Die Bundesregierung verfolgt mit ihrer Drogenpolitik neben der Reduzierung des Drogenangebotes durch die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität das vorrangige Ziel, die Nachfrage nach illegalen Rauschmitteln so gering wie möglich zu halten. Dies
bedingt neben einer offensiven und gezielten Öffentlichkeitsarbeit und Suchtprävention ein ausreichendes und flächendeckendes Angebot an Beratungs- und Therapieplätzen, um bereits Drogenabhängigen einen Ausweg aus der Sucht zu öffnen.
„Ziel der Maßnahmen von Polizei, Zoll und Justiz ist es, die Rauschgiftproduktion zu verhindern, Schmuggel und Handel mit Drogen und Suchtstoffen zu unterbinden, umfangreiche Mengen von Rauschgiften sicherzustellen und zu vernichten,
Händlerorganisationen zu zerschlagen, Verbrechensgewinne zu ermitteln und abzuschöpfen sowie den Zugang zu den Rauschgiften zu erschweren.“ (Vgl.: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Deutschland); 1997; S. 10)
Trotz verschiedener ambulanter und stationärer Behandlungsformen, stieg die Zahl der Drogentoten in der Bundesrepublik von 1.565 im Jahr 1995 um 9,4% auf 1.712 für
1996. (Vgl.: Böllinger, L.; Stöver, H.; Fietzek, L.; 1995; S. 242)
Hiervon sind allein 999 Personen (58,4%) durch eine Heroinüberdosis (bei 198 Todesfällen in Verbindung mit anderen Drogen) ums Leben gekommen. (Vgl.: Bundeskriminalamt (Deutschland); 1996; Tabellen 30 und 31).
Angesichts der hohen Zahl von Heroinkonsumenten unter den Drogentoten stellt sich die Frage, wie gerade den Heroinabhängigen geholfen werden kann, die durch die
bisher bestehenden Therapieformen, zum Beispiel die Methadonsubstitution, nicht bzw. nicht mehr erreicht werden können und in ihrer Sucht zu verelenden bzw. zu sterben drohen. Für diese Zielgruppe wurde in der Schweiz in einem Modellversuch die ärztlich kontrollierte Verschreibung von Betäubungsmitteln erprobt, bei dem die Abhängigen überwiegend mit Heroin substituiert wurden. Die vorliegende Arbeit besteht aus acht Kapiteln.
Das erste Kapitel gibt eine Einführung in die Sucht und Abhängigkeitsproblematik, damit die Drogenabhängigkeit aus ihren Wurzeln her verstanden werden kann. Das zweite Kapitel zeigt das Drogenhilfesystem, von der Drogenberatung über die
abstinenzorientierte Drogenhilfe zur akzeptierenden Drogenhilfe, bzw. zur Substitution. Abschließend endet das Kapitel mit den Zielen der Substitution. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Drogenabhängigkeit
- Was sind Drogen und Betäubungsmittel
- Sucht und Abhängigkeit
- Bedeutung und Entstehung der Drogenabhängigkeit
- Entstehung und Ursache der Drogenabhängigkeit
- Die Physische (körperliche) Abhängigkeit
- Die Psychische Abhängigkeit
- Die Drogenhilfe
- Entwicklung der Drogenarbeit in Deutschland
- Drogenhilfe zwischen Abstinenz und Substitution
- Die Drogenberatung
- Drogentherapie
- Drogentherapeutische Versorgung in Deutschland
- Die abstinenzorientierte Drogenhilfe
- Die akzeptierende Drogenhilfe
- Niedrigschwellige Drogenhilfe
- Substitution als akzeptierende Drogenhilfe
- Substitution war schon im 19. Jahrhundert ein Thema
- Ziele der Substitution
- Substitution als akzeptierende Drogenhilfe
- Niedrigschwellige Drogenhilfe
- Die Methadonsubstitution
- Was ist Methadon?
- Methadon ist die Lösung?
- Ursprung und Hintergrund der Methadon-Substitution
- Pharmakologie des Methadons
- Eigenschaften und Wirkungen von Methadon
- Methadonsubstitution in der Praxis
- Struktur und Methodik der Substitutionstherapie
- Rechtliche Grundlagen der Substitution mit Methadon
- Vorteile der Methadonsubstitution
- Nachteile einer Methadonsubstitution
- Wer kann mit Methadon substituiert werden?
- NUB-Richtlinien
- Wem hilft Methadon?
- Zum Problem der Methadon-Substitution
- Verhindert Methadon den Konsum anderer Drogen?
- Polytoxikomanie und Suchtverlagerung durch Methadonsubstitution
- Probleme im Bereich der medizinischen Hilfe
- Wissenschaftliche Ergebnisse zur Methadon-Substitution
- Interview mit Heroinabhängigen im Metha-Programm
- Fragebogenauswertung
- Zusammenfassung
- Die Drogenpolitik
- Das Betäubungsmittelgesetz (BtMG)
- Neue Wege bei der Drogen- und Suchtbekämpfung
- Heroin soll verschreibungsfähig gemacht werden - erste Projekte stehen an
- Heroin (Diacetylmorphin) - ein Opioid
- Opioide
- Herkunft und Verwendungsform
- Zur Wirkungsweise der Opioide
- Zur Pharmakologie der Opioide
- Zur Toxikologie der Opioide
- Zu den Entzugserscheinungen bei Opioidabhängigkeit
- Zur Toleranzentwicklung bei Opioidabhängigkeit
- Historische Anmerkung zum Arzneimittel Heroin
- Legende und Wirklichkeit des Heroinkonsums
- Opioide
- Heroinabgabe bzw. Originalsubstitution
- Warum kontrollierte Abgabe von Heroin?
- Konzepte einer kontrollierten Heroinabgabe in Deutschland
- Kontrollierte Heroinabgabe in der Schweiz
- Schweizer Ideen und Schweizer Realitäten
- Das Schweizer Forschungsprojekt (PROVE) "Versuche für eine ärztliche Verschreibung von Betäubungsmitteln"
- Historische Anmerkungen zur Entstehung des Projektes
- Ziele des Gesamtversuchs
- Die Forschungsfragen des Gesamtversuchs
- Anmerkungen zu den rechtlichen Voraussetzungen einer ärztlichen Verschreibung von Betäubungsmitteln
- Forschungsergebnisse
- Allgemeines zur Datenauswertung
- Statistische Zielgruppencharakteristik bei Projekteintritt
- Darstellung der Ergebnisse
- Substanzbezogene Ergebnisse
- Patientenbezogene Ergebnisse
- Projektbezogene Ergebnisse
- Schlußbetrachtung des Gesamtversuchs
- Schlußfolgerungen der Forschungsergebnisse
- Heroinabgabe in Zürich (Zok12)
- Zok12
- Grundlagen, Ziel und Zweck
- Betreuungsangebot
- Methadon- und heroinunterstützte Behandlung Heroinabhängiger im Vergleich
- Substanzbezogene Untersuchungen
- Pharmakologische Vergleichsuntersuchung
- Toxikologische Vergleichsuntersuchung
- Deutschschweizer Methadon- und Heroinpatienten im Vergleich
- Vergleich der Eintrittsmerkmale
- Vergleich der Austritte
- Analyse des Behandlungsverlaufs
- Veränderungen in den strukturellen Integrationsmerkmalen
- Veränderungen der sozialen Vernetzung
- Veränderungen des Suchtmittelkonsums
- Veränderungen von Szenenkontakten und Delinquenz
- Veränderungen hinsichtlich psychischer und körperlicher Beschwerden
- Veränderungen der psychischen Beschwerden
- Veränderungen hinsichtlich der körperlichen Beschwerden
- Resümee zur Analyse des Behandlungsverlaufs
- Auswertung und Diskussion der Ergebnisse
- Zusammenfassung
- Substanzbezogene Untersuchungen
- Zur Rolle der Sozialarbeit in bezug auf die kontrollierte Heroinabgabe
- Zur allgemeinen Aufgabe der Sozialarbeit
- Sozialarbeit im interdisziplinären PROVE-Team
- Auftrag der Sozialarbeit in den PROVE-Projekten
- Probandenspezifische Zielsetzung der PROVE-Sozialarbeit
- Umsetzung des Auftrags der Sozialarbeit in den PROVE-Projekten
- Interventionsbereiche der PROVE-Sozialarbeit
- Beratungsgespräche
- Rahmenbedingungen der Beratungsgespräche
- Inhalt der Beratungsgespräche
- HIV-Prävention, Betreuung von HIV-Positiven und Aids-Kranken
- Gruppenarbeit
- Ziele der Gruppenarbeit
- Erfahrungen der Gruppenarbeit
- Themen der Gruppenarbeit
- Schlußbetrachtung aus sozialarbeiterischer Perspektive
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die kontroverse Frage der Heroinabgabe im Vergleich zur Methadonsubstitution und deren Auswirkungen auf die akzeptierende Drogenarbeit. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Drogenarbeit in Deutschland, die verschiedenen Ansätze der Drogenhilfe und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit beider Methoden.
- Vergleich von Methadon- und Heroinabgabe als Substitutionsmethoden
- Auswirkungen der verschiedenen Substitutionsmethoden auf die Drogenabhängigen
- Rolle der akzeptierenden Drogenhilfe und niedrigschwelliger Angebote
- Analyse des Schweizer Forschungsprojekts PROVE zur kontrollierten Heroinabgabe
- Bedeutung der Sozialarbeit im Kontext der kontrollierten Heroinabgabe
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Heroinabgabe versus Methadonsubstitution ein und skizziert den Forschungsansatz der Arbeit. Sie benennt die zentrale Forschungsfrage und die Relevanz des Themas im Kontext der akzeptierenden Drogenarbeit.
Die Drogenabhängigkeit: Dieses Kapitel definiert grundlegende Begriffe wie Drogen, Sucht und Abhängigkeit. Es beleuchtet die Entstehung und die Ursachen der Drogenabhängigkeit, differenziert zwischen physischer und psychischer Abhängigkeit und legt die Grundlage für das Verständnis der späteren Kapitel.
Die Drogenhilfe: Hier wird die Entwicklung der Drogenarbeit in Deutschland dargestellt, mit einem Fokus auf den Wandel zwischen abstinenz- und substitutionsorientierten Ansätzen. Es werden verschiedene Formen der Drogenhilfe, inklusive der akzeptierenden Drogenhilfe und niedrigschwelliger Angebote, detailliert beschrieben, wobei die Substitution als ein wichtiger Bestandteil der akzeptierenden Drogenarbeit herausgestellt wird.
Die Methadonsubstitution: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit der Methadonsubstitution. Es beschreibt Methadon, seine Wirkungsweise, die rechtlichen Grundlagen und die praktische Anwendung der Substitutionstherapie. Die Vor- und Nachteile der Methode werden ausführlich diskutiert, ebenso wie die Zielgruppe und die Probleme, die im Zusammenhang mit der Methadonsubstitution auftreten können. Wissenschaftliche Ergebnisse und Interviews mit Betroffenen liefern zusätzliche Einblicke.
Die Drogenpolitik: Dieses Kapitel analysiert die deutsche Drogenpolitik, insbesondere das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Drogen- und Suchtbekämpfung, mit einem besonderen Augenmerk auf die Diskussion um die mögliche Verschreibung von Heroin.
Heroin (Diacetylmorphin) - ein Opioid: Das Kapitel beschreibt Heroin als Opioid, seine Herkunft, Wirkungsweise, Pharmakologie und Toxikologie. Es beleuchtet die Entzugserscheinungen und die Toleranzentwicklung bei Opioidabhängigkeit und gibt einen historischen Überblick über die Verwendung von Heroin als Arzneimittel.
Heroinabgabe bzw. Originalsubstitution: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die kontrollierte Heroinabgabe als alternative Substitutionsmethode. Es erörtert die Gründe für die kontrollierte Heroinabgabe, verschiedene Konzepte in Deutschland und ausführlich das Schweizer Forschungsprojekt PROVE, inklusive der Ergebnisse und Schlussfolgerungen.
Methadon- und heroinunterstützte Behandlung Heroinabhängiger im Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht die Methadon- und Heroinunterstützte Behandlung anhand von substanzenbezogenen und patientenbezogenen Daten aus der Schweiz. Es analysiert Unterschiede im Behandlungsverlauf und den Auswirkungen auf soziale Integration, Suchtmittelkonsum und andere relevante Faktoren.
Zur Rolle der Sozialarbeit in bezug auf die kontrollierte Heroinabgabe: Dieses Kapitel beschreibt die Aufgaben und den Beitrag der Sozialarbeit im Kontext der kontrollierten Heroinabgabe, insbesondere im Rahmen des Schweizer PROVE-Projekts. Es beleuchtet die verschiedenen Interventionsbereiche der Sozialarbeit, die Beratungsgespräche und die Gruppenarbeit.
Schlüsselwörter
Methadonsubstitution, Heroinabgabe, akzeptierende Drogenarbeit, Drogenhilfe, Drogenpolitik, Betäubungsmittelgesetz (BtMG), Substitution, Opioide, PROVE-Projekt, Sozialarbeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Methadon- und Heroinunterstützte Behandlung Heroinabhängiger im Vergleich
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die kontroverse Frage der Heroinabgabe im Vergleich zur Methadonsubstitution und deren Auswirkungen auf die akzeptierende Drogenarbeit. Sie analysiert die Entwicklung der Drogenarbeit in Deutschland, verschiedene Ansätze der Drogenhilfe und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit beider Methoden.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Vergleich von Methadon- und Heroinabgabe als Substitutionsmethoden, deren Auswirkungen auf Drogenabhängige, die Rolle der akzeptierenden Drogenhilfe und niedrigschwelliger Angebote, die Analyse des Schweizer Forschungsprojekts PROVE zur kontrollierten Heroinabgabe und die Bedeutung der Sozialarbeit im Kontext der kontrollierten Heroinabgabe.
Welche Methoden werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Methadonsubstitution und die kontrollierte Heroinabgabe als Substitutionsmethoden zur Behandlung von Heroinabhängigkeit. Beide Methoden werden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, ihrer Vor- und Nachteile, sowie ihrer Auswirkungen auf die Betroffenen und das soziale Umfeld analysiert.
Welche Rolle spielt die akzeptierende Drogenhilfe?
Die akzeptierende Drogenhilfe, insbesondere niedrigschwellige Angebote und die Substitution, werden als wichtiger Bestandteil der Drogenarbeit dargestellt. Die Arbeit untersucht, wie die beiden verglichenen Substitutionsmethoden in diesen Ansatz integriert sind und welche Auswirkungen sie darauf haben.
Was ist das Schweizer Forschungsprojekt PROVE?
Das Schweizer Forschungsprojekt PROVE ("Versuche für eine ärztliche Verschreibung von Betäubungsmitteln") wird detailliert analysiert. Die Arbeit beschreibt die Ziele, die Methodik, die Ergebnisse und die Schlussfolgerungen des Projekts zur kontrollierten Heroinabgabe in der Schweiz.
Welche Rolle spielt die Sozialarbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle der Sozialarbeit im Kontext der kontrollierten Heroinabgabe, insbesondere im Rahmen des PROVE-Projekts. Es werden die Aufgaben, Interventionsbereiche, Beratungsgespräche und die Gruppenarbeit der Sozialarbeit beschrieben und analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Einleitung, Drogenabhängigkeit, Drogenhilfe, Methadonsubstitution, Drogenpolitik, Heroin (Diacetylmorphin), Heroinabgabe, Vergleich von Methadon- und Heroinunterstützter Behandlung, Rolle der Sozialarbeit und Schlussbetrachtung.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert Ergebnisse aus dem Schweizer PROVE-Projekt zur kontrollierten Heroinabgabe, sowie einen Vergleich von Methadon- und Heroinunterstützten Behandlungen, inklusive substanzenbezogener und patientenbezogener Daten. Die Ergebnisse werden im Kontext der Drogenhilfe und der Sozialarbeit diskutiert.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen zum Vergleich der Wirksamkeit von Methadon- und Heroinabgabe, zur Rolle der akzeptierenden Drogenhilfe und zur Bedeutung der Sozialarbeit bei der Behandlung von Heroinabhängigkeit. Die Schlussfolgerungen basieren auf der Analyse der wissenschaftlichen Literatur und der Ergebnisse des PROVE-Projekts.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Methadonsubstitution, Heroinabgabe, akzeptierende Drogenarbeit, Drogenhilfe, Drogenpolitik, Betäubungsmittelgesetz (BtMG), Substitution, Opioide, PROVE-Projekt, Sozialarbeit.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Sozialarbeiter Michael Rapp (Autor:in), 2000, Heroinabgabe statt Methadonsubstitution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91106