Bei der Definition von sexuellem Missbrauch stößt man auf verschiedene Probleme
und Fragestellungen. Wo fängt sexueller Missbrauch an und wo hört er auf?
Der Ausdruck und Austausch von Liebe und Zärtlichkeit ist von Familie zu Familie
unterschiedlich. Den Gewohnheiten entsprechend setzt sich jeder Mensch andere
Grenzen bezüglich Körperkontakt. Während das eine Kind es mag, wenn man ihm
über den Kopf streichelt, so findet ein anderes Kind es vielleicht ungewöhnlich und
fremd, weil es diese Art von Zärtlichkeit in seiner Umgebung nicht erfahren hat. Dazu
kommt noch, wer diese Zärtlichkeiten am Kind ausübt. Das Kind mag vielleicht von
der Mutter gerne gestreichelt werden, verabscheut aber Zärtlichkeiten von jeder
anderen Person. All diesen verschiedenen Eigenschaften kann eine einzige
Definition kaum gerecht werden. In einer Familie, in der es nicht üblich ist, sich nackt
voreinander zu zeigen, kann ein sexueller Missbrauch sich schon dahinter verbergen,
wenn sich nun plötzlich ein Elternteil nackt vor dem Kind zeigt. Sexueller Missbrauch
muss also nicht unbedingt physisch sein, er kann auch rein psychisch stattfinden.
Inhaltsverzeichnis
A Sexueller Missbrauch
1. Definition sexuellen Missbrauchs
2. Ausmaß sexuellen Missbrauchs - Zahlen & Fakten
3. Die Täter
4. Die Opfer
5. Folgen und Auswirkungen sexuellen Missbrauchs
6. Prävention
7. Das CAPP-Modell
B Buchanalyse „Die Königin der Kelche“
1. Entstehung, Illustration und äußerer Aufbau
2. Inhaltsangabe
3. Inhaltliche Analyse
4. Beurteilung und Schlusswort
Teil A: Sexueller Missbrauch
1. Definition sexuellen Missbrauchs
Bei der Definition von sexuellem Missbrauch stößt man auf verschiedene Probleme und Fragestellungen. Wo fängt sexueller Missbrauch an und wo hört er auf?
Der Ausdruck und Austausch von Liebe und Zärtlichkeit ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Den Gewohnheiten entsprechend setzt sich jeder Mensch andere Grenzen bezüglich Körperkontakt. Während das eine Kind es mag, wenn man ihm über den Kopf streichelt, so findet ein anderes Kind es vielleicht ungewöhnlich und fremd, weil es diese Art von Zärtlichkeit in seiner Umgebung nicht erfahren hat. Dazu kommt noch, wer diese Zärtlichkeiten am Kind ausübt. Das Kind mag vielleicht von der Mutter gerne gestreichelt werden, verabscheut aber Zärtlichkeiten von jeder anderen Person. All diesen verschiedenen Eigenschaften kann eine einzige Definition kaum gerecht werden. In einer Familie, in der es nicht üblich ist, sich nackt voreinander zu zeigen, kann ein sexueller Missbrauch sich schon dahinter verbergen, wenn sich nun plötzlich ein Elternteil nackt vor dem Kind zeigt. Sexueller Missbrauch muss also nicht unbedingt physisch sein, er kann auch rein psychisch stattfinden.
Es gibt zahlreiche Versuche, sexuellen Missbrauch zu definieren. Im Folgenden führe ich diejenigen an, in denen versucht wird, möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen:
„Sexuelle Ausbeutung von Kindern durch Erwachsene (oder ältere Jugendliche) ist eine sexuelle Handlung eines Erwachsenen mit einem Kind, das aufgrund seiner emotionalen und intellektuellen Entwicklung nicht in der Lage ist, dieser Handlung informiert und frei zuzustimmen. Dabei nutzt der Erwachsene die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Erwachsenen und Kindern aus, um das Kind zur Kooperation zu überreden und zu zwingen. Zentral dabei ist die Verpflichtung zur Geheimhaltung, die das Kind zur Sprachlosigkeit, Wehrlosigkeit und Hilflosigkeit verurteilt“ (S.M. Sgroi).[1]
Im Internet findet sich unter „Informationen über sexuellen Kindesmissbrauch“ eine Definition, die ähnlich ist:
„Sexueller Missbrauch von Kindern ist jede sexuelle Handlung eines Erwachsenen mit einem Kind. Kinder sind aufgrund ihrer emotionalen und kognitiven Entwicklung und aufgrund des Abhängigkeits- und Machtverhältnisses zwischen Kindern und Erwachsenen nicht in der Lage, diesen Handlungen wissentlich, informiert und frei zuzustimmen (`informed consent`). Beim Missbrauch nutzt der Erwachsene seine Machtposition und Autorität aus, um das Kind zur Kooperation zu überreden oder zu zwingen. Er übertritt dabei geltende Familienregeln und gesellschaftliche Tabus. Entscheidend ist die Absicht des Erwachsenen, sich einem Kind zu nähern um sich sexuell zu erregen oder zu befriedigen.“
Hannelore Kastner, die selbst sexuellen Missbrauch erfahren musste, hat in ihrem Buch eine ganz eigene Definition, die sehr emotional geprägt ist. Auf Seite 10 erklärt sie:
„Ich nenne es: Heimliche unheimliche Übergriffe sexueller Art auf Körper, Seele und Geist von Kindern. Heimlich, weil niemand etwas davon und darüber wissen darf, weil niemand darüber reden darf. Unheimlich, weil die Übergriffe Seele und Geist der Kinder fast immer irreversibel verwirren, zugrunde richten, abtöten, töten. Übergriffe, weil sie ohne Einwilligung der Kinder stattfinden und sie den Kindern jedes Recht auf selbstbestimmte Körperkontakte absprechen. Sexueller Art, weil es um sexuelle Handlungen und um die Befriedigung sexueller Bedürfnisse von Erwachsenen an Kindern geht.“
Sehr kompakt ist eine Definition von G. Stanzel:
„Sexueller Missbrauch an Mädchen [und Jungen] ist körperliche und psychische Gewaltanwendung und Machtausübung mittels sexueller Handlungen am Körper und an der Seele eines Mädchens [oder eines Jungen].“[2]
2. Ausmaß sexuellen Missbrauchs – Zahlen & Fakten
Da die Opfer meist zur Geheimhaltung gezwungen werden oder aus Scham nicht über ihren Missbrauch reden wollen, gibt es keine genauen Zahlen über das Ausmaß sexuellen Missbrauchs. Es lassen sich die Zahlen der angezeigten Fälle nennen, aber es gibt auch Dunkelschätzungen.
Im Jahre 1992 wurden in Deutschland 16.442 Fälle angezeigt; 1996 waren es 19.522 Anzeigen. Die Dunkelziffer, die man nach einer BKA-Studie von 1985 und dem 6. Jugendbericht der Bundesregierung mit einem Verhältnis von 1 : 18 errechnet, ergibt, dass jährlich in Deutschland 300.000 Kinder sexuell missbraucht werden. Dabei treffen über 50 % der Fälle auf Vorschulkinder zu.
Bei ca. 60 – 70 % der Fälle handelt es sich um einen einmaligen sexuellen Missbrauch. Beginnt der Missbrauch vor dem 10. Lebensjahr und liegt der Täter sogar in der Kernfamilie, so geht man davon aus, dass der Missbrauch ca. 6 – 7 Jahre andauert. Setzt der Missbrauch erst nach dem 10. Lebensjahr ein, so dauert er etwa knapp 4 Jahre. Aus verschiedenen Untersuchungen zur Dauer des Missbrauchs lässt sich eine durchschnittliche Missbrauchsdauer von ungefähr drei Jahren errechnen. Mit dem Beginn der Pubertät endet meistens der Missbrauch.
3. Die Täter
Sexueller Missbrauch kann in allen Schichten der Bevölkerung vorkommen, d.h. er spielt sich auch in scheinbar „heilen“ Familien ab. Zum größten Teil geht sexueller Missbrauch von Männern aus, aber auch Frauen sind mit ca. 5 % unter den Tätern.[3]
Die Täter sind schwerpunktmäßig im Alter von 30 bis 45 Jahren, was sich damit erklären lässt, dass sie in diesem Alter am häufigsten den Kontakt zu Kindern und somit die Gelegenheit zur Tat haben.
4. Die Opfer
Opfer sind nicht nur Mädchen, wie fälschlicherweise oft angenommen wird, sondern auch Jungen. Hierzu gibt es verschiedene Untersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Im Folgenden verwende ich die Zahlen, die in der von mir ausgewählten Literatur am häufigsten vorkamen.
Man geht davon aus, dass etwa 76 % der missbrauchten Opfer weibliche und etwa 24 % der missbrauchten Opfer männliche Kinder sind. Da sexuelle Gewalt gegen Jungen noch immer ein Tabu ist, geht die Wissenschaft jedoch von einer wesentlich höheren Zahl missbrauchter Jungen aus, als bisher bekannt ist.
Sexueller Missbrauch findet an Kindern jedes Alters statt. Nach einer BKA-Statistik von 1990 gibt es folgende prozentuale Verteilung:
8 % der Opfer zählen zur Altersstufe 0 bis 6 Jahre,
17 % der Opfer zählen zur Altersstufe 6 bis 8 Jahre,
22 % der Opfer zählen zur Altersstufe 8 bis 10 Jahre,
53 % der Opfer zählen zur Altersstufe 10 bis 14 Jahre.
Diese Angaben beziehen sich lediglich auf die aufgedeckten Fälle. Seltener werden Fälle aufgedeckt, bei denen der Missbrauch im jungen Alter stattfand, da die Kinder den Missbrauch zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig einschätzen können und nicht wissen, dass dies nicht „normal“ ist, was mit ihnen geschieht. Fälle, in denen die Opfer älter sind, werden häufiger aufgeklärt, weil sich ältere Kinder schon besser zur Wehr setzen können und sie mehr Kontakte nach außen haben, sodass sie Hilfe suchen können.
Nach der Polizeilichen Kriminalstatistik von 1993 lag das Durchschnittsalter zu Beginn des Missbrauchs bei den Mädchen bei 11,5 und bei den Jungen bei 11,3 Jahren.
5. Folgen und Auswirkungen sexuellen Missbrauchs
Sexueller Missbrauch kann körperliche Verletzungen und Krankheiten sowie psychosomatische und psychische Erkrankungen zur Folge haben, aber auch in emotionalen Reaktionen und im sozialen Verhalten können Folgen erkennbar werden.
Körperliche Verletzungen oder Erkrankungen können sein: Verletzungen an der Oberschenkelinnenseite und den Geschlechtsteilen (z.B. Striemen oder Bisswunden), Deflorationen, Darmrisse, Infektionen, Geschlechtskrankheiten und Aids, aber auch Fehlgeburten bei Vater-Tochter-Inzest.
Als psychische Folgeschäden des sexuellen Missbrauchs betrachtet man sämtliche, vorübergehend oder anhaltend auftretende krankhafte abweichende Verhaltensweisen oder negative Gefühlserlebnisse des Opfers, die unmittelbar auf dem Sexualakt mit dem Täter, auf den Begleitumständen der Tat oder auf einer späteren Aufarbeitung der Tat im Rahmen einer Therapie oder eines Gerichtsverfahrens beruhen. Die Folgeerscheinungen müssen dabei von einem inneren Zusammenhang mit dem sexuellen Charakter des Geschehens gekennzeichnet sein. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen von sexuellem Missbrauch zählen Schlafstörungen, Sprachstörungen, Hauterkrankungen, Essstörungen und nicht organisch bedingte Menstruationsbeschwerden.
Emotionale Reaktionen der Opfer sind meist Scham- und Schuldgefühle, starke Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle sowie Angstzustände und Hilflosigkeit.
Die Opfer empfinden nach der Tat außerdem Gefühle wie Ekel, Verwirrung, Wut, Sprachlosigkeit, Hass und Trauer. Auch Nägelkauen und Haareausreißen oder gar Suizidversuche können Reaktionen des Opfers auf die Tat sein. Nicht selten versuchen die Opfer das Erlebte durch Drogenkonsum zu verdrängen. Nach US-amerikanischen Studien wurden etwa 80 % aller weiblichen Drogenabhängigen in ihrer Kindheit von Familienangehörigen sexuell missbraucht.[4]
[...]
[1] M. Born: „Sexueller Missbrauch – ein Thema für die Schule?“, S. 16
[2] Koch & Kruck: „Ich werd`s trotzdem weitersagen!“, S. 6
[3] Europäische Hochschulschriften, S. 73
[4] M. Born: „Sexueller Missbrauch-ein Thema für die Schule?“
- Citation du texte
- Aline Numrich (Auteur), 2001, Sexueller Missbrauch unter Einbezug des Romans "Die Königin der Kelche" von Francesca Lia Block, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9059
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