Dieses Dossier beschäftigt sich mit dem Roman „Tage des Zorns“ von Easterine Iralu. Das Erscheinungsdatum des Romans ist datiert auf das Jahr 2009 in Neu-Delhi, Indien. Der Originaltitel lautet: „A Terrible Matriarchy“. Die übersetzte Auflage ist 2010 in Frankfurt am Main erschienen und wurde von Mayela Gerhardt ins Deutsche übertragen. Herausgeben wurde er Roman vom Internationalen Netzwerk „Städte der Zuflucht- International Cities of Refuge Network“.
Dieses Dossier beschäftigt sich mit dem Roman „Tage des Zorns“ von Easterine Iralu. Das Erscheinungsdatum des Romans ist datiert auf das Jahr 2009 in Neu-Delhi, Indien. Der Originaltitel lautet: „A Terrible Matriarchy“. Die übersetzte Auflage ist 2010 in Frankfurt am Main erschienen und wurde von Mayela Gerhardt ins Deutsche übertragen. Herausgeben wurde er Roman vom Internationalen Netzwerk „Städte der Zuflucht- International Cities of Refuge Network“.
Die Autorin Eastrine Iralu ist eine Schriftstellerin, die aus dem Nagaland im Nordosten Indiens stammt. Sie wurde dort 1959 geboren und ist promovierte Anglistin und Journalistin. Erstmals in Erscheinung trat sie im Jahr 1982 mit Kurzgeschichten und Gedichten, die vor allem auf Englisch verfasst wurden. Seit 2005 lebt sie in Norwegen, wo sie weiterhin als Schriftstellerin tätig ist. In ihrer Literatur setzt sie sich oftmals mit dem Konflikt der Naga-Bevölkerung und der indischen Zentralregierung auseinander, der oftmals von Gewalt geprägt ist. Das Motiv ihrer thematischen Zentrierung ist die eigene Flucht aus Indien, aus dem zuvor genannten Grund. Neben der Übersetzung des Romans „A Terrible Matriarchy“, sind einige ihrer Bücher ins Norwegische übersetzt worden. Mittlerweile verfasst sie Kinderliteratur auf Englisch, als auch auf Norwegisch.
Dielieno, ist die Protagonistin des Romans die in der Ich-Perspektive ihre Kindheit erzählt, die vom Matriarchat geprägt ist, in der ihre Großmutter die bevorzugte Stellung in der Familie innehat. Sie ist ein junges Mädchen, das zum Stamm der Naga gehört und im Nordosten Indiens lebt. Als fünfjähriges Mädchen kommt sie zu ihrer Großmutter, von der sie bereits voreingenommen ist. Die Großmutter besteht bei ihrer Schwiegertochter darauf, das Mädchen zu sich zu nehmen, damit Dielieno nicht unter der Sanftmütigkeit der Mutter aufwächst. Dielieno fühlt sich unter der ständigen Beobachtung ihrer Großmutter, während die Brüder anders behandelt werden. Sie empfindet nicht nur einen anderen Umgang mit ihrer Großmutter im Vergleich zu ihren Brüdern, sondern auch einen strengeren Umgang. Während die Brüder eine Schulbildung erhalten sollen, sieht die Großmutter das für Dielieno nicht vor. Denn die Bildung war in den Augen der Großmutter eher eine Barriere und eine Zeitverwendung, da das eigentliche Ziel der Erziehung aus dem Blick geraten würde: eine gute Haus- und Ehefrau zu werden. Zu Dielienos Glück, konnte ihr Vater Überzeugungsarbeit leisten, sodass sie auch die Schule besuchen durfte.
Neben den Verpflichtungen in der Schule bzw. für die Schule, durfte Dielieno aber vor allem ihre Pflichten und Aufgaben im Haushalt keinesfalls vernachlässigen. Auch der spielerische Kontakt mit Gleichaltrigen spielte in dem Alltag von Dielieno keine Rolle. Dielienos Großmutter hielt Zuneigung, Liebe und die Freizeit des kleinen Mädchens, sowie Fleisch bei den Mahlzeiten für überflüssig. Doch Dielieno wird der Doppelbelastung zwischen der Schule und dem Haushalt gerecht und schreibt durchweg gute Leistungen. Sie verliert zwei ihrer vier Brüder. Der eine Bruder stirbt aufgrund einer Lungenerkrankung und der andere aufgrund einer Alkoholabhängigkeit. Anders als ihre Großmutter es beabsichtigt, trotzt Dielieno dem Willen ihrer Großmutter und entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen Frau, die ihren eigenen Weg geht und vor Mündigkeit nur so strotzt.
Der Roman verteilt sich über 29 Kapitel, in denen das Leben von Dielieno thematisiert wird. Dabei werden die wichtigsten Lebensabschnitte des kleinen Mädchens dargestellt bis sie die Adoleszenzphase erreicht hat und sich vermählt.
Zwei Aspekte sind im Blick auf die Intention des Romans interessant zu betrachten. Zum einen wird hier das Matriarchat thematisiert, dass in der nordwestlichen Umgebung Indiens von der Gesellschaft gelebt wird. Und zum anderen geht es um das Ungleichgewicht der Geschlechter und im Besonderen um die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts innerhalb der Familie.
Die Gesellschaftsordnung des Matriarchats ist die bevorzugte Stellung der Frau bei dem Staat und in der Familie und in der die Erbfolge und die soziale Stellung von der weiblichen Seite ausschlaggebend ist.
