Die Arbeit stellt einen Unterrichtsentwurf dar, der in der Jahrgangsstufe 9 oder 10, in einer nordrheinwestfälischen Gesamtschule entworfen wurde. Das Fach, welches hier exemplarisch dargestellt wird, ist die praktische Philosophie. Der Unterrichtsentwurf setzt sich mit der Frage nach dem Selbst auseinander.
Schülerinnen und Schüler erläutern im Schwerpunkt die Kernaspekte der deterministischen Position für das Strafgesetz anhand der Folgen des Libet-Experiments für die Willensfreiheit.
Inhaltsverzeichnis
Curriculare Legitimation des geplanten Unterrichts
Einbettung der Unterrichtsstunde in die Unterrichtsreihe
Lernziele
Kernanliegen
Teilziele
Lehr- und Lernausgangslage
Didaktische und methodische Überlegungen
Didaktische Überlegungen
Gegenwartsbedeutung
Zukunftsbedeutung
Methodische Überlegungen
Verlaufsplan
Quellenangaben
Anhang
Thema der Unterrichtsstunde:
Der freie Wille im Spannungsfeld von Intuition, Gefühl und neurophysiologischen Erkenntnissen Schülerinnen und Schüler erläutern die Kernaspekte der deterministischen Position für das Strafgesetz anhand den Folgen des Libet-Experiments für die Willensfreiheit.
Thema der Unterrichtsreihe:
Freiheit und Sicherheit – „An allem war mein Hirn schuld!“
Tagtäglich treffen wir Entscheidungen, manche augenblicklich, über andere denken wir wochenlang nach. Doch verfügen wir dabei über einen freien Willen? Vor allem den Neurowissenschaften zur Folge sind nicht allein die bewussten Gedanken verantwortlich für unsere Entscheidungen und unser Verhalten. Wie frei sind wir wirklich? Determinismus, Indeterminismus, sowie die Theorien vom Kompatibilismus, Inkompatibilismus und Libertarianismus: All diese Weltanschauungen verbindet eines: Nämlich die Untersuchung der Frage, ob wir Menschen Willensfreiheit besitzen oder dies bloße Illusion ist und wie sich dies auf unser Leben, auf unsere Gesetze und unser Denken auswirkt.
Curriculare Legitimation des geplanten Unterrichts
Die Kompetenzerwartungen und zentrale Inhalte der Jahrgangsstufe 9 / 10 des Landes NRW an das Fach praktische Philosophie beinhaltet unter anderem den Fragenkreis 1: Die Frage nach dem Selbst. Die inhaltlichen Schwerpunktsetzung nennt die Themengebiete Freiheit - Unfreiheit sowie Leib - Seele.1
Ähnlich formuliert findet sich die Legitimation des geplantes Untertrichtsgeschehen im schulinternen Curriculum für praktische Philosophie an der Gesamtschule Barmen. Im Jahrgang 9 ist die Frage nach dem Selbst anhand eines selbstgewählten Kontextes aus dem Bereich Freiheit – Unfreiheit zu besprechen.
Anders als üblich wird das Fach praktische Philosophie an der GS Barmen in nur zwei Jahrgängen angeboten. Ausgehend davon, dass möglichst große pädagogisch-didaktische Freiheit auch bezüglich der inhaltlichen Schwerpunkte erhalten bleiben soll, sind unter Berücksichtigung der nötigen Vorgaben des Kernlehrplans gleichwohl dessen Freiräume zu nutzen. Bezüglich Anzahl und Dimension der innerhalb eines Fragenkreises zu unterrichtenden Themen besteht ein relativer Gestaltungsspielraum. Allerdings sollte jeder Schwerpunkt in allen drei didaktischen Dimensionen behandelt werden, was nicht nur sinnvoll, sondern auch relativ einfach umzusetzen ist. Zu den dort für jeden Fragenkreis angegebenen Schwerpunktthemen, wovon nur eines obligatorisch zu behandeln ist, können noch weitere Themen ergänzt werden, die von den Fachlehrern innerhalb eines Fragenkreises üblicherweise behandelt werden. Jeder Fachlehrer stellt durch seinen Unterricht sicher, dass im Laufe der Doppeljahrgangsstufe 9/10 sämtliche im Kernlernplan aufgeführten Kompetenzen von den SuS erworben werden können. Aufgrund dieser besonderen Beschulung sind zu Beginn des 9. Jahrgangs fachspezifische Sach- und Methodenkompetenzen hinter den Erwartungen des Kernlehrplans.2
Einbettung der Unterrichtsstunde in die Unterrichtsreihe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Teilziele
Kernanliegen
Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage die willentlich freie Entscheidung in ihrer mehrdimensionalen Beeinflussbarkeit reflektiert darzustellen.
Teilziele
1. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage den Aufbau und Ergebnisse des beschriebenen Experiments wiederzugeben. Damit erweitern die SuS ihre Methodenkompetenz, in dem sie einen Sachtext erarbeiteten und die darin enthaltenen philosophischen Gedanken rekonstruieren.
2. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage aus den gewonnenen Einsichten Konsequenzen ziehen zu können. Damit erweitern die SuS ihre Methodenkompetenz, indem durch logisches Denken die begriffliche Position der Willensfreiheit kritisieren.
3. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage ethisch-philosophische Grundbegriffe anzuwenden. Damit erweitern die SuS ihre Sachkompetenz, indem Sie das Konzept des Determinismus auf die Schuldhaftigkeit des Menschen applizieren.
