Friedrich August von Hayek zählt zu den bedeutendsten Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Er war österreichischer Sozialphilosoph und Ökonom und nannte sich selbst einen Theoretiker der Freiheit. In seinem 1960 veröffentlichten Werk "The Constitutions of Liberty" (deutsch: Die Verfassung der Freiheit (1971)) entwickelt von Hayek „die ethischen, anthropologischen und ökonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“. Im Folgenden sollen genauer auf die im zweiten Kapitel erläuterte Entwicklung der Zivilisation sowie den Hayek’schen Freiheitsbegriff eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Zivilisation nach F.A. von Hayek
3 DieEntwicklungderGesellschaft
4 Zusammenfassende Freiheitsdefinition nach F.A. von Hayek
5 Einordnung
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Friedrich August von Hayek (08. Mai 1899 - 23. Marz 1992), zahlt zu den bedeutendsten Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Er war osterreichischer Sozialphilosoph und Okonom und nannte sich selbst einen Theoretiker der Freiheit (vgl. Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft e.V. 2019). In seinem 1960 veroffentlichten Werk The Constitutions of Liberty (deutsch: Die Verfassung der Freiheit (1971)) entwickelt von Hayek „die ethischen, anthropologischen und okonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesell-schaftsordnung"(ebd.).
In dem Seminar Freiheitssoziologie wurden das erste und das zweite Kapitel aus diesem behandelt. Im Folgenden sollen genauer auf die im zweiten Kapitel erlauterte Entwicklung der Zivilisation, sowie dem Hayek'schen Freiheitsbegriff eingegangen werden.
2 Zivilisation nach F.A. von Hayek
Zivilisation ist nach von Hayek die fortgeschrittene Form sozialen Lebens. Ihr grower Vorteil besteht darin, dass die Individuen die Grenzen ihres eigenen Wissens uberschreiten und Nutzen aus Wissen Ziehen konnen, welches sie selbst nicht besitzen (vgl. von Hayek 1971: 31). In zivilisierten Gesellschaften profitieren Mitglieder vom kollektiven Wissensbestand, was ihnen einen Vorteil beim Erreichen von Zielen ermoglicht (vgl. ebd. 34). Von Hayek definiert den Begriff Wissen so, dass „alle Anpassungen des Menschen an die Umgebung, die auf vergangener Erfahrung beruhen, miteingeschlossen sind." (ebd. 35). Mit der Entwicklung des Wissens entwickelt sich die Zivilisation.
Diese Entwicklung findet nach von Hayek ungeplant stattfindet. Denn weder der Wissensbestand eines einzelnen Individuums noch der kollektive Bestand der gesamten Zivilisation ist vollkommen. So kann die Entwicklung nicht vorhergesagt werden. Vielmehr ist sie ein Zufallsprodukt, das aus dem Handeln mehrerer Generationen entsteht (vgl. ebd. 32). Da die Individuen in ihrem Handeln/re; sind, ist vollkommene Voraussicht - das bedeutet, vollkommenes Wissen - unmoglich. Der Entwicklungsprozess der freien Zivilisation wird nicht gelenkt.
Wurde diese Entwicklung der Gesellschaft nach von Hayek graphisch dargestellt werden, konnte diese Grafik wie folgt aussehen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dabei ist die Abbildung nur ein Ausschnitt des Entwicklungsprozesses. Die Zivilisation be-ginnt nicht, wie hier dargestellt, mit erfolgreichen Gruppen. Wie im Folgenden dargelegt wird, greifen diese auf bereits vorhandene Wissenswerkzeuge zuruck, urn sich durchzuset-zen. Der Entwicklungsprozess ist ein stetiger und die einzelnen Abschnitte verlaufen flie-Rend in einander uber. Weiter ist der Prozess nicht durch die Weitergabe an spatere Ge-nerationen abgeschlossen. In einer freien Gesellschaft konnen sich in jeder Generation erfolgreiche Gruppen mit ihren Ideen durchsetzen, die den Entwicklungsprozess voranbrin-gen. Im Folgenden soil auf die einzelnen Abschnitte genauer eingegangen werden.
