Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Verwendung des Imperativs in der gesprochenen Sprache und seine 'semantische Ausbleichung' in bestimmten Verwendungssituationen, in denen er nicht mehr einfach als 'Aufforderung' bestimmt werden kann. Dafür wird zunächst versucht, zu klären, was unter dem Imperativ zu verstehen ist, und zwar gemäß seiner traditionellen Definition als Verbmodus. Dieser wird in Bezug auf Modalität und Illokution bestimmt und von seiner Verwendung in ‚imperativischen’ oder direktiven Sprechakten ebenso abgegrenzt wie vom Satztyp ‚Imperativsatz‘. Die Erfassung seiner syntaktischen Besonderheiten und seines Funktionsspektrums weist den Weg zu einer möglichen Bestimmung seines semantischen Grundwertes.
Im zweiten Teil werden zunächst auf der Basis des semantischen und funktionalen Wertes das Imperativparadigma und seine Besonderheiten speziell im Italienischen beschrieben. Im Anschluss werden die theoretischen Voraussetzungen für den Kernteil entwickelt: die empirische Analyse der Imperative in einem Ausschnitt des C-ORAL ROM – eines modernen Korpus des gesprochenen Italienisch – anhand von informativen und intonativen Kriterien.
Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei jene Elemente, die aufgrund verschiedener Eigenschaften nicht als semantisch vollwertige Imperative behandelt werden können. Sie stehen möglicherweise dem Übergang in eine andere Wortklasse, die der Interjektionen, schon mehr oder weniger nahe bzw. haben ihn bereits vollzogen, so dass es sich bei ihnen nur noch diachronisch um Imperative handelt. Diese Formen werden unter dem Gesichtspunkt ihrer Distribution und Funktion im Diskurs sowie ihres semantischen ‚Restgehalts‘ betrachtet.
Die Analyse deutet darauf hin, dass ein ‚imperativischer‘ Grundwert dieser Formen auch bei ihrer Verwendung als Diskurssignale erhalten bleibt. Auf dieser Grundlage wird ein Ausblick auf eine mögliche Grundwertbestimmung des Imperativs in funktional-pragmatischer Hinsicht gegeben – freilich nicht auf der konkreten Ebene der Illokutionen, sondern auf einer äußerst elementaren Ebene als Elemente von genuin pragmatischem Charakter.
Inhalt
1 Einleitung
2 Der Verbmodus Imperativ
2.1 Was ist ein Verbmodus?
2.1.1 Die Geschichte des Modusbegriffs
2.1.2 Problematik der Definition
2.1.3 Modus und Modalität
2.2 Verbmodus und Illokution
2.2.1 Der lateinische ‚modus imperandi’
2.2.2 Semantisierung des Imperativbegriffs
2.2.3 Die illokutionäre Kraft des Imperativs
2.2.4 Imperativ und performatives Verb
2.2.5 Der Imperativ in der generativen Grammatik
2.3 Modus ohne Modalität?
2.3.1 Das Kriterium der Aktualisierung
2.3.2 Die Funktionen der Sprache
2.4 Verbmodus vs. Satzmodus
2.4.1 Der Imperativ als Satzart
2.4.2 Satz, Äußerung und Kommunikative Minimaleinheit
2.4.3 Vom Satz zum Verb und wieder zurück
2.4.4 Eine moderne Theorie des Satzmodus
2.4.5 Die Formseite der Satzmodi
2.4.6 Die Funktionstypen: Bindeglieder zur illokutionären Kraft
2.5 Syntaktische Eigenschaften des Imperativs
2.5.1 Das semantische Subjekt
2.5.2 Fakultativität des Subjektpronomens
2.5.3 Bevorzugte Anfangsstellung
2.5.4 Beschränkung auf die direkte Rede
2.5.5 Tempus und Aspekt
2.6 Das Funktionsspektrum des Imperativs
2.6.1 Die Aufforderung und verwandte Funktionen
2.6.2 Die Wunschfunktion
2.6.3 Konditionaler/ konzessiver Imperativ
2.6.4 Narrativer Imperativ
2.6.5 Phatischer Imperativ
2.6.6 Der Imperativ in der Wortbildung
2.6.7 Zusammenfassung
2.6.8 Versuche einer Grundwertbestimmung
3 Der Imperativ im gesprochenen Italienisch
3.1 Das Imperativparadigma im Italienischen
3.1.1 Die Formen des Paradigmas
3.1.1.1 Der Imperativ der 2. Person
3.1.1.2 Die Höflichkeitsform
3.1.1.3 Der Adhortativ
3.1.2 Der negierte Imperativ
3.1.3 Syntax
3.1.3.1 Subjektpronomen
3.1.3.2 Position der Klitika
3.1.3.3 Beschränkung auf den Hauptsatz
3.2 Gesprochene Sprache und Intonation
3.2.1 Was ist Intonation?
3.2.2 Funktionen der Intonation
3.2.3 Intonation und Informationsstruktur
3.2.4 Die Intonationsstruktur des Imperativs
3.3 Empirische Analyse
3.3.1 Das Korpus: C-ORAL ROM
3.3.2 Die Teoria della lingua in atto
3.3.2.1 Sprechakt und Illokution
3.3.2.2 Arten von Informationseinheiten
3.3.3 Methodisches Vorgehen
3.4 ‚Fallstudien’
3.4.1 Quantitative Erhebungen
3.4.2 Imperative in comment
3.4.2.1 Imperative in anderen Informationseinheiten
3.4.2.2 Negierte Imperative
3.4.2.3 Imperative im Plural
3.4.2.4 Die Höflichkeitsform
3.4.2.5 Adhortative
3.4.3 Verben der Perzeption
3.4.3.1 guarda
3.4.3.2 vedi
3.4.3.3 senti
3.4.3.4 ascolta
3.4.4 Verben der kognitiven Aktivität
3.4.4.1 figurati
3.4.4.2 pensa, fai conto, bada
3.4.4.3 diciamo
3.4.5 Verben der Bewegung
3.4.5.1 vai
3.4.5.2 ven via
3.4.5.3 andiamo
3.4.6 Andere Imperativformen
3.4.6.1 scusa(mi)
3.4.6.2 aspetta
3.4.6.3 dai
3.4.6.4 tieni, toh, tranne
4 Ausblick: Was vom Imperativ übrig blieb
4.1 Phatische Imperativformen in der Literatur
4.1.1 Desemantisierung
4.1.2 Diskurssignale
4.1.3 Abtönung
4.1.4 Entwicklung prozeduraler Routinen
4.2 Funktional-pragmatische Analyse
4.2.1 Emotiv, phatisch, konativ
4.2.2 Der Imperativ als expeditive Prozedur
4.2.2.1 Interjektionen
4.2.2.2 Vokativ
4.2.2.3 Exklamation
4.2.2.4 Emphase und Intonation
4.2.2.5 Der phatische Imperativ im expeditiven Feld
5 Fazit
6 Bibliographie
Abbildungen:
Abb. 1 Aktualisierungshierarchie
Abb. 2 Kommunikationsmodell nach Jakobson
Abb. 3 KM-Modi
Abb. 4 Sprecher- und Hörerbeurteilung nach Gysi
Abb. 5 Imperative Konditionalsätze nach Ibáñez
Abb. 6 Imperative Konditionalsätze nach Gysi
Abb. 7 Der phatische Imperativ nach Donhauser
Abb. 8 Das Funktionsspektrum des Imperativs nach Gysi
Abb. 9 Intonationsstruktur des Imperativsatzes nach Canepari
Abb. 10 Gliederung des Korpus nach Kommunikationssituation
Abb. 11 CHAT-Transkriptionszeichen
Abb. 12 Funktionen der Diskurssignale nach Bazzanella
Abb. 13 Das P-Π-p Modell nach Ehlich/ Rehbein
1 Einleitung
Der Imperativ ist ein ‚Diskursphänomen’ par excellence, das jenseits des interaktionalen Kontextes seiner Bedeutung beraubt wird. Das mag der Grund dafür sein, dass ihm in den meisten linguistischen Arbeiten nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wird, insofern diese stets in erster Linie an der geschriebenen Sprache orientiert waren. In den meisten Grammatiken wird er lediglich an zwei Stellen erwähnt: einmal als ‚Verbmodus’ bei der vollständigen Darstellung der Konjugationen nach allen bekannten Aspekten (wobei über die Füllung des Imperativparadigmas keine absolute Einigkeit herrscht), und ein weiteres Mal bei der Behandlung der verschiedenen ‘Satztypen‘ oder ‚Satzmodi‘ als ‚Imperativsatz’ oder ‚Aufforderungssatz’, der durch das Auftreten eines Verbs im Imperativ gekennzeichnet sei.
In ausführlicheren Arbeiten tauchen darüber hinaus im Kapitel über Diskurssignale (Dialogsignale, Gesprächswörter, Gesprächspartikeln, Diskursmarker etc.) einige Elemente auf, die mehr oder weniger deutlich noch als Verben im Imperativ erkennbar sind – dies aber z.T. ohne jeden Verweis auf einen Zusammenhang mit dem Imperativparadigma.
