Gülay Caglar kritisiert in ihrem Aufsatz Ökonomisches Wissen und Politikgestaltung die androzentrisch orientierten Theorien der Wirtschaftswissenschaftler und legt differenziert die sich daraus ergebenden Problematiken dar. Der theoretische Ansatz der feministischen Ökonomiekritik kann im Politikunterricht dienlich sein, um auf Missstände und unreflektierte Denkmuster innerhalb und außerhalb unserer Gesellschaft hinzuweisen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Feministische Ökonomiekritik
2.1. New Household Economics
2.2. Makroökonomie
2.3. Makroökonomisches Kreislaufmodell
2.4. Gender Budgets
3. Lernpotentiale/Einsatz im Unterricht
4. Curriculum
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Demokratie braucht mündige, informierte und sozial handelnde Bürgerinnen und Bürger. Aufgabe des Faches Politik und Wirtschaft ist es, die Kenntnisse und Einsichten zu vermitteln, die zum Verständnis politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sachverhalte erforderlich sind und die Grundlage eines politischen Urteils bilden sollen. Ziel ist eine verantwortliche Mitwirkung in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft vorzubereiten.“[1]
Da das Thema Globalisierung sowohl wirtschaftliche, kulturelle als auch politische und ökologische Aspekte enthält und man ständig mit dem Begriff konfrontiert wird, sobald man sich mit Geschehnissen im In- und Ausland beschäftigt, die Zeitung aufschlägt, Fernseher oder Internet als Informationsmedium nutzt, sollten (nicht nur) Schüler kompetent im Hinblick auf die Bewertung der Berichterstattung sein.
Gülay Caglar kritisiert in ihrem Aufsatz Ökonomisches Wissen und Politikgestaltung[2] die androzentrisch orientierten Theorien der Wirtschaftswissenschaftler und legt differenziert die sich daraus ergebenden Problematiken dar. Der theoretische Ansatz der feministischen Ökonomiekritik kann im Politikunterricht dienlich sein, um auf Missstände und unreflektierte Denkmuster innerhalb und außerhalb unserer Gesellschaft hinzuweisen.
Es soll an späterer Stelle erläutert werden, wie man die Überlegungen Caglars als Ausgangspunkt für den Politikunterricht sinnvoll einsetzen könnte. Zunächst sollen jedoch die Grundzüge der feministischen Ökonomiekritik dargestellt werden.
2. Feministische Ökonomiekritik
Gülay Caglars Aufsatz[3] zur feministischen Ökonomiekritik, der 2006 als Beitrag zu dem Buch Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisierung[4] erschien, stellt die Grundzüge der feministischen Ökonomiekritik und die damit verbundenen wirtschaftspolitischen Forderungen dar und hinterfragt sie.
Zunächst stellt die Autorin klar, dass es innerhalb der feministischen Ökonomiekritik erhebliche Unterschiede bezüglich der wirtschaftstheoretischen Ausrichtung sowie des feministischen Selbstverständnisses gäbe. Caglar geht davon aus, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen nicht geschlechtsneutral seien, sondern stets unterschiedliche Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Männern und Frauen hätten.[5]
Die Wirtschaftswissenschaften seien, was die Theoriebildung betrifft, in erster Linie androzentrisch, das heißt, der Mann stünde im Mittelpunkt der Überlegungen, obgleich Neutralität und Objetivität suggeriert würden. Die Frauen hingegen seien institutionell ausgeschlossen.[6]
2.1. New Household Economics
Die einflussreiche Neue Haushaltsökonomik/New Household Economics von Gary Becker[7] geht davon aus, dass Haushalte nicht nur konsumierende Einheiten seien, sondern auch Produzenten. Das Produkt seien sogenannte household commodities, worunter nicht Güter im klassischen Sinne, sondern Gesundheit, Erholung und Nahrung verstanden werden. Auf dem Markt erworbene Waren, Dienstleistungen und eigene Arbeitszeit würden eingesetzt, um im Haushalt wiederum household commodities zu produzieren.
Die zentrale Frage: Wie wird im Haushalt darüber entschieden, wessen Arbeitszeit in die Produktion der household commodities einfließt? Nach Becker erfolgt die geschlechtliche Arbeitsteilung gemäß komparativer Produktionsvorteile, die auf biologischen Unterschieden beruhen.
[...]
[1] Lehrplan Politik und Wirtschaft. Gymnasialer Bildungsgang. Jahrgangsstufen 7G bis 12G Hessen. Hessisches Kultusministerium. 2005. S. 3.
[2] Gülay Caglar: Ökonomisches Wissen und Politikgestaltung. Zur Relevanz feministischer Ökonomiekritik in Zeiten der Globalisierung. In: Gerd Steffens (Hg.): Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisierung. Münster, 2006. S. 85 – 95.
[3] Gülay Caglar: Ökonomisches Wissen und Politikgestaltung. Zur Relevanz feministischer Ökonomiekritik in Zeiten der Globalisierung. In: Gerd Steffens (Hg.): Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisierung. Münster, 2006. S. 85 – 95.
[4] Gerd Steffens (Hg.): Politische und ökonomische Bildung in Zeiten der Globalisierung. Münster, 2006.
[5] Caglar, S. 85.
[6] Caglar, S. 86.
[7] Der amerikanische Ökonom Gary Becker erhielt 1992 einen Nobelpreis „for having extended the domain of microeconomic analysis to a wide range of human behaviour and interaction, including non-market behaviour” (Internetpräsenz der Nobelpreisstiftung
http://nobelprize.org/nobel_prizes/economics/laureates/1992/ Abfragedatum: 20.06.2007)
- Citation du texte
- Maybritt Brehm (Auteur), 2007, Gülay Caglar - Ökonomisches Wissen und Politikgestaltung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90974
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