Diese Proseminararbeit setzt sich mit der Gattung der Kunsterzählung am Beispiel der „ Zwei Gemäldeschilderungen“ in den „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ (Herzensergießungen) von Wackenroder und Tieck und der Kritik an der rationalistischen Kunstrezeption in der Zeit der Aufklärung auseinander.
Fachterminus für die Bildbeschreibung ist die Ekphrasis (ἔκφρασις), die die „geläufigste und sicherlich umfangreichste Reaktion von Literatur auf [die] bildende Kunst [darstellt]“. Die Gattung der Bildbeschreibung lässt sich noch weiter auf die Untergattung des Bildgedichts unterteilen, die auf Homer gründet. Im Laufe der Zeit hat sich das Bildgedicht jedoch von den erfundenen Bildern mehr den gemalten Bildern inhaltlich zugewandt und wird in der deutschen Frühromantik durch Wackenroder wiederbelebt.
In einem ersten Schritt sollen Leitprinzipien der Aufklärungsästhetik ansatzweise genannt werden, gegen die sich der Erzähler in den Herzensergießungen wendet. Des Weiteren möchte ich die Frühromantik von der Spätaufklärung inhaltlich grob abgrenzen und die Veränderung, die die Frühromantik mit sich brachte kurz darstellen. In diesem Schritt kann es inhaltlich zu Überschneidungen zwischen Aufklärungsästhetik und epochaler Abgrenzung kommen, da ein völliges Abstrahieren in der Kürze dieser Proseminararbeit kaum möglich sein wird.
Der Erzähler in den Herzensergießungen kritisiert vehement die wissenschaftliche Beschreibung eines Kunstgemäldes als zu theoretisch und vom Gefühl und dem Göttlichen abgegrenzt und unternimmt in den Zwei Gemäldeschilderungen den Versuch, eine Bildbeschreibung zu entwerfen, ohne sich der gegenwärtigen wissenschaftlichen Methoden zu bedienen. In dem analytischen Teil der Proseminararbeit möchte ich konkret die Zwei Gemäldeschilderungen betrachten und vor allem herausarbeiten, inwieweit die Erzählfigur seinem eigenem Anspruch und seiner Überzeugung gerecht wird, ein Gemälde poetisch zu beschreiben, ohne sich dabei wissenschaftlicher Mittel , sei es kunstkritischer oder literaturwissenschaftlicher, zu bedienen.
Inhaltverzeichnis
1. Einleitung
2. Aufklärung
2. 1 Aufklärungsästhetik
2.2. Epochenabgrenzung
3. Die Kritik des Klosterbruders
4. Rezeption und Bildbeschreibung im Sinne des Klosterbruders
5. Zwei Gemäldeschilderungen
5. 1. Einleitung
5.2. Analyse
5.2.1 Die heilige Jungfrau mit dem Christuskinde und der kleine Johannes Maria
5.2.2 Das Jesuskind
5.2.3. Der kleine Johannes
5.3.1. Die Anbetung der drei Weisen
5.3.2. Maria
5.3.3 Das Jesuskindlein
6. Schlegel und Die drei Weisen
7. Schlussbemerkung
8. Literaturverzeichnis
Quellen:
Sekundärliteratur:
1. Einleitung
Diese Proseminararbeit setzt sich mit der Gattung der Kunsterzählung am Beispiel der „ Zwei Gemäldeschilderungen“ in den „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ (Herzensergießungen) von Wackenroder und Tieck und der Kritik an der rationalistischen Kunstrezeption in der Zeit der Aufklärung auseinander. Fachterminus für die Bildbeschreibung ist die Ekphrasis (ἔκφρασις), die die „geläufigste und sicherlich umfangreichste Reaktion von Literatur auf [die] bildende Kunst [darstellt]“.[1] Die Gattung der Bildbeschreibung lässt sich noch weiter auf die Untergattung des Bildgedichts unterteilen, die auf Homer gründet. Im Laufe der Zeit hat sich das Bildgedicht jedoch von den erfundenen Bildern mehr den gemalten Bildern inhaltlich zugewandt und wird in der deutschen Frühromantik durch Wackenroder wiederbelebt.
In einem ersten Schritt sollen Leitprinzipien der Aufklärungsästhetik ansatzweise genannt werden, gegen die sich der Erzähler in den Herzensergießungen wendet. Des Weiteren möchte ich die Frühromantik von der Spätaufklärung inhaltlich grob abgrenzen und die Veränderung, die die Frühromantik mit sich brachte kurz darstellen. In diesem Schritt kann es inhaltlich zu Überschneidungen zwischen Aufklärungsästhetik und epochaler Abgrenzung kommen, da ein völliges Abstrahieren in der Kürze dieser Proseminararbeit kaum möglich sein wird.