Genau hier nun setzt die vorliegende Arbeit an: bei der Verwendung des Imperativs in der gesprochenen Sprache und seiner ‚semantischen Ausbleichung’ in bestimmten Verwendungssituationen. Man vergleiche folgende Äußerungen:
(1) Una cosa semplice, guarda. (ifamcv06)[1]
Eine einfache Sache, schau.
(2) Senti, ma questa è la famosa vacanza all’Elba? (ifamcv01)
Hör, und das ist der berühmte Urlaub auf Elba?
(3) Dammi dumilacinqueecinquanta, vai! (ipubdl01)
Gib mir zwotausendfünffünfzig, geh!
Mehrere Indizien machen die Zuordnung dieser drei Äußerungen zum gesprochenen bzw. nähesprachlichen Italienisch beinahe zwingend.[2] So legen etwa die Verwendung des deiktischen Pronomens questo ‚dieser’ oder des Verbs dare ‚geben’ eine raum-zeitliche Kopräsenz von Sprecher und Hörer nahe; der Gebrauch von Verbalformen der 2.Ps.Sg. verweist auf relative Vertrautheit der Kommunikationspartner und auf eine stark interaktive Gesprächssituation; bei (1) handelt es sich nicht um einen vollständigen Satz, sondern um eine lediglich im Ko(n)text verständliche Äußerung. Besonders auffällig ist aber die Verwendung von ‚Diskurssignalen’ (guarda, senti, vai) in verschiedener Funktion (Aufmerksamkeitsheischung, Turnübernahme, Intensivierung der Aufforderung). Ist es Zufall, dass die übergeordnete Funktion ‚Diskurssignal’ hier von Verben im Imperativ ausgeübt wird? Freilich sind die besagten drei Formen insofern von der Form dammi ‚gib mir’ in (3) funktional deutlich verschieden, als sie nicht den Kern der Äußerung bilden und auch semantisch so weit abgeschwächt sind, dass etwa von andare ‚gehen’ in (3) kaum noch mehr übrig ist als der Appell, sich zu bewegen. Doch schwingt in ihnen nicht immer noch die ‚imperativische Komponente’ mit und verleiht ihnen eine besondere kommunikative Kraft?
Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, soll im ersten Teil zuerst einmal geklärt werden, was unter dem Imperativ zu verstehen ist, und zwar gemäß seiner traditionellen Definition als Verbmodus. Dieser wird in Bezug auf Modalität und Illokution bestimmt und von seiner Verwendung in ‚imperativischen’ oder direktiven Sprechakten ebenso abgegrenzt wie vom Satztyp ‚Imperativsatz‘. Die Erfassung seiner syntaktischen Besonderheiten und seines Funktionsspektrums weist den Weg zu einer möglichen Bestimmung seines semantischen Grundwertes.
Im zweiten Teil sollen zunächst auf der Basis seines semantischen und funktionalen Wertes das Imperativparadigma und seine Besonderheiten speziell im Italienischen beschrieben werden. Im Anschluss werden die theoretischen Voraussetzungen für den Kernteil entwickelt: die empirische Analyse der Imperative in einem Ausschnitt des C-ORAL ROM – eines modernen Korpus des gesprochenen Italienisch – anhand von informativen und intonativen Kriterien. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei jene Elemente, die aufgrund verschiedener Eigenschaften nicht als semantisch vollwertige Imperative behandelt werden können. Sie stehen möglicherweise dem Übergang in eine andere Wortklasse, die der Interjektionen, schon mehr oder weniger nahe bzw. haben ihn bereits vollzogen, so dass es sich bei ihnen nur noch diachronisch um Imperative handelt. Diese Formen werden unter dem Gesichtspunkt ihrer Distribution und Funktion im Diskurs sowie ihres semantischen ‚Restgehalts‘ betrachtet.
Wenn bei dieser Analyse festgestellt werden kann, dass ein ‚imperativischer‘ Grundwert dieser Formen auch bei ihrer Verwendung als Diskurssignale erhalten bleibt, so kann auf dieser Grundlage ein Ausblick auf eine mögliche Grundwertbestimmung des Imperativs in funktional-pragmatischer Hinsicht gegeben werden. Eine solche kann nicht auf der konkreten Ebene der Illokutionen angesiedelt sein, sondern müsste von äußerst elementarem Charakter sein, um als genuin pragmatische Konzeption tatsächlich in das System der Sprache integrierbar zu sein.
2 Der Verbmodus Imperativ
2.1 Was ist ein Verbmodus?
2.1.1 Die Geschichte des Modusbegriffs
Der Begriff ‚Modus’[3] geht auf die lateinische Grammatikschreibung zurück und steht dort für das griechische ἒγκλισις ‚Neigung, Beugung’. Eine Einteilung der Rede in (um es mit modernen Termini auszudrücken) Assertiv-, Interrogativ-, Optativ- und Imperativsätze findet sich schon in den frühesten Sprachbetrachtungen etwa bei Protagoras und Aristoteles; sie macht mit dem Übergang in die grammatische Phase einer Betrachtungsweise Platz, in der die Form des Verbs als bestimmendes Charakteristikum gilt. Der Begriff ἒγκλισις wird in der „Techne“ des Dionysios Thrax geprägt, wo er – wenn auch noch ziemlich unbestimmt – als eines der grammatischen Charakteristika des Verbs eingeführt wird. Dionysios führt fünf Modi auf: Indikativ (ὁριστική, ‚bestimmend’), Imperativ (προστακτική, ‚befehlend’), Optativ (εύκτική, ‚wünschend’), Konjunktiv (ὑποτακτική, ‚unterordnend’) und Infinitiv (ἀπαρέμφατος, ‚nicht-bestimmend’).
In der lateinischen Grammatikschreibung finden wir die Modi bei Quintilian wieder, der darunter sowohl die uns als solche vertrauten Verbmodi fasst als auch die Aktiv-Passiv-Diathese. Donatus definiert in seiner „Ars minor“ den Modus folgendermaßen:
Modi qui sunt? [Welches sind die Modi?] Indicativus, ut lego [ich lese], imperativus, ut lege [lies], optativus, ut utinam legerem [läse ich doch], coniunctivus, ut cum legam [weil ich lese], infinitivus, ut legere [lesen], inpersonalis, ut legitur [es wird gelesen]. (359.7-9 Keil)[4]
In der Folge setzte sich bei den Grammatikern der Modusbegriff im heutigen, engeren Sinne durch. Von dem anfänglichen Fünferschema fanden – wohl auch aufgrund der Tatsache, dass im Lateinischen, im Gegensatz zum Altgriechischen, der Optativ keine eigene morphologische Markierung trägt – Indikativ, Konjunktiv und Imperativ Eingang in die traditionelle Grammatikschreibung[5], wo der Modus als eine der Flexionskategorien des Verbs gilt. In den romanischen Sprachen tritt als vierter finiter Modus der neu entwickelte Konditional hinzu.[6] Teilweise werden darüber hinaus auch die infiniten Verbformen wie der Imperativ, das Gerundium und das Partizip (das für die altgriechischen Grammatiker noch eine eigene Wortklasse darstellte[7]) als Modi gefasst[8], während andere Autoren den Modus als den finiten Verbformen vorbehalten sehen.[9]
2.1.2 Problematik der Definition
Die Schwierigkeit des Modusbegriffs ergibt sich, sobald man über die bloße Beschreibung des Flexionsparadigmas[10] hinausgeht und nach den Verwendungsbedingungen und Funktionen der einzelnen Modi fragt. Das zeigen schon die Definitionen in den einschlägigen Lexika. Für Hadumod Bußmann (32002: 444) ist der Modus eine
grammatische Kategorie des Verbs, durch die [!] subjektive Stellungnahme des Sprechers zu dem durch die Aussage bezeichneten Sachverhalt ausgedrückt wird. Als selbstständiges Formenparadigma ausgebildet, verfügen die meisten Sprachen über die neutrale Teilkategorie des Indikativs, über den Konjunktiv zum Ausdruck irrealer Sachverhalte und den Imperativ als Modus der Aufforderung. […] Die Formulierung modaler Einstellungen ist nicht nur auf die entsprechenden morphologischen Verbformen beschränkt, sondern wird auch durch lexikalische Mittel […] erreicht.
Im Metzler Lexikon Sprache[11] wird ‚Modus’, z.T. fast wortgleich, definiert als
ein spezif[isches] (verb)morpholog[isch]-syntakt[isch]-semant[isch]-pragmat[isches] Verhältnis, vor allem […] jene Aspekte des Verbparadigmas (in diesem Sinne ‚Verbmodus’), durch welche die subjektive Stellungnahme des Sprechers zu dem durch die Aussage bezeichneten Sachverhalt ausgedrückt wird. Der Begriff Modus ist somit eng verknüpft mit dem Begriff der Modalität und dem des Satzmodus.
Die Problematik des Begriffs liege (a) in der einzelsprachlich lückenhaften Ausbildung der einzelnen Verbparadigmen, die durch syntaktische Ausdrucksweisen kompensiert wird; (b) in den einzelsprachlich verschiedenen morphologischen Kategorien, welche die subjektive Stellungnahme des Sprechers auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck bringen; (c) darin, dass die entsprechenden ‚modalen’ Sprechereinstellungen nicht nur über das Verbparadigma, sondern auch durch syntaktische oder lexikalische Mittel ausgedrückt werden können (s.u.).
