Heutzutage stellen regionale Disparitäten eine große Herausforderung in der Regionalpolitik dar. Sie lassen sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene feststellen und können anhand verschiedener Indikatoren definiert werden. In dieser Arbeit wird die Perspektive der regionalen Disparitäten in Deutschland und der Europäischen Union anhand von Beispielen von Ungleichheiten dargestellt und bewertet.
Mit dem Leitziel der Daseinsvorsorge muss jede einzelne Region ein Mindestniveau erreichen. Diesen Anspruch gleicher Lebensverhältnisse erhebt auch die Europäische Union für ihre Mitgliedstaaten. Jedoch ist die Zahl der Ursachen zur Entstehung und Entwicklung von Disparitäten vielfältig und lässt sich differenziert begründen. Besonders historisch politische Ideologien nehmen noch heute einen großen Einfluss auf die Ungleichheiten der Länder zueinander.
Betrachtet man die räumliche Ausgestaltung, so können regionale Disparitäten durch Wachstum oder Schrumpfung in verschiedenen Gebieten verstärkt oder verringert werden. Verschiedene Indikatoren beeinflussen sich dabei gegenseitig und bilden eine Zirkulation. Daraus ergibt sich, dass regionale Disparitäten weniger als ein Zustand, sondern vielmehr als Prozess erscheinen. Neben der räumlichen Gestaltung eröffnet auch die Betrachtung des "Zentrum-Peripherie-Musters" eine Perspektive auf die Entwicklung von Ungleichheiten zwischen Regionen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei sowohl auf der Erreichbarkeit der Stadtzentren als auch auf der Bevölkerungsdichte. Um die Ungleichheiten zwischen Regionen auszugleichen, stellt die Regionalpolitik finanzielle Mittel zur Verfügung, mit denen eine Annäherung gleicher Lebensbedingungen erreicht werden soll.
Bei der Betrachtung verschiedener Aspekte, die zur Erfassung regionale Disparitäten herangezogen werden können, lässt sich in Deutschland insgesamt ein West-Ost-Gefälle erkennen. Dieses Gefälle ergibt sich nicht nur aus historischer Sicht, sondern lässt sich auch durch die Verteilung von Großstädten und ländlichen Gebieten erklären, wodurch Schrumpfungs- und Wachstumsprozesse verstärkt werden. Ein ähnliches Schema ergibt sich auch für die Verteilung von Ungleichheiten in der Europäischen Union. Auch hier lässt sich ein Zentrum-Peripherie Muster nachweisen, sodass ein Gefälle von Zentral- bzw. Mitteleuropa ausgeht.
Inhaltsverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
II Abstract
1 Einleitung
2 Rahmenbedingungen regionaler Disparitaten
2.1 Territoriale Gliederung von Regionen
2.2 Raumstruktur-Konzepte
2.2.1 Zirkularitat von Wachstum und Schrumpfung
2.2.2 Zentrum-Peripherie Muster
3 Ursachen regionaler Disparitaten
4 Beispielhafte Aspekte zur Verteilung regionaler Disparitaten
4.1 BIP pro Kopf in Deutschland und der Europaischen Union
4.2 Arbeitslosenquote in Deutschland und der Europaischen Union
5 Ausblick zum Ausgleich regionaler Disparitaten
6 Fazit
III Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: NUTS-2016-Klassifikation
Abbildung 2: Zirkularitat von Wachstum und Schrumpfung
Abbildung 3: Wachsende und schrumpfende Stadte und Gemeinden in
Deutschland
Abbildung 4: Wachsende und schrumpfende Regionen Europas
Abbildung 5: Raumstruktur
Abbildung 6: Raumstruktur Europas
Abbildung 7: Wirtschaftskraft und Einkommen 2016
Abbildung 8: BIP pro Kopf in KKS 2017
Abbildung 9: Arbeitslosenquote nach Bundeslandern im April 2017
Abbildung 10: Arbeitslosenquote insgesamt in %
Abstract
In our days regional disparities are a huge challenge in regional politics. They can be determined on a national as well as on international level and can be defined based on various indicators. In this paper the perspective of regional disparities in Germany and European Union are presented and evaluated within examples of inequalities. With the key objective of public services, every single region has to live up to a minimum level. Equal living conditions are demanded by the european union from their member states. Nevertheless, the amount of causes for the formation and development of disparities are diverse and are, as shown in this thesis, to be explained in a differentiated way. When looking at the spatial design, regional disparities can be increased or decreased by growth or shrinkage in different areas. Different indicators are influencing each other forming a circulatity during this process. Therefore this is resulting into the appearance of regional disparities as a process rather than a state. Besides the spatial design, the consideration of the “Zentrum-Peripherie Muster” opens up a perspective towards the development of imbalances amongst regions. Accessibility to the city centers as well as population density are the figures of concern. To balance the inequalities amongst the regions the regional politics supplying funds with financial resources with which a rapprochement of equal living conditions shall be achieved.
1 Einleitung
„Daseinsvorsorge umfasst die Sicherung des öffentlichen Zugangs zu existenziellen Gü- tern und Leistungen entsprechend der Bedürfnisse der Bürger, orientiert an definierten qualitativen Standards und zu sozial vertraglichen Preisen. [...] Diese sind festzuschrei- ben und mit qualitativen Mindeststandards zu unterlegen.“ (Schafer 2018). Damit bildet die Daseinsvorsorge eine Anforderung zur Bereitstellung existenzieller Güter und Dienst- leistungen an den Staat. Unter diesen existenzsichernden Leistungen werden unter ande- rem Zugang zu Arbeit und Bildung, Vorhandensein ausreichender Wohnraume, Ausbil- dung von Verkehrs- und Infrastruktur sowie eine Gewahrleistung grundlegender Versor- gung des Gesundheitswesens verstanden. Diese als notwendig erachteten Gegebenheiten sind weiterhin im Grundgesetz sowie im Raumordnungsgesetz verankert. Ersteres formu- liert unter der Vorstellung der Daseinsvorsorge in Art. 106 Abs. 3 GG die Wahrung zur „Einheitlichkeit der Lebensverhaltnisse [...] im Bundesgebiet [...]“ (Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland 1949). Das Raumordnungsgesetz von 1965 führt dies in §2 Abs. 2 Nr. 3 noch weiter aus: „Die Versorgung mit Dienstleistungen und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge [...] ist zur Sicherung von Chancengerechtigkeit in den Teilraumen in angemessener Weise zu gewahrleisten.“ (Gatzweiler 2012: 55). Aufgrund der Veran- kerung der Notwendigkeit der Daseinsvorsorge sowohl im Grundgesetz als auch im Raumordnungsgesetz ergibt sich somit ein Postulat als zentrale raumordnungspolitische Aufgabe zur „Herstellung gleicher Lebensverhaltnisse in allen Teilraumen“ (BBSR 2017: 6, Gatzweiler 2012: 54).
Der Abbau regionaler Disparitaten fungiert dabei als Leitziel der Raumordnungspolitik. Um diesem nachzukommen, entsprechen die Aspekte der Daseinsvorsorge gewissen Mindeststandards (vgl. Schafer 2018). Hinsichtlich der Herausbildung dieser Ansprüche ergibt sich jedoch das Problem, dass diese kaum bis gar nicht ausformuliert sind und keine Vereinheitlichung für raumordnungspolitische Anliegen vorliegt, z.B. eine bestimmte Qualitat, sozialvertragliche Preise oder akzeptable Erreichbarkeit (BBSR 2017: 6). Somit bilden bestimmte Vorgaben zur Strukturverbesserung zwar ein Fundament für die Um- setzung von MaEnahmen innerhalb der Teilraume, jedoch bleibt durch diese vagen Best- immungen ein groEer Handlungsspielraum der Regionen, sodass der im Postulat gefor- derten „Herstellung gleicher Lebensverhaltnisse in allen Teilraumen“ (Gatzweiler 2012: 54, Mecking 2017: 84) nur mit Einschrankungen entsprochen werden kann.
Zur Überprüfung dieser Herausforderung des Postulats soll im Zuge dieser Arbeit der Aspekt regionaler Disparitaten in Deutschland und der Europaischen Union dargestellt werden. Dabei werden zunachst Konzepte der Raumstrukturentwicklung aufgezeigt, auf dessen Grundlage sich regionale Disparitaten herausbilden, bevor eine Ursachenzuschrei- bung hinsichtlich historischer, politisch-wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Perspek- tiven vorgenommen wird. Anhand ausgewahlter Beispiele wird das Vorkommen regio- naler Disparitaten aufgezeigt, um abschlieEend einen Ausblick über MaEnahmen zum Ausgleich dieser zu geben.
2 Rahmenbedingungen regionaler Disparitaten
Unter Disparitaten werden grundlegend „ungleiche Lebensbedingungen innerhalb eines genau definierten Raumes bzw. im Vergleich von zwei oder mehreren Regionen [verstanden]. Die Disparitaten beziehen sich auf gesellschaftlich bedeutsame Merkmale. Man spricht von globalen, nationalen oder regionalen Disparitaten“ (Latz 2015: 100). Durch die Erweiterung des regionalen Bezugs impliziert sich der Begriff als ein „Grundbegriff der Raumordnungspolitik, welcher die Ungleichheiten (Disparitaten) der regionalen Le- bensbedingungen thematisiert, die als raumlicher Ausdruck sozialer Disparitaten verstanden werden.“ (Spektrum der Wissenschaft 2001).1 Einen weiteren Definitionsversuch un- ternimmt auch Leser (1993), indem er oben genannte als eine „Unausgeglichenheit der Raumstrukturen in einer bzw. in verschiedenen Regionen [beschreibt]. Regionale Dispa- ritaten auEern sich in unterschiedlichen Lebensbedingungen sowie in ungleichen wirt- schaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten.“ (Leser 1993: 114, zitiert nach Vorauer 1997: 25). Dadurch kommen insbesondere Aspekten wie der Wirtschaftlichkeit, dem Bil- dungs- oder Gesundheitswesen eine Bedeutung zu, die sich in einem zuvor festgelegten Raum auEern. Weiterhin sind regionale Disparitaten nicht als ein statischer Zustand, son- dern als ein sich verandernder Prozess durch Wachstum und Schrumpfung zu verstehen (Bauer et al. 2010: 78). Um die Auspragung regionaler Disparitaten zu ermitteln, kann unter anderem ein Streuungsindikator herangezogen werden. Hierzu wird die Spannweite vorliegender Indikatoren (z.B. BIP pro Kopf, Bevölkerung) als MaE herangezogen. Dem- nach gibt die Differenz des Maximums und Minimums der verglichenen Regionen Aus- kunft über die GröEe der Auspragung (Burdack 2013: 10).
2.1 Territoriale Gliederung von Regionen
Mit der territorialen Gliederung von Regionen zur Erfassung raumlicher Disparitaten in der EU befasst sich das Statistische Amt der Europaischen Union (Eurostat) (Bauer et al. 2010: 80). In ihrer Vorgehensweise unterteilen sie die Staaten ebendieser in NUTS2 -Ebe- nen.
Die Untergliederung eines Gebiets in die einzelnen NUTS-Ebenen wird im Folgenden anhand eines Beispiels für Deutschland erlautert (vgl. Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In der NUTS-0-Ebene wird Deutschland im Vergleich zu anderen europaischen Staaten aufgefasst. Die NUTS-1-Ebene stellt die Bundesrepublik hingegen mit ihren 16 Bundes- landern dar. Der Vergleich findet hier innerhalb des Landes statt, sodass die Erfassung regionaler Disparitaten auf sozioökonomischen GroEregionen erfolgt. Die Segmentie- rung der Bundeslander in Regierungsbezirke zeichnet die NUTS-2-Ebene aus. Vor allem im Hinblick auf die Kohasionspolitik ist diese Stufe maEgeblich, da hier der Förderungs- bedarf ermittelt wird und somit regionalpolitische MaEnahmen in diesen 39 Regionen Deutschlands ergriffen werden. Die feingliedrigste Kategorisierung erfolgt auf der NUTS-3-Ebene, welche 401 Regionen in Deutschland umschlieEt. Diese bezieht sich auf die Landkreise und kreisfreien Stadte und dient damit der spezifischen Analyse der Re- gionalpolitik (Bauer et al. 2010: 80, Statistisches Amt der Europaischen Union 2018).
Die NUTS-Ebenen sind entsprechend als territoriale statistische Einheiten anzusehen, die den Zweck der Erfassung regionalstatistischer Daten der Europaischen Union, der Erstel- lung sozioökonomischer Analysen und der daraus resultierenden Gestaltung der Regio- nalpolitik verfolgen. Die Wirkung dieser Ebenen zeigt sich auch im Folgenden in den Raumstruktur-Konzepten der wachsenden und schrumpfenden Regionen und dem Zent- rum-Peripherie-Muster.
2.2 Raumstruktur-Konzepte
Um die Entstehung und Entwicklung regionaler Disparitaten zu erklaren, lassen sich eine Vielzahl von Konzepten und Modellen heranziehen. Im Zuge dieser Arbeit werden im Folgenden die Zirkularitat von wachsenden und schrumpfenden Regionen sowie das Zentrum-Peripherie Muster erlautert, die im weiteren Verlauf als theoretische Fundierung fungieren.
2.2.1 Zirkularitöt von Wachstum und Schrumpfung
Die Zirkularitat von Wachstum und Schrumpfung bezieht sich in ihrer Erscheinung auf Wachstums- und Schrumpfungstendenzen in einer Region. Dabei wird Wachstum als ein ökonomisch und sozioökonomisch begünstigender Prozess angesehen, der sich synergetisch ausdehnt. Unter Hinzuziehung der sechs Indikatoren des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) können somit wachsende und schrumpfende Regionen ermittelt werden:
- Durchschnittliche jahrliche Bevölkerungsentwicklung in % der letzten ca. fünf Jahre;
- Gesamtwanderungssaldo je 1 000 Einw. (Dreijahresdurchschnitt);
- Durchschnittliche jahrliche Arbeitsplatzentwicklung in % der letzten ca. fünf Jahre;
- Arbeitslosenquote (Zweijahresdurchschnitt);
- Realsteuerkraft in € je Einw. (Zweijahresdurchschnitt);
- Kaufkraft in € Einwohner
(Gatzweiler 2012: 55) Daher kann eine Region als wachsend betrachtet werden, sofern sie in das oberste Quintil eingeordnet werden kann. Gegenteiliges gilt für die schrumpfenden Regionen. In einem Zusammenspiel der jeweiligen Faktoren lasst sich erkennen, dass eine Korrelation hin- sichtlich des Einflusses untereinander vorliegt und somit ein stabiler Kreislauf der Wachstums- bzw. Schrumpfungsprozesse besteht (vgl. Abb. 2).
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Abb. 2: Zirkularitat von Wachstum und Schrumpfung (Quelle: BBSR 2011, zitiert nach Gatzweiler 2012: 56).
Beispielhaft für eine schrumpfende Region ergibt sich aus einer negativen Arbeitsplatz- entwicklung (z.B. dem Abbau von Arbeitsplatzen) innerhalb einer Region eine hohe Ar- beitslosigkeit. Aufgrund zunehmender Unzufriedenheit wandern junge Arbeitskrafte aus dem Gebiet ab, woraus ein negatives Gesamtwanderungssaldo resultiert. Infolgedessen bildet sich auch die Bevölkerungsentwicklung zurück, was sich unter anderem in einer veranderten Bevölkerungs- und Altersstruktur widerspiegelt. Weiterhin lasst sich aus ei- ner hohen Arbeitslosigkeit auch eine geringe Kaufkraft ableiten, da aufgrund des man- gelnden Einkommens bzw. der geringen Satze an Arbeitslosengeld keine groEen Investi- tionen in Güter und Dienstleistungen möglich sind. Dies führt folglich zu einer geringen Realsteuerkraft, welche in Verbindung mit weiteren Faktoren auf eine geringe gemeind- liche Wirtschaftskraft hinweist (Gatzweiler 2012: 55).
Abbildung 3 zeigt das Aufkommen wachsender und schrumpfender Regionen in Deutschland. Demnach zeigt sich besonders im Osten - mit Ausnahme der GroEstadte Magdeburg, Erfurt und Dresden sowie der Bundeshauptstadt und deren Umland - eine Heraus- bildung schrumpfender bis stark schrumpfender Regionen.
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Abb. 3: Wachsende und schrumpfende Stadte und Gemeinden in Deutschland (Quelle: Wiegandt 2015: 5).
In dem Übergang zwischen Regionen mit hoher Wachstums- bzw. Schrumpfungsrate lasst sich noch bis heute die ehemalige Ost-West-Teilung Deutschlands erkennen. Hier können vor allem die neuen Bundeslander als schrumpfende Regionen gekennzeichnet werden, wohingegen viele Regionen der alten Bundeslander im Westen als stabil bis stark wachsend ausgemacht werden können.
Dazu zahlen insbesondere die Regionen um München, die Rhein-Main-Region um Mainz, Frankfurt und Wiesbaden, sowie nördliche Gebiete wie das Ems- und Ostfriesland und Hamburg. Bei der Betrachtung des Ruhrgebiets fallt jedoch auf, dass hier einzelne Gebiete als stabil bzw. schrumpfend mit abnehmender Tendenz festgemacht ist. Dies kann unter anderem auf den Abbau der Industriewerke und dem damit einhergehenden Arbeitsplatzmangel zurückgeführt werden. In Anlehnung an die Zirkularitat von Wachs- tum und Schrumpfung schlieEt sich der Kreislauf, da infolge der hohen Arbeitslosigkeit ein Schema eintritt, wie zuvor beschrieben.
Auch für die Verteilung der Regionen in der Europaischen Union ist ein ahnliches Muster erkennbar (vgl. Abb. 4).
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Abb. 4: Wachsende und schrumpfende Regionen Europas (BBSR 2013).
Nach dieser finden sich schrumpfende Regionen im auEersten Westen der Europaischen Union. Das schlieEt unter anderem weite Teile Portugals, Spaniens sowie den Nordwes- ten Irlands ein. Weiterhin sind davon auch südliche Gebiete Italiens und Griechenlands und nördliche Areale Schwedens betroffen. Im Osten sind ebenfalls fast ausschlieElich schrumpfende Regionen vorzufinden, wobei hier aber vor allem viele Regionen Estlands, Lettlands, Litauens sowie Kroatiens, Ungarns und Bulgariens als stark schrumpfend ge- kennzeichnet werden. Im Gegensatz dazu erstrecken sich vermehrt wachsende bis stark wachsende Regionen in Mitteleuropa über Südfrankreich bis an die nördlichen Grenzen von Nouvelle-Aquitaine und Auvergne-Rhone-Alpes, und Norditalien bis an die südli- chen Grenzen Latiums und Molises. Weiterhin schlieEen die wachsenden Regionen auch die Schweiz, Österreich und südliche Gebiete Deutschlands ein sowie die zuvor beschrie- benen nördlichen Regionen ebenso wie weite Teile der Niederlanden und Belgiens. Au- Eerdem sind sowohl Island als auch Nordwegen mit ausschlieElich wachsenden Tenden- zen gekennzeichnet.
Diese Verteilung der wachsenden und schrumpf enden Regionen in der Europaischen Union könnte auch hier mit dem historischen Hintergrund begründet werden, in dem die Staaten Osteuropas vorwiegend sozialistisch gepragt waren. Damit deckt sich dieses Muster mit dem Schema von Wachstum und Schrumpfung in Deutschland, wo sich eben- falls ein West-Ost-Gefalle erkennen lasst.
2.2.2 Zentrum-Peripherie Muster
Das Zentrum-Peripherie Muster bezieht sich zunachst vor allem auf raumliche Ungleich- heiten. Eine Unterscheidung der Gebiete hinsichtlich ihrer Zentrenerreichbarkeit und Be- völkerungsdichte wird in Zentral-, Zwischen- und Peripherraumen vorgenommen. Da das klassische Modell jedoch aufgrund der Entwicklung der Raumstruktur der letzten Jahr- zehnte nicht mehr als ausreichend aussagekraftig herangezogen werden kann, nahm der Raumordnungsbericht 2005 erstmals eine Differenzierung der Raumtypen vor. So wird der Zentralraum fortan in innerer und auEerer Zentralraum gegliedert. Den Indikator zur Kategorisierung dieser Raumtypen bildet bei gleichbleibender Zentrenerreichbarkeit die Bevölkerungsdichte, die mit zunehmender Zentralitat steigt. AuEerdem sind diese Berei- che durch eine hohe Siedlungs- und Verkehrsdynamik gepragt (BBR 2005: 19).
In Deutschland kamen im Jahr 2005 auf 11 % der Gesamtflache 49 % der Bevölkerung, was einer Bevölkerungsdichte von ca. 1.000 Einwohnern/km2 entspricht (BBR 2005: 22). Zu diesen Regionen zahlen vor allem die drei Stadtstaaten sowie die Ballungszentren rund um Düsseldorf und Köln und das Rhein-Main-Gebiet (vgl. Abb. 5). Im Süden der Bun- desrepublik lassen sich solche Zentralraume unter anderem um Stuttgart und München finden.
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1 Auf eine Definition des Begriffs Region wird an dieser Stelle verzichtet, da die Begriffsbestimmung von einer anderen Gruppe innerhalb des Seminars behandelt wird.
2 Nomenclature des Unités Territoriales Statistiques
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