Der Erzähler in den Herzensergießungen kritisiert vehement die wissenschaftliche Beschreibung eines Kunstgemäldes als zu theoretisch und vom Gefühl und dem Göttlichen abgegrenzt und unternimmt in den Zwei Gemäldeschilderungen den Versuch, eine Bildbeschreibung zu entwerfen, ohne sich der gegenwärtigen wissenschaftlichen Methoden zu bedienen. In dem analytischen Teil der Proseminararbeit möchte ich konkret die Zwei Gemäldeschilderungen betrachten und vor allem herausarbeiten, inwieweit die Erzählfigur seinem eigenem Anspruch und seiner Überzeugung gerecht wird, ein Gemälde poetisch zu beschreiben, ohne sich dabei wissenschaftlicher Mittel , sei es kunstkritischer oder literaturwissenschaftlicher, zu bedienen.
Da es kein Kapitel geben wird, das sich ausschließlich mit den Figuren Wackenroder und Tieck biographisch tiefergehend beschäftigt, werden beiläufig an relevanten Stellen in der Diskussion Einflüsse sowie Zeitgeist, die auf diese gewirkt haben wenn notwendig genannt und gegebenen falls kurz erläutert werden. Dies soll keinen zu weiten Raum einnehmen, sondern nur dazu dienen, Gedankengut oder Aussprüche zu erklären.
2. Aufklärung
2. 1 Aufklärungsästhetik
Die Kunstbeschreibung der Aufklärung ist thematisch mit dem Begriff der Ästhetik verbunden. An dieser Stelle könnte man etliche aufklärerische Ästhetiker nennen, angefangen bei dem englischen Kunsttheoretiker Shaftesbury sowie Diderot, d´Alembert[2] und noch weitere. Alexander Gottlieb Baumgarten, ein deutscher Philosoph ( geb. 17. Juli 1714 in Berlin; † 27. Mai 1762 in Frankfurt/Oder), ist der Begründer der Ästhetik als selbständige Disziplin, die er der Logik als gleichberechtigt an die Seite stellt.[3]
Das Zeitalter der Aufklärung folgte somit bestimmten Prinzipien, die in der Darstellung von Kunst im Kontrast zum romantischen Konzept der Darstellung und Rezeption von Kunst stand. Als erstes Leitprinzip sei der Begriff der Ordnung, bzw. Klarheit der Darstellung genannt[4]. Motive und Handlungen in der Literatur oder Kunst sind klar und unterliegen einer Kausalität, die es sauber nachzuvollziehen gilt. Ein weiteres Leitprinzip beinhaltet die Natürlichkeit, die die Übereinstimmung der Lebenswelt von dem, was künstlerisch dargestellt ist, sichert[5]. Als letztes Leitprinzip sei die Nützlichkeit eines Gemäldes genannt. Die Aufklärung verlangt aus allem eine Nützlichkeit und Verwertbarkeit. Aus dem Gelernten soll der Rezipient, ob Literatur oder Kunst, einen Nutzen ziehen und diesen seiner Lebenswelt zuordnen können.
2.2. Epochenabgrenzung
Vor diesem Hintergrund der auf diese 3 reduzierten Stilprinzipien der Aufklärung lässt sich in groben Zügen eine Abgrenzung hin zur Romantik feststellen. In Opposition zu den aufklärerischen Wertvorstellungen von Klarheit und somit auch von Ratio ist es dem Künstler oder Literaten im literarischen Zeitalter der Romantik ein Anliegen, Unklarheit zu schaffen. Damit ist nicht gemeint, fortan ohne Vernunft und Ratio im Alltag zu leben, sondern zumindest in der Welt der Künste sich von der Ratio für den Moment der Rezeption zu verabschieden und die emotionale Wirkung in den Vordergrund zu stellen, nicht den bloßen Gegenstand. Kritikpunkt zur Natürlichkeitsästhetik war das Berauben der Phantasie. Das Angleichen von Kunstwerk und Lebenswelt steht dabei im Kontrast zum Konzept der Macht der Einbildung. So kritisiert W. Schlegel die Natürlichkeitsästhetik in einer Vorlesung im Jahre 1802 „Sie verkannten durchaus die Rechte der Phantasie, und hätten, wo möglich, die Menschen gern ganz von ihr geheilt“.[6] Ratio verlangt Klarheit und Klarheit wiederum Ordnung. Diese Ordnung, die der Vernunft unterliegt, gilt es nun auf den Kopf zu stellen und einen anderen Zugang zum Gegenstand zu ermöglichen. Es gilt nun durch Verwirrung, so auch in der Poesie, die Gesetzmäßigkeiten der Logik außer Kraft zu setzen. So schreibt F. Schlegel zur Vernunft und der Poesie „Denn das ist der Anfang aller Poesie, den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Fantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur zu versetzen[...].[7]
3. Die Kritik des Klosterbruders
Die Erzählfigur der Herzensergießungen kennt solche aufklärerischen Theorien und wendet sich gegen „ihre[ ] eitlen und profanen Philosophasterey umschreibende Worte […]“[8] und weiter gegen „ die sogenannten Theoristen und Systematiker […]“[9].