3 DieEntwicklungderGesellschaft
Erfolgreiche Gruppen: Wie zuvor dargestellt, wird die Entwicklung der Zivilisation nicht bewusst gelenkt, da vollkommenes Wissen nicht erreicht werden kann und Voraussicht deswegen nur begrenzt moglich ist. Welche Richtung die Entwicklung einschlagen wird, hangt davon ab, welche Gruppen sich mit ihren Ideen durchsetzen. In einer freien Gesellschaft kann jedes Individuum alles versuchen, urn fur die Gesellschaft nutzliche Dinge zu tun (vgl. von Hayek 1971: 43f.). Die Mitglieder konnen die ihnen zur Verfijgung stehenden Mittel beliebig kombinieren und sich bemiihen, eine Idee zu entwickeln, die eine Chance auf Erfolg hat. „Die Freiheit, von der von einer Million Menschen nur einer Gebrauch ma-chen wird, kann fur die Gesellschaft wichtiger und fur die Mehrheit nutzbringender sein als eine Freiheit, die wir alle niitzen." (ebd. 43) Welche Gruppen sich mit ihren Ideen durchsetzen, hangt unter anderem davon ab, welche Ziele diese Gruppen verfolgen, welche Werte ihr Handeln bestimmen und welche Fahigkeiten sie besitzen (vgl. ebd. 48). Die Gruppen, die „die ,falschen' Ansichten hatten" (ebd.), gehen unter. Mitteilung von Informationen an die Gesellschaft: Die Ziele der Gruppen, die sich erfolg-reich durchsetzen, werden die Ziele aller Mitglieder einer Gesellschaft (vgl. ebd.). Sie stel-len eine Anderung dar, die sich durch Kommunikation von Informationen an alle Mitglie- Mitteilung an die Gesellschaft der der Gesellschaft verbreitet. Die Menschen passen sich nicht nur an, sondern sie ver-leiben diese Anderung ein. Sie gehort dann zum erweiterten Wissensbestand, an dem sich orientiert und nach dem gehandelt wird. Von Hayek fasst dies wie folgt zusammen: „Jede Anderung in den auGeren Umstanden wird eine gewisse Anderung in der Verwendung der Mittel, in der Richtung und der Art der menschlichen Handlungen, in Gewohnheiten und Brauchen notwendig machen. Und jede Anderung in den Handlungen der zunachst Be-troffenen wird weitere Anpassungen notwendig machen, die sich allmahlich auf die ganze Gesellschaft ausbreiten." (ebd. 38) Die Individuen sind unwissend und passen sich an, ohne zu wissen, ob die Ziele der erfolgreichen Gruppen langfristig zur Erhaltung der Zivilisation beitragen. Urn das besser nachvollziehen zu konnen, sollte der Blick auf die Mikroebene gerichtetwerden.
Entwicklung von Wissenswerkzeugen: Wenn das Individuum die Ideen der erfolgreichen Gruppen - seine Umgebung und der Wissensbestand dieser- intemalisiert, dann findet diese Intemalisierung - diese Anpassung und Einverleibung - Ausdruck in seinem Verhal-ten. RegelmaGigkeiten entstehen und Verhalten werden zu Gewohnheiten. Modifikation von Werkzeugen und Einrichtungen: Das Individuum gebraucht regelmafcig die „Traditionen" und Jnstitutionen" (ebd. 37) der Zivilisation, aber auch die vorhandenen Arbeitsgegenstande. All diese Anpassungen fasst von Hayek mit dem Begriff Wissenswerk-zeuge zusammen. Der Mensch benutzt andauemd Wissenswerkzeuge. Sie geben ihm Ori-entierung. Dabei weifc er im „allgemeinen [sic!] weder, warum er eine bestimmte Form von Werkzeugen gebraucht und nicht eine andere, noch wie viel davon abhangt, dafc [sic!] er gerade in dieser Weise handelt und nicht in einer anderen." (ebd.). Zeitliche Weitergabe an spatere Generationen: Ausdruck finden sie nicht nur im Handeln der Individuen, sondern auch durch „vorformulierte Regeln" (ebd. 45), die durch Sprache entauGert werden und so auf spatere Generationen ubertragen werden. Wahrend einige der „ungeplanten Neuerungen, die im Verlauf der standigen Anpassung entstehen" (ebd. 44) nur vorubergehend bestehen werden, stellen andere Verbesserungen und Erweite-rung des Wissensbestandes der Zivilisation dar (ebd.).
Wie bereits erwahnt, ist der Entwicklungsprozess hier nicht abgeschlossen. Denn die zahl-losen Werkzeuge, die taglich verwendet werden, bilden schliefclich die Grundlage fur das Entstehen neuer Ideen, die wiederum zukunftig in den erweiterten Wissensbestand einer Gesellschaft aufgenommen werden konnten (ebd. 46). „lm neuartigen Gebrauch und in der Verbesserung alles dessen, was uns die Einrichtungen der Zivilisation bieten, entste-hen die neuen Ideen, die schliefclich urn intellektuellen Bereich behandelt werden." (ebd.). Durch Ausarbeitung, Auswahl und Elimination bereits gebildeter Ideen kann sich der intel-lektuelle Prozess einer Gesellschaft und somit ihr Fortschritt stetig entwickeln (ebd. 47). Von Hayek fasst die zwei wesentlichen Aspekte des Zivilisationsprozesses wie folgt zusam-men: „die Mitteilung von Informationen unter Zeitgenossen, auf die sie ihre Handlungen grunden" (ebd. 37) und „die zeitliche Weitergabe unseres angesammelten Wissensbestan-des an die spateren Generationen" (ebd.).
