dieser wird in Bezug auf Modalität und Illokution bestimmt und von seiner Verwendung in ‚imperativischen’ oder direktiven Sprechakten ebenso abgegrenzt wie vom Satztyp ‚Imperativsatz‘. Die Erfassung seiner syntaktischen Besonderheiten und seines Funktionsspektrums weist den Weg zu einer möglichen Bestimmung seines semantischen Grundwertes.
Im zweiten Teil werden zunächst auf der Basis des semantischen und funktionalen Wertes das Imperativparadigma und seine Besonderheiten speziell im Italienischen beschrieben. Im Anschluss werden die theoretischen Voraussetzungen für den Kernteil entwickelt: die empirische Analyse der Imperative in einem Ausschnitt des C-ORAL ROM – eines modernen Korpus des gesprochenen Italienisch – anhand von informativen und intonativen Kriterien.
Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei jene Elemente, die aufgrund verschiedener Eigenschaften nicht als semantisch vollwertige Imperative behandelt werden können. Sie stehen möglicherweise dem Übergang in eine andere Wortklasse, die der Interjektionen, schon mehr oder weniger nahe bzw. haben ihn bereits vollzogen, so dass es sich bei ihnen nur noch diachronisch um Imperative handelt. Diese Formen werden unter dem Gesichtspunkt ihrer Distribution und Funktion im Diskurs sowie ihres semantischen ‚Restgehalts‘ betrachtet.
Die Analyse deutet darauf hin, dass ein ‚imperativischer‘ Grundwert dieser Formen auch bei ihrer Verwendung als Diskurssignale erhalten bleibt. Auf dieser Grundlage wird ein Ausblick auf eine mögliche Grundwertbestimmung des Imperativs in funktional-pragmatischer Hinsicht gegeben – freilich nicht auf der konkreten Ebene der Illokutionen, sondern auf einer äußerst elementaren Ebene als Elemente von genuin pragmatischem Charakter.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Verbmodus Imperativ
- 2.1 Was ist ein Verbmodus?
- 2.2 Verbmodus und Illokution
- 2.3 Modus ohne Modalität?
- 2.4 Verbmodus vs. Satzmodus
- 2.5 Syntaktische Eigenschaften des Imperativs
- 2.6 Das Funktionsspektrum des Imperativs
- 3 Der Imperativ im gesprochenen Italienisch
- 3.1 Das Imperativparadigma im Italienischen
- 3.2 Gesprochene Sprache und Intonation
- 3.3 Empirische Analyse
- 3.4 Fallstudien
- 4 Ausblick: Was vom Imperativ übrig blieb
- 4.1 Phatische Imperativformen in der Literatur
- 4.2 Funktional-pragmatische Analyse
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Gebrauch des Imperativs im gesprochenen Italienisch. Sie analysiert die Form und Funktion des Imperativs im Spannungsfeld zwischen Semantik und Pragmatik, wobei besonderes Augenmerk auf die "semantische Ausbleichung" in bestimmten Kontexten gelegt wird. Die Studie basiert auf einer empirischen Analyse eines italienischen Sprachkorpus.
- Der Imperativ als Verbmodus und seine illokutionäre Kraft.
- Syntaktische Eigenschaften des Imperativs im gesprochenen Italienisch.
- Das Funktionsspektrum des Imperativs, einschließlich seiner Verwendung als Diskurssignal.
- Der Einfluss von Intonation auf die Bedeutung des Imperativs.
- Empirische Analyse des Imperativgebrauchs in einem Korpus gesprochener Sprache.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und hebt die geringe Beachtung des Imperativs in der linguistischen Forschung hervor, insbesondere im Kontext der geschriebenen Sprache. Sie unterstreicht die Bedeutung des Imperativs als Diskurs-Phänomen und kündigt die Fokussierung auf dessen Verwendung im gesprochenen Italienisch und die damit verbundene "semantische Ausbleichung" an. Die Arbeit kontrastiert die traditionelle grammatikalische Behandlung des Imperativs mit der Notwendigkeit einer funktional-pragmatischen Analyse im Kontext der gesprochenen Sprache. Drei Beispielsätze werden vorgestellt, um die Besonderheiten des Imperativgebrauchs im gesprochenen Italienisch zu illustrieren und den Forschungsfokus zu verdeutlichen.
2 Der Verbmodus Imperativ: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Verbmodus Imperativ. Es erörtert verschiedene Definitionen des Modusbegriffs und beleuchtet die Beziehung zwischen Modus und Modalität. Die illokutionäre Kraft des Imperativs wird detailliert untersucht, einschließlich der Betrachtung des Imperativs als performatives Verb und seiner Darstellung in der generativen Grammatik. Das Kapitel differenziert zwischen Verbmodus und Satzmodus, analysiert die syntaktischen Eigenschaften des Imperativs (semantisches Subjekt, Fakultativität des Subjektpronomens, Tempus und Aspekt) und beschreibt das vielfältige Funktionsspektrum des Imperativs (Aufforderung, Wunsch, Konditionalität, Narrativität, Phatik etc.).
3 Der Imperativ im gesprochenen Italienisch: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Imperativ im gesprochenen Italienisch. Es beschreibt das italienische Imperativparadigma, einschließlich der Formen der 2. Person, der Höflichkeitsform und des Adhortativs, und analysiert die Rolle der Intonation in der gesprochenen Sprache. Die empirische Analyse, basierend auf dem Korpus C-ORAL ROM, untersucht die Verwendung des Imperativs in verschiedenen Kommunikationssituationen und analysiert verschiedene Verbkategorien (Perzeption, kognitive Aktivität, Bewegung) im Kontext des Imperativs. Fallstudien liefern detaillierte Einblicke in den tatsächlichen Gebrauch des Imperativs in natürlichen Gesprächen.