Namentlich wird in den Herzensergießungen Basilius von Ramdohr genannt, ein konservativer Jurist und Diplomat[10]. Bereits im Prolog der Herzensergießungen wendet sich die Erzählfigur gegen dessen rationalistische Kunstbeschreibung und dass er bei ihm „nur weniges mit Wohlgefallen gelesen [habe]“[11]. Die Erzählfigur nennt nur „Schriften“[12], die er von Ramdohr gelesen hat. Welche Schriften es genau waren erfahren wir in den Herzensergießungen nicht. Da diese 1797 publiziert wurden, kann man Über Mahlerey und Bildhauerarbeit in Rom für Freunde des Schönen in der Kunst (M.u.B.) (1787) oder Charis oder Ueber das Schöne und die Schönheit in den nachbildenden Künsten (1793) von Ramdohr[13] in Betracht ziehen. Während seiner Studienzeit in Göttingen liest Wackenroder Ramdohrs Schrift M.u.B.[14]. Hier stößt Wackenroder auf die „weitgehend aufzählend-deskriptiv vorgestellt[en] und zuweilen auch negative bewertete[n] [Bilder]“[15]. Weiter finden sich dort auch Äußerungen wie „[…. ] eigentliche Anordnung […], seine Extremitäten sind ohne Noth verdreht, und convulsivisch verzerrt“. [16] Es ist bezeichnend, dass nicht nur die Erzählfigur an Ramdohrs kritischen Bemerkungen Anstoß nahm, sondern auch Vertreter wie Schiller und Goethe ihn nicht ernst nahmen. So Schreibt Schiller am 04. 10. 1793 an Gottfried Körner „ Ich wünschte Du läsest die neue Schrift von Ramdohr: Charis oder über das Schöne in bildenden Künsten. […] als der elendeste Wisch von der Welt als Philosophie des Schönen […]“[17]. Den Mittelpunkt der Aufklärungsästhetik beschreibt der Klosterbruders in dem Abschnitt Die Peterskirche mit den Worten „ Nach einem durch menschliche Vernunft berechneten Gleichmaaße und einer strengen, geistigen Ordnung der Dinge, wollen die Weisen unsre Erde neu erschaffen“.[18]
[...]
[1] Jeßing, Einführung, S. 166.
[2] Monika Schmitz- Emans: Romantik, S. 82.
[3] Detlef Krämer. Ästhetik, S. 16f, linke spalte.
[4] Vgl. Gerhard Neumann: Bild, S. 382-383.
[5] Vgl. Winfried Müller: Die Aufklärung, S. 107.
[6] A. W. Schlegel: Über Literatur, S. 68.
[7] Friedrich Schlegel: Gespräche , S. 195.
[8] W. H. Wackenroder. Historisch Kritische Ausgabe (HKA) I, S. 53.
[9] Ebd.
[10] Vgl. Dirk Kemper: Ramdohr, S. 286f, linke Spalte.
[11] HKA I, S. 53 .
[12] Vgl. Ebd.
[13] Vgl. Ebd, S. 310-311.
[14] Vgl. Ebd. S. 311.
[15] Ebd.
[16] Zitiert nach: Ebd.
[17] Friedrich Schiller: Briefwechsel, S. 289.
[18] HKA I, S. 179.
- Arbeit zitieren
- Davide Sole (Autor:in), 2008, Poetische Ekphrasis am Beispiel der "Zwei Gemäldeschilderungen" in Wilhelm Heinrich Wackenroders und Ludwig Tiecks Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90908
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