Das Dizionario di linguistica (Dubois u.a. 1979: 189f ) definiert Modus (modo) als
una categoria grammaticale, generalmente associata al verbo, che esprime (1) il tipo di comunicazione istituito dal parlante fra se stesso e l’interlocutore (tipo della frase) o (2) l’atteggiamento del soggetto parlante nei confronti dei suoi stessi enunciati.
eine grammatische Kategorie, normalerweise dem Verb zugeordnet, die zum Ausdruck bringt (1) die Art von Kommunikation, die der Sprecher zwischen sich und dem Hörer instituiert (Satzart) oder (2) die Einstellung des Sprechers seinen eigenen Äußerungen gegenüber.
Für die Grammatik der deutschen Sprache (GdS) von Zifonun/ Hoffmann/ Strecker (1997: 1723f) ist der Verbmodus „eine Kategorisierung im verbalen Paradigma“, die zusammen mit den anderen Kategorisierungen Tempus, Genus verbi, Numerus und Person die jeweilige Gestalt der finiten Verbform bestimmt. Über diesen formalen Aspekt hinaus sind die Verbmodi semantisch „beteiligt an der Einordnung von propositionalem Wissen im Hinblick auf die Aspekte des Wissensstatus […], der Redehintergründe […] sowie der Signalisierung von Indirektheit in bezug auf die Verbindlichkeitsqualität.“ Ich werde auf diese Charakterisierung weiter unten zurückkommen, da sie als eine von wenigen nicht nur zwischen grammatischen und semantischen Aspekten klar trennt, sondern auch den semantischen Aspekt der ‚Sprechereinstellung’ weiter in einzelne Faktoren aufschlüsselt.
2.1.3 Modus und Modalität
Der (Verb-)Modus ist also nicht nur eine formal-morphologische Kategorie, sondern steht in der traditionellen Definitionsweise in engem Zusammenhang mit dem semantisch-pragmatischen[12] Begriff der Modalität, der „Art und Weise der Stellungnahme des Sprechers zur Geltung des in einer Äußerung denotierten Sachverhaltes“[13], welche ihrerseits durch verschiedene sprachliche Mittel – unter anderem eben den Verbmodus – ausgedrückt werden kann. Beide Begriffe – Modus und Modalität – können aber durchaus problematisiert werden.
Die Unterscheidung von Modus (entspricht der oben gegebenen Definition von Modalität)[14] und Dictum geht auf Bally (1932) zurück. Ähnlich differenziert die GdS (Zifonun/ Hoffmann/ Strecker 1997: 599f) zwischen Diktum und Modus dicendi: „Der Modus dicendi bestimmt das Illokutionspotential eines Diktums“ (1997: 600). Die einzelnen Modi (Aussage-, Ergänzungsfrage-, Aufforderungs-, Exklamativmodus etc.) finden sich auch bei der Behandlung der Satzmodi (vgl. Kap. 2.4) wieder.
Verschiedene Ansätze für Modalitätsdefinitionen finden sich bei Jörg Meibauer (1987: 2), wie die Bezugnahme auf „die kommunikativen Ziele, die man mit ihnen erreichen kann“, „die Positivität vs. Negativität von Sätzen“ oder eine Unterscheidung zwischen „Modalität der Wirklichkeit, der Möglichkeit/ Annahme und der Aufforderung“. Christoph Schwarze charakterisiert die grammatisch relevanten Modalitäten, indem er zwischen einer Modalität der Einstellung, der Verankerung in Wille oder Notwendigkeit und der Virtualität unterscheidet; speziell im Imperativ sieht er eine Modalität ausgedrückt, „die in den Bereich der Modalitäten des Willens und der Notwendigkeit gehört“ (Schwarze 21995: 731).[15]
Kees Hengeveld (2004) unterscheidet zwischen subjektiver und objektiver Modalität, wobei für erstere das target of evaluation (participant-oriented, event-oriented oder proposition-oriented) ausschlaggebend ist, für letztere hingegen die domain of evaluation (facultative, deontic, volitive, epistemic, evidential). Auf der anderen Seite differenziert er verschiedene basic illocutions, die in etwa den einzelnen Modi in der GdS entsprechen und je nach morphologischen Differenzierungen der Einzelsprache unterschiedlich „gruppiert“ seien. Für Hengeveld sind alle morphologischen Ausdrucksmittel sowohl für Modalität als auch für Illokution[16] Modus; analoge Möglichkeiten des Ausdrucks sind syntaktische, intonatorische und lexikalische Verfahren.[17]
Es scheint, dass Gysi (1997: 37ff) recht hat, wenn er bemerkt, dass zur Bestimmung der Modalität in der Literatur kein einheitliches Kriterium herangezogen wird. Vielmehr werde zum einen Teil auf die drei Sprachfunktionen nach Bühler (Ausdruck, Darstellung, Appell) Bezug genommen, zum anderen auf die Konzepte des Sprechers von der Realität, oder gar auf beides. Mit André Meunier[18] müsse zwischen zwei Arten der Modalität unterschieden werden: einerseits der Haltung des Sprechers seiner Äußerung als Ganzem sowie dem Hörer gegenüber, und andererseits seiner Haltung gegenüber dem Dictum, dem semantischen Gehalt seiner Äußerung.
Bei näherer Betrachtung sind daher die meisten Versuche, die einzelnen Verbmodi anhand ihrer Funktion in Bezug auf die Sprechereinstellung zu bestimmen, recht unbefriedigend. So ist die Definition des Konjunktivs als Modus zum „Ausdruck irrealer Sachverhalte“ (Bußmann 33002: 444) oder des Imperativs als Modus „des Willens und der Notwendigkeit“ (Schwarze 21995: 731) kaum geeignet für Sätze wie:
(4) Mi dispiace che non sia venuto. (impliziert: Non è venuto. Questo mi dispiace.)
Es tut mir leid, dass er nicht gekommen ist (Konj.); impliziert: Er ist nicht gekommen. Das tut mir leid.
(5) Se proprio insisti, vacci. (impliziert: Non mi piace il tuo proposito, ma siccome insisti tanto, ti do il permesso di andare.)
Wenn du unbedingt darauf bestehst, geh hin; impliziert: Dein Vorhaben gefällt mir nicht, aber da du so sehr darauf bestehst, gebe ich dir die Erlaubnis, zu gehen.
In (4) wird kein irrealer, sondern ein realer Sachverhalt denotiert, und um die in (5) gegebene widerwillige Erlaubnis als Ausdruck des Sprecherwillens oder einer vom Sprecher gesehenen Notwendigkeit zu deuten, bedarf es beträchtlichen Umdeutungsgeschicks. Es existieren denn parallel auch Ansätze, die Verbmodi amodal zu definieren; ich werde weiter unten darauf zurückkommen.
Auch die verlockend nahe liegende Charakterisierung des Imperativs als ‚Modus der Aufforderung’ ist problematisch: Kann denn ‚Aufforderung’ tatsächlich als Modalität gefasst werden, oder handelt es sich hier nicht vielmehr um eine Illokution? Modus wird anscheinend z.T. unbewusst, z.T. auch bewusst (vgl. Hengeveld 2004) sowohl durch Modalität als auch durch Illokution definiert. Es erscheint daher angebracht, zunächst das Verhältnis des Verbmodus Imperativ zu seiner illokutiven Kraft zu beleuchten.
2.2 Verbmodus und Illokution
2.2.1 Der lateinische ‚modus imperandi’
Die Bestimmung des Imperativs als ‚Modus des Befehlens’ bzw. ‚der Aufforderung’ hat eine lange Tradition; tatsächlich weist ja schon der Name – der lateinische ebenso wie die griechische Bezeichnung προστακτική – darauf hin. Ohne hier schon im Detail die Schwierigkeiten nachzuzeichnen, die eine solche Grundbestimmung für gewisse ‚sekundäre’ Verwendungsweise mit sich bringt, scheint mir an dieser Stelle wichtig, einer Begriffsverwirrung vorzubeugen und den Imperativ als grammatisch-morphologische Größe von der Verwendung des Begriffes etwa in der Ethik oder Philosophie zu trennen.
Eine Ausweitung des Imperativbegriffs auf mehr als das morphologische Paradigma, das er im Lateinischen bezeichnete, ergab sich anfangs mit großer Selbstverständlichkeit aus der Tatsache, dass der lateinische Imperativ bei der Übersetzung nicht immer als solcher in andere Sprachen übertragen werden konnte. So existiert etwa weder im Deutschen noch im Italienischen ein ‚Imperativ Futur’ (lat. amato, amatote); er wird mit Ausdrücken wie dt. du sollst lieben[19] oder it. amerai ‚du wirst lieben’ (Futur)/ ami ‚er liebe’ (Konjunktiv Präsens)[20] / ama sempre[21] ‚liebe immer’ (Imperativ Präsens) umschrieben. Auch der Imperativ Passiv muss in beiden Sprachen analytisch gebildet werden, wobei eine Übersetzung wie Werde du geliebet; jr sollet geliebet werden[22] sehr umständlich wirkt.