4 Zusammenfassende Freiheitsdefinition nach F. A. von Hayek
Bei von Hayek baut die Entwicklung der freien Zivilisation darauf auf, dass bestimmte Gruppen mit bestimmten Ideen und Zielen sich erfolgreich durchsetzen und den Fortschritt vorantreiben konnen. Die Freiheit jedes Individuums ist die Grundbedingungen fur den intellektuellen Prozess der Zivilisation. „Das Wesentliche fur den gunstigen Ablauf dieses Prozesses ist, dass jeder Einzelne die Moglichkeit hat, nach seinen besonderen Kennt-nissen zu handeln, die immer einzigartig sind, was die besonderen Umstande betrifft, und dafc [sic!] er seine personlichen Fertigkeiten und Gelegenheiten, innerhalb der ihm be-kannten Grenzen fur seinen eigenen personlichen Zweck verwenden kann." (von Hayek 1971: 39) „Die ihm bekannten Grenzen" werden in der Verfassung der Freiheit ausge-druckt, die die Rechte jedes Individuums schutzen sollen. Dabei muss auf die bewusste Lenkung verzichtet werden. „Alle Einrichtungen der Freiheit, auch wenn wir uns dessen meistens nicht bewufct sind, (sind) Anpassungen an die grundlegende Tatsache des Unwis-sens (...)" (ebd. 41). Wenn dem nicht so ware und eine Verfassung die Freiheit des Individuums so einschranken wurde, dass es sich nicht frei entwickeln konnte, dann wurde dies den Fortschritt verhindern, denn „der ProzeG [sic!], in dem sich der Verstand entwickelt, beruht auf der Freiheit und Unvoraussagbarkeit des menschlichen Handelns." (ebd. 50)
5 Einordung
Grundbedingung fur die individuelle Freiheit ist bei von Hayek die Erkenntnis der Unwis-senheit und der damit verbundene bewusste Verzicht auf Lenkung. „Wenn es allwissende Menschen gabe, wenn wir nicht nur alles wissen konnten, wovon die Erfullung unserer gegenwartigen Wunsche abhangt, sondern auch alle unsere zukunftigen Bedurfnisse und Wunsche, gabe es wenig zugunsten der Freiheit zu sagen." (von Hayek 1971: 40). Die ver-fassungsgebende Institution hat dabei die Macht inne, die Freiheit des Individuums zu be-schranken und so den Entwicklungsprozess zu beeinflussen. Von Hayek kritisiert den Staat, wenn er schreibt „Wir sind nicht weit davon entfemt, dafc [sic!] die bewufct [sic!] organi-sierten For-men des Eingreifens in die personliche Freiheit, sowohl durch die Gewalt staatlicher Insti-tutionen als auch durch den Krafte der Gesellschaft jene spontanen Krafte zerstoren konnten, die den Fort-schritt moglich machten." (ebd. 50).
Auch bei John Stuart Mill (1860: Ober die Freiheit) hangt die individuelle Freiheit davon ab, inwieweit der Staat seine eigene Macht begrenzt. Mills Freiheitsprinzip besagt, die Freiheit des einzelnen durfe nur beschrankt werden, um sich selbst oder andere zu schutzen (vgl. Derpmann 2014:113). Mill formuliert „eine kategorische Zuruckweisung bestimmter Zwang der offentlichen Meinung" (ebd.), die Souveranitat der Individuen schutzen soil. Im dritten Kapitel Of individuality, as one of the elements of well-being betont Mill den Wert der menschlichen Individualist (vgl. ebd. 132). Jedem Indivi-duum muss die Freiheit auf Selbstentfaltung gegeben werden, damit es bestimmte Fahig-keiten, Geist und Moral entwickeln kann. Freiheit ist „Bedingung und Bestandteil von Zivi-lisation, Bildung, Erziehung und Kultur." (vgl. ebd. 135). Nur durch die strikte Zuruckweisung von Zwang und Kontrolle ist gesellschaftliche Entwicklung moglich. Es ergeben sich in den Freiheitsbegriffen von Mill und von Hayek Paralleled Beide vertre-ten liberale Ansichten und behandeln in ihren Schriften das Prinzip negativer Freiheit. Durch den Verzicht auf Zwang und Lenkung konnen die Individuen selbstbestimmt han-deln und Fahigkeiten entwickeln, wodurch neue Ideen entstehen, die Potential auf Erfolg haben. Mill wie auch von Hayek vertreten utilitaristische Ansichten: Nur dadurch, dass alien Individuen diese Freiheit gegeben wird, existiert eine Wahrscheinlichkeit, dass das Potential eines Einzelnen zum Vorschein kommt und den gesellschaftlichen Fortschritt vo-ranbringt. Der Staat darf nur zum Schutz der Individuen eingreifen. Ware die Freiheit von Zwang nicht gegeben, wurde die Zivilisation sich nicht entwickeln konnen (vgl. von Hayek 1971:50)
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- Rebecca Sievers (Author), 2019, Der Freiheitsbegriff bei Friedrich August von Hayek. Die schöpferischen Kräfte einer freien Zivilisation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/906904
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