Diese Arbeit analysiert die sogenannte "Große Mirakeltafel" aus Altötting, eine Votivtafel auf dem siebzehnten Jahrhundert, im Hinblick auf die Volksgläubigkeit in der Frühen Neuzeit. Regional finden sich aus dieser Epoche verschiedene Zeugnisse über Glaubenspraktiken und Vorstellungen, welche vom einfachen Volk ausgingen.
Ein Musterbeispiel für bayerische Frömmigkeit ist die weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Marienwallfahrt in Altötting. Besonders ist hier das Zusammenspiel von Elitenkult und den Praktiken des Volkes gleichermaßen zu beobachten. So haben unter andrem bayerische Könige ihre Herzen nach dem Tod in der Gnadenkapelle ihre letzte Ruhe finden lassen und gleichzeitig werden Wunderberichte in Form von Votivtafeln von allen Schichten der Bevölkerung dort angebracht.
Eine weitere Besonderheit dieses Wallfahrtsortes ist neben seiner Popularität die lange Kontinuität in welcher eine Dokumentation und Aufarbeitung der Ereignisse an dieser Pilgerstätte stattfindet. Um nun für den Wallfahrtsort Altötting Elemente der Volksgläubigkeit in der Frühen Neuzeit herauszufinden und um im Rahmen dieser doch nur kurzen wissenschaftlichen Arbeit zu bleiben, ist eine enge Quelleneingrenzung unablässig.
Für diese Arbeit von entscheidender Bedeutung sind die Votivtafeln, welche sich um die Gnadenkapelle herum befinden. Besonders die sogenannten Großen Mirakeltafeln sind als gut geeignete Quellen für unsere Zwecke einzuordnen. Freilich wären neben diesen Tafeln auch die sogenannten Mirakelbücher eine äußerst fruchtbringende Quelle, da diese Zeugnisse vom hohen Wert für die Geschichte der Volkskunde und Kultur darstellen.
Die Kapellenstiftung verfügt über sechs handschriftliche Mirakelbücher von 1620 bis 1799 mit Zeugnisse und Berichten über Wunder von den Jahren 1489 bis 1799. Auch weiteres Quellenmaterial wie Flugschriften und gedruckte Bücher mit Wunderberichte, welche den Zeitraum von 1494 bis hin zu 1770 umspannen, finden sich in deren Besitz.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
Die Mirakeltafel
Mirakeltafel „Thomas Hanß“
Transkription „Thomas Hanß“
Rückschlüsse zur Volksgläubigkeit
Ausblick für weitere Forschung
Einführung
Diese Arbeit entsteht im Zuge eines Seminars an der Universität Regensburg zum Thema „Volksgläubigkeit in der Frühen Neuzeit“. Es wurden einige Berichte aus unterschiedlichen Regionen Europas näher besprochen. Auch regional finden sich aus dieser Epoche Zeugnisse über Glaubenspraktiken und Vorstellungen, welche vom einfachen Volk ausgingen. Ein Musterbeispiel für bayerische Frömmigkeit ist die weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Marienwallfahrt in Altötting. Besonders ist hier das Zusammenspiel von Elitenkult und den Praktiken des Volkes gleichermaßen zu beobachten. So haben unter andrem bayerische Könige ihre Herzen nach dem Tod in der Gnadenkapelle ihre letzte Ruhe finden lassen und gleichzeitig werden Wunderberichte in Form von Votivtafeln von allen Schichten der Bevölkerung dort angebracht. Eine weitere Besonderheit dieses Wallfahrtsortes ist neben seiner Popularität die lange Kontinuität in welcher eine Dokumentation und Aufarbeitung der Ereignisse an dieser Pilgerstätte stattfindet.