Unwiderruflich steht in dem Roman die Großmutter als Matriarchin im Zentrum der Familie. Obwohl sie selbst weiblich ist, hält sie von den weiblichen Mitgliedern ihrer Familie wenig und bringt dies auch oft zum Ausdruck. Während die Brüder von Dielieno mehr Nahrung bekommen und sich nur ihrer schulischen Bildung widmen müssen, wird von Dielieno mehr erwartet und weniger Achtung geschenkt. Im Gegensatz zu ihren beiden Brüdern bekommt sie nur die schlechten und kleinen Stücke Fleisch zur Mahlzeit dazu. Fleisch ist in der Gesellschaft essenziell in der Nahrung und die Verweigerung dessen mag bedeuten, dass den Frauen die Lebenskraft verweigert wird.
„ Welches St ü ck m ö chtest du? “ fl ö tete sie und sch ö pfte Fleisch und H ü hnerbr ü he. Ich meldete mich schnell: „ Ich m ö chte die Keule, Gro ß mutter, gib mir die Keule. “ „ Dich hab ich nicht gefragt, dummes M ä dchen “ , sagte sie und legte meinem Bruder rasch die H ü hnerkeule auf den Teller. „ Das St ü ck ist immer f ü r Jungen. M ä dchen m ü ssen die anderen Stücke essen. “ (Kap. 2)
Wie „unangemessen“ indische Frauen zu der Zeit angesehen werden, zeigen weitere Textstellen deutlich. Hier ein Beispiel:
„ M ä dchen werden niemals als echte Familienmitglieder betrachtet. Ihre Mission im Leben ist es, zu heiraten und Kinder zu haben und in der Lage sein, Essen zu kochen und zu weben und sich um den Haushalt zu k ü mmern. Wenn sie heiraten, w ü rden sie immer als jemandes Frau oder jemandes Mutter bekannt sein, aber niemals als jemandes Tochter. “ (Kap. 14)
„ War sie w ü tend auf dich, weil du ein M ä dchen zu Welt gebracht hast? “ Diese Frage an meine Mutter konnte ich mir nicht verkneifen. „ Nein, nat ü rlich nicht, das w ä re eine S ü nde gewesen. Aber sie war an dir nicht so interessiert wie an deinen Br ü dern. Sie ist in dem Glauben erzogen worden, dass M ä dchen schwach und weniger wert sind als Jungen. Das hat man uns allen so beigebracht. Aber jetzt wei ß ich es besser. Ich staune oft dar ü ber, wie viel Kraft du hast, Lieno. “ (Kap. 5)
Im letzten Textauszug ist zu bemerken, dass die Denkweise der nachfolgenden Generation der Großmutter ein anderes Gedankengut besitzt. Geschickt webt Easterine Iralu in diesem Bildungsroman die Lebensgeschichten von drei Generationen von Frauen, Dielieno, ihrer Mutter und ihrer Großmutter, ineinander und beschreibt anhand der sich während dieser drei Generationen verändernden Geschlechterbeziehungen die Spannungen, denen die Naga-Gesellschaft ausgesetzt ist. Auf der einen Seite sind in der Gesellschaft weniger wert und auf der anderen Seite bildet sich eine neue Perspektive der Betrachtungen hinsichtlich der Geschlechter. Zum Ende des Romans bekommt man außerdem einen Einblick darauf, wie sich das Verhalten der Großmutter gegenüber Dielieno erklären lässt und dass dieses weniger mit Antisympathie zusammenhängt, sondern mit kultur- und zeitgenössischen Aspekten. Insgesamt gibt der Roman Einblick in eine bisher unbekannte Kultur, eine andersdenkende Gesellschaft und drei verschiedene Denkweisen aus unterschiedlichen Generationen.
Sprachliche Besonderheiten weist der Roman bzw. die Übersetzung aus dem Englischen weniger auf. Iralu hat sich durchweg einem niederschwelligen Wortschatz bedient, was bei der Thematik durchaus angebracht scheint. Der Roman behandelt vorrangig Alltagsthemen bzw. Alltagserzählungen der Protagonistin.
Auffällig in dem Roman ist allerdings, dass Vornamen spärlich verwendet werden. So wird Dielieno vorwiegend mit „Mädchen“ angesprochen. Auch ihre Tanten und Onkel spricht die Protagonistin nicht mit den Vornamen an, sondern stets mit Tante und Onkel. Vornamen werden im Roman eher benutzt, wenn über Personen gesprochen wird und nicht wenn diese angesprochen werden. Kulturspezifisch-sprachlich differenziert sind im Roman vorwiegend die Vornamen. In Ausnahmefällen werden in der Übersetzung Fremdwörter verwendet. Ein Beispiel:
„ Hol die Tapioka herein “ , sagte Gro ß mutter.
Tapioka ist Stärke, die aus der Maniokwurzel hergestellt wird. Dieses Kartoffelähnliche Gemüse, wird vorwiegend in Asien gegessen und ist uns daher unbekannt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Übersetzung des Romans „A Terrible Matriarchy“ durchweg als gelungen bewertet werden kann. Es gibt weder Verständnisschwierigkeiten, bis auf einzelne Begriffe, noch hat man das Gefühl, das der Kontext nicht kohärent ist.
„Tage des Zorns“ ist ein Roman, der ein kulturübergreifendes Problem darstellt, die Diskriminierung der Frau und dabei trotzdem kulturspezifisch erzählt, wie ein Kind inmitten von Krieg und Armut in Indien aufwächst.
[...]
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2019, Zum Roman "Tage des Zorns" von Easterine Iralu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/904838
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.