Lehr- und Lernausgangslage
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Didaktische und methodische Überlegungen
Die Reihe setzt den Meinungen und Vorstellungen der SuS an, um diese dann sprachlich sowie fachlich aufzuarbeiten. Mithilfe von dezidiert philosophischen Positionen sollen konkrete Fallbeispiele aus dem gesellschaftlichen Leben interpretiert werden. Dadurch sollen die SuS letztendlich eine Orientierungshilfe in ihrer Entscheidungsfindung entwickeln.
Didaktische Überlegungen
Gegenwartsbedeutung
Die Aufgabe von staatlichen Schulen ist es, Schüler an ein selbstbestimmtes Leben in Autonomie heranzuführen. Es geht nicht darum, die Werte-Orientierung im Elternhaus zurückzudrängen. „Erziehung zur Freiheit“ bedeute aber, „Entwicklungswege offenzuhalten, eine Reflexion über den Lebensweg zu ermöglichen und deshalb einer vorschnellen Festlegung auf bestimmte Lebensformen und Rollenmodelle entgegenzuwirken“3. Das Faszinierende: Gerade Jugendliche haben ein großes Gespür dafür, dass Freiheit immer auch die Herausforderung mit sich bringt, nicht auf Kosten anderer zu leben. Meine Freiheit muss immer auch die Freiheit des anderen im Blick behalten. Das wird den meisten Jugendlichen schnell bewusst, aber oft ist das leichter gesagt als getan. Eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik und Einbeziehung der verschiedenen Argumente, die für oder gegen die völlige Freiheit sprechen, scheint mit dem Ziel die SuS zu mündigen und reflektierten Bürgern erziehen zu wollen sehr angebracht.
Zukunftsbedeutung
Die SuS der Jahrgangsstufe 9 erwartet in den kommenden Jahren ein Paradigmenwechsel. Sie treffen berufliche Entscheidungen, die ihre nächsten Jahre grundlegend prägen werden. Auch politisch wird die Jugend durch die Gesellschaft immer mehr gefordert, wie u.a. die Bewegung friday for future zeigt. Doch auch die Berechtigung zur Wahl ist nicht mehr fern. Da die Frage nach Schuld und insbesondere nach dem Ausmaß von Strafen immer wieder auch von in den Meinungsmedien diskutiert wird, erscheint es zweckmäßig, die SuS so gut wie möglich auf die große Verantwortung der Meinungsvertretung durch die Politik vorzubereiten. Die SuS bekommen weiterhin in dieser Unterrichtseinheit die Möglichkeit sich tiefsinnig und vielschichtig mit der Materie auseinanderzusetzen, mit dem Ziel sich nicht nur gegenwärtig zu diesem Thema zu positionieren, sondern darüber hinaus auch vernunftgeleitete Meinungen innerhalb unserer Gesellschaft für die Zukunft zu repräsentieren und argumentativ zu verteidigen.
Methodische Überlegungen Anspruchsvoller und für Schülerinnen und Schüler interessant gestalteter Unterricht ist nichtallein an den Inhalten des Lehrplans festzumachen, sondern rekurriert besonders auf eine gelungene Gesprächsführung, da diese die Grundlage einer erfolgreichen Vermittlung der Lerninhalte darstellt. Die Wahl der richtigen Methoden ist für dieses Vorhaben unabdingbar. Dies gilt vor allem für den Ethik- und Philosophieunterricht, weil hier das Unterrichtsgespräch von kontroversen Themen und Diskussionen geprägt ist - eben von der Tatsache des Philosophierens im Allgemeinen.
Die Struktur der geplanten Unterrichtsstunde fußt auf dem „Bonbonmodell“ von Rolf Sistermann. Dieses ermöglicht durch die Ergänzung lernpsychologischer Erkenntnisse von Heinrich Roth eine Strukturierung der Lernprozesse seitens der Schülerinnen und Schüler. Eine solche Strukturierung hat einen Unterrichtsverlauf, der von abwechslungsreichen und vor allem ertragreichen Denkprozessen geprägt ist, zum Ziel. Realisiert werden soll dieses durch eine zuerst selbstgesteuert-intuitive Problemlösungsphase, der eine angeleitet kontrollierte folgt.
Um einen deutlich wahrnehmbaren Lernfortschritt zu erreichen und um den Zugang zum anspruchsvollen Text zu erleichtern, muss dieser an eine Problemstellung angebunden werden, mit der sich die Schüler beschäftigen können, bevor sie das betreffende Arbeitsmedium erhalten. Sie haben damit die Möglichkeit, in der selbstgesteuerten-intuitiven Problemlösungsphase eigene Antworten zu finden, die in der anschließenden angeleitet kontrollierten Problemlösungsphase mit den Antworten des Textes verglichen werden können. Sie können auf diese Weise wesentlich leichter ein Verständnis des Textes entwickeln, den Wert der dort gegebenen Antworten ermessen und kritisch dazu Stellung nehmen.4
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1 Vgl. Kernlehrplan
2 Vgl. Schulinterner Lehrplan
3 W. Otte „Die Erziehung zur Freiheit“ vom 5. SEP 2019
4 Vgl. Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik
- Citar trabajo
- Christoph Höveler (Autor), 2019, Das Libet-Experiment in einer Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen im Fach Philosophie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/909623
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