Um nun für den Wallfahrtsort Altötting Elemente der Volksgläubigkeit in der Frühen Neuzeit herauszufinden und um im Rahmen dieser doch nur kurzen wissenschaftlichen Arbeit zu bleiben, ist eine enge Quelleneingrenzung unablässig. Für diese Arbeit von entscheidender Bedeutung sind die Votivtafeln, welche sich um die Gnadenkapelle herum befinden. Besonders die sogenannten „großen Mirakeltafeln“ sind als gut geeignete Quellen für unsere Zwecke einzuordnen. Freilich wären neben diesen Tafeln auch die sogenannten „Mirakelbücher“ eine äußerst fruchtbringende Quelle, da diese Zeugnisse vom hohen Wert für die Geschichte der Volkskunde und Kultur darstellen. Die Kapellenstiftung verfügt über sechs handschriftliche Mirakelbücher von 1620 bis 1799 mit Zeugnisse und Berichten über Wunder von den Jahren 1489 bis 1799. Auch weiteres Quellenmaterial wie Flugschriften und gedruckte Bücher mit Wunderberichte, welche den Zeitraum von 1494 bis hin zu 1770 umspannen, finden sich in deren Besitz.1 Diese Quellen wären für eine tiefere und weitergehende Forschungen von unschätzbaren Wert. Jedoch würde deren Umfang die Kapazität dieses Aufsatzes weit überschreiten. Daher fokussiert sich diese Untersuchung auf die ebenso aus der Frühen Neuzeit stammenden „großen Mirakeltafeln“. Von Johann Scheitenberger wird deren Aufrichtung für Jahr 1520 um die Gandenkapelle herum bezeugt. Kirchenrechnungen um eine genauere Herkunft dieser Tafeln zu erfahren fehlen, jedoch lässt sich deren Stil als späte Vertretung des sogenannten Donaustils identifizieren.2
Die Mirakeltafel
Der gesamte Bestand der „großen Mirakeltafeln“ besteht aus 56 Tafeln mit einer Höhe von bis zu zwei Meter, sowie einer zweiteiligen Tafel mit gotischem Ausschnitt. Im Durchschnitt beträgt die Breite 50 cm bis zu 104 cm. Später hinzugefügte Tafeln haben sogar nur eine Breite von 37 cm.3 Der Aufbau bei diesem Typ von Votivtafel ist bei allen identisch und gliedert sich in zwei Teile. Im oberen Abschnitt, welcher bis zu zwei Drittel der Gesamtfläche ausmachen kann, befindet sich ein Bild, welches die Szene des Wunders durch die Muttergottes, in der Darstellung der Schwarzen Madonna, abbildet. Der restliche Teil der Tafel ist mit der Beschreibung des Wunders und oft auch mit Hintergrundinformationen über die Person, welcher geholfen wurde, gefüllt. Durch die Beschreibung, wie es zu dieser Notsituation kam und die Gründe, weshalb die Muttergottes angerufen wurde, können Rückschlüsse über Motivation und Glaubensstrukturen der Zeit und der Akteure möglich gemacht werden.
Daher sind gerade diese Texte von sehr großem Interesse für die Wissenschaft und Forschung, da dort in aller Kürze über die Situation des Betroffenen und das Marienwunder berichtet wird. Einige dieser Informationen auf den „großen Mirakeltafeln“ stammen mit großer Sicherheit aus den Protokollen der Kapellenverwaltung. Einzelne Texte auf den Tafeln lassen sich bis heute in den Mirakelbüchern nachweisen.4
Mirakeltafel „Thomas Hanß“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Mirakeltafel "Thomas Hanß" (ganz)
Die Tafel, welche für diese Arbeit nun näher untersucht wird, ist eine Mirakeltafel aus dem Jahr 1664, welches von der Kapellenverwaltung für 15 Gulden bestellt worden ist und vom Maler Wolfgang Rast in Neuötting erstellt wurde. Dieses Wunder, welches dort beschrieben wird, ist zugleich auch in Kärnten in Maria Luggau gemeldet worden.
Dieser Bericht ist derart besonders in seiner Entstehungszeit, dass von dieser auffallenden Rettung über 8000 Stück in deutscher Sprache und 500 in lateinischer Sprache gedruckt und verkauft wurden.5
Im Zentrum des Bildes ist Thomas Hanß zusehen, während er die sogenannte Räderung über sich ergehen lassen muss. Über ihm thront in einer hellen Wolke die Schwarze Madonna. Auch wird die Szene von vielen Zuschauern verfolgt und beobachtet.
Im unteren Drittel der Tafel findet sich nun eine Beschreibung der Hintergründe und des Wunders selbst. Im Folgenden wird dieser Text transkribiert. Im Anschluss daran sollen auf Grund dieser Informationen und Beobachtungen Rückschlüsse auf die Art der Volksgläubigkeit gezogen werden, welche sich hier wiederspiegelt.
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1 Vgl. Robert Bauer: Im Haus Unserer Lieben Frau. In: Eduard Baumann (Hgg.): Altötting. Herz Bayerns. Altötting 2000, S. 267. (S. 263-270)
2 Vgl. Bauer: Im Haus Unserer Lieben Frau. S. 267f.
3 Vgl. Bauer, Robert: Bayerische Wallfahrt Altötting. Geschichte, Kunst, Volksbrauch. Regensburg
4 1998, S. 63. Vgl. Bauer: Bayerische Wallfahrt Altötting. S. 62.
5 Vgl. Bauer: Bayerische Wallfahrt Altötting. S. 63.
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2019, Volksgläubigkeit im 17. Jahrhundert und ihr Ausdruck auf Votivtafeln. Analyse einer "Großen Mirakeltafel" aus Altötting, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/910977
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