4 Ausblick: Was vom Imperativ übrig blieb: Dieses Kapitel bietet einen Ausblick auf die Ergebnisse der Studie. Es behandelt phatische Imperativformen in der Literatur und untersucht die funktional-pragmatische Analyse des Imperativs, mit Fokus auf seine emotive, phatische und konative Funktion. Insbesondere wird der Imperativ als "expeditive Prozedur" betrachtet und seine Rolle in verschiedenen pragmatischen Funktionen untersucht (Interjektionen, Vokativ, Exklamation, Emphase).
Schlüsselwörter
Imperativ, gesprochene Sprache, Italienisch, Pragmatik, Semantik, Illokution, Intonation, Diskursanalyse, Korpuslinguistik, C-ORAL ROM, empirische Analyse, Funktionspektrum, semantische Ausbleichung, phatischer Imperativ.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema "Der Imperativ im gesprochenen Italienisch"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Gebrauch des Imperativs im gesprochenen Italienisch. Sie analysiert Form und Funktion des Imperativs im Spannungsfeld zwischen Semantik und Pragmatik, mit besonderem Fokus auf die "semantische Ausbleichung" in bestimmten Kontexten. Die Studie basiert auf einer empirischen Analyse eines italienischen Sprachkorpus (C-ORAL ROM).
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Der Imperativ als Verbmodus und seine illokutionäre Kraft; syntaktische Eigenschaften des Imperativs im gesprochenen Italienisch; das Funktionsspektrum des Imperativs, einschließlich seiner Verwendung als Diskurssignal; der Einfluss von Intonation auf die Bedeutung des Imperativs; und eine empirische Analyse des Imperativgebrauchs in einem Korpus gesprochener Sprache.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Der Verbmodus Imperativ, Der Imperativ im gesprochenen Italienisch, Ausblick: Was vom Imperativ übrig blieb, und Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Imperativs, von seiner grammatikalischen Definition über seine pragmatischen Funktionen bis hin zu einer empirischen Analyse seines Gebrauchs im gesprochenen Italienisch.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, hebt die geringe Beachtung des Imperativs in der linguistischen Forschung hervor (besonders im Kontext der geschriebenen Sprache), unterstreicht seine Bedeutung als Diskurs-Phänomen und kündigt die Fokussierung auf dessen Verwendung im gesprochenen Italienisch und die damit verbundene "semantische Ausbleichung" an. Sie kontrastiert die traditionelle grammatikalische Behandlung mit der Notwendigkeit einer funktional-pragmatischen Analyse im Kontext der gesprochenen Sprache.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Der Verbmodus Imperativ"?
Dieses Kapitel bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Verbmodus Imperativ. Es erörtert verschiedene Definitionen des Modusbegriffs, beleuchtet die Beziehung zwischen Modus und Modalität, untersucht detailliert die illokutionäre Kraft des Imperativs (inkl. performative Verben und generative Grammatik), differenziert zwischen Verbmodus und Satzmodus, analysiert die syntaktischen Eigenschaften (semantisches Subjekt, Fakultativität des Subjektpronomens, Tempus und Aspekt) und beschreibt das vielfältige Funktionsspektrum (Aufforderung, Wunsch, Konditionalität, Narrativität, Phatik etc.).
Worauf konzentriert sich das Kapitel "Der Imperativ im gesprochenen Italienisch"?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Imperativ im gesprochenen Italienisch. Es beschreibt das italienische Imperativparadigma (inkl. 2. Person, Höflichkeitsform und Adhortativ), analysiert die Rolle der Intonation, untersucht die Verwendung des Imperativs in verschiedenen Kommunikationssituationen anhand des Korpus C-ORAL ROM (inkl. Analyse verschiedener Verbkategorien wie Perzeption, kognitive Aktivität, Bewegung) und liefert Fallstudien für detaillierte Einblicke in den tatsächlichen Gebrauch in natürlichen Gesprächen.
Was wird im Kapitel "Ausblick: Was vom Imperativ übrig blieb" behandelt?
Dieses Kapitel bietet einen Ausblick und behandelt phatische Imperativformen in der Literatur und die funktional-pragmatische Analyse des Imperativs, mit Fokus auf emotive, phatische und konative Funktion. Der Imperativ wird als "expeditive Prozedur" betrachtet, und seine Rolle in verschiedenen pragmatischen Funktionen (Interjektionen, Vokativ, Exklamation, Emphase) wird untersucht.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Imperativ, gesprochene Sprache, Italienisch, Pragmatik, Semantik, Illokution, Intonation, Diskursanalyse, Korpuslinguistik, C-ORAL ROM, empirische Analyse, Funktionsspektrum, semantische Ausbleichung, phatischer Imperativ.
Welche Art von Analyse wird verwendet?
Die Arbeit verwendet eine funktional-pragmatische Analyse, kombiniert mit einer empirischen Analyse basierend auf dem Korpus C-ORAL ROM. Es wird also sowohl die grammatikalische Struktur als auch die tatsächliche Verwendung des Imperativs in der gesprochenen Sprache untersucht.
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- M.A. Friederike Kleinknecht (Author), 2007, Der Imperativ im gesprochenen Italienisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91265