Diese Gleichsetzung des Imperativs mit ‚gleichbedeutenden’ Umschreibungen versperrte lange den Blick auf die in der eigenen Sprache angelegten morphologischen Paradigmen. In der deutschen Grammatikschreibung dauerte es bis ins 18. Jahrhundert hinein, bis C.F. Aichinger ein genuin deutsches Imperativparadigma aufstellte, das ohne jene Paraphrasen auskam, welche „die lateinischen Grammatici […] nur aus Noth erfunden“[23] hätten. Auch bei ihm aber spielen semantische Aspekte insofern immer noch eine Rolle, als er die Konjunktivformen der 3. Person ebenfalls unter das Konjugationsschema des Imperativs reiht.
Eine erste moderne Beschreibung des Imperativparadigmas für das Italienische findet sich in der Sintassi des Fornaciari (1881)[24], die den morphologischen und den funktionalen Gesichtspunkt zu vereinen sucht. Der Autor stellt unter der Überschrift „Uso dell’imperativo e del condizionale“ den Imperativformen der 2. Person die Formen der 1.Ps.Pl. und 3. Person explizit als Konjunktive an die Seite Über die eigentlichen (positiven und negativen) Imperativformen hinaus führt er folgende Fälle an:
- einen „Imperativo (negativo) circoscritto“ ‚(negativen) umschriebenen Imperativ’ (§ 4, 7), d.h. eine Umschreibung mit fare ‚tun’, volere ‚wollen’ oder parere ‚scheinen’ + Konjunktiv/ Infinitiv: Vincete voi medesimo, nè vogliate con si fatta macchia ciò che gloriosamente acquistato avete, guastare (Boccaccio) ‚Gewinnt Ihr selbst, und wollet nicht mit solcher Befleckung das, was Ihr glorreich errungen habt, verderben’; Non voler parere maggiore che tu non sei (Dalle Celle) ‚Wolle nicht mehr scheinen, als du bist’; Fa che tu mi abbracci (Dante) ‚Mach, dass du mich umarmest’;
- einen „Imperativo futuro“ (§ 5), ausgedrückt durch das morphologische Futur,
- einen „Imperativo passato“ ‚vergangenen Imperativ’ (§ 6) mit Imperativ von avere ‚haben’ oder essere ‚sein’ + Partizip II,
- einen „Imperativo rinforzato“ ‚verstärkten Imperativ’ (§ 8): Or via, mettiti avanti, io ti verrò appresso (Boccaccio) ‚Nun fort, geh du voran, ich werde dir folgen’; Oh va ! fidati di certe paroline melate (Fagiuoli) ‚Oh geh! vertraue gewissen honigsüßen Worten’; Andiamo, facciam presto, non vi è tempo da perdere (Crusca) ‚Gehen wir, machen wir schnell, es gibt keine Zeit zu verlieren’;
- einen „Imperativo temperato“ ‚abgemilderten Imperativ’ (§ 9): Raccontatemelo un poco (Manzoni) ‚Erzählt es mir ein wenig’;
- eine „Elissi dell’imperativo“ ‚Ellipse des Imperativs’ (§ 10): Su a dare la vita per Cristo (S. Caterina) ‚Los, um das Leben für Christus zu geben’ sowie
- „L’infinito per l’imperativo“ ‚Infinitiv pro Imperativ’ (§ 11): Quando si senton certe proposizioni, girar la testa e dire: vengo, come se qualcheduno chiamasse da un'altra parte (Manzoni) ‚Wenn man gewisse Äußerungen hört, den Kopf drehen und sagen: ich komme, wie wenn jemand von der anderen Seite riefe’.
Für Fornaciari (§ 1) „l’imperativo esprime direttamente la volontà che una cosa avvenga o si faccia“ (der Imperativ drückt direkt den Willen aus, dass etwas geschehe oder getan werde), woraus sich diese deutlich semantisch basierte Aufstellung erklären lässt. Daneben finden sich bei Fornaciari aber auch bereits einige wichtige Erkenntnisse grammatischer Natur (wie die Fakultativität des Subjektpronomens oder die Sonderform des negierten Infinitivs, s.u.), auf die „si rifanno, direttamente o indirettamente, gran parte degli autori di grammatiche italiane, fino ai nostri giorni“ (Mencacci 1983: 146) (sich bezieht, direkt oder indirekt, der Großteil der Autoren von italienischen Grammatiken, bis heute).
2.2.2 Semantisierung des Imperativbegriffs
Der Bestimmung des lateinischen Imperativs als ‚Befehlsform’, wie der lateinische Name besagt, wurde der morphologisch basierte Ansatz freilich nicht mehr gerecht. Das führte dazu, dass viele der Grammatiker nach Aichinger „die ursprünglich selbst zum Imperativ gerechneten periphrastischen Formen wie z.B. die Modalverbverbindungen mit sollen, wollen und müssen unter Bezeichnungen wie ‚Umschreibungen’ oder ‚Ersatzformen’ erneut in die Abschnitte zum Imperativ integrier[t]en“ (Donhauser 1986: 25) – eine Praxis, die noch heute, im Deutschen wie im Italienischen[25], gang und gäbe ist.
Vor diesem Hintergrund ist der Schritt weg von einer morphologischen Bestimmung und hin zu einer „Semantisierung des Imperativbegriffs“ (Donhauser 1986) und zu einer rein funktionalen Definition nicht mehr weit. Bestimmungen über die Funktion finden sich etwa bei Dardano/ Trifone (1985: 241), die den Imperativ als „modo del comando, dell’invito, dell’esortazione, dell’ammonimento, dell’invocazione“ (Modus des Befehls, der Einladung, der Aufforderung, des Tadels, der Ermahnung, des Anrufens) beschreiben. Das Dizionario di linguistica (Dubois u.a. 1979: 145) erklärt den Imperativ nur als „un modo che esprime un ordine dato a uno o più interlocutori (nelle frasi affermative) o una interdizione (nelle frasi negative)“ (einen Modus, der einen Befehl an einen oder mehrere Hörer (in positiven Sätzen) oder ein Verbot (in negativen Sätzen) ausdrückt). Eine eigenwillige Zusammenstellung der Grundfunktionen gibt hingegen der Garzanti[26] in seiner Imperativdefinition: „L’ imperativo si usa per: 1) ordinare: ‚ Parla !’; 2) rimproverare: ‚ Vergognatevi !’; 3) invitare o pregare: ‚ Vieni a cena da noi!’; ‚ Abbi pietà!’“ (Der Imperativ wird gebraucht, um zu: 1) befehlen: ‚Sprich!’; 2) tadeln: ‚Schämt euch!’; 3) einladen oder bitten: ‚Komm zum Abendessen zu uns!’; ‚Hab Mitleid!’).
Ein „Bruch mit einem morphologischen Imperativverständnis“ (Donhauser 1986: 30) wird dann vollzogen, wenn der Begriff ‚Imperativ’ selbst auf die semantisch-pragmatische Funktion verschoben wird. J.A. Krasheninnikowa[27] ersetzt ihn durch die Bezeichnung „Modus der Aufforderung“ und fasst darunter alle möglichen eine Aufforderung ausdrückenden Ausdrucksformen, unabhängig von deren kategorialer Füllung, bis hin zu „imperativischen Interjektionen“[28]. Für Bernd-Jürgen Fischer gelten gar nur Äußerungen mit Imperativmorphologie + fallender Intonation als eigentliche Imperative, während er morphologische Imperative mit steigender Intonation als „Lockrufe“ bezeichnet und bezweifelt, ob diese überhaupt „als Imperative aufgefaßt werden dürfen.“[29]
Noch weiter geht die Imperativdefinition von Inga Dolinina (2001: 501): „I argue that the imperative is not a verbal category of mood, as it has been traditionally interpreted. Rather, it is a category of speech act which ‚frames’ the proposition.“ Diese illokutionäre Bestimmung erlaubt ihr die Aufstellung von ‚Mischparadigmen’ auf funktionaler Basis, unter die sie auch Periphrasen in auffordernder Funktion für die 1. und 3.Ps.Sg. und Pl. fasst. Sätze wie Wollen wir gehen! oder Lass ihn gehen! (S. 502) als Imperative der 1.Ps.Pl. bzw. 3.Ps.Sg. zu bestimmen, erscheint mir allerdings äußerst fragwürdig, ebenso wie das englische Beispiel Let me see von Birjulin/ Xrakovskij (2001: 6) als Aufforderung an die 1.Ps.Sg. und die „imperative constructions with non-imperative verb forms“ von Svetlana Kibardina (2001: 325ff).[30]
Wenn jedoch der Begriff ‚Imperativ’ nicht mehr das verbale Paradigma bezeichnet, sondern nur noch die Illokution der Aufforderung, so entsteht eine Bezeichnungslücke im verbalen Flexionssystem, denn mit welchem Terminus sollten dann die tatsächlich morphologisch-syntaktisch markierten Formen des Imperativs bezeichnet werden?[31]
2.2.3 Die illokutionäre Kraft des Imperativs
Freilich ist der Imperativ ein wichtiges kommunikatives Werkzeug mit einer starken illokutionären Kraft. Diese Wahrnehmung spiegelt sich etwa in Charles L. Hamblins (1987) Behauptung, dass
imperatives are not only among the most frequent of utterances[32] ; they are also, surely, the most important. If the human race had to choose between being barred from uttering imperatives and being barred from uttering anything else, there is no doubt which it would prefer. (Hamblin 1987: 2)[33]
Der Imperativ ist pragmatisch stark markiert. Die deutliche Affinität des Verbmodus zu seiner ‚prototypischen’ Funktion im sprachlichen Handeln, nämlich der Realisierung eines ‚direktiven Sprechaktes’ bzw. einer der entsprechenden Illokutionen, führt nur allzuoft – zumindest implizit – zu einer Gleichsetzung, auch ohne dass der Begriff ‚Imperativ’ selbst völlig für die Funktion vereinnahmt würde. Die Tatsache, dass sich der Großteil der Imperativdefinitionen auf eine Charakterisierung als ‚Modus der Aufforderung’ o.ä. beschränkt, ist bezeichnend für diese Tendenz. Nicht damit vereinbare Verwendungsweisen werden entweder ausgeklammert oder als ‚sekundär’ mit unter den Aufforderungsbegriff zu fassen versucht.
Die Etablierung des Begriffs des direktiven Sprechaktes ist John R. Searle (1969) und seiner Klassifizierung der Sprechakte zu verdanken. Gemäß der vier Kriterien, in denen sich die Sprechaktklassen unterscheiden (Zweck, Ausrichtung, zum Ausdruck gebrachter psychischer Zustand, propositionaler Gehalt)[34] sind die direktiven Sprechakte dadurch gekennzeichnet,
dass sie Versuche des Sprechers sind, den Hörer dazu zu bringen, dass er etwas tut (!). Die Ausrichtung ist Welt-auf-Wort (ñ), und die zum Ausdruck gebrachte psychische Haltung ist ‚Wollen, dass (p)’ (W). Der propositionale Gehalt ist laut Searle immer eine zukünftige Handlung (A) des Hörers (H) (H tut A). Beispiele wären Bitten, Befehle, Aufforderungen usw. (Gysi 1997: 58)
An ihre Grenzen stößt diese Definition allerdings bei Verwendungsweisen wie der Erlaubnis. Gysi zitiert Searles Versuch, die Erlaubnis unter die direktiven Sprechakte zu fassen:
’Permit’ (‚erlauben’) hat ebenfalls die Syntax der Direktiven, obwohl man genaugenommen mit einer Erlaubnis nicht versucht, jemanden dazu zu bringen, etwas Bestimmtes zu tun. Eine Erlaubnis besteht vielmehr darin, dass man bisher bestehende Verbote aufhebt; sie ist daher die illokutionäre Negation eines Direktives mit negativem propositionalem Gehalt. Ihre logische Form ist ˜! (˜p).[35]
Gysi kommentiert: „Man wird den Verdacht nicht ganz los, dass Searle bei der Aufzählung der einzelnen direktiven Sprechhandlungen weniger an seine Kriterien als vielmehr an die Möglichkeit ihrer Realisierung durch Imperativsätze gedacht haben könnte.“ Wenn man sich dabei vor Augen führt, dass der Verbmodus eine morphologische bzw. semantische Größe ist, während die Illokution eine pragmatische Analyseeinheit darstellt, wird klar ersichtlich, dass eine 1:1-Gleichsetzung von Verbmodus und Illokution (Sprechakt) zu kurz gegriffen ist.
2.2.4 Imperativ und performatives Verb
Trotz der Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Beziehung zwischen der Handlungsqualität von Äußerungen und ihrem semantischen und grammatischen Gehalt existieren in der Forschungsgeschichte zahlreiche Ansätze, die den ‚Modus’ einer Äußerung nicht in Bezug auf die Modalität (als semantische Größe), sondern auf die (pragmatisch bestimmte) illokutionäre Kraft zu analysieren versuchen.[36] Sie alle beziehen sich in letzter Instanz auf die Sprechakttheorie von John L. Austin (1962), dem die Unterscheidung zwischen deklarativen und performativen Äußerungen zu verdanken ist sowie die Erkenntnis, dass im Grunde alles Sprechen Handeln ist.
Die klassische Sprechakttheorie nach Austin und Searle stellt praktisch jedem möglichen (implizit ausgedrückten) Sprechakt eine explizite Formulierung mit performativem Verb an die Seite. Dies impliziert, dass ein Indikativsatz mit performativem Verb wie (6) a. kommunikativ gleichwertig und semantisch gleichbedeutend sei mit einem Imperativsatz wie (6) b.:
(6) a. Ti ordino di andare in camera tua.
Ich befehle dir, in dein Zimmer zu gehen.
b. Vai in camera tua!
Geh in dein Zimmer!
Diese Gleichsetzung ist aber aus verschiedenen Gründen problematisch.
Elisabetta Fava (2001: 33) etwa mokiert die Tatsache, dass es nicht für alle möglichen (impliziten) Sprechakte auch eine explizite Formel mit performativem Verb gebe. Dennoch ist für sie die Möglichkeit der Umschreibung mit einem Matrixsatz, neben Verbmodus und Position der Klitika, eine Möglichkeit, die Zuordnung zu einem bestimmten ‚Satztyp’ (s.u.) zu bestimmen.
Hamblin (1987: 127ff) betont unter Bezugnahme auf Austin selbst, dass einen Befehl festzustellen nicht das gleiche ist, wie einen Befehl zu geben:
I order you to go is not an assertion that I give the order to go, but the actual giving of that order, and […] these are different. Austin does not believe that, implicitly or explicitly, imperatives are indicatives. (Hamblin 1987: 128)
In der Folge führt er verschiedene Testverfahren durch, von denen der Indirekte-Rede-Test am aufschlussreichsten ist: „The shop-steward said he ordered the foreman to shut down the mashine-room is strictly incorrect as a report of the shop-steward’s order and represents rather a report of a report of his order“ (Hamblin 1987: 134), d.h. der Äußerung entspricht in direkter Rede I ordered the foreman to shut down the mashine-room und nicht (Foreman,) I order you to shut down the mashine-room.
Dieter Wunderlich (1976: 129f) stellt fest, dass eine Negation eines Imperativs nicht das Gleiche ist wie die Negation des Matrixsatzes, der ja den Imperativ umschreiben soll:
(7) a. Schneid dir die Haare
b. Ich befehle dir, dir die Haare zu schneiden,
(8) a. Schneid dir nicht die Haare
b. Ich befehle dir nicht, dir die Haare zu schneiden,
So kann zwar (7) a. mit (7) b. gleichgesetzt werden, nicht aber (8) a. mit (8) b., das nichts anderes als eine Feststellung ausdrückt. Wenn nun der Matrixsatz den grammatischen Modus expliziert, so müsste durch die Negierung des Matrixsatzes auch der Modus negiert werden. Was aber in den Beispielen negiert wird, ist lediglich der propositionale Gehalt. Folglich „explizieren diese Ausdrücke nicht den grammatischen Modus, jedenfalls nicht in der Verwendung, in der sie negierbar sind.“ (Wunderlich 1976: 130)[37]
2.2.5 Der Imperativ in der generativen Grammatik
Trotz der Probleme bei der Gleichsetzung von impliziten und expliziten Sprechakten an der Oberfläche fand die Theorie vom Matrixsatz Eingang in mehrere Arbeiten generativistischer Prägung, wo er in die Tiefenstruktur ‚ausgelagert’ wurde. In diese Bresche schlägt die sogenannte ‚Performative Analyse’ von John R. Ross (1970).[38]
Die Grundidee besagt, dass auf der Ebene der Tiefenstruktur der tatsächlich realisierte Satz in einen Matrixsatz eingebettet ist, welcher das performative Verb, den Sprecher sowie den Hörer beinhaltet. Aus dieser Tiefenstruktur ergeben sich also automatisch die Handlungsqualität sowie der Adressatenbezug des eingebetteten Satzes. Besonders verlockend ist diese Theorie für die Analyse von Imperativen, die ja zumeist kein overtes Subjekt aufweisen, dennoch aber offensichtlich hörerbezogen sind.[39] Der Hörer kann somit als indirektes Objekt der Tiefenstruktur und Subjekt der Oberflächenstruktur verstanden werden.
Dieser Ansatz wurde für das Englische von B.T. Downing, für das Deutsche von W. Huber/ W. Kummer[40] sowie für das Italienische von Maria-Elisabeth Conte (1972) aufgegriffen. Conte geht noch weiter und versucht, aus dieser Struktur verschiedene andere Phänomene zu erklären, wie etwa den Vokativ. Bei einem allein stehenden Vokativ fehlt der eingebettete Satz; entsprechend ist lediglich das „indirekte Objekt“ der Tiefenstruktur (= der Hörer)[41] expliziert.
Auch die „Ungrammatikalität“ von Sätzen wie (9), parallel zu (10):
(9) *Possiedi!
Besitze!
(10) *Il padre ti ordina di possedere.
Der Vater befiehlt dir, zu besitzen.
erklärt sie tiefenstrukturgrammatisch, nämlich mit der Regel: „Frasi con un verbo precettivo non possono dominare frasi con un verbo stativo“ (1972: 172). Dabei übersieht sie allerdings die ‚sekundären’ Verwendungsweisen des Imperativs (vgl. Kap. 2.6), wie etwa in
(11) Possiedi tre case e tutti ti considereranno un milionario.
Besitze drei Häuser, und alle werden dich für einen Millionär halten.
Nicht die Verwendung des Imperativs des statischen Verbs an sich macht Beispiel (9) daher auf syntaktischer Ebene ungrammatisch; vielmehr sind es die pragmatischen und semantisch-kontextuellen Bedingungen, die eine Formulierung wie in (10) nicht zulassen, eine Verwendungsweise wie in (11) aber sehr wohl.[42]
Von Interesse in unserem – pragmatischen – Zusammenhang ist eine Ergänzung, mit der sie ihren Aufsatz schließt:
Mentre è indubbio che la situazione comunicativa è linguisticamente rilevante, rimane invece dubbio se l’analisi performativa sia adeguata o se nella grammatica vi debba essere un separato componente pragmatico. Ross prende in considerazione un’analisi pragmatica, ma la scarta perché una teoria pragmatica ancora non esiste. […] Sia l’accettazione dell’analisi performativa di Ross, che incorpora componenti pragmatici nella struttura profonda, sia l’introduzione nella grammatica d’un separato componente pragmatico sono scelte possibili solo alla stregua di congrue prove empiriche. (Conte 1972: 174)
Während außer Zweifel steht, dass die Kommunikationssituation sprachlich relevant ist, bleibt der Zweifel, ob die performative Analyse adäquat ist, oder ob es in der Grammatik eine eigene pragmatische Komponente geben muss. Ross zieht eine pragmatische Analyse in Betracht, mustert sie aber aus, weil eine pragmatische Theorie noch nicht existiert. […] Sowohl die Auffassung der performativen Analyse von Ross, die pragmatische Komponenten in die Tiefenstruktur einschließt, als auch die Einführung einer eigenen pragmatischen Komponente in die Grammatik sind Optionen, die nur möglich sind, wenn sie mit passenden empirischen Nachweisen einher gehen.
Sie zweifelt also selbst an der Adäquatheit des transformationsgrammatischen Ansatzes im Hinblick auf das ‚Diskursphänomen’ Imperativ, lässt sich aber mangels alternativer – besserer – pragmatischer Theorien darauf ein.
Eine Kritik an der Analyse des Imperativs nach TG-Kriterien findet sich auch bei William Downes (1977). Er lehnt die Annahme einer ‚Imperativ-Transformation’ in der Tiefenstruktur ab und führt das Verständnis von gegebenen Äußerungen als Aufforderungen[43] auf die situativen und kontextuellen Bedingungen zurück. Ähnlich ist auch die Argumentation von Grewendorf/ Zaefferer:
[D]ie angeblichen Effekte des abstrakten Matrixsatzes [sind] nicht nur ebensogut, sondern sogar besser erklärbar […], wenn man sie als Kontext-Effekte auffaßt. […] [E]s läßt sich leicht zeigen, daß die Annahme abstrakter Matrixsätze die Annahme strukturierter Kontexte mit Sprecher- und Adressatenrepräsentation nicht ersetzen kann, sondern nur um eine Ebene verschiebt und unnötig verdoppelt. So läßt sich zwar der Plural in Lest! durch Numeruskongruenz mit einem Objekt „euch“ im abstrakten Matrixsatz ‚erklären’, aber es stellt sich natürlich gleich die Frage, woher dieses seinen Numerus erhält. (Grewendorf/ Zaefferer 1991: 277f)
Modernere Ansätze, die semantischen und syntaktischen Besonderheiten von Imperativsätzen in die Tiefenstrukturgrammatik, bzw. ihre weiterentwickelte Version, die Government-and-Binding-Theory (GB), zu integrieren, stammen etwa von Inger Rosengren (z.B. 1993) und Giorgio Graffi (1996). An dieser Stelle würde eine detaillierte Beschreibung aber zu weit führen; für unsere Zwecke ist sie ohnehin nur von beschränktem Interesse.
Bei dem Versuch, den Verbmodus Imperativ direkt über die Illokution zu definieren, ergeben sich also Schwierigkeiten auf verschiedenen Ebenen. Wenn der Imperativ eine einheitliche Größe darstellt, so müsste er auch einen einheitlichen Grundwert haben; es ist jedoch kaum möglich, die verschiedenen durch ihn realisierbaren Illokutionen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Umschreibung mit einem Matrixsatz zur Explizierung ist nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in der Tiefenstruktur problematisch; und schließlich ergibt sich die konkrete Illokution einer Äußerung als pragmatische Größe erst aus der „Situation, in die sie verändernd eingreift“ (Zifonun/ Hoffmann/ Strecker 1997: 100). Den Affinitäten zum Trotz, die unzweifelhaft zwischen der Verwendung eines bestimmten Verbmodus (als illokutionärer Indikator) und der Realisierung einer bestimmten Illokution bestehen, greift eine Identifikation demnach zu kurz.
2.3 Modus ohne Modalität?
Der Imperativ in dem Sinn, wie ich ihn hier verstehe, kann folglich nicht direkt über die Illokution definiert werden, da diese sich erst in der konkreten Äußerungssituation ergibt. Auch die Charakterisierung über die Modalität fällt nicht nur in den meisten Fällen unbefriedigend aus, sondern ist auch insofern unangemessen, als sie ebenfalls eine psychologisch-kontextbedingte Größe ist: In eine Bestimmung der vom System vorgegebenen morphologischen Modi auf Ebene der langue darf sie daher, wie Peter Wunderli (1976) feststellt, nicht einfließen.
Es finden sich denn verschiedentlich auch Versuche, die Verbmodi amodal zu definieren. So zitiert Gysi (1997: 21f und 39) den syntaktisch basierten Versuch von Andrés Bello in der Gramática de la lengua castellana destinada al uso de los americanos (1981), der auf dem Kriterium der Subordination fußt. Ähnlich basiert Gunver Skytte seine Modusdefinition auf „kontextuellen Faktoren“:
Tradizionalmente, i vari modi sono distinti tra di loro secondo criteri semantici: l’indicativo viene definito il modo della certezza o dell’oggettività, il congiuntivo, il modo dell’incertezza o della soggettività, il condizionale il modo dell’eventualità o dell’irrealtà, e l’imperativo il modo dell’ordine o dell’esortazione. Questi criteri sono insufficienti, appunto per la vaghezza di definizione e le difficoltà di una delimitazione precisa. Un altro procedimento sarebbe di definire i modi secondo la loro compatibilità contestuale, indicando così dei tratti generici da cui è deducibile la gamma di sfumature semantiche dei singoli modi: l’indicativo è il modo neutro o non-marcato, il congiuntivo presuppone subordinazione a una radice reggente, espressa o non-espressa, il condizionale presuppone condizione, espressa o non-espressa, e l’imperativo presuppone un atto linguistico implicito, di ordine. (Skytte 1998: 43)
Traditionell werden die verschiedenen Modi anhand von semantischen Kriterien unterschieden: der Indikativ wird als Modus der Gewissheit oder der Objektivität definiert, der Konjunktiv als Modus der Ungewissheit oder der Subjektivität, der Konditional als Modus der Eventualität oder der Unwirklichkeit, und der Imperativ als Modus des Befehls oder der Aufforderung. Diese Kriterien sind ungenügend, und zwar aufgrund der Vagheit der Definition und der Schwierigkeiten einer genauen Abgrenzung. Eine andere Vorgehensweise wäre es, die Modi anhand ihrer textuellen Kompatibilität zu definieren und so allgemeine Merkmale aufzuzeigen, von denen das Spektrum von semantischen Nuancen der einzelnen Modi abgeleitet werden kann: der Indikativ ist der neutrale oder nicht-markierte Modus, der Konjunktiv setzt Subordination unter einer (explizit ausgedrückten oder nicht) regierenden Wurzel voraus, der Konditional setzt explizit oder implizit ausgedrückte Bedingung voraus, und der Imperativ setzt einen impliziten Sprechakt des Befehlens voraus.
Dem Anspruch, den semantischen Aspekt aus dem Spiel zu lassen, wird diese Definition höchstens für Indikativ und Konjunktiv gerecht, während für Konditional und Imperativ wieder auf inhaltliche Faktoren zurückgegriffen wird. Auf eine systematische Erfassung des semantischen Gehalts des Imperativs anhand seines Funktionsspektrums werde ich weiter unten eingehen (Kap. 2.6); an dieser Stelle soll nur der Versuch interessieren, den üblichen modal-semantisch bis illokutionär basierten Modusdefinitionen eine stärker abstrahierende Analyse entgegenzustellen.
2.3.1 Das Kriterium der Aktualisierung
Für das Französische führt Peter Wunderli (1976) eine Analyse durch, die auf dem Kriterium der Aktualisierung basiert. Der Indikativ ist gemäß dieser Auffassung der einzige Modus, der sämtliche möglichen Charakteristika – Semantem, Charakterisierung als Verb, Aspekt „accompli/ accomplissement“, Personalgliederung, Tempus – aktualisiert (Vollaktualisierung), wohingegen beim Konjunktiv der temporale Bezug auf die Sprecherorigo fehlt (Teilaktualisierung).
Der Imperativ, der im Französischen kein eigenes Formenparadigma hat, wird bei Wunderli nicht als eigener Modus gesehen; er ist vielmehr „ein an eine spezifische Kommunikationssituation gebundenes prosodisches Zeichen […], das mit den verschiedensten Satzbauplänen kombiniert werden kann“ (1976: 232) und sich entsprechend der Verbformen des Indikativs bzw. Konjunktivs bedient, aber auch mit Infinitiv oder gar ganz ohne Verb realisiert werden kann. Auf eine Modifizierung dieses Ansatzes in Bezug auf das Italienische werde ich später noch zu sprechen kommen.
Das Deutsche weist zumindest für die 2.Ps.Sg. sehr wohl ein eigenes Flexionsparadigma für den Imperativ auf, welches seltsamerweise auch mit Indefinitpronomina der 3. Person gekoppelt werden kann:
(12) So hilf mir doch mal einer![44]
Auf dieser Basis postuliert Karin Donhauser (1986) eine grammatische „Semifinitheit“ des Imperativs, die auf der Aktualisierungshierarchie Wunderlis aufbaut und schematisch folgendermaßen darzustellen ist:
Infinitiv: Semantem Verb
Partizip: Semantem Verb Aspekt
Imperativ: Semantem Verb Aspekt Numerus
Konjunktiv: Semantem Verb Aspekt Numerus Person
Indikativ: Semantem Verb Aspekt Numerus Person Tempus
Abb. 1 Aktualisierungshierarchie.
Der Imperativ erhält damit seinen Platz zwischen den infiniten (Infinitiv und Partizip) und den finiten Modi (Indikativ und Konjunktiv) als zwar im Numerus, nicht aber in der Person gekennzeichneter Modus[45] ; eine Definition, die in der Grammatik der deutschen Sprache (Zifonun/ Hoffmann/ Strecker 1997) übernommen wird.
Eine derart abstrakte Analyse zeichnet sich dadurch aus, dass in ihnen sämtliche Verbmodi anhand der gleichen Kriterien klassifiziert werden. So ist es eher möglich, zu einem abstrakten Wert der Modi in der langue vorzustoßen, ohne sich von kontextuellen und pragmatischen Faktoren verwirren zu lassen. Ich werde bei der Analyse verschiedener Verwendungsweisen des Imperativs wieder auf das Schema zurückkommen.
Eine derart formalisierte Beschreibung scheint der Notwendigkeit zu entheben, über die Aktualisierung hinaus nach einem semantischen Grundwert der einzelnen Modi zu suchen. Die Intuition weist jedoch darauf hin, dass bei der Verwendung eines Imperativs mehr im Spiel ist als nur die Aktualisierung, die mir ein eher syntaktisch bedingter Aspekt zu sein scheint.[46]
2.3.2 Die Funktionen der Sprache
Ein ganz anderer Ansatz ist der von Osvaldo Mencacci (1982, 1983, 1987) und Luca Serianni (22006) vertretene, welcher auf den sprachlichen Funktionen nach Karl Bühler (1934) bzw. Roman Jakobson (1960/ dt. 1971) basiert. Die Dreigliederung von Bühler – Ausdrucksfunktion, referentielle Funktion, Appellfunktion – ist bekannt; das Modell von Jakobson hingegen soll an dieser Stelle kurz nachgezeichnet werden, da es weiter unten noch von Interesse sein wird.
Jakobson erweitert das bühlersche Kommunikationsmodell, das lediglich den Sprecher, den Hörer sowie den Bezug auf die Welt einschließt, um die Faktoren der Nachricht selbst, des Kontaktmediums und des Kodes. Jede sprachliche Nachricht ist in ihrer Funktion vom Zusammenspiel dieser Faktoren bestimmt. Zwar lässt sich laut Jakobson „kaum eine sprachliche Nachricht finden, die nur eine Funktion erfüllt“ (1971: 147), jedoch lässt sich i.Allg. durchaus eine prädominante Funktion feststellen.
Die verschiedenen Funktionen werden also über ihre Bezugspunkte definiert. So entspricht dem Sender die emotive Funktion, dem Kontext die referentielle und dem Empfänger die konative; auf das Kontaktmedium bezogen ist die phatische, auf den Kode die metalinguistische und auf die Nachricht selbst die poetische Funktion. Schematisch:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Kommunikationsmodell nach Jakobson.
Für unsere Zwecke sind in erster Linie die emotive, phatische und konative Funktion von Belang: die emotive und die phatische in Bezug auf den ‚phatischen Imperativ’ und ähnliche Verwendungsweisen (s.u.); die konative (für unsere Zwecke der Appellfunktion bei Bühler gleichzusetzen) insofern, als sie für Mencacci und Serianni den Grundwert des Imperativs darstellt, auf den all seine Verwendungsweisen zurückgeführt werden können.
Die konative Funktion „si propone il coinvolgimento del destinatario“ (hat die Miteinbeziehung des Adressaten zum Ziel) (Mencacci 1982: 161) und ist daher für sämtliche „direkten“ Verwendungsweisen anzusetzen, in denen irgendeine Art von direktivem Sprechakt vollzogen wird, während die „indirekten Verwendungsweisen“ (usi non diretti) „esulano dalla sua funzione ‚primaria’“ (über seine ‚primäre’ Funktion hinausgehen) (Mencacci 1983: 165). Zwar behauptet Mencacci:
È la mia ferma convinzione che questi usi ‚non diretti’ possono orientare a individuare un denominatore comune che sta alla base dell’imperativo, e che, in qualche modo, dovrebbe essere rintracciabile anche quando l’imperativo ha perso totalmente la sua forza illocutiva. (Mencacci 1983: 166)
Es ist meine feste Überzeugung, dass diese ‚indirekten’ Verwendungsweisen die Richtung weisen können, um einen gemeinsamen Nenner ausfindig zu machen, der dem Imperativ zugrunde liegt, und der in gewisser Weise auch nachvollziehbar sein müsste, wenn der Imperativ seine illokutionäre Kraft völlig verloren hat.
Jedoch postuliert er für viele Verwendungsweisen des Imperativs synchron nur noch einen Wert als „semplici esclamazioni sottolineative“ (einfache unterstreichende Exklamationen) (1983: 168) oder einen „uso stilistico“ (stilistischen Gebrauch) (1983: 122), der mit dem direktiven illokutionären Gehalt nichts mehr zu tun habe; Serianni (22006: 478) spricht verschiedenen Verwendungsweisen gar ihre ursprüngliche konative Funktion ab.
Ich werde weiter unten auf die verschiedenen Grundfunktionen des Imperativs unter dieser und anderen Betrachtungsweisen zurückkommen; zunächst möchte ich aber noch auf die Beziehung des Verbmodus Imperativ zu den durch ihn konstituierten Sätzen bzw. Äußerungen eingehen.
2.4 Verbmodus vs. Satzmodus
2.4.1 Der Imperativ als Satzart
Gerade die illokutiv basierten Ansätze – wie im Übrigen die meisten Imperativdefinitionen, ob sie nun den Imperativ direkt als Illokution fassen oder nicht – stellen mit Vorliebe Imperativ sätze ins Zentrum der Analyse. Da die vorliegende Arbeit aber den Verb modus Imperativ zum Thema hat – der den Kern eines Satzes bilden kann oder auch nicht – soll zunächst das Verhältnis von Verbmodus und Satzmodus beleuchtet werden, bevor wir uns den verschiedenen Funktionen zuwenden, die der Verbmodus selbst auszuüben in der Lage ist.
In der generativen Grammatik (s.o.) gilt der Imperativ überhaupt nicht als Flexionskategorie des Verbs, sondern als
un tipo di frase (o modalità di frase), come l’interrogazione (frase interrogativa) e l’asserzione (frase dichiarativa); esso è un costituente della frase di base che, compatibile solo con un soggetto di seconda persona (o che include una seconda persona come noi), provoca una trasformazione imperativa, la quale, tra le altre operazioni, sopprime il pronome soggetto della frase. (Dubois u.a. 1979: 145)
eine Art Satz (oder Satzmodalität), wie die Interrogation (Interrogativsatz) und die Assertion (Deklarativsatz); er ist eine Konstituente des Tiefenstruktursatzes, der nur mit einem Subjekt der 2. Person (bzw. das eine 2. Person einschließt, wie wir) kompatibel ist und eine Imperativtransformation auslöst, welche, neben den anderen Operationen, das Subjektpronomen des Satzes unterdrückt.
Hier wird also die semantische (Modalität) bzw. pragmatische (Illokution) der syntaktischen Beschreibungsebene untergeordnet, welche ihrerseits die morphologische – zumindest dem Anspruch nach – beinhaltet.
Bei der Beschreibung der verschiedenen Verwendungsweisen des Imperativs aber fällt auf, dass er nicht immer in Satzform auftritt. In seiner phatischen Funktion etwa (vgl. Bsp. (1)-(3)) steht er oft syntaktisch autonom außerhalb des Satzverbandes und kann intonatorisch in diesen integriert sein oder auch nicht, wobei die semantisch-pragmatische Interpretation oft weit von dem allgemein angenommenen Grundwert abweicht.
Auf der anderen Seite besteht natürlich eine Beziehung zwischen der Verbform und dem Satz, in dem sie steht. Nicht umsonst fällt die Gleichsetzung so leicht und steht das Verb im Zentrum so vieler satzbasierter Analysen[47]. Diese Beziehung auf den Satztyp zu reduzieren, ist allerdings zu kurz gefasst. Eine erweiterte Analysegrundlage bildet die Beschreibung unterschiedlicher Satz modi.
2.4.2 Satz, Äußerung und Kommunikative Minimaleinheit
Bevor ich genauer auf den Begriff des Satzmodus eingehe, möchte ich noch eine Begriffsklärung einbringen, die sich im Folgenden als nützlich erweisen mag. Sie betrifft den Terminus ‚Kommunikative Minimaleinheit’ (KM) in der GdS, der folgendermaßen definiert ist:
Kommunikative Minimaleinheiten sind die kleinsten sprachlichen Einheiten, mit denen sprachliche Handlungen vollzogen werden können. Sie verfügen über ein illokutives Potential und einen propositionalen Gehalt. In gesprochener Sprache weisen kommunikative Minimaleinheiten eine terminale Intonationskontur auf – es sei denn, sie werden mit weiteren kommunikativen Minimaleinheiten koordinativ verknüpft.
Sätze dagegen
sind übergreifende Konstruktionsformen, die mindestens aus einem finiten Verb und dessen – unter strukturellen und kontextuellen Gesichtspunkten – notwendigen Komplementen bestehen. (Zifonun/ Hoffmann/ Strecker 1997: 91)[48]
[...]
[1] Die Abkürzungen „ifamxxxx“ und „ipubxxxx“ beziehen sich auf die Namen der entsprechenden Dateien im Korpus C-ORAL ROM (Cresti/ Moneglia 2005); die Ausschnitte werden z.T. angepasst, z.T. in der originalen Notation wiedergegeben.
[2] Vgl. zu den allgemeinen Charakteristika der gesprochenen Sprache etwa Koch (1988), Koch/ Oesterreicher (1990), speziell für das Italienische Sornicola (1981), Holtus/ Radtke (1983, 1985), Nencioni (1983), Bazzanella (2005b).
[3] Zur Entwicklung des Modusbegriffs vgl. Kürschner (1987).
[4] Zitiert in Kürschner (1987: 115).
[5] Eine umfassende vergleichende Darstellung des Modusbegriffs in den antiken und frühen deutschen Grammatiken findet sich in Donhauser (1986: 16-59).
[6] Dieser wird z.T. auch als Tempus statt als Modus gesehen, vgl. Stammerjohann (1975: 275), und Skytte (1988: 43). Die Charakterisierung als Tempus ist aber für das Italienische sicherlich weniger zutreffend, anders als etwa im Spanischen, wo der Konditional auch als „Futur in der Vergangenheit“ verwendet wird.
[7] Vgl. zur Geschichte der Wortarten Kaltz (2000).
[8] Vgl. z.B. Dardano/ Trifone (1985), oder Dubois u.a. (1979: 190).
[9] Vgl. zu dieser Problematik Skytte (1988: 40).
[10] Wir werden unten sehen, dass selbst dies kein ganz problemloses Unterfangen ist.
[11] Glück (22000), digitale Ausgabe: „Modus“.
[12] Für Cresti (2000: 47) freilich ist die Modalität eindeutig semantisch bestimmt; ihr pragmatisches Gegenstück ist die Illokution.
[13] Glück (22000), digitale Ausgabe: „Modalität“.
[14] Vgl. Dubois u.a. (1979: 189f), wo der modus (im Gegensatz zum modo, s. Definition S. 9) als „l’atteggiamento manifestato dal soggetto parlante nei confronti del contenuto di ciò che dice, o dictum“ definiert wird. (die Einstellung, die der Sprecher dem Inhalt dessen, was er sagt – dem dictum – gegenüber zum Ausdruck bringt)
[15] Vgl. zur Bestimmung des Imperativs als Modus des Willens bzw. der Notwendigkeit auch Donhauser (1986: 36f).
[16] „The category of illocution is concerned with identifying sentences as instances of specific types of speech act, whereas the category of modality is concerned with the modification of the content of speech acts.“ (Hengeveld 2004: 1190)
[17] „The [listed] illocutionary and modal distinctions […] may be expressed by a variety of morphological markers, for whith the term mood ist commonly used. Besides mood there are non-morphological markers of illocution, such as word order and intonation.“ (Hengeveld 2004: 1198)
[18] Meunier, André (1976): „Modalités et communication“, in: Langue Française 21, 8-25.
[19] Vgl. http: // www.latein-online.net/ index.php?section=imp2, 1.8.2007.
[20] Vgl. http: // www.pointcom.it/ verbum/ temapresente.htm, 1.8.2007.
[21] Vgl. http: // web.ltt.it/ www-latino/ morfosintassi/ iter5.htm, 1.8.2007.
[22] Grammatica Germanicae Linguae von Johannes Clajus, 1578, zit. in Donhauser (1986: 19).
[23] Versuch einer Teutschen Sprachlehre, 1954, zit. in Donhauser (1986: 21).
[24] Vgl. auch Mencacci (1983: 146f).
[25] Vgl. etwa die oben zitierte Behandlung des Imperativs bei Fornaciari.
[26] http://www.garzantilinguistica.it/grammatica.html?scap=72, 1.8.2007.
[27] 1954: „Der Modus der Aufforderung im Deutschen“, in: Sowjetwissenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Abteilung, 252-266, zit. in Donhauser (1986).
[28] Vgl. zu den Affinitäten zwischen Imperativ und Interjektionen das „expeditive Feld“ bei Ehlich, s.u.
[29] 1980: „Zur oberflächengrammatischen Behandlung von Imperativsätzen im Deutschen“, in: Folia Linguistica 14, 1-46, zit. in Donhauser (1986: 30).
[30] Vgl. zu den Paraphrasen mit lassen / let aber auch Hamblin (1987: 59f).
[31] Vgl. Donhauser 1986: 30.
[32] Diese Behauptung basiert auf einer exemplarischen Zählung der Imperative in den Werken Shakespeares, wobei ein sehr weit gefasster Imperativbegriff angelegt wurde.
[33] Monica Berretta (1995: 333) stellt dieser „basicità nozionale dell’imperativo, che farebbe supporre un apprendimento abbastanza precoce,“ (konzeptuellen Basizität, die ein relativ frühes Erlernen vermuten lassen würde) jedoch die Feststellung entgegen, „che al contrario l’imperativo è appreso tardi, e con molte difficoltà, dagli stranieri“ (dass der Imperativ im Gegenteil spät, und mit vielen Schwierigkeiten, von Ausländern erworben wird). Diese Tatsache führt sie auf eine starke (morphologische) Markiertheit des Imperativs (im Italienischen) zurück, bedingt durch die zahlreichen homonymen Formen (s.u.).
[34] Vgl. Gysi 1997: 57ff.
[35] Searle, John R. (1982): Ausdruck und Bedeutung. Untersuchung zur Sprechakttheorie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp [engl. Original (1979): Espression and Meaning. Studies in the Theorie of Speech Acts, Cambridge], S. 42, zit. nach Gysi (1997: 63).
[36] Ein ausführlicher Überblick findet sich bei Grewendorf/ Zaefferer (1991).
[37] Man vergleiche ferner Fälle wie unser Beispiel
(1) Una cosa semplice, guarda.
Das ist einfach, schau.
Eine Umschreibung mit
(1b) * Una cosa semplice, ti ordino/ chiedo di guardare.
Das ist einfach, ich befehle dir/ ich bitte dich, zu schauen.
würde den kommunikativen Sinn völlig verfehlen.
[38] Vgl. zur wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung dieses und anderer Ansätze Grewendorf/ Zaefferer 1991, Kap. 5.
[39] Vgl. zu den syntaktischen Eigenschaften des Imperativs unten, Kap. 2.5.
[40] B.T. Downing (1969: „Vocatives and third-person imperatives in English“, in: Papers in Linguistics 1/ 3, 570-592; W. Huber/ W. Kummer (1974): Transformationelle Syntax des Deutschen, München, zit. in Donhauser (1986).
[41] „[Il] complemento indiretto della seconda persona della frase performativa nella struttura profonda“ (das indirekte Objekt der 2. Person des performativen Satzes in der Tiefenstruktur) (Conte 1972:167).
[42] Mencacci (1983: 153) merkt jedoch an, dass die Möglichkeit der Imperativierung von statischen Verben nur in der affirmativen Form besteht; die negierte Form *Non possedere! ist in keinem Fall akzeptabel.
[43] Bezeichnend für Downes’ pragmatischen Ansatz ist die fehlende Unterscheidung von Imperativ und Aufforderung: die von ihm analysierten Äußerungen stellen bei weitem nicht alle Imperative im Sinne des Verbmodus dar.
[44] Beispiel aus Donhauser (1986: 103).
[45] Eine abweichende Meinung vertritt Eberhard Winkler (1989: 42); für ihn sind Sätze mit der Imperativform der 2.Ps.Sg. + Indefinitpronomen der 3.Ps.Sg. „Imperativsätze der 3.Ps.Sg.“ Gemäß dieser Argumentation wäre der Imperativ also sehr wohl personenmarkiert.
[46] Vgl. auch Donhauser (1986: 207). Auch sie gibt sich nicht mit dieser Klassifizierung zufrieden, sondern versucht in der Folge, einen darüber hinausgehenden semantischen Grundwert des Imperativs zu finden.
[47] Wie etwa der Dependenzgrammatik nach Tesnière oder der generativen Grammatik.
[48] Vgl. ähnlich die Definition von clausola bei Cresti 2001.
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