In dieser Arbeit werden Return on-Kennzahlen in ihren unterschiedlichen Ausführungen, zusammen mit ihren Formeln beschrieben und auf ihre Eignung zur Unternehmenssteuerung untersucht. Hierauf bezogen lautet die zentrale Frage dieser Arbeit: Welche Return on Kennzahlen existieren und inwiefern eignen sich diese zur Unternehmenssteuerung?
Hierzu sollen alle Return on-Kennzahlen zusammen mit ihren Formeln, Berechnungen und Informationen aufgeführt- und anschließend mit weiteren Kennzahlen im Bereich der Ertragslage verglichen werden, um zum Schluss entscheiden zu können, für welche Funktionen die jeweiligen Kennzahlen in der Unternehmenssteuerung in Betracht gezogen werden können. Dieser Vergleich soll hauptsächlich dazu dienen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen deutschen und englischen Kennzahlen zu verdeutlichen. Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Zahlen belegen zu können, werden alle Kennzahlen anhand eines Fallbeispiels durchgerechnet.
Kapitel 1 dieser Arbeit soll einen Einstieg in die Thematik der Return on Kennzahlen ermöglichen. Die im ersten Kapitel aufgestellte Forschungsfrage, gilt es im Verlauf dieser Arbeit zu beantworten. Kapitel 2 beinhaltet theoretische Grundinformationen zu Kennzahlen und der Jahresabschlussanalyse.
Um die aktuelle, wirtschaftliche Lage eines Unternehmens beurteilen zu können, wird eine Bilanzanalyse durchgeführt. Mithilfe der Bilanzanalyse werden entscheidungsrelevante Informationen bereitgestellt, die zur Berechnung von Rentabilitätskennzahlen benötigt werden.
In Kapitel 3 erfolgt die tiefgehende Beschreibung der Return on-Kennzahlen gemeinsam mit ihren jeweiligen Formeln. Dies geschieht auf Basis der, im vorherigen Kapitel aufgelisteten Bilanz- und GuV-Größen und weiteren Größen, welche im Verlauf des dritten Kapitels eben-falls erklärt werden. Dieser Abschnitt beinhaltet somit alle Informationen zur weiteren Bearbeitung der Arbeit. Bezugnehmend auf Kapitel 3 werden nun in Kapitel 4 alle beschrieben Kennzahlen in einer fiktiven Fallstudie, anhand einer Bilanzanalyse durchgerechnet und interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Formelverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Ziel des Projektes
1.2 Ablauf der Arbeit
2 Kennzahlen und Jahresabschluss
2.1 Grundlegende Informationen zu Kennzahlen
2.1.1 Begriffsbestimmung, Funktionen und Zielevon Kennzahlen
2.1.2 Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen
2.1.3 Arten von Kennzahlen
2.1.3.1 Statistische Differenzierung
2.1.3.2 Differenzierung nach der Zielsetzung, Erfolgswirksamkeit & Objektbezug
2.1.4 Risiken und Nachteile von Kennzahlen
2.1.5 Traditionelle Kennzahlensystemezur Unternehmenssteuerung
2.2 Bilanzanalyse
2.2.1 Aufbau der Bilanz und des Gewinn-& Verlustkontos
2.2.2 Gewinn-& Verlustrechnung
2.3 Visualisierung von Kennzahlen
3 Beschreibung und Berechnung von „Return on“ Kennzahlen
3.1 Traditionelle „Return on“ Kennzahlen
3.1.1 Return on Assets (ROA) & Return on Fixed Assets (ROFA)
3.1 .2 Return on Investment (ROI)
3.1.3 Return on Equity (ROE)
3.1.4 Returnon Sales (ROS)
3.2 Erweiterte „Return on“ Kennzahlen
3.2.1 Return on Net Assets (RONA)
3.2.2 Return on invested Capital (ROIC)
3.2.3 Return on Capital Employed (ROCE)
3.3 Cash Flow Return on Investment (CFROI)
3.4 Risk Adjusted Profitability MeasurementKennzahlen
3.5 Zusammenfassung aller „Return on“ Kennzahlen
4 Fallstudie -Bilanzanalyse der fiktiven XYZ AG
4.1 Bilanz und Gewinn-& Verlustrechnung der XYZ AG
4.2 Absolute Kennzahlen zur Ermittlung der „Return on“ Kennzahlen
4.3 Berechnung und Interpretation der „Return on“ Kennzahlen
5 Eignung vonKennzahlen& Kennzahlensysteme zur Unternehmenssteuerung
5.1 Eignung der Return on Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung
5.2 Eignung des ROA & des ROI zur Unternehmenssteuerung
5.3 Eignung des ROE zur Unternehmenssteuerung
5.4 Eignung des ROS zur Unternehmenssteuerung
5.5 Eignung des ROCE/RONA & des ROIC zur Unternehmenssteuerung
5.6 Eignung des CFROI zur Unternehmenssteuerung
6 Fazit
6.1 Zusammenfassung
6.2 Ansätze für weitere wissenschaftliche Arbeiten
Quellenverzeichnis
Zusammenfassung
Um die Ertragskraft einer Unternehmung beurteilen zu können, werden auf Rentabilitätskennzahlen zugegriffen. In der Literatur existieren verschiedene Meinungen darüber, welche Rentabilitätskennzahlen sich für die Unternehmenssteuerung am besten eignen. Return on Kennzahlen bilden bestimmte Rentabilitätskennzahlen ab, die es im Rahmen dieser Arbeit, auf ihre Eignung zur Unternehmenssteuerung, zu untersuchen gilt.
Im Verlauf dieser Arbeit werden Return on Kennzahlen mithilfe einer Literaturrecherche beschrieben und anhand eines rechnerischen Fallbeispiels eines fiktiven Unternehmens durchgerechnet und interpretiert. Anschließend werden die Kennzahlen auf ihre Eignung zur Unternehmenssteuerung untersucht.
Diese Arbeit verdeutlicht, dass eine reine Betrachtung traditioneller Kennzahlen, Fragen bezüglich bestimmter Sachverhalte im Unternehmen nicht beantworten kann, sodass erweiterte Return on Kennzahlen zur Beurteilung bestimmter Sachverhalte herangezogen werden müssen. Auch der CFROI besitzt gegenüber traditioneller Kennzahlen gewisse Vorteile, die in dieser Arbeit analysiert werden.
Abstract
In order to be able to evaluate the profitability of a company, profitability ratios are getting accessed. There are different opinions in the literature about which profitability ratios are best suited for corporate management. Return on ratios represent certain profitability indicators, which must be examined in the context of this work on their suitability for corporate management.
In the course of this work, return on ratios are described using a literature search and calculated and interpreted using a mathematical case study of a fictitious company. The key figures are then examined for their suitability for corporate management.
This work makes it clear that a pure examination of traditional key figures cannot answer questions about certain situations in the company, so that extended return on key figures must be used to assess certain situations. CFROI also has certain advantages over traditional ratios, which are analysed in this work.
Abkürzungsverzeichnis
Abb Abbildung
bzw beziehungsweise
BIB Bruttoinvestitionsbasis
CAPM Capital Assets Pricing Model
CFROI Cash Flow Return on Investment
EBIT Earnings before Interest and Taxes
EBT Earnings before Taxes
EK Eigenkapital
EVA Economic Value Added
FK Fremdkapital
GKV Gesamatkostenverfahren
GuV Gewinn- und Verlust
HGB Handelsgesetzbuch
Hrsg Herausgeber
IFRS International Financial Reporting Standards
KEK Eigenkapitalkosten
KFK Fremdkapitalkosten
n.. Nutzungsdauer
NOPAT Net Operating Profit after Taxes
RAPM Risk Adjusted Profitibility Measurement
RAROC Risk Adjusted Return on Capital
ROA Return on Assets
ROACE Return on Average Capital Employed
ROCE Return on Capital Employed
ROE Return on Equity
ROFA Return on Fixed Assets
ROI Return on Investment
ROIC Return on Invested Capital
RONA Return on Net Assets
ROS Return on Sales
UKV Umsatzkostenverfahren
WACC Weighted Average Cost of Capital
z.B. zum Beispiel
ZVEI Zentralverband der elektronischen Industrie
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Statische Differenzierung von Kennzahlen
Abbildung 2: Return on Investment Kennzahlensystem
Abbildung 3: ZVEI-Kennzahlensystem
Abbildung 4: „Säulendiagramm“
Abbildung 5: „Kreisdiagramm"
Abbildung 6: Cash Flow Return on Investment (CFROI)
Abbildung 7: Vergleich absoluter Kennzahlen der XYZ AG (2014-2018)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Beispiel Preisindex 2015 - 2019
Tabelle 2: Bilanz für mittelgroße und große Kapitalgesellschaften (HGB)
Tabelle 3: Bestandskonto: Zugänge und Abgänge
Tabelle 4: Buchungen auf das Schlussbilanzkonto
Tabelle 5: Buchungen auf das GuV-Konto
Tabelle 6: Gewinn- und Verlustrechnung (HGB)
Tabelle 7: Positiver Leverage-Effekt
Tabelle 8: Negativer Leverage-Effekt
Tabelle 9: Neutraler Leverage-Effekt
Tabelle 10: Zusammenfassung der betrachteten Return on Kennzahlen
Tabelle 11: Bilanz der XYZ AG AKTIVA
Tabelle 12: Bilanz der XYZ AG PASSIVA
Tabelle 13: Gewinn- und Verlustrechnung der XYZ AG
Tabelle 14: EBIT der XYZ AG
Tabelle 15: NOPAT der XYZ AG
Tabelle 16: Net Assets der XYZ AG
Tabelle 17: Brutto-Cash-Flow der XYZ AG
Tabelle 18: Bruttoinvestitionsbasis der XYZ AG
Tabelle 19: Innerbetrieblicher Kennzahlenvergleich (2014 - 2018)
Formelverzeichnis
Formel 1: Gliederungskennzahl
Formel 2: Fixkostenanteil
Formel 3: Materialkostenanteil
Formel 4: Beziehungszahl
Formel 5: Umsatz je beschäftigte Person innerhalb einer Periode
Formel 6: Preisindex
Formel 7: Return on Assets (ROA)
Formel 8: Durchschnittliches Gesamtkapital
Formel 9: Gesamtkapitalrentabilität
Formel 10: Return on Fixed Assets (ROFA)
Formel 11: Return on Investment (ROI) - Enge Fassung/Weite Fassung
Formel 12: Return on Investment (ROI)
Formel 13: Return on Equity (ROE)
Formel 14: Return on Sales (ROS)
Formel 15: Return on Net Assets (RONA)
Formel 16: Return on invested Capital (ROIC)
Formel 17: Weighted Average Cost of Capital (WACC)
Formel 18: Eigenkapitalkostensatz
Formel 19: Return on Capital Employed (ROCE) & (ROACE)
Formel 20: ROCE-Spread
Formel 21: Cash Flow Return on Investment (CFROI) nach der Internen Zinsfußmethode
Formel 22: Cash Flow Return on Investment (CFROI) in vereinfachter Form
Formel 23: Ökonomische Abschreibung
Formel 24: Durchschnittliche Nutzungsdauer „n“
Formel 25: Cash Flow Return on Investment (CFROI) vollständig
Formel 26: Return on Risk Adjusted Capital (RORAC)
Formel 27: Risk Adjusted Return on Capital (RAROC)
Formel 28: ROE-Aufteilung
Formel 29: EBIT-Marge
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
„Miss alles, was sich messen lässt und mach alles messbar, was sich nicht messen lässt.“
Mit diesem Zitat macht der Mathematiker Archimedes (287 v. Chr. - 212 n. Chr.) deutlich, welche Bedeutung die Transformation von Sachverhalten in Zahlen besitzt. Der zweite Teil dieses Zitates kann auf Unternehmenserfolge bezogen werden, welche erst dann messbar werden, wenn bestimmte, absolute Kennzahlen ins Verhältnis zueinander gesetzt werden.
Kennzahlen sind essenzielle Werkzeuge für das Controlling im Unternehmen. Sie sind ein unverzichtbares unternehmerisches Führungsinstrument, um Zusammenhänge im Unternehmen sichtbar- und Schwachstellen kenntlich zu machen. Außerdem setzen Sie Maßstäbe, üben Erfolgskontrollfunktionen aus und dienen zur Umsetzung der Unternehmensziele in konkrete Zielvorgaben.1
Es existieren eine Fülle von Kennzahlen, welche in unterschiedlichen Bereichen einer Unternehmung Anwendung finden. Diese unterscheiden sich sowohl in ihrer statischen Beschaffenheit als auch in ihrer jeweiligen Zielrichtung, ihrer Erfolgswirksamkeit und ihrem Objektbezug. Heutzutage werden jegliche Zahlen undifferenziert als Kennzahlen bezeichnet, obwohl diese weder einen logischen Zusammenhang zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situationen im Unternehmen beinhalten noch einen Ansatz darstellen, um die Erhaltung eines Unternehmens abzusichern.2 STÄHLE spricht in seinen Ausführungen von einer Fülle von Quantität und fehlender Qualität.3
Um einen Überblick über die wesentlichen Sachverhalte im Unternehmen beizubehalten, sollte sich die Unternehmenssteuerung auf ausgewählte Kennzahlen beschränken und Zusammenhänge zu anderen Kennzahlen in Form eines Kennzahlensystems herstellen.
Rentabilitätskennzahlen, welche sich größtenteils mit den Daten der Jahresabschlussanalyse ermitteln lassen, eignen sich besonders, um die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens beurteilen zu können. Teilweise werden diese auch als Spitzenkennzahlen von Kennzahlensystemen benutzt. Im englischsprachigem Raum werden die meisten Rentabilitätskennzahlen mit „Return on“ versehen. In der Literatur besteht kein einheitlicher Konsens darüber, welche Formel bei welcher Return on Kennzahl angewendet wird.
In dieser Arbeit werden Return on Kennzahlen in ihren unterschiedlichen Ausführungen, zusammen mit ihren Formeln beschrieben und auf ihre Eignung zur Unternehmenssteuerung untersucht. Hierauf bezogen lautet die zentrale Frage dieser Arbeit:
Welche Return on Kennzahlen existieren und inwiefern eignen sich diese zur Unternehmenssteuerung?
Hierzu sollen alle „Return on“ Kennzahlen zusammen mit ihren Formeln, Berechnungen und Informationen aufgeführt- und anschließend mit weiteren Kennzahlen im Bereich der Ertragslage verglichen werden, um zum Schluss entscheiden zu können, für welche Funktionen die jeweiligen Kennzahlen in der Unternehmenssteuerung in Betracht gezogen werden können. Dieser Vergleich soll hauptsächlich dazu dienen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen deutschen und englischen Kennzahlen zu verdeutlichen. Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Zahlen belegen zu können, werden alle Kennzahlen anhand eines Fallbeispiels durchgerechnet.
1.2 Aufbau der Arbeit
Kapitel 1 dieser Arbeit soll einen Einstieg in die Thematik der Return on Kennzahlen ermöglichen. Die im ersten Kapitel aufgestellte Forschungsfrage, gilt es im Verlauf dieser Arbeit zu beantworten.
Kapitel 2 beinhaltet theoretische Grundinformationen zu Kennzahlen und der Jahresabschlussanalyse. Um die aktuelle, wirtschaftliche Lage eines Unternehmens beurteilen zu können, wird eine Bilanzanalyse durchgeführt. Mithilfe der Bilanzanalyse werden entscheidungsrelevante Informationen bereitgestellt, die zur Berechnung von Rentabilitätskennzahlen benötigt werden. Dem Leser soll ein Bild davon verschafft werden, welche Eigenschaften Kennzahlen besitzen und worauf zugegriffen werden muss, um Informationen für die Berechnung von Return on Kennzahlen zu erhalten.
In Kapitel 3 erfolgt die tiefgehende Beschreibung der Return on Kennzahlen gemeinsam mit ihren jeweiligen Formeln. Dies geschieht auf Basis der, im vorherigen Kapitel aufgelisteten Bilanz- und GuV-Größen und weiteren Größen, welche im Verlauf des dritten Kapitels ebenfalls erklärt werden. Dieser Abschnitt beinhaltet somit alle Informationen zur weiteren Bearbeitung der Arbeit.
Bezugnehmend auf Kapitel 3 werden nun in Kapitel 4 alle beschrieben Kennzahlen in einer fiktiven Fallstudie, anhand einer Bilanzanalyse durchgerechnet und interpretiert.
Darauf aufbauend werden die Return on Kennzahlen in Kapitel 5 auf ihre Eignung zur Unternehmenssteuerung überprüft. Mit diesem Teil der Arbeit soll die Forschungsfrage vollständig beantwortet werden.
Kapitel 6 stellt das letzte Kapitel dieser Arbeit dar. In diesem Kapitel werden die Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zusammengefasst und die Arbeit abgeschlossen.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Grundlegende Informationen zu Kennzahlen
2.1.1 Begriffsbestimmung, Funktionen und Ziele von Kennzahlen
Kennzahlen werden im weiteren Sinne als Instrumente und Informationen betrachtet, welche sich für die jeweils zur Kennzahl passenden Bedürfnisse der Unternehmenssteuerung und Unternehmensanalyse eignen. Im engeren Sinne lassen sich Kennzahlen in absolute und relative Zahlen einteilen, die bestimmte Sachverhalte im Unternehmen zahlenmäßig beschreiben können.4 Sie werden benötigt, um aus einer Fülle von Informationen, die wesentlichen und relevanten Informationen zu extrahieren, eine objektive Darstellung der Unternehmenssituation zu erstellen und Maßstäbe zu setzen. Für die Unternehmenssteuerung sind Kennzahlen Analyseinstrumente von elementarer Bedeutung und wichtig, um Schwachstellen rechtzeitig zu erkennen.5
Als Synonyme werden die Begriffe „Kennziffern“, „Kontrollzahlen“, „Kontrollziffern“, „Messziffern“, „Messzahlen“, „Ratios“, „Richtzahlen“, „Schlüsselgrößen“ und „Schlüsselzahlen“ ver- wendet.6 Die Relevanz von Kennzahlen für die Unternehmenssteuerung, wird anhand der genannten Begrifflichkeiten nochmals verdeutlicht.
„In der unternehmerischen Praxis lässt sich die Verwendung einer Vielzahl von Kennzahlen und Kennzahlensystemen beobachten, wobei ein einheitliches Konzept zur angemessenen Abbildung des Unternehmenserfolgs fehlt.“7 Der Erfolg der angewendeten Kennzahlen hängt somit davon ab, ob die jeweilige Kennzahl zum Unternehmen passt. Kennzahlensysteme müssen somit optimal auf das Unternehmen zugeschnitten sein, damit diese zur Steuerung im Unternehmen verwendet werden können. Folglich sind Kennzahlen abhängig vom Unternehmen, der Strategie und von äußerlichen Faktoren.8
Besonders für die Führungsebene werden Kennzahlen zur Vereinfachung komplexer Sachverhalte verwendet. Es wird auch von einer „Verdichtung der Informationen“ gesprochen.9 „Kennzahlen sind grundsätzlich nicht dazu geeignet, Probleme zu lösen. Die Verwendung von Kennzahlen dient vielmehr dazu, betriebswirtschaftlich relevante Fragen zu stellen: Was ändert sich wann, warum und in welcher Höhe.“10 Der eigentliche Sinn von Kennzahlen besteht somit darin, Vergleiche zwischen den Kennzahlen aufzustellen, da nur so ökonomische Aussagen getroffen werden können.
Diese Vergliche erstrecken sich auf drei mögliche Dimensionen. Der Perioden- oder Zeitvergleich, der Betriebsvergleich und der Soll-/Ist-Vergleich. Beim Perioden- oder Zeitvergleich handelt es sich um den Vergleich verschiedener Geschäftsperioden.11 Der Zeitvergleich stellt identische Sachverhalte innerhalb eines Unternehmens, über unterschiedliche Perioden gegenüber. Beispielsweise kann die Gesamtkapitalrentabilität des Geschäftsjahres mit der Gesamtkapitalrentabilität der Vorjahre verglichen werden. Dies ermöglicht, dass die wirtschaftliche Situation im Unternehmen klargestellt wird, Erkenntnisse über die Entwicklung des Unternehmens gewonnen werden und dass negative Entwicklungen früh erkannt und präventiv unterbunden werden können.12
Der Betriebsvergleich stellt einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Unterneh- men/Branchen auf. Beim Soll-/Ist-Vergleich dagegen, werden Planwerte mit den tatsächlichen Ist-Werten verglichen.13 Das Ziel eines Soll-/Ist-Vergleiches ist es, durch das Erkennen von eingetretenen oder vorhersehbaren Abweichungen, welche die Zielerreichung beeinflussen können, geeignete Maßnahmen zur Beseitigung dieser Abweichungen zu finden.14
2.1.2 Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen
Um ein Unternehmen steuern und organisieren zu können, bedarf es an passenden Messinstrumenten. Kennzahlen haben hierbei die Funktion, alle Aktivitäten im Unternehmen mit Zahlen kenntlich zu machen und zu bewerten. Dadurch entsteht ein messbarer Erfolg, welcher mit dem Erfolg von vergangenen Jahren bzw. mit dem Erfolg anderer Unternehmen verglichen werden kann.15
WEBER differenziert zwischen den fünf nachfolgenden Funktionen von Kennzahlen.16
Informationsfunktion
Die Informationsfunktion ist eine zentrale Funktion von Kennzahlen. Sowohl für die interne- als auch für externe Betrachtung haben Kennzahlen eine informative Funktion und vermitteln zweckorientiertes Wissen, um Entscheidungen für unterschiedliche Sachverhalte treffen zu können. Diese Informationsaufgabe kann durch Kennzahlenvergleiche erfüllt werden. Kennzahlenvergleiche können sowohl innerbetrieblich als auch zwischenbetrieblich stattfinden. Dies geschieht mit Ist-Ist-Vergleichen (Periodenvergleich), oder Soll-Ist-Vergleichen. Während bei innerbetrieblichen Vergleichen sowohl Verhältniskennzahlen als auch absolute Kennzahlen verglichen werden, werden bei zwischenbetrieblichen Vergleichen überwiegend Verhältniskennzahlen verwendet. Eine Kontrolle anhand von innerbetrieblichen Vergleichen, kann mithilfe von Plan- bzw. Soll-Ist-Vergleichen durchgeführt werden.17
Operationalisierungsfunktion
Mithilfe von Kennzahlen lassen sich konkrete Ziele und Leistungen operationalisieren und somit messbar machen. Das heißt, dass Kennzahlen Unternehmensziele mit Zahlen untermauern können.
Anregungsfunktion
Kennzahlen sorgen dafür, dass bei laufenden Prozessen und Sachverhalten frühzeitig auf Auffälligkeiten und Veränderungen aufmerksam gemacht wird, sodass diese anhand der verdichteten Informationen schnell erkannt werden. Folglich kann die Reaktionszeit auf kritische Veränderungen verkürzt- und der rechtzeitige Eingriff in die laufenden Prozesse ermöglicht werden.
Vorgabefunktion
Mit der Vorgabefunktion setzen Kennzahlen zahlentechnische Maßstäbe für die Teilbereiche des Unternehmens bzw. für das gesamte Unternehmen, indem die operationalisierten Ziele in jedem Unternehmensbereich individuell festgelegt werden. Diese dienen dann jeweils als Richtwerte der einzelnen Unternehmensbereiche.
Steuerungs- & Kontrollfunktion
Durch die Erfassung von Soll-Ist-Vergleichen mithilfe von Kennzahlen, können Effektivitätsund Effizienzbewertungen durchgeführt werden, sodass Kennzahlen einen Kontrollcharakter erhalten. In der Unternehmensführung können Kennzahlen somit zur Entscheidungshilfe herangezogen werden.
2.1.3 Arten von Kennzahlen
Die Differenzierung von Kennzahlen geschieht in vier verschiedenen Arten. Hierzu gehört die Statische Differenzierung, die Differenzierung nach der Zielerreichung, die Differenzierung nach der Erfolgswirksamkeit und die Differenzierung nach dem Objektbezug.18
2.1.3.1 Statistische Differenzierung
Abbildung 1 zeigt, wie die Statische Differenzierung Kennzahlen in absolute- und relative Kennzahlen klassifiziert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Statische Differenzierung von Kennzahlen19
Wenn eine Zahl unabhängig von anderen Zahlen betrachtet werden kann, handelt es sich um eine absolute Kennzahl. Bei absoluten Kennzahlen finden keine Relativierungen zwischen zwei Kennzahlen statt, sodass ihre Bedeutung nur durch einen Vergleich zwischen absoluten Kennzahlen untereinander verdeutlicht werden kann.19 20 Da absolute Kennzahlen ohne diesen untereinander stattfindenden Vergleich kaum Aussagekraft besitzen, erkennen viele Autoren absolute Zahlen nicht als Kennzahlen an.21 Wie man Abb. 1 entnehmen kann lassen sich absolute Zahlen in Einzelzahlen (z.B. Umsatz), Summen (z.B. Summe der Gesamtkosten, Bilanzsumme), Differenzen (z.B. Betriebsergebnis als Differenz von Kosten und Leistungen) und Mittelwerte (z.B. durchschnittlicher Lagerbestand) gliedern.
Neben der Einteilung in Einzelzahlen, Summen, Differenzen und Mittelwerten können absolute Kennzahlen in Bestandszahlen und Bewegungszahlen eingeteilt werden. Bestandszahlen geben Informationen über bestimmte Zustände zu bestimmten Zeitpunkten oder durchschnittliche Zustände für einen Zeitraum. Als Beispiele können hierbei Auftragsbestände, Lagerbestände, Personalbestand und Kapitaleinsatz genannt werden. Im Gegensatz zu Bestandszahlen, zeigen Bewegungszahlen Ereignisse eines Zeitraums auf. Beispiele hierfür wären Umsätze des Monats, Deckungsbeiträge, Vertriebskosten etc.22
Bei Verhältniszahlen handelt es sich um zwei Zahlen, welche in Verhältnis zueinander stehen. Das Ergebnis hiervon ist eine Prozentzahl oder wird in einem Faktor zum Ausdruck gebracht.23 Die Beziehungsgröße steht dabei im Zähler und die Bezugsgrundlage im Nenner (z.B. Teilmasse im Bezug zur Gesamtmasse). Somit kann eine Zahl anhand einer anderen Zahl gemessen werden. Zu den Verhältniszahlen gehören Gliederungszahlen, Beziehungszahlen und Messzahlen (Indexzahlen).24
Um Gliederungszahlen zu erhalten, muss eine Gesamtgröße in einzelne Teilgrößen aufgeteilt werden. Durch das Verhältnis einer Teilgröße zur Gesamtgröße, wird die Gliederungszahl er- mittelt.25 Das Kreisdiagramm eignet sich als ein besonders gutes Hilfsmittel, um Gliederungszahlen zu visualisieren.26
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beziehungszahlen entstehen hingegen dadurch, dass eine Teilmenge zu einer anderen Teilmenge in Relation gesetzt wird. Zwischen diesen Teilmengen besteht ein sachlicher Zusammenhang und im Gegensatz zur Gliederungszahl, stellt keine dieser Teilmengen eine übergeordnete Größe dar.27 Damit Beziehungszahlen bedeutsam und aussagefähig sind, müssen die ins Verhältnis gesetzten absoluten Kennzahlen passend zur Sachlage gewählt sein und zeitlich miteinander in Verbindung stehen.28
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Gegensatz zu Gliederungs- und Beziehungszahlen, werden bei Indexzahlen Zeitfaktoren berücksichtigt, sodass verschiedene Zeiten/Perioden ins Verhältnis zueinander gesetzt werden. Dadurch sollen Entwicklungen über einen Zeitablauf verdeutlicht werden. Gleichartige Größen werden somit über bestimmte Zeiträume in Beziehung zueinander gesetzt.29 30 Es wird ein bestimmter Zeitpunkt/Zeitraum ausgewählt, welcher als Basis gilt. Zu diesem Zeit- punkt/Zeitraum wird die „Basiszahl“ mit 100 angesetzt. Alle weiteren Zahlen verschiedener Zeitpunkte/Zeiträume werden auf diese Basiszahl bezogen. Tabelle 1 verdeutlicht beispielhaft, wie ein sogenannter Preisindex zustande kommt. Die Preise der verschiedenen Jahre werden mit dem Preis im Jahr 2015 ins Verhältnis gesetzt, welcher folglich als Basispreis gilt.
Beispiel für Indexzahlen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Beispiel Preisindex 2015 - 201930
2.1.3.2 Differenzierung nach der Zielrichtung, der Erfolgswirksamkeit und dem Objektbezug
Differenzierung nach der Zielrichtung
Die Zielrichtung der Kennzahlen lässt sich in Erfolgs-, Liquiditäts- und Wertsteigerungskennzahlen differenzieren. Zu den Erfolgskennzahlen zählen hierbei alle Renditekennzahlen, welche im Verlaufe dieser Arbeit genauer analysiert werden. Unter anderem fallen hierunter traditionelle Erfolgsgrößen wie die Umsatzrentabilität, die Eigenkapitalrentabilität und die Gesamtkapitalrentabilität. Aufgrund der Allgemeinheit traditioneller Kennzahlen, gewinnen speziellere Kennzahlen wie der Return on Capital Employed oder der Return on invested Capital immer mehr an Bedeutung. Anhand des Einsatzes von Ertragsgrößen wie dem EBIT, ermöglichen diese Kennzahlen die Ermittlung des operativen Geschäftserfolges, weil Fremdkapitalzinsen und Steuern mithilfe des EBITs bereinigt werden.31
Liquiditätskennzahlen zielen darauf ab, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens herauszufinden. Dabei werden bestimmte Vermögensposten auf der Aktivseite der Bilanz, mit Kapitalposten auf der Passivseite der Bilanz in Relation gesetzt. Im Gegensatz zu Liquiditätskennzahlen messen Wertsteigerungskennzahlen den Marktwert der Unternehmung. Die bedeut- samste Wertsteigerungskennzahl ist der Economic Value Added (EVA), welcher den betrieblichen Übergewinn misst. Folglich bedeutet ein positiver EVA Wert, dass der Unternehmenswert gesteigert wurde.32
Differenzierung nach der Erfolgswirksamkeit
Sachverhalte im Unternehmen, welche mithilfe von Kennzahlen untersucht werden, können langfristig oder kurzfristig erfolgswirksam sein. Strategische Kennzahlen weisen eine hohe Erfolgswirksamkeit auf, sind langfristig ausgerichtet und werden auch als Effektivitätskennzahlen bezeichnet. Außerdem wird die Bezeichnung Key-Performance-Indicators (Schlüsselkennzahlen) mit strategischen Kennzahlen in Verbindung gebracht. Demgegenüber werden operative Kennzahlen als Effizienzkennzahlen bezeichnet.33 „Operative Kennzahlen beziehen sich häufig auf das Halten eine Niveaus, sind also eher statische Größen.“34
Differenzierung nach dem Objektbezug
Die Differenzierung nach dem Objektbezug kategorisiert Kennzahlen in Leistungs- und Kostenkennzahlen. Leistungskennzahlen beziehen sich dabei auf die Einhaltung zeitlicher und qualitativer Vorgaben. Kostenkennzahlen beziehen sich auf anfallende Kosten wie z.B. Prozesskosten, Qualitätskosten oder Distributionskosten.35
2.1.4 Risiken und Nachteile von Kennzahlen
Im folgenden Kapitel sollen die Grenzen von einzelnen Kennzahlen aufgegriffen werden und Maßnahmen beschrieben werden, um dagegen vorzugehen.
Aufgrund ihrer komprimierten und verdichteten Form haben Kennzahlen den Anschein, komplexe und umfangreiche Sachverhalte kurz, präzise und prägnant darzustellen. Jedoch warnt STÄHLE in seinen Ausführungen vor einer kompletten Verlässlichkeit auf einzelne Kennzahlen. Er kritisiert unter Anderem, dass eine Fülle von Kennzahlen existieren, welche qualitativ wenig Aussagewert besitzen. Gefährlich wird es demnach, wenn nur eine quantitative Kennzahl zur Beschreibung eines Sachverhaltes vorliegt. Aus diesem Grund sollte beachtet werden, dass aus der falschen Gewinnung und Nutzung von Kennzahlen, gravierende Fehlentscheidungen resultieren können.36
Bei der Arbeit mit Kennzahlen können unterschiedliche Fehlerquellen existieren. Folgende Fehlerquellen werden von STÄHLE aufgegriffen37:
- Fasche Aufstellung der Kennzahl aufgrund von falschen Überlegungen bezüglich der Kennzahl und aufgrund von falschen Aufstellungsmethoden.
- Die fehlende Aktualität: Eine Kennzahl, die zwar richtig aufgestellt wurde, jedoch zeitlich überholt ist und im Bezug zum aktuellen Zeitpunkt unpassend gewählt wird.
- Eine falsche Interpretation der Kennzahl.
Bei einer Betrachtung von unternehmensübergreifenden Vergleichen von Kennzahlen treten, neben den genannten Fehlerquellen, weitere Probleme auf. STÄHLE zählt in seinem Werk mehrere Faktoren auf. Im Folgenden werden einige dieser Faktoren aufgegriffen38:
- Unterschiedlicher Standort
- Unterschiedliche technische Ausrüstung
- Unterschiedliche Produktionstechnik
- Unterschiedliche Produktionstiefe
- Unterschiedliches Produktionsprogramm
- Unterschiedliche Betriebsgröße
- Unterschiedliche Finanzstruktur
Anhand der genannten Punkte kann die Schwierigkeit bei zwischenbetrieblichen Vergleichen erkannt werden, die beispielsweise aufgrund von einem unterschiedlichen Standort (unterschiedliche Rechnungslegungen USGAAP bzw. HGB) entstehen.
Eine Kennzahlenanalyse kann somit nur dann sinnvoll sein, wenn mehrere, aufeinander bauende Kennzahlen gleichzeitig betrachtet werden. Außerdem müssen die aufgezählten Fakto- ren39 bei zwischenbetrieblichen Vergleichen berücksichtigt werden. Nach TAVASLI muss demnach eine Struktur vorhanden sein, welche die Wirkungen und Zusammenhänge der Kennzahlen eindeutig und verständlich darstellt.40 Somit kann der Übergang in das nächste Kapitel dieser Arbeit, der Kennzahlensysteme, stattfinden.
2.1.5 Traditionelle Kennzahlensysteme zur Unternehmenssteuerung
Die möglichen Risiken und Nachteile von einzelnen Kennzahlen wurden im vorherigen Kapitel aufgegriffen. „Einzelne Kennzahlen haben den Vorteil der Eindeutigkeit. Eindeutigkeit kann aber zu Einseitigkeit führen.“41 Anhand von einzelnen Kennzahlen werden die Ursachen, Beziehungen und Zusammenhänge zwischen einzelnen Kennzahlen nicht veranschaulicht. Um gegen eine isolierte Kennzahlenanalyse vorgehen zu können und Verwirrung und Intransparenz zu vermeiden, werden Kennzahlensysteme genutzt, welche mehrere Kennzahlen beinhalten, die in sinnvoller und sachlicher Beziehung zueinander stehen.42
Kennzahlensysteme besitzen meist eine Spitzenkennzahl, welche das gesamte Kennzahlensystem repräsentiert und von dem weitere Kennzahlen in einer logischen Anordnung abgeleitet werden.43
Nach HORVATH lassen sich Kennzahlensysteme in zwei Erscheinungsformen einteilen. Die erste Erscheinungsform von Kennzahlensystemen sind Ordnungssysteme. Bei diesen Systemen werden Kennzahlen bestimmten Sachverhalten zugewiesen (z.B. Absatzbereich der Unternehmung). Die zweite Erscheinungsform bilden die Rechensysteme ab, welche auf eine rechnerische Zerlegung von Kennzahlen abzielen und eine pyramidenartige, hierarchische Struktur besitzen. Die betriebswirtschaftlich wichtigste Aussage des Unternehmens soll in verdichteter Form anhand der Spitzenkennzahl präzisiert werden. Ergebnisgrößen werden dementsprechend oft als Spitzenkennzahl eingesetzt.44
Du Pont Kennzahlensystem
Eines der bekanntesten und bedeutsamsten, traditionellen Kennzahlensysteme, welches die Spitzenkennzahl Return on Investment (ROI) beinhaltet, ist das „Du Pont System of Financial Control“. Dieses Kennzahlensystem wurde im Jahre 1919 vom gleichnamigen Unternehmen „E. I. du Pont de Nemours and Company“ entwickelt und seitdem mehrmals verbessert.45 Abbildung 2 verdeutlicht den Aufbau des Du-Pont Kennzahlensystems.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Return on Investment Kennzahlensystem46
Der Return on Investment setzt sich aus dem Produkt der Umsatzrendite und des Kapitalumschlags zusammen. In Bezug auf die Zerlegung der Spitzenkennzahl in die Komponenten Umsatzrendite und Kapitalumschlag, könnte der betriebswirtschaftliche Zusammenhang zunächst fraglich erscheinen. Durch diese Zerlegung können in den abgeleiteten Kennzahlen mögliche Ursachen und Stellschrauben ermittelt werden, um die Spitzenkennzahl Return on Investment zu erhöhen.
Die Umsatzrendite ergibt sich aus der Division des Gewinnes vor- oder nach Zinsen durch den Umsatz. Eine Erhöhung der Umsatzrendite kann beispielsweise durch die Erweiterung der Verkaufsgebiete bzw. durch eine bessere Preispolitik erreicht werden.46 47 Der Gewinn aus der nächsten Stufe des ROI-Baumes lässt sich ermitteln, indem die fixen Kosten von dem Deckungsbeitrag subtrahiert werden.
Ein verringerter Kapitaleinsatz kann bei gleichbleibendem Umsatz zu einen erhöhten Kapitalumschlag und somit auch zu einer höheren Kapitalrendite/Return on Investment führen. Falls also das primäre Ziel eines Unternehmens die Steigerung des Kapitalwertes ist, wird dies durch die Reduzierung des eingesetzten Kapitals, bei gleichbleibendem Umsatz ermöglicht.48 Der Kapitalumschlag ergibt sich aus der Division des Umsatzes durch das Gesamtvermögen. Das Gesamtvermögen lässt sich nochmal aufteilen in Anlagevermögen und Umlaufvermögen. Das Anlagevermögen beinhaltet alle Vermögensgegenstände im Unternehmen, die zur langfristigen Nutzung im benötigt werden. Im Gegensatz zum Anlagevermögen beinhaltet das Um- laufvermögen alle Vermögensgegenstände, die nur kurzfristig zum Verbrauch, zur Verarbeitung oder zur Rückzahlung verwendet werden.49 Das Anlagevermögen lässt sich in immaterielle Vermögensgegenstände (z.B. geleistete Anzahlungen), Sachanlagen und Finanzanlagen einteilen. Unter Sachanlagen fallen beispielsweise Maschinen und Anlagen, Grundstücke und Gebäude, Fahrzeuge, Geschäftsausstattungen usw. und unter Finanzanlagen fallen beispielsweise Beteiligungen. Das Umlaufvermögen hingegen beinhaltet Vorräte (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halb- und Fertigerzeugnisse etc.), Forderungen, Wertpapiere und Liquide Mittel.50 ZVEI-Kennzahlensystem
Das ZVEI-Kennzahlensystem ist ein im Jahr 1969, vom „Zentralverband der elektrotechnischen Industrie e.V.“ (ZVEI), in Frankfurt am Main erstmalig veröffentlichtes System und ist in Deutschland weit verbreitet. Dieses System umfasst ca. 140 Einzelkennzahlen, welche das Ziel haben, Zielgrößen als Kennzahlen zu formulieren und diese dazu zu befähigen, Rentabilitätsanalysen mit Zeit- und Betriebsvergleichen durchzuführen. Branchenneutralität ist ein Merkmal, dass auf die Kennzahlen im ZVEI-Kennzahlensystem zutrifft, weil alle Kennzahlen in diesem System auf weitere Bereiche im Unternehmen übertragen werden können.51
Das oberste Ziel dieses Systems ist die Ermittlung der Effizienz des Unternehmens52, welches sich in zwei zentrale Ziele einteilen lässt, die das ZVEI-Kennzahlensystem verfolgt. Zum einen soll das System als Planungsinstrument dienen, das durch Plangrößen unternehmerische Ziele zahlentechnisch untermauert und zum anderen soll es mithilfe von Zeit- und Betriebsvergleichen als Analyseinstrument dienen.
Das ZVEI-Kennzahlensystem kann in die Wachstums- und in die Strukturanalyse eingeteilt werden. Die Wachstumsanalyse besteht aus absoluten Kennzahlen wie dem Jahresüberschuss oder dem Cash-Flow. Diese absoluten Kennzahlen werden mit Werten aus den Vorperioden verglichen, um die jeweilige Entwicklung der Kennzahl zu ermitteln.53 Hierzu werden auch Indexzahlen als Hilfsmittel verwendet.
Die Strukturanalyse, welche als Kern des ZVEI-Kennzahlensystems gilt, soll die Effizienz des Unternehmens analysieren. Die Spitzenkennzahl der Strukturanalyse ist die Eigenkapitalrentabilität. Das Unternehmen wird anhand von Kennzahlengruppen, wie z.B. der Rentabilität und des Umsatzes als Ertragskennzahlen oder der Liquidität als Risikokennzahl analysiert.
Nachteile dieses Kennzahlensystems sind, dass die Erstellung und Nutzung dieses Systems mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden ist, dass das System lediglich auf ein Hauptziel ausgerichtet ist und dass Ertrags- und Risikokennzahlen nicht immer voneinander abzugrenzen sind.54 55
Abbildung 3 soll den Aufbau des ZVEI-Kennzahlensystems nochmal visualisieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: ZVEI-Kennzahlensystem55
RL-Kennzahlensystem
Das RL-Kennzahlensystem (Rentabilitäts-Liquiditäts-Kennzahlensystem), welches von Thomas Reichmann und Laurenz Lachnit entwickelt wurde, beinhaltet im Vergleich zum ZVEI- Kennzahlensystem eine geringere Anzahl an Kennzahlen. Die Grundstruktur dieses Kennzahlensystems beinhaltet einen Rentabilitätsteil und einen Liquiditätsteil und ist unternehmensübergreifend identisch. Der Sonderteil dieses Kennzahlensystems dagegen kann firmenspezifisch gestaltet werden.56
Die Effizienzmessung des Erfolges geschieht anhand von Rentabilitäts- und Erfolgsgrößen und im Sonderteil anhand von Deckungsbeiträgen, Umsatzanteilen und Kostenstrukturen. Der allgemeine Teil auf der Liquiditätsseite, enthält neben der Spitzenkennzahl Liquide Mittel, weitere Kennzahlen wie Cash-Flow und Working Capital. Der Sonderteil auf der Liquiditätsseite dient als Planungsinstrument bei kritischer Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.57
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das RL-Kennzahlensystem von dem ROI- Kennzahlensystem bzw. dem ZVEI-Kennzahlensystem darin unterscheidet, dass es eine duale Kennzahlenhierarchie für Liquidität und Erfolg besitzt. Somit bildet das RL-Kennzahlensys- tem eine Weiterentwicklung des ROI- und des ZVEI-Kennzahlensystems ab. Außerdem kann die Grundstruktur dieses Systems für unternehmensübergreifende, externe Analysen verwendet werden, während der Sonderteil für individuelle, auf das Unternehmen zugeschnittene Informationsbedürfnisse Verwendung findet.58
2.2 Bilanzanalyse
2.2.1 Aufbau der Bilanz und des Gewinn- und Verlustkontos
Im folgenden Text wird der Aufbau einer Bilanz mit Ihren gesetzlichen Anforderungen und ihrer Gliederung erklärt und anhand von Tabelle 2 visualisiert. Um Return-On Kennzahlen und weitere Kennzahlen ablesen und berechnen zu können, werden auf die unterschiedlichen Posten der Aktiv- bzw. der Passivseite der Bilanz zugegriffen.
Die Bilanz wird grundsätzlich dafür benötigt, Rechenschaft über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens bzw. über den Erfolg des Unternehmens gegenüber der Geschäftsführung, den Gesellschaftern, den Banken und den Kunden abzulegen. Die Geschäftsführung benötigt die Informationen aus der Bilanz, um die Vermögenslage und die Geschäftsausstattung im Unternehmen einsehen zu können.
Für die Gesellschafter ist es bedeutsam, den effizienten Einsatz des Kapitals anhand der Bilanz zu erkennen. Eine aufrechte Beziehung zwischen den Kunden und dem Unternehmen, ist nur durch eine gewährleistete Stabilität des Unternehmens möglich. Um Informationen über die Stabilität des Unternehmens zu erlangen, greifen die Kunden auf die Bilanz zurück. Auch Banken möchten darüber informiert werden, wie gut Ihre Kredite im Unternehmen eingesetzt werden bzw. welcher Kreditrahmen anhand der Bilanz für die Zukunft vereinbart werden kann.59
Während Kapitalgesellschaften gesetzlich verpflichtet sind eine Bilanz aufzustellen, deren Gliederung klar definiert ist, sind Nicht-Kapitalgesellschaften (Personengesellschaften, Einzelkaufleute) nicht verpflichtet ihre Bilanz nach einer bestimmten Gliederung aufzustellen. Die Gliederung der Bilanz bei großen bzw. mittelständischen Unternehmen muss nach den Vorschriften des Gesetzes erfolgen.60
Die Posten der Aktivseite und Passivseite müssen vollständig und in vorgegebener Reihenfolge angegeben werden. Kleine Kapitalgesellschaften haben die Möglichkeit eine verkürzte Form der Bilanz zu erstellen. Hierzu müssten nur die Buchstaben und römischen Zahlen der Bilanz in Tabelle 2 in der richtigen Reihenfolge berücksichtigt werden. Nicht-Kapitalgesellschaften müssen zwar keine einheitliche Bilanzstruktur einhalten, jedoch müssen diese Gesellschaften eine Bilanz aufstellen, welche die Regelungen der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung einhalten.61
Der Aufbau der Bilanz wird vom Gesetzgeber im Handelsgesetzbuch (HGB) §266 genau vor- geschrieben.62 Auf der linken Seite der Bilanz befinden sich die Posten der Aktivseite (Aktiva). Diese Seite der Bilanz zeigt das vorhandene Vermögen im Unternehmen auf. Die rechte Seite der Bilanz hingegen bildet die Passivseite (Passiva) ab. Auf dieser Seite wird das Kapital des Unternehmens dargestellt. Aus der Passivseite wird ersichtlich, ob das Vermögen im Unternehmen (Aktiva) durch Eigen- oder Fremdkapital finanziert wird.63
Tabelle 2 zeigt die Gliederung und den detaillierten Aufbau der Bilanz nach §266 des Handelsgesetzbuchs, mit der richtigen Ordnung und Reihenfolge der jeweiligen Posten, welche im späteren Verlauf dieser Arbeit, zur Erstellung einer Bilanz benötigt wird.
[...]
1 Vgl. Preißler, 2008, S. 4
2 Vgl. Siegwart/Reinecke/Sander, 2010, S. 15 f
3 Vgl. Stähle, 1969, S. 66
4 Vgl. Gladen, 2014, S. 9
5 Vgl. Preißler, 2008, S. 3
6 Vgl. Siegwart/Reinecke/Sander, 2010, S. 17 zitiert nach Meyer, 2007, S. 9
7 Vgl. Gleich, 2011, S. 9 zitiert nach Mellewigt/Decker, 2007, S. 433
8 Vgl. Preißler, 2008, S. 5
9 Vgl. Gladen, 2014, S. 11
10 Vgl. Schierenbeck/Lister, 2001, S .179
11 Vgl. Schierenbeck/Lister, 2001, S. 180
12 Vgl. Siegwart/Reinecke/Sander, 2010, S. 27
13 Vgl. Schierenbeck/Lister, 2001, S. 180
14 Vgl. Siegwart/Reinecke/Sander, 2010, S. 28
15 Vgl. Berschin, 1980, S. 25
16 Vgl. Weber, 1995, S. 188
17 Vgl. Ebert, 2011. S. 186 f
18 Vgl. Werner, 2017, S. 366
19 In Anlehnung an: Preißler, 2008, S. 12
20 Vgl. Preißler, 2008, S. 12
21 Vgl. Gladen, 2014, S. 14
22 Vgl. Preißler, 2008, S. 12 f
23 Vgl. Tavasli, 2007, S. 174
24 Vgl. Preißler, 2008, S. 14
25 Vgl. Siegwart/Reinecke/Sander, 2010, S. 18
26 Vgl. Gladen, 2014, S. 15
27 Vgl. Preißler, 2008, S. 15
28 Vgl. Siegwart/Reinecke/Sander, 2010, S. 19
29 Vgl. Preißler, 2008, S. 16
30 Eigene Darstellung
31 Vgl. Werner, 2017, S. 367 - 369
32 Vgl. Werner, 2017, S. 447 f
33 Vgl. Werner, 2017, S. 373
34 S. Gladen, 2014, S. 371
35 Vgl. Werner, 2017, S. 373 f
36 Vgl. Stähle, 1969, S. 66
37 Vgl. Stähle, 1969, S. 66 f
38 Vgl. Stähle. 1969, S. 67
39 Anmerkung vom Autor: Weitere, zum zwischenbetrieblichen Vergleich benötigte Gesichtspunkte können in den Ausführungen von Stähle nachgeschlagen werden: Stähle, 1969, S. 67
40 Vgl. Tavasli, 2007, S. 177
41 Vgl. Preißler, 2008, S. 48
42 Vgl. Preißler, 2008, S. 48
43 Vgl. Reichmann, 2017, S. 82
44 Vgl. Horvâth, 2011, S. 501
45 Vgl. Krause/Arora, 2008, S. 44
46 In Anlehnung an: Preißler, 2008, S. 50
47 Vgl. Reichmann, 2017, S. 82
48 Vgl. Reichmann, 2017, S. 82
49 Vgl. Preißler, 2008, S. 50
50 Vgl. Schüler, 2006, S. 10 - 12
51 Vgl. Preißler, 2008, S. 51
52 Vgl. Reichmann, 2017, S. 84
53 Vgl. Jung, 2014, S. 167 f
54 Vgl. Jung, 2014, S.168
55 S. Reichmann, 2017, S. 85
56 Vgl. Preißler, 2008, S. 53
57 Vgl. Horvâth, 2011, S. 510
58 Vgl. Preißler, 2008, S. 55
59 Vgl. Hering, 2014, S. 15 f
60 Vgl. Heesen/Gruber, 2018, S. 5 f
61 Vgl. Heesen/Gruber, 2018, S. 6
62 Vgl. Thomsen, 2014, S. 11
63 Vgl. Thomsen, 2014, S. 11 f
- Quote paper
- Anonymous,, 2019, "Return On"-Kennzahlen. Beschreibung, Berechnung sowie Eignung zur Unternehmenssteuerